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1. Schulj. 4 - S. 20

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 20- sches Heer nach Frankreich, mußte aber zurückweichen. Die Festungswerke von Braunschweig und Wolfenbüttel ließ er abtragen. 3. Karl Wilhelm Ferdinands Tod. In dem unglücklichen Kriege des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm in. gegen die Franzosen führte der Herzog das preußische Heer an (Schlacht bei Jena und Auerstedt). Bei Auerstedt wurde er durch einen Schuß des Augenlichts beraubt. Als der schwerverwundete Herzog den Kaiser Napoleon bat, er möge ihm das Krankenlager im Braunschweiger Schlosse gestatten, ließ ihm der gefühllose Sieger sagen, er werde ihn als Räuber behandeln, wenn er ihn fange: „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren". Nach flüchtigem Besuche im Schlosse seiner Väter mußte der Herzog weiterfliehen und starb bald an den Folgen der auf der Flucht verschlimmerten Wunde in Ottensen bei Hamburg. Später wurde die Leiche feierlich nach Braunschweig gebracht und in der Fürstengruft des Domes beigesetzt. Auf dem Schloßhofe errichtete das dankbare Volk ihm ein Reiterdenkmal. 4. Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt hatte Napoleon das Herzogtum Braunschweig dem Königreiche Westfalen zugeteilt, dessen Herrscher sein jüngster Bruder Hieronymus geworden war. (D. I. 3, Ein rechtes Wort.) Nun wurden französische Gesetze und Sitten eingeführt. Vergebens kämpfte der unglückliche Major von Schill gegen die Franzosen. (Schill-Denkmal.) Friedrich Wilhelm war nach der Thronentsagung seines älteren, erblindeten Bruders rechtmäßiger Herzog von Braunschweig und wollte sich sein Erbe nicht rauben lassen. Er beschloß deshalb im Jahre 1809, mit seiner schwarzen Schar den Österreichern zu Hilfe zu ziehen, hörte aber in Böhmen, daß der Kaiser Frieden geschlossen hatte. Nun bahnte er sich den Weg mitten durch die Feinde (Halberstadt, Ölper) bis zur Nordsee und gelangte glücklich nach England, von wo aus die Schwarzen nach Spanien gesendet wurden, um an dem Freiheitskampfe jenes Volkes gegen den Unterdrücker teilzunehmen. (D. I. 3, Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog.) 5. Der Tod des Herzogs Friedrich Wilhelm. Gegen Ende des Jahres 1813 kehrte der Herzog nach Braunschweig zurück (D. I. 2, Herzog Friedrich Wilhelm im Herzoglichen Waisenhause), zog 1815 mit gegen Napoleon und starb in der Schlacht bei Quatrebras (katterbra) den Heldentod. Die Leiche des Heldenherzogs Friedrich Wilhelm wurde alsbald nach Braunschwecg gebracht, um hier in dem Erbbegräbnisse bestattet zu werden. Um Mitternacht kam sie an. Hinter dem Trauerwagen gingen zunächst die jungen elternlosen Prinzen Karl und Wilhelm. Nach dem Trauergottesdienste im Dome erfolgte die Beisetzung in der Fürstengruft.

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1. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 106

1895 - Langensalza : Beyer
106 130. Abschiedsschreiben eines Westfalen an Friedrich Wilhelm Iii. auch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis derselben war. Gott wolle geben, daß es zu etwas hilft! Wir kamen um Mitternacht nach Piktupöuen zurück. — 7. Juli. Als wir beim König abgestiegen waren, erfuhren wir von diesem, daß Napoleon alles, was er am gestrigen Tage der Königin versprochen, bereits widerrufen habe und selbst in der Härte seiner Forderungen noch weiter gegangen sei, als er es vor der Zusammenkunft mit ihr gethan hatte. Man sagte, Herr von Talleyrand sei schuld daran. Napoleon kam nicht zur Köuigiu, obgleich er zweimal an ihrem Hanse vorüberfuhr, und wir jedesmal umsonst hinuntergehen mußten, in der Erwartung, er werde aussteigen. Später kam der General Barbier, der die Königin zum Mahle einlud. Wir fuhren sogleich hin, und Barbier begleitete die Königin. Napoleon sah verlegen und zugleich tückisch und boshaft aus. — Die Unterhaltung war allgemein sehr gezwungen und einsilbig. Nach Tische sprach die Königin noch einmal allein mit Napoleon; beim Fortgehen sagte sie ihm, sie werde abreisen und empfinde es tief, daß er sie getäuscht habe. Meine arme Königin; sie ist ganz in Verzweiflung! (Gräfin von Voß, Nennnndsechzig Jahre am preußischen Hofe, ]745—1814.) 130. Abschiedsschreiben eines Westfalen an Friedrich Wilhelm Hl. (1807.) Das Herz wollte uns brechen, als wir Deinen Abschied von uns lasen, und wir konnten uus nicht überreden, daß wir aufhören sollten, Deine treuen Unterthanen zu sein, wir, die wir Dich immer so lieb hatten. So wahr wir leben, es ist nicht Deine Schuld, daß Deine Generale und Minister nach der Schlacht von Jena zu augedouuert und verdutzt waren, um die zerstreuten Haufen uns zuzuführen und mit unserem Landvolke vereint zu neuem Kampfe aufzurufen. Leib und Leben hätten wir daran gewagt und das Vaterland sicher errettet; denn du mußt wissen: in unsern Adern fließt noch feurig der alten Cherusker Blut, und unsere Landsleute haben Mark in den Knochen, und ihre Seelen find noch nicht angefressen. Unsere Weiber nähren selbst ihre Kinder; unsere Töchter sind keine Modeaffen, und der Zeitgeist hat über uns seine Pestlnst noch nicht ausgegossen. Indessen können wir dem Eigenwillen des Schicksals nicht entgehen. Lebe denn wohl, alter guter König! Gott gebe, daß der Überrest Deines Landes Dich treuere Generale und klügere Minister finden lasse, als die waren, die Dich betrübten. Ihrem Rate mußtest Du zuweilen wohl folgen, denn Du bist nicht allwissend. Können wir uns auslehnen gegen den eisernen Arm des Schicksals? Wir müssen all' das mit männlichem Mute dulden, was nicht in unserem Vermögen ist zu ändern. Gott steh' uns bei! Wir hoffen, daß unser neuer Herr auch unser Landesvater sein und unsere Sprache, unsere Sitte, unseren Glauben und unseren Bauern- und Bürgerstand ebenso erhalten und achten werde, wie Du, guter, lieber König, es gethan hast. Gott gebe Dir Frieden, Gesundheit und Freude! (Förster, Neuere und neueste preußische Geschichte.)

2. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 53

1908 - Berlin : Simion
— 53 — gestellt, um die Königin mit Blumen, die sie aus den Weg streuten, zu empfangen. Eins der Mädchen trug ein Gedicht vor. Als der letzte Pers gesprochen war, hob Luise das Mädchen zu sich in den Wagen und plauderte freundlich mit ihm. Da verlor die Kleine alle Scheu. Zutraulich erzählte sie, daß eins von den Mädchen nach Hause geschickt worden sei, weil es nicht so nett angezogen war wie die andern. Das tat der gütigen Königin leid. Sie sandte sogleich hin und ließ das Kind aus seinem Elternhause holen. Es kam mit verweinten Augen an den Wagen. Zärtlich streichelte es Luise und sagte zu ihm: „Weine nicht mehr, liebe Kleine! Ich habe Dich ebenso lieb wie die andern." Dann drückte sie einen Kuß auf das Gesicht des Mädchens. Iii. Jahre der Trübsal. 5. Wie Preußen von dem Jranzosenkaiser schwer geschädigt wird. Die Franzosen hatten damals einen Kaiser; der hieß Napoleon I. Er war sehr tapfer und gewann viele Schlachten. Bald fing er auch mit Preußen Krieg an. Im Jahre 1806 traf er mit dem preußischen Heere bei Jena und Auerstädt zusammen. (Jena ist eine Stadt in Thüringen, in deren Nähe das Dorf Auerstädt liegt.) Schnell gewann Napoleon den Sieg, und unsere Soldaten mußten fliehen, obwohl sie mutig gekämpft hatten. Nach wenigen Tagen zog der Franzosenkaiser in Berlin ein und bewohnte das Königliche Schloß. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise flohen vor ihm. Napoleon raubte die Siegesgöttin (eine Frauengeftalt, die stolz wie eine Siegerin auf einem Kriegswagen führt) von dem Brandenburger Tor (1815 ist sie wieder nach Berlin zurückgeholt worden) und ließ sie nach Paris bringen. 1807 mußte König Friedrich Wilhelm mit Napoleon zu Tilsit einen schlimmen Frieden schließen. Der Kaiser der Franzosen nahm sich die Hälfte von unserm Lande und ließ sich über 100 Millionen Mark Kriegsgeld bezahlen. 6. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise auf der Ikucht. Die Königin Luise war ihrem Gemahl nach Jena und Auerstädt gefolgt. Als sie von der Niederlage (eine verlorne Schlacht) der Preußen hörte, kehrte sie nach Berlin zurück. Sie grämte sich sehr. In ihrem Schmerz ließ sie ihren Arzt Hufeland rufen. Der kam und fand die Königin mit aufgelöstem Haar und verweinten Augen. Sie sagte zu ihm: „Die Schlacht ist verloren. Wir müssen fliehen, und Sie müssen

3. Teil 3 - S. 166

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 166 — Y. Anwendung. 1) Inwiefern war Preußens unglücklicher Krieg ein Krieg der Notwehr? 2) Welche Gefühle und Erinnerungen weckt der Tag von Jena a) bei den Preußen? b) bei den Franzosen? 3) Welche Bedeutung für Preußen hat der Tag von Jena? 4) Wodurch wird die Schmach der Niederlage vergrößert? 5) Welches sind einzelne Lichtblicke in trüber Zeit? 6) Was mag Napoleon an Friedrichs des Großen Grabe gedacht haben? 7) Warum mag er gerade den Degen desselben mitgenommen haben? 8) Welches Volk hoffte durch Preußens Niederlage seine Auferstehung zu feiern? 9) Welche Folgen hätte der Tag von Eylau haben können, wenn Friedrich Wilhelm Iii. Napoleons lockenden Versprechungen gefolgt wäre? 10) Hat Preußen irgend welchen Vorteil von dem Bündnis mit Ruß- land gehabt? Inwiefern nicht? 11) Worin bestand das Schmachvolle des Tilsiter Friedens? 12) Ob Preußen diese Demütigung verdient hat? 13) Inwiefern ist der 14. Oktober für Preußen ein Unglückstag? (Hoch-ftrch, Jena.) 14) Wende folgende Sätze an: „Es kann der Frömmste..." — „Die Erfolge geben oft eine gefährliche Sicherheit." — „Ein Mann, ein Wort." — „Sei getreu bis in den Tod ..." — „Süß ist's, für die Freiheit zu sterben''! 15) Nennt preußische Helden, die den Tod fürs Vaterland gestorben sind! 16) Nennt Beispiele opferfreudiger Bürgertreue! 17) Nennt Beispiele von Nutreue gegen den Verbündeten! 18) Versuche Preußens allmähliches Wachstum und seine Verkleinerung durch Napoleon anzugeben! 3. Preußens Wiedergeburt. (Ziel: Wie Preußen sich aus seiner tiefen Erniedrigung erhebt und langsam zu neuem Kampfe vorbereitet.) I. Woröereitung. Mit dem Frieden von Tilsit war der tiefste Grad der Erniedrigung Deutschlands und Preußens erreicht. Die Tage der preußischen Schmach und Schande lasteten schwer auf Regierung und Volk. Und doch war Preußen schuld an seinem Unglück, das erkannte nicht nur das Volk, sondern auch das

4. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 99

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 99 — endlich, daß die höchsten Offizierstellen Männer bekleideten, die längst nicht mehr vor die Front gehörten. Friedrich der Große hatte manchen Offizier bei mangelhaften Leistungen ohne Weiteres weggejagt. Friedrich Wilhelm Iii. konnte sich zu solchen Maßnahmen nicht entschließen. So kam es, daß die meisten Generäle ergraute Männer von ungefähr 70 Jahren waren. Ihnen fehlte die Kraft, selbst tapfer zu fein und die Truppen zur Tapferkeit anzuspornen. Dazu machte sich im Offizierkorps eine hochmütige Prahlerei breit. Man zehrte von dem Ruhme Friedrichs des Großen und hielt sich für unüberwindlich. Dieses Heer mußte 1806 den Kampf mit der von Begeisterung erfüllten französischen Volksarmee aufnehmen. Napoleon hatte Preußen wiederholt in schwerer Weise verletzt, seine Truppen z. B. eigenmächtig durch preußisches Gebiet marschieren lassen. So war Friedrich Wilhelm Iii. endlich genötigt, den Krieg zu erklären, nachdem ein preußisches Ultimatum von Napoleon gar nicht beantwortet worden war. Die Preußen gingen, anstatt sich an der Elbe in Verteidigungsstellung zu halten und die Hilfe der Russen abzuwarten, nach Art der friderizianischen Kriegführung zum Angriff vor; aber kaum acht Tage nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten, am 14. Oktober, erlagen sie der Napoleonischen Kriegskunst. Napoleon besiegte bei Jena die Armee des Fürsten Hohenlohe und an demselben Tage sein General Davoust bei Au erst ädt die des 72jährigen Herzogs von Braunschweig. Wie schon daraus zu ersehen ist, hatte Preußen versäumt, die Truppen zu einer Hauptmacht zusammenzuziehen. Dazu fehlte die einheitliche Kriegsleitung. Die Heerführer hatten am Abend vor dem Schlachttage auch keine Kenntnis von der Stellung des Feindes. Das waren einige von den vielen selbst begangenen Fehlern, die die Niederlage mit verschuldet haben. Der Herzog von Braunschweig wurde noch dazu beim Beginn des Kampfes schwer verwundet und ist, vor Napoleon fliehend, bald darauf in Ottens^e' bei Hamburg gestorben. Mit den Kämpfen bei Jena und Anerstädt war der Krieg so gut wie entschieden und damit zugleich das Schicksal Preußens. Ein furchtbares Unglück brach herein. Der stolze Staat Friedrichs des Großen ging unter, sein Waffenruhm erlosch. Das Schlimmste aber war, daß im preußischen Heere alsbald völlige Verwirrung und allgemeine Kopflosigkeit einriß. Die meisten Festungen ergaben sich ohne Schwertstreich. Erfurt, das die Frau- 7*

