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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 2

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
2 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. Deutschlands Wehrmacht zu Land beträgt im Frieden 545 000 Mann = nicht ganz 1% der Gesamtbevölkerung, in Kriegsstärke über 3 Millionen. Tie wird an Zahl nur von jener Rußlands übertroffen. Auch in der Ausbildung seiner Seestreitkräfte hat es die übrigen Staaten überholt und wird nur noch von England — von diesem allerdings um ein beträcht- liches — übertroffen. Seine wirtschaftliche und militärische Machtstellung sichert dem Reich großen politischen Einfluß und macht es im Berein mit seinen Verbündeten zu einem „Schirmer des Friedens" in Europa. A. Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. l. Deutschlands Naturgrenzen. Der Alpenwall im S., Salzach und Inn, der Böhmerwald, das Erzgebirge und die Sudeten scheiden Deutschland vom Kaisertum Osterreich, der Wasgenwald von Frankreich. Im N. sichern es die Nord- und Ostsee. Deutschlands Grenzen find demnach nur teilweife von der Natur vorgezeichnet. Gegen Rußland, Däne- mark, Holland, Belgien und zur Hälfte gegen Frankreich, alfo hauptsächlich im No. und Nw. des Reiches, fehlen natürliche Marken. Deutschlands Grenzfäume find zu- meist offen, und diefer Umstand begünstigt neben der zentralen Lage des Reiches in hohem Maß die Ausbildung des deutfcheu Verkehrs. Deutfchlauds Landgrenzen. Nur % der deutschen Grenzen wird von Gebirgen gebildet, und auch diese besitzen wieder zahlreiche Lücken oder niedrige, leicht über- schreitbare Pässe, so daß ihre verkehrshemmende Bedeutung keine allzu beträcht- liehe ist. a) Die Alpengrenze. Die Allgäuer und Königsseer Alpen sind im S. durch hohe Gebirgsriegel abgeschlossen, dagegen zeichnet sich der übrige Anteil der Deutschen Alpen durch Durchgängigkeit ganz besonders aus. Nach Vorarlberg und der Schweiz sühren Bodensee und Oberrheintal, nach Tirol Lech-, Isar- und Inntal, ins Salzburgische das Salzachtal. Den Hauptverkehr trägt heute das Jnntal (Linie München—innsbruck), das zum Brenner sührt. Nächstdem sind die für dieses Gebiet wichtigsten Alpenbahnen die Arlbergbahn, die vom Bodensee aus Inns- brück und den Brenner erreicht, und die Linie München-Salzburg, die in der Tauernbahn Anschluß nach Kärnten und Trieft findet. Als Touristenstraße ge- winnt die 1897 neu erbaute Kesselbergstraße steigende Bedeutung, die den Kochel- und Walchensee miteinander verbindet und wohl eine der schönsten Eingangspforten in die Alpen überhaupt bildet. — Der Lage vor den großen Alpendurchgängen ver- dankten die schwäbischen Städte, besonders Augsburg und Ulm, im Mittelalter ihre hohe wirtschaftliche und geistige Blüte. Ihre Rolle hat heute München über- nommen. b) Die bayerisch-österreichische Grenze zwischen den Alpen und dem Böhmerwald ist völlig offen. Jahrhundertelang bildete sie die breite Durchgangs- Pforte ostwestlicher und westöstlicher Völkerzüge (Völkerwanderung, Hunnenzug, Einwanderung der Bayern, Avarenkämpfe, Ungarnkriege, Kreuzzüge, Türken-

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. I

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Geschichtliches Lehrbuch für öhere Mädchenschulen von Dr. Friedrich Neubauer, Direktor des Lessing-Gymnasiums in Frankfurt a. M. Ausgabe B. m. Feil. Deutsche Hefchichte im 'gxxuetatiex. Mit 30 Abbildungen. Sechste, nach den Lehrplänen vom 13. Dezember 1908 umgestaltete Auslage. (16. bis 20. Tausend. , Halle a. d. S. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1909. Georg-Eckert-Instltut für internation'le Schu’buchf orschun9 Braunschweig Inventarisiert unter vssbibuothek" Isb! - Rr ti 7 H-5~

