Deutschlands Gewerbe und Industrie. 19
der Boden allein nicht mehr zu ernähren, Gewerbe und Handel spielen eine immer
größere Rolle in unserem wirtschaftlichen Leben, besonders in den Städten, von
denen viele infolge des massenhaften Zuzugs mit amerikanischer Geschwindigkeit
angewachsen sind; auch manche Dörfer haben sich aus vorher unbekannten Orten
zu namhaften Jndustrieplätzen aufgeschwungen. Überall in Deutschland, wo
eine karge Natur den lohnenden Anbau versagt, hat sich eine rührige
Industrie entwickelt, besonders im Bereich der mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle. Heute beschäftigt die deutsche Landwirtschaft nur mehr % der Gesamt-
bevölkerung.
Die natürliche Grundlage der deutschen Industrie bilden die
großen Kohlenlager an der Ruhr und Saar, im Wurmgebiet bei Aachen, in
Sachsen und Schlesien und die teilweise damit zusammengelagerten Eisengruben
<s. S. 67). Deutschlands Kohlenerzeugung (1910: 152 Mill. t) bleibt in Europa
nur hinter der von England zurück. In der Eisenerzeugung geht das Deutsche
Reich sogar England um die Hälfte voran (f. S. 67f.); das bedeutendste deutsche
Eisenlager ist das luxemburgisch-lothringische, das das Minetteeisen liefert. Die
deutsche Ausfuhr von Roheisen steigt alljährlich an; sie betrug 1910: 787 000 t,
1909: 471 000 t).
Was die sonstigen Mineralschätze Deutschlands betrifft, so wird es Hinsicht-
lich der Gewinnung von Zink nur von der Union und bezüglich der für einzelne
Industriezweige und den Bodenanbau so wichtigen Kalisalze von keinem Staat
der Erde übertroffen. Die größten Zinklager gehören Oberschlesien an, die Kali-
salze liefert das Magdeburg-Halberstädter Gebiet, namentlich Staßfurt. Auch
Silber erzeugt das Deutsche Reich mehr als jeder andere europäische Staat, und
in der Salz Produktion steht es nur hinter Großbritannien zurück. Im ganzen
finden in Deutschland durch den Bergbau fast eine Million
Menschen ihren Unterhalt.
In vielen Zweigen des gewerblichen Schaffens hat Deutschland sich allmäh-
lich in die vorderste Reihe zu bringen gewußt, so in der chemischen Industrie,
in der Zucker- und Bierindustrie sowie in der Branntweinbrennerei,
in der Stahl- und Waffenfabrikation, in der Elektrotechnik, in der
Erzeugung von Papier und Büchern, von Spielwaren und Blei-
stiften. In der Baumwollindustrie folgt es gleich hinter England, in der
Seidenindustrie unmittelbar nach Frankreich. In andern Gewerben steht es
mit den ersten Staaten in scharfem Wettbewerb, so in der Maschinen- und Kleineisen-
industrie, in der Tabakindustrie, in der Konsektion, in der Woll- und Leinenindustrie,
in der Glas- und Tonwarenfabrikation. Bewundernswerten Aufschwung hat
der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passa-
gierdampfer werden auf deutschen Werften hergestellt. — Deutschland steht
England in der industriellen Tätigkeit nicht mehr nach und bildet mit ihm
die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigen-
dem Maß an seine Industrie und seinen Handel.
Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von
seinem Reichtum an Kohlen und Eisen, namentlich auch durch seine vielen Wasser-
kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraftüber-
tragung auf weite Gebiete hin wirksam verteilt werden können. (Talsperren.)
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Saar Aachen Sachsen Schlesien Deutschlands Europa England England Deutschlands Oberschlesien Deutschland Deutschland England Frankreich Deutschland England Deutschlands Deutschlands
Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
— 92 —
zucht edler Pferde erweist sich als lohnend, doch tritt sie gegen die
Pferdezucht der Oldenburger Marschen und der Elbmarschen etwas
zurück. Der Bestand an edlen Pferden wird auf 40000 Stück ge-
schätzt. Aber nicht alles Land liegt als Viehweide da; man sieht
auch stattliche Kornfelder und gelb blühende Rapsäcker von herrlichem
Wuchs. In der Nähe der Stadt Norden wird auch die Cichorie
angebaut, im Rheiderlande, westlich der Ems, der Senf, und aus Emden
versendet man jährlich mehrere hundert Eisenbahnwagen, beladen mit
Weißkohl (1900 — 60000 Centner), Erbsen und Bohnen, die in den
Poldern des Dollartlandes gewachsen sind. In den Städten des Landes
hat die Nähe des Meeres eine große Zahl der Bewohner auf die See
gewiesen, wo sie durch Schiffahrt und Fischfang reichen Erwerb finden.
