Deutschlands Gewerbe und Industrie. 19
der Boden allein nicht mehr zu ernähren, Gewerbe und Handel spielen eine immer
größere Rolle in unserem wirtschaftlichen Leben, besonders in den Städten, von
denen viele infolge des massenhaften Zuzugs mit amerikanischer Geschwindigkeit
angewachsen sind; auch manche Dörfer haben sich aus vorher unbekannten Orten
zu namhaften Jndustrieplätzen aufgeschwungen. Überall in Deutschland, wo
eine karge Natur den lohnenden Anbau versagt, hat sich eine rührige
Industrie entwickelt, besonders im Bereich der mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle. Heute beschäftigt die deutsche Landwirtschaft nur mehr % der Gesamt-
bevölkerung.
Die natürliche Grundlage der deutschen Industrie bilden die
großen Kohlenlager an der Ruhr und Saar, im Wurmgebiet bei Aachen, in
Sachsen und Schlesien und die teilweise damit zusammengelagerten Eisengruben
<s. S. 67). Deutschlands Kohlenerzeugung (1910: 152 Mill. t) bleibt in Europa
nur hinter der von England zurück. In der Eisenerzeugung geht das Deutsche
Reich sogar England um die Hälfte voran (f. S. 67f.); das bedeutendste deutsche
Eisenlager ist das luxemburgisch-lothringische, das das Minetteeisen liefert. Die
deutsche Ausfuhr von Roheisen steigt alljährlich an; sie betrug 1910: 787 000 t,
1909: 471 000 t).
Was die sonstigen Mineralschätze Deutschlands betrifft, so wird es Hinsicht-
lich der Gewinnung von Zink nur von der Union und bezüglich der für einzelne
Industriezweige und den Bodenanbau so wichtigen Kalisalze von keinem Staat
der Erde übertroffen. Die größten Zinklager gehören Oberschlesien an, die Kali-
salze liefert das Magdeburg-Halberstädter Gebiet, namentlich Staßfurt. Auch
Silber erzeugt das Deutsche Reich mehr als jeder andere europäische Staat, und
in der Salz Produktion steht es nur hinter Großbritannien zurück. Im ganzen
finden in Deutschland durch den Bergbau fast eine Million
Menschen ihren Unterhalt.
In vielen Zweigen des gewerblichen Schaffens hat Deutschland sich allmäh-
lich in die vorderste Reihe zu bringen gewußt, so in der chemischen Industrie,
in der Zucker- und Bierindustrie sowie in der Branntweinbrennerei,
in der Stahl- und Waffenfabrikation, in der Elektrotechnik, in der
Erzeugung von Papier und Büchern, von Spielwaren und Blei-
stiften. In der Baumwollindustrie folgt es gleich hinter England, in der
Seidenindustrie unmittelbar nach Frankreich. In andern Gewerben steht es
mit den ersten Staaten in scharfem Wettbewerb, so in der Maschinen- und Kleineisen-
industrie, in der Tabakindustrie, in der Konsektion, in der Woll- und Leinenindustrie,
in der Glas- und Tonwarenfabrikation. Bewundernswerten Aufschwung hat
der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passa-
gierdampfer werden auf deutschen Werften hergestellt. — Deutschland steht
England in der industriellen Tätigkeit nicht mehr nach und bildet mit ihm
die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigen-
dem Maß an seine Industrie und seinen Handel.
Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von
seinem Reichtum an Kohlen und Eisen, namentlich auch durch seine vielen Wasser-
kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraftüber-
tragung auf weite Gebiete hin wirksam verteilt werden können. (Talsperren.)
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Saar Aachen Sachsen Schlesien Deutschlands Europa England England Deutschlands Oberschlesien Deutschland Deutschland England Frankreich Deutschland England Deutschlands Deutschlands
Tie deutschen Meere und ihre Küsten. 37
Auch fehlen nicht gute natürliche Hafenplätze; solche bieten die langgestreckten
Förden von Schleswig-Holstein und die breiten Trichtermündungen der großen
Ströme, an denen auch "Deutschlands Haupthandelshäsen emporgewachsen sind.
Dazu ist die Nordsee durch ihre ganze Natur, insbesondere durch ihre heftigen
Stürme, eine vortreffliche Schule für den Seemann.
2. Wirtschaftliche Gründe. Die starke Zunahme der Bevölkerung
des Deutschen Reiches (jährlich um 800 000 Seelen) veranlaßte alljährlich Tausende
unserer Landsleute zur Auswanderung in überseeische Gebiete, so daß wir schon
aus diesem Grund ein lebhaftes Interesse daran haben, den Verkehr zur See auf-
rechtzuerhalten, um gegebenenfalls den in der Fremde lebenden Stammesgenoffen
den Schutz des Vaterlands angedeihen zu lassen^).
