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Wr wenig Geld und viele gute Worte hatten wir uns in den letzten Tagen Blumen zu Kränzen und Sträußen besorgt, der Steiger aber hatte uns unentgeltlich das Eichenlaub dazu liefern müssen. In derselben Stunde, in welcher zur Ausschmückung der Stadt die letzte Girlande angeschlagen wurde, legten auch wir die letzte Hand an unsere Spende für die heimkehrenden Sieger.
Da der Einzug erst am Nachmittag stattfand, ging es kurz,
vor Mittag uoch einmal im Sturmschritt durch die Hauptstraßen,
um zu sehen, ob auch alles in Ordnung sei. Die Ehrenpforte auf dem Anger war wieder aufs herrlichste geschmückt. Der mächtige
Bau zeigte unten in der Mitte ein großes Tor und je ein kleine^
res zu beiden Seiten. Oben darauf stand die hohe Gestalt der Siegesgöttin, den Heimkehrenden den Ruhmeskranz darreichend. L>ie war umgeben von Waffen und Siegeszeichen aller Art und umweht von Fahnen und Wimpeln in allen deutschen Landesfarben. Die Außenwände des Siegesbogens waren nach beiden Hauptseiten mit dem Wappen der Stadt Erfurt, dem Zeichen des Eisernen Kreuzes, mit Kränzen und Girlanden, mit Namensschildern der hervorragendsten Schlachten und Belagerungen, sowie mit Inschriften und Denksprüchen in sinniger Weise verziert. Außer dieser großen Ehrenpforte waren noch an verschiedenen anderen Stellen geschmückte Bogen in leichterem Stile errichtet worden, so am oberen Teile des Angers in der Gegend der Weilergasse, am Eingang der Langen Brücke, in der Neuen Straße, Marktstraße usw. An vielen Häusern waren bezügliche Inschriften angebracht. Außerdem war wohl kaum ein einziges Haus in den größeren Straßen, das nicht in mehr oder weniger reicher Weise mit Fahnen, Girlanden und Kränzen geschmückt war. Auch die Büsten des Kaisers, des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl, des Fürsten Bismarck und des Grafen von Moltke waren auf Fußgestellen oder in Fensternischen angebracht. Befriedigt kehrten wir von unserer Umschau heim. Die Stadt konnte sich sehen lassen.
Nachdem in aller Eile das Mittagsmahl eingenommen war, ging's mit den Kränzen und Sträußen zum Krämpsertor. Wir batten die niedrige Mauer auf der rechten Seite des Brückenkopfes zum Ausguck gewählt; für diesen Zweck ein prächtiger Platz, zu dem wir von der Stadtseite aus leicht durch Ueberklettern des Walles gelangen konnten. Leider ging es dort etwas eng zu; denn auch andere waren bei ibrer Wahl auf diesen günstigen Ort verfallen. Doch die Kränze im Arm und die Sträuße in der Hand wurde wacker im Gedränge ausgehalten.
Die Truppen kamen vom Güterbahnhof her, woselbst sie ausgeladen wurden. Eifrig wurde das Pfeifen der Lokomotiven erlauscht, ob ihm nicht ein Begrüßungsmarsch folge. Endlich, es war kurz nach 4 (Uhr, ertönte rauschende Militärmusik vom Schmidt-stedtertor her, und bald kam das Hurrarufen immer näher. Aus der Stadt aber ertönte das Geläut aller Glocken, und vom Pe-
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Extrahierte Personennamen: Steiger Friedrich_Karl Friedrich Karl Moltke
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tfricöricf) und Diezmann auf den Gaffen, bemerkten aber weniger den wackeren Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der damals als erster Hoheuzoller in Erfurt einkehrte, und dessen spätere Nach, kommen besser über Thüringen walten sollten, als der entartete Albrecht es getan hatte. Viele bedeutende Steichserlaffe1) sind auf diesem Reichstage vom König und feinen fürstlichen Ratgebern ausgegangen. Ueberall findet man noch die Pergamente mit dem riesigen Rnndfiegel aus rotem Wachs an bunter Seiden-schnür in den Archiven mit dem Dalum Erfurt. Rudolfs Bild, wie er mit den Reichsinfignien (Abzeichen der königlichen Würde) auf dem Throne fitzt und feines Amtes wartet, ist sauber in das Wachs eingedrückt.