Friesenhaus.
Der Hauptsitz der Fischerei ist Emden, von wo jährlich für 400000
Mark Heringe versandt werden. Große Fabriken hat das Land nur
wenige.
Die Bewohner dieses „meerentrungenen Landes von Gärten und
Wiesen" sind die „freien Friesen", von denen Goethe int Egmont
sagt: „Es sind Männer, wert, Gottes Boden zu betreten; ein jeder
rund für sich, ein kleiner König, fest, rührig, treu, an alten Sitten
hangend. Schwer ist's, ihr Zutrauen zu verdienen, leicht, zu erhalten.
Starr und fest! Zu drücken sind sie, nicht zu unterdrücken." Der
ewige Kampf mit dem Meere mußte die Friesen zur Ausdauer und zur
Geduld erziehen, sie zum Handeln ohne viel Worte anregen. Der Blick
auf die Geschichte ihrer Voreltern, die „ohne Gott nie einen Herrn
anerkannten", mußte im Herzen den Freiheitsstolz und die große Heimat-
liebe erwecken, die wir bei diesem Volke finden.
Fast in jeder der ostfriesischen Marschen giebt es einen Ort,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
— 66 —
Wittekindsberg; auf ihm steht ein prächtiges Denkmal Kaiser
Wilhelms I.
Bodenbeschaffenheit; Beschäftigung der Bewohner. Süntel und
Weserkette bestehen hauptsächlich aus Kalkgestein. Die Bückeberge
haben sehr wertvolle Sandsteine und Steinkohlen; letztere liegen
auch im Deister in großer Menge. Das Weserthal und das Tiefland
nördlich von den Bückebergen haben guten Ackerboden.
Ackerbau und Viehzucht sind die recht lohnenden Haupt-
beschästigungen der Bewohner des Kreises Rinteln. Die Sandstein-
brüche in den Bückebergen und der Bergbau aus Kohlen dort und
im Deister geben gleichfalls vielen Leuten Arbeit.
Siedeluugen. Der größte Ort des Kreifes ist die Stadt
Rinteln a. d. Weser (4800 Einw.); ihre Bewohner treiben außer
Ackerbau namentlich Schiffahrt und Handel. Bei der Stadt
Obernkirchen sind bedeutende Sandsteinbrüche und Steinkohlen-
bergwerke. Rodenberg hat eine Saline und ein Solbad. In
Nenndorf ist ein recht besuchtes Schwefelbad.
Iii. Betrachtung des Gesamtbildes.
A. Entstehung der Oberflächensorm Hessen-Nassaus.
Schichtenbau der Erdrinde.
Unsere Erde war einst eine seurig-stüssige Masse. Als sie sich
mit der Zeit abkühlte, entstand um den flüssigen Kern eine harte
Kruste. Bei weiterer Abkühlung zerbarst diese Rinde an unzähligen
Stellen, und durch die Risse drangen glühende Massen hervor. Diese
erkalteten gleichfalls und überlagerten die schon vorhandene Kruste.
So entstanden Gesteine, die man als Urgesteine bezeichnet. Zu
ihnen gehören Granit und Gneis.
Bei der Erkaltung der Erdrinde verdichtete sich gleichzeitig die
ungeheure Masse von Wasserdamps, welche den Erdball umgab.
Gewaltige Regen rauschten hernieder, und bald bedeckten weite
Meere den größten Teil der Erdoberfläche. Von den aus dem
Waffer aufragenden Gesteinen wurdeu im Laufe vieler tausend Jahre
die oberen Bestandteile durch Verwitterung und Abwaschung los-
gelöst und vom Regen und von den Flüssen nach den niedrigeren
Gegenden geschwemmt und namentlich dem Meere zugeführt. Dort
lagerten sich diese Massen in Verbindung mit Stoffen aus dem
Pflanzenreiche, mit den Kalkschalen vieler Meertiere und mit Kalk,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Die deutschen Landschaften. 101
decken. Nenne die wichtigsten Seen! Der meist wenig ergiebige Moränenboden
und das rauhe Klima bedingen vorwiegend Gras - und Waldwirtschaft.
Nur im tiefer gelegenen Jnngebiet hat auch der Getreidebau größere Ausdehnung.
