202
Spanien und Baiern wollten sie nicht anerkennen und erklärten
ihr den Krieg. Friedrich sandte sogleich einen Boten nach Wien
und ließ der Kaiserin seine Hülfe anbieten, wenn sie ihm Schlesien
abtreten wolle, worauf Preußen Erbansprüche hatte. Sein Aner-
bieten ward abgelehnt. Nun griff Friedrich zu den Waffen,
rückte plötzlich in Schlesien ein und nahm in wenigen Wochen
das Land mit Gewalt.
Obgleich Maria Theresia mit Hülfe ihrer getreuen Ungarn
alle ihre Feinde besiegt hatte, gelang es ihr dennoch nicht, Frie-
drich aus Schlesien zu vertreiben; denn in zwei Kriegen siegte
dieser, und die Kaiserin mußte im Frieden zu Dresden 1745
Preußen den Besitz von Schlesien bestätigen. — Friedrich aber
zog unter dem Jubel der Einwohner in Berlin ein, und überall
in fremden Landen nannte man seinen Namen mit Achtung. Büttner.
255. Der siebenjährige Krieg (1756—1763).
Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht ver-
schmerzen. Sie suchte daher nach einer Gelegenheit, die schöne
Provinz wieder zu gewinnen. Und da kam es ihr zu statten,
daß Preußens rasches Emporsteigen auch bei anderen Staaten
Neid und Eifersucht erregte. So verbanden sich in der Stille
Österreich. Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden, den
König von Preußen wieder zum Range eines Kurfürsten von
Brandenburg herabzudrücken. Und es schien unmöglich, daß
Friedrich den Kampf gegen mehr als halb Europa zu bestehen
imstande wäre. Indes besann sich der kühne Held nicht lange.
Sobald er von dem geheimen Bündnis Kenntnis erhalten, be-
schloß er, seinen Feinden zuvorzukommen. Unvermutet drang er
in Sachsen ein,, und brachte das Land in seine Gewalt. Die
heranrückenden Österreicher wurden geschlagen, das sächsische Heer
gefangen genommen. Das war der Anfang des großen sieben-
jährigen Krieges. — Friedrichs plötzlicher, glücklicher Angriff
brachte alle seine Feinde in Bewegung. Außer den Österreichern
rückten nun auch Franzosen, Russen und Schweden gegen ihn
ins Feld, und selbst das deutsche Reich sandte ein Heer aus, um
den Preußenkönig demütigen zu helfen. So stand eine Macht
von mehr als einer halben Million Kriegern gegen ihn unter
Waffen, denen er mit aller Mühe kaum 200,000 Mann ent-
gegenstellen konnte. Aber er verzagte nicht und begann mutig
den Riesenkampf. Viele blutigen Schlachten wurden in diesem
Kriege geschlagen, und es gehörte wirklich ein Held dazu, wie
Friedrich, um nicht zu unterliegen. Besonders blutig war die
siegreiche Schlacht bei Prag (1757), in welcher der Feldmarschall
Schwerin den Heldentod starb. Von diesem sagte der König,
daß er mehr wert sei, als 10,000 Mann. In demselben Jahre
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Schlesien Dresden Berlin Frankreich Sachsen Schweden Brandenburg Europa Sachsen Friedrichs Schweden Prag Schwerin
wie greifender Wein; drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes
sein. Juchheirassasah! :c.
3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank, der mutig
auf gen Himmel den Degen noch schwang; da schwur er beim
Eisen gar zornig und hart, den Wälschen zu weisen die echt-
deutsche Art. Juchheirassasah! :c.
4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang,
hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang! Da ist
er's gewesen, der Kehrauö gemacht, mit eisernem Besen das Land
rein gemacht. Juchheirassasah! re.
5. Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen Strauß, daß
vielen tausend Welschen der Atem ging aus; viel Tausende liefen
dort hast'gen Lauf; zehntausend entschliefen, die nie wachen auf.
Juchheirassasah! k.
