254
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
welche dem Erdboden gleich gemacht wurde. Damit war Spanien den Römern wieder unterworfen.
§. 43. Horns Jeacfif untt fein Sttfenuecfau.
Rom war durch seine großartigen Eroberungen im Westen und Osten eine stolze Weltgebieterin geworden und beherrschte folgende neun Provinzen: 1. Sizilien, 2. Sardinien und Korsika, 3. das diesseitige Gallien (Oberitalien), 4. das diesseitige und 5. das jenseitige Spanien, 6. Macedonien, 7. Griechenland, 8. Afrika, 9. Asien. Wie weit sich seine Herrschaft auch erstreckte, allenthalben wurde es gefürchtet. Als König Antiochus von Syrien in Ägypten eingefallen war, schickte der römische Senat einen Abgeordneten an ihn und gebot ihm, Ägypten zu räumen. Antiochus bat sich Bedenkzeit aus; doch der römische Gesandte nahm seinen Stab, zeichnete einen Kreis um den König und sprach: „Du wirst diesen Kreis nicht verlassen, ohne mir Gehorsam gegen den Befehl des Senats gelobt zu haben!" Antiochus gehorchte und verließ Ägypten. Als der König Prusias von Bithynien einen Besuch in Rom machte, zog er Sklavenkleider an und küßte die Thürschwelle, ehe er in den Senat trat. — Der König Masinissa von Numidien, welcher den Römern Korn verkauft hatte, sandte seinen Sohn zum Senat und ließ diesem melden, er sei ganz beschämt, daß die Römer ihm Geld geschickt hätten; denn er selbst, sein Land und alles, was darinnen sei, gehöre ja den Römern. Als König Attalus von Pergamus 133 starb, vermachte er den Römern sein ganzes Reich und seine bedeutenden Schätze.
Nach dem zweiten punischen Kriege aber trat mit der Ausdehnung der Herrschaft über den größten Teil der Mittelmeerstaaten bei dem römischen Volke in allen Verhältnissen ein völliger Umschwung ein, der zum Verfall der Republik führte.
Krieg und Ackerbau hatten einst die Römer zu einem ernsten, festen und praktischen Volke gemacht und ihnen Tugenden verliehen, welche zu jeder Zeit und mit vollem Rechte bewundert worden sind. Große Vaterlandsliebe, treue Pflichterfüllung gegen Götter, Verwandte und Freunde, Gerechtigkeit und Mäßigung, Mut und Gewissenhaftigkeit, Einfachheit und Ausdauer hatten die großen Erfolge erzielt. Mit der wachsenden Macht und dem steigenden Reichtum schwand aber die alte Einfachheit und Sittenstrenge. Die Vornehmen wandten sich nach dem Vorgänge der Scipionen von der Einfachheit des Landlebens ab und neigten sich griechischer Sitte, Sprache und Wissenschaft zu. Während aber die edlen Scipionen nur der echten griechischen
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260 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
von Numidien, Schutz suchen mußte. Metellus war ein Mann von anerkannter Redlichkeit und Tüchtigkeit; doch das Volk war über das Treiben der Optimalen so erbittert, daß er bald den Oberbefehl an den Cajus Marius, einen Liebling des Volkes, abtreten mußte. Dieser war ein in Rom unter der Volksgunst emporgekommener Neuling (homo novus), der Sohn eines armen Landmanns aus der Nähe von Arpinum. Rauh, derb, aber tapfer und mit militärischem Talente begabt, war er nach und nach in dem Heere emporgestiegen und Hatte sich besonders in dem numan-tinischen Kriege ausgezeichnet und Scipios Anerkennung erworben. Als Legat unter Metellus dienend, war er, von dem Adelsstolz seines Führers beleidigt, nach Rom zurückgegangen, wo er sich der demokratischen Partei zuwandte, die den ausgezeichneten Soldaten mit Freuden aufnahm. Seine kolossale Gestalt, sein offener Haß gegen die Vornehmen und seine prahlerischen Reden verschafften ihm die Volksgunst in einem solchen Grade, daß er 107 zum Konsul gewählt wurde und den Oberbefehl in Afrika erhielt. Sofort nach seiner Wahl bewaffnete er die niedrigste Volksklasse, welche bisher vom Kriegsdienste frei gewesen war, setzte nach Afrika über und schlug den Jugurtha in zwei Hauptschlachten so, daß er abermals zu Bo cchus fliehen mußte. Nun brachte es fein Unterfeldherr Sulla durch geschickte Unterhandlungen dahin, daß Bacchus ihn 106 auslieferte. Marius ließ den Schänder der römischen Ehre in Ketten schmieden und führte ihn im Triumphe nach Rom, wo er in einem finstern Kerker verhungern mußte.
