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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 116

1911 - Erfurt : Keyser
— 116 — Toben verlangten sie von dem zumeist gehaßten Mitgliede des Rates, von dem stolzen Obervierherrn Heinrich Kellner, Rechenschaft. Auch beschuldigten sie ihn, ohne Wissen des Rats und der Gemeine das Schloß und Amt Kapellendorf verkauft zu haben. Das war für den Stolzen zu viel. Im höchsten Zorn sprang er auf, schlug an seine Brust und rief mit lauter Stimme: „Hie stehet die Gemeine!" (Rathaussaalbild). Das Wort entfesselte einen wahren Sturm von Raserei. Selbst die Gemäßigten forderten seine augenblickliche Verhaftung, und den Vierherren blieb nichts anderes übrig, als den Volkswillen auszuführen. Von Stadtknechten geleitet, wankte der eben noch so Gewaltige als gebrochener Mann seinem Hause (Regierungsstraße 64) zu, nachdem er zuvor alle Schlüssel abgegeben hatte. Damit hatte die Erfurter Revolution ihren Anfang ge- nommen. In den nun folgenden Wirren des „tollen Jahres" versuchten Mainz und Sachsen der aufrührerischen Bewegung eine Wendung zu geben, die ihnen günstig war. Dabei hielt es der Kirchenfürst mit den Unzufriedenen aus dem niederen Volk, während Sachsen durch den Rat sein Ziel zu erreichen suchte. — Gegen Ende des Jahres vollzog das Volk den Bruch mit der Vergangenheit. Die alte Verfassung wurde abgeschasst und eine neue angenommen. Auch wurde ein völlig mainzifch gesinnter Rat gewählt, von dessen Mitgliedern nicht ein einziges mit den alten etwas zu tun hatte. Dieser neue Rat mußte alle den Bürgern lästigen Abgaben aufheben, wodurch man sich freilich der Mittel zur Bezahlung der Schulden beraubte. Selbst der Kaiser erließ, gewonnen vom Erzbischos, am 28. Januar 1510 aus Innsbruck einen Auftrag, in dem die Erfurter angehalten wurden, Mainz unbedingt Rechnung von der bisherigen Stadtverwaltung zu legen; außerdem untersagte er alle Vergewaltigungen der Stadt und entbot die Beteiligten auf den Reichstag nach Augsburg. Auch eine neue Eidesformel^) für die Huldigung wurde durch Mainz festgesetzt. In ihr wurde der Erzbischof als „rechter Erb-herr" (schon Bedingung des Friedens von Amorbach 1483) anerkannt, während der Rat versprach, den „Bürgern, reichen und armen, getreu und hold sein zu sollen und zu wollen." So hatte Mainz wohl alles erreicht, was es wollte; aber seine Erfolge hatten Sachsens Unzufriedenheit aufs höchste gesteigert. Infolgedessen nahm die Fehde, die sich um Erfurts willen allmählich zwischen den beiden entwickelt hatte, eine immer größere Ausdehnung an. Ungeachtet des Friedensgebotes des Augsburger Reichstagsabschiedes vom 23. Mai 1510 wurden säch l) Wir globen und sweren, dass wir vnserm gnedigsten Herrn, dem Erzbischof zu Mentz, vnserm rechten Erbherrn, vnserm Herrn dem Greuen unserm Herrn dem Vitzthum, der Stadt Erfurt und den Burgern, reichen und armen, getrewe und holt sein sollen und wollen, Ire recht behalten, ohne alle vbel list, also ferre als wir das wissen und vermögen und den Rat helen (geheim halten), als wir zv recht sollen das vns gott helff und alle heiligen.

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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 121

1911 - Erfurt : Keyser
— 121 — war im Rat die Hoffnung gekeimt, daß Erfurt doch noch eine Reichsstadt werden könne. Aber trotz aller Anstrengungen der Er-surter Abgesandten brachte der Friedensschluß zu Münster 1648 nicht die Erfüllung dieser Hoffnung. Erfurt blieb beim Mainzer Stift, dessen staatskluger Erzbischof Johann Philipp von Schönborn die Stadt bald ganz unter seine Herrschaft zwang. Restitution (Mainz erlangt seine alten Rechte zurück): Die durch die Lasten des 30jährigen Krieges und die Stockung von Handel und Gewerbe verarmte Bürgerschaft geriet wie vor 150 Jahren in einen heftigen Streit mit dem Rat, dem sie Ueber-schreitung seiner Befugnisse, Uebermut gegen die Bürger und Mißbrauch der allgemeinen Not zu eigenem Vorteil zum Vorwurf machte. Sie verlangte wie damals (1309) die Einführung der Vierherren-Wahl und eine Stadtregiernng, wie sie die sogenannte Regimentsverbesserung von 1510 vorgesehen hatte. Es war nämlich im Laufe des Krieges üblich geworden, neben den alljährlich wechselnden Räten eine Anzahl der vornehmsten Mitglieder, die sogenannten Aeltesten, beizubehalten. Man wollte stets Männer an der Spitze haben, die in den schweren Zeiten mit dem Gange der Geschäfte vertraut waren. Die Aeltesten hatten aber zuletzt die Herrschaft ganz an sich gerissen und schalteten und walteten ausschließlich nach eigenem Ermessen. Anfangs widersetzte sich der Rat den Forderungen der Bürger. Später aber gab er zu, daß Abgeordnete gewählt wurden, die an der Regelung der öffentlichen Verhältnisse teilnehmen sollten. Ferner erhielt der kaiserliche Ausschuß den Auftrag, den Streit zwischen Rat und Bürgerschaft zu schlichten. Er war auf Verlangen des Erzbischofs zur Berichtigung seiner Ansprüche, die er auf Grund der Restitution an Erfurt gestellt hatte, eingesetzt worden. Es gelang ihm auch, die Streitigkeiten zu beseitigen und eine Vierherrnwahl zu Gunsten der Bürgerschaft herbeizuführen (Wahl des ehemaligen Rektors der Andreasschule, Volkmar Limprecht, zum Obervierherrn). Aber bald loderte die Flamme der Zwietracht von neuem empor. Die Forderung des Erzbischofs um Ausnahme in das Kirchengebet bildete den Zündstoff für den neuen Streit, der zum zügellosesten Volksaufruhr wurde, und in dem wie ehemals einzelne für Mainz, andere für Sachsen Partei ergriffen. Obervierherr Limprecht, bislang ein Liebling des Volkes und Parteigänger des Erzbischofs, wurde ins Gefängnis geworfen und nach greulichen Mißhandlungen vor dem Rathaufe enthauptet. Der Stadtfvndikus (Rechtsrat) Abianus und andere, die auf der Seite Sachsens standen, konnten sich vor gleichem Schicksal nur durch die Flucht retten, während das Volk ihre Häuser und Gärten zerstörte. Sogar ein kaiserliches Friedensgebot blieb ohne Wirkung. Da traf die Stadt die Reichsacht. Statt aber die Bürger zu beruhigen, erregte die Achterklärung ihre Wut noch höher. Sie vergaßen sich soweit, den kaiserlichen Herold zu verhöhnen und

2. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 186

1916 - Erfurt : Keyser
— 186 — Sie ließen sogar zu, daß das Erfurter Gebiet von Plackern und Friedens- störern heimgesucht wurde. Bald darauf sperrten die sächsischen Fürsten durch ihre Reiter noch die Erfurter Straßen. Dadurch hörte der Handel vollständig auf. Die Lebensmittel wurden teurer. Vou dieser Teurung wurde besonders die arme Bevölkerung der Stadt betroffen. Es kam zu einem Aufruhr. Da blieb dem Rat nichts anderes übrig, als nachzugeben. Er schloß mit Mainz und Sachsen 1483 Frieden. Der Kaiser hatte sein Ziel nicht erreicht. Im Frieden von Amorbach erkannte Erfurt das Erz- bistum Mainz als „rechten Erbherrn" an und zahlte 40000 Gulden Kostenersatz. Bezüglich der Rechte und Freiheiten der Stadt blieb alles beim alten. Der Vertrag hatte aber doch festgelegt, daß der Erzbischof von Mainz der Landesherr war. Mit Erfurts Entwicklung zur Unab- hängigkeit war es nun vorbei. Durch den Frieden von Weimar stellte sich die Stadt unter den Schutz Kursachsens. Sie verpflichtete sich außer- dem zur Zahlung von 150000 Gulden Kriegskosten und zur Zahlung eines jährlichen Schutzgeldes von 1500 Gulden. Ferner mußte sie die früher vom Landgrafen von Thüringen verpfändete Grafschaft an der Schmalen Gera herausgeben und Sachsen Heeresfolge leisten. Dafür versprach Sachsen der Stadt die Freiheit ihrer Handelsstraßen und gab ihr die Erlaubnis zum Bau der Cyriaksburg. Beide Verträge haben Erfurt eine große Schuldenlast gebracht. Sie wurde noch erhöht durch die bedeutenden Ausgaben für den Bau der Cyriaksburg und des Andreasklosters, das den Nonnen des Cyriaks- klosters zugewiesen wurde. Wegen der Schulden lastete ein großer Steuer- druck auf den Bürgern. Besonders hart wurde das Ungeld, die Abgabe auf die Lebensmittel, empfunden. So mußte z. B. jeder Käufer für ein Pfund Fleisch einen Pfennig zahlen. Trotz der hohen Steuern wuchs die Schuldenlast der Stadt immer mehr. Im Jahre 1509 hatte sie die Höhe von 500000 Gulden erreicht. Sie betrug genan soviel wie das Vermögen aller Bürger. Dazu kam noch, daß der Rat gezwungen gewesen war, das Reichslehen Kapellendorf für 8000 Gulden an Kursachsen zu verpfänden. Als die Bürger von all diesem Unglück Kenntnis erhielten, ge- rieten sie in große Aufregung. Nun war schon seit langer Zeit durch Mainz die Unzufriedenheit der ärmeren Bürger mit der Wirtschaft des Rates, einer Anzahl der reichsten Bürger, genährt worden. So kam es denn zum offenen Aufruhr. Unter Führung der kleineren Handwerker rottete sich 1509 das niedere Volk zusammen und begehrte vom alten Rate Rechenschaft. Im Verlauf des „Tollen Jahres" wurde der alte Rat abgesetzt, und ein neuer trat an seine Stelle. Der Obervierherr Heinrich Kellner fiel der Volkswut zum Opfer. Um sich angenehm zu machen, schaffte der neue Rat sofort die dem Volke so verhaßten Steuern, das Fleisch-, Mahl-, Fisch- und Weingeld, ab. Die Preise für die Lebens- mittel fielen, und das Volk frohlockte. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer. Der alte Rat fand Schutz beim Kurfürsten von Sachsen, während das niedere Volk sich des Mainzer Schutzes erfreute. Der Kurfürst wollte die Stadt nicht ganz an Mainz ausliefern. Er griff darum ein.