Aufenthalt im Kloster und frohe Feste: König Rudolf
wohnte im Peterskloster hoch über der Stadt. Hier ließ er zum fröhlichen Gastmahle die Tische im sommerlichen Speifesaal und im Kreuzgang zusammenrücken. Mitunter blieb den Mönchen, wenn hohe Gaste beim König einkehrten, nichts als der Schlaffaal und das Winter-Refektorium (Speifefaal) zur Wohnung übrig.
Die Chronik des Klosters meldet von manchem großen Fest-gelage. So veranstaltete der König am Tage nach der Kirchen-
weihe von Skt. Peter (Sonntag nach Ostern) feinen Töchtern, der Königin Jutta von Böhmen und der Herzogin von Sachsen, samt ihren Rittern und Edeldamen zwischen den Beeten des Kloster-gartens, die im ersten Schmucke des Frühlings prangten, allerlei
Lustbarkeiten. Am Sonntag nach Pfingsten folgte dann ein Ritter-fest. Zuerst wurde feierlich Messe gehalten, dann schlug Landgraf Albrecht auf dem Petersberge 16 Knappen zu Rittern und im
Beisein einer farbenreich geschmückten Ritterfchar gürtete der König
den jungen Degen eigenhändig das Schwert um. Am großartigsten fielen die beiden letzten Freudenfeste aus: die Hochzeit der
Nichte des Königs, der Gräfin Margarete von Habsburg, mit dem Grafen von Kleve und das prunkvolle Mahl, welches Herzog Albrecht von Oestreich, König Rudolfs Sohn, gab. — Am unvergeßlichsten aber hat sich den Erfurtern für alle Zeiten der luftige Auftritt des Königs als Bierrufer eingeprägt. Rudolf, offenbar ein Freund der schwarzen Schlunze, trat in schlichtem Wams auf die Gasse und rief, den Bierkrng in die Höhe haltend, mit lauter Stimme: „Hol' in, hol' in! ein gut Bier hat Er Sifrid von Bnt-ftefcie2) ufgelau!"
Trübe Stunden: Doch gab es für den König auf der freien Höhe des alten Merwigsberges auch manche sorgenvolle Stunde. So erfuhr er, daß fein Sohn, Herzog Rudolf, den er mit Erfolg den Fürsten des Reiches zu feinem Nachfolger vorzuschlagen
!) Verleihung der erledigten Ungarnkrone; Entscheidung über Recht und Unrecht durch Waffenkampf der Parteien nur noch bei Hochverrat usw.
2) Ein Biereige — Brauer, das Braurecht haftet auf dem Hause.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Albrecht Rudolfs Rudolf Rudolf Peter Jutta_von_Böhmen Albrecht Albrecht Margarete_von_Habsburg Albrecht_von_Oestreich Albrecht Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
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Wegen der Beule, die auf der Burg gemacht worden toat,
kam es in der Stadt zu einem Streit, indem die Söldner alles
für sich beanspruchten, während die beteiligten Bürger auch ihren
Anteil verlangten. Nur mit Mühe konnte der Rat die Parteien
besänftigen. ^
Bald darauf trat die Stadt die Wachfenburg an ihren Eigen-tiinier, den Herzog, ab, wofür dieser das von ihm eroberte Kapellendorf zurückgab, welches die Stadt (1446) unter der Bedingung der Straßensicherheit und der Offenhaltung für ihre Truppen auf eine Reihe von Jahren dem Apel von Viztum wiederkäuflich überlassen hatte. «Nach Prof. Dr. Earl Beyer.)
30. Das Einreiten der Erzbischöfe.
Seit der Zeit, von welcher es einen Rat gab (Mitte des 13. Jhrhdts.), konnte der Erzbischof bei feiner ersten Ankunft in Thüringen nicht mehr ohne weiteres in Erfurt einreiten. (Stst mußte er alle Freiheiten und Gewohnheiten anerkennen, ehe ihm ein Ehrbarer Rat das Recht des Eintritts gewährte.
