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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 10

1902 - Karlsruhe : Lang
— 10 — Lippe wohnte, sich gegen die Römer empörte. Varus beschloß, die Empörer zu züchtigen. Um zu ihnen zu kommen, mußte er bitrch den Teutoburger Walb ziehen. Ein vornehmer Cherusker, namens ©egest, war den Römern sehr ergeben. Er hatte von Hermanns Berschwörnng gehört und warnte Varus. Noch bei dem letzten Gastmahl vor bent Ansmarsch sagte er zu ihm: „Laß mich und den Hermann und die übrigen angesehenen Cherusker in Gewahrsam nehmen; die Cherusker werben nichts zu tun wagen, wenn ihre Führer nicht bei ihnen finb, und bu wirst Zeit gewinnen, zu erforschen, wer treu ober treulos gegen bich ist." Allein Varus hörte Weber aus den Rat noch aus die Warnung. Er zog mit seinen brei Legionen aus, und eine Schar Cherusker unter Hermanns Befehl zog mit ihm. Das römische Heer hatte einen schwierigen Marsch; benn es mußte durch bichte Wölber und enge Schluchten ziehen. Über-bies brach ein furchtbares Unwetter aus. Vom heftigen Regen mürbe der Boben schlüpfrig, und der Sturm warf mächtige Baumstämme in den Weg. Die Römer waren balb so ermattet, daß sie kaum mehr weiter konnten. Da erscholl plötzlich das Kriegsgeschrei der Deutscheu, die, in den Wölbern und Schluchten verborgen, das römische Heer erwartet hatten. Als die vorbersten Truppen der Römer in den Kamps verwickelt waren, griff Hermann sie auch im Rücken und ans der Seite an. Zwei Tage und zwei Nächte leisteten die Römer Wiberstanb. Am britten Tage würden sie von allen Seiten umringt und bis auf den letzten Mann niebergehauen. Varus stürzte sich verzweiselub in sein Schwert. So würde im Jahre 9 nach Christi Geburt Teutschlanb von der Herrschaft der Römer befreit, und Hermann würde als Befreier und Retter gepriesen. Als die Nachricht von der Nieberlage nach Rom kam, stieß der Kaiser Augustus ans Zorn und Schmerz den Kops an die Wanb und ries: „Varus, gib mir meine Legionen wieber!" Um sür die Nieberlage des Varus Rache zu nehmen, schickte der römische Kaiser Germanikus, den Sohn des Drusus, mit einem Heere von mehr als sechzigtansenb Mann nach Deutsch-laub. Germanikus besiegte die Ketten, die zwischen der Eber und der Werra wohnten. Hermann eilte von Stamm zu Stamm, um seine Volksgenossen zum Kampfe gegen die Römer anzufeuern. Allein sogar unter den Cheruskern besanben sich Verräter. ©egest, der einst Varus gewarnt hatte, fiel von seinem Vaterlanbe ab und lieferte feine eigene Tochter Thus-nelba, die mit Hermann vermählt war, in die Hänbe der Feinde. Germanikus brang noch einmal in das Laub der Cherusker ein und kam an den Ort, wo die Legionen des Varus 6 Jahre zuvor vernichtet worben waren. Er ließ die Gebeine der

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1. Bd. 1 - S. 8

1873 - Köln : Schwann
richt von der Niederlage seines Heeres erhielt, rief er, untröstlich die Hände ringend: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Zum Zeichen seiner Trauer ließ er sich Bart und Haare lang wachsen. In ganz Rom entstand die größte Bestürzung, und die Furcht vor den Deutschen war so groß, daß der Kaiser nur mit Mühe ein neues Heer gegen sie zusammenbrachte. 3. Hermann und Germanikus. er römische Kaiser übertrug seinen: Enkel Germanikus den Oberbefehl über das neue Heer und schickte ihn im Jahre 14 nach Christi Geburt nach Deutschland, die erlittene Niederlage des Varus und seiner Legionen zu rächen. Germanikus drang auf verschiedenen Wegen in Westphalen ein, theils von der Nordsee und Ems auf kleinen Schiffen, welche mit Soldaten bemannt und mit Lebensrnitteln beladen waren, theils vom Niederrhein her, wo durch die sumpfigen Gegenden lange Dämme, Brücken und Knüppelwege angelegt waren. Sein Heer war wenigstens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben vollbrachte, war indeß nicht rühmlich; er nahm Hermanns Gemahlin Thusnelda gefangen und ließ sie nach Rom führen, wo sie auch in der Gefangenschaft gestorben ist. Durch den Raub seiner Gattin wurde Hermann zu heftiger Wuth entstammt. Er eilte durch das Cheruskerland und rief das Volk zu den Waffen. „Das ist ein tapferer Feldherr", sprach er, „der ein schwaches Weib wegschleppt; vergesset nicht die Ruthen und Beile, die ihr zwischen dem Rheine und der Weser gesehen habet; gedenket an die Tage, wo wir drei Legionen und ebensoviel Feldherren über die Grenzen unseres Reiches trieben." Germanikus zog mtt seinem Heere heran gegen die Weser. Auf der 2ßal)l)tatt,_ wo Varus mit seinen Legionen geschlagen worden war, fand er noch viele Leichen der Gefallenen unbeerdigt. traurig bestatteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen

2. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 12

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
12 I. Aus den ältesten Zeiten. Heimat ausgeliefert. Sie sollte ihren Gatten nie wiedersehen. Durch den Verlust des Teuersten zu leidenschaftlicher Rache entflammt, durcheilte Hermann das Cheruskerland und rief zum Kampfe gegen die Römer auf Auch die Nachbarstämme schlossen sich ihm wieder an. Gegen ihn führte Germanikus feine ganze Heeresmacht ins Feld .3- Zug gegen Hermann. Ein Teil seiner Legionen drang unter Cacma an der Lippe aufwärts ins Gebiet der Brnkterer ein die Reiterei rückte durch Friesland vor. Die übrigen Legionen'trug eme Flotte rheinabwärts nach der Nordsee und zur Ems, an deren Mittellauf sich die drei Kolonnen vereinigten. Germanikus verwüstete die ganze Gegend zwischen Ems und Lippe und drang bis zur Walstatt der Varusschlacht vor. Mit Entsetzen sahen die römischen Krieger die verstreuten Haufen gebleichter Gebeine die Schädel der Geopferten, an den Bäumen. Germanikus ließ die Gebeme der Erschlagenen in einem Massengrabe beisetzen, das ein hoher Grashügel bezeichnete. Dann folgte er den Aufgeboten Armins, die vor ihm in die Wälder an der Weser zurückwichen. Aber an einer günstigen Stelle stellten sie sich zum Kampfe und warfen die römische Reiterei vollständig über den Haufen. Auch die Legionen vermochten den Sieg nicht zu erringen, und Germanikus kehrte zur Ems zurück. Ein Teil des Heeres zog unter Eäcina auf dem kürzeren Wege über die „Langen Brücken" (Moorwege, wohl im Burtanger Moor) zum Rhein zurück. Armin griff die endlose Kolonne, die auf der zerfallenen Bohlenstraße oft nicht vor- noch rückwärts konnte, mit Heftigkeit an. Zwei schreckliche Tage hindurch kämpften die Römer mit dem Mute der Verzweiflung, unentschieden schwankte der Kampf hin und her. Vor dem Auge des Führers stieg das blutige Gespenst des Varus auf, dessen Schicksal ihm drohte. Doch bewahrte er seine kalte Entschlossenheit. Am Morgen des dritten Tages stürmten die Deutschen mit Ungestüm gegen den Willen Armins das römische Lager. Da zeigte sich die überlegene Kriegskunst der Römer, in einem glänzenden Ausfalle warfen sie die Angreifer zurück und bahnten sich einen Weg zum Rheine. Auch die Truppen, die den Seeweg eingeschlagen hatten, brachten sich, wenn auch mit schweren Verlusten, in Sicherheit. 4. Schlacht auf dem Jdistaviso-Felde. Armin gelang es nun, die Stämme des germanischen Nordwestens aufzurufen, so daß er im Jahre 16 an der Spitze eines großen Völkerbundes stand. Da der Marsch und die Verpflegung der Truppen in den Urwäldern und Sumpfgegenden den Römern ungeheure Schwierigkeiten bot, so beschloß Germanikus, die Deutschen von der Nordseeküste her anzugreifen. Er ließ eine Flotte von 1000 Segeln ausrüsten, die em Heer von etwa 50000 Mann befördern sollte. Die gewaltige Flotte trug das Landheer i. I. 16 durch den Drususkanan) über die *) Zur Abkürzung der Fahrt vom Mederrhein zur Nordsee ließ Drusus mit Benutzung der Msala (Issel) einen Kanal nach dem Flevosee (Zuidersee) anlegen, der damals noch ein Landsee war.

