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dunkler. Da weinte das Kind und betete zum lieben Gott das
Gebetchen, welches es von seiner Mutter gelernt hatte. Und
alsbald sah es einen Hellen Stern über dem Walde aufgehen,
wo der Vater Herkommen mußte; und es sprach: „Ach schöner
Stern, leuchte doch meinem Vater, daß er den Weg' nach Hause
finde." Und der Stern leuchtete immer heller und kam immer
näher, und bald hörte das Kind seines Vaters Stimme und lief
ihm entgegen und küßte ihn.
3. Großmütterchen.
Groß Mütterchen sitzt im Lehnstuhl gebückt,
im Schoß gefaltet die Hände;
man sieht, daß der Jahre Last sie drückt,
sie denkt wohl ans Lebensende.
Der Schnee des Alters, das weiße Haar,
umrahmet Stirn und Wangen;
es sind ja mehr als siebenzig Jahr
darüb er hinweg g eg ang cn.
Das Auge, das sonst in lichtem Glanz
nur Lust und Freude verkündet,
ist jetzt umnachtet mtb fast ganz
seit Jahren schon erblindet.
Das Herz jedoch, das im Busen sie trügt,
das Herz ist dasselbe geblieben,
mit gleicher Wärme, wie sonst, es schlägt
für alle seine Lieben.
Es zieht mich hin, zu Füßen ihr
tnuß ich mich niederknieen,
mit Küssen bedecken die Hand, die mir
so unendlich viel Gutes verliehen.
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Und wie sie so weit war hergeflogen,
da hat sie sich nicht in der Zeit betrogen.
Der Schnee schmolz weg, die Sonne schien warm,
es spielte manch fröhlicher Mückenschwarm;
die Schwalbe litt keinen Mangel noch Not,
sie fand für sich und die Kinder Brot.
55. Hans und die Spatzen.
(Löweiistein.)
„Ach, Vater, sprich, wie fang' ich's an,
daß ich die Spatzen fangen kann?
Die Spatzen!"
Der Vater spricht: „So streu, mein Hans,
hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz!
Den Spatzen!"
Drauf nimmt er eine Hand voll Salz
und lauert mit gestrecktem Hals
auf Spatzen.
Und als der erste sich gesetzt,
schleicht er heran: „Dich krieg' ich jetzt!
Dich Spatzen!"
Das Spätzleiil aber flog, husch, husch,
hinweg zum nächsten Lindenbusch.
Ach Spatzen!
„Sie halten, Vater, ja nicht still,
wenn ich das Salz hinstreuen will, —
die Spatzen!"
„So laß die Spatzen, Hans, in Ruh —
sie sind halt klüger doch als du —
die Spatzen."
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45
74. Die Feder.
(Hey.)
Kind: Feder, das ist nicht schön von dir,
daß du so ungeschickt bist bei mir;
schreibst mit der Schwester so schön und geschwind,
bei mir es nur Hühnertrappen sind.
Komm, Feder, gieb dir rechte Müh',
daß ich auch so schön schreiben kann, wie sie!
Die Feder sagte nicht ein Wort,
sie machte still ihre Striche fort.
Das Kind auch führte sie ganz sacht
bei jedem Buchstaben mit Bedacht;
bald standen alle die Zeilen da,
daß jedes dran seine Freude sah.
75. Spiel im Freien.
(Dieffenbach.)
Wenn die Schule glücklich aus,
ziehen wir voll Freude
aus dem engen, dumpfen Haus
auf die grüne Weide.
Unsre Kühe finden hier
gutes Gras zum Futter,
und sie geben uns dafür
süße Milch und Butter.
Auf dem Rasen ruhn wir gut,
pflücken Blumen, singen,
mtb wenn wir uns ausgeruht,
tanzen wir und springen.
76. Die Feldmark.
(O. Schulz.)
Rings um das Dorf liegt die Feldmark oder das Land, das
dem Dorfe zugehört. Auf der Feldmark findet ihr Äcker mtb
Wiesen, Wald und Gewässer. Der Acker ist das Land, worauf
man Getreide und andere Früchte baut. Der Acker wird zuerst
mit dem Pfluge locker gemacht, dann mit der Egge gereinigt und
geebnet und endlich mit Getreide und andern Früchten besäet;
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67
0 komm und bring uns allen
viel liebe Veilchen mit,
bring auch viel Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit.
112. Winters Abschied.
(Hoffmann von Fallersleben.)
Winter, ade!
Scheiden thut weh.
Aber dein Scheiden macht,
dass jetzt mein Herze lacht.