In den überseeischen Gebieten sind in landwirtschaftlichen und gewerblichen
Unternehmungen weit über 10 Milliarden deutscher Kapitalien angelegt, vor allem in
Amerika; aber auch in Asrika, Australien und manchen Teilen Asiens arbeiten
Hunderte von Millionen deutschen Geldes.
Unsere Industrie bezieht einerseits einen großen Teil ihrer Rohstoffe (nahezu
%) aus fernen Ländern, z. B. Baumwolle, Seide, Wolle, Tabak, Kautschuk, ander-
seits bedarf sie der Beziehungen zu diesen Ländern für den Absatz ihrer Erzeug-
niffe^). Auch unser Bedarf an Brotgetreide und Fleisch kann nicht völlig durch
die deutsche Landwirtschaft gedeckt werden, und wir sind daher auf Zufuhr von
auswärts, vor allem auch aus überseeischen Gebieten, angewiesen.^)
Die deutsche Handelsflotte hat in den letzten Jahrzehnten so große Fort-
schritte gemacht, daß sie heute in ihrer Leistungsfähigkeit unter allen Welthandels-
flotten den zweiten Rang einnimmt. (S. S. 86).
Der deutsche Außenhandel, der 1911 einen Gesamtwert von 17,8 Mil-
liarden Mark darstellt (England 21 Milliarden Mark) und der mit jedem Jahr
zunimmt, ist zum weitaus größeren Teile Seehandel; es entfallen auf ihn reich-
lich 2/3 des gesamten deutschen Außenhandels.
Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die Erwerbung unseres
ausgedehnten Kolonialbesitzes.
3. Geschichtliche Gründe. Wo immer deutsche Stämme an die Küste
herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unter-
nehmnngslust und des Kriegsmuts, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den
tragischen Kämpfen der Stämme im Binnenland in gleich hohen Tönen das Ringen
der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenlied steht die Gudrundichtung.
1) 1907 wanderten 31696 Deutsche aus. Im Ausland leben 3 Millionen geborene
Deutsche und 799 Wo Reichsangehörige. 8—9 Mill. sprechen in den Vereinigten Staaten die
deutsche Sprache.
2) Einfuhrwerte wichtiger von Übersee bezogener Rohstoffe i. I. 1919: S. auch S. 36ff.)
Baumwolle . . 561 Mill. Mk. Rohseide ... 147 Mill. Mk.
Schafwolle . . 399 „ „ Chilesalpeter . . 134 „
Kautschuk und Palmkerne und
Guttapercha . 279 „ „ Kopra ... 179
3) Einfuhr von Getreide (1910): 687 Mill. M., von Rindvieh 159 Mill. M.
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Amerika Australien England
44 Einzelgebiete,
man Gipslager und Salzquellen, und die Tiefbohrungen um Celle haben ansehn-
liehe Petroleumlager erschlossen. Die Marschen liefern das trefslichste Mastvieh
und gute Pferde. Im Gewerbsleben treten jene Industrien hervor, die ihre Roh-
stoffe der Landwirtschaft entnehmen (Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien,
Konservenfabriken). In den Küstenstädten blühen die mit dem überseeischen Handel
und der Schiffahrt zusammenhängenden Erwerbszweige. Zu nennen sind hier die
Reismühlen, Zigarren- und Tabakfabriken Bremens, die Hamburger Fabriken
zur Bereitung von Gummi, Guttapercha, zur Verarbeitung von Palmkernen und
Kokosnüssen, dann die großen Schiffswerften.
Die Ostelbischen Lande haben für Preußen hohe geschichtliche
Bedeutung. Hier ist die Wiege der preußischen Monarchie und die Heimat der
strammen preußischen Heereszucht und des ebenso gearteten Beamtentums. Hier
ist daher auch die Heimat der großen preußischen Feldherrn der Fridericianischeu
Zeit, der Befreiungskriege und des Deutsch-Französischeu Krieges. Aber auch die
Wissenschaft ist trefflich vertreten, so durch Kaut, Koperuikus, die beideu Hum-
boldt, Monunsen u. a.
Politische Gliederung des Gebietes. Große natürliche Einheiten neigen dazu,
auch politische Einheiten zu werden, und so ging die Einigung Deutschlands von der
Tiesebene aus. Die nördliche Niederung wird in der Hauptsache vom Köuigreich
Preußen eingenommen. (Zähle die Provinzen und Hauptorte auf!) An der Küste
liegen die Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck und die Groß-
Herzogtümer Oldenburg und Mecklenburg, im Binnenland die Her-
zogtümer Braunfchweig und. Anhalt.