3. Abth. 2 - S. 57

1817 - Elberfeld : Büschler
57 Hermann. then und Beile/ und die römische Toga gesehen ha- den. Wenn euch Vaterland und Verwandte, und die alte germanische Sitte lieber sind, als Herren und neue Ankömmlinge, so folgt vielmehr dem Arminius, der euch zu Ruhm und Freiheit, als dem Segest, der zü Schande und Knechtschaft führt!" Durch solche Rede entflammte er die Cherusker und die andern Völker, und auch fein Oheim I n- guiomer, wie ihn die Römer nennen, der in groß- ßem Ansehn bei dem Volke stand/ trat auf seine Seite. Germanikus aber, um schneller und von mehre- ren ^Seiten in das Herz des feindlichen Landes ein- zudringen, führte, nach seines Vaters Beispiel, ei- nen Theil seines Heeres zur See in die Mündung der Ems; ein anderer zog vom Rheine aus durch das Land, und so stießen Fußvolk, Reuterei und die Flotte mitten in Westphalen zusammen. Leider wa- ren die Römer nicht ohne teutsche Hülfsvölker; sie hatten batavische Reutcrei mit sich; ferner Männer aus den Gebirgen von Tyrol und Salzburg, und von dem linken Ufer des Rheines. — Was zwischen der Ems und Lippe lag, wurde verheert; die Brukterer, (in Münster und Paderborn), verbrannten selbst ihr Land, auf daß vor den Römern eine Wüste läge; diese aber drangen vor, bis in die Gegend des Teu- toburger Waldes, wo Varus umgekommcn war. Den Germanikus ergriff die Begierde, dem gefallenen Feldherrn und Heere die letzte Ehre zu erweisen; er schickte den Cäcina vortzus, um die Berge und Schluch- ten zu erforschen, und Brücken und Dämme über die Sümpfe und trügerischen Felder zu legen; dann betraten sie die traurigen, durch Anblick und Erinne- rung grausenvollen Orte. Varus erstes Lager konnte man an dem größeren Umfange, für drei volle Legio- nen, noch erkennen; das zweite war kleiner, der Wall halb eingeriffen, der Graben flach; man sah,' daß die zusammengeschmolzenen Ueberbleibsel des Hee- res sich dort gelagert hatten, bis sie endlich überwäl- tigt wurden. In der Mitte des Gefildes weiße Ge- beine, wie die Haufen geflohen waren, wie sie Wi-

4. Vaterländische Geschichte - S. 13

1907 - Danzig : Axt
mit der Kriegskunst, der Sprache, der Bildung und den Sitten der Römer vertraut. Nachdem dieser Verkehr gegen zwei Jahrhunderte gedauert hatte, mb das Römische Reich immer schwächer wurde, unternahmen die Germaneil »erschiedene Beutezüge und Angriffskriege gegen die Römer. 6. Thusnelda und Hermann. Thusneldas Entführung. Hermanns Gemahlin war Thusnelda, die Tochter des Cheruskersürsten Segest Letzterer war ein Freund der Römer und hatte sich geweigert, seine Tochter dem Jüngling Hermann zur Gemahlin zu geben, dieselbe vielmehr einem andern verlobt. Doch zu der Zeit, als Varus Stadthalter in Deutschland war, entführte Hermann die Fürstentochter und nahm sie zur Gemahlin. Nach den damaligen Begriffen von Sitte und Ehre galt diese Tat des jungen Helden bei den kriegerischen Deutschen als eine besondere Ritterlichkeit, und auch der Ruf Thusneldas litt dadurch keineswegs. Da Segest jedoch von früher her den Hermann haßte, fo verklagte er ihn bei dem Gerichtshöfe des Varus; denn nach deutschen Gesetzen war der Jüngling für seine Tat nicht strafbar. Doch auch bei Varus blieb die Klage ohne Erfolg, wenngleich Hermanns Handlung nach römischen Gesetzen schwer bestraft werden konnte. Thusneldasundhermannsgefangennahme. Als Hermann später die Römer im Teutoburger Walde besiegt hatte und aus seinem Gute in Frieden waltete, wurde er eines Tages von Segest hinterlistig überfallen und famt seiner Gemahlin nach einer festen Burg gefangen hinweggeführt. — Darauf brach Germanikus der Sohn des Drusus, mit einem römischen Heere in Deutschland ein: aber es gelang ihm nicht, Hermann gefangen zu nehmen, wie er es im Bunde mit Segest gewünscht hatte. Mit Hilfe seiner Freunde war Hermann nämlich aus der Burg entkommen: Thusnelda aber wurde mit andern edlen Frauen ,an Germanikus als Gefangene abgeliefert. In ihrem Stolze jedoch vergoß sie keine Träne und verschmähte es auch, irgend ein Wort der Bitte auszusprechen. Sie wurde in die Gefangenschaft nach Ront abgeführt. Ihr Vater aber mußte über den Rhein ziehen, weil es in der Heimat kein Fleckchen Erde mehr gab, wo den Verräter die Rache seiner Landsleute Thusnelda, nicht ereilt hätte. Hermanns Kämpfe gegen Germanikus. Hermann eilte nun durch das Cheruskerland und entzündete die Stammesgenossen zum Kampfe. In seinem Aufruf zum Kriege, der in alle deutsche Gauen getragen wurde, hieß es: „Ein herrlicher Vater! — Was ist das für ein großer Feldherr, dieser Germanikus, der ein einzig schwaches Weib hinwegführt! Nicht mit Hilfe des Verrats führe ich Krieg, sondern offen und ehrlich — auch nicht gegen Frauen. Wenn euch das Vaterland teuer ist, so entscheidet euch, ob ihr mir lieber zu Ruhm und Freiheit oder einem Segest zur Knechtschaft folgen wollt!" - Unter Hermanns Oberbefehl zogen nun die Deutschen gegen Germanikus und bereiteten ihm (15 n. Ehr.) solche Niederlagen, daß er aus Deutschland wich. Zwar kam er bald wieder zurück und schlug Hermanns Heer in zwei schlachten, hielt es aber für geraten, Deutschland zu verlassen.