Daher übertrifft die Bevölkerungsdichte des Seenvorlandes die der Alpen nur
wenig, wie denn auch Einzelsiedelung und das alpine Haus noch vielfach auftreten,
b) Nordwärts des Seengürtels folgt das Gebiet der großen Schotterebenen
und Moore längs des Lechs, der Isar und des Inns, die nur spärliche Siedelungen
tragen. Gleichwohl sind hier, dank der günstigen geographischen Lage, in den
Schnittpunkten wichtiger Verkehrslinien die beiden Großstädte der Hochfläche empor-
gewachsen: München und Augsburg, e) Das sandige, lößbedeckte Hügel-
land im Norden bildet das Ackerbaugebiet Südbayerns. Es ist mit
zahlreichen Dörfern, Märkten und Landstädten bedeckt. Neben Roggen, Weizen
und Gerste wird in den nördlichen und östlichen Gebieten Hopfen angebaut, im
Inn- und unteren Donautal Obst, d) Die nördlichste Siedelungszone der Hochfläche
folgt der Donau. Die meisten Donaustädte, namentlich Regensburg,
haben ein hohes Alter und eine bedeutsame Geschichte.
2. Wirtschaftsleben, a) Den Bodenverhältnissen entsprechend sind von alters
her Waldwirtschaft, Ackerbau und Rinderzucht die Quellen des
Volkswohlstandes gewesen. Auch heute noch liegt der Besitz, abgesehen von den
beiden Großstädten, hauptsächlich in den Händen des Landvolks. Außer in West-
falen hat sich in deutschen Landen wohl nirgends der Bauernstand in solcher Ur-
sprünglichkeit erhalten, als auf altbayerischem Boden.
d) In den Hauptorten der Hochfläche hat sich eine hervorragende I n d u -
st r i e entwickelt. München (627) ist der erste Platz Deutschlands in fast allen Zweigen
der Kunst und des Kunstgewerbes, ebenso in der Bierbrauerei. Hervorragend sind
serner seine Maschinenfabriken, dann die Holz- und Papierindustrie. Augsburg
(120) ist der Hauptsitz der Spinn- und Webeindustrie. Auch der Maschinenbau erfreut
sich eines berechtigten Rufes.
3. Verkehrslage. Geographisch wichtiger als der Bodenertrag ist die Ver-
kehrslage des Alpenvorlandes. Von jeher war die Donau die große Heer- und
Handelsstraße Europas vom Abendland zum Morgenland. Mit dieser Straße kreuzen
im Alpenvorland rechtwinkelig die Wege, die Italien über die Alpen nach Mittel-
und Norddeutschland führen. Daraus erklärt sich das hohe Alter der Kultur und
die große geschichtliche Bedeutung dieses Landes: Römerherrschaft, Völkerwanderung,
Ungarneinfälle, Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg und Regens-
bürg, Dreißigjähriger Krieg, Napoleonische Zeit. Die günstige Verkehrslage des
Alpenvorlandes hat es zum Schauplatz bedeutsamer geschichtlicher Ereignisse
gemacht.
4. Der Bayernstamm zeigt in seinen Hauptcharakterzügen den Einfluß der
Bodennatur. Ein kraftvolles, etwas derbes Wefen paart sich mit Einfachheit der
Sitten, zähem Festhalten am Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, Tapferkeit
und Unverzagtheit. Mit der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer
Neigung und Geschick zu künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der
malerischen Volkstracht und in der Liebe zu Gesang und Tanz, die allen Gebirgs-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
(Phvtographic Don Oskar Halldin, Stockholm.)
Trollhätta-Fälle.
Bald nach dem Austritte aus dem Wenersee bildet der Göta-Elf die berühmten Trollhätta-Fälle (Troll ist in der
nordischen Mythologie eine Art böser Geist; Trollhätta — Trollhut). In 5 rasch aufeinanderfolgenden Fällen stürzt
das Wasser 33 m tief binab; doch erreicht keiner der Fälle die Höhe des Rheinfalls (20 rn). Der Göta-Kanal umgeht
die Fälle in 8 treppenförmig übereinanderliegenden Schleusen.
Viehzucht ist neuerdings eine wichtige Erwerbsquelle geworden. Berühmt sind die
Eisengrnben Mittelschwedens, ferner das Eisenerzgebiet von Kiruna im Nordeu
(680 n Br.). An den Waldreichtum knüpft eine bedeutende Holzverwertung, für
welche die reichen Wasserkräfte ein billiges Betriebsmittel sind. Der Reichtum
Schwedens beruht in seinem Ackerbau und seiner Viehzucht, seinen Wäldern und
Bergwerken, sowie in seinen erst teilweise benutzten Wasserkräften.