2. pic Mitteldeutsche chebirgsschwelle.
Allgemeines.
Pielgestaltigkeit. Von dem Schieferplateau der Ardeunen bis zu den Kar-
paten legt sich als trennende Landscholle zwischen die süddeutschen Stufeuländer
und die Norddeutsche Tiefebene eine Reihe sehr verschieden benannter und ver-
schieden gearteter Gebirge, die unter dem gemeinsamen Namen Mitteldeutsche
Gebirgsschwelle zusammengefaßt werden. Zwei wesentlich verschiedene Teile
müssen in diesem Gebiet auseinander gehalten werden. Während der ö. von der
Elbe gelegene Teil, die Sudeten, einen verhältnismäßig schmalen Gebirgszug
darstellt, verbreitert sich der w. zu einem zwar niedrigem, aber ausgedehnteren Berg-
und Hügelland. Seine Glieder sind das Rheinische Schiesergebirge, das
Hessische Bergland, die Wesergebirge, Thüringer Wald, Harz und Erz-
gebirge. In den ältern Teilen dieser Hochflächen sehen wir die Reste eines alten,
abgetragenen Hochgebirges. (Vgl. Geolog. Aufbau S. 11 f.)
Verkehrswege. Die natürliche Schranke zwischen N. und S. in unserem Vater-
land bildet nicht die Mainlinie, wie oftmals behauptet worden ist, sondern die lange
Folge von Mittelgebirgen. Aber diese Schranken hat die Natur selbst wieder teil-
weise ausgehoben durch Täler und Einsenknngen (das Rheintal zwischen Bingen und
Bonn, die Hessische Senke und das Wesertal, das Vogtland zwischen Frankenwald
und Erzgebirge und die verschiedenen Sudetentore s. S. 17). Da sich auch in
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen.
31
unterstellt sowie das Bistum Neuburg a. D., das jeboch von nur kurzer Dauer war und balb wieber zu Augsburg und bannt zur Mainzer Kirchenprovinz kam.
Die neuen Kirchen nnb Abteien in Ungarn nnb Karantanien gehen zumeist von Salzburg aus. Die letzten Karolinger resibieren am liebsten in der alten Donaustabt Reganesbnrg; Karlmann nennt sich mit Vorliebe „König der Bayern" nnb haust in der Pfalz zu Ötting am Inn neben beut von ihm gestifteten Benebiktinerkloster des Apostels Philippus, das bnrch die Kapelle der Hl. Mutter Gottes eine so große Berühmtheit erlangt hat.
Die Selbstäubigkeit Bayerns ist untergegangen und die Versuche sie wieber zu erringen, welche der sächsische Lehensherzog Heinrich der Zänker im Verein mit Bischof Abraham von Freising unternahm, scheiterten. Die Ungarn hatten inzwischen das Land mit den Trümmern der auf ihren Raubzügen zerstörten Kirchen nnb Klöster bebeckt nnb der eble Markgraf Lnitpolb war mit den Besten des Laubes im Kampfe gegen sie gefallen. Aber die Bistümer haben biefcrt und cmbere Stürme überlebt. Die Klöster blühten wieber empor und es ist zum ehrenvollen Ruhmestitel der einheimischen Schyrenfürsten geworben, daß sie fromme, eifrige Gönner und Beschützer, feine habgierigen Minberer des Kirchengutes waren. Schenkten sie boch ihr Stammschloß zu Scheyern den Söhnen des hl. Benediktns zum Preise der hl. Jungfrau Maria, die in der Burgkapelle verehrt würde, in welcher des „Zänkers" tugenbreiches Töchterlein Gisela dem Könige und Apostel der Ungarn die Hand zum Ehe-Iiunbe gereicht hatte.
Als ihr gleich frommer Bruder, Heinrich der Heilige, noch ein weiteres Bistum grünbete, warb es keinem von den beftehenben Verbänben angegliebert, sonbern dem Hl. Stuhle unmittelbar untergeben. Als Abzeichen dieser Ausnahme erhielt der Bischof von Bamberg das Pallium und der römische Stuhl behielt sich das Recht vor ihm Bestätigung und bischöfliche Weihe zu erteilen.