6. An: Wasser derhatzbach er's auch hat bewährt; da hat
er die Franzosen das (schwimmen gelehrt. Fahrt wohl, ihr
Franzosen, zur Ostsee hinab! und nehmt, Ohnehosen, den Wal-
fisch zum Grab. Juchheirassasah! rc.
7. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da
schirmte die Franzosen nicht Schanze, nicht Burg! da mußten sie
springen wie Hasen übers Feld, und hell ließ erklingen sein
Hussah der Held. Juchheirassasah! ec.
8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht; da
brach er den Franzosen das Glück und die Macht; da lagen sie
sicher nach blutigem Fall; da ward der Herr Blücher ein Feld-
marschall. Juchheirassasah! ec.
9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren, heraus! Du reite,
Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen
zum Rhein, übern Rhein, du tapferer Degen, in Frankreich
hinein! Juchheirassasah! rc. Arndt.
269. Die Schlachten bei Ligny und Waterloo.
Nach dem Sturze Napoleons traten die Fürsten Europas in
Wien zu einer Versammlung (Kongreß) zusammen, um über die
Neugestaltung der europäischen Staaten zu beraten. Da plötz-
lich verließ Napoleon mit 1100 Mann seiner Leibwache die Insel
Elba und landete in Frankreich. Mit Jubel wurde er überall
aufgenommen und zog schon am 20. Tage feierlich in Paris ein.
Auf die Nachricht hiervon sprachen die versammelten Fürsten so-
gleich die Acht über den Friedensstörer aus, und ihre Heere
marschierten aufs neue Frankreich zu.
Auch Napoleon hatte unterdessen mit erstaunlicher Schnellig-
keit eine große Armee aufgeboten. Damit brach er eilig gegen
die Niederlande auf. Dort stand Blücher mit einem preußischen
und Wellington mit einem englischen Heere. Napoleon warf sich
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Extrahierte Personennamen: Arndt Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Frankreich Napoleons Europas Wien Elba Frankreich Paris Frankreich Niederlande Wellington
217
am 16. Juni 1815 bei Ligny mit solchem Ungestüm auf,, die
Preußen, daß dieselben nach einem schrecklichen Kampfe der Über-
macht weichen mußten. Doch zogen sie sich in guter Ordnung
zurück. Nun griff Napoleon am 18. Juni 1815 die Engländer
bei Waterloo an. Lange schwankte die Schlacht. Da kamen
gegen Abend die Preußen noch rettend zu hülfe herbei. Jetzt
wurden die Franzosen vollständig besiegt. Napoleon stoh eiligst
nach Paris zurück und suchte nach Amerika zu entkommen.
Allein er mußte sich an ein englisches L-chiff ergeben. Die Ver-
bündeten zogen nun im Juli 1815 wiederum in Paris ein.
Hier schlossen sie den zweiten Pariser Frieden. Napoleon, der
Stifter so schrecklichen Unheils, wurde auf die Insel Lst. Helena
verbannt, wo er im Jahre 1821 starb. Während dieser Vor-
gänge waren auch die europäischen Staatenverhältnisse durch den
Kongreß zu Wien endgültig geordnet worden. Die vertriebenen
Fürsten kehrten überall auf ihre Throne zurück. Preußen erhielt
seine verlorenen Landesteile wieder und außerdem Schwedisch-
Pommern mit Rügen, die Provinz Sachsen und die Rhein-
provinz. Die deutschen Staaten bildeten den deutschen Bund.
Die Gesandten derselben traten zu Frankfurt zum sogenannten
Bundestag zusammen, der unter dem Vorsitze Österreichs fortan
die Geschicke Deutschlands leiten sollte. Friedrich Wilhelm Iii.
starb im Jahre 1840.
270. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861).