Der Krieg mit den Cimbern und Teutonen 113—101 v. Chr. Schon vor dem Ausbruch des Krieges mit Jugurtha war das römische Reich im Norden von einem neuen Feinde bedroht und Rom in Schrecken versetzt worden (Ii. Teil, §. 3). Die Cimbern, ein germanischer Volksstamm, hatten ihre Wohnsitze an der Nord- und Ostsee verlassen und waren nach Süden vorgedrungen, um sich in Italien neue Wohnsitze zu erkämpfen. Sie hatten bei Store ja 113 v. Chr. in dem heutigen Kärnthen den römischen Konsul Papi-rius Carbo besiegt und durch ihre unheimliche Naturkraft in Rom den „eimbrischen Schrecken" verbreitet, waren aber dann nicht geradeswegs über die Alpen in Italien eingebrochen, sondern im Norden derselben westwärts nach Gallien gezogen, wo sie die Römerheere in 4 Schlachten besiegten. Von Gallien waren sie bis Spanien vorgedrungen ; von dort aber hatten sie sich nach Gallien zurückbegeben, wo sie mit einem andern germanischen Volksstamm, den Teutonen,
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Extrahierte Personennamen: Metellus Cajus_Marius Marius Scipios Sulla Sulla Marius Marius Papi-rius_Carbo
Extrahierte Ortsnamen: Numidien Rom Rom Afrika Afrika Rom Rom Ostsee Italien Rom Italien Gallien Gallien Spanien Gallien
46. Marius und Sulla und der erste römische Bürgerkrieg. 261
die vom Niederrhein weggezogen waren, zusammentrafen und nun einen gemeinsamen Einbruch in Italien verabredeten. Die Cimbern begaben sich nach den Ostalpen zurück, um über deren Päffe Oberitalien zu erreichen; die Teutonen beschlossen, von Südgallien aus dahin einzudringen und vereinigten sich zu diesem Zwecke mit den keltischen Ambronen.
Unterdessen hatte der Senat in Rom dem verhaßten Marius fünfmal das Konsulat erneuern müssen, da sich unter dem römischen Adel kein Feldherr gegen die furchtbaren Feinde aus dem Norden fand. Marius hatte mit einem neugeschaffenen Heere an der Rhone ein festes Lager bezogen, seine Krieger in strenger Manneszucht geübt und hierauf einzelne Scharen der raublustigen Feinde mit Erfolg angegriffen, um seine Krieger an den Kampf mit den wilden Fremdlingen zu gewöhnen und ihnen zu zeigen, daß diese nicht unbesiegbar seien. Als nun die Teutonen nach Italien aufbrachen und höhnend an seinem Lager vorüberzogen, wagte er einen Hauptangriff, und die Teutonen wurden bei Aquä Sextiä (Aix) 102 v- Chr. vollständig besiegt. Marius eilte nun nach Oberitalien, wo sein Mitkonsul Catulus bereits von den Cimbern bedrängt wurde, und bereitete in der Schlacht bei Vercellä 101 v. Chr. in Piemont auch den Cimbern den Untergang. Hierauf zogen Marius und Catulus, vom Jubel des Volkes begrüßt, im Triumph in Rom ein. Marius wurde der dritte Gründer Roms genannt und erhielt für das folgende Jahr (100) zum 6. mal das Konsulat.
§• 46. Iflflcius ums Succa uni tccc erste cömifefie üücgeiirieg.