Unter Kaiser Heinrich Iii. erlebte dann die bayerische Kirche ihre ruhmreichsten Tage; beim aus ihrem Schoße bestiegen brei hochangesehene Bischöfe den Stuhl des Hl. Petrus: Suibger von Bamberg nannte sich Klemens Ii. (1046—1047), Poppo von Brixen (natione Bojus) Danmsus Ii. (1047—1048), Gebhard von Eichstätt Viktor Ii. (1054—1057). Der Mittelpunkt des geistigen Lebens blieb Regensburg, wo der Eifer des großen Bischofs St. Wolfgang, der einst das Evangelium über Böhmen hinaus bis nach Ungarn getragen, noch lange nachwirkte, wo von Geistlichen und Mönchen alle schönen Künste gepflegt würden, so daß ein Zeitgenosse diese Stadt „das zweite Athen" nennt. Zur geistlichen Macht gesellt sich aber auch die weltliche; seit dem Ende des zehnten Jahrhnnberts entwickelt sich schrittweise die politische Unabhängigkeit und Landeshoheit der Bischöfe, die ihren gesetzlichen Ausb ruck sinbet in dem großen Frankfurter Privilegium des Kaisers Friedrich Ii. vom Jahre 1228. Seitbem erscheint das Schwert neben dem Krummstabe über dem bischöflichen Wappen.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Karlmann Karlmann Apostels Heinrich Heinrich Abraham Lnitpolb Benediktns Maria Maria Gisela Apostel Heinrich_der_Heilige Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Klemens_Ii Gebhard_von_Eichstätt_Viktor_Ii Viktor Wolfgang Friedrich_Ii Friedrich
72. Die Isar als Verkehrsstraße einst und jetzt.
393
für die Wegräumung der Felsen im Flusse. Ebenso sollen die Tölzer ihrerseits bereits um 1370 für Regelung und Sicherung der Floßfahrt Sorge getragen haben.
Eineu großartigen und anhaltenden Aufschwung erfuhr der Durchgangshandel Mittenwalds und das Frachtwesen ans der Isar am Ende des 15. Jahrhunderts. Siegmund vou Tirol lag damals mit den Venezianern in Zwistigkeiten. Er ließ 1487 gelegentlich eines der großen Märkte in Bozen, aus denen deutsche und italienische Kaufleute gegenseitig Abrechnung pflogen, 130 der letzteren festnehmen und in Gewahrsam bringen. Über diese Gewalttat erzürnt und ans eine Siegmund empfindlich schädigende Gegenmaßregel bedacht scheinen die Venezianer längere Zeit ihren persönlichen Verkehr mit den großen Kanshäusern der süddeutschen Reichsstädte nach Mittenwald oerlegt zu haben. Jedenfalls hob sich infolge der Streitigkeiten mit Siegmund das Speditions-wesen Mittenwalds in bedeutendem Maße. Wenn es auch, wie ältere Geschichtschreiber meinen, sehr unwahrscheinlich ist, daß der deutsch-venezianische Handel nahezu zwei Jahrhunderte — nämlich von 1487 bis 1679 — von dein beiden Teilen so günstig gelegenen Bozener Stapelplatze entfernt und in Mittenwald konzentriert gewesen sein soll, so ist doch sicher, daß gegen Ende des 15. und während des 16. Jahrhunderts in dem letzteren Gebirgsmarkte ein geräuschvolles Leben herrschte. Dessen Spuren kann jeder noch wahrnehmen, der durch die kulissenartig einander vorgeschobenen, bildergeschmückten Häuserreihen des Ortes mit ihren torähnlichen Einfahrten, gewölbten Gängen und eisenbeschlagenen Läden und Türen im Schatten der Karwendelspitze dahinschreitet. Der mit der Verlegung der Welthandelswege im Zeitalter der großen geographischen Entdeckungen eng verknüpfte allmähliche Niedergang Venedigs, die Ableitung des Zuges der Handelsgüter nach Augsburg über Füssen und die Folgen des großen Religions- sowie des Spanischen Erbfolgekrieges beschränkten indessen nach und nach das Mittenwalder Speditionswesen zu Wasser und zu Land beträchtlich.
Welcherlei Waren beförderten nun die Floßleute auf der Isar im 15. und 16. Jahrhundert? Die urkundlichen Nachrichten wissen von einer ungewöhnlich mannigfaltigen Fülle von Gütern zu melden, womit die Flöße damals beladen wurdeu. Ihre 'Aufzählung erweist, daß die dem Flusse anvertrauten schwaukeu Fahrzeuge in jeneu Zeiten eine durchaus ähnliche Bedeutung für den Warentransport hatten wie die Lastwagen der Rottleute zu Lande, die Eisenbahnen im heutigen Wirtschaftsleben. Vor allem aber ' tritt unzweideutig die Wichtigkeit der Isar für die Zufuhr italienischer und südtirolischer Handelsgüter in vollem Maße hervor. Während die Floßlente des Loisachgebietes nur gebogenes Eibenholz, Papier, Pferdedecken, Käse, Schafwolle, Pflastersteine, Leinwand, Barchent und gestrickte Hemden, Kreide, Schuhe, Kupferwasser und Schmalz herbeiführten, brachten die Tölzer außerdem Hausgeräte, Rüstungsgegenstände, Nahrungsmittel (neben Käse und Schmalz
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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20 Asien.