5. Teil 1 = Vorstufe - S. 68

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
68 - drngten sich dabei dicht an sie heran und riefen: Mir auch was, Frau Knigin!" Im Jahre 1797 folgte Friedrich Wilhelm Iii. seinem Vater auf dem Throne. Nun war Luise eine reiche Knigin, Glanz und Pracht umgaben sie. Aber ihre Freude blieb auch jetzt das Wohltun. Damals schrieb sie an die geliebte Gromutter: Ich bin Knigin, und was mich am meisten dabei freut, ist die Hoffnung, da ich nun meine Wohltaten nicht mehr so ngstlich werde zu zhlen brauchen.^ b) Der unglckliche Krieg von 1806-1807. Tod der Knigin Luise. Vy Niederlage bei Jena und Huerftdt. Acht glckliche Jahre hatte das Knigspaar verlebt. Da brach eine Zeit voll Schmach und Elend der das preuische Volk herein. Damals herrschte Napoleon I. der die Franzosen. Sein Ehrgeiz veranlate ihn zu immer neuen Kmpfen. Im Jahre 1805 griff er sterreich und Rußland an. Vergebens wurde Friedrich Wilhelm Iii. aufgefordert, sich an dem Kampfe gegen den Friedensstrer zu beteiligen- er wollte seinem Lande den Frieden bewahren. Aber es kann der Frmmste nicht im Frieden bleiben, wenn es dem bsen Nachbar nicht gefllt." Das zeigte sich auch hier. Als Napoleon die vereinigten sterreicher und Russen besiegt hatte, behandelte er den preuischen König so demtigend, das diesem nichts anderes brig blieb, als ihm den Krieg zu erklären. Darauf hatte Napoleon schon lngst gewartet. Seine Truppen drangen schnell vom oberen Main her der den Thringerwald vor und griffen die Preußen bei Jena und Auerstdt mit berlegenen Krften an. Den Ober-befehl der das preuische Heer fhrte der Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig; aber er konnte die Schlacht selbst nicht leiten, da ihm gleich bei Beginn des Kampfes ein Schu beide Augen zerstrt hatte. Infolgedessen fehlte es an einer einheitlichen Oberleitung. Jeder General tat oder lie, was er wollte. Das Heer geriet dadurch in Verwirrung und erlitt eine schreckliche Niederlage. Aber noch furchtbarer als diese Niederlage war die Mutlosigkeit der Offiziere und Soldaten. Das Heer wurde in einzelne Abteilungen zersprengt, die sich nacheinander den verfolgenden Franzosen ergeben muten. Nur wenige Befehlshaber zeigten Mut und Entschlossenheit. Zu ihnen gehrte der General Blcher. Er fhrte auf dem Rckzge die Nachhut. Von allen Seiten hart bedrngt, wandte er sich nach Norden und suchte Schutz iu Lbeck. Mit 15000 Mann verteidigte er sich wacker gegen 80000 Franzosen. Endlich mute er sich aber der bermacht ergeben, weil er kein Brot und keine Munition mehr hatte. 2.fverrat. "Treue. Nach der unglcklichen Schlacht bei Jena und Auer-stdt ergaben sich die Festungen Erfurt, Spandau, Magdeburg und viele andere den Franzosen, ohne auch nur einen Schu zu tun. Ungehindert konnte Napoleon in Berlin einziehen. Es war eine Zeit der Schmach und Schande. Nur einige rhmliche Ausnahmen gab es. So wurde die Festung Kolberg von dem tapferen Brger Nettelbeck und den Offizieren Schill und Gneifenau so wacker verteidigt, da sie von den Franzosen nicht genommen werden konnte. Als der Kommandant von Grandenz aufgefordert wurde, sich zu ergeben,

6. Bilder zum Gebrauche beim Geschichtsunterricht in einfachen Volksschulen - S. 40

1885 - Düsseldorf : Schwann
— 40 — 25. Friedrich Wilhelm m. (1797—1840.) 1. Der Krieg von 1806 und 1807. Friedrich Wilhelm Iii. war der Sohn Friedrich Wilhelms Ii. Napoleon hatte ihn wiederholt gekränkt und hintergangen. Deshalb erklärte Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1806 an Frankreich den Krieg. Aber dieser Krieg hatte einen sehr unglücklichen Friedrich Wilhelm Iii. Ausgang. Bei Jena und Auerstädt wurde das preußische Heer am 14. Oktober völlig besiegt und zersprengt. Über 50,000 Mann verlor der König an diesem einen Unglückstage. Am 7. und 8. Februar 1807 saud bei Eilau eine sehr blutige Schlacht statt; der Sieg blieb unentschieden. Aber am 14. Juni errangen die

7. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 243

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Zweiter Abschn. Friedrich Wilhelm Ii. u. erstes Jahrzehnt Friedrich Wilhelms Iii. 243 Wilhelm sich nicht entschließen; solange es eben möglich war, ging er dem Kriege aus dem Wege. Während nun der französische Kaiser am Main gewaltige Streitkräfte sammelte, ließ der König noch zwei Monate bis zur Kriegserklärung verstreichen. Sie erfolgte zu einer Zeit, wo die Feindseligkeiten schon begonnen hatten (9. Oktober 1806). b) Die Streitkräfte. Preußen, das nur von Kursachsen und Sachsen-Weimar unterstützt wurde, stellte etwa 150 000, Napoleon 200 000 Mann ins Feld. Die preußischen Truppen, größtenteils Söldner aus aller Herren Ländern (S. 220), empfanden keine Begeisterung für die Sache, der sie dienten; die Soldaten Napoleons, eine nationale Truppe (Franzosen und Rheinbündler), schwärmten für ihren stets siegreichen Feldherrn. Jene hatten schlechte Gewehre und verstanden sich nur auf die Künste des Exerzierplatzes, diese waren aufs beste bewaffnet und ganz kriegsmäßig ausgebildet. Auch in Bezug auf die Führung war das preußische Heer dem französischen nicht gewachsen. Die preußischen Generale waren mit der neuen Kampfesart nicht vertraut; der Oberbefehlshaber, Karl von Braunschweig, ein Greis von 71 Jahren, hatte seine Unfähigkeit bereits früher bewiesen (S. 235). Das französische Heer besaß dagegen lauter erprobte Generale, unter diesen mehrere kriegserfahrene Marschälle; sein oberster Anführer war einer der größten Feldherren aller Zeiten. c) Das Gefecht bei Saalfeld und die Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Die preußische Vorhut, welche die sächsische Saale hinaufzog, wurde bei Saalfeld von überlegenen Massen angegriffen und geschlagen (10. Oktober). Ihr Führer, Prinz Louis Ferdinand, ein naher Verwandter des Königs, fand einen ehrenvollen Tod. Vier Tage später (14. Oktober 1806) kam es zu der entscheidenden 1806 Schlacht. Der größere Teil des preußischen Heeres stand bei Auerstädt unter dem Herzog von Braunschweig, der kleinere drei Stunden entfernt bei Jena unter dem Fürsten Hohenlohe. Gleichzeitig eröffneten die Marschälle Davout und Bernadotte bei Auerstädt und Napoleon selbst bei Jena frühmorgens den Kampf. Der Herzog von Braunschweig wurde sofort beim Beginne der Schlacht tödlich verwundet und des Augenlichtes beraubt. Daher ging auf diesem Teile des Schlachtfeldes alle Einheit der Leitung verloren. Hohenlohe hatte von vornherein durch eine allzu ausgedehnte Aufstellung seine Kräfte verzettelt. Erst nachmittags gegen 3 Uhr war die Niederlage der Preußen auf beiden Schlachtfeldern entschieden. Ihre Verluste betrugen über 30 000 Mann, unter diesen mehr als 15 000 Gefangene. Mertens. Deutsche Geschichte. Ausg. B. Ii. 6