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 29

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
21. Erfurt. 29 hat, war es eine berühmte Stadt. Im Jahre 852 hielt hier der erste deutsche König, Ludwig der Deutsche, ein Enkel Karls des Großen, eine große Reichs- versammlung, ebenso Heinrich der Vogelsteller, welcher Erfurt in eine Stadt verwandelt haben soll. Seit Bonifacius' Zeiten gehörte Erfurt zu dem Erzbis- tum Mainz. Weil aber der Schutzherr, der Erzbischof, in der Ferne wohnte, so gelangte der Stadtrat von Erfurt zu großem Ansehen und die einzelnen vor- nehmen Geschlechter, die allein die städtischen Würden und Pfründen inne hatten, bedrückten das Volk in übermütiger Weise. So hatten sie einzelne Bürger, um geringer Ursachen willen, nicht nur verhaftet, sondern auch grausam gestraft, verstümmelt, der Hände und des Augenlichts beraubt. Da traten die Bürger zusammen und schlossen ein Bündnis, um mit vereinten Kräften dem immer schwerer lastenden Druck des Adels zu wehren. Als nun der Adel sah, daß die Bürger so mutig und entschlossen waren, fürchtete er, daß er seine alten Vorrechte verlieren möchte für immer, und gestattete der Erfurter Bürgerschaft, aus ihrer Mitte sich vier Männer zu wählen, die im Rate die Bürger vertreten mußten. Das geschah im Jahre 1310. Aber die Stadt war dennoch selten in Ruhe, da die Bürger sich oft durch den Erzbischof von Mainz, ihren Oberherrn, in ihren Rechten beschränkt sahen. Auch mit den thüringischen Fürsten, die gar oft Lust zeigten, das schöne, reiche Erfurt für sich in Besitz zu nehmen, hatte sie manche Fehde zu bestehen. Trotz dieser Fehden und Unruhen, und trotz mancherlei anderer Unglücks- fälle, welche Erfurt in: Mittelalter heimsuchten, als Feuersbrünste und ansteckende Seuchen, war die Stadt doch immer noch sehr wohlhabend. Als aber die Hän- del und Streitigkeiten Erfurts mit dem Erzbischöfe und mit den thüringer Für- sten gar nicht enden wollten und als die Heiinsuchungen durch Krieg, Hungersnot, Feuersbrünste und Pest sich wiederholten, da wurde auch der Gemeindeschatz rui- niert und es entstanden im Anfange des 16. Jahrhunderts furchtbare Unord- nungen in der Stadt. Das schlimmste Jahr war 1510, welches wegen der gräßlichen Tumulte „das tolle Jahr" genannt wurde. Aber stets erholte sich die Stadt bald wieder, und noch zu Ende des 16. Jahrhunderts gehörte Erfurt zu den bedeutendsten Hansestädten in Deutschland. 1802 kam die Stadt als weltliches Fürstentum zu Preußen. Auch jetzt ist Erfurt wieder weithin berühmt durch Gemüse- und Garten- bau und war bisher eine der bedeutendsten Festungen des preußischen Staates. Nach der durch die Kriege von 1866 und 1870 veränderten Lage Preußens und Deutschlands, und der jetzt wesentlich neuen Bedeutung, welche die Festungen durch die Umgestaltung des Geschützwesens und die größere Tragweite der Kano- nen gewonnen haben, ist Erfurt, wie andere preußische feste Plätze, eine offene Stadt geworden. Aber auch an Merkwürdigkeiten ist Erfurt nicht arm. Vorerst erwähnen wir den alten ehrwürdigen Dom, in welchem sich die berühinte große Glocke „Gloriosa" befindet, welche 275 Ztr. wiegt und einen Umfang von 10 m hat. Dieser Dom soll schon 753 von Bonifacius gegründet wor- den sein. Nicht minder merkwürdig ist das Augustinerkloster, in welchem Luther von 1505 —1508 als Mönch gewohnt hat. Die Lutherzelle darin wurde 1872 ein Raub der Flammen. Die Räume dieses Klosters sind jetzt dem Waisenhause und dem Martinsstifte überwiesen worden. Erfurt ist in Hin- sicht auf die Einwohnerzahl die 3. Stadt in der Provinz Sachsen, es wohnen dort 53 000 Menschen.

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 28

1916 - Erfurt : Keyser
— 28 — vom Kaiser und von den Erfurtern erobert und dem Erdboden gleich- gemacht. Der Ritter aber wurde gefangen genommen und hingerichtet. Sein unglückliches Weib und seine beiden unmündigen Kinder flehten den Kaiser um Gnade an. Er schenkte ihnen das Leben und ließ sie zu Pferde nach Erfurt bringen. Niemand aber weiß, wo die Dienstburg im Steiger gestanden hat. e) Die Gründung der Universität. Die Stadt war durch ihren Handel zu großem Reichtum gelangt und gründete darum 1392 aus eigenen Mitteln eine Hochschule. Es war die fünfte in Deutschland. Sie gelangte wegen der Tüchtigkeit ihrer Lehrer bald zu großem Ruhme. An ihre Glanzzeit zu Eude des Mittelalters erinnert das Bild im Rathanssaal. Es zeigt die vier bedeutendsten Männer der Universität. Es sind Luther, der Gottesgelehrte, Amplonius, der Heilkundige, Henning Goede, der Rechtsgelehrte, und Eoban Hesse, der Weltweise. Sie ver- treten die vier Hauptabteilungen einer Hochschule und huldigen der Universität, d. i. der Gesamtheit der Wissenschaften. Sie hat der Künstler dargestellt als sitzende Frauengestalt mit dem für jedermann offenen Buche des Wissens im Schöße. Ein Spruchband wird von schwebenden Engels- gestalten gehalten und trägt die Inschrift: „Epistolae obscurorum virorum", d. h, Briefe der Dunkelmänner. Diese Streitschrift der Humanisten gegen die Vertreter der Scholastik^) erschien 1515 und hat wohl den Erfurter Gelehrten Erotus Rubianus zum Verfasser. k) Das tolle Jahr. Gegen Ende des Mittelalters war Erfurt in großer Geldnot. Die Schuldenlast der Stadt betrug rund eine halbe Million Gulden. Die Zinsen hierfür verschlangen fast die ganze Ein- nähme der Stadt. Wohl versuchte der Rat, Hilfe zu schaffen, doch es war vergebens. In der größten Not versetzte er sogar an Kursachsen ein Stück aus dem freien Landbesitz der Stadt, das Amt Kapellendorf. Als die Bürger das erfuhren, kam es zur Empörung. Schon lange waren sie von Mainz aufgestachelt worden und mit der Wirtschaft des Rates unzufrieden. Mit dem vom Rate auf das Rathaus bestellten Vormunden drangen die von der Gemeinde „Erwählten" ein. Es kam zu eiuer stürmischen Auseinandersetzung. Die Erwählten verlangten von dem stolzen Obervierherrn Heinrich Kellner Rechenschaft. Auch beschuldigten sie ihn, ohne Wissen des Rates und der Gemeine Kapellendorf verkauft zu haben. Das war für den Stolzen doch zu viel. Im höchsten Zorne » sprang er auf und rief laut: „Hie stehet die Gemeine!" gl Kurfürst Johann Philipp zieht in Erfurt ein. _ Erfurt war es im Westfälischen Frieden nicht gelungen, freie Reichsstadt zu werden. Darum brachen bald neue Streitigkeiten mit Mainz aus, und die Stadt wurde mit der Reichsacht belegt. Erzbischof Johann Philipp Scholastik — streng wissenschaftliche Gottesgelehrtheit des Mittelalters. Humanismus — Pflege des altklasstschen Schrifttums.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 88