Die Unruhen, welche durch das Vorgehen der Gracchen entstanden waren, hatten den Parteihaß zwischen Vornehmen und Volk in Rom aufs heftigste erregt, und da jede Partei jetzt einen ehrgeizigen und kühnen Führer hatte, so bedurfte es nur eines geringen Anlasses, um den Haß zum offenen Bürgerkriege zu entflammen. Das Haupt des Volkes war Marius, der Führer der Vornehmen dagegen Sulla. Letzterer unterschied sich von Marius durch seine vornehme Herkunst, seine vollendete Bildung und seine feinen Sitten. Er sah zwar weichlich und verzärtelt aus, hatte aber im Kriege mit Jugurtha Alle durch seine Ausdauer und Tapferkeit in Erstaunen gesetzt. Seiner Geschicklichkeit war es gelungen, den König Bocchus zur Auslieferung des Jugurtha zu überreden. Trotz seiner Abneigung gegen Sulla hatte ihn Marius doch später wieder in den
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Catulus Marius Marius Marius Marius Iflflcius Marius Marius Sulla Marius Marius König_Bocchus Sulla Sulla Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Italien Oberitalien Rom Italien Oberitalien Rom Roms Rom
§. 49. Cäsar in Gallien und der zweite Bürgerkrieg. 271
flußreiche Priester, die Druiden, zur Seite standen. Die Gallier waren zwar tapfer und besaßen eine gewisse Kultur, aber sie waren ohne Ausdauer, neuerungssüchtig, mit einander im Streit und zu Cäsars Zeit von äußeren Feinden umdroht. Von Osten her (aus der heutigen Schweiz) waren bereits die keltischen Helvetier in Gallien eingedrungen, um sich daselbst neue Wohnsitze zu erkämpfen. Cäsar, der für seine Provinz fürchten mußte, zog deshalb gegen die tapferen Fremdlinge, besiegte sie 58 in einer großen Schlacht bei Bibrakte (Autun) westlich der Saone und nötigte sie zur Rückkehr in ihr Land. Nun wandte er sich germanischen Eindringlingen zu. Die gallischen Sequaner (im Oberelsaß) hatten nämlich in einem Streit mit den Äduern den germanischen Suevensührer Ariovist zu Hilfe gerufen. Ariovist war über den Rhein gezogen und hatte dann beide Völkerschaften unterworfen. Als er aber immer neue Stammesgenossen über den Rhein nachkommen ließ, um seine Eroberungen in Gallien noch weiter auszudehnen, wandte sich Cäsar gegen ihn (Teil Ii, §. 3), besiegte ihn 58 unweit Vesontio (Besanyon) bei dem heutigen Mülhausen und drängte ihn über den Rhein zurück. Danach unterwarf Cäsar in hartnäckigen Kämpfen die B e l g e r im nordöstlichen und die Aquitaner im südwestlichen Gallien. Nachdem er auch die über den Rhein gekommenen Usipeter und Tenc-t er er 55 geschlagen hatte, drang er 55 und 53 zweimal über den Rhein in Germanien ein, mehr um die Germanen vor neuen Angriffen auf Gallien abzuschrecken, als um daselbst Eroberungen zu machen. Auch nach Britannien setzte er (55 und 54) zweimal über, um dort ebenfalls die Macht der römischen Waffen zu zeigen. Unterdessen aber bereitete der Arverner Vereing6torix einen allgemeinen Aufstand der Gallier zur Abschüttelung der Römerherrschaft vor, und bald sollte es sich zeigen, ob die Gallier noch Kraft genug besäßen, ihre Freiheit wieder zu gewinnen. Es kam bei Al6sia 52 (unweit Dijon) zur Schlacht, aber Cäsar blieb Sieger. Damit war die Unterwerfung Galliens, gesichert und der Rhein im Norden die Grenze des römischen Reiches. Cäsar hatte sich in den gallischen Kriegen mit Feldherrnruhm bedeckt und sich ein sieggewohntes Heer geschaffen, das ihm treu ergeben war.
Erneuerung des ersten Triumvirats 56. Po mp ejus hatte unterdessen in Rom die Macht des Triumvirats behauptet, obgleich Cicero nach 16monatlicher Verbannung unter dem Jubel des Volkes ^7 zurückberufen worden war. Im Jahre 56 hatten die drei Machthaber ihren Bund zu Luc ca in Etrurien erneuert. Infolge dessen
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304
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
der aber trotz seiner guten Absichten weder die Ordnung in dem zerrütteten Staatswesen, noch das Ansehen des Kaisers und Senates wieder herzustellen vermochte. Im Osten stürzte Artaxerxes das Partherreich und errichtete das neupersische Reich der Sas-saniden 226, das der römischen Macht nicht minder gefährlich wurde. Nach feiner Ermordung geriet das Reich in die größte Verwirrung, während welcher innerhalb zwanzig Jahren zwölf Imperatoren erhoben und wieder gestürzt wurden. Philippus Arabs 244—249, ein Freund des Alexander Severus, suchte dadurch die Gunst des Volkes zu gewinnen, daß er 247 die tausendjährige Feier der Erbauung Roms glänzend begehen ließ; aber zu einer großen Macht konnte er das Reich nicht mehr erheben.