8. Für die Klassen III - I - S. 239

1913 - Breslau : Hirt
C. Von der Franzsischen Revolution bis zur Gegenwart. 239 3. Geschichte Preuens bis 1866. 1. Bis zum Jahre 1815. a) Friedrich Wilhelm Ii. (17861797) erbte 1791 die Hohen-zollernschen Stammlande Ansbach und Bayreuth und gewann durch seine Teilnahme an der zweiten und der dritten Teilung Polens 1793 Danzig und Thorn sowie die Provinz Posen und 1795 weite polnische Gebiete mit der Hauptstadt Warschau. Seit 1792 beteiligte sich Preußen an einem erfolglosen Kriege gegen Frankreich, von dem es sich aber 1795 durch den Frieden zu Basel zurckzog. Das durch Friedrich den Groen errungene Ansehen Preuens war beim Tode Friedrich Wilhelms Ii. dahin, der ersparte Kriegsschatz aufgezehrt und das Land mit Schulden beladen. b) Friedrich Wilhelm Iii. (17971840) suchte vor allem seinem Lande den Frieden zu erhalten. Als er endlich, von Napoleon gedrngt, zum Schwerte griff, erlitt er die furchtbare Niederlage bei Jena (14. Okt. 1806), und im Frieden zu Tilsit (1807) mute er der die Hlfte seiner Lnder abtreten, unerschwingliche Kriegssteuern zahlen und das ausgesogene Land ein starkes franzsisches Besatzungsheer ernhren. Aber das Unglck legte die Schden im Staats- und Volksleben blo. Durch die Steinschen Reformen erlebte Preußen eine Wieder-geburt. Die Standesunterschiede wurden ausgehoben, die Bauern von der Erbuntertnigkeit befreit und Besitzer der bisher von ihnen bewohnten Hfe. Die Städte erhielten Selbstverwaltung, die Gewerbe durch die Gewerbefreiheit freie Bewegung,- die allgemeine Wehrpflicht erhob den Militrdienst zu einer Ehrenpflicht. Dichter und Denker begeisterten das Volk fr Freiheit und deutsches Wesen, und als dann die Stunde der Befreiung schlug, errangen die preuischen Krieger mit dem Schwert, die Brger Männer und Frauen, Arme und Reiche durch Opferwilligkeit uuverwelklichen Ruhm. Aufgaben. 1. Zeige, wie schwer Preußen heimgesucht wurde! (S. 152ff.) 2. Welche Schden offenbarte die Niederlage bei Jena? (S. 154.) 3. Welche Reformen wurden dadurch veranlat? (S. 154.) 4. Vgl. die abgetretenen Gebiete mit den erworbenen in bezug a) auf ihre Gre, b) auf ihren Wert! (S. 169.) 5. Vgl. die Lage der preuischen Gebiete mit der der sterreichischen! 2. Preußen von 18151866. a) Friedrich Wilhelm Iii. Preußen hatte auf dem Wiener Kon-gre weder die erwnschte Abruuduug seines Gebiets noch die seiner Bedeutung entsprechende Stellung unter den deutschen Staaten erlangt,-auf dem Deutschen Bundestage mute es sich stets der sterreichischen

9. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 324

1887 - Hannover : Meyer
324 147. Preußens Fall. herrlichsten ihr reines, frommes Herz. Als sie mit ihrem Bräutigam in Berlin einzog und ihr von einem weißgekleideten Mädchen ein Myrtenkranz überreicht wurde, beugte sie sich nieder und küßte das junge Mädchen herzhaft. Darob war die Oberhofmeisterin, eine Dame, welche über die strenge Beobachtung der Hofsitte zu wachen hat, starr vor Schreck und ries: „Mein Gott, Königliche Hoheit, das ist ja gegen allen Anstand!" Luise aber sah sie mit ihren großen blauen Augen verwundert an und sprach: „Wie, darf ich das nicht mehr thun?" Bald flogen ihr aller Herzen zu; der Kronprinz aber führte mit feiner Luise ein so liebliches, trautes Leben, daß dieses Ehepaar dem üppigen Hose des Vaters zum beschämenden Vorbilde dienen konnte. Die glücklichsten Tage verlebten der Kronprinz und die Kronprinzessin zu Paretz, einem kleinen Landgute an der Havel, zwei Meilen von Potsdam. Alle Pracht, alle Förmlichkeit war von hier verbannt; wie einfache Landedelleute lebte man inmitten der ländlichen Bevölkerung. Am Erntefeste mischte sich die gnädige Frau von Paretz, wie die Kronprinzessin sich so gern nannte, selbst in die frohen Tänze der Bauernsöhne und -töchter und verteilte große Körbe voll Honigkuchen und Pfeffernüsse an die Kinder. Da liefen ihr dann die ungeduldigen Kleinen nach, ehe einmal die Reihe an sie kam, und riefen: „Frau Königin, mir auch was!" — Als das krouprinzliche Paar 1797 den Thron erbte, brachte es die schlichte Weise von Paretz mit an den Hof. Fromm und einfach wurden auch die Prinzen Friedrich und Wilhelm erzogen. Wo es aber galt wohlzuthun, sparte man nicht. Köstlicher als ihre Gaben waren der Königin freundliche Worte, mit denen sie ihr Thun begleitete. Welcher glücklichen Zeit durfte das preußische Volk unter diesem Königspaar entgegensehen! Ach, gerade jetzt stand eine Zeit tiefster Schmach und Trübsal bevor. 2. Krieg mit Napoleon; Jena und Auerstädt (1806). Friedrich Wilhelm Iii. wünschte seinem Lande den Frieden zu erhalten; aber es war nicht möglich, da Napoleon ihm eine Kränkung nach der andern zufügte. Unter anderm hatte Napoleon ihn genötigt, mehrere preußische Gebiete (Ansbach, Kleve, Neuenbnrg) an Frankreich abzutreten und dafür das den Engländern entrissene Hannover anzunehmen; ein halbes Jahr später aber bot er Hannover, welches ihm gar nicht mehr gehörte. England wieder an. Da erklärte Friedrich Wilhelm dem Treulosen den Krieg (1806). Es war ein gefahrvoller Kampf; Österreich wollte nicht teilnehmen, und die verbündeten Russen waren noch fern, als Napoleon schon mit einem überlegenen Heere heranrückte. Das Schlimmste aber war, daß sich die preußische Armee, weil man nicht mit der Zeit fortgeschritten war, in einem traurigen Zustande befand. Bald hatte Napoleon den 72jährigen preußischen Oberfeldherrn Ferdinand von Braun schweig, der ihm durchaus nicht gewachsen war, umgangen und lieferte ihm gleichzeitig die Schlachten bei Jena und Auerstädt (4 Stunden nördlich von Jena). Napoleon selbst befehligte bei Jena. An beiden Stellen wurden die Preußen gänzlich geschlagen. Ferdinand, der bei Auerstädt kämpfte, wurde gleich beim Beginn der Schlacht durch eine Kugel beider Augen beraubt. Er hoffte in seiner Hauptstadt Braunschweig in Frieden sterben zu können; jedoch erbarmungslos vertrieb ihn Napoleon, indem er ihn