War der Erzbischof in Heiligenftadt, wo ihm das Eichsfeld huldigte, angekommen, so erschien vor ihm eine Gesandtschaft dcs Erfurter Rates und überbrachte zwei Faß Wein. Sie wurde von einem der vier Domherren des Mainzer Kapitels, die den Erzbischof begleiteten, mit folgenden Worten begrüßt: „Liebe Ge-
treue! Wir bringen Euch unfern gnädigsten Herrn von Mainz, den wir einträchtiglich gekoren haben und der von unserem heiligen Vater, dem Papst, bestätigt worden ist, daß ihr ihn als Euren gnädigen Herrn aufnehmt." Darauf erteilte der Wortführer der Gesandtschaft folgende Antwort: „Gnädige, liebe Herren! Wir sind willig, unfern gnädigen Herrn von Mainz aufzunehmen, doch also, daß er die Stadt Erfurt läßt bleiben bei aller Gerechtigkeit und Freiheit, die sie von unfern heiligen Vätern, den Päpsten, und allen unfern gnädigsten Herren, den Kaisern, und den Bischöfen von Mainz hat, und daß er uns und die Unfern bei der Stadt Erfurt Gewohnheit und Recht läßt bleiben und getreulich helfe, uns die zu erhalten und behalten."
War die Zusage erfolgt, so reifte der Erzbischof zunächst bis Ilversgehofen weiter. Dort hielt er eine Messe und empfing al» Geschenk aus den Händen einer Abordnung des Rates ein Pallium (erzbischöfliches Gewand) und zwei Pelzhüte. Nach Wiederholung des Versprechens erfolgte dann der Einzug durchs Johannestor, die Johannesstraße, den Anger und die Lange Brücke. Der Erzbischof trug dabei den Kurfürstenhut und den Mantels Er war von einem glänzenden Gefolge umgeben und ließ sich Schwert und Kreuz vorantragen. War der von Geistlichkeit und Bürgerschaft begleitete Zug am Fuße des Petersberges angelangt, so wurde
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fam vor der Abfahrt der kurfürstliche Koadjutor (hoher Geistlicher, der dem Erzbischof beigegeben ist) von Erfurt unvermutet zum Besuche. Der Koch, welcher zu einem Mittagsmahle nichts angeschafft hatte, war in größter Verlegenheit. Götter aber ließ ihm sagen, so lange noch ein Kalb sich finden lasse, dürfe man nicht ängstlich sein; seine Erfindungsgabe werde schon die nötige Anzahl Gerichte daraus zu bereiten wissen. Der Koch ließ das einzige im Stall vorhandene Kalb schlachten und brachte davon nicht weniger als zwanzig Gerichte aus die Tasel, während ein reitender Bote beim Herzog in Gotha eiligst den Besuch absagen mußte. — Bald zog eine Jagdgesellschaft unter Hörnerklang zum Tor hinaus, bald hallte der Park wieder von der derben Fröhlichkeit zusammengerufener Dorfbewohner, an deren Treiben sich die Schloßgefellfchaft ergötzte. Bei solch ausgelassener Freude wurde mancher unsinnige Scherz getrieben. So wurde einmal gewettet, daß ein Molsdorser Danerlänser den Weg nach dem 50 Stunden entfernten Hannover in 36 Stunden hin- und zurückkaufen werde. Die Wette wurde gewonnen, aber der Läufer brach bei der Rückkehr vor dem Dorfe tot zusammen.