Winter, ade!
Scheiden thut weh.
Winter, ade!
Scheiden thut weh.
Gerne vergess’ ich dein,
kannst immer ferne sein.
Winter, ade!
Scheiden thut weh.
Winter, ade!
Scheiden thut weh.
Gehst du nicht bald nach Haus,
lacht dich der Kuckuck aus.
Winter, ade!
Scheiden timt weh.
118. Der Frühling.
(Curtman.)
Es war Frühling geworden; die Sonne hatte den Schnee
von den Bergen weggeschienen, die grünen Grasspitzen
kamen aus den welken Halmen hervor, die Knospen der
Bäume brachen auf und liessen schon die jungen Blättchen
durchscheinen; da wachte das Bienchen aus seinem tiefen
Schlafe auf, worin es den ganzen Winter gelegen hatte. Es
rieb sich die Augen und weckte seine Kameraden, und sie
öffneten die Thüre und sahen, ob das Eis und der Schnee
und der Nordwind fortgegangen wären. Und siehe, es war
überall heller und warmer Sonnenschein. Da schlüpften
sie heraus aus dem Bienenkorb, putzten ihre Flügel ab und
probierten wieder zu fliegen. Sie kamen zum Apfelbaum
und fragten: „Hast du nichts für die hungrigen Bienchen?
wir haben den ganzen Winter nichts gegessen.“ Der-Apfel -
5*
71
meine Heimkunft. Der Regen, über den ich murrte, rettete
mir Gut und Leben. Künftig will ich nicht mehr vergessen,
was das Sprüchlein sagt:
Was Gott schickt, das ist wohlgemeint,
obgleich es uns oft anders scheint.“
118. Täglich Brot.
(Nacke.)
Es war ein heifser Sommer. Tag für Tag stieg die
Sonne am wolkenlosen Himmel empor. Die Bächlein ver-
siegten, und den Flüssen mangelte es an Wasser; die Blu-
men am Ufer
hingen traurig
ihre Köpfchen,
und die Korn-
ähren im Felde
seufzten nach
kühler Labung.
Der Landmann
aber ging kum-
mervoll durch
die bleichenden
Saaten und
flehete, gen
Himmel blik-
kend, also: „Siehe, lieber Gott, ich habe gethan, was ich
thun konnte, habe im Frühjahr gepflügt und gesäet. Du
hast die Saat bewahret vor bösen Wettern, und die Men-
schen freuten sich der gesegneten Fluren. Sei du uns nun
auch ferner gnädig. Unser täglich Brot gieb uns heute!“
Das hörte der liebe Gott und erbarmte sich der bekümmerten
Menschheit. Bald türmten schwere Wolken sich auf, und
erquickender Regen tränkte die Flur. Da wurden die
Menschen wieder froh. Die Blumen hoben ihre Häupter,
das Korn rauschte, und fröhlich plätscherten die Gewässer
in ihren Ufern. Bald klang die Sense des Schnitters durch
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117
sondern oft nur ein kleines Stück von ihr. Die Sterne sehen aus wie
kleine leuchtende Punkte.
Die Sonne steht nicht immer am Himmel; sie geht ans und geht
unter. So lauge die Sonne am Himmel steht, ist es Tag, und wenn iie
untergegangen ist, dann ist es Nacht. Es giebt vier Tageszeiten; iie
heißen Morgen und Abend, Mittag und Mitternacht. Morgen ist es,
wenn die Sonne ausgeht; Abend ist es, wenn sie untergeht. Wenn die
Sonne am höchsten steht, dann ist es Mittag oder die Mitte des Tages.
Vom Morgen bis zum Mittag steigt die Sonne immer höher am Himmel,
vom Mittag bis zum Abend senkt sie sich immer tiefer und bleibt für uns
unsichtbar die ganze Nacht hindurch. Wenn die halbe Nacht vergangen
ist, dann ist es Mitternacht. Von Sonnenuntergang bis zur Mitternacht
ist es eben so weit, als von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang.
Wenn der Mond seine volle Scheibe zeigt, so heißt er Vollmond;
dann geht er des Abends auf und scheint die ganze Nacht hindurch. Un-
gefähr vierzehn Tage nach dem Vollmond ist gar nichts vom Monde zu
sehen, dann haben wir Neumond. Wenige Tage nach dem Neumond
kommt gleich nach Sonnenuntergang ein kleines Stück der Mondscheibe
am Abendhimmel zum Vorschein; das sieht aus wie eine Sichel und nimmt
mit jeglichem Tage zu. Ungefähr sieben Tage nach dem Neumond ist die
Hälfte der Mondscheibe erleuchtet; das nennt man das erste Viertel.