3. Siedelungen. Hauptstadt und Haupthandelsplatz des Landes ist Stockholm
(340), am Ausgang des Mälarsees auf Inseln und Halbinseln sehr schön gelegen,
von vielen für die schönstgelegene unter allen Hauptstädten Europas gehalten. Von
Stockholm führt die Hauptbahn nach Malmö am Sund und Trelleborg, von
wo eine Dampffährenverbindung mit Saßnitz auf Rügen besteht. Am Ausgang
des Gota-Kanals Gotenburg (schwed. Göteborg: 160), die zweitgrößte Stadt
Schwedens. Am Südende des Wettersees Jönköping, bekannt durch die Her-
stellung von Zündhölzern.
4. Handel mit Deutschland. Deutschland steht für den schwe-
dischen Handel an zweiter Stelle. Unsere Ausfuhr (191 Mill.) nach
Schweden und die Einfuhr (164 Mill.) von dort zu uns halten sich nahezu die Wage.
Mit Hilfe der schon erwähnten Dampffährenverbindung kann man von Berlin aus
Stockholm in einem Tage erreichen. Wir liefern nach Schweden Getreide
und Mehl, Webwaren und Lederwaren, Metallwaren usw. Wir erhalten
von dort Eisenerze und Roheisen, Holz und Steine, sowie Erzeugnisse der Viehzucht.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Oskar_Halldin Göteborg
Extrahierte Ortsnamen: Stockholm Wenersee Göta-Elf Rheinfalls Kiruna Nordeu Schwedens Stockholm Europas Stockholm Malmö Trelleborg Gotenburg Schwedens Wettersees_Jönköping Deutschland Deutschland Schweden Berlin Stockholm Schweden
8
Europa ohne das Deutsche Reich.
Wälder fehlen nahezu gänzlich; sie sind der Industrie und dem Schiffbau zum Opfer-
gefallen. Ihre Stelle vertreten einzelne Baumgruppen und wohlgepflegte Parks,
aus deren Mitte stolze Herrenhäuser aufragen, die Sitze des englischen Adels, der Lords.
Altengland ist dertzauptsitz der englischenlandwirtschaft, vornehmlich der Viehzucht.
4. Inmitten dieser ländlich stillen Gegend liegt an der Themse die Riesen-
stadt London (5 Mill., mit Vororten gegen 8 Mill.), die Haupt- und Residenzstadt
des Königreichs, die größte und volkreichste Stadt der Erde. Sie bedeckt eine
Bodenfläche (200 qkm), die viermal so groß ist als die Berlins, hat noch einmal
soviel Einwohner als Berlin, mit feinen Vororten sogar mehr als ganz Bayern. Als
Handels- und Verkehrsstadt geht London allen Städten der Erde voran. Wahre
Weltwunder sind die Docks, die gemauerten Wasserbassins längs der Themse zur
Aufnahme von Schiffen. Eisenbahnen gehen über und unter der Erde, auch unter
der Themse, über die stolze Brücken führen. Die englische Bank ist die größte der
Welt. Riesige Parks dienen als Vergnügungs- und Sportplätze. — Eine Vorstadt
von London ist Greenwich (grinitsch) mit der berühmten Sternwarte. An der
Themse aufwärts liegt die Sommerresidenz" W i n d s o r (uindsr); noch weiter
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutsche_Reich London Berlins Berlin London London
Die deutschen Landschaften und Stämme. 57
ansehnliche Granit-, Glas-, Holz- und Papierindustrie hervorgerufen; Nymphen-
bürg und Passau erzeugen kostbare Porzellanwaren; große Ziegellager, beson-
ders um München, begünstigen die Bautätigkeit.
Im schwäbischen Teil der Hochebene blüht von alters her wie in allen
alemannischen Gegenden neben der Landwirtschaft auch das Gewerbe, namentlich
die Textilindustrie, deren Hauptsitz Augsburg ist (100000 E.); es besitzt Spin-
nereien, Webereien, Färbereien, Bleichereien und Appreturanstalten; auch der
Maschinenbau Augsburgs erfreut sich eines berechtigten Rufes. Allenthalben im
Schwabenlande sind die Gewässer der Industrie dienstbar geworden, und so sind
als Sitze achtenswerter Gewerbetätigkeit weiter zu nennen: an der Jller Sont-
hosen, Jmmenstadt, Kempten und Memmingen; an der Wertach Kauf-
beuren, am Lech Füssen.