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 85

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Albrecht Ii, 1438—1439 und Friedrich Hi. 1440 — 1493. 85 zu Basel versammelt toar, den Hussiten den Kelch beim Abendmahl bewilligen müssen. Sigmund konnte nun endlich in Prag als König einziehen; aber^2*^ ein Jahr darauf starb er. Da er keinen Sohn hinterließ, fielen seine Lande, ^1437. Ungarn und Böhmen nebst Mähren und Schlesien, an seinen Schwiegersohn Albrecht von Österreich, der auch deutscher König wurde. 3. Die Habsburger bis auf Maximilian I. 1438 — 1519. Albrecht Ii. 1438-1439 «nd Friedrich Iii. 1440-1493. § 88. Deutschland unter Albrecht Ii. und Friedrich Iii. Albrecht Ii., Albrecht n. der erste in einer nunmehr fast ununterbrochenen Reihe habsbnrgischer Herrscher, starb nach kurzer Regierung. Ihm folgte als deutscher König sein Vetter Friedrich von Steier- Friedrich m. mark als Friedrich Iii., der auch die römische Kaiserkrone erhielt. Er hat am längsten von allen deutschen Königen, 53 Jahre lang, regiert, war aber einer der untüchtigsten. Während er fest auf die Zukunft seines Hauses hoffte und selbst die Vokale des Alphabets A. E. I. O. U. so deutete: Alles Erdreich ist Österreich untertan, vermochte er nicht einmal in seinen Erblanden Österreich und Steiermark sich immer gegen Aufstande und fremde Angriffe zu behaupten. Böhmen und Ungarn vollends, die Albrecht Ii. für Habsburg gewonnen hatte, rissen sich jetzt los und wählten einheimische tapfere Könige. Im deutschen Reiche aber herrschten Verwirrung und Zerrüttung, Krieg und Fehde. Während es um Deutschlands Einheit so traurig bestellt war, erstarkten die Nachbarn. Die größten Gefahren drohten dem Reiche von den Türken im Südosten, von dem neugegründeten Reiche Burgund im Westen. § 89. Die Türken. Die osmanischen Türken, so benannt nach einem ihrer ersten Sultane, Osman, stammten aus Turan, waren im dreizehnten Jahrhundert nach Kleinasien eingewandert und hatten es allmählich erobert. Darauf überschritten sie den Hellespont und bedrängten die griechischen Kaiser so sehr, daß diesen schließlich allein Konstantinopel und dessen nächste Umgebung blieb. In jener Zeit sahen die Griechen hilfesuchend