Sieben Tage darauf haben wir Vollmond; nach dem Vollmond nimmt
der Mond wieder ab. Sieben Tage nach dem Vollmond ist die Mond-
scheibe nur noch halb erleuchtet; das nennt man das letzte Viertel. Sieben
Tage nach dem letzten Viertel haben wir wiederum Neumond. Also heißen
die vier Hauptgestalten, in denen wir den Mond sehen: Neumond, erstes
Viertel, Vollmond und letztes Viertel. Bei zunehmendem Mond sehen wir die
rechte Seite der Mondscheibe erleuchtet, bei abnehmendem Mond die linke.
Die Sterne sehen wir nur des Nachts, wenn der Himmel recht heiter
ist. Die Sterne bleiben zwar am Himmel bei Tag mtö bei Nacht; aber
am Tage scheint die Sonne so hell, darum sehen wir nichts von den
Sternen. Der schöne helle Stern, den wir zu manchen Zeiten bald nach
Sonnenuntergang sehen, heißt der Abendstern. Zuweilen sehen wir eben
diesen Stern kurz vor Sonnenaufgang, dann heißt er der Morgenstern.
Wenn ihr größer seid, wird euer Lehrer euch einige Sterile zeigen und
euch sagen, wie man sie genannt hat. Laßt euch vor allen Dingen den
Wagen am Himmel zeigen, den Jakobsstab und den Nordstern.
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83
Die Mutter erschrak und sagte: „Gieb das Geld den Augen-
blick wieder zurück! denn es ist gewiß aus Versehen in den Teig
hinein gekommen."
Franziska trug es zurück. Allein der wohlthätige Mann
sprach: „Nein, nein, es war kein Versehen. Ich habe das Geld
in das kleinste Brot Hineinbacken lassen, um dich, du gutes Kind,
zu belohnen. Bleibe immer so genügsam, friedfertig und nach-
giebig. Wer lieber mit dem kleinern Brote zufrieden ist, als um
das größere zankt, dem bringt es reichlichern Segen, als wäre
Geld in das Brot hinein gebacken.
Genügsam, friedlich, dankbar sein,
bringt mehr, als Zanken, Streiten ein.
135. Die zwei Wanderer.
(Nach Krummacher.)
Zwei Wanderer zogen gemeinsam iiber Land. Als sie unter-
wegs ausruhten in einer Herberge, erscholl plötzlich das Geläut
der Glocken und ein Geschrei, daß eine Feuersbrunst in dem Dorfe
sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und
Bündel von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn
zurück und sprach: „Weshalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht
Hände genug zum Helfen? Was kümmern uns die Fremden!"
Aber jener hörte nicht auf die Rede, sondern lief hinaus
zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam und
stand und sahe zu von ferne.
Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter wie
erstarrt und rief: „Meine Kinder! meine Kinder!" Als der Fremd-
ling solches horte, sprang er in das brennende Haus zwischen die
krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her. Das
Volk aber ries: „Der ist verloren!"
Als man aber harrete eine Weile, siehe, da trat er hervor
mit versengtem Haar und trug zwei Kindlein auf den Armen
und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die Kinder und
fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie auf und tröstete
sie. Unterdessen stürzte das Haus zusammen. Als er nun zu
seinem Gefährten zurückkam, sagte dieser: „Wer hieß dich doch
6*
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128
Das Müuslein sprach zu ihnen fein:
Ich sammle für den Winter ein.
Und ich, das weiße Täubchen sprach,
zum Neste dürre Reiser trag'.
Das Häschen winkte freundlich bloß:
Ich könnte um die Welt nicht los.
Ihr seht, mein Schnäuzchen ist nicht rein,
das muß im Fluß gewaschen sein.
Sogar das Erdbeerstränchlein sprach:
Ich nütze diesen ganzen Tag,
zu reifen meine süße Frucht,
die dann der arme Bettler sucht.
Da dachten sie in ihrem Sinn:
Du, Bächlein, Plätscherst doch so hin.
Komm, spiel mit uns, sei mit uns froh!
Das Bächlein sprach erstaunt: Wie so?
Ei, seht die faulen Kinder, seht!
Ich weiß nicht, wo der Kops mir steht.
Sie meinen, ich hätt' nichts zu thun,
und kann doch Tag und Nacht nicht ruhn.