Der Einsiedler-Orden: Manches würden uns die alten
Bäume, wenn sie plaudern könnten, noch zuflüstern von nächtlichen Sommergelagen und Göttersesten, vom Spiele der Reisröcke und Edelleute, der Schäfer und Schäferinnen, sie würden uns auch berichten, von den Versammlungen der Mitglieder des Einsiedleroder Eremiten-Ordens. Die feingebildete und sittlich reine Fürstin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha veranlaßte ihren Gemahl, den „Ordre Bes Hermites de bonne humeur“ zu gründen. „Weil die Freude am meisten zur Gesundheit beiträgt", sollte in dieser Vereinigung nach dem Wunsche der Fürstin nur die Freude gepflegt werden, die reine Freude, die ungetrübtes Glück bringt und frohe Erinnerung zurückläßt. Mit dem Rufe „Vive la joie“, dem Wabl-fprnch des Ordens, begrüßten sich seine Mitglieder auch in Mols-dors, dessen Besitzer ihm angehörte. Im braunen Seideugewande mit Gürtel, den Strohhul mit rosa Bändern geschmückt, aus der Brust das Ordenszeichen mit der Devise (Wahlspruch) „Vive la joie“ und in der Hand einen rosasarbig gebänderten Schäserstab, so erschienen Damen und Herren als Schwestern und Brüder ohne Rangunterschied zur verschwiegenen Freudenfeier bei Schmaus, Spiel, Gesang und Tanz. Die Unterhaltung wurde in französischer Sprache geführt, und jedes Mitglied erhielt einen sein Wesen bezeichnenden, französischen Namen. Götter war „Frere tourbillon“ «Bruder Sausewind). Mit dem Ausbruche des siebenjährigen Krieges erlosch dieser lustige Orden. Seine Devise aber und manche wunderliche Erzählungen über das Treiben seiner Mitglieder leben noch im Volke, und unter den Frauenbildnissen, die dem Damenzimmer im Molsdorser Schlosse den Namen gegeben, ist heute noch das Bildnis der Herzogin Luise Dorothea in der Tracht des
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auch einen Reichsiug abhielt; in kirchlichen Angelegenheiten aber unterstand sie schon dem Erzbischof von Mainz. Unter Ludwigs Nachfolgern brachen die Ungarn in Deutschland ein und raubten und mordeten schonungslos. Sie kamen auch bis Erfurt, welches damals seine erste Befestigung erhielt. Es war ein einfacher Palisadenzaun, der vielleicht hinter dem Bergstrom und dem Breitstrom verlief und durch einen niedrigen Erdwall geschützt war. Die rechts des Breitstromes liegenden Stadtteile blieben ungeschützt. Ihre Bewohner flüchteten in Zeiten der Not durch die Furt hinter den Wall und fanden gleich den ferner wohnenden Bauern mit ihrem Vieh und ihrer Habe hinreichenden Schutz. So war alfo Erfurt zurzeit Heinrichs I. eine Burg geworden, in welcher er 932 eine Kirchenversammlung abhielt und auch seine letzte Herrschertätigkeit ausübte. Er ließ hier seinen Sohn Otto von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger wählen. Unter den späteren Ottonen wurde die Stadt mainzisch. Möglich ist, daß schon Ottos I. Sohn Wilhelm, der 954 in Arnstadt zum Erzbischof von Mainz gewählt worden war, einen Teil von Erfurt besaß, vielleicht ist aber erst Otto Iii. der Schenker und Erzbischof Willegis von Mainz, dem der König zu großem Danke verpflichtet war, der Beschenkte gewesen. Von Otto Ii. wissen wir, daß er in den Jahren 973, 974 und 975 in Erfurt weilte „zur großen Freude der Bürger, die bei solchen Gelegenheiten viel Augenweide hatten, viel Neues aus der Welt erfuhren und auch manchen Solidus an den vornehmen Gästen verdienten" (Heinrich- u. Ottostraße).
Das geitaue Jahr der Schenkung Erfurts an Mainz ist unbekannt. Ungefähr feit dem Jahre 1000 gehörte die Stadt dem Mainzer Erzbischof, dessen Wappen sie annahm: ein silbernes Rad im roten Felde. Das alte Stadtsiegel, das gleichfalls dem Mainzer nachgebildet war, zeigte den heiligen Martin (Bild im Ral-hausfaal),i) sitzend in einem Tor, das mit Türmen geziert ist. Die Umschrift heißt: Erfordia fidelis est filia Moguntiae sedis Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stifts.
Durch Erfurt gewannen die Mainzer Erzbischöfe einen großen Einfluß auf Thüringen, wie es durch die Geschichte der folgenden fünf Jahrhunderte zur Genüge bewiesen wird. (Nach Pros. Dr. Carl Beyer, Dr. Zschiesche n. Dr. E. Devrient.)
') An den heiligen Martin erinnert noch die Ritterfigur unserer sogenannten «Rolandssäule". Sein Standbild krönt auch die Giebel des Rathauses und der Häuser »zum roten Ochsen" und „zum breiten_ Herd". Ferner sehen wir ihn über dem Tor des Martinsstiftes und im Giebelfeld des Packhofes zu Pferde, seinen Mantel teilend.