Klima. Im Winter bedecken sich unter dem Einfluß eisiger Nordwinde
die unter süditalienischer Breite liegenden Küsten des Gelben Meeres noch regel-
mäßig mit Eis, dafür aber trägt der von S. und So. kommende Sommer-
monsun fast tropische Hitze und reichlichen Regen bis nach dem N. des Reiches.
Sehr begünstigt ist sonach China in klimatischer Beziehung.
Bodenbau. Die Haupterzeugnisse sind im N. Weizen, im S. Reis,
Tee, Baumwolle und Seide. Die Seidenproduktion Chinas beträgt rund
ein Drittel (6 Mill. kg) der gesamten (18 Mill. kg) Seidengewinnung ddr Erde.
Infolge des Bienenfleißes seiner Bewohner und seiner günstigen klimatischen
Verhältnisse ist China eines der fruchtbarsten Länder der Erde; der Ackerbau
genießt dort von altersher hohes Ansehen.
Der Bodenertrag könnte allerdings bei besseren Anbaumethoden wohl noch
gesteigert werden. Tee und Seide sind die Haupthandelsprodukte. Unter den
nach China eingeführten Erzeugnissen zählt zu den bedeutenderen das Opium,
durch dessen Genuß freilich Millionen von Chinesen ihre Gesundheit zugrunde
richten.
Gewerbe. Das Gewerbe war bei den Chinesen schon frühzeitig entwickelt.
So kannten sie lange vor den Europäern die Buchdruckerkunst, das Papier,
das Porzellan, das Schießpulver,, die Magnetnadel und das Papiergeld. Noch
heute liefern sie ausgezeichnete Baumwoll- und Seideuwaren, vortreffliche Elfen-
beinschnitzereien und Lackwaren, unübertroffenes Porzellan und vorzügliche
Tusche. Doch ist das chinesische Gewerbe noch nicht vom Handbetrieb zum
Maschinenbetriebe fortgeschritten. Die bedeutendsten Mineralschätze des Landes
bilden Steinkohlen-. Eisen- und Kupferlager; erftere sind die aus-
gedehntesten der Erde. Das Land besitzt serner große Lager von
Kaolin und Porzellanerde. Dem chinesischen Reiche steht daher, wenn dort-
selbst einst Eisenbahnen und Industrie mehr Eingang gefunden haben, ein großer
Aufschwung bevor.
Verkehr. Ein Hauptverkehrsmittel sind seine zahlreichen Kanäle; unter
ihnen ist der wichtigste der Kaiserkanal, der im O. des Reiches von S. nach
N. zieht. Eisenbahnen und Telegraphen beginnen mehr und mehr Eingang zu
finden. — Den regsten Verkehr unterhält China zu Lande mit Rußland, zur
See mit England. Ein erheblicher Teil des Küstenverkehrs liegt in den Händen
deutscher Reeder.
Dank den reichen Naturgaben des Landes haben die
Chinesen schon früh eine bedeutende Kultur erreicht. Aber
diese geriet allmählich infolge eines unvorteilhaften Ab-
sperrnngssystems in Erstarrung, die erst jetzt unter dem
Drucke der europäischen Großmächte langsam zu weichen
beginnt.
Bevölkerung. Von den 330 Mill. des ganzen Chinesischen Reiches ent-
fallen auf das eigentliche China (4 Mill. qkm) 320 Mill. Es gibt Distrikte
mit 390—400 Einw. auf 1 qkm. Diese große Dichte der Bevölkerung nötigt
übrigens alljährlich Tausende zur Auswanderung, vielfach als „Kulis", d. h. auf
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: China Chinas China China China England China
Südafrika. 51
die afrikanische Monsunzone, zwischen 5» und 18° n. Br.; es herrschen
hier zur Zeit unseres Sommers von heftigen Regen begleitete Seewinde;
die regenarmen Gebiete; sie umfassen die Sahara und den sw. Teil
Südafrikas; beide Gebiete stehen fast immer unter dem Einflüsse trockener Winde;
die Gebiete der subtropischenregen;
hierher gehören der äußerste Sw. Afrikas und der
ganze Mittelmeersaum; der Regen fällt hier Vorzugs-
weise im Winter.