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 86

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
86 Die Zeit der zunehmenden Auflösung der Reichs 1273 —1519. nach Westen; griechische Gelehrte wanderten nach dem Abendlande aus und verbreiteten die Kenntnis der griechischen Sprache, die dort allmählich verloren gegangen war; man verhandelte sogar über eine Einigung der v°?K°nse-griechischen und der römischen Kirche. 1453 endlich fiel auch Konstan-1453 tino^et in die Hand der Türken; das oströmische Kaisertum, welches das weströmische um fast 1000 Jahre überlebt hatte, hörte auf zu existieren. Die Osmanen blieben auch ferner ein eroberndes Volk. Den Kern ihrer Truppen bildeten die Ja nitscharen. Diese bestanden ursprünglich aus gefangenen oder unterworfenen jungen Christen, die gezwungen wurden zum Islam überzutreten und dann dessen eifrige Vorkämpfer wurden; in ihnen besaß der Sultan ein stehendes Heer, während damals noch fast alle anderen Staaten Europas mit Söldnern auskamen, die auf bestimmte Zeit angeworben wurden. Burgund. § 90. Karl der Kühne von Burgund. Während die Türken an den Grenzen Ungarns erschienen, entstand an der deutschen Westgrenze ein Staat, der ebenfalls für Deutschland gefährlich zu werden drohte. Die Herzöge aus dem Hause Burgund, einer Seitenlinie des in Frankreich herrschenden Hauses Valois, hatten es verstanden, durch Erbschaft. Kauf oder Vertrag zu ihrem Stammlande an der Saone die Gebiete zu gewinnen, welche etwa die heutigen Niederlande, Belgien und das nördlichste Frankreich ausmachen, Gebiete, reich an Bevölkerung und Karl der Wohlstand, mit einem blühenden Ackerbau, Gewerbe und Wandel. Karl der Kühne, der damalige Herzog von Burgund, war einer der glänzendsten und ehrgeizigsten Fürsten Europas. Da fand Karl ein unerwartetes Ende. Er hatte sich in einen Kampf mit den Schweizer Eidgenossen eingelassen. Aber diese schlugen sein Ritterheer in zwei blutigen Schlachten, rückten dann in das von Karl besetzte Lothringen ein und brachten ihm 1477 in der Winterschlacht von Nancy eine dritte Niederlage bei. Karl selbst fiel; er hinterließ nur eine Tochter Maria. Gegen sie erhoben sich Karls des Kühnen Gegner, vor allem Ludwig Xi., der verschlagene und treulose König von Frank-Maximttianreich. Da reichte diese dem Kaisersohn Maximilian ihre Hand; ihm Burgund gelang es, im Kampfe mit Frankreich zwar nicht Burgund, aber doch die Niederlande zu behaupten. Mit jener Heirat begann eine Periode des Emporsteigend für das Haus Habsburg, das durch eine Reihe weiterer glücklicher Familienverbindungen sich zu der Stellung einer europäischen Großmacht emporschwang.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 172

1911 - Erfurt : Keyser
— 172 — Eremiten-Ordens zu schauen: Einen Schäferstab im linsen Arm, deutet sie mit der Rechten auf ihre Busenschleife, welche den Wahlspruch des Ordens trägt. Molsdorf in der Zeit nach Götter: Noch bei seinen Lebzeiten verkaufte Graf Götter seine Besitzung, und heute ist Molsdorf, nachdem es längere Zeit dem Gothaer Staat gehört, wieder Privatbesitz. 1826 wurde der Garten in eine englische Parkanlage umgewandelt, du die Unterhaltungskosten zu hohe waren. Die steinernen Götter wurden verkauft, und ein Teil derselben beschließt sein Dasein in den Anlagen des Steigerhauses und Hirschgartens zu Ersnrt. Die Wasserfälle und übrigen Wasserkünste wurden zugeschüttet und nur ein langer Teich mitten im Park angelegt. Die kunstvoll geschnittenen Bäume und Hecken ließ man wachsen, schuf unter ihnen große Rasenflächen und pflanzte neue Baumgruppen an. Jubel und Freude sind verschwunden, Fülle und Pracht vergangen; an ihrer Stelle breitet sich jetzt eine friedliche Ruhe wie der Zauberschlaf eines verwunschenen Märchenschlosses über dem Ganzen aus. (Nach M. Timpel.) 58. Im Französischen Lager. 1757. Seit dem August 1757 war Ersurt mit Reichstruppen und Franzosen überfüllt. Selbst die hohen französischen Generale waren mit ihrem glänzenden Gefolge in der Stadt einquartiert. Der Obergeneral Prinz v. Soubise bewohnte einen Flügel der Mainzer Statthalterei (Regierungsgebäude). Anfang September schlugen die Franzosen außerhalb der Stadt ihr Lager auf. Es war eine Stunde lang und reichte von der Feste Petersberg, in deren Schutz es lag, bis nahe an Tiefthal. Wie durch Zauberschlag erhoben sich in wenigen Stunden die Zelt-reihen in schönster Ordnung, und gewährte das Lager einen großartigen Anblick. Zuerst war es von 15 000, später sogar von 25 000 Mann bewohnt. Vor jedem Regiment waren die Feldstücke desselben aufgestellt, und die aufgepflanzten Fahnen flatterten lustig im Winde. Im Lager herrschte ein reges Leben. Hier wurde ein Regiment in den Waffen geübt, dort tanzte man nach dem Geklimper einer verstimmten Guitarre. Hier saß eine Gruppe bärtiger Grenadiere am Boden und spielte mit einer Karte, die ebenso schmutzig war wie die Lagerstatt, dort rollten Trommeln und schmetterten Trompeten. Hier spielte eine lärmende Musik zur Tafel auf, dort stieß eine Marketenderin einen Strom französischer Schimpfwörter gegen die sie neckenden Soldaten aus. Es war ein Gemisch von Tönen und Lauten, wie man es nur in einem französischen Lager finden kann.