Wie einst die Monarchie des makedonischen Welteroberers zerfiel und allmählich in dem römischen Reich ausging, so sank jetzt auch dieses immer mehr in feiner Macht herab und konnte es nicht hindern , daß germanische Völker das morsche Gebäude zuletzt gänzlich zertrümmerten und neue Reiche aufführten, welche teilweise noch auf dieser ersten Grundlage ruhen.
Schon unter dem Nachfolger des Philippus Arabs, Decius 249—251, begann auf der langen Nordgrenze ein allgemeiner Sturm germanischer Völker gegen das römische Reich. Vier mächtige Völker-bündnif se (Teil Ii, §. 5) hatten sich unter diesen gebildet, die zu Wasser und zu Land sich den Römern furchtbar machten. Die Alemannen überschritten Oberrhein und Donau und drangen in den Alpen vor, die Franken am Niederrhein zogen plündernd durch Gallien bis nach Spanien; die nördlich von diesen wohnenden Sachsen verheerten zu Wasser die Westgebiete des Römerreiches; die Goten durchzogen die Balkanhalbinfel bis nach Griechenland. Als der sittenstrenge Kaiser Decius im Kampfe gegen die Goten an der Donau gefallen war, schien das Reich dem Untergange nahe zu fein. Während Gallienus 253—268 in Rom regierte, hatten sich in den verschiedenen Provinzen die Feldherrn zu Kaisern ausrufen lassen, fodaß diese Zeit von römischen Geschichtschreibern die Zeit der dreißig Tyrannen genannt wurde.
Da gelang es dem strengen und tapfern Kaiser Aurelianus 270—275 den Zusammenbruch des Reiches noch einmal aufzuhalten. Er drängte die Germanen über den Rhein und die Donau zurück, besiegte die Neuperfer und zerstörte das Königreich Palmyra auf einer Oase in Syrien, welches von Odenätus gegründet worden war und nach dessen Tode von feiner Gemahlin Zenöbia (§. 62, 3)
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Extrahierte Personennamen: Artaxerxes Alexander_Severus Alexander Decius Decius Zenöbia
Vierter Zeitraum, 30 v.—476 it. Chr.
345
306—337 Konstantin der Große wird 324 Alleinherrscher, erklärt das Christentum zur Staatsreligion und verlegt 330 seine Residenz nach Konstantinopel. Seine Mutter Helena findet 326 das heilige Grab und erbaut die Grabeskirche.
325 Kirchenversammlung zu Nicäa. Athanasius und Artus.
337 Konstantin wird getauft und f*
375 Die Hunnen erscheinen an der untern Donau.
395 Theodosius der Große teilt das römische Reich bleibend in zwei Teile.
476 Der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus wird durch Odoaker entthront. Untergang des weströmischen Reichs.
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Extrahierte Personennamen: Helena Artus Romulus_Augustulus
§. 1. Land und Volk der Germanen.
3
Boden war wenig bearbeitet. Von Getreide baute man nur Gerste und Hafer. Üppige Weiden nährten Rindvieh und Pferde, die, wenn auch klein und unansehnlich, doch von trefflicher Art waren. Edle Obstbäume konnten nicht gedeihen, dagegen boten die Wälder wilde, eßbare Beeren mancherlei Art.