Auf Friedrich Wilhelm Iii., den „Gerechten“, wie sein
Volk ihn nannte, folgte als König von Preussen 1840 sein
ältester Lohn Friedrich Wilhelm Iv. Das war ein Fürst
von hoher Geistesbildung, der in sich die edlen Eigenschaf-
ten seines biederen Vaters und seiner hochherzigen Mutter,
der Königin Luise vereinigte. Er erklärte bei seinem
Regierungsantritte, dass er entschlossen sei, „in den Wegen
des Vaters zu wandeln, für die Erhaltung des Friedens
Sorge zu tragen und das Regiment in der Furcht Gottes
und der Liebe der Menschen zu führen.“ Auch bekundeten
des Königs Handlungen die trefflichsten Absichten für
Preussens und Deutschlands Entwickelung. Durch die Er-
richtung des vereinigten Landtags gewährte er seinem
Volke eine grössere Beteiligung an den Staatsangelegenheiten.
Mit Eifer war er bemüht, dem deutschen Bunde eine wür-
digere Stellung unter den grossen Staaten Europas zu ver-
schaffen. Für das kirchliche Leben, für Stiftungen der
Frömmigkeit und Wohlthätigkeit, hatte er stets ein warmes
Herz und eine freigebige Hand. „Ich und mein Haus,
wir wollen dem Herrn dienen“, bekannte er laut vor den
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Amerika Paris Wien Schwedisch-
Pommern Rhein- Frankfurt Deutschlands Gottes Deutschlands Europas
209
zur Gemahlin erkoren. Sie war ein Bild der Anmut und
Freundlichkeit, und in ihrem Gemüte wohnte Frömmigkeit und
Wohlwollen gegen jedermann. Im Jahre 1794 wurde sie Kron-
prinzessin von Preußen. Das war ein Jubel in Berlin, als
der Kronprinz an ihrer Seite seinen Einzug hielt. Hätten sie
Blumen gehabt in den kalten Dezembertagen, sie hätten ihnen
den Weg damit reichlich bestreut. Sie ließen es auch so nickt
fehlen, das junge Paar festlich zu empfangen, und das ganze
Land freute sich mit. Denn so ist es immer gewesen in Preußen:
die Festtage des hohen Fürstenhauses sind auch die Festtage des
Volkes. Das neuvermählte Paar führte eine glückliche und ge-
segnete Ehe. Nirgends weilten sie lieber als daheim in ihrer
Häuslichkeit. An den Festlichkeiten, die man wohl an Fürsten-
höfen feiert, hing ihr Herz nicht. — Dem Volk gefiel es, daß
Luise ein Herz für die Leiden und die Not der Armen hatte; ihre
Leutseligkeit und ihr mildes Wesen gewann ihr aller Herzen.
Das hohe Paar verkehrte auch gern mit gewöhnlichen Leuten.
Das blieb so, als der Kronprinz König geworden war.
Nicht weit von Potsdam liegt das Gut Paretz. Dort ver-
weilten Friedrich Wilhelm und Luise oft und gern und verlebten
da vergnügliche Tage. Der König ließ sich gern als den
„Schulzen von Paretz" ansehen, und seine Gemahlin hieß „die
gnädige Frau von Paretz." Die hohe königliche Frau verkehrte
gar leutselig mit den schlichten Landleuten. Wenn sie in Paretz
die Garben eingebracht hatten und das Erntefest bei Spiel und
Tanz feierten, so hielt sie sich nicht für zu hoch, sondern mischte
sich unter die lustigen Tänze der Landleute, tanzte auch wohl
einmal mit. Auch sonst, wenn sie ein Dorffest feierten, verkehrte
sie fröhlich mit den Bauersleuten, und die liebe Dorfjugend um-
ringte sie jubelnd, wenn sie von Bude zu Bude ging, um Ge-
schenke einzukaufen für die Kinder, die hinter ihr her schrien:
„Mir auch was, Frau Königin!" Büttner.
262. Die Jahre der Trübsal.
Napoleon, welcher sich 1804 zum Kaiser der Franzosen ge-
macht hatte, strebte nach der Weltherrschaft. In seinem Über-
mute verletzte er vielfach die Friedensbedingungen. Da schlossen
England, Rußland und Österreich ein großes Bündnis gegen
ihn. Wie der Blitz brach er in Deutschland ein und besiegte
Rußland und Österreich in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz
1805. Er vereinigte 16 deutsche Fürsten zu dem schimpflichen
„Rheinbünde" und nannte sich ihren „Beschützer." Willenlos
thaten sie, was der Gewaltige wünschte. Kaiser Franz legte die
deutsche Krone 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Öster-
Lesebuch für katholische Volksschulen. 14
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Paretz Paretz Paretz England Deutschland
219
Preußen groß und glücklich zu machen, kräftig unterstützten.