1911 - Erfurt : Keyser
der Erzbischof vom Abt des Petersklosters und den Mönchen begrüßt und zur Klosterkirche geleitet. Nach einem feierlichen Hochamt, bei welchem die Sänger und die herrliche Orgel wetteiferten, das Herz der Teilnehmer zu ergreifen, begab sich der Erzbischof in seine Gemächer in der Abtswohnung. Sein Gefolge aber fand Unterkunft in der Stadt. Nach einigen Tagen fand dann die Huldigung in der Severi-kirche statt, wobei der gesamte Rat den Eid des Gehorsams ablegte. Er lautete also: „Wir schwören, daß wir unserm Herrn, dem Erzbischof, unserm Herrn, dem Grafen, unserm Herrn, dem Viztum, der Stadt zu Erfurt und den Bürgern, reich und arm, ihr Recht behalten wollen ohne alle Uebellist, so wahr wir das wissen und vermögen. . Die Formel wurde beibehalten auch zu der Zeit, in welcher der Graf und der Viztum (f. S. 53) schon ihre Rechte an den Stadtherrn abgetreten hatten. Damals mußte dann eine besonders bestellte Person bei der Stelle „unserm Herrn, dem Grafen, unserm Herrn, dem Viztum," sagen: „das ist unser Herr von Mainz." Nach beendeter Huldigung trat der Erzbischof aus der Kirche und nahm unter der Rose, dem heute noch vorhandenen, kunstvollen Rundfenster auf der Nordseite der Stiftskirche, Platz und empfing den Treueid der Gemeinde. Das geschah durch Erheben der Schwurhand mit zwei aufgerichteten Fingern. Damit war die Feierlichkeit zu Ende. Nun überreichte der Rat dem hohen Gaste zahlreiche und wertvolle Geschenke, kunstvoll gearbeitete silberne und goldene Köpfe mit neuen Groschen gefüllt, im ganzen 100 Pfund oder 40 Mark. Auch wurden täglich Fässer mit Rhein- und italienischem Wein, mit Most und schwerem Bier ins Kloster gebracht, dazu Brot, Fleisch, Fische, Hafer und Heu. Außerdem kamen Geld, Wein und Bier an die Bischöfe, Prälaten. Grafen, Ritter und das Gesinde zur Verteilung. An einem Abend gab die Stadt auf dem Rathause einen Tanz, woran die Frauen und Töchter der vornehmen Bürger teilnahmen. Dabei wurde der große Saal mit Wachskerzen hell erleuchtet, und die Tafeln brachen fast unter der Last der feinen Weine, des Naschwerks und anderer leckerer Dinge. Als Gegenleistung erhielt der Rat eine Einladung zur fürstlichen Tafel. Hier ging es, zum geheimen Aergernis der frommen Mönche, denen solche Lustbarkeit in ihrem Kloster zuwider war, nicht minder hoch her. Der letzte Einritt solcher Art geschah unter Erzbischof Dietrich I. (1434—1459). Als er 1440 einritt, brachte er mehr als 600 Personen und mindestens ebenso viele Pferde mit. Die Stadt wendete für seinen Einzug 3150 Schock Groschen, d. s. nach unserem Gelde ungefähr 25 000 Mark, auf, und erhielt für diese Summe nichts anderes als die Bestätigung ihrer Rechte. Nach

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 117

1911 - Erfurt : Keyser
— 117 — fische Untertanen von den Erfurtern und diese wieder von jenen auf alle Weise geschädigt. Besonders die Bewohner des Erfurter Landgebietes schwebten in fortwährender Gefahr. Das erbitterte natürlich die Städter immer mehr; anstatt aber zur Besonnenheit zu kommen, verloren sie sich in sinnloser Wut gegen den vermeintlichen Urheber ihres Unglücks, den Obervierherrn Kellner; ihn traf das ganze Gewicht ihrer Rache. Schon längst hatte man Kellner, nachdem er sich kurze Zeit in der Viti-Kirche (jetzt Rheinischer Hof) verborgen gehalten hatte, gefänglich eingezogen. Nun wurde er gefoltert und ihm dadurch die Zugeständnisse der unglaublichsten Vergehungen und Veruntreuungen abgepreßt. Sobald aber die Folter nachließ, widerrief er seine Aussagen. Trotzdem wurde er zum Tode verurteilt, und das Urteil am 28. Juni 1510 an ihm vollzogen. Noch nicht einmal seine Bitte ums Schwert fand bei seinen unbarmherzigen Richtern Gehör. Auf dem Galgenberge im Osten der Stadt, wo heute der weithin sichtbare Windmotor steht, legte der ungeschickte Henker Hand an ihn. Dreimal zog er den Aermsten vergeblich in die Höhe, ehe die Vollstreckung gelang. — So endete der stolzeste unter jenen stolzen Ratsherren, die das mittelalterliche Erfurt regierten, als ein Opfer der blinden Volkswut, die ihn allein verantwortlich machte für all' das Schlimme, was eine ganze üble Verwaltungseinrichtung über die Stadt heraufbeschworen hatte. Infolge dieser Vorgänge, die in der Erfurter Geschichte den Namen „das tolle Jahr" führen, verließen viele der reichen Waidjunker die Stadt und verpflanzten zum Schaden derselben den damals noch einträglichen Waidbau nach anderen Orten. Und noch ein zweites Unglück traf Erfurt in jenen Tagen. Sonntag, den 4. August 1510, als die Michaelisgemeinde ihre Kirchweihe feierte, brach zwischen den Erfurter Bürgern und Soldaten einerseits und den Studenten anderseits ein Streit aus, der soweit ging, daß beide Teile zu den Waffen griffen. Anfangs im Vorteil, mutzten sich die Studenten zuletzt, als die Bürger das Kollegienhaus (Michaelisstr. 39) mit Kanonen zu beschießen drohten, durch die Gera retten. Bei dem nun folgenden Sturme wurde der Universität unersetzlicher Schade zugefügt; denn Bibliothek und Archiv (Urkundenraum) wurden bis auf geringe Reste zerstört. Niedergang: In den folgenden fünf Jahren blieb Erfurt weiter mit Mainz verbunden und lebte dadurch mit Sachsen in ständiger Fehde, an der sich auch die Erfurter Gläubiger, die nicht zu ihrem Gelde kommen konnten, beteiligten. Der Streit wurde im Erfurter Gebiete ausgefockiteu. Selbstverständlich litt bei diesem kriegerischen Hin und Her der Wohlstand der Stadt unsäglich: außerdem riß große Sittenlosigkeit und Verwilderung unter der Bevölkerung ein. Als man aber erkannte, daß Erfurts Selbstständigkeit durch Mainz ernstlich bedroht sei und daß man dem mainzischen Kurfürsten gar zu viel Rechte eingeräumt habe, ver-

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 87

1911 - Erfurt : Keyser
— 87 - Wegen der Beule, die auf der Burg gemacht worden toat, kam es in der Stadt zu einem Streit, indem die Söldner alles für sich beanspruchten, während die beteiligten Bürger auch ihren Anteil verlangten. Nur mit Mühe konnte der Rat die Parteien besänftigen. ^ Bald darauf trat die Stadt die Wachfenburg an ihren Eigen-tiinier, den Herzog, ab, wofür dieser das von ihm eroberte Kapellendorf zurückgab, welches die Stadt (1446) unter der Bedingung der Straßensicherheit und der Offenhaltung für ihre Truppen auf eine Reihe von Jahren dem Apel von Viztum wiederkäuflich überlassen hatte. «Nach Prof. Dr. Earl Beyer.) 30. Das Einreiten der Erzbischöfe. Seit der Zeit, von welcher es einen Rat gab (Mitte des 13. Jhrhdts.), konnte der Erzbischof bei feiner ersten Ankunft in Thüringen nicht mehr ohne weiteres in Erfurt einreiten. (Stst mußte er alle Freiheiten und Gewohnheiten anerkennen, ehe ihm ein Ehrbarer Rat das Recht des Eintritts gewährte. War der Erzbischof in Heiligenftadt, wo ihm das Eichsfeld huldigte, angekommen, so erschien vor ihm eine Gesandtschaft dcs Erfurter Rates und überbrachte zwei Faß Wein. Sie wurde von einem der vier Domherren des Mainzer Kapitels, die den Erzbischof begleiteten, mit folgenden Worten begrüßt: „Liebe Ge- treue! Wir bringen Euch unfern gnädigsten Herrn von Mainz, den wir einträchtiglich gekoren haben und der von unserem heiligen Vater, dem Papst, bestätigt worden ist, daß ihr ihn als Euren gnädigen Herrn aufnehmt." Darauf erteilte der Wortführer der Gesandtschaft folgende Antwort: „Gnädige, liebe Herren! Wir sind willig, unfern gnädigen Herrn von Mainz aufzunehmen, doch also, daß er die Stadt Erfurt läßt bleiben bei aller Gerechtigkeit und Freiheit, die sie von unfern heiligen Vätern, den Päpsten, und allen unfern gnädigsten Herren, den Kaisern, und den Bischöfen von Mainz hat, und daß er uns und die Unfern bei der Stadt Erfurt Gewohnheit und Recht läßt bleiben und getreulich helfe, uns die zu erhalten und behalten." War die Zusage erfolgt, so reifte der Erzbischof zunächst bis Ilversgehofen weiter. Dort hielt er eine Messe und empfing al» Geschenk aus den Händen einer Abordnung des Rates ein Pallium (erzbischöfliches Gewand) und zwei Pelzhüte. Nach Wiederholung des Versprechens erfolgte dann der Einzug durchs Johannestor, die Johannesstraße, den Anger und die Lange Brücke. Der Erzbischof trug dabei den Kurfürstenhut und den Mantels Er war von einem glänzenden Gefolge umgeben und ließ sich Schwert und Kreuz vorantragen. War der von Geistlichkeit und Bürgerschaft begleitete Zug am Fuße des Petersberges angelangt, so wurde

