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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1897 - Leipzig : Hirt
40 Schwyz, Unterwalden und Lnzern sich nnterthnig machen wollte. Sie sollten nicht mehr den jedesmaligen deutschen König, sondern den Herzog von sterreich als ihren Herrn anerkennen. Es war ein Mibrauch seiner kaiserlichen Wrde, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu Habs-burgischem Hausbesitz machen wollte. Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsbnrgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Staussachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 27

1897 - Leipzig : Hirt
27 dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen." Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-land zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere auf-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen und sein Schwert mit der andern Hand und lies, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein un-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo." Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschlagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingefhrt ward, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir unter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen. Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilse lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 1

1911 - Breslau : Hirt
Unscheinbar vollzog sich der Eintritt des Christentums in die griechisch-rmische Kulturwelt auch auf dem Gebiete der Kunst. Aus dem bildlosen Judentum hervorgegangen, fand das Urchristentum hier eine reiche, wenn auch bereits abgeblate Formensprache vor und bediente sich ihrer arglos, auch wo sie strenggenommen gegen die christliche Auffassung verstie. So treiben in den meist flchtigen und handwerksmigen Malereien der rmischen Katakomben Genien, Amoretten und Psychen harmlos ihr Spiel. Aber daneben erscheinen Motive, die eine christliche Deutung zulassen oder fordern: die Weinranke, die Taube (als Symbol christlichen Seelenfriedens), der Anker, das Lamm, der gute Hirte (vgl. 3), der Fisch (1x0 Ts 'Irjoovg Xqiotos &eov Ylos Scorrjq)- Auf einer weiteren Entwicklungsstufe tritt neben diese Symbole eine Auswahl biblischer Szenen. Ganz gemieden wird anfangs die Passion Christi: das Grliche des Kreuzigungstodes widerstrebte noch gleicher-weise dem sthetischen wie dem religisen Empfinden. Bevorzugt wurden die Szenen, die ein seliges Leben nach dem Tode verbrgten, oder die in den liturgischen Gebeten den Glubigen als trstliche Vorbilder der Errettung aus Not und Tod vorgehalten wurden. Beispiel: der Jonas- 1. Jonas-Sarkophag, Lateranmuseum, Rom. Marmor. Anfang des 3. Jahrh .arkophag (1). Oben: 1. Lazarus' Erweckung: der Tote als Mumie, Christus, Martha, Maria kniend, zwei Jnger. 2. Mosis Bedrngung (r.) und Quellwuuder (l.) nach Exodus 17. Unten: 1. Geschichte des Jonas. der dem Schiff r. ein Windgott (!), die Tritonmuschel ist falsche Ergnzung; l. mit Nimbus der Sonnengott (!). Vgl. Jonas 1,16: nach dem Sturm tritt Windstille ein. Zu der Szenerie des schlafenden Jonas (beachte auch Schnecke, Eidechse, Seekrebs) gehrt der Schasstall mit Hirt und zwei Schafen. Idyllischen Charakter ganz im Stile hellenistischer Kunst tragen auch die den untern Streifen einfassenden Szenen: l. zwei Männer mit Henkelkorb, r. Fischer, Knabe und Reiher. 2. der dem den Jonas aus-speienden Seeungetm r. Noah in der Arche, darber Taube mit lzweig. Welche Motive sind heidnisch? Aus dem antiken Formenschatz sind ferner entlehnt: Jonas schlafend Endymion, Seeungetm wie bei Andromeda, Noah o Danae. Eine naive Abkrzung dieser Bildersprache ist es, wenn gelegentlich der schlafende Jonas mit den Fen noch im Rachen des Seetiers steckt! Die kindliche Freude am Erzhlen verfhrt den Knstler zur berfllung, daher fehlt der Komposition Klarheit und Ebenma. Worin zeigt sich dennoch ein Streben nach symmetrischer Anordnung?

4. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 21

1911 - Breslau : Hirt
Die Germanen. 21 Fr den Krieg wird einer der Fürsten zum Herzog erwhlt; nur bei den Ostgermanen hren wir von Knigen; man entnimmt sie der stirps regia, erhebt den Gewhlten auf den Schild und berreicht ihm den Speer als Wahrzeichen seiner Gewalt; aber er hat nicht zu befehlen, er wirkt durch Vorbild, nicht durch Amtsgewalt; man ehrt ihn durch eine freiwillig dargebrachte Gabe. Die Fürsten umgeben sich mit einem Gefolge, das im Krieg eine Leibwache, im Frieden ein Ehrengeleit bildet. Die persnliche Freiheit des Kriegers wird durch die Gefolgschaft nicht geschmlert, denn sie be-ruht ans freiwilligem Vertrag zwischen Herrn und Mann; dieser ist Ge-horsam und Treue bis zum Tode schuldig, jener hat fr den Unterhalt seines Mannes zu sorgen. Das Gefolge dient nicht dem Vorteil des Landes oder Stammes, sondern nur dem Ruhme des Gesolgsherru. Wer ein groes Gefolge unterhielt, war deshalb oft zu Beutezgen gentigt. c) Kriegswesen. Alle Freien sind wehrpflichtig. Im Kriege treten sie nach Sippen und Hundertschaften geordnet zum Heer zusammen. Sie kmpfen zu Fu nur die Fürsten und ihr Gefolge streiten bis-weilen zu Pferd und stellen sich vor dem Kampf zu einem groen keilfrmigen Schlachthaufen teberkopf") auf, der trotz oft mangel-haftet Bewaffnung des einzelnen Mannes durch den gewaltigen Druck der Masse den Sieg erzwingt. Fhren sie auf der Wanderung Weib und Kind und fahrende Habe mit, so schieben sie vor der Schlacht die Wagen zu einer Wagenburg zusammen, in deren Ringe sie die Ihrigen und den Besitz bergen und auf die sie sich im Falle einer Niederlage zurckziehen. Wenn die Männer zum Sturm schreiten, erheben die Frauen den Zaubergesang, durch den sie ihre Männer gegen Gefahr feien und den Sieg herbeiziehen wollen. d) Wirtschaftliche Verhltnisse. Das Haus des Germanen hat man sich noch sehr unvollkommen vorzustellen; es ist aus Holzwerk aufgefhrt, am Giebel ist hufig ein Pferdekopf befestigt. Gehft und Garten werden von einem Pfahlzaun umschlossen; auch das ganze Dors ist bisweilen eingehegt, mehr um das Vieh am Verlausen zu hindern und dem Raubwild den Zutritt zu wehren, als um einem feindlichen Angriff zu begegnen. Von dem Gehft des Freien unterscheidet sich die gerumige Halle des Fürsten oder Gesolgs-Herrn. rmere bauen bienenkorbhnliche Behausungen aus Flechtwerk und Schilf. Steinbau fhrten erst die Rmer ein. Frauen und Sklaven ver-fertigen, was man braucht; zuweilen bietet der Hndler aus dem Rmischen Reiche Schmuck oder Waffen, wohl auch Wein zum Tausche an. Viehherden und Beutestcke sind der Reichtum des Freien, Jagd und Krieg feine Beschftigung; Frauen und Sklaven bewachen das Vieh und bestellen den ihm zugewiesenen Anteil am Ackerland, oder er bergibt ihn einem Unfreien, von dem er einen Teil des Ernteertrages empfngt. Gebaut wurden Hafer, Gerste und Weizen, dazu einige Gemfe und Flachs. Feineres Obst fhrten die Rmer ein. An Haustieren hielt man unansehnliche, aber ausdauernde Pferde, Rinder, Schafe und Schweine, von Geflgel besonders Gnse.

5. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 54

1911 - Breslau : Hirt
89. Hans Holbein d. I., Georg Gisze vom Stahlhof, London, 1532. l Photographie Hanfstaengl.! ie Drer, so stammte auch Hans Holbein aus einer freien Reichsstadt, Augsburg; der Vater Holbeins, Hans Holbein d. ., selbst ein bedeutender und angesehener Maler, ward auch sein Lehrer. Auch der junge Holbein schlo seine Wanderungen mit einem Aufenthalt in Oberitalien ab, um sich dann (1519) in Basel niederzulassen. Aus dieser Zeit stammt sein berhmter Totentanz. Die Zeiten waren ernst: die Reformationsbewegung mahnte zu innerer Einkehr, die Bauernkriege bedrohten Leben und Wohlstand. Mit beiender Ironie fat Holbein den Triumph des Todes als ein groes Fest auf, bei dem die Gerippe aus dem Beinhause zum Tanze aufspielen. Und dann beginnt der Tod in allen erdenklichen Gestalten mit jedem Stand, jedem Geschlecht, jedem Alter in seiner Weise den Tanz. Der Hausierer mit hochbepackter Kiepe, das Schwert an der Seite, er hat es eilig, im nchsten Dorf seine Waren anzubringen. Da packt ihn der Tod mit festem Griff. Er bittet: Nur dorthin noch la mich! Vergebens! Schon schreitet ein Gerippe die Brummgeige spielend nach der ent-gegengesetzten Richtung zum Tanze vorauf,' er mu folgen. Auch den gepanzerten Ritter ereilt der Tod auf freiem Feld. Als Landsknecht, Kettenpanzer und Brustharnisch um das Gebein schlotternd, bohrt er ihm mit grimmigem Hohn seine eigne Lanze rcklings durch den Leib; da hilft kein Fechten mit dem breiten Ritterschwert, es ist seine letzte Sonne, die dort 54