Schon als Prinzregent hatte er eine umfassende Umgestaltung des
Heerwesens begonnen, die er nun als König vollendete. Diese
hatte den Zweck, die Zahl der kriegsbereiten Truppen zu vermehren
und überhaupt die Wehrkraft des Volkes zu erhöhen. In den
drei folgenden Kriegen hat sich die Vortrefflichkeit seiner neuen
Einrichtung erprobt und bewährt.
273. Der dänische Krieg (1864).
Als im Jahre 1863 der König Christian Ix. den dänischen
Thron bestieg, legte er Hand an, den geschlossenen Verträgen zu-
wider Schleswig mit Dänemark zu einem Staate zu verbinden.
Österreich und Preußen aber beschlossen, sich dem mit der Gewalt
der Waffen zu widersetzen. Das kleine Dänemark, in der Hoff-
nung, von andern Mächten unterstützt zu werden, nahm den
Kampf auf.
Während ein österreichisches Heer unter Gablenz in der Mitte
des Landes einrückte, die Dannewerke nahm und bis in den Norden
der Halbinsel eindrang, zogen die Preußen unter dem Prinzen
Friedrich Karl an der Ostseeküste entlang. Der Insel Alien
gegenüber, durch den Alsensund von ihr geschieden, liegt die Halb-
insel Sundewit zwischen dem Golf von Apenrade und dem von
Flensburg. Auf ihr hatten die Dänen die mächtigen Düppeler
Schanzen angelegt. Diese, durch zahlreiches Geschütz und mehrere
Kriegsschiffe verteidigt, hemmten den Vormarsch der Preußen.
Sie zu nehmen war eine harte Arbeit; es mußten Parallelgräben
gezogen und die Schanzen lange beschossen werden, ehe man zum
Sturm übergehen konnte. Endlich am 18. April erfolgte dieser.
Heldenmütig drangen die Truppen die Schanzen hinauf und
brachten sie trotz des Feuers der feindlichen Geschütze in ihre
Gewalt. Der Opfermut, den Ofsiziere wie Gemeine gezeigt
hatten, die Kriegstüchtigkeit wie die vorzügliche Bewaffnung des
Heeres (Zündnadelgewehr) erregten allgemeine Bewunderung.
Nachdem die Truppen des Prinzen am 29. Juni auf Booten
nach Alsen übergesetzt waren und die Dänen von dort vertrieben
hatten, entschlossen sich diese endlich zum Frieden. Sie traten die
Herzogtümer Schleswig-Holstein an Österreich und Preußen ab.
— Mit Jubel wurden die siegreichen preußischen Truppen in
der Heimat empfangen. Schillmam^
273. Der österreichische Krieg (1866).
Ein Zwiespalt wegen der Verhältnisse von Schleswig-Hol-
stein und wegen der unhaltbaren Zustände des damaligen deut-
schen Bundes führte im Juni 1866 einen Krieg zwischen Preußen
und Österreich herbei, in welchem die mächtigsten deutschen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ix Friedrich_Karl Friedrich Karl
211
363. Preußens Wiedergeburt.
Der König Friedrich Wilhelm fand in dem schweren Un-
glücke, welches ihn betroffen hatte, nur Trost in dem gläubigen
Vertrauen auf Gott und in der Seelenstärke seiner edlen Ge-
mahlin. Auch tüchtige Männer standen ihm mit Rat und That
zur Seite. An die Spitze der Verwaltung trat der hochbegabte
Freiherr von Stein. Durch diesen geschah es damals, daß die
Bauern das Recht erhielten, sich Grundeigentum zu erwerben
und als freie Männer zu besitzen. Die Erbunterthänigkeit, wo
sie noch bestand, wurde aufgegeben. Den Städten gab er durch
die Städte-Ordnung das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu
beraten und ihre Behörden selbst zu wählen. — Scharnhorst
und Gneisenau arbeiteten an der Umgestaltung des Heerwesens.