Menschen, Tiere, Gärten, Wälder,
Wiesen, Thal und Berg lind Felder,
alle muß das Bächlein tränken
und die Töpfe auch noch schwenken,
Kinder wiegen, Mühlen treiben,
Bretter schneiden, Erz zerreiben,
Wolle spinnen, Schiffe tragen,
Feuer löschen, Hämmer schlagen.
Ich kann euch alles sagen nicht,
weil mir's dazu an Zeit gebricht.
So sprach's und sprang von Ort zu Ort,
und husch! war gleich das Bächlein fort.
Da war ihr Mut dem Sinken nah,
als einer einen Finken sah,
der ans dem Aste saß in Ruh'
und pfiff sein Lied und fraß dazu.
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129
Sie riefen: Ach, Herr Liedermann,
der all' die schönen Lieder kann,
du hast gewiß recht viele Zeit
und bist zum Spiel mit uns bereit.
Potztausend, hab' ich schlecht gehört?
Ihr Kinder scheint mir recht bethört.
Ich hab' gejagt den ganzen Tag
den Mücken, sie zu fangen, nach.
Nun wollen noch die Jungen mein
von mir in Schlaf gesungen sein;
drum pfeif' ich mit dem Brüderchor
den Kleinen meine Lieder vor.
Ich sing' dem Wald zur hohen Lust,
ein müder Mann, aus froher Brust.
Dem Herren giebt mein Mund den Preis
und lobt die Arbeit und den Schweiß.
Doch sprecht: Was habt denn ihr gemacht,
die also schlecht von mir gedacht?
Kehrt um, ihr Müßiggänger ihr,
und stört die Leut' nicht länger hier!
Von allen Tierlein so belehrt
sind drauf die Kinder heimgekehrt.
Sie sahen, daß dem Fleiß allein
des Spieles Lust ein Preis kann sein.
‘¿03. Der Hahn, der Hund und der Fuchs.
(Curtman.)
Ein Hund und ein Hahn schlossen Freundschaft und wanderten zu-
sammen in die Fremde. Eines Abends konnten sie kein Haus erreichen
und mußten im Walde übernachten. Der Hund sah endlich eine hohle
Eiche, worin für ihn eine vortreffliche Schlafkammer war. „Hier wollen
wir bleiben," sagte er zu seinem Reisegefährten. „Ich bin es zufrieden,"
sagte der Hahn, „aber ich schlafe gern in der Höhe." Damit flog er
ans einen Ast, wünschte dem andern gute Nacht und setzte sich zum
Schlafen. Als es Morgen werden wollte, fing der Hahn an zu krähen,
denn er dachte: Es ist bald Zeit zum Weiterreisen. Das Kikeriki hatte
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. 1. 9
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209. Die vier Brüder.
(Holl.)
Vier Brüder gehn jahraus, jahrein
im ganzen Land spazieren,
und jeder kommt für sich allein,
uns Gaben zuzuführen.
Der erste kommt mit leichtem Sinn,
in reines 23iau gehüllet,
streut Knospen, Blätter, Blüten hin,
die er mit Düften füllet.
Der zweite tritt schon ernster ans
mit Sonnenschein und Regen,
streut Blumen ans in seinem Laus,
der Ernte reichen Segen.
Der dritte naht mit Überfluß
und füllet Küch' und Scheune,
bringt uns zum süßesten Genuß
viel Äpfel, Nüss' und Weine.
Verdrießlich braust der vierte her,
in Nacht und Graus gehüllet,
sieht Feld und Wald und Wiesen leer,
die er mit Schnee erfüllet.
Wer sagt mir, wer die Brüder sind,
die so einander jagen?
Leicht rät sie wohl ein jedes Kind,
drum brauch' ich's nicht zu ^'agen.
210. Sehnsucht nach dem Frühling.
(Hoffmann von Fallersleben.)
O wie ist es kalt geworden
und so traurig, öd' und leer!
Rauhe Winde wehn von Norden,
und die Sonne scheint nicht mehr.
Auf die Berge möcht' ich fliegen,
möchte sehn ein grünes Thal,
möcht' in Gras und Blumen liegen
und mich fren'n am Sonnenstrahl;
möchte hören die Schalmeien
und der Herden Glockenklang,
möchte freuen mich im Freien
an der Vögel süßem Sang.
Schöner Frühling, komm doch wieder,
lieber Frühling, komm doch bald,
bring uns Blumen, Laub uiib Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald!
Ja, du bist uns treu geblieben,
kommst nun bald in Pracht und Glanz,
bringst nun bald all deinen Lieben
Sang und Freude, Spiel und Tanz.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]