Dem heiligen Martin waren in Erfurt zwei Kirchen geweiht: Martini extra muros (außerhalb der Mauern im Brühl) und Martini intra muros (innerhalb der Mauern). Erstere steht heute noch, letztere wurde 1736 abgerissen. Sie stand am Langen Steg, der heutigen Schlösserbrücke.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Heinrichs_I. Heinrichs_I. Otto Ottos_I. Wilhelm Otto Willegis Otto_Ii Otto Martin_( Carl_Beyer Devrient Martin Martin Martini Martini
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Zum Andenken wurden die Köpfe der Unglücklichen oben am Gesims der Kirche in Stein ausgehauen und ein Zeichen daneben angebracht. Es sind auch wirklich oben am östlichen Teile des Kirchenschiffes vier Köpfe zu sehen. Neben dem einen ist eine Schere, neben dem zweiten ein Messer und neben dem dritten ein Schäferstab (?) angebracht, der vierte hat kein Zeichen.
Auch an dieser Stätte können wir wie auf unserm Petersberge ein Heiligtum des Donar vermuten, denn in dem Manne im roten Kleide auf dem mit Böcken bespannten Wagen ist Donar unverkennbar gezeichnet. (Nach Dr. Zschiesche.)
5. 'Was die Geschichte von den alten Uhüringern weih. (Geschichte Chüringens bis zum Ucihre 1000.)
Besiedlung Thüringens und Deutung des Namens:
Mehrere Jahrhunderte v. Chr. war Thüringen von Germanen, vielleicht von Hermunduren bewohnt, deren Reich sich von der Donau bis zum Harz erstreckte. Ihr Narrte wird aber erst zu Beginn unserer Zeitrechnung erwähnt. Sie waren ein kriegerisches Volk und standen mit den ihnen befreundeten Römern in lebhaftem Handelsverkehr. Das Wort Hermunduren bedeutet, wie allgemein angenommen wird, Groß- oder Gefamt-Thnren. Zum letztenmale werden sie gegen Ende des 2. Jahrhunderts u. Chr. erwähnt. Dann schweigt die Geschichte von ihnen zwei Jahrhunderte hindurch. Die Römer, die damaligen Geschichtsschreiber, hatten mit sich selbst zu schassen, und unser Volk machte noch keine Aufzeichnungen. Erst um 400 tritt wieder ein Name auf, der mit dem der Hermunduren wohl verwandt ist, der Narrte „Thüringer". Sie werden als treffliche Pferdezüchter gerühmt. 50 Jahre später zählt man die Thüringer mit bei den Heerhaufen aus, die dem Hunueuköuige Attila Heeresfolge leisteten. Von da ab begegnet man dem Namen häufiger.
Der Name Thüringer umfaßt nicht einen einzigen Volksstamm, sondern ein Volk, das aus der Verschmelzung mehrerer Stämme hervorgegangen ist. Der Titel eines alten Volksrechtes „Gesetz der Angeln und Weriner, das ist der Thüringer" beweist aufs bestimmteste, daß sie ein Mischvolk sind. Beide, Angeln und Warnen, sind aus Norden, aus Jütland und Schleswig-Holstein, nach Thüringen gezogen (vgl. Was die Sage usw., Nr. 3) und sind dort Nachbarn der Hermunduren geworden. Mit ihnen verschmolzen, bildeten sie das neue Volk der Thüringer.
Diesen Standpunkt vertritt ein Teil der Geschichtsforscher. Andere aber sagen, nicht die Hermunduren haben einst Thüringen bewohnt, sondern die Cherusker. Nach ihnen sollen die Hermunduren niemals über die Saale ostwärts oder über den Main nordwärts vorgedrungen sein. Aber auch sie nehmen ein Vor-
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Klosters enthielt die seltensten Bücherwerke und wurde jahraus, jahrein vermehrt, da sich die Mönche auf das Malen der kunstreichen Buchstabenbilder auf Pergament in hohem Maße verstanden. Was ^würden wir heute noch um die Kleinode des Bücherschatzes von Skt. Peter geben, um den silbernen Kodex, von dem wir nur wissen, daß er 2 Pfund wog, um den „dreifachen Psalter", um all die wertvollen Chroniken, die von den fleißigen Mönchen abgeschrieben und mit mancher Beifügung erweitert wurden, von denen wir nur Trümmer ans dem Schiffbruch der Zeiten in unsere Tage gerettet haben!