Von Scharnhost ging der Rat aus, daß jeder preußische Mann,
wenn er einen gesunden und starken Körper habe, im Heere
dienen solle. Man nannte das die allgemeine Wehrpflichtigkeit.
Wer einige Jahre gedient hatte, wurde in seine Heimat entlassen
und trieb das Geschäft weiter, das er erlernt hatte. Aber wenn
der König ihn rief, mußte er unter die Fahne eilen. Auch den
Bürgerlichen sollten die Offizierstellen zugänglich sein. So wurde
in einigen Jahren hinter dem Rücken des kleinen Heeres eine
große, unsichtbare Armee geschaffen, die in den Befreiungskriegen
so berühmt gewordene Landwehr. — An allen Bestrebungen, das
Vaterland aus seiner Bedrückung wieder zu erheben, nahm die
Königin Luise mit ganzer Seele anteil. Doch sie sollte den
Morgenglanz der Freiheit nicht mehr schauen. Im Jahre 1810,
mitten in der Nacht der äußersten Knechtschaft, hauchte die fromme
Dulderin im tiefen Schmerze um Deutschlands Erniedrigung ihr
Leben aus. Aber ihr hohes Vorbild, ihre warme vaterländische
Gesinnung wirkte fort unter dem preußischen Volke.
264. Gottes Strafgericht in Russland.
Fast alle europäischen Staaten waren nach und nach
von Napoleon abhängig geworden. Portugal und Spanien
hatte er seinem Bruder Joseph, Holland seinem Bruder
Louis, Neapel seinem Schwager Murat, das neu errichtete
Königreich Westfalen seinem Bruder Hieronymus gegeben;
der Papst war gefangen, der Kirchenstaat von den Fran-
zosen besetzt; Österreich und Preussen waren durch grosse
Länderverluste geschwächt. Napoleon stand auf dem Gipfel
seiner Macht; aber seine Ländergier kannte keine Grenzen
und bereitete ihm bald einen schmachvollen Untergang. In
seinem Übermute wollte Napoleon auch Russland demütigen.
Alle von ihm abhängenden Länder mussten Hülfstruppen
stellen; auch Preussen war gezwungen, 20,000 Mann zu
14*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Joseph Louis Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Gottes Russland Spanien Holland Neapel Fran- Russland
161
holländische, englische, dänische und schwedische — und aus der
slawischen die russische, polnische, böhmische, illyrische u. s. w.
Mit Ausnahme der Türken, welche sich zum Islam (die
Glaubenslehre Muhameds) bekennen, herrscht überall die christ-
liche Rel ig ion, und zwar die katholische in Italien, Frank-
reich, Süd - und Westdeutschland, Belgien, Spanien, Portugal,
Ungarn und Polen — die griechische in Griechenland und
Rußland — die evangelische in Norddentschland, Holland,
England, Dänemark, Norwegen und Schweden. — Juden leben,
mit Ausnahme von Norwegen, in allen Ländern Europas, und
im höchsten Norden, in Lappland, giebt es noch Heiden.
Nach seiner staatlichen Einteilung zählt Europa 48 ver-
schiedene Staaten. Unter diesen Staaten giebt es 6 Groß-
mächte: Deutschland, England, Frankreich, Rußland, Österreich
Und Italien. Nach Hästers.
328. Die Länder Europas.
Mit Ausschluß Deutschlands, welches in der Mitte Europas
liegt, besteht dieser Erdteil aus folgenden Ländern.