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 27

1896 - Leipzig : Hirt
27 dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen." Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-lernt) zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere ans-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte, und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr-Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen, und sein Schwert mit der andern Hand, und lief, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein uu-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo." Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingefhrt war, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir uuter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen, Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilfe lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1896 - Leipzig : Hirt
- 40 zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltthtigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsburgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Stauffachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brod haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der - Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen Kopfe der Gattin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war schon lngst, seit der oben erwhnten Drohung Gelers, der Gedanke entstanden, da man eine Verbindung der drei Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches herstellen sollte. Sie kam damit den Absichten ihres Mannes entgegen, der

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 9

1905 - Leipzig : Hirt
2. Manch, Attila, Theoderich der Groe. 9 knigliches Begrbnis bereiteten sie ihrem Könige. Ein Flu, der Busento, wurde abgeleitet. Mit dem Leichnam, der mit dem kniglichen Kriegs-schmuck angetan war, wurden sein Lieblingsro und viele Kostbarkeiten ins Grab versenkt. Dann wurde der Flu in sein altes Bett zurckgeleitet, da-mit keines Rmers schnde Habsucht des Gotenknigs Grabessrieden stren knne, und noch jetzt rauschen die Wogen der den Gebeinen Alarichs. 3. Noch eine Gnadenfrist war dem Rmischen Reiche beschieden. Wohl hatten die Hunnen eine gewaltige Herrschaft begrndet, und auch unter ihnen trat ein Welteroberer auf: König Attila (Etzel oder Gottesgeiel", wie er sich selbst nannte). In Ungarn war der Mittelpunkt seiner Macht; von hier aus gebot er bis an die Wolga, die Ostsee und den Rhein der viele Völker. Reiche Schtze waren von den Hunnen zusammengeraubt worden, und doch blieb der Herrscher den alten einfachen Sitten seiner Vter treu. Er wohnte in einem hlzernen Gebude; seinen Gsten setzte er zwar auf goldenen und silbernen Schsseln auserlesene Leckerbissen vor, er selbst aber a nur von Holztellern einfache Speisen und trank keinen Wein. Unscheinbar war seine Gestalt, hlich seine Gesichtszge, aber aus den Augen sprhte das Feuer der Tatenlust und Herrscherkraft, die ihn beseelten. Auch er gedachte Rom zu erobern. Zuerst zog er der den Rhein nach Gallien, um den letzten tchtigen rmischen Feldherrn Aetius zu vertreiben. Doch dieser gewann mit Hilfe der Westgoten in der Riesen-schlicht auf den katalaunischen Feldern (im Jahre 451) den Sieg; allerdings erst nach hartnckigem Kampfe. Eine Sage erzhlt, der Streit sei so erbittert gewesen, da sogar die Geister der Erschlagenen in der Luft noch weiter gekmpft htten. Attila verzweifelte an seiner Rettung; er lie einen Scheiterhaufen aus hlzernen Stteln errichten, um sich zu verbrennen, wenn die Rmer ihn von neuem angriffen. Aber die Ver-luste der Rmer waren zu groß, sie waren zufrieden, von Attila nicht besiegt zu sein, und dieser zog sich nach Ungarn zurck. Bald brach er mit einem noch strkeren Heere in Italien ein, erreichte aber Rom nicht und starb bald darauf. Seine Herrschaft zersiel mit seinem Tode, da seine Shne uneinig waren und des Vaters Tchtigkeit nicht besaen. 4. Das Rmerreich wurde immer schwcher; endlich zerstrte es ein germanischer Heerfhrer, Odoaker, im Jahre 476. Aber noch immer befeindeten sich die nahe verwandten Stmme der Germanen. Um das schne Italien fr sich zu gewinnen, zogen die Ostgoten gegen Odoaker heran. An ihrer Spitze stand ein heldenhafter Fürst, namens Theoderichf der, hnlich wie Armin, in seiner Jugend unter den Rmern gelebt hatte'