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 175

1911 - Erfurt : Keyser
— 175 — diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester Verbündeter war. ^ Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran- zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!" Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.) 61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege. Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 177

1911 - Erfurt : Keyser
— 177 — Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war. Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58). Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59). Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen. Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und 12

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 178

1911 - Erfurt : Keyser
— 178 — zitternd erwartete man den Ausgang des Kampfes. Mehrere Hannoveraner hatten sich in benachbarte Häuser geflüchtet, doch nur wenigen konnten die Bürger durchhelfen. Die meisten wurden ergriffen und gefangen fortgeführt. Schädigung der Ltadt: Die folgenden Jahre glichen dem Jahre 1759. Die Stadt sah in wiederholtem Wechsel Reichstruppen, Franzosen und Preußen, bis endlich der Friede zu Hubertusburg dem Kriege und damit auch den Leiden Erfurts ein Ende machte. Diese haben vor allem in der Aufbringung großer Summen Kriegsgelder bestanden. Man schätzt den Gesamtschaden, den der Krieg der Stadt und ihrem Gebiete gebracht hat, aus 3 Millionen Reichstaler. Erst 30 Jahre nach dem Kriege hörte die Bezahlung der Beitrüge zu den Kriegsschulden auf. Mancher Bürger hat den größten Teil feiner Habe, mancher Handwerker fein Handwerksgerät und mancher Landmann fein Vieh und feine Ländereien verkaufen müssen, um seinen Anteil zu bezahlen. Infolge der vielen Lieferungen an Freund und Feind und der fortwährenden Einquartierungen trat eine Teuerung ein, die von Jahr zu Jahr wuchs. Gegen Ende des Krieges kostete ein Butterweck 7 Groschen, ein Mandel Eier ebensoviel, ein Pfund Schweine- oder Rindfleisch bis 6 Groschen, Schöpsenfleisch 4 Groschen und ein Paar Käse 3 und 4 Groschen. Eine Semmel, welche kaum die Größe einer früheren Pfennigsemmel hatte, kostete 3 Pfennige. Auch alle grünen und dürren Gemüse waren sehr teuer. (Nach Eonst. Beyer.) 62. In Erfurt zur Zeit Dalbergs. 1772—1802. Fürsorge Dalbergs: Die Statthalterschaft des Freiherrn Karl Theodor v. Dalberg1) galt und gilt heute noch bei den Erfurtern als eine besondere Glanzzeit der Stadt. Tatsächlich hat v. Dalberg auch eine große, bessernde Tätigkeit für das Erfurter Gebiet entwickelt. Er bildete z. B. die Kommerziendeputation (Abordnung von Kaufleuten) zur Besserung des darniederliegenden Handels, förderte Ackerbau und Viehzucht und milderte die Fronen, errichtete eine Spinnschnle zur Förderung des Gewerbfleißes, gründete ein Zwangsarbeitshaus für arbeitslose und arbeitsscheue Leute, schuf eine Witwenkasse für Staatsdiener und eine Landnotdurftskasse zur Bestreitung außerordentlicher Ausgaben in Notzeiten und führte gesetzlich die Feuerversicherung ein. Der Erfolg dieser wohlgemeinten Vorschläge und ') Ernannt vom Erzbischof Emmerich Joseph, war er hauptsächlich unter dem Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Etthal (1774—1802, dem die Erfurter nach seinem ersten Aufenthalte in Erfurt (1777) die Ehrensäule auf dem Platze vor den Graden (Friedrich Wilhelmsplatz) errichteten, als Statthalter tätig.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 215