1. Die Schweiz liegt mitten in den Alpen und umfaßt den
nördlichen Teil der Mittelalpen, die schweizerische Hochebene und den
Schweizer-Jura. Sie grenzt an Frankreich, Deutschland, Österreich
und Italien. Die höchsten Spitzen der Alpen sind das ganze Jahr
hindurch mit Schnee und Eis bedeckt; doch sind die Thäler und Ab-
hänge der Berge warm. Reich ist das Land an fetten Viehweiden;
denn die niedrigen Berge und die Abhänge der größeren sind mit den
kräftigsten Futterkräutern bewachsen. Deswegen übertreffen auch die
Kühe der Schweiz viele andere an Größe. — Die Schweiz ist eine
Republik oder ein Freistaat, der in 22 Kantone eingeteilt ist. Die
gemeinsamen Angelegenheiten dieser Bundesstaaten leitet die Bundes-
versammlung in Bern. Die bedeutendsten Städte sind Zürich,
Bern, Basel, Genf, Luzern, Schaffhausen.
2. Das Kaisertum Österreich ist an Fläche etwas größer, an
Volkszahl kleiner als das deutsche Reich. Es grenzt an Deutschland,
Rußland, Rumänien, Serbien, die Türkei, Montenegro, Italien und
die Schweiz. Nur im Süden stößt es an ein Meer, das adriatische.
— Österreich setzt sich aus 15 Völkerschaften zusammen und hat
allerlei Sprachen und Religionen. Die Deutschen bilden bloß % der
Bevölkerung, aber ihre Sprache ist die der Verwaltung, des Heeres
und der Hochschulen. Die herrschende Kirche ist die katholische. Das
Land hat einen großen Reichtum an allen Schätzen der Natur; %
des Bodens werden als Ackerland, Weide, Wiese, Wald, Obstgärten
oder Weinberge benutzt. Das Klima ist mild; nur in Ungarn wechselt
es oft zwischen großer Kälte und großer Hitze.
Lesebuch fftv katholische Volksschulen.
11
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Frank- Westdeutschland Belgien Spanien Portugal Ungarn Polen Griechenland Norddentschland Holland England Norwegen Schweden Norwegen Europas Lappland Europa Deutschland England Frankreich Italien Europas Deutschlands Europas Frankreich Deutschland Italien Bern Bern Basel Genf Luzern Schaffhausen Deutschland Serbien Montenegro Italien Ungarn
208
wurde. Man nennt daher dieses wichtige Ereignis eine Staats-
umwälzung oder Revolution. Dabei kam es zu gräßlichen
Aufständen, ^ bei denen das entartete Volk gegen seinen König
(Ludwig Xvi.), der doch ein rechtschaffener Mann war, die Waffen
ergriff, ihn ins Gefängnis setzte und endlich wie einen Verbrecher
enthaupten ließ. Frankreich wurde dann in eine Republik ver-
wandelt. In dem neuen sogenannten Freistaate übten eine Zeit
lang blutgierige Verbrecher eine grauenvolle Schreckensherr-
schaft. Da wurden in Paris Tag für Tag unschuldige Menschen
auf das Blutgerüst geschleppt und viele hochverdiente Männer
schmählich hingeschlachtet. Wilder Aufruhr, blutiger Bürgerkrieg
durchtobte das ganze Land. Schon drohte das gewaltige Revo-
lutionsfeuer auch die Nachbarländer in Brand zu stecken. Das
erregte überall Besorgnis, und das schreckliche Schicksal, welches
über den König von Frankreich ergangen war, schien namentlich
den deutschen Kaiser und den König von Preußen aufzufordern,
die Königsfeinde und Königsmörder zu züchtigen. So kam es
zum Kriege.