Aufhebung des Klosters: Mit Beginn des vorigen Jahrhunderts schlossen sich die Pforten des Petersklosters für immer. Es wurde am 22. März 1803 aufgehoben, nachdem das gesamte Erfurter Gebiet des Erzbistums Mainz in preußische Hände übergegangen war. Der letzte Abt, Placidus Muth, der Prior und sämtliche 22 Mönche gingen in Pension. Zehn Jahre darauf wurden die Gebäude ein Raub der Flammen, als das Kloster und die Festung Petersberg, die damals in den Händen der Franzosen waren, zum letzten Male mit der Stadt die Leiden einer Belagerung teilten. (Nach Pros. Als. Kirchhofs u. a.)
16. Vom Erfurter Wappen.
Gestalt des Wappens und Siegels: Seit der Zeit, von
welcher Kunde und Abbildungen auf uns gekommen sind, führt Erfurt ein acht- oder (vom 16. Jahrhundert ab) ein fechsfpeichiges Rad als Wappen, das auch vom Erzbischof, bezw. vom Erzstift Mainz geführt wurde. Außerdem zeigte das große und kleine Siegel der Stadt bis zu ihrer Uebernahme durch die Krone Preußens den heiligen Martin, den Schutzherrn des Mainzer Stifts, sitzend in einem Tor unter Türmen und Mauern, mit der Inschrift „Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stifts" (s. S. 4).
Deutung des Wappens: Tatsächlich hat auch Erfurt un-
gefähr feit dem Jahre 1000 zu Mainz gehört; doch können Sieget* Umschrift und Wappen nicht etwa als vollgültige Beweise dieser Zugehörigkeit angesehen werden. Wahrscheinlich hat Otto Iii. dem Erzbischof Willegis, dem er zu großem Danke verpflichtet war, um diese Zeit die Stadt geschenkt, oder schon Ottos I. Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz, war ihr Besitzer (s. Erfurts Entstehung usw., Nr. I).
Der Erzbischof und Kurfürst von Mainz war in Deutschland dem Range nach der erste Erzbischof. Unter allen geistlichen und weltlichen Fürsten war er der höchste, überhaupt der erste nächst dem Kaiser. Er war der erste Reichsstand und leitete allein alle Beratungen der Reichsstände. Er machte das Absterben des Kaisers seinen Mitkurfürsten bekannt, schrieb den Wahltag aus, nahm den Kurfürsten oder ihren Gesandten den Wahleid ab, leitete die Wahl
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Extrahierte Ortsnamen: Erzbistums_Mainz Erfurt Erfurt Mainz Mainz Erfurts Mainz Deutschland
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und salbte den Kaiser, wenn die Krönung in seinem Gebiete geschah. Sein weltliches Gebiet umfaßte die fruchtbarsten Gaue Deutschlands und sein geistliches erstreckte sich weit über die Grenzen seines weltlichen. Aus allen diesen bedeutenden Stellungen des Kurfürsten und dem ihm gezollten hohen Ansehen ist es erklärlich, daß sein Wappen, das Rad, von jeher die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher und Wappenkundigen erregt und mancherlei Deutungen erfahren hat. Besonderen Beifall unter den Laien fand die nachstehende, romantische Sage:
Im Jahre 975 wurde Willegis, ein frommer und gelehrter Mann, zum Erzbischof von Mainz gewählt. Er war von geringer Herkunft und eines armen Wagners Sohn aus Schöuiugeu im Braunschweigischen. Deshalb haßten ihn die adligen Domherren und Stiftsgenossen, nahmen Kreide und malten Räder an die Wände und Türen feines Schlosses. Sie gedachten, ihm damit eine Schmach anzutun. Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, ließ er einen Maler rufen und befahl ihm, in alle Gemächer weiße Räder in rote Felder zu malen und dazu den Reim zu setzen:
„Willegis, Willegis, erinnere dich,
Wer du bist und woher du gekommen bist."