Germanische Völkerstämme. Die Germanen führten ihre Abstammung auf ihre Götter zurück. Als Stammvater nennt Taeitus nach einer germanischen Volkssage den „von der Erde geborenen" Gott Tuisko und als dessen Sohn Mannus (den ersten Mann). Diesem schrieb man drei Söhne zu: Ingo, Jsto und Jrmin, nach welchen die Stämme Norddeutschlands Jngävonen, die „zunächst an dem Rhein" wohnenden Jstävonen, die Stämme Mittel- und Süddeutschlands Hermionen genannt wurden. Diese drei Hauptstämme zerfielen in mehr als 50 Einzelstämme, die jedoch nur lose zusammenhingen und während der Völkerwanderung zum Teil ineinander aufgingen. Auf der linken Rheinseite hatten sich die Triboker im Elsaß, die Nemster um Speier, die Vangionen um Worms, die Treuerer (Trierer) aus beiden Seiten der Mosel den Römern unterworfen, machten aber den thatenlosen Galliern (Kelten) gegenüber mit Stolz ihren germanischen Ursprung geltend. Unter Kaiser Augustus siedelten die rechtsrheinisch, den Treverern gegenüberwohnenden Ubier, die ebenfalls zu den Römern hielten, auf das linke Rheinuser und ließen sich im Gebiete des heutigen Köln nieder, wo ihre Hauptstadt 51 n. Chr. zur römischen Kolonie erhoben und als Geburtsort Agrippinas, der Tochter des Germanikus und Gemahlin des Kaisers Claudius, den Namen Colonia Agrippinensis erhielt. Das Rheindelta dagegen besetzten die Bataver. Auf der rechten Rheinseite wohnten: die Usipeter am Niederrhein, die Tenc-t er er den Ubiern gegenüber, die Brukt er er von der Lippe bis zur Ems, die Mars er im heutigen Münsterlande, die Sigambrer im Gebiet der Ruhr und Sieg, die streitbaren Chatten im Hessenlande, die tapfern Cherusker von der Weser bis zum Harz. Der Nordseeküste entlang wohnten von der Rhein- bis zur Emsmündung die Friesen, von da bis zur Elbe die Ch auken, in Holstein die Sachsen, nördlich davon die Angeln, in Jütland die Cimbern. Die im Osten wohnenden Stämme wurden unter dem Namen Sueben (die Schweifenden) zusammengefaßt. Dazu gehörten: die Langobarden auf der Westseite der unteren Elbe, die Semnonen im Gebiet der Havel und Spree, die Warnen in Mecklenburg; der Ostseeküste (dem suebischen Meere) entlang: die Heruler und Rugier
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Extrahierte Personennamen: Gott_Tuisko Mannus Ingo Jsto Augustus Augustus Chr Agrippinas Claudius Colonia_Agrippinensis
§. 1. Land und Volk der Germanen.
9
geschlossen. Eine Schande war es, die Schlacht zu verlassen, wenn der Führer gefallen war. Wie die Führer um den Sieg, so hatte das Gefolge für sie zu kämpfen. Nach dem Siege wurde die Beute zu gleichen Teilen unter die Kämpfer verteilt und ein Teil den Göttern geopfert. Auf Beutezügen und Heerfahrten nach Abenteuern wurde ein Fürst oft von waffenfähigen und kriegsfrohen Jünglingen und Männern begleitet, die sich ihm freiwillig als Gefolge an-schlofsen und im Frieden als Ehrenwache dienten.
Während bei den meisten germanischen Völkerschaften die Verfassung eine republikanische war, hatten einzelne germanische Stämme, besonders im Osten, Könige. Wo man einen solchen einsetzte, wählte man den Besten und Tapfersten aus den edeln Geschlechtern und erhob ihn vor dem versammelten Volk auf den Schild. Die übertragene königliche Würde blieb erblich, doch so, daß der Nachfolger vom Volke immer wieder gewählt wurde. Der König führte den Oberbefehl im Krieg und vereinigte im Frieden die weltliche und geistliche Gewalt in seinen Händen. Ihm fiel ein Teil des Wergeides und der Kriegsbeute zu; von den besiegten Feinden empfing er Abgaben, von seinen Untergebenen Geschenke. Unter den Königen gewann das Gefolge besondere Bedeutung; sie konnten ihren Dienern höhere Ehren und größeren Landbesitz gewähren; aus ihrem Gesolge wählten die Fürsten ihre Beamten, und die Dienstmannen des Königs, der Marschall, der Kümmerer, der Truchseß und Mundschenk, nahmen bald denselben Rang ein, wie die hohen Beamten der römischen Kaiser. Aus dem Gefolge der Könige ging so ein neuer Adel hervor.