Die Franzosen stürzten sich mit Ungestüm in den Kampf:
das ganze Volk eilte zu den Waffen. Ruhmvoller war es, auf
dem Schlachtfelde zu sterben, als auf dem Blutgerüste. Und wer
sich im Felde auszeichnete, der konnte rasch zu den höchsten stellen
emporsteigen. Da wurde der Ehrgeiz mächtig angeregt und aus
den Kriegslagern, nicht selten aus den untersten Volksklassen,
ging eine Reihe junger Generale hervor, die bald durch glänzende
Waffenthaten sich auszeichneten. Der berühmteste dieser Kriegs-
helden war der General Napoleon Bonaparte, eines Advo-
katen Sohn aus Ajaecio auf der Insel Korsika. Erst 26 Jahre
alt, stand er als Oberfeldherr an der Spitze eines Heeres und
gewann Sieg auf Sieg. Dann machte er sich zum Oberhaupte
der französischen Republik und stellte in dem zerrütteten Staate
mit fester Hand die innere Ruhe her. Neue Liege folgten, bis
endlich die gedemütigten Feinde die Waffen niederlegten. Deutsch-
land mußte in dem Frieden zu Lüueville das ganze linke
Rheinufer an Frankreich abtreten. Das war ein sehr schwerer
Verlust: fast vier Millionen Deutsche wurden dadurch franzö-
sische Unterthanen. Andrä.
261. Friedrich Wilhelm Iii. (1797-1840) und Luise.
Nach dem Tode seines Vaters, Friedrich Wilhelm Ii., im
Jahre 1797, wurde Friedrich Wilhelm Iii. König von Preußen.
Er war ein gütiger, friedliebender, einfacher und gerechter Regent.
Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin von Mecklenburg-
Strelitz. Als er noch Kronprinz war, hatte er sie in der Stadt
Frankfurt am Main gesehen und sie sogleich in seinem Herzen
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Korsika Frankreich Frankfurt_am_Main
221
eintae Gebietsteile von Baiern und Hessen, sowie Schleswig-
Holstein in Besitz (1300 Qi. mit 4,296.000 Einw.) Ferner
machte es nack Auflösung des deutschen Bundes mit den deutschen
Staaten nördlich vom Main einen neuen Bund, den nord-
deutschen Bund, bestehend aus 22 Staaten unter preußischer
Führung. Mit den süddeutschen Staaten Baiern, Württemberg,
Hessen-Darmstadt und Baden schloß es ein Schutz- und Trutz-
Bündnis, sowie auch einen Zoll- und Handelsverein, dessen An-
gelegenheiten in einem besonderen Zollparlament (in Berlin) be-
raten Wurden. Nnch Peter Hopsteiii.
374. Der französische Krieg (1870—1871).
I. Der Ausbruch des Krieges.
In Spanien hatte man im Sommer 1870 den Prinzen
Le opold von Hohenzollern zum Könige gewählt. Darüber
wurde die französische Regierung sehr entrüstet und erklärte, sie
werde nicht dulden, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron
besteige. Der Kaiser Napole on 111. sandte deshalb seinen Bot-
schafter B ened etti nach Ems, wo sich der König Wilhelm gerade
aushielt, um das Verlangen zu stellen, derselbe möge dem Prinzen
verbieten, die spanische Krone anzunehmen. König Wilhelm er-
klärte, er habe dem Prinzen die Annahme nicht befohlen und
könne ihm die Nichtannahme eben so wenig befehlen. Da kam
die Nachricht, der Prinz habe freiwillig auf die Krone Spaniens
verzichtet, weil er um seiner Person willen Preußen und Frank-
reich nicht in einen Krieg verwickeln wolle. Doch auch damit
begnügte man sich in Paris nicht; denn Napoleon und seine
Minister wollten durchaus den Krieg. Der französische Bot-
schafter verlangte daher im Namen seiner Regierung, König
Wilhelm solle die bestimmte Erklärung geben, daß er niemals
seine Einwilligung geben werde, wenn später ein Prinz von
Hohenzollern als Bewerber um den spanischen Thron auftreten
sollte. Aber König Wilhelm that, was jeder rechte Mann an
seiner Stelle um seiner Ehre willen gethan haben würde: er ließ
dem Botschafter sagen, daß er ihm weiter nichts mitzuteilen
habe, daß seine ferneren Besuche überflüssig seien. Diese wohl-
verdiente Abfertigung war für Frankreich der nichtige Grund,
Preußen den Krieg zu erklären.