Erzeugnisse. Lange galt Afrika als ein Ge-
biet, das fast aller wirksamen Lockmittel für fremde
Besiedelung entbehre. Weder ein Erzeugnis des
Mineral- noch des Pflanzenreiches war bekannt, das
irgend welche Anziehungskraft auf fremde Völker aus-
geübt hätte. Lediglich Elfenbein und bis fast in die
allerneueste Zeit auch Sklaven bot der Erdteil dem
Handel als Gegengabe. Infolge dessen sind denn
auch die europäischen Niederlassungen' in Afrika lange
bedeutungslos geblieben. Die jüngsten Jahrzehnte
haben indes in dieser Beziehung einen ganz gewal-
tigen Umschwung herbeigeführt. Die nähere Durch-
forschung des Erdteils ergab nämlich die völlige
Unrichtigkeit der Anschauungen, die bisher über ihn
verbreitet waren.
Seine Gold- und Diamantenschätze übertreffen die aller Kontinente; auch Eisen
und Kohle sind in dem Erdteile vertreten und in der Sahara finden sich ausgedehnte
Salzlager. Stark begehrte Produkte des Pflanzenreichs sind Korkrinde, Halfa, Palmöl
und Kautschuk; auch die Anpflanzung von Nutzgewächsen nimmt von Jahr zu Jahr
zu. Desgleichen spielen tierische Erzeugnisse Afrikas bereits eine ansehnliche Rolle im
Handel; außer Elfenbein namentlich Wolle und Straußenfedern. Im übrigen teilt
Afrika infolge seiner Landverbindung mit Asien und seiner nahen Berührung mit
Europa die Tier- und Pflanzenformen Europa-Asiens. Mit Asien hat es die größten
Landtiere und die menschenähnlichen Affen, mit Europa viele Haustiere gemein.
Afrika ist nicht arm an Lockmitteln des Verkehrs, es besitzt
sogar einen ganz bedeutenden Reichtum an Erzeugnissen
aus allen drei Reichen der Natur und ist deshalb in
unseren Tagen ein sehr wertvolles Kolonialgebiet für euro-
Päische Völker geworden.
Bevölkerung. Zahl und Dichte. Die Bevölkerung Afrikas schätzt man auf
140 Mill.; auf 1 qkm treffen hiernach etwa 5 Menschen. Afrika steht somit weit
hinter der relativen Bevölkerung Asiens zurück.
Fast ganz unbewohnt sind oder nur sehr geringe Dichte haben die Sahara und,
abgesehen vom Kaplande, auch das südliche Südafrika; denn dieses ist gleichfalls viel-
fach Wüste, höchstens Steppe, überdies an den Rändern gebirgig und deshalb schwer
zugänglich. Höher steigt die Dichte in Zentralafrika, wo die reichlichen Regen die
Fruchtbarkeit des Bodens bedeutend erhöhen. Die stärkste relative Bevölkerung besitzt
das Niltal, vor allem das Nildelta (bis zu 400 Einw. aus 1 qkm).
Abstammnng. Die Einwohner Afrikas verteilen sich auf 4 Rassen; die
mittelländische, die Negerrasse, die südafrikanische und die malaiische Rasse.
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Extrahierte Personennamen: Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Asien Europa Europa-Asiens Europa Afrika Afrikas Afrika Asiens Zentralafrika Afrikas
Die deutschen Kolonien. 85
Tahiti (tatti), die Niedrigen Inseln (auch Tuomotu, d. h. Jnselwolke, ge-
nannt) und die Marqnesas (markeßas)-Jnseln, alle französisch. — Die
Sandwich (sänduitsch)-Juseln in der Nähe des nördlichen Wendekreises unter-
stehen der Oberhoheit der Vereinigten Staaten von Amerika. Die größte Insel
dieser Gruppe ist Hawaii mit ausgedehnten Zucker- und Ananasplantagen;
Honolulu, Hauptstation auf dem Wege von Nordamerika nach Australien.
Die deutschen Kolonien.
Kiautschou.
Größe und Einwohnerzahl. Das kleine Pachtgebiet von Kiautschou
an der Schantnng-Halbinsel liegt unter der Breite von Gibraltar und hat die
Größe des Bodensees (genau 550 qkm); es zählt 38000 Einw., darunter
4000 Weiße. Die deutsche Einflußsphäre, d. h. das Gebiet, in dem China
ohne Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen treffen darf, beträgt rund
7000 qkm = dem Kreise Oberfranken.