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 27

1837 - Elberfeld : Büschler
Hermann und Germanikus. 27 Monate ließ der Kaiser aus Trauer Haare und Bart wachsen, gelobte seinem Jupiter große Feste und Opfer, wenn er die Gefahr abweu- dete; und seine deutsche Leibwache,— eine solche hielt er aus gewor- benen Leuten, ihrer Treue und Tapferkeit wegen, ^— schickte er weil von Rom weg, aus Furcht, sie möchten sich empören. Als er etwas zur Gesinnung gekommen war, schickte er den listigen Tiberius wieder an den Rhein, um die Granzen zu bewa- chen; der fand zu seinem Erstaunen Alles ruhig, weil die Deutschen bereits, ein jeder nach seiner Heimath, umgekehrt waren. Zi. Hermann und Germanikus. Die Arbeit des deutschen Helden Hermann für die Erhaltung der Freiheit war indcß noch nicht vollendet. Noch einmal erhob sich ein Feind, der in den Waffen wohl so gefährlich war, als nur einer der vorhergehenden; das war Germanikus, der Sohn eben dessel- den Drusus, der die ersten kühnen Anschläge zu unserer Unterdrückung ausgesonnen hatte. Diesen Germamkus schickte Tiberius, als er nach Augustus Tode Kaiser geworden war, im Jahr 14 nach Ehr. Geb. zur Eroberung Deutschlands ab. Germanikus befolgte ganz die Plane seines Vaters, drang auf verschiedenen Wegen in Westphalen ein, theils von der Nordsee aus auf vielen kleinen Schiffen, mit Solda- ten und Lebensmitteln beladen, auf der Ems, theils auf den Land- wegen vom Niederrheine her, wo durch die sumpsigten Gegenden Dämme, Brücken und lange Knüppelwege angelegt waren. Dis Römer nannten diese die langen Brücken. Sein Heer war wenigstens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben verrichtete, war indeß nicht sehr rühmlich; er bekam Hermanns Gemahlin, die hochherzige Thusnelda, gefangen, und anstatt sie ihrem Gemahle.wieder zurückzugeben, ließ er sie nach Italien führen, wo sie auch in der Gefangenschaft gestorben ist. Hermann dagegen rief in seinem Zorns die tapfern Cherusker mit verdoppeltem Eifer gegen die treulosen Römer in die Waffen. Doch konnte er nicht verhindern, daß diese nicht bis in den Teutoburger Wald, an die Stelle kamen, wo Varus die große Niederlage erlitten hatte. Das Schlachtfeld war für sie ein höchst trauriger Anblick. Die Gebeine der Römer lagen noch, unter zerbrochenen Waffen und Lanzensplittern, zerstreut umher; denn die Deutschen hatten ihnen die Ehre einer Grabstätte nicht gegönnt. Man konnte sehen, wo ein Haufe zusammengedrängt gekämpft hatte und niedergemacht war; an andern Stellen, wo die Gebeine zerstreut lagen, sah man, wd die Einzelnen im Fliehen gefallen waren. Einige Soldaten, welche in der Schlacht mitgewesen waren, (cs war nur 6 Jahre her,) erkannten noch die Plätze, wo Varus sich selbst in sein Schwerdt gestürzt hatte, wo andere Anführer gefallen, wo die römischen Adler, (die Feldzeichen,) von den Deutschen erobert waren. Traurig bestatteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen Heeres und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel; dann

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 10

1900 - Karlsruhe : Lang
— 10 — brach ein furchtbares Unwetter aus. Vom heftigen Regen wurde der Boden schlüpfrig, und der Sturm warf mächtige Baumstämme in den Weg. Die Römer waren bald so ermattet, daß sie kaum mehr weiter konnten. Da erscholl plötzlich das Kriegsgeschrei der Deutschen, die, in den Wäldern und Schluchten verborgen, das römische Heer erwartet hatten. Als die vordersten Truppen der Römer in den Kampf verwickelt waren, griff Hermann sie auch im Rücken und auf der Seite an. Zwei Tage und zwei Nächte leisteten die Römer Widerstand. Am dritten Tage wurden sie von allen Seiten umringt und bis auf den letzten Mann niedergehauen. Varns stürzte sich verzweifelnd in sein Schwert. So wurde im Jahre 9 nach Christi Geburt Deutschland von der Herrschaft der Römer befreit, und Hermann wurde als Befreier und Retter gepriesen. Als die Nachricht von der Niederlage nach Rom kam, stieß der Kaiser Augustus aus Zorn und Schmerz den Kopf an die Wand und rief: „Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Um für die Niederlage des Varns Rache zu nehmen, schickte der römische Kaiser den Germanikus, Sohn des Drusus, mit einem Heere von mehr als sechzigtausend Mann nach Deutschland. Germanikus besiegte die Katten, die zwischen der Eder und der Werra wohnten. Hermann eilte von Stamm zu Stamm, um seine Volksgenossen zum Kampfe gegen die Römer anzufeuern. Allein sogar unter den Cheruskern befanden sich Verräter. Segest, der einst den Varus gewarnt hatte, fiel von seinem Vaterlande ab und lieferte seine eigene Tochter Thusnelda, die mit Hermann vermählt war, in die Hände der Feinde. Germanikus drang noch einmal in das Land der Cherusker ein und kam an den Ort, wo die Legionen des Varus 6 Jahre zuvor vernichtet worden waren. Er ließ die Gebeine der Gefallenen sammeln und bestatten. Es wurden mehrere Schlachten geschlagen; in den meisten blieb der Sieg den Deutschen. In der letzten großen Schlacht an der Weser behaupteten die Römer das Schlachtfeld Allein sie mußten gleichwohl bald über den Rhein zurück, und das nördliche Deutschland blieb forthin frei von der römischen Herrschaft. Hermann blieb in großem Ansehen bei seinem Volke, bis er in seinem siebenunddreißigsten Lebensjahre von einem feiner Verwandten aus Neid erschlagen wurde. Iii. Von der Völkerwanderung 1. Die Wanderzüge der deutschen Völkerschaften. Im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christi Geburt bildeten sich in Deutschland große Völkerbünde. Die wichtigsten