Am 15. Juli reiste König Wilhelm von Ems nach Berlin
ab. Ein begeisterter Empfang wurde ihm auf der ganzen Reise
zu teil, besonders in Berlin. Am 19. Juli überreichte ihm ein
Abgesandter Napoleons die förmliche Kriegserklärung. An dem-
selben Tage sprach der König vor dem versammelten Reichstage
die schönen Worte: „Wir werden nach dem Beispiele unserer
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Extrahierte Personennamen: Peter_Hopsteiii Wilhelm Wilhelm Napoleon Wilhelm Wilhelm Wilhelm Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Hessen Schleswig-
Holstein Main Baiern Württemberg Hessen-Darmstadt Baden Berlin Spanien Spaniens Frank- Paris Frankreich Berlin Berlin
dierenden unserer Armeen, Fritz (den Kronprinzen von Preußen)
und Friedrich Karl, zu „Feldmarschällen" ernannte und den
General Moltke in den Grafenstand erhob.
3. Die Belagerung der französischen Festungen, welche die
deutschen Heere beschäftigte, gewährte indes den Franzosen Zeit,
neue Streitkräfte aufzustellen. Das ganze wehrfähige Volk trat
unter die Waffen. Allein diese ungeordneten Scharen vermoch-
ten der Manneszucht der deutschen Heere nicht lange stand zu
halten. Die preußischen Generale Manteuffel und Gäben
erfochten Siege bei Amiens (spr. Amiäng) und St. Quentin
(spr. Säng Kängtäng), der Prinz Friedrich Karl bei Orleans
(spr. Orleang) und Le Mans (spr. Lö Mang). Der General
Werder schlug mit 40,000 Mann preußischer und badischer
Truppen eine mehr als dreimal so zahlreiche französische Armee
in der Schlacht bei Belfort. Drei Tage lang, 15.—17. Ja-
nuar 1871, dauerte dieser Heldenkampf, da mußte der Feind,
völlig geschlagen, zurückweichen. Bald sah er sich von allen
-Leiten bedrängt undangegriffen; jeder Ausweg auf französischem
Boden ist ihm versperrt. Eine Waffenstreckung wie bei Sedan
steht bevor. Da ist das französische Heer. 84,000 Mann mit
Roß und Wagen, gezwungen, um der Gefangenschaft zu ent-
gehen, aus das schweizer Gebiet überzutreten und dort die
Waffen niederzulegen. Die letzte französische Armee ist aufgelöst.
4. Nun leistete nur Paris noch Widerstand. Uber vier
Monate lang war es bereits von den Belagerern eingeschlossen,
eine Rettung der Stadt nicht mehr möglich. Alle französischen
Armeen, von denen sie Befreiung erwartet hatte, waren ver-
nichtet. Jeder Versuch, durch Ausfälle von innen her den Kreis
der Belagerer zu durchbrechen, war gescheitert. Die zwei Millio-
nen starke Pariser Bevölkerung sah sich vom Hungertode bedroht.
Da blieb nichts übrig, als die Ergebung. Am 28. Januar 1871
wurde ein Waffenstillstand geschlossen, und alle Festungs-
werke um Paris den Deutschen ausgeliefert. Dann begannen die
Friedensunterhandlungen, während die deutschen Krieger siegreich
in Paris einzogen. Der endgültige Friede wurde in Frankfurt
am 10. Mai abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutsch-
Lothringen, 260 Quadr.-M. mit anderthalb Millionen Bewohnern
an Deutschland ab, und zahlte 5 Milliarden (d. i. 5000 Millio-
nen) Franken Kriegskosten. Damit war der gewaltige Krieg zu-
ende. Nie hatte Deutschland ruhmreichere Tage gesehen, nie
irgend ein Volk gewaltigere Siege erkämpft, als hier das
deutsche: in 200 Tagen hatten seine Heere, ohne jede Nieder-
lage, 20 siegreiche Schlachten geschlagen, 150 Gefechte bestanden,
26 Festungen erobert, gegen 400,000 Kriegsgefangene gemacht,
über 6700 Geschütze erbeutet. Es war „ein Krieg ohne Gleichen".
Andrä.
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Lothringen Deutschland Deutschland