Aus der Einrichtung des Gefolges entstand bei den Franken, Goten und Langobarden allmählich das Feud al- oder Lehnswesen. Wenn nämlich von diesen ein Land erobert war, so wurde es gewöhnlich in 3 Teile geschieden; einen empfing der König, den zweiten seine Krieger, den dritten durften die Besiegten gegen Entrichtung einer Abgabe behalten. Der Krieger empfing ein freies, erbliches Eigentum (Allod), und er verpflichtete sich dafür, beim allgemeinen Aufgebote dem Heerbanne zu folgen. Um Freie aber an seine Person zu fefseln, überließ ihnen der König einen Teil seines Allods zu zeitweisem oder auch lebenslänglichem Nutz- und Nießbrauchs, Ein solches Gut war ein bewegliches; es konnte vom Lehnsherrn wieder gefordert werden, und der Lehnsträger (Vasall) übernahm damit die Verpflichtung, zu den Getreuen oder Dienstmannen seines Herrn zu gehören und denselben in Krieg und Frieden zu schirmen.
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Aus der deutschen Vorzeit.
Beim Eintritt der Wintersonnenwende, wo Fro sich anschickt, die belebende Sonne der Erde wieder zu nähern, wurde ihm zu Ehren das Julsest an zwölf geweihten Nächten gefeiert. Für dieses Fest war in jedem Hause ein weißer Eber als Opfertier gezogen worden, dem man die Borsten vergoldete. Am Nachmittage des Hauptfestes löschte man das Feuer in den Wohnungen aus, zog hinaus auf eine Wiese, wo ein Eichenpfahl eingeschlagen wurde, in welchen man ein neues Rad mit seiner Achse einließ, das neun Speichen hatte- Das Rad war mit Stroh umwunden und wurde von neun Jünglingen und Jungfrauen mit Stricken von Osten nach Westen, dem Laus der Sonne entsprechend, gedreht, bis sich die Achse entzündete und das Stroh entflammte. Dann steckten die Versammelten unter lautem Jubel ihre Fackeln in Brand und trugen die geheiligten Flammen in die Häuser, wo der Julblock auf dem Herde für ein neues Jahr wieder entzündet wurde. Wie Menschenmacht ans dem toten Holze die Flammen hervorzubrechen zwang, so ruft sie, nach ihrem Glauben, auch Fro aus dem Tagesgestirn wieder hervor, damit die Sonne von neuem neun Monate siegreich strahle. Über dem brennendenjulblockwurde der'geweihte Eber gebraten, mit den vergoldeten Borsten wurden die Hausgenossen beschenkt. Die rechte Hand aus das Haupt des Ebers gelegt, schwuren die Hausgenossen einander Liebe, Treue und Gehorsam, worauf das bereitete Opfertier verzehrt wurde und der Metbecher zu Ehren des Gottes kreiste. Frigg aber (Frau Holde), Odins Gemahlin, besichtigte während des Festes der zwölf Nächte im Umzuge das Hauswesen, wo sie die fleißigen Frauen und Jungfrauen segnete, während sie den lässigen allerlei Ungemach zuschickte.
Die heidnischen Feste sind in christliche umgewandelt oder verdrängt worden, aber manche der mit denselben verbundenen Gebräuche haben sich im Volke bis zur Gegenwart erhalten.
§. 3. Die ecjlea äampfe zmslüm Germanen ntuf Kölnern.
Cimbern und Teutonen. Die ersten germanischen Völkerschaften, welche mit den Römern feindlich zusammenstießen, waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern waren vom Norden Deutschlands nach dem Süden ausgewandert, um sich in Italien neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren bis zu den Ostalpen vorgedrungen, als sie in dem heutigen Kärnten auf die Römer trafen, welche von Süden her die daselbst wohnenden Kelten unterworfen hatten. Als sie von den Römern Wegweiser nach Italien verlangten, führten diese dieselben irre, um sie zu vernichten. Die Cimbern aber rächten die Treulosigkeit, indem sie die Römer unter ihrem Konsul Papirius Carbo bei Noreja in der Nähe von Klagensurt 113 v. Chr. vollständig besiegten. Doch anstatt jetzt geradeswegs nach Süden zu ziehen, wandten sie sich der Nordseite der Alpen entlang nach Westen und fielen in Gallien ein, wo sie nacheinander vier römische Heere schlugen. Von Gallien zogen sie nach Spanien, wurden dort aber zurückgewiesen
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Extrahierte Personennamen: Holde Odins_Gemahlin Papirius_Carbo Chr
§. 16. Die Frauen.
85
2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch.
3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre
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