Seit dieser Zeit haben dann alle Erzbischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Felder geführt. Andere Berichte fügen noch hinzu, Willegis habe seitdem aus Demut an seiner Bettstatt ein hölzernes Pflugrad hängen gehabt.
Eine andere Deutung des Wappens geht dahin, daß dieses überhaupt kein Rad, sondern ein Kreuz mit einem darauf gelegten Andreaskreuz vorstelle, die durch einen Ring miteinander verbunden seien. Das Rad wäre somit ein altes Christenzeichen, wie man es öfters als ein Weihezeichen in Kirchen antrifft. Diese Meinung hat man auch beim Entwurf des großen Königlich Preußischen Wappens als die richtige ausgestellt, denn in der Verordnung wegen des Königlichen Titels und Wappens vom 9. Januar 1817 wird verfügt, daß wegen Erfurt „im roten Felde ein silberner Zirkel und in diesem ein gewöhnliches und ein Andreaskreuz geführt werden soll."
Die Farben des Wappens sind Silber (Weiß) und Rot. Ueber ihren Ursprung ist folgende Meinung verbreitet: Die fränkischen
Herren hatten die Gewohnheit, ihre Schilde rot und weiß anstreichen zu lassen, und da nun das Erzbistum Mainz zu Franken gehörte, ja die erzbischöfliche Residenz Mainz die alte Hauptstadt des Landes war, fo ließen auch die Erzbischöfe diese Farben anwenden. Zugleich nahmen sie das ihnen zuständig gewesene Sinnbild, das Rad, ins Wappenbild auf. (Nach K. Herrmann.)
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entzweifeilen oder abnehmen. Der böse Anschlag mißlang, obwohl der Edelmann über dem Essen gern seine Kunst geübt und dem Ratsmeister das Band an den Hals gebracht hätte. Dieser schöpfte Verdacht, und der Abgesandte offenbarte auf Befragen sein Vorhaben.
Dieser Vorgang ist vorbildlich für den Aberglauben jener Zeit. Weiter erwähnt Stolle noch, daß man fest glaubte, Werwölfe (Menschen, in Wölfe verwandelt) gingen umher und fräßen die Menschen auf.
Roheit der Jugend: Mit dem Aberglauben ging die Ro-
heit der Jugend Hand in Hand. Selbst der heilige Ort der Kirche blieb nicht frei von blutigen Handlungen. Ein junger Chorknabe, welcher ungehorsam gegen Eltern und Lehrer war, stach (1476) einen älteren Genossen während des Gottesdienstes im Dom wegen geringfügiger Ursache mit seinem Messer in den Arm. Das Blut floß zur Erde, und die dadurch entweihte Kirche mußte erst von neuem durch den Weihbischof Bertold von Oberg geweiht werden.
Rechtspflege: Entsprechend der Roheit der Zeit waren
Rechtspflege und Bestrafung barbarisch. Stolle erzählt davon ein bezeichnendes Beispiel. Einen Vatermörder in Witterda tras folgende Strafe: Er wurde zum Tode verurteilt und dazu vom Henker zuerst am ganzen Leibe mit glühenden Zangen gezwickt, daß er vor Schmerz starb. Dann wurde dem toten Manne der Kopf abgeschlagen und dieser an eine Säule festgenagelt. Zuletzt wurde der Körper noch gevierteilt und die vier Teile an vier Säulen genagelt, die an den vier Ausgängen des Dorfes standen. Ebenso entsetzlich, als abscheulich! — Die verhängten Freiheitsstrafen mußten die Bürger auf einem der Befestigungstürme verbüßen und sich die Kost von ihren Dienern oder anderen Personen bringen lassen. Der Aufenthalt in den fettster- und herdlosen Räumen war eine sehr empfindliche Strafe. Frauen bekamen Hausarrest von mehreren Wochen, während dessen sie Besuche empfangen, aber keine erwidern durften. Rückfällige Gefetzesverächter mußten auf längere oder kürzere Zeit die Stadt räumen. — Solange das Vergehen noch nicht klar lag, kamen die Verbrecher in das Untersuchungsgefängnis, Paradies genannt, ein ehemaliges Judenhaus in der Rathausgasse. Dann wanderten sie in die