1911 - Erfurt : Keyser
— 215 davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen fütterte O du glückliche, sorglose Jugend! u (Nach Const. Beyer u. ct.) 78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten. 6. 3anuar und 16. Itlai 1814. Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814 war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten französischen Regimenter. Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!" entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw... Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 176

1911 - Erfurt : Keyser
— 176 — borgen und wurde von ihm sehr übel vermerkt. Er erteilte darum den Befehl, die kurfürstlich mainzischen Staaten wie Feindesland zu behandeln. Der rheinische Hauptteil des Mainzer Gebietes lag für diesen Zweck zu weit ab, umso bequemer aber hatten es die preußischen Truppen mit dem Erfurter Land. Von Sachsen aus konnten sie jederzeit und ohne große Mühe ins mainzifche Erfurt einfallen und dadurch den Kurfürsten und seine Untertanen empfindlich strafen. 1. Einmarsch derpreutzen: Am Fronleichnamstage (19. Juni) 1757, an dem alljährlich eine große Prozession in Erfurt abgehalten wird^ erschienen die Preußen zum ersten Male vor den .toren der Stadt. Zu dem Feste war bereits eine ungeheure Zahl Fremder herbeigeströmt. Auch hatte man in allen Straßen, durch welche der feierliche Auszug ging, schon die Altäre errichtet, mit grünen Zweigen besteckt und mit frischem Laub und Blumen überstreut. Da erschienen m der Frühe des Festtages einige Offiziere mit einem Trommler vor dem Krämpfertor und forderten Einlaß. Alles geriet in Aufruhr. Die herrlich geschmückten Altäre wurden wieder abgerissen und der Umzug nur im Dom abgehalten. Die zahlreichen Fremden verließen durch die anderen Tore eiligst die Stadt. Nach einigen Verhandlungen wurde der preußische Offizier Major v. Marwiz eingelassen. Er verlangte, zum Statthalter geführt zu werden. Dort angekommen, erklärte er im Namen des Königs, daß dieser gezwungen wäre, die Lasten des Krieges auf Erfurt zu legen. Zugleich überbrachte er einen Brief feines königlichen Herrn. Der Statthalter verweigerte die Annahme. Da öffnete Major v. Marwiz den Brief und las ibn laut vor. Er enthielt die Bedingungen des Königs. Sie lauteten: Einräumung der Stadt und Entwaffnung und Gefangennahme der kaiserlichen und mainzifchen Besatzung. Hierauf wollte der Statthalter nicht eingehen. Er verlangte die Abfchickung eines Eilboten an den Kurfürsten nach Mainz, damit dieser selbst entscheiden könne. Major v. Marwiz schlug diese Forderung ab. Endlich einigte man sich aus freien Einzug der Truppen in die Stadt und Verbleib der Festung in den Händen der früheren Befatznng. Kurz nach 3 Uhr nachmittags rückte der Vortrab der Preußen ein und wurde bei den Bürgern einquartiert. Am folgenden Tage kam die Hauptmacht nach. Alle Soldaten, weit über 2000, hielten vortreffliche Manneszucht. Die Bürger waren, obwohl mancher vier Mann in feinem Hanfe beherbergte, sehr mit ihnen zufrieden und bewirteten sie mit vielem Vergnügen. Wenige Tage darauf wurde Generalmarfch geschlagen, und nachmittags um 4 Uhr verließen die Preußen mit Sack und Pack die Stadt. Der Marsch ging wieder zum Krämpfertor hinaus. Einige angesehene Bürger aber und zwei der vornehmsten katholischen Geistlichen mußten als Geiseln mitziehen, da die ausgelegte
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