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 27

1822 - Elberfeld : Büschler
07 Hermann und Germanikus. gen in Westphalen ein, theils von der Nordsee ans ans vielen kleinen Schiffen, mit Soldaten und Lebensmitteln be- laden, auf der Ems, theils auf den Landwegen vom Nie- derrheine her, wo durch die snmpfigten Gegenden Damme, Brücken und lange Knüppelwege angelegt waren. Die Rö- mer nannten diese dib langen Brücken. , Sein Heer war wenigstens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben ver- richtete, war indeß nicht sehr rühmlich; er bekani Hermanns Gemahlin, die hochherzige Thusnelda, gefangen, und an- statt sic ihrem Gemahle wieder zurückzugeben, ließ er sie nach Italien führen, wo sie auch in der Gefangenschaft ge- storben ist. Das war nicht edelmüthig von Germanikus, der doch nicht gegen Frauen Krieg führen sollte, und Her- mann rief nun in seinem Zorne d>'e tapfern Cherusker mit verdoppeltem Eifer gegen die treulosen Römer in die Waf- fen. Doch konnte er nicht verhindern, daß diese nicht bis in den Teutoburger Wald, an die Stelle, kamen, wo Ba- rns die große Niederlage erlitten hatte. Das Schlachtfeld war für sie ein höchst trauriger Anblick. Die Gebeine der Isomer lagen noch, unter zerbrochenen Waffen und Lanzen- splittern,'zerstreut umber; denn die Deutschen hatten ihnen die Ehre einer Grabstätte nicht gegönnt. Man konnte se- hen , wo ein Haufe zusammengedrängt gekämpft hatte und niedergemacht war; an andern Stellen, wo die Gebeine zerstreut lagen, sah man, wie die Einzelnen im Fliehen ge- fallen waren. Einige Soldaten, welche in der Schlacht mit- gewesen waren, ses war nur 6 Jahre her,) erkannten noch die Plätze, wo Darus sich selbst in sein Schwerdt gestürzt hatte, wo andere Anführer gefallen, wo die römischen Ad- ler, (die Feldzeichen,) von den Deutschen erobert waren. Traurig bestatteten die Römer die Ueberblciscl des unglück- lichen Heeres und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel; dann brachen sie erbittert auf, die gefallenen Bruder zu rächen. Ihr Zorn kühlte sich aber bald in den Sümpfen w^dcr ab, in welche sie Hermann zu locken wuß- te: ja er hatte beinahe die ganze römische Reuterei aufge- rieben, wann nicht noch eben zu rechter Zeit die geordneten Legionen des Fußvolks zu Hülfe gekommen wären. Das Tresen blieb unentschieden, wie tùe Römer erzählen; das heißt aber nichts weiter, als daß sie noch ohne sehr großen Schaden davon kamen. Denn sie suchten gleich darauf den Rückweg, Germanikus auf der Ems, sein Unterfcldherr Ca ci na aber mit einem Theile durch das Land, auf dem ^kge, der die langen Brücken hieß. Dieser wurde von den deutschen heftig verfolgt und es wäre chm beinahe nicht

8. Teil 2 - S. 63

1890 - Breslau : Hirt
Varus; Germanikus. 63 ertragen, und sie fanden einen Fhrer und Rcher in Ar mini u s (Her-mann), einem jungen Cheruskerfrsten, der in rmischem Dienste rmische Kriegskunst gelernt, doch sein deutsches Herz rein bewahrt hatte. Aber leicht war das Werk der Befreiung nicht; denn die Rmer hatten in Deutschland viele feste Pltze, die Deutschen aber verstanden von der Kunst, eine Festung zu belagern, nichts und waren den Rmern auch sonst in der Kriegskunst nicht gewachsen. Am schlimmsten war es, da viele Deutsche die Herrschaft der Rmer fr ein groes Glck an-sahen. Ein solcher Rmerfreund war auch der Cheruskerfrst S e g e st e s, den Hermann noch dadurch sich verfeindet hatte, da er dessen Tochter Thusnelda zum Weibe genommen hatte. Trotzdem gelang es Her-mann, mehrere norddeutsche Stmme zu einer Verschwrung gegen die Rmer zu vereinigen. Im Teutoburger Walde bersielen die Verbndeten 9 das rmische Heer und vernichteten es sast bis auf den letzten Mann; " Gi,r Varus selber strzte sich in sein Schwert. 3. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal mglich, die deutschen Stmme in einem Bunde zusammen-zuhalten, um ihre Freiheit auch fr die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Rmer, von neuem Einflle in Deutschland zu unternehmen. Schon fnf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstrae seines Vaters fuhr er an die Mndung der Ems und zog diesen Flu hinauf. Der treulose Segees hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene berliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Ger-manikus kam an die Sttte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und lie der den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nhe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so da er in einer zweiten Schlacht, welche die Rmer ebenfalls gewannen, fehlen mute. Auf der Rckkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht berlassen." Damit gaben die Rmer den

9. Altertum - S. 129

1889 - Hannover : Helwing
Germanikus. 129 Angriff gerieten die Legionen in Unordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und strzte sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wtete die Rache der Sieger. Die Anfhrer wurden in heiligen Hainen den Gttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehngt. Den rmischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. Endlich, Natter, hast du aufgehrt zu zischen!" sagte ein Germane, als er die blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Rmer aus ritterlichem oder senatorischem Hause alterte bei einem deutschen Bauern als Haus-knecht oder Herdenhter. Der Leichnam des Varus wurde zerfleischt, sein Kopf aber dem Marbod zugeschickt, der sich dem Freiheitskampfe entzogen hatte. Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfllte Rom mit Schrecken. Laut betagte Augustus den Untergang seiner besten Legionen; wehklagend zerri er seine Kleider und lie Haare und Bart lang wachsen; wie ein Wahnsinniger rannte er mit dem Kopfe gegen die Wand und rief aus i Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er be-frchtete den Untergang Roms durch die Germanen. In seiner Furcht lie er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, ordnete eine allgemeine Aushebung an und gelobte dem Jupiter Spiele und Opfer, wenn der Staat gerettet wrde.' Alle Germanen und Gallier wurden aus der Stadt entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Aber die Deutschen dachten nicht an Eroberung; nachdem sie die Denk-male rmischer Knechtschaft zerstrt hatten, kehrten sie friedlich an ihren Herd zurck. d. Germanikus. Nach einigen Iahren der Ruhe drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere 14 Deutschland hinein. Auf seinem ersten Feldzuge bersiel er die"' zwischen der obem Ruhr und Lippe wohnenden Marser, als sie sich nach einem Feste gerade zum Schlafen niedergelegt hatten, zog sich aber vor den herbeieilenden Brukterern und andern Vlkerschaften eiligst zurck. Im zweiten Feldzuge (15 n. Chr.) verheerte Germanikus das Land der Chatten und zog dann in das Land der Cherusker, die wieder .unter Hermanns Fhrung traten. Sein Weib war von ihrem eigenen Vater den Rmern ausgeliefert. In der Gefangenschaft gebar sie den Thumelikus, dessen der Vater nie froh werden sollte. Auch seine Gattin sah Hermann nimmer wieder. Wutentbrannt strmte er wieder durch das Land und forderte auf zum Kriege gegen die Rmer, die sich nicht schmten, Krieg und Verrat gegen schwache Weiber zu führen. Aber auch Germanikus eilte herbei. Ein greres Heer schickte er unter Ccina durch das Bruktererland an die 6ms; er selbst ging mit einer Flotte auf der Wasserstrae in die Nordsee, fuhr in die Ems ein und vereinigte sich mit Ccina und den Reiterscharen, die durch das Land der Friesen gekommen waren. Die Chauken schlssen sich an; die Brukterer wichen zurck, und ihr Land wurde verwstet. Dann langte Germanikus bei der Walstatt der Varusschlacht an, wo seit sechs Iahren zwischen zerbrochenen Waffen und Pferdegerippen die rmischen Krieger noch unbegraben lagen. Einige Soldaten, die damals der Schlacht entkommen waren, zeigten, wo die Adler genommen, die Legaten ge-fallen, wo Varus verwundet worden war. Germanikus legte alle Gebeme hoffmeyer und Hering, Hilssbuch I. 6. Aufl. q

10. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 91

1892 - Breslau : Hirt
Eroberungsversuche der Römer in Deutschland. 91 letzten Kampfe. Vor dem ungestümen Angriff gerieten die Legionen in Utv Ordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und stürzte sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wütete die Rache der Sieger. Die Anführer wurden in heiligen Hainen den Göttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehängt. Den römischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. „Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen!" sagte ein Germane, als er btc blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Römer aus vornehmem Haitie alterte bei einem deutschen Bauern als Hausknecht oder Herdenhüter. Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Schrecken. Laut beklagte Augustus den Untergang feiner besten Legionen; wehklagend zerriß er seine Kleider und ließ Haare und Bart lang wachsen; wie ein Wahnsinniger rannte er mit dem Kopse gegen die Wand und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er befürchtete den Untergang Roms durch die Germanen. In feiner Furcht ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, ordnete eine allgemeine Aushebung an und gelobte dem Jupiter Spiele und Opfer, wenn der Staat gerettet würde. Alle Ger-inanen und Gallier wurden aus der Stadt entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Aber die Deutschen dachten nicht an Eroberung; nachdem sie die Denkmale römischer Knechtschaft zerstört hatten, kehrten ste friedlich an ihren Herd zurück. c. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal möglich, die deutschen Stämme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch für die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Römer, von neuem Einfälle in Deutschland zu unternehmen. Schon fünf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberins der Sohn des Drnsus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Anf der Wasferstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene überliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Germanikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größern Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so daß er in einer zweiten Schlacht, welche die Römer ebenfalls gewannen, fehlen mußte. Auf der Rückkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee große Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen

11. Die deutsche Geschichte - S. 14

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
14 Gemahlin, die hochherzige Thusnelda, gefangen und führte sie nach Rom, wo sie in der Gefangenschaft starb. Hermann rief nun im Zorne gegen die treulosen Römer, seine tapfern Cherusker mit verdoppeltem Eifer in die Waf- fen. Doch konnte er nicht verhindern, das; jene dis in den Teutoburger Wald, an die Stelle kamen, wo vor 6 Jahren Varus die große Niederlage erlitten hatte. Traurig be- statteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen Heeres, und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel; dann brachen sie erbittert auf, die gefallenen Brüder zu rächen. Ihr Zorn kühlte sich aber bald in den Sümpfen wieder ab, in die sie Hermann zu locken wußte; ja er hatte beinahe die ganze römische Reiterei aufgerieben, wenn nicht noch eben zu rechter Zeit die geordneten Legionen des Fußvolks zu Hülfe gekommen waren. Das Treffen blieb unentschieden, aber die Römer traten gleich darauf ihren Rückzug an; Germanikus auf der Ems zu Schiffe, sein ttnterseldherr Cäcina mit einem Theile quer durch das Land nach dem Rheine zu. Im folgenden Jahre kam Germanikus mit einem noch weit starkern Heere wieder, und es gelang ihm, an der Weser, bei Jdistavisus, in der Gegend, wo jetzt Preussisch- Münden liegt, einen Sieg über die Cherusker zu gewinnen. Die Schlacht war sehr blutig, Hermann selbst wurde ver- wundet, und entkam nur durch die Schnelligkeit seines Pfer- des. Sein Volk faßte schon den Gedanken, die Weser zu verlassen, und sich an die Elbe zurückzuziehen; als sie aber sahen, wie die Römer Siegeszeichen ausrichteten, und über ihre Besiegung spotteten, griff das ganze Volk noch einmal zu den Waffen, und rückte von Neuem gegen die Römer. Eine zweite blutige Schlacht wurde gewagt, und ob sich gleich die Römer den Sieg wieder zuschrieben, zogen sie doch gleich darnach aus Deutschland zurück, und das Vaterland war gerettet. Auf diesem Rückzüge hatte Germanikus das Unglück, daß die Flotte, mit welcher er mit seinem Hcerestheile aus der Ems in die Nordsee schiffte, durch Stürme ergriffen und mit dem größten Theile des Heeres zertrümmert wurde. Kai- ser Tibcrius nahm ihm nun den Oberbefehl des Heeres am Rheine ab, und schickte ihn als Feldherr nach Asien, wo er bald nachher durch Gift starb.

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 15

1905 - Breslau : Hirt
§ 4. Kampf der Römer mit den Germanen. 15 in Syrien durch seine Geldgier einen bösen Ruf erworben. Er wußte, daß die Liebe eines Volks vor allem an seinen Sitten und Einrichtungen hängt, und versuchte deshalb, alles nach römischem Muster einzurichten. Mit Ingrimm ertrugen es die Deutschen, daß ihre alten Schiedsgerichte, ihre Gauverfassung aufgehoben wurden, daß fremde Richter sie in fremder Sprache nach fremdem Recht verurteilten. Fremd waren vor allem dem freien Mann die römischen Steuern, dem Knechte fühlte er sich gleich gestellt, wenn Varus, begleitet von seinen Liktoren, das Land durchzog. Führer und Rächer der Deutschen wurde Mrminius (Hermann), der Sohn ^ ' ; des Cheruskerfürsten Seaimer. Er bereitete eine große Einigung der 4*V>-v.w' norddeutschen Stämme, vor allem seiner Cherusker, vor. Auch Marbob wurde aufgefordert, blieb aber dem Bunde fern. Als Varus aufbrach, um einen aufrührerischen Volksstamm niederzuwerfen, unterlag er deny'^X Aufgebote der Deutschen im X^uiokurger Walde.* d. Germanikus. (14—16 it. Chr.) Als die Fremdherrschaft gebrochen war, mußte Hermann seine leitende Stellung wieder aufgeben; er konnte nicht daran denken, die Stämme zu dauernder Verteidigung oder ___________________ zum Angriffskriege zu vereinen. Im Jahre 14 n. Lür_ starb Augustus, und Tiberius bestieg den römischen Kaiserchron; emselben Jahre begann des Drusus Sohn, Germanikus, dem die Provinz Gallien übertragen war, den Krieg gegen die Germanen mit neuem Eifer. Er rückte über den Rhein und ließ die nichtsahnenden Marser bei einem Opferfest ^ treulos niedermachen. Infolge dieser Bluttat'erhozm^sich die benachbarten Stämme zum Rachezuge; eiligst rettete sich Germanikus über den Rhein. ' Im Jahre l_5jlä^Srtff er die Chatten und Cherusker an. Auf diesem Zuge besuchte er auch die Stätte der Varusschlacht und bereitete den dort bleichenden Gebeinen der römischen Krieger ein gemeinsames Grab.* Segestes, Hermanns Schwiegervater, war offen zu den Römern übergetreten und hatte auch Hermanns edle Gattin Thusnelda in das Lager der Feinde gebracht. In grimmigem Haß forderte Hermann die Cherusker zum Kampfe auf. Nochmals verbanden sich die Cherusker, Chatten und Brukterer, und kaum entging Germanikus dem Schicksas"?et Varus. Schon drängte ihn der Kaiser, Germanien zu verlassen; zuvor aber wollte er noch einen Hauptschlag zur Unterjochung des Feindes versuchen. Am Unterrhein lag eine Flotte von 1000 Schiffen, auf denen ein großes Landheer an die untere Ems geschafft werden sollte. An der Mündung dieses Flusses erfolgte die Ausschiffung, und die Truppen rückten (16) an die Weser, an deren anderem User das Heer des Armin stand.* Bei Jdistavi^o, vielleicht am Fuß des Süutels, wurde dieser ij/y geschlagen und schwer verwundet. Die Deutschen zogen sich zurück und lieferten den Römern (am Steinhuder Meer?) eine neue Schlacht, die aber unentschieden blieb. Dennoch errichteten die Römer eine Waffensäule mit