Temnitz, das unterirdische Gefängnis unter dem Rathaus, wohin weder Sonne noch Mond gelangten. Dicht dabei war auch die Folterkammer, ein dunkler, unheimlicher Raum mit einer Rolle an der Decke — zum Aufziehen und Dehnen der Rechtsverletzer — und andere Geräte, mit denen der Stockmeister und seine Knechte grausam umzugehen verstanden. Lautete das Urteil aus Tod, dann vollzog es der Scharfrichter noch an demselben oder am nächsten Tage auf dem Rabensteine (Eingang v. I. E. Schmidts Gärtnerei) oder dem Galgenberge, links von dem Kerspleber Weg (östlich der Bahn). Leibesstrafen, wie Ohren- und Nafenabfchneiden, Brandmarken, Aus-
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Willen und ohne den der Gemeinde in die Stadt einzudringen. Der Stadthanplmann schwur Tunger folgenden Eid: „Sieh Tunger, wo du mir das heldest, das du mir geschworen, so schwere
ich dir widder einen eydt: wo ich pleibe, da saltu auch pleiben!“
Nachdem Güuzburg den vorhin erwähnten Erfolg bei den
Vortorern gehabt hatte, begab er sich auf Bitten des Rates hin-
aus zu den Bauern, um sie zu beruhigen. Auf seinem Gange begleitete ihn der Obervierherr Schweugfeld. Dieser sragte die Bauern nach ihrem Begehr. Ihre Antwort lautete: „Wir wollen, daß man uns den mainzischen Hof und das Zollhaus gebe." — Hierauf wiederholten sie noch einmal ihren dem Hanptmann gegebenen Schwur. Nun ermahnte Günzbnrg die Bauern, heimzuziehen und ihren Eid zu hallen.
Der Einmarsch: Da geschah aus einmal etwas ganz Unerhörtes. Die Vortorer, eben noch bereit, das Feldzeichen niederzulegen, schrien den Bauern zu, sich nicht betrügen zu lassen. Da war's mit deren Ruhe aus; mit Gewalt stürmten sie gegen das Tor. Wohl oder übel mußten die Ratsherren die Flügel öffnen, durch die sich der wüste Hause in das Innere der Stadt wälzte. Zum Glück gelang es dem Stadthauptmann Hoff, der wilden Horde Herr zu werden. Er setzte sich an die Spitze des Bauernheeres, übernahm die Führung und brachte es in leidlicher Ordnung bis vor „den Graden" (Friedrich Wilhelmsplatz).
Plünderung: Hier wies er dann den Aufrührern mit seinem
Ruse: „Ziehet hin, liebe Männer, esset und trinket mit den be-
schorenen Dieben; wenn ihr das Maul wischt, habt ihr die Zeche bezahlt!" den Weg, auf dem sie ihre Wut kühlen konnten. Und sie taten es ordentlich. In drei Stunden zerstörten 100 Bauern mit ihren Aerten das starke Zollhaus; zugleich wurde auch das „Hankhäuslein" mit dem darangebauten Stock, der Gack oder Pranger und das Trillhänschen dem Erdboden gleichgemacht. Schon lange waren diese der Bürgerschaft ein Dorn im Auge, da sie aus dem belebtesten Platze der Stadt standen. Auch übte der Henker als Wasenmeister mit „beynen brennen, tier zustreiffen und schmaltz sieden allerlei ungepürlich Ding aus“, das den „umbliegend nach-pawren nit leidlich war.“ Am schlimmsten hausten die Bauern aber in der Stiftskirche (Dom) und im Mainzerhof (s. Nr. 43).
Nach getaner Arbeit mußten dann die fetten Schinken und leckeren Würste des Mainzerhofes den Bauern einen wohlschmeckenden Imbiß liefern, dem später noch ein saftiger Braten vom Fleisch eines seiften Ochsen oder eines zarten Kapauns solgte. Es begann ein Leben herrlich und in Freuden, an dem auch die Bür ger teilnahmen, zumal des Erzbischofs Untertanen im Brühl, sie ließen es sich „sunderlich sere saure werde“, die Wein- und Biersässer im Keller des Mainzerhofes auf ihren Inhalt zu untersuchen, und was die Päter an Ort und stelle nicht bewältigen
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Extrahierte Personennamen: Schweugfeld Friedrich_Wilhelmsplatz Friedrich