Bodengestalt. Der Boden ist teils Bergland teils Ebene. Das
Lauschangebirge, ein 1400 m hoher Gneiswall, der vom Schantnngbergland
abzweigt, bildet mit seinen schroffen Zacken für die Seefahrer eine weithin ficht-
bare Landmarke, ist aber völlig entwaldet und wird zurzeit von der deutschen
Verwaltung nach und nach wieder aufgeforstet. Die Niederung, teils An-
fchwemmungsland teils fruchtbares Lößland, zeigt die übliche Dichte der chiue-
fischen Ebene, in der sich Dorf an Dorf reiht.
Siedelungen. Tsingtau, an der Einfahrt zur Kiautfchoubucht gelegen
und stark befestigt, ist der Hauptort des Gebietes und Sitz der deutschen Ver-
waltung. Es gilt als der gesündeste Platz an der chinesischen Küste und wird
als Sommerfrische von Hongkong und Schanghai aus besucht. Die geräumige,
auch im Winter meist eisfreie Bucht gewährt den größten Handels- und Kriegs-
schiffen Zugang. — Kiautschou, die alte Kreisstadt, deren Einwohnerschaft
zwischen 30—60000 schwankt, ehedem an der Bucht selbst gelegeu, jetzt 36 km
davon entfernt, ist als Handelsstadt im Verfall.
Verkehrslage. Kiautschou bietet in dieser Hinsicht zwar nicht die Vor-
teile von Hongkong, Schanghai und Tientsin, den Haupthandelshäfen der chine-
fischen Küste, doch erfreut es sich mancher Vorzüge. Vor allem besitzt es in
seinem Hinterland reiche Kohlenschätze, abbauwürdige Erzlagerstätten, fruchtbare
Niederungen und billige Arbeitskräfte, so daß hjer eine schwunghafte industrielle
Entwicklung gewährleistet wird. Die Schantungeisenbahn (400 km lang) hat auch
schon die Hauptstadt der Halbinsel, Tsinanfu, und das dortige bedeutende Kohlen-
lager erreicht. Dadurch ist bereits die Ausfuhr von Schantungkohlen ermög-
licht. Sonstige Ausfuhrartikel sind Seide, Erdnüsse, Strohgeflechte, Bohnen und
Bohnenöl, Töpfer- und Glaswaren. Als Ein- und Ausfuhrhafen hat Tsingtau
überhaupt sich fchon eine ansehnliche Stellung errungen.
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Wendekreises Amerika Hawaii Honolulu Nordamerika Australien China Deutschlands Oberfranken Tsingtau Hongkong Schanghai Hongkong Schanghai Tientsin Tsingtau
Die wirtschaftliche Stellung Italiens. 9
Die wirtschaftliche Stellung Italiens«
Italien hat in den letzten Jahrzehnten in wirtschaftlicher Hinsicht sehr an-
erkeuueuswerte Fortschritte gemacht. Die Hauptursachen hievou sind: die Her-
stellung der Alpenbahnen (Mont Cenis, Simplon, St. Gotthard, Brenner, Sem-
mering), die Eröffnung des Suezkanals und die staatliche Einigung. Im Ver-
gleich zu den nördlicher gelegenen Ländern Europas hat Italien freilich in Handel
und Industrie nur die Stellung einer Macht zweiten Ranges, hauptsächlich infolge
feines Mangels an Kohle und Eisen.
Die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr, auch nach Deutschland, sind: Roh-
seide, Südfrüchte, Wein, Olivenöl, ferner Hanf, Häute, Käse und
Eier. Mineralien, Strohgeflechte, Seide und die Erzeugnisse des Kunstgewerbes
treten neben ihnen zurück. Italien ist hiernach vorherrschend ein Staat der
Landwirtschast. Die Einfuhr umfaßt hauptsächlich Getreide, Baumwolle und Kohle.
Durch Zahl, Dichte und wirtschaftliche Betätigung der
Bevölkerung sowie in Hinsicht auf seine kulturhistorische
und politische Bedeutung für Deutschland steht Italien
unter den drei Halbinseln weitaus an erster Stelle.
Die Südosteuropäische Halbinsel (Valkanhalbinsel).
(450000 qkm, 18 Mill. Eiuw., auf 1 qkm 35.)