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 45

1905 - Leipzig : Hirt
12. Wilhelm Tell. 45 sie zu verderben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Stauffachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da der Bauer Huser baue auf seine eigene Hand und also frei Hinleb', als ob er Herr war' in dem Lande: Ich werd' mich unterstehn, euch das zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden (nach seinem Wohnsitz Melch-tal" genannt) die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, er schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stocke so heftig, da ihm ein Finger zerbrach. Deshalb mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. Eine Frau, die Gattin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheit des Landes gelauscht hatte, war es, die zuerst ihrem Manne gegenber den Gedanken aussprach, da sich die drei noch freien Wald-statte zur Abschttelung des unertrglichen Joches verbinden mten. So Khnes hatte Stauffacher kaum zu denken gewagt. Ihm graute bei der Vorstellung, da des Kaisers berlegene Heerscharen brennend und mordend in die friedlichen Tler eindringen und unsagbares Elend die unausbleibliche Folge des khnen Unterfangens sein wrde. Aber auch diese Bedenken schreckten die tapfere Gertrud nicht. Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt zu führen", entgegnet sie dem bedch-tigen Gatten. Auch die Schweizerin zieht den Tod der Schande vor, nnh teurer als Haus und Hof ist uns die Freiheit. Da zaudert Stauffacher nicht lnger, er begibt sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Be-sonnenheit und Vaterlandsliebe ausgezeichneter Freund lebte, Walter Fürst. Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchtal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer, Vertreter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer verborgenen Wald-wiese in der Nhe des Sees, dem Rtli", bei Nachtzeit zusammenzu-kommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer

10. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 127

1905 - Leipzig : Hirt
5. Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege. 127 Aus Drfern und aus Stdten wimmelnd strmt Ein jauchzend Volk, mit liebend emsiger Zudringlichkeit des Heeres Fortzug hin-dernd. Da schttelt, froh noch des erlebten Tags, Dem heimgekehrten Sohn der Greis die i^nde; Ein Fremdling tritt er in sein (Eigentum,. Das lnqstverlafs'ne, ein; mit breiten sten Deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr, Der sich zur Gerte bog, als er gegangen, Und schamhaft tritt als Jungfrau ihm entgegen, Die einst er an der Amme Brust verlie." piccolomint I, <*. Gern verga man fr den Augenblick das ungeheure Elend, das der Krieg gebracht. Doch lange noch litt das Volk an den Folgen dieses un-glckseligen Krieges. Sichtung der Bevlkerung. Zwei Drittel der Bevlkerung, die Blte des Landes, war hinweggerafft. Bon einigen Stdten, wie Augsburg, Mannheim und Heidelberg, soll nur der fnfzigste Teil der Bevlkerung brig geblieben sein. Das Schwert, die Hungersnot und die Pest hatten sich zum Unheil Deutschlands vereinigt. In Worms allein erlagen 20 000 Menschen der Pest. Die Hungersnot war in einzelnen Gebieten entsetzlich-man nhrte sich von Gras, Wurzeln, drren und grnen Baumblttern und war froh, wenn man Hute von Khen und Pferden bekam. Verwstung der Felder. Die Felder waren verwstet, die Bauern-Hfe zerstrt, das Vieh verzehrt oder weggefhrt. Es fehlte an Arbeitskrften, das verdete Land zu bestellen. Unsicherheit. Die Wege wurden durch Diebe und Ruber unsicher gemacht. Selbst Fürsten durften sich ohne starken militrischen Schutz keine halbe Stunde von ihrem Wohnsitz entfernen. Verfall des Handels. Durch den Verlust der Rhein-, Weser- und Odermndung ging der deutsche Handel in fremde Hnde der. Die Er-zeugnisse des heimischen Handwerks wurden durch fremde Schiffe aus-gefhrt. Nur Hamburg, das von feindlichen Heeren wenig gelitten hatte, behauptete durch seine gnstige Lage an der Elbmndung seine wichtige Stellung im Nordseehandel. Die Städte des Binnenlandes, die durch ihre Zugehrigkeit zum Hansabunde reich geworden, waren durch den Krieg verarmt. Im Binnenlande hielten nur Frankfurt am Main und Leipzig ihre jhrlichen groen Jahrmrkte, die man Messen nennt, weiter ab und wurden Handelsstdte ersten Ranges. Falschmnzer betrogen die Brger mit nachgemachten Goldstcken und brachten das wenige, noch vorhandene gute Geld beim Wechseln an sich. Nachffung des Auslandes. Eine widerliche Nachffung des Aus-landes machte sich breit. Durch den Krieg waren zahlreiche fremde Ausdrcke in die deutsche Sprache bergegangen. Diese wurde dadurch so verunstaltet, da man sich in den bessern Familien der Mutter-sprche schmte und sich der franzsischen Sprache bediente. Deutsche Schriftsteller spickten ihre Werke mit fremden Ausdrcken. Eine rhmliche
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