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlandes
hat dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraft-
volles, etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, treuem Fest-
halten am Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unver-
zagtheit. Mit der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung
und Geschick zu künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der male-
rischen Volkstracht und in der Liebe zu Gesang und Tanz, die er mit allen
Gebirgsvölkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Natur-
anlage des bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunst-
pflege der bayerischen Fürsten.
Verkehrslage des Alpenvorlandes; seine geschichtliche Be-
deutung. Geographisch wichtiger als seine Bodenerzeugnisse ist die Verkehrs-
läge des Alpenvorlandes. Von jeher war die Donau die große Heer- und
Handelsstraße Europas vom Orient zum Okzident und umgekehrt, und mit dieser
Straße kreuzen im Alpenvorlande rechtwinklig die Wege, die von Italien über
die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland führen. Daraus erklärt sich sowohl
das hohe Alter der Kultur in diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch
alle Zeitalter der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfelde — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg,
Regensburg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene
der Tummelplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen
und tm Österreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
5. Iie Bayerischen Atpen.
Die Bayerischen Alpen umfassen die nördlichen Ketten der Kalkalpen
zwischen Bodensee und Salzach: die Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und
Lech, die Bayerischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger
Alpen zwischen Inn und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen
Gipfeln von 1700 in., bis 3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand
Deutschlands gegen Österreich. Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der
bayerischen Rinderzucht und Milchgewinnung, während in den Bayerischen und
Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
394
Brandenburgisch-preußische Vorgeschichte
Joachim Ii. hatte sich als Kurprinz in einem Türkenkriege durch Tapferkeit hervorgethan und deshalb den Beinamen Hektor erhallen, als Fürst aber wür er friedliebend. 1537 schloß er mit dem schlesischen Herzog Friedrich von Liegnitz, Brieg und Wohlau den Erbverbrüder-ungsvertrag, wonach seinem Hause die Anwartschaft auf diese Gebiete zustand, wenn jenes Fürstengeschlecht in männlicher Linie ausstürbe.
Recht und Gesetz fanden in Joachim Ii. einen thatkräftigen Beschützer, und so gediehen im Schutz des Friedens Gewerbe und Handel immer mehr, aber der Wohlstand verleitete -viele Bürger zur Verschwendung und ihr Landesherr ging vergeblich mit strengen Bestimmungen dagegen vor. Denn er selbst gab das Beispiel dazu. Prachtbauten, Prunkfeste, glänzende Turniere und Jagden, reiche Geschenke an seine Diener und Freundinnen verschlangen große Summen. Um seine leeren Kassen zu füllen, nahm er die Juden gegen bestimmte Abgaben wieder in sein Land auf, machte den Juden Lippold zu seinem Münzmeister, der minderwertige Münzen prägte, die aber den vollen Geldwert haben sollten. Wenn aber alles nichts half, dann wandte sich Joachim Ii. an die Landstände, die neues Geld gegen das Versprechen bewilligten, daß er keine wichtige Sache ohne ihren Rat und ihre Zustimmung ausführen lassen wollte. Während Joachim nicht unerhebliche Schulden machte, war sein Bruder Johann ein besserer Haushalter und auf die Hebung der öffentlichen Wohlfahrt bedacht. Durch Anlage von Landstraßen, Brückenbauten und Wasserleitungen suchte er Handel und Verkehr in seinem Lande zu heben. Ebenso fanden Ackerbau und Gewerbe unter seiner Regierung alle möglichen Begünstigungen. Er war der erste von allen Herrschern der märkischen Lande, der durch Aufbewahrung des Getreidevorrats in gesegneten Jahren den Bedürfnissen in Zeiten der Not und des Mißwachses abzuhelfen suchte; das Volk nannte ihn darum auch „Vater der Armen."
Beide Brüder starben fast zu gleicher Zeit (im Januar 1571), und seitdem sind die Marken nicht wieder getrennt worden.
4. Johann Georg 1571—1598. Dieser Kurfürst war fast nach allen Seiten das Gegenteil von seinem Vater. War dieser heiter, wohlwollend und freigebig gewesen, so war Johann Georg ebenso ernst, kalt und sparsam. Er begann damit, daß er die Günstlinge seines Vaters, denen er dessen Verschwendung schuld gab, hart bestrafte. Die Juden wurden wieder des Landes verwiesen, und der Münzmeister Lippold kam unter die Anklage der Zauberei, die mit
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Joachim_Ii Friedrich_von_Liegnitz Friedrich Joachim_Ii Lippold Joachim_Ii Joachim Johann Johann Johann_Georg_1571—1598 Johann Johann_Georg_ebenso Johann Lippold