13. Kurzer Abriß der deutschen Geschichte - S. 12

1821 - Stettin Berlin : Nicolai
12 I. Zeitr. Von den ältest. Zeiten bis aufdie Verlust seiner besten Legionen , und ergriff Maaß- regeln wegen zu befürchtender Einfälle; allein die Deutschen verfolgten ihren Sieg nicht jenseit des Rheines, zufrieden, das Vaterland von den Fremden gereiniget zu haben. Dieser Hauptschlag aber, von d-eut- schem Arme geführt, hat, als Zeichen entschie- denen Widerstandes , die römische Erobernngs- kunst vereitelt, und damit die Freiheit und die Eigenthümlichkeit unsers Volks in Sprache und Sitte vor römischen An- fechtungen rein erhalten. Doch hatten die Deutschem noch manchen schweren Stand gegen römische Eroberungsver- suche, besonders in den Jahren 1.4—16 nach Chr. wo des Drusus treff'icher Sohn, Germa- ni kus, drei Züge in Niederdeutschkand hinein unternahm. Merkwürdig insbesondere ist der zweite Zug desselben. Germanikus stand mitten rn Westphalen, Thusnelda, Hermanns Gattinn, war in römischer Gefangenschaft, und die frem- den Krieger hatten so eben den noch unbedeckten Gebeinen der vor sechs Jahren gefallenen Brüder die letzte Ehre erwiesen — da wurden ste aber^ mals von Hermann angegriffen, Germanikus mußte abziehen, und einer der römischen Unter-- fcldherrn , der auf einem gefährlichen Wege nach dem Rheine zurückzog, hatte beinahe das Schicke sai des Varus erfahren. Zwar im folgenden Jahre stand Germanikus abermals in Deutsch- land. Es erfolgte die große mörderische Schlacht- bei Jdistavisus, und der Muth des Volks schien gebrochen. Allein der Anblick der aufgesteckten römischen Siegeszeichen entstammte noch einmal zum Kampfe, nach welchem Germanikus den deutschen Boden verließ, ohne ihn je wieder zu betreten.

14. Die deutsche Geschichte - S. 91

1829 - Elberfeld : Büschler
Hermann. 0 L mm\\^\U'^\ivv\\v\\vuvwv\\uvvmi\vn^\v4a\ v\m«\mvivvuv der Brukterer den Adler der (neunzehnten) Legion, den jene in der Varusschlacht gewonnen hatten, und kamen bis in die Gegend des Teutoburger Waldes, wo Varus umgekommen war. Den Ger- manikus ergriff die Begierde, dem gefallenen Feldherrn und Heere die letzte Ehre zu erweisen; er schickte den Cäcina voraus, um die Berge und Schluchten zu erforschen und Brücken und Damme über die trügerischen Sümpfe zu legen; dann betraten sie die trau- rigen, durch Anblick und Erinnerung grausenvollen Orte. Varus erstes Lager konnte man an dem größer» Umfange, für drei volle Legionen, noch erkennen; das zweite war kleiner, der Wall bald eingcrissen, der Graben siach; man sah, daß die zusammenge- schmolzenen Ueberbleibsel des Heeres sich dort gelagert hatten, bis sie endlich überwältigt wurden. In der Mitte des Gefildes weiße Gebeine, wie die Haufen gesiohen waren, wie sie Widerstand ge- leistet hatten: jene weiter auseinander liegend, diese auf einen Haufen zusammengedrängt; daneben Lanzensplitter, Pferdeknochen, an Baumstämme geheftete Köpfe. In den benachbarten Hainen standen noch die Altäre, bei welchen die Befehlshaber und Haupt- leute den Göttern geopfert waren. Und einige, welche die Schlacht überlebt' hatten und aus der Gefangenschaft entkommen waren, erzählten, hier seyen die Anführer gefallen, dort die Adler erobert, da habe Varus die erste Wunde empfangen, und dort mit unse- ' liger Hand sich den Todesstoß gegeben. Darauf bestattete das römische Heer, im sechsten Jahre nach der Niederlage, die Gebeine der drei Legionen, ohne daß Einer wußte, ob er die der Seinigen oder Fremder mit Erde bedeckte. Den ersten Rasen zu dem Grabhügel legte der Heerführer selbst; und das Heer zog nun, mit vermehrtem Grimme, gegen den Feind. Hermann hatte seinen Vortheil wohl verstanden und siech wieder in die Wälder und Sümpfe gezogen; und als die Römer ihm unvorsichtig dahin nachfolgtcn, brach er hervor, schlug die feindliche Reuterei und trieb sie auf das Fußvolk. Als aber Gcr- manikus mit den geordneten Legionen heranzog, ließ er ab, und das Treffen blieb unentschieden. Dennoch war der Erfolg, wie der eines Sieges; die Römer traten sofort ihren Rückzug an; Cäcina, einer der Feldherrn, die unter Germanikus dienten, mit vier Legionen quer durch das Land, nach dem Rheine zu; Vitel- lius, ein anderer, mit zweien an des Meeres Ufer, und Germa- nikus mit dem dritten Haufen auf den Schiffen. Der Weg des Cäcina waren die oben genannten Pontes longi, oder die langen Brücken, eine schmale Dammstraße, die durch unabsehliche Moräste lief. Rings umher waren sanft aufstei- gcnde Waldhohen; *) diese hatte Arminius besetzt, von ihnen herab *) Wahrscheinlich die Waldhöhen des mons Caesius, die sogenannten Baun> berge zwischen Horstmar, Schapdetten und Coesfeld, wo sich die Quellen der Aa, Stewer, Berckel und mehrerer Bache befinden.

15. Probleme und Prinzipien des Geschichts-Unterrichts - S. 45

1912 - Straßburg i. E. : Bull
Er sah ein, daß er wohl das deutsche Land verwüsten, nicht aber das deutsche Volk bezwingen könne. Die Opfer des Krieges waren zu groß und noch kein Ende vorauszusehen. Das merkte auch der römische Kaiser. Von ihm erhielt Germanikus einen Brief: Die Niederlage des Varus ist gerächt. Die Ehre Roms ist wiederhergestellt. Wir wollen die Germanen ihrer eigenen Zwietracht überlassen! Die Grenzen des Reichs vom Rhein bis zur Donau wurden durch einen langen Wall geschützt. [Wiedergabe.] Y) Einzug in Rom. Germanikus hielt einen glänzenden Einzug in Rom. Thusnelda und Thumelikus mußten auch hinter dem Siegeswagen des Germanikus hergehen. Auf erhöhtem Sitze sah Segest, der Römerfreund, dem Schauspiel zu. Überschrift! Übersicht! Wiedergabe. 4. Hermanns Ende, a) Flüstern im Walde. Im Walde um Hermanns Burg flüstert es: „Er strebt nach der Königskrone; wir aber wollen freie Germanen bleiben \“ b) Hermanns Leichenverbrennung. Wenige Tage später liegt Hermann tot und bleich auf dem Holzstoße, der mit seinem Leichname verbrennen soll, c) Zwist unter den Germanen. Mit Fingern weisen manche auf die Verwandten. „Sie waren es!“ „Sie haben ihn gemordet\“ „Und er hat uns doch befreit!"

16. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 78

1855 - Mainz : Kunze
76 Mittel-Europa. Von diesen drei Standpunkten sieht man in das lachende Thal der von Ost nach West (von der Nähe Hameln's bis über Rinteln hinab) sich drehenden Weser, an deren linken oder sndl. Ufer bald wieder bebaute und bewaldete Höhen auswärts ziehen. Das ganze Thal ist über 6 Stunden lang, an manchen Stellen über eine Stunde breit, wenn man den sanft ansteigenden Fuß der nördl. und südl. Berge nicht mitrechnet, denn sonst würde die Breite an 2 Stunden enthalten. „Schwerlich, sagt ein neuerer Reisender, gibt es im nördlichsten Deutschland eine schönere Gegend, wo kein Fuß breit unangebaut liegt, wo die reichen Aecker der Thalfläche und die trefflich gehaltenen Forsten des aufsteigenden Gebiets den reichen Boden und den Fleiß der umwohnenden Menschen beurkunden." Und grade dieses Thal ist es, dessen Hälfte am rechten Ufer in der deutschen Vorzeit den berühmten Namen Jdistavisns geführt hat. Das ganze mittlere Wesergebiet ist durch wichtige Vorfälle in der altdeutschen Geschichte merkwürdig geworden. Ehe die dortigen Volkschaften nebst vielen Nachbarn sich den Sachsen anschlossen und gemeinsam mit ihnen ein großes Volk ausmachten, hießen die, so ostwärts vom Teutoburgerwald bis zum Harzgebirg wohnten, Cherusker; die auf der Westseite Brukterer und Mars er, und gränzten im Diemelgebiet an die Chatten. Diese tapferen Völker retteten Deutschland vorm römischen Joch. Hermann der Cherusker leitete den Anfstanv und vernichtete das römische Heer unweit dem Falkenberg im Jahre 9 nach Christi Geburt. 6 Jahre später suchten die Römer die erlittene Schmach zu rächen. Ihr Feldherr Germanikus siel mit Heeresmacht ins Land, hätte aber bald das gleiche Loos gehabt wie Varus. Nur durch Geschicklichkeit zog er sich glücklich aus dem Tentoburgerwald, und rüstete Flotten am Rheinstrom, um an der Nordsee zu landen. Von der Mündung der Ems zog er mit 80000 Mann, ohne den verhängnißvollen Berg- wald zu berühren, an die Weser und setzte in der Gegend von Rinteln über. Auf dem Jdistavisfeld empfingen ihn die Cherusker, von den Höhen der Paschen- bnrg und des Hohensteins herabstürmend. Und so muthig fochten die schlecht gewaffneten Deutschen gegen die geharnischten und an Kriegszucht gewöhnten Römer, daß diese nur das Schlachtfeld behaupteten, ohne weiter vorzudringen. Hermanns Wunde, die er in der Schlacht erhalten, konnte noch nicht geheilt sein, als er den Landsturm seines Volks wieder heranführte, und ani Steinhuder Sec nochmals so muthvoll mit den Römern stritt, daß Germanikus des Rückzugs ge- dachte und seine Schiffe aufsuchen mußte. Seitdem wagten sich die Römer nicht wieder so weit über den Rhein, und nach ein paar Jahrhunderten änderte sich die Stellung beider Völker gegen einander; die Deutschen brachen ins römische Reich, ganze Volkschaften aus den östlichen Gegenden Deutschlands von der Elbe, Oder und Weichsel, verließen ihre Wohnsitze, um die römische Herrschaft über Italien, Frankreich, Spanien und andere Länder zu vernichten, und sich selber in diesen eroberten Provinzen niederzulassen. Zu gleicher Zeit bekämpften und eroberten sächsische Heerhaufen, nebst ihren deutschen Nachbarn den Angeln, die Insel Britannien, deren Bewohner fortan Angelsachsen hießen und ihre deutsche Muttersprache beibehielten. Aber am mächtigsten ward das deutsche Volk der Franken, vom Rhöngebirg herstammend und verstärkt durch andere

17. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 9

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
9 mit seinem Heere dorthin, um die Emprer zu zchtigen. Er kam in den Teutoburger Wald. Als er hier in dem wildesten Teile des Gebirges angekommen roar, wurde er pltzlich von Hermann berfallen. Wtend griffen die Deutschen die Rmer von allen Seiten an und berscht-teten sie mit einem Hagel von Lanzen, Pfeilen und Steinen. Widerstand war vergeblich, der Rckzug unmglich. Die Legionen wurden vernichtet, Varus strzte sich aus Ver-zweiflung in sein Schwert. So wurde Deutschland wieder frei, und der Rhein bildete, wie frher, die Grenze des Landes (9 n. Chr. G.). Hermanns Tod. Fnf Jahre spter sandte Augustus abermals einen Feldherrn, seinen Enkel Germanikus, mit einem groen Heere nach Deutschland. Dieser sollte jene Niederlage rchen und die Deutschen wieder seiner Herrschaft unterwerfen. Allein Germanikus sah sich bald gentigt, den Rckzug anzutreten. Hermann, der Befreier des Vaterlandes, wurde von seinem Volke geschtzt und geliebt. Einige Neidische suchten ihn jedoch zu verdchtigen als ob er nach der Alleinherrschaft strebe. Sie verschworen sich wider ihn und raubten ihm auf eine meuchelmrde-tische Weise das Leben. In dankbarer Erinnerung an seine Verdienste um die Wahrung der deutschen Freiheit hat man ihm in unserer Zeit ein Denkmal auf einem Berge bei Detmold, wo die Schlacht stattfand, errichtet. Dasselbe wurde im Jahre 1875 eingeweiht. Die Ulkermanberung. 375568. Vlkervereine. Die alten Deutschen bestanden aus mehr als fnfzig verschiedenen kleinen Vlkerschaften oder Stm-men, von denen jeder einen bestimmten Teil des Landes be-wohnte. Als aber die Bevlkerung sehr zunahm, reichten diese Wohnpltze nicht mehr aus. Deshalb zogen viele Stmme der die Grenzflsse hinaus in das rmische Reich und wollten sich dort niederlassen. Die Rmer suchten ihnen dies zu wehren. Darum verbanden sich mehrere Stmme zu einem Vlkervereine, um die Rmer besser bezwingen zu knnen. Auf diese Weise entstanden die Vlkervereine der Alemannen, der Franken, der Sachsen und der Goten.

18. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 26

1822 - Elberfeld : Büschler
26 I. Ztr. Von 113 vor ffftr. Geb, bis 76s nach Chr. Geb. teten, das Vieh hüteten, und vor den Thüren derer stan- den, die sie früher verächtliche Barbaren genannt hatten. Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserm Vater- lande Freiheit und Selbstständigkeit gerettet hat, war im Jahre 0 nach Chr. Geb. und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen Paderborujchcn und Lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen, erfochten worden. Her- mann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus ge- schlagen zu baden, er eroberte und zerstörte auch alle römi- schen Schlosser, die diesseits des Rheines waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Wei- ter gieng er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden voràcn fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien und der alte Schrecken vor den Cimbern uno Teu- tonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augnstus, der sich sonst wobt zu fassen wußte, verlor die- sesmahl alle Besinnung, rannte mit dem Kopfe gegen die Wand ltijb rief immer aus: «Barns, Barns, gieb mir meine Legionen wieder!» Barns hatte ein ausgesuchtes Heer von mindestens •40/000 Mann gehabt, welches nun wie vom Erdboden rein weggetilgt war. Einige Monate ließ der Kaiser ans Trauer Haare und Bart wachsen, gelobte seinem Jupiter große Feste und Opfer, wenn er die Gefahr abwendete; und seine deutsche Leibwache, — eine solche hielt er aus geworbenen Leuten, ihrer Treue und Tapferkeit wegen, — schickte er weit ans Rom weg, aus Furcht, sie wogten sich empören. Als er etwas zur Besinnung gekommen war, schickte er den listigen Tibcrius wieder an den Rhein, um die Gränzen zu bewachen; der fand zu seinem Erstaunen Astes ruhig, weil die Deutschen bereits, ein jeder nach seiner -Hcimath, umgekehrt waren. ii. Hermann und Germanikus. Die Arbeit des deutschen Helden Hermann für die Er- haltung der Freiheit war indeß noch nicht vollendet. Noch einmahl erhob sich ein Feind, der in den Waffen wohl so gefährlich war, als nur einer der vorhergehenden; das war Germaniens, der Sohn eben desselben Drnsus, der die ersten kühnen Anschläge zu unserer Unterdrückung auögeson- nen hatte. Diesen Germanikus schickte Tibcrius, als er nach Augnstus Tode Kaiser geworden war, im I. 14 nach Chr. Geb. zur Eroberung Deutschlands ab. 4 Er befolgte ganz die Plane seines Vaters, drang auf verschiedenen Wc*

19. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 43

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 43 — ruskerfürsten und Feinde Hermanns, vergeblich gewarnt. Als die Nachricht eintraf, daß ein entfernter Stamm sich empört habe, brach Varus mit seinen Legionen auf; imteutoburgerwalde aber erwartete ihn Hermann mit seinen Scharen. In dreitägigem Kampfe wurde das römische Heer völlig vernichtet, und Varus stürzte sich in sein eigenes Schwert. Als die Schreckensnachricht nach Rom kam, rief der Kaiser Augustus in wildem Schmerze: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" — b. Bald nachher führte Hermann die freien Stämme gegen Marbod, den Markomannenkönig, und schlug ihn an der Saale aufs Haupt. Um so heftiger grollte der neidische Segestes, besonders als seine Tochter Thusnelda Hermann als Gattin folgte. Diese Uneinigkeit der Deutschen gedachte der neue römische Statthalter Germanikus, des Drusus tapferer Sohn, zu benutzen und die Niederlage des Varus zu rächen. Er überfiel die Marsen an der obern Ems und zog dann über die Walstatt im teutoburger Walde gegen die Chatten und Cherusker. Als nun Segestes Thusnelda und andere edle Frauen gefangen an Germanikus auslieferte, entflammte Hermann seine Landsleute zum abermaligen Todeskampfe. Germanikus entging kaum dem Schicksale des Varus; aber im nächsten Jahre verstärkte er sich durch neue Legionen und schlug Hermann in den mörderischen Schlachten bei Minden " und am Steinhuder Meer. Seine Verluste waren indes so groß, daß er zurückgehen mußte; Stürme vernichteten den größten Teil seiner Flotte, und . er wurde bald darauf von dem Kaiser Tiberius abgerufen. — So schirmte Hermann seines Volkes Freiheit, bis er durch den Dolch neidischer Verwandten, 12 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde, im 37. Jahre seines Lebens den Tod fand. Seine edle Gattin Thusnelda ging, ihren Knaben an der Hand, als Gefangene in dem Triumphzuge, den Germanikus in Rom hielt, und dem von einem Ehrensitze auch ihr ehrloser Vater zuschaute. Sie starb in der Gefangenschaft. Den Ruhm Hermanns aber kündeten die Heldenlieder seines Volkes den späteren Geschlechtern und kündet noch heute das Denkmal, das sich in der Nähe der Walstatt erhebt. t §• 70. Bündnisse der Deutschen, a. Nach Hermanns Tode rieben 300 sich mehrere deutsche Stämme im Kampfe gegen einander auf; andere versuchten aufs neue die Waffen gegen die Römer. So kämpften jenseit des Rheins die Bataver im Bunde mit den benachbarten Stämmen unter dem tapferen Civilis mannhaft, obwohl vergeblich um ihre Freiheit (70). Hundert Jahre später gingen die Markomannen über die Donau, wurden aber vom Kaiser Mark Aurel zurückgedrängt und auf dem gefrorenen Strome besiegt. — b. Diese Kämpfe brachten die deutschen Stämme zu der Einsicht, daß sie nur in größeren Vereinigungen siegen konnten. Die wichtigsten ihrer Bündnisse waren folgende: 1) Die Goten. Sie dehnten sich von der Ostsee bis zur unteren Donau und zum schwarzen Meere aus: die Ostgoten im südlichen Rußland, die Westgoten um die Karpathen und weiter nach Norden. Gegen sie siel im heldenmütigen Kampfe der römische Kaiser Decius; später zogen sie verheerend nach Griechenland und Kleinasien, wobei sie den . berühmten Dianentempel zu Ephesus verbrannten. 2) Die Allemannen drangen nach Westen vor, besetzten zwischen Donau, Rhein und Main das s. g- Zehntland und das Elsaß und unternahmen verheerende Züge nach

20. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 125

1896 - Breslau : Hirt
Eroberungsversuche der Römer in Deutschland. 125 Noch am Tage vor dem Aufbruch machte Segestes den Varus auf die Gefahr aufmerksam; letzterer aber glaubte ihm nicht, weil er ihn als einen Feind des Arminius kannte. Er entließ die deutschen Fürsten, damit sie ihm, wie sie es versprochen hatten, ihre Scharen zuführten; statt dessen aber riefen sie die Ihrigen zum Freiheitskampfe, überfielen Barus und vernichteten in der Schlacht im Teutoburger Walde fast das ganze römische Heer. Arglos brach Varus aus seinem Lager auf und zog ohne strenge Ordnung mit großem Troß und vielem Gepäck durch den undurchdringlichen Wald am linken Weserufer daher. Oft mußte man Wege durch das Dickicht bahnen oder Brücken über die Bäche schlagen. Durch anhaltende Regengüsse wurde außerdem der Boden erweicht und das Marschieren erschwert. Dabei fielen die Germanen aus dem Dickicht des Waldes die Römer an, anfangs einzeln, bald in hellen Haufen. Kämpfend erreichten die Römer einen freien Platz, wo sie für die Nacht das Lager aufschlugen. Als sie am folgenden Tage in den Teutoburger Wald kamen, wurden sie von allen Seiten so heftig angefallen, daß sie sich am Abend nur mit Mühe sammeln konnten. Auch am dritten Tage wiederholte sich bei heftigem Winde der strömende Regen, so daß die Bogensehnen erschlafften und die schwer geharnischten Römer in den weichen Boden einsanken. Dabei wurde jeder Busch lebendig; ans jeder Thalschlucht drangen die Deutschen herauf; die uralten Bäume schüttelten Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. So gelangte Varus in die Ebene am südwestlichen Abhang des Gebirges. Hier, zwischen der Ems und Lippe, kam es zum letzten Kampfe. Vor dem ungestümen Angriff gerieten die Legionen in Unordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und ftür;,:e sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wütete die Rache der Sieger. Die Anführer wurden in heiligen Hainen den Göttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehängt. Den römischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. „Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen!" sagte ein Germane, als er die blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Römer aus vornehmem Hause alterte bei einem deutschen Bauern als Hausknecht oder Herdenhüter. Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Schrecken. Laut beklagte Augustus den Untergang seiner besten Legionen; wehklagend zerriß er seine Kleider und ließ Haare und Bart lang wachsen; wie ein Wahnsinniger rannte er mit dem Kopse gegen die Wand und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er befürchtete den Untergang Roms durch die Germanen. In seiner Furcht ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, ordnete eine allgemeine Aushebung an und gelobte dem Jupiter Spiele und Opfer, wenn der Staat gerettet würde. Alle Germanen und Gallier wurden aus der Stadt entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Aber die Deutschen dachten nicht an Eroberung; nachdem sie die Denkmale römischer Knechtschaft zerstört hatten, kehrten sie friedlich an ihren Herd zurück. c. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal möglich, die deutschen Stämme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch für die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Römer, von neuem Einfälle in Deutschland zu unternehmen. Schon fünf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung 9 N. Chr.