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 182

1916 - Erfurt : Keyser
— 182 — geladen wurden. Die bäuerlichen Schöffen konnte man nicht brauchen. Sie verstanden nichts von kaufmännischen Geschäften. Später entstand aus dem echten Ding und dem Marktgericht das Stadtgericht. Seine Vorsitzenden Richter waren die Grafen von Gleichen. Sie ließen sich aber vom Stadtschultheißen oder vom Vitztnm vertreten. Die Schöffen wurden aus den reichen Bürgern gewählt. Sie bildeten später den Rat. Schon eine Urkunde von 1212 erwähnt Bürger, die die Stadt verwalten. — Gar bald geriet die Stadt in einen Streit mit dem neuen Landes- Herrn. Die Erzbischöfe beanspruchten einen Teil des thüringischen Zehnten. In seiner Forderung wurde Mainz von Heinrich Iv. unterstützt. Es er- reichte aber sein Ziel nicht. Als später der Kaiser und der Erzbischof Gegner wurden, lagerte Heinrich sein Heer in Erfurt ein und brandschatzte die Stadt. Seiu Sohn Heinrich V. weilte mehrmals in Erfurt. Er berief anch einen Reichstag hierher, die Fürsten aber erschienen nicht. Sein Haupt- gegner war sein früherer Kanzler, Adalbert von Mainz. Der Erzbischof hat sich um Erfurt sehr verdient gemacht. Er berief niederländische An- siedler, die den Gartenbau pflegen und Mühlen bauen mußten. Anch Adalbert forderte den Zehnten, konnte aber seine Forderung nicht durch- setzen. Zum Schutz gegen die kriegerischen Erfurter und Thüringer er- baute er 1123 auf dem Domhügel das Krummhaus. Ein alter Wehrturm, deu man fälschlich Bonifaciuskapelle nennt, ist noch vorhanden. Die folgende Zeit brachte Erfurt lange dauernde Kämpfe mit den Thüringer Landgrafen und den Markgrafen von Meißen. Sie wollten ihr Gebiet auf Kosten der Stadt vergrößern. Die Kämpfe haben über 200 Jahre gedauert. Bereits der zweite Landgraf, Ludwig der Eiserne (1140—1182), geriet mit der Stadt hart zusammen. Erzbischof Konrad von Mainz hatte den neugewählten Papst nicht anerkannt. Er wnrde darum von Friedrich Barbarossa mit der Acht belegt. Der Kaiser be- anftragte den Landgrafen, gegen Erfurt, die „getreue Tochter des Mainzer Stuhls", zu ziehen. Ludwig nahm 1165 die Stadt ein und zerstörte die Stadtmauer, die ihm schon lange ein Dorn im Auge gewesen war. Vier Jahre darauf wurde sie durch den Erzbischof Konrad erneuert. In dieser unruhigen Zeit sah Erfurt 1181 den glänzenden Reichs- tag Barbarossas. Heinrich der Löwe mußte sich in der Peterskirche vor dem Kaiser demütigen. 1184 weilte Friedrichs Sohn Heinrich in der Stadt. Er wollte die Streitigkeiten zwischen dem Landgrafen Lndwig und dem Erzbischof Konrad schlichten. Die Versammlung nahm aber ein trauriges Ende. Der Bodeu des Versammlungssaales (vielleicht im Krummhaus) stürzte ein. Die vornehmen Gäste fielen in die darunter liegende Düngergrube. Viele von ihnen kamen um. Der Sohn des Kaisers, der Erzbischof und der Landgraf entgingen glücklich dem Tode. Trotz des mahnenden Er- eignisses söhnten sich die Gegner nicht aus. Erst der Kreuzzug, an dem sie teilnahmen, beendete den Streit. Er flammte aber unter dem Land- grasen Hermann I., dem Sängerfrennd, von neuem auf.

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 185

1916 - Erfurt : Keyser
— 185 — Der letzte Krieg, in den Erfurt bis zum Ausgang des Mittelalters mit hineingezogen wurde, war der sächsische Bruderkrieg. Nach dem Tode des Landgrafen Friedrich des Friedfertigen war sein Land an Meißen gefallen. Hier regierten zunächst Friedrich der Sanftmütige und Wilhelm der Tapfere gemeinsam. 1445 aber teilten sie ihren Besitz. Über die Teilung kam es zum Streit. Wilhelm, der Thüringen erhielt, glaubte sich übervorteilt von seinem Bruder, der noch die Kurwürde er- halten hatte. Wohl wurde der Streit (1445—1451) zunächst durch den Austausch einiger Städte beigelegt. Doch bald brach der Kampf offen aus und wurde mit großer Grausamkeit geführt. Anfangs war Erfurt un- beteiligt. Später aber begünstigte es den Kurfürsten. 1451 war man des Krieges müde. Die feindlichen Brüder schlössen Frieden. Dadurch wurden auch die bösen Ratgeber Herzog Wilhelms, die Brüder Apel und Benno Vitztnm, unschädlich gemacht. Sie setzten aber nach dem Frieden ihre Gewalttaten fort. Doch wurden ihre Burgen mit Hilfe der Erfurter zerstört. Am 10. Dezember 1451 siel die Wachsenburg in die Hand Erfurts. Wegen der reichen Beute kam es zwischen den Söldnern der Stadt und den Bürgern zum Streite. Diese verlangten auch ihren Anteil, jene aber forderten alles. Nur mit Mühe konnte der Rat die Streitenden einigen. Apel von Vitztnm soll sich später an Erfurt gerächt haben. Man sagt, er habe die Brandstifter gednngen, die Erfurt 1472 anzündeten. Damals stand Erfnrt auf der Höhe seiner Macht, die ihm der Handel und das Geschick des Rates, bei allen Gelegenheiten die Vorteile der Stadt im Auge zu haben, verschafft hatten. Der Rat verwaltete 2 Städte, Erfurt und Sömmerda, und 83 Dörfer. Außerdem waren die fünf erz- bischöflichen Küchendörfer, Hochheim, Daberstedt, Melchendorf, Dittelstedt und Witterda, vom Rate vollständig abhängig, ferner das Dorf Hain, das dem Großen Hospital gehörte. Das Erfurter Gebiet umfaßte 610 qkm und hatte rund 50000 Einwohner, von denen über 30000 im Landgebiet wohnten. Dazu kam, daß die Stadt fast unabhängig von Mainz war. Der Erzbischof besaß nur noch einen Teil der Gerichtsbarkeit, die Einnahme der Freizinsen und den Marktzoll. Der erzbischöfliche Beamte, der Provisor, wohnte jetzt im Mainzer Hof. Da kam auf einmal in die Entwicklung ein Stillstand. Der neue Bischof von Mainz, Dieter, wollte Erfurt wieder in die Gewalt des erz- bischöflichen Stuhles bringen. Kaiser Friedrich Iii. aber suchte, die Stadt von Mainz zu lösen. Erzbischof Dieter war im Bunde mit den Söhnen Friedrichs des Sanftmütigen, den Kurfürsten Ernst und Albrecht, die gemein- sam über Kursachsen und Meißen regierten. Sie erhofften für einen jüngeren Sohn des Kurfürsten Ernst, den Prinzen Albert, eine gute Stellung durch Mainz. Erfnrt war nun solange geborgen, als es vom Herzog Wilhelm geschützt wurde. Schlimm aber wurde es für die Stadt, als Herzog Wilhelm (1482) starb und Ernst und Albrecht seine Erben wurden. Kurz vorher war auch Erzbischof Dieter gestorben und Prinz Albert sein Nachfolger geworden. Nun entzogen die sächsischen Fürsten der Stadt ihren Schutz, obwohl sie als Landgrafen von Thüringen die Schutzherren Erfurts waren.

10. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 310

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
310 sie anfingen dem Regiment Annos zu widerstreiten. Und zuletzt mute Anno sich mit Adalbert in die Regierung teilen. Nun war Adalbert von Bremen gerade das Gegenteil von Anno: ein wunderschner Mann, liebenswrdig freundlich, frhlich, von altem adligen Geschlecht und so stolz, da er sich auch aus den Fürsten und allen mchtigen Herrn blnt-wenig machte. Der kleine König aber jauchzte, als er ihn sah und sagte: Dich mag ich leiden, und bei dem bsen Anno will ich nicht lnger bleiben, du sollst mein Freund sein, und ich will alles tun, was du willst." Und als er 15 Jahre alt war und nun selber regieren durfte, da regierte er ganz, wie Adalbert es ihm riet. Nun war aber der Adalbert ein stolzer Mann, wie wir es schon wissen, und lehrte auch den jungen König nach den Fürsten und anderen groen Herren wenig fragen, erlaubte ihm auch alle Lust und alle Vergngungen, die so ein junger Mensch irgend begehren mag, denn er mochte so etwas selber gern und verstand es aus dem Grunde. Und so wurde der junge Heinrich ein wilder, stolzer und ausschweifender Mann. 2. Kamps mit Fürsten und Papst. Nun war Heinrich wohl gut-mtig genug, da er viele Freunde hatte, und das waren hauptschlich einfache Leute, Dieufimanuen und freie Krieger, mit denen sich sonst die hohen Fürsten und Grafen kaum an einen Tisch gesetzt hatten. Die nahm er an seinen Hof und fragte sie um Rat, lie auch im Sachsenland, wo die Könige noch von Ottos Zeiten gern wohnten, auf allen hohen Bergen feste Burgen banen, legte feine Dienstmannen dahin und dachte mit denen das Land regieren zu knnen. Weil er sie aber nicht alle mit Geld be-zahlen konnte, verlangte er, da die Bauern der Umgegend ihnen geben sollten, was sie zum Leben brauchten, und wenn sie es nicht lgntwillig taten, dann durften die Ritter es sich mit Gewalt holen. Vielleicht war das auch, weil der Erzbischof von Mainz dort in Thringen den Zehnten haben wollte und der König ihm half, da er ihn kriegen follte. Man wei nicht recht, hat der König wirklich das Plndern erlaubt oder hat er dem Erzbischof mit Gewalt geholfen, feinen Zehnten einzutreiben. Kurz und gut, die Sachsen wurden mit der Zeit ganz bitterbse auf den König und machten heimlich eine Verschwrung gegen ihn. Als er das Reich zu eiuem Krieg gegen die Polen aufrief, sagten die Sachsen, das sollte blo gegen sie gehen, und sie zogen nicht mit. Sie schickten Ge-sandte zu Kuig Heinrich, aber der lie die Gesandten garnicht vor sich kommen. Sie muten wieder abziehen und hatten ihn nicht einmal ge-sehen. Da wurden sie malos wtend und wie der König gerade auf der Harzburg war, zogen die Verschwrer pltzlich mit einem Heerhaufen

11. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 4

1911 - Erfurt : Keyser
auch einen Reichsiug abhielt; in kirchlichen Angelegenheiten aber unterstand sie schon dem Erzbischof von Mainz. Unter Ludwigs Nachfolgern brachen die Ungarn in Deutschland ein und raubten und mordeten schonungslos. Sie kamen auch bis Erfurt, welches damals seine erste Befestigung erhielt. Es war ein einfacher Palisadenzaun, der vielleicht hinter dem Bergstrom und dem Breitstrom verlief und durch einen niedrigen Erdwall geschützt war. Die rechts des Breitstromes liegenden Stadtteile blieben ungeschützt. Ihre Bewohner flüchteten in Zeiten der Not durch die Furt hinter den Wall und fanden gleich den ferner wohnenden Bauern mit ihrem Vieh und ihrer Habe hinreichenden Schutz. So war alfo Erfurt zurzeit Heinrichs I. eine Burg geworden, in welcher er 932 eine Kirchenversammlung abhielt und auch seine letzte Herrschertätigkeit ausübte. Er ließ hier seinen Sohn Otto von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger wählen. Unter den späteren Ottonen wurde die Stadt mainzisch. Möglich ist, daß schon Ottos I. Sohn Wilhelm, der 954 in Arnstadt zum Erzbischof von Mainz gewählt worden war, einen Teil von Erfurt besaß, vielleicht ist aber erst Otto Iii. der Schenker und Erzbischof Willegis von Mainz, dem der König zu großem Danke verpflichtet war, der Beschenkte gewesen. Von Otto Ii. wissen wir, daß er in den Jahren 973, 974 und 975 in Erfurt weilte „zur großen Freude der Bürger, die bei solchen Gelegenheiten viel Augenweide hatten, viel Neues aus der Welt erfuhren und auch manchen Solidus an den vornehmen Gästen verdienten" (Heinrich- u. Ottostraße). Das geitaue Jahr der Schenkung Erfurts an Mainz ist unbekannt. Ungefähr feit dem Jahre 1000 gehörte die Stadt dem Mainzer Erzbischof, dessen Wappen sie annahm: ein silbernes Rad im roten Felde. Das alte Stadtsiegel, das gleichfalls dem Mainzer nachgebildet war, zeigte den heiligen Martin (Bild im Ral-hausfaal),i) sitzend in einem Tor, das mit Türmen geziert ist. Die Umschrift heißt: Erfordia fidelis est filia Moguntiae sedis Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stifts. Durch Erfurt gewannen die Mainzer Erzbischöfe einen großen Einfluß auf Thüringen, wie es durch die Geschichte der folgenden fünf Jahrhunderte zur Genüge bewiesen wird. (Nach Pros. Dr. Carl Beyer, Dr. Zschiesche n. Dr. E. Devrient.) ') An den heiligen Martin erinnert noch die Ritterfigur unserer sogenannten «Rolandssäule". Sein Standbild krönt auch die Giebel des Rathauses und der Häuser »zum roten Ochsen" und „zum breiten_ Herd". Ferner sehen wir ihn über dem Tor des Martinsstiftes und im Giebelfeld des Packhofes zu Pferde, seinen Mantel teilend. Dem heiligen Martin waren in Erfurt zwei Kirchen geweiht: Martini extra muros (außerhalb der Mauern im Brühl) und Martini intra muros (innerhalb der Mauern). Erstere steht heute noch, letztere wurde 1736 abgerissen. Sie stand am Langen Steg, der heutigen Schlösserbrücke.

12. Für den Schüler - S. 7

1837 - Berlin : Schultze
' ' 7 noch Spuren auf den jetzigen ne« eingerichteten Friedhöfen der Stadt. Wahrend aber die Erfurter für die äußere Sicherheit der Stadt sorgten, drohte ihr durch Verrath im Innern Vernichtung. Die alten Feinde der Erfurter, die Vitzthume von Vargula, hatten einen aus dem Kloster Pforta entlau- fcnen Mönch erkauft, welcher am 19. Juni 1472, mit Hülfe anderer boshafter Menschen, die Stadt an mehreren Orten zugleich in Brand steckte. Fast die Hälfte der eng» gebauten Stadt sank in Asche, und von der Krämer-Brücke bis an das äußerste Brühler-Thor, und vom Neuwerk bi- zur Andreas-Kirche sah man nur rauchende Trümmern; der Dom und die Severi-Kirche waren in ihrem Innern zer- stört, und in einem glühenden Strome floß das Metall ihrer prächtigen Glocken die hohen Stufen herunter. Seit diesem großen Brande, der Erfurts nachfol- gende Unfälle eröffnete, sank die Stadt, die sich fast schon zur Macht einer freien Reichsstadt erhoben hatte, von ihrer Höhe herab. Der Mordbrenner wurde ergriffen und litt eine schreckliche Todesstrafe, Vieljährige Kämpfe gegen die Kurfürsten von Sachsen, und häufige Versuche, sich gänzlich von der Oberhoheit der Erzbischöfe von Mainz zu befreien, wozu auch die Befesti- gung der Eyriaksburg (1480), auf welcher seit 1123 ein Nonnenkloster gestanden hatte, gehörten, erschöpften das Stadt- vermögen, und die dadurch herbeigeführten Lasten für die Bürger brachten den rohen Haufen derselben endlich in solche Wuth, daß der Ober-Vierherr Kellner und Georg Frie- der aun, die man im Verdacht der Untreue gegen die Stadt hatte, gefangen gesetzt, und ersterer am 28. Juni 1510, «ach langer Gefangenschaft, unter entsetzlichen Ovalen hin- gerichtet wurde. Dies aber besänftigte die aufgeregten Ge- müther noch nicht, und neue schaudervolle Ereignisse brachen aus, wodurch das Jahr in Erfurts Geschichte den Namen des tollen Jahres erhält. Am Michaelis-Kirchweihfeste (29. Sept. 1510) entspann sich nämlich ein Streit zwischen den Studenten und den Stadtsoldaten, und beide Theile griffen endlich zu den Waffen. Au den Soldaten gesellten sich zuletzt auch die Bürger, und die Studenten mußten sich in ihre benachbarten Eollegienhäuser zurückziehen. Hier nicht

13. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 152

1916 - Erfurt : Keyser
— 152 — Missionare tätig gewesen; ihr Erfolg war aber gering. — Bei der Reichsteilung zu Verdun 843 kam Thüringen an König Lndwig den Deutscheu. Es verblieb dann weiter im Besitz der Karolinger und der sächsischen Könige. Die Stadt Erfurt selbst und ihr Weichbild kamen ums Jahr 1000 als Geschenk an Mainz. Sie blühte in den folgenden Jahr- Hunderten schnell empor. Durch geschickte Benutzung ihrer Macht und ihrer reichen Geldmittel erwarb sie bald einen großen Landbesitz. Zu An- fang des 16. Jahrhunderts gehörten ihr die Stadt Sömmerda und 83 Dörfer, eingerechnet die Mainzer Küchendörfer. Unter den Dörfern waren schon alle des heutigen Erfurter Landkreises, ausgenommen Ringleben. In jener Zeit fühlte sich Erfurt völlig unabhängig von Mainz. 1664 mußte es aber die Mainzer Oberhoheit von neuem anerkennen und dem Erzbischof huldigen. Bis zum Jahre 1802 uuterftaud das „Erfurter- Land" dem Erzbischof von Mainz. Die „Kurfürstliche Regierung" bestand aus dem Statthalter, einem Direktor und 7 Räten. Sie hatte ihren Sitz in Erfurt. Als Unterbehörden waren auf dem Lande die „Kurfürstlichen Ämter" tätig. Sie wurden von je einem Amtmann und seinem Amts- schreibet: gebildet. Es gab im ganzen 9 Ämter, von welchen Mühlberg, Gispersleben, Alach und das Stadtamt und die zu ihnen gehörenden 39 Dörfer den heutigen Landkreis Erfnrt gebildet hätten. Zn den 39 Dörfern zählte damals noch das kleine Daberstedt; Wandersleben aber gehörte zur Grafschaft Blaukenhain, und Ringleben wurde erst 1815 vou Weimar gegen Nöda eingetauscht. Zur Mainzer Zeit bestand der Ortsvorstand aus dem Oberheimbürgen und 4 bis 8 Obervormündern. Sie hatten ungefähr die gleichen Geschäfte zu verrichten wie die heutigen Schulzen und Schöffen. Der Bauer war ein freier Mann und stand nnter den gleichen Gesetzen wie der Bürger; das war damals nicht überall der Fall. Mit der Stadt kam auch das Erfurter Land durch den Frieden von Luneville 1802 an Preußen. — Am 10. Jnli 1803 fand in Hildesheim die Huldigung statt. Auf dem Lande selbst wurde das Huldigungsfest erst ain 24. Jnli gefeiert. Durch den Übergang an die preußische Krone wurden die Landgemeinden einem Königlichen Landrat unterstellt. Die innere Verwaltung der Ämter und der Landgemeinden blieb jedoch nn- berührt. Doch schon 1806 trat an die Stelle der preußischen Herrschaft die französische. Sie dauerte bis zum Anfang des Jahres 1814. Was damals die Stadt hat durchmachen müssen, das haben in dem gleichen, wenn nicht noch schlimmeren Maße anch die Ortschaften erlebt. Seit jener Zeit aber ist das Erfurter Gebiet von aller Kriegsnot verschont geblieben und hat sich friedlich entwickeln können. Es gab auch genug alte Wunden zu heilen. Erst ganz allmählich konnte sich der Landkreis erholen. Im Anfang der neuen preußischen Herrschaft waren Stadt- lind Landkreis voneinander getrennt. 1817 wurden sie aber vereint, und der Landrat wurde zugleich der Oberbürgermeister der Stadt. Die Mitglieder des Ortsvorstandes, der bisherige Oberheimbürge und die Obervormünder, wurden durch das Dorfgericht, bestehend ans dem Schnlzen und den Schöffen, ersetzt. Eine landrätliche Verfügung aus jener Zeit besagt, daß

14. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 59

1911 - Erfurt : Keyser
— 59 — noch erhalten. Er liegt in der Augustinerkirche unmittelbar vor den Stufen des Altars. Auf ihm empfing Luther feine ersten Weihen (f. Luthers Aufenthalt im Kloster, Nr. 38c). — Der Reichsversammlung in Konstanz wohnten mehrere Erfurter Ratsherren bei, doch haben sie sich nicht an den Sitzungen beteiligt. Ueber-hanpt war dem Rat wenig daran gelegen, Erfurt als Reichsstadt bezeichnet zu sehen. Er wollte nicht, daß die Stadt zu den großen Kriegsleistungen herangezogen wurde, und lehnte darum alle weiteren Einladungen zur Beschickung von Reichstagen mit folgender Begründung ab: „daz unser stait Erffurt keyn rych stait nicht en ist unde wir an daz riche auch nicht gehören, sundern an unsern gnedigen hern von Mencz unde sinen stifft, als daz kuntlich und uffenbar gnug ist.“ Dadurch freilich hat die Stadt selbst für die späteren Streitigkeiten mit dem Mainzer Stift bezüglich des Herrscherrechtes über Erfurt den Mainzer Rechtsgelehrten das beste Beweismittel in die Hand gegeben. — Wie hoch man die Macht der Stadt einsetzte, das beweisen am besten die Bündnisse, welche benachbarte Städte und Fürsten mit Ersurt zu schließen suchten; auch vertraute man ihr in dem drohenden Hussitenkriege die gemeinschaftliche Kriegskasse an. — Von ihrem Reichtum gab die Stadt oft öffentlich Zeugnis durch die glänzenden Feste, die sie feierte (s. 1. Die große Prozession, Nr. 35 n. 2. Schützenseste und Turniere, Nr. 36). Beginnender Niedergang: Der sächsische Bruderkrieg, der von der Stadt noch so rühmlich geführt wurde, war der Wendepunkt ihres Glückes. Es rächte sich jetzt, daß sie es versäumt hatte, Reichsstadt zu werden. In den Streitigkeiten um die gegenseitigen Rechte, welche Ersurt mit dem Erzbischos Dieter von Mainz auszusechten hatte, gelangte sie nicht zum Siege. Zwar vermochte sie den Einritt des Erzbischofs zu hindern (s. Das Einreiten der Erzbischöfe, Nr. 30), auch baute sie gegen den Willen desselben die Eyriaksburg. Aber der Schaden, welchen er der Stadt zufügte, war weit größer. Er schloß mit dem Kurfürsten Ernst von Sachsen ein Bündnis unter dem Versprechen, daß dessen Sohn Albert einst sein Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhl werden sollte. Dafür begann der Kurfürst sofort, der Stadt den ausgedehnten Handel zu unterbinden. Er sperrte den Erfurtern feine eigenen Straßen und veranlaßte andere Fürsten, dasselbe zu tun. Als dann bald daraus Herzog Wilhelm von Thüringen starb und Kurfürst Ernst sich mit seinem Bruder Albert in die herzoglichen Länder teilte (1482), sperrte er auch die Thüringer Straßen, so daß die Zu- und Abfuhr gänzlich stockte. Noch ungünstiger wurde Erfurts Lage, als Erzbischof Dieter in demselben Jahr starb und Albert, des Kurfürsten Sohn, sein Nachfolger wurde. Ohne zu zögern, schickte sich jetzt Kurfürst Ernst an, aus dem heimlichen Krieg einen offenen zu machen, so daß dem Rat nichts weiter übrig blieb, als mit Mainz und Sachsen Frieden zu schließen

15. Teil 2 - S. 124

1882 - Leipzig : Brandstetter
124 Humanismus und Reformation. das Elsaß ihre Lehrer, während die Buchdruckereien des Frobenius und Amerbach Bibeln, religiöse und humanistische Schriften verbreiteten. Überhaupt waren die rheinischen Lande die frühesten Schauplätze des ueueu geistigen Lebens, das sich von Heidelberg und Basel, von Schlett-stadt und Straßburg aus verbreitete. Auch die Universität zu Freiburg, die Schule zu Pforzheim sind zu erwähnen. In Mainz sammelten sich viele Gelehrte am gastlichen Hofe des Erzbischofs Albrecht. In Schwaben waren Augsburg, wo u. a. der gelehrte Sammler und Forscher Konrad Pentinger lebte, fotute die von Eberhard von Würtemberg gestiftete Universität zu Tübingen die Mittelpunkte der neuen Bildung. 'Seit Renchlins Berufung kam sie in einen gelehrten Flor, welcher selbst die traurigen Wirren der folgenden Zeiten überdauerte. Selbst in Bayern, an der scholastischen Universität zu Ingolstadt, regte sich der Drang nach Licht; dorthin wurde 1492 Konrad Celtes berufen, der fünf Jahre dortblieb. Vor andern berühmten Gelehrten Ingolstadts, Schülern und Nachfolgern des Konrad Celtes, ist der Historiker Johann Aventin zu erwähnen. Auch in München, Passau, Regensburg fand man an klassischen Studien Geschmack. Die bayrischen Klöster, in welchen nach Dr. Ecks Versicherung vorher kaum ein gebildeter Mann zu finden war, hatten bald eine Reihe namhafter Gelehrten, Schüler und Freunde von Renchlin und Celtes, aufzuweisen. In Österreich fand die neue Richtung besonders in Maximilian einen enthusiastischen Gönner. Seine Räte standen mit den namhaftesten Humanisten in naher Verbindung. Durch Celtes kam ein neues Leben in die Universität zu Wien, alle Lehrfächer wurden mit Humanisten besetzt. In Franken war das kunstreiche Nürnberg, wie in allen Dingen, so auch im litterarischen Leben Deutschlands betriebsamste Stadt. Aus der langen Reihe berühmter Gelehrten, Künstler und Poeten, die sich in allen Fächern des menschlichen Wissens und Könnens dort hervorthaten, sei nur Willibald Pirkheimer hervorgehoben, der Freund und Ermnnterer aller strebenden Geister. Auch in Norddeutschland nahmen Hessen, Sachsen und Brandenburg an dem geistigen Aufschwünge teil. In Hessen entstand zu Frankenberg eine Gelehrtenschule, aus welcher berühmte Männer, unter andern Eobanns Hessns, der größte deutsche Poet von allen, die in lateinischer Sprache dichteten, hervorgegangen ist. In Gotha lebte Mntianus Rnsns, der „Cicero von Deutschland", in Erfurt fanden sich seit 1504 eine ganze Reihe bedeutender Männer, Eobanns Heffns, Ulrich von Hutten, Spalatin, Johann Lang, Erotns Rubianus u. a. zusammen und hatten den alten Scholasticismus, der hier nistete, schon fast verdrängt, als das „tolle Jahr zu Erfurt" 1510 den heitern Kreis zerstreute. In Leipzig setzte sich die alte katholische Schulweisheit, welcher ja diese Universität zur Zeit des Huß ihre Entstehung verdankt hatte, auch gegen die neue Bewegung mit Erfolg zur Wehre; Celtes und fein Schüler Rhagins Aesticampianus (aus Sommerfeld) konnten sich nicht hatten. Gleichwohl finden wir auch hier bald nachher bedeutende Vertreter der neuen Richtung, z. B. den hessischen Dichter

16. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 162

1916 - Erfurt : Keyser
— 162 — Brunnen gehabt. Das Wasser wurde durch Esel auf die Burg geschafft. Wegen dieses Mangels hielten die Grafen lieber in Erfurt und Ohrdruf oder in der alten Heimat Tonna Hof. Bevor nämlich der Erzbischof die Grafen mit dem Schloß Gleichen belieh, waren sie Grafen von Tonna. Der bekannteste von ihnen ist Ernst Ii. Von ihm erzählt die berühmte Gleichen- sage (f. S. 23). Vor 300 Jahren starb der letzte Graf von Gleichen. Seit der Zeit ist das Schloß verfallen, aber durch Fürsorge des Thüringer Waldvereins vor weiterem Verfall geschützt. Nicht weit vom Schlosse Gleichen erhebt sich die Mühlburg. Sie ist nicht auf dem Rücken eines einzelnen Berges erbaut, sondern ans dem westlichen Ende der Schloßleite, eines kleinen Bergzuges, der in östlicher Richtung zur Wachsenburg führt. Die Mühlburg ist die älteste der- Drei Gleichen und wird schon 704 urkundlich erwähnt. Damals gehörte sie dem Bischof Willibrord von Utrecht und war ihm von dem Thüringer Herzog Heden geschenkt worden. Zu Anfang des 11. Jahrhunderts ge- hörte die Burg dem Pfalzgrafen Wilhelm von Sachsen. Er belehnte damit das Erzbistum Mainz. Der Erzbischof aber gab sie als Lehen weiter an ein gräfliches Geschlecht, das sich nach der Burg nannte. Der letzte Sproß der Grasen von Mühlburg war Meinhard V. Er besaß zugleich die Wachsenburg. Graf Meinhard wurde vom Landgrafen Her- mann von Thüringen als Brautwerber an den Hof des Königs von Ungarn geschickt und mußte dann auch die vierjährige Braut, die spätere Landgräfin Elisabeth, nach Thüringen geleiten. Später brachte er die Leiche des Landgrafen Ludwig, des Gemahls der heiligen Elisabeth, nach Thüringen zurück. Doch lud er dann des Kaisers Zorn auf sich. Er hatte, weil er im Streite mit Erfurt lag, einen Bürger in den Straßen der Stadt ergreifen und auf seiner Burg in strengen Gewahrsam legen lassen. Zur Strafe wurde er von Kaiser Friedrich Ii. geächtet. Graf Mein- hard floh und blieb seit jener Zeit verschollen. Die Mühlburg fiel an Mainz zurück. 1357 kaufte sie der Rat der Stadt Erfurt dem Erzbischof Gerlach ab. Nun saßen über 200 Jahre Erfurter Amtleute auf der Burg. Sie sorgten mit ihren Reisigen für die Sicherheit der Straßen. 1592 mußte Erfurt die Mühlburg an das Erzbistum Mainz zurückgeben, denn Erzbischof Gerlach hatte sich das Rückkaufsrecht vorbehalten. Nun erhielt Herzog Wilhelm von Sachsen die Burg. Doch schon 1665 kam sie abermals an Mainz. 1802 fiel sie mit den übrigen Mainzer Besitzungen an Preußen. Heute gehört sie zur Gemarkung Mühlbergs. — Die Burg selbst war von einer doppelten Ringmauer mit Zwinger umgeben. Dadurch war es unmöglich, von den steilen Bergabhängen her in sie einzudringen. Gegen einen Angriff von der Schloßleite schützte ein tiefer Graben und die Tor- befestigung. Sie bestand aus einem starken, viereckigen Turme, von dem keine Reste mehr vorhanden sind. Über den Graben führte eine Zug- brücke. Im Innern des Burghofs erhob sich der runde Bergfrit. Sonst war der Burghof von vielen Häusern aus Fachwerk und Stein eingeengt. Auch eine Kapelle war vorhanden. Ihre Reste sind heute noch zu er- kennen. Ein uralter, tiefer Brunnen lieferte für Menschen und Vieh hin-

17. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 54

1911 - Erfurt : Keyser
— 54 — schafl schon Anteil an der Leitung der städtischen Angelegenheiten und ließ ihn durch ihre Vertreter ausüben. Um die Mitte des 13. Jhrhdts. war der Stadtrat bereits unabhängig von Mainz und vom Erzbischof anerkannt. Er bestand aus 14 Personen, den Konsuln, die aus ihrer Mitte zwei Ratsmeister als Vorsteher wählten. Nach Verlauf von je vier Jahren wurde der alte Rat zumeist wiedergewählt, wie es aus den Aufzeichnungen jener Zeit ersichtlich ist. Neben dem „sitzenden Rat" war also ein „weiterer Rat" vorhanden, der freilich nur bei besonderen Anlässen in Tätigkeit trat. 1283 wurde durch eine Erhebung der Handwerker gegen die Gesrunden die Zahl der Ratsmitglieder aus 24 erhöht und ein fünffacher Trausitus (Wiederwahl nach 5 Jahren) gebildet. Jeder Rat bestand aus 14 von den Geschlechtern und 10 von den Zünften. Er hatte geschickt viele erzbischöflichen Rechte an sich gebracht. So besaß er seit 1289 die Polizeigewalt; er konnte Angeklagte verhaften und in den Gefängnissen unter dem Rathause (erbaut um 1250) verwahren lassen. Auch hatte er das Steuerrecht auf alles Eigentum, auf Wein, Bier und alles, was sonst noch der Besteuerung unterliegen kann. Er konnte das Aufgebot der Bürger erlassen, die Stadtmauern erhallen und verteidigen und über die Stadtkasse verfügen. Ihre Füllung wurde ihm leicht, da er von dem Geld bedürftigen Erzbischof Gerhard Ii. von Eppenstein das Recht der Münzprägung und der Zollerhebung zuerst auf 6 und dann auf weitere 14 Jahre (bis 1305) gepachtet hatte.1) Durch die Weiterverpachtung dieser Rechte an Mitglieder der Gesrundensippe aber kam es bald zu innerem Zwist. Sie trieben mit der Zollerhebung Mißbrauch, ließen sich bei der Münzprägung Unredlichkeiten zu schulden kommen und waren parteiisch beim Rechtsprechen. Außerdem behandelten sie die einfachen Bürger nur noch wie Hörige. Sie legten um geringer Ursache willen Verhaftete solange in den Block, bis sie lahm waren, oder ließen ihnen Hände und Füße abhauen. Selbst die barbarische Strase des Augenausstechens verhängten sie ohne hinreichende Ursache. Das alles kam der aus den Umsturz der Rats'versassuug hinarbeitenden Partei der Zünfte im höchsten Grade gelegen. Ihr Wühlen und Aufreizen trug bald die besten Früchte. Dazu kam noch, daß die äußeren Feinde der Stadt den Unfrieden zwischen Rat und Gemeinde schürten. Landgraf Friedrich schrieb der Gemeinde, daß er nicht mit ihr, sondern mit dem Rat, der ihm sein Eigentum widerrechtlich vorenthalte, Krieg führe. Gegen Ende des Jahres 1309 kam es zu offenem Aufruhr der Gemeinde gegen den Rat, dem nichts anderes übrig blieb, als die Forderungen der Zünfte zu gewähren. So billigte er zur Sicherstellung der Rechte der Gemeinen die Wahl von vier Männern aus deren Mitte (Januar 1310). Sie, die Viere von der Gemeinde, unsere Herren die Viere . 0 Am 16. Nov. 1354 kaufte der Rat für 3000 Mark Silber die Münze.

18. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 53

1911 - Erfurt : Keyser
— 53 — Erzbischofs, der Truchseß und der Schenk, die mit der Guisver--waltuug beschäftigt waren, und der Marschall, der neben der Aussicht über die Wiesen und Weiden auch ein militärisches Amt in der Stadt besaß. Besonders wichtig war das Amt des Markt-meisters, der für den Frieden des Marktes, sür die richtige Zollerhebung und für die Ordnung auf den Verkehrsstraßen zu sorgen hatte. Der Münzmeister endlich prägte alljährlich um Jakobi (25. Juli) mit seiner Innung, den .Hausgenossen, die neuen Groschen. Er saß auf dem Markte am Wechseltische, um alte Münzen gegen die neu geprägten umzutauschen, wobei auf den Erzbischos die Abgabe des Schlägeschatzes eutsiel. Als Beamte galten auch der Schultheiß im Brühl, welcher Richter im erzbischöflichen .Hofgericht war, und der Stadtschultheiß, der Stellvertreter des Vogts im Stadtgericht. Eine besondere Stellung hatte der Stadtvogt inne. Obwohl er nicht Beamter des Erzbischofs war, war er doch von ihm abhängig. Die Vogtei war von altersher im erblichen Besitz der Grafen von Gleichen oder Tonna. Sie waren wohl die Grafen der Hundertschaft gewesen, in der Erfurt gelegen hatte. Die Grafen waren in der Stadt selbst und deren Umgebung reich begütert. An sie erinnert heute noch die Grafengasse, an deren Ecke am Anger sie den großen Hof zum Steinsee besaßen. Nachdem Erfurt mit einer Mauer umgeben war, versahen sie auch das Anit eines obersten Stadtkommandanten, also des Burggrafen. Sie hatten für den Schutz und die Verteidigung der Stadt zu sorgen und mußten mit den erzbischöflichen und anderen ritterlichen Ministerialen die Tore überwachen. Das Lauentor, am Ende der Lauengasse hinter der heutigen Gewehrfabrik gelegen, unterstand ihrem besonderen Schutze. Es führte seinen Namen nach dem an ihm angebrachten Gleichenschen Wappenlöwen. Die Grafen besaßen das Recht des freien Ein- und Ausrittes durch dieses Tor bei Tag und Nacht, ein Recht, das der Stadt sehr gefährlich werden konnte. Durch Zumauerung des Tores (um 1324) wurde der Gefahr ein Ende gemacht. Außerdem besaßen die Gleichengrafen auch die Vogtei des Petersklosters, in welchem sie eine Herberge und ihre Grabstätte hatten. Zu Ende des 13. Jahrhunderts ging die Vogtei der Stadt ans das Mainzer Erzstist selbst über. Die Grafen blieben nur noch Vögte des Petersklosters und Bürger der Stadt, in welcher sie ihren reichen Besitz an andere Bürger zu Lehen gaben. Einrichtung des Rates und Einsetzung der Vierherren: Urkunden des 12. Jhrhdts. nennen bereits Bürger als Zeugen neben den mainzischen Beamten, und 1203 beklagt sich der Erzbischof, daß die Erfurter Bürger bestrebt seien, seine Rechte zu kümmern. 1212 steht den erzbischöflichen Ministerialen ein bürgerlicher Beirat zur Seite; eine Urkunde aus diesem Jahr nennt 23 Bürger als Gemeindevertreter (consiliarii) neben den mainzischen Beamten (iudices). Zu dieser Zeit hatte also die Bürger-

19. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 143

1911 - Erfurt : Keyser
— 143 - selbst zur neuen Lehre übergetreten innren, durch evangelische Geistliche ersetzt worden. Während des Bauernkrieges: So standen die Dinge zu Anfang des Jahres 1525, in welchem der Bauernkrieg ausbrach (f. Der Erfurter Bauernkrieg, Nr. 42). Durch ihn wurden die Verhältnisse tton Grund aus geändert. Das Messelesen, überhaupt der katholische Gottesdienst wurde in der ganzen Stadt bei Strase verboten, auch in den Klöstern und Stiftern. Die 24 Psarreien wurden in 10 zusammengezogen, um sie lebensfähiger zu machen. Bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 20 000 Personen kamen auch jetzt erst 2000 Seelen auf eine Gemeinde. Die kleineren Kirchen wurden ganz geschlossen und nur die größeren zu Gemeindepfarrkirchen bestimmt. Zu diesen gehörten die Marienstists-(der Dom), die Schottenkirche und außerdem die acht Kirchen, welche heute noch in den Händen der Evangelischen sind, ausgenommen die Hospitalkirche. In ihr kehrte sich der Barsüßer-Prior Dr. Konrad Klinge nicht an das stadträtliche Verbot und las seine Messe eifrig weiter. So war Erfurt um die Mitte des Jahres 1525 eine rein evangelische, und da es sich gleichzeitig von Mainz losgesagt hatte, auch eine unabhängige Stadt. Sie, die „treue Tochter des Mainzer Stiftes" (Erfordia fidelis est filia Moguntine sedis = Umschrift des alten Wappens, das den heiligen Martinus unter Türmen und Mauern, in einem Tore sitzend, zeigte, s. S. 5), wählte sich an Stelle des alten Stadtwappens ein neues, den Weltenrichter thronend auf dem Regenbogen, mit der Inschrift „Recte iudicate hominum ut non iudicemini“ (Richtet recht, Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet)." Einspruch des Erzbischofs: Doch änderte sich der für die neue Lehre so günstige Zustand wieder. Der Erzbischos von Mainz ließ nichts unversucht, durch Kaiser und Reich die Herrschaft über Erfurt zurückzuerlangen. Der Rat sah sich gezwungen, in einigen Punkten nachzugeben. Schon am Ende des Jahres 1525 mußte er den katholischen Gottesdienst in mehreren der geräumten und geschlossenen Kirchen von neuem gestatten und im Dom den Gottesdienst für beide Lehren zulassen. Die Katholischen hatten bis um 9 Uhr ihre gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten. Um diese Zeit hielt dann der evangelische Domgeistliche Dr. Lang Gottesdienst und Predigt, was ihm den Titel Nonarius einbrachte. Auch sonst gewann die altkirchliche Partei wieder an Boden, so zog sie z. B. von neuem in den Rat ein. Unterdessen wurden die Verhandlungen mit Mainz weitergeführt, bis endlich zu An fang des Jahres 1530 ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Erzbischof Albrecht Ii. zustande kam. Am Feste Mariä Lichtmeß 1530 traten beider Abgeordnete zu Hammelburg in Uuterftanfeu zusammen, und schon nach drei Tagen war man in folgenden Punkten einig:

20. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 420

1847 - Königsberg : Bon
420 Konrad der Jüngere, war Herzog der Rheinfranken. Zwi- schen beiden Ehrenmännern schwebte die Wahl, als die deutschen Grafen und Edeln mit stattlichem Gefolge auf dem Wahlselde hei Mainz sich auf beiden Seiten des Rheines versammelt und gelagert hatten. Endlich, nachdem sich beide, wen auch die Wahl träfe, treue Freundschaft zugesagt, wurde der ältere Konrad ge- wählt und zu Mainz gekrönt. Gegen die ewigen Befehdungen der Großen unter einander richtete er den Gottesfrieden ein. Konrad erwarb sich die Königskrone von Burgund. Sein kräf- tiger Sohn Heinrich Lh. (1039— 1050) unterwarf auch Böh- men und Ungarn der deutschen Oberhoheit. Er hatte seinen Königssitz zu Goslar am Harze. Heinrich Lv. ( 1056 — 1106) hat viel Unrecht gethan und gelitten. Er war erst 6 Jahre alt, als ec zur Regie- rung kam; darum übernahm seine Mutter die Regierung, und der Bischof von Augsburg war ihr Rakhgeber. Der Erzbischof von Köln, hierüber neidisch, faßte den Entschluß, das unschuldige Kind seiner Mutter zu entführen. Diese ward 1062 mit ihrem Sohne zu einem Freudenfeste nach Kaiserswerth am Rheine geladen. Man lockte den jungen Fürsten auf ein Jagdschiff und fuhr ihn vor den Augen seiner Mutter an das jenseitige Ufer, brachte ihn dann nach Köln, wo ihn der Erzbischof sehr strenge und eingezo- gen hielt. Drei Jahre nachher gelang es dem Erzbischof von Bremen, den jungen Gefangenen zu befreien und mit sich nach Sachsen zu fübren. Hier wurde allen seinen Begierden und Launen geschmeichelt, ein stolzer, hochfahrender Sinn in ihm ge- nährt und ihm ein unverständiger Haß gegen die Sachsen ein- geflößt, mit denen der Erzbischof beständig Streit hatte. Die deutschen Fürsten, welche sich von der Erziehung des übelberüch- tigten Erzbischofs nichts Gutes versprachen, brachten es endlich dahin, daß der 16jährige Jüngling die Regierung selbst übernahm. Durch sein herrschsüchtiges Benehmen reizte er besonders die Sachsen gegen sich auf. Ec vermehrte die festen Schlösser und Burgen in ihrem Lande, legte fränkische Besatzung hinein, und weil die Sachsen sich dagegen empörten, nahm ec die Häup- ter des Volkes gefangen und zog ihr Vermögen ein. In dieser Noth verklagten ihn die Sachsen bei dem Papste, der mit Hein- rich in der größten Spannung lebte. Damals saß Gregor Vh. früher Hilde brand genannt, auf dem päpstlichen Stuhle. Er war eines armen Zimmermannes Sohn, hatte sich aber durch hohe Gelehrsamkeit, strenge Sitten und eiserne Festigkeit des Willens zur höchsten kirchlichen Würde emporgeschwungen und trachtete nun danach, die Kirche ganz unabhängig zu machen von der weltlichen Obrigkeit und sie von ihren vielfachen Mängeln und Gebrechen zu heilen Zuerst verbot ec den Fürsten, geist-