Bedeutung. Die Südosteuropäische Halbinsel steht allerdings hinter der Py-
renüen- und Apenninen-Halbinsel an Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Be-
deutuug zurück, nimmt aber dennoch das Interesse Europas in hohem Grade in
Anspruch. Ihr reich gegliederter Süden ist ja die Stätte der alten griechi-
schen Kultur, die für das Geistesleben aller Kulturvölker von größter Be-
deutuug geworden. Dann hält die Halbinsel die Bewohner Europas fast in
steter Spannung durch ihre unruhigen politischen Verhältnisse.
Die Südosteuropäische Halbinsel bietet durch ihre Lage an der Annäherungsstelle
der drei Erdteile Europa, Asien und Afrika sowie durch die reiche Aufgeschlossenheit
der Küste an der Südostseite sür Handel und Verkehr die günstigsten Bedingungen.
Namentlich am Bosporus und über die Inseln des Ägäischen Meeres hin ist die
Verbindung mit Asien ungemein erleichtert, weshalb von alters her der euro-
Päisch-asiatische Handel zumeist diesen Weg einschlug; auch heute führt ein
Hauptschienenstrang Europas an den Bosporus und schon weit hinein nach Asien.
Ziemlich ungünstig dagegen liegen die Verhältnisse für die wirtschaftliche Entwick-
luug der Balkanländer auf anderen Gebieten. Die Halbinsel ist größtenteils von
einem wilden Gewirre von Gebirgen erfüllt, fo daß für Ackerbaugebiete wenig
Raum bleibt. Nur an der oberen Maritza und namentlich an der unteren Donau
nimmt das Tiefland größere Ausdehnung an. Auf der Halbinsel selbst tritt es
sast nur in schmalen Talebenen auf. Dazu sind die Flüffe außer der Donau
nicht oder nur auf kleinen Strecken schiffbar. Das karstähnliche Gebirge im
Westen der Halbinsel ist überhaupt Wasser- und humusarm. Ganz besonders
verhängnisvoll ward dem Lande in früheren Jahrhunderten die Herrschaft der
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Europas Italien Deutschland Italien Deutschland Italien Europas Europas Europa Asien Afrika Europas Asien Donau Donau
Die fremden Erdteile. Australien. 47
Eine neue Epoche brach für den Erdteil an, seit der Weiße 1788 den Fuß
an die Küste des Landes gesetzt. Nunmehr bilden Ackerbau und Viehzucht,
namentlich in dem begünstigten So., hervorragende Erwerbsquellen der Bevöl-
kerung. In Bezug auf die Schafzucht geht Australien (mit rund 100 Mill.
Schafen) sogar allen übrigen Staatengebieten voran, weshalb auch die Wolle den
bedeutendsten Ausfuhrartikel bildet. Außerdem werden noch konserviertes Fleisch,
Getreide und Obst ausgeführt. Das Obst liefert namentlich Tasmanien.
In ganz besonderem Maße wurde der Aufschwung des Erdteils in den
letzten Jahrzehnten durch die Aufsindung von Gold beschleunigt; in dessen Ge-
winnnng steht Australien unter den Ländern der Erde bereits mit an erster Stelle.
Goldgewinnung 1809 (in kg).
Afrika (Transvaal) Vereinigte Staaten Australien Übrige Länder
37,5°|o 22 °|0 15,5°|0 25°|0
(257 000 kg) (150000 kg) (106 000 kg) (165 000 kg)
Gesamtgoldgewinnung: 684 000 kg.
Mit den Herdenbesitzern, den sog. Squatters, von denen manche an 200000 Schafe
halten, bilden die Herren der Metallgruben die „Aristokratie des Erdteils".
Auf bescheidener Stufe steht noch die Industrie. Von der gesamten Güter-
erzeugung des Erdteils entfällt nur % auf das Gewerbe, 3/4 auf die Urproduktion
(Landwirtschaft, Bergbau, Forstwirtschaft und Fischerei). Am besten hat sich die
Industrie in den südöstlichen Staaten (Victoria und Neu-Südwales) entwickelt, zu-
mal die in Neu-Südwales reichlich vorhandenen Kohlen ihr Aufblühen begünstigen.
Die modernen Verkehrsmittel überziehen den Erdteil schon auf weite
Strecken hin. Die wichtigste Linie ist Adelaide — Melbourne — Sydney —
Brisbane. Westaustralien erstrebt die Verbindung mit Südaustralien und dieses
arbeitet an der Herstellung einer südnördlichen Überlandbahn. In der
Richtung von Süd nach Nord durchquert bereits der Überlandtelegraph den Erdteil
und durch Kabellinien ist dieser auch mit Asien und mit Nordamerika verbunden.
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TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Australien Tasmanien Afrika Transvaal Victoria Neu-Südwales Adelaide Melbourne Sydney Brisbane Westaustralien Nord Nordamerika