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 73

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 73 — gehen konnte; ich schlug mich mit einer Muskete*) in der Hand mit den letzten Musketieren durch. Ich hatte viel Glück. Der linke Flügel, den ich dirigierte2), siegte, und nur erst als der rechte geschlagen, und der Feind dem linken in den Rücken kam, wurde der linke gezwungen, sich zurückzuziehen. Das schlechte Betragen mehrerer Kavallerie-Regimenter, die Konfusion 3) im Kommando, das Zurückhalten des Reserve-Korps^), 2/g der Armee unter Kalkreuth, entzog uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei dem König, als ich aus der Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten. Seit dieser Zeit hielt ich mich an den Mann, mit dem ich glaubte etwas ausrichten zu können, den General v. Blücher. Wir haben die Arrieregarde 21 Tage gemacht, eine Menge Gefechte geliefert und die meisten glücklich, siud aber nicht über die Oder gekommen, weil wir 3 Tagemärsche zurück waren. Diesen Brief endige ich in Lübeck, ich fing ihn an in Gade-bufch . . . Adieu, mein bester Sohn. v. Scharnhorst. 35. Nach der Schlacht bei Jena. Am Teige nach der Schlacht bei Jena ergab sich Erfurt, damals noch eine starke Festung, ohne Kamps an die Franzosen; bald darauf Spaudau, ohne einen Schuß zu thun. Vor Stettin kamen 800 Reiter Murats, des Schwagers Napoleons, an. Sie flößten dem einundachtzigjähngen Kommandanten solche Angst ein, daß er ihnen die gewaltige Festung übergab. Der Kommandant von Küstrin hatte kurz zuvor Friedrich Wilhelm dem Iii. versichert: „Eure Majestät können mich mit dem Degen, den Sie *) Soldatenflinte. *) führte. 3) Verwirrung. *) der für unvorhergesehene Fälle aufgesparten Truppen.

11. Teil 2 - S. 191

1910 - Hannover : Helwing
191 abgewiesen. Der König wünschte in jenen furchtbaren Kriegsläufen vor allem, seinemlande den Frieden zu erhalten; darunr trat er nicht zur rechten Zeit in den Kampf gegen Napoleon ein. Das wurde Preußens Verderben. Napoleon aber höhnte: „Der preußische Hof ist ebenso falsch wie dumm", als Preußen auch 1805 trotz alles Drängens seines Volkes und seines Heeres ruhig zugesehen hatte, wie der Korse Österreich und Rußland zu Boden schmetterte (f. S. 187, 1). 2. Wie Friedrich Wilhelm zum Kampf mit Napoleon ge- drängt wurde. Napoleon war es natürlich sehr angenehm, daß Preußen ruhig und allein blieb; darum heuchelte er eine Zeitlang Freundschaft für König Friedrich Wilhelm. Jur Jahre 1805 gab er sogar — wie wir wissen — das Kurfürstentum Hannover an Preußen. Dadurch verfeindete er natürlich Preußen mit England. Dieses nahm nun alle preußischen Handels- schiffe weg, deren es nur habhaft werden konnte, und vernichtete dadurch Preußens Seehandel. Als Preußen nun ganz vereinsamt dastand, warf Napoleon die Maske ab. Er nahm Preußen ohne weiteres die Festung Wesel weg und schlug sie zu Frankreich. Dazu bot er England, um zunr Frieden mit ihm zu kommen, Hannover wieder an, das er vor kurzem erst an Preußen abgetreten hatte. Da endlich befahl Friedrich Wilhelm, tief empört über Napoleons Treulosigkeit, daß Preußens Heer mobil gemacht werde. 3. Preußens Niederlage bei Jena und Auerstädt (1806). Sobald Napoleon von Preußens Rüstungen Kunde erhalten hatte, ließ er ohne Säumen 150 000 Mann seiner Truppen, die noch in Süddeutschland standen, zusammenziehen und auf den Main losmarschieren. Dann ging er selbst zur Armee, überschritt den Main und marschierte am rechten Ufer der Saale dem Feinde entgegen. Preußens Streitmacht war in 3 Ab- teilungen getrennt. Der tapfere Prinz Louis Ferdinand stand mit der Vorhut bei Saalseld, Prinz vonhohenlohe mit der einen Hauptabteilung bei Jena, der Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig mit der andern bei A u e r st ä d t. Napoleon schickte zuerst einen Marschall gegen die Vorhut der Preußen. Prinz Louis Ferdinand füllt im Kampfe; seine Truppen werden zurück- geworfen. Wenige Tage später greift der Kaiser selber das Hauptheer bei Jena an. Nach tapferem Kampfe wird es geschlagen und zieht sich auf die Armee des Erbprinzen zurück. Man weiß nichts davon, daß der Marschall Davout diese am selben Tage bei Auerstädt angegriffen und in die Flucht getrieben hat. Bei Weimar prallten die fliehenden preußischen Heerhaufen aufeinander.

12. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 262

1897 - Breslau : Handel
262 D. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Schlacht bei Jena hatte denn auch bewiesen, daß die nur durch Furcht vor Strafe zusammengehaltenen Massen zerrannen, sowie der Zwang nachließ. Gleich nach dem Friedensschlüsse begann Friedrich Wilhelm die Neugestaltung des durch den Krieg vernichteten Heeres. Der General von Scharnhorst war hierbei sein vorzüglichster Gehilfe. Als Sohn eines hannoverschen Gutspächters geboren, hatte derselbe seine Ausbildung in der Kriegsschule zu Wilhelmstein (im Steinhnder Meer) erhalten und war hannoverscher Offizier geworden, später aber in den Dienst Preußens getreten, wo er in den Adelstand erhoben wurde und im Kriege gegen Napoleon Gelegenheit zur Auszeichnung erhielt. Die Heeresreorganisation machte den Militärdienst zu einer patriotischen Pflicht eines jeden Staatsbürgers. Alles Werben von Soldaten hörte nämlich fortan auf, und das Heer bestand nur aus ausgehobenen Inländern; die Dienstpflicht wurde allgemein, und kein Stand, kein Ort war von derselben ausgenommen. Des Königs Rock zu tragen, sollte als Ehre für jedermann gelten, ganz gleich, ob seine Wiege im Palaste oder in der Hütte gestanden hatte. Nicht mehr die Furcht vor Strafe, sondern der Ehrtrieb sollte nächst der Vaterlandsliebe der Ansporn für den Soldaten sein. Alle grausamen und entehrenden Strafen kamen deshalb in Wegfall; körperliche Züchtigung ist seither im preußischen Heere nur bei denen zulässig, die bereits wegen entehrender Verbrechen in eine besondere Strasklasse versetzt worden sind. Die Offizierstellen wurden jedem zugänglich. Der König ordnete über ihre Besetzung folgendes an: „Einen Anspruch auf Offizierstellen sollen von nun an in Friedenszeiten nur Kenntnisse und Bildung gewähren, in Kriegszeiten ausgezeichnete Tapferkeit und Überblick. Aus der ganzen Nation können daher alle Individuen, die diese Eigenschaften besitzen, auf die höchsten Ehrenstellen im Militär Anspruch machen. Aller bisher stattgehabter Vorzug des Standes hört beim Militär ganz auf, und ein jeder hat, ohne Rücksicht auf seine Herkunft, gleiche Rechte und gleiche Pflichten." Die von Napoleon festgesetzte Beschränkung des preußischen Heeres auf 42 000 Mann vermochte nach Durchführung der Reorganisation die Schöpfung einer starken Truppenmacht nicht mehr zu hindern. Während der Werbling in der Regel bei der Fahne gehalten worden war, so lange er dienstfähig blieb, wurden jetzt die Landeskinder, sobald ihre militärische Ausbildung vollendet war, in die Heimat entlassen, und es ward so Platz zur Einziehung neuer Rekruten gewonnen. Bei einem Teile der Ausgehobenen, den „Krümpern", dauerte die Einübung sogar nur einige Wochen. Waren sie auch nur notdürftig ausgebildet, so machte doch gerade das Krümpersystem es möglich, daß schon nach wenigen Jahren in Preußen 150 000 waffenkundige Männer bereit standen, auf den Ruf des Königs nnter seine Fahnen zu treten.

13. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 229

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Neubau Preuens. 229 dem erschtternden Eindruck des Zusammensturzes des angestammten Vater-landes eine tiefgehende Wandlung erfahren. Freiherr Karl vom und zum Stein stammte aus einem reichs-Stein, ritterlichen Geschlecht. Er war zu Nassau an der Lchn geboren; unweit der Ruine seiner Stammburg schaut heute von einem Bergvorsprung sein Denk-mal ins Tal hinab. Er war unter Friedrich dem Groen in den preuischen Verwaltungsdienst getreten und zuerst im Bergwesen angestellt worden. Darauf war er allmhlich zur Stellung eines Oberprsidenten der west-flischen Landesteile und zu der eines Ministers emporgestiegen. Als solcher war er nach der Schlacht bei Jena nicht in Berlin geblieben, wie viele seiner Amtsgenossen, die ohne Bedenken unter Napoleon ihr Amt fortfhrten; er hatte die Staatskassen nach Ostpreuen gerettet und war dem König selbst dorthin gefolgt. Dann hatte er infolge eines Zerwrfnisses mit dem König seinen-Abschied erhalten. Nach dem Tilsiter Frieden aber berief ihn Friedrich Wilhelm zurck und bertrug ihm die oberste Staatsleitung. Er war ein stolzer, hochsinniger, idealgerichteter Charakter, von gewaltiger Kraft des Willens, von tiefer, echter Frmmigkeit, ganz deutsch gesinnt und ganz erfllt von dem Glauben an sein Volk. Als er an die Spitze der preuischen Regierung trat, war sein Streben aus das Hchste gerichtet: nicht nur die Formen der Verwaltung, sondern den Geist der Bevlkerung wollte er um-wandeln, sie mit dem Geiste der Vaterlandsliebe, mit dem Bewut-sein ihrer Pflichten gegen den Staat erfllen, in ihr das Gefhl der politischen Verantwortlichkeit wecken. Das alte Preußen, in dem Gehorsam die einzige Pflicht der Untertanen gewesen war, sollte zu Grabe gehen; ein neues Preußen sollte entstehen, getragen von der Opser-Willigkeit, der verstndnisvollen Mitarbeit, dem Gemeingeist der Brger. Die erste Reform, die unter seiner Leitung durchgefhrt wurde, war die Befreiung der Bauern. Die Bauern waren in Preußen wie in den Befreiung . -r v der Bauern. meisten anderen deutschen Staaten nicht frei, sondern standen in einem Unter-tnigkeitsverhltnis zum Gutsherrn; sie waren ferner nicht Eigentmer ihres Hofes, sondern der Gutsherr galt als Obereigentmer; sie waren endlich verpflichtet, auf dem Gutshofe Frondienste zu leisten. Schon seit seiner Thronbesteigung war König Friedrich Wilhelm Iii. bemht gewesen ihre Verhltnisse zu bessern. Jetzt wurde durch ein Edikt die Gutsuntertnigkeit aufgehoben. Mit dem Martinitage 1810", sagte das Edikt, hrt alle Gutsuntertnigkeit in unsern smtlichen Staaten auf. Nach dem Martini-tage 1810 gibt es nur freie Leute." Durch dasselbe Edikt wurden die wirtschaftlichen Schranken, l"!Ke8 7 ' der standischen bte bisher unter den Stnden bestanden hatten, aufgehoben. Nach dem.,..^-

14. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 340

1912 - Habelschwerdt : Franke
340 entschlo sich Friedrich Wilhelm Iii. endlich, das Heer kriegsbereit zu machen. Da Preußen in den vorhergegangenen Kriegen neutral geblieben war, fand es jetzt wenig Bundesgenossen. Nur Sachsen und Weimar schlssen sich ihm an; Rußland versprach Hilfe zu senden. Friedrich Wilhelm Iii. forderte von Napoleon noch durch ein Ultimatum die Rumung Sddeutschlands und die Zulassung der Grndung eines Norddeutschen Bundes. Whrend der König aber auf Antwort wartete, zog Napoleon schon in Nordbayern Truppen zusammen. 3. Die Schlacht bei Jena und Auerstdt. Friedrich Wil-Helm Iii. hatte den Oberbefehl der das Heer dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig bertragen. Dieser war schon 71 Jahre alt und konnte sich zu einem tatkrftigen Vorgehen nicht entschlieen. Bald zu Beginn des Krieges machte Preußen den Fehler, nicht die ganze Armee auf Kriegsfu zu stellen. Nur 130000 Mann rckten in drei Abteilungen nach Thringen vor. Die Armee bewegte sich langsam vorwrts und wurde von einem unbersehbaren Tro begleitet. Die Verpflegung und Aus-rstung, besonders die Gewehre, waren schlecht. Die Hauptarmee (50 000 Mann) sammelte sich unter dem Herzog von Braunschweig bei Naumburg an der Saale. Die zweite Armee (42 000 Mann) rckte unter dem Fürsten zu Hohenlohe-Jngelfingen ins Saaletal vor. Eine Reservearmee stand bei Halle. Infolge des langsamen Borrckens der Preußen konnte Napoleon seine Truppenmacht in Nordbayern auf 200 000 Mann verstrken. Dieses Heer wurde nur von einem Willen geleitet, von erprobten Fhrern befehligt und bestand aus verhltnismig selbstndigen Armeekorps, von denen jedes alle Truppengattungen umfate. Whrend die Preußen an der alten Lineartaktik (S 289) festhielten, hatte Napoleon die zerstreute Fechtart oder Tirailleurtaktik ausgebildet, die an die Tchtigkeit jedes einzelnen Soldaten erhhte Anforderungen stellt. Die schwerfllige, die freie Bewegung hindernde Magazinverpflegung hatte er durch das Requisition^ System * ersetzt. Anfang Oktober rckte Napoleon mit drei Armeen nach Norden vor. Am 10. Oktober schlugen die Franzosen die preuische Vorhut bei Saalfeld. Hier fiel nach heldenmtiger Gegenwehr der Prinz Droysen, Preußen vor dem unglcklichen Kriege 1806. Die Schlacht bei Jena. Atzler, Qu. u. L. H. Nr. 74 u. 75. * Das Requisitionssystem (von requirere = aufsuchen, fordern) besteht darin, da die Lebensmittel von den Landesbewohnern beschafft werden mssen, die darber Empfangsbescheinigungen und dadurch ein Anrecht auf Vergtung nach dem Kriege erhalten.

15. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 280

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 280 so daß Preußen von beiden Seiten der Falschheit beschuldigt wurde. Haugwitz ließ sich nach dem Anschlüsse Friedrich Wilhelms Iii. an die Verbündeten so lange mit leeren Versprechungen hinhalten, bis Napoleon die Russen und Österreicher bei Austerlitz (am 2. Dezember 1805) besiegt hatte. Nun schloß Haugwitz den Vertrag zu Schönbrunn, in welchem Preußen gegen die Abtretung der genannten Länder Hannover erhielt mit der Verpflichtung, die Engländer von den Häfen der Nordsee auszuschließen. Dadurch wurde Preußen mit England verfeindet, konnte aber nicht anders handeln, weil es allein dem übermächtigen Napoleon gegenüberstand. 2. Der Nusdruch des Krieges 1806. Napoleon zürnte Preußen, weil es sich 1805 seinen Feinden angeschlossen hatte, und er behandelte es verächtlich, weil die preußischen Minister sich den Machtsprüchen Napoleons fügten. Er ließ einige preußische Gebiete am Rhein wegnehmen und wollte Hannover wieder an England abtreten. Jetzt endlich entschloß sich Friedrich Wilhelm Iii. zum Kriege. Im August 1806 wurde das preußische Heer auf Kriegsfuß gesetzt. Die Nachricht hiervon ward in Berlin mit Begeisterung aufgenommen. Brausender Jubel ertönte im Theater, als von der Bühne die Worte (der Jungfrau von Orleans) erschallten: „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht Ihr alles freudig setzt an ihre Ehre!" Nur wenige scharfblickende Männer erwarteten mit Bangen die Zukunft. Tapfere Krieger, wie Prinz Louis Ferdinand, Blücher, Scharnhorst wußten, daß das preußische Heer für den Krieg schlecht vorbereitet war. Die Anführer und höheren Offiziere waren alt und genossen bei den Soldaten wenig Vertrauen; ein großer Teil der Soldaten war ebenfalls alt und nur für die Parade abgerichtet; dabei waren die Soldaten schlecht bekleidet, schlecht genährt und schlecht bewaffnet. Von Anfang an zeigte sich beim preußischen Heere Unentschlossenheit und Zögern, beim französischen Kühnheit und rasches Vorgehen. ^ Nach langem Beraten zogen die Preußen nach Thüringen, um in der Gegend von Weimar und Jena die Franzosen zu erwarten. Napoleon rückte in Eilmärschen mit einem an Zahl überlegenen Heere heran. Am 10. Oktober kam es bei Saalfeld zu einem Gefechte, in welchem der tapfere Prinz Louis Ferdinand fein Leben verlor und die Vorhut des preußischen Heeres geschlagen wurde. 3. Die Schlachten bei Jena und Auerftädt (14 Oktober 1806). Der Oberbefehlshaber des preußischen Heeres, Herzog Karl Wilhelm von Braunschweig, hatte die Armee geteilt. Der Hauptteil, bei welchem sich auch der König befand, stand bei Auerftädt, der andere Teil, der vom Fürsten Hohenlohe befehligt wurde, war auf den Bergen zwischen Jena und Weimar zurückgeblieben. Leider hatte man versäumt, den wichtigsten und höchsten Punkt, den Landgrafenberg, zu besetzen. Napoleon bemerkte sofort diesen Fehler. Er bestieg selbst den Berg, ließ einzelne

16. Bilder aus der vaterländischen, besonders aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 45

1912 - Münster i.W. : Schöningh
45 sichtsloser Weise verletzte er den Frieden und reizte fast alle Völker Euro-pas zum Kriege. Preuens Demtigung. Unter Napoleons unersttlichem Ehrgeiz und seiner Anmaung hatte auch Preußen schwer zu leiden. Ohne Er-laubnis zog er mit seinem Heere durch preuisches Land und nahm preu-isches Gebiet mit Gewalt in Besitz. Da Napoleon den König von Preußen berhaupt auf jede Weise zu krnken suchte, mute Friedrich Wilhelm den Franzosen den Krieg erklären (1806). Napoleon I. Jena und Auersldt. Aber die Kriegstchtigkeit des preuischen Heeres war nicht auf der Hhe geblieben; die Heerfhrer waren alt und ohne ausreichende Erfahrung in der Fhrung des Krieges. Ihnen stand Napoleon als ein groer Feldherr nebst seinen Generalen gegenber, welche in den verschiedenen Kriegen viel gelernt hatten. berdies besaen die Franzosen ein bedeutend greres und kriegsgebteres Heer, das mit abgttischer Verehrung an Napoleon hing. Bei Jena und A u e r st d t kam es 1806 zu einer Doppelschlacht. Die Preußen wurden vollstndig geschlagen und zersprengt. Die Trmmer des Heeres muten sich schlielich fast alle ergeben.

17. Bilder aus der preussischen Geschichte nach d. Allerh. Bestimmungen für einfache Schulverhältn. nebst Stoffverzeichn. - S. 39

1899 - Breslau : Hirt
§ 11. Friedrich Wilhelm Iii. 39 Unglück über Preußen. In der Doppelschlacht bei Jena (an der Saale) und Auerstädt (nördlich von Jena) wurden die Preußen 1806 besiegt und zer- streuten sich nach allen Richtungen. Nach wenigen Tagen waren die Franzosen in Berlin. Friedrich Wilhelm war mit seiner Familie nach Königsberg und später nach Memel geflohen. Schlimmer als die Niederlage der Preußen bei Jena und Auerstädt war die allgemeine Verzweiflung. Unfähige Befehlshaber übergaben den Franzosen die Festungen des Landes. Nur wenige blieben dem Könige erhalten. In Pommern hielt sich Kolberg, in Westpreußen Grandenz, in Schlesien Kosel und Silberberg. Auch Danzig hielt eine lange Belagerung aus, mußte sich aber zuletzt ergeben. 3. Der Friede zu Tilsit. Im Jahre 1807 nahmen auch die Russen an dem Kriege gegen Napoleon teil. Aber das russisch-preußische Heer wurde bei Friedlaud (in Ostpreußen an der Alle) von Napoleon besiegt. Zu Tilsit (an der Memel) wurde mit Preußen der Friede geschlossen. Die Bedingungen desselben waren sehr hart. Der König mußte nämlich: 1. viele Millionen Mark Kriegskosten zahlen, 2. er verlor alle Länder westlich von der Elbe bis zum Rhein, 3. er durfte nur ein Heer von 42000 Mann halten, 4. bis zur Bezahlung der Kriegsschuld blieb ein großes Franzosenheer in Preußen und mußte auf Kosten der Einwohner unterhalten werden. A. Bestrebungen für die Iviedererhebung ^reußen?^ 1. Bezahlung der Kriegsschuld. Um die Kriegsschuld zu bezahlen, führte der König die größte Sparsamkeit ein. Er lebte in Memel wie ein Bürger in einfachen Zimmern. Das Mittagessen war in manchen bürgerlichen Familien besser als die Mittagstafel des Königs. Es gab Tage in Memel, wo nur das Alleruotwendigste angeschafft werden konnte. Das goldene Tafelgeschirr, das Erbstück seiner Vorfahren, verkaufte der König, um einen Teil der Kriegs- steuer an Frankreich zu bezahlen. 2. Aufhebung der Gutsunterthänigkeit. An die Spitze der Staatsver- waltung trat der Freiherr vom Stein und verbefferte mit dem Könige die Lage des Landvolkes durch Aufhebung der Gutsunterthänigkeit. Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren nämlich die Bauern den Gutsherren erbuuterthäuig, d. h. sie durften das Gut, auf dem sie ge- boren waren, nicht verlassen. Der Acker, den die Bauern bebauten, gehörte ihnen nicht als freies Eigentum, sondern einem Gutsherrn. Für die Be- nutzuug des Ackers mußten sie ihrem Gutsherrn Getreide, Gemüse, Butter u. s. w. liefern und schwere Dienste leisten. Die Kinder der Bauern durften ohne Erlaubnis des Gutsherrn nicht in fremde Dienste treten, ihre Töchter ohne Genehmigung des Gutsherrn nicht heiraten.

18. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen sächsischer Realschulen und verwandter Lehranstalten - S. 134

1915 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
134 Aus der Napoleonischen Zeit. alten Seemann Joachim Nettelbeck alle feindlichen Strme ab, und in Graudenz dachte der tapfre Generat Courbisre keineswegs an Er-gebung. Wenn auch Friedrich Wilhelm Iii. nicht mehr König von Preußen sei, in Graudenz sei er noch König, lie er den Franzosen sagen. Bis der die Weichsel rckte Napoleon siegreich vor. Endlich mute Friedrich Wilhelm Iii. in den schimpflichen Frieden zu Tilsit willigen. Die Hlfte seines Landes wurde ihm genommen, dazu mute er hohe Kriegskosten bezahlen. Den schsischen Kurfrsten, dessen Soldaten bei Jena tapfer neben den Preußen gefochten hatten, lockte Napoleon auf seine Seite, schenkte ihm preuisches Land und verlieh ihm den Knigstitel. Franzsische Soldaten blieben noch lange im Lande. Sie wohnten bei den Brgern und Bauern, erpreten von ihnen viel Geld, oerlangten die besten Bissen und behandelten die Einwohner aufs schndlichste. Wer es wagte, die Franzosen und ihren Kaiser zu schmhen, der wurde ins Gefngnis geworfen oder gar erschossen. Da wurde der grimmige Ha gegen die Eindringlinge in den Preuenherzen nur grer. * Am meisten litt die edle Knigin Luise unter dem Unglck des Vaterlandes. Die Knigin luf die Schreckenskunde von Jena flchtete sie mit ihrem Gemahl nach Ostpreuen. In Knigsberg berkam sie schwere Krankheit, trotzdem lie sie sich weiter bringen; denn Napoleon rckte heran. Ich will lieber in die Hnde Gottes als dieses Menschen fallen", erklrte sie. Bei Sturm und Schneegestber wurde die hohe Kranke, in Betten eingehllt, in einem Wagen fortgebracht; nachts dienten ihr elende Htten am Wege als Her-bergen. Endlich wurde Memel erreicht, wo sie langsam genas. Noch stand ihr das Schlimmste bevor: der König bat sie, bei Napoleon Frbitte fr Preußen einzulegen. Aus Liebe zum Vaterlande tat sie den schweren Schritt. In Tilsit hatte sie mit dem Eroberer eine Unterredung. Napoleon war hflich zu ihr, er lud sie auch zu Gaste; doch gegen ihre Bitten blieb er taub. Mit den Worten: Sie haben mich grausam getuscht", ging die gekrnkte Knigin von dannen. Auf ihre Anregung berief nunmehr der König tchtige Männer an Stein, hie Spitze des Staates. Da wurde der tatkrftige Freiherr vom Stein Gneisen?' der erste Ratgeber des Herrschers. Bald wurden den Brgern und Bauern des Landes viele Rechte und Freiheiten verliehen. Sie lernten dadurch ihr Vaterland lieben und sahen ein, da sie Gut und Blut dafr einsetzen muten.

19. Das erste Geschichtsbuch - S. 32

1892 - Gera : Hofmann
— 32 — „Noch eine große Hand voll Gold für die Armen!" antwortete sie. „Wie groß?" forschte der König. „So groß wie das Herz des besten Königs!" war ihre Antwort, und sie erhielt, was sie wünschte, um viele zu beglücken. Beide Ehegatten waren ein Herz und eine Seele. Am liebsten waren sie auf ihrem Landgute Paretz bei Potsdam. Hier lebten sie einfach und schlicht. Als sich Friedrich Wilhelm ein Hans bauen ließ, mahnte er den Baumeister zur Sparsamkeit mit den Worten: „Nur immer bedenken, daß Sie für einen armen Gutsbesitzer bauen!" Ernannte sich am liebsten den „Schulzen" und seine Gemahlin die „gnädige Frau" von Paretz. Herzlich und ungezwungen verkehrten sie mit den schlichten Landleuten und teilten mit ihnen Freud und Leid. Bei Märkten kaufte die Kronprinzessin Luise den Kindern kleine Geschenke. Alle drängten sich nun um sie und riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" Das Familienleben des hohen Paares war ein Muster für das ganze Land. 5. Friedrich Wilhelm Iii. bestieg 1797 den Thron. Er war ein großer, stattlicher Mann, einfach in der Kleidung und Lebensweise. Richtig beurteilte er Menschen und Dinge, aber ungern redete er öffentlich, und nur langsam entschloß er sich in wichtigen Fragen. Gegen Arme war er mild und freundlich, gegen alle gerecht, in Trübsal geduldig und standhaft. In den Regierungsgeschäften war er fleißig, gewissenhaft und gerecht. Gewissenlose Beamte entließ er. Ordnung, Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit brachte er wieder in die Verwaltung. Mit Rat und That war die Königin Luise seine treue Helferin. Sie war ein Engel der Hilfe für alle Armen und Unglücklichen. Aber es waren damals schwere, böse Zeiten. In Frankreich hatte sich ein gewaltiger Kriegsheld an die Spitze gestellt. Er hieß Napoleon Bonaparte und war ein Advokatensohn von der Insel Korsika. Er eilte von Sieg zu Sieg, unterwarf ein Land nach dem andern und setzte sich endlich die Kaiserkrone auf. Frankreich hatte schon alles Land bis an den Rhein eingenommen. Aber damit war Napoleon noch nicht zufrieden. Er vereinigte viele deutsche Fürsten unter seinem Schutze zu dem sogenannten Rheinbünde, besiegte Österreich 1805 bei Austerlitz und nötigte den Kaiser, die deutsche Krone 1806 niederzulegen. Von da an bis 1871 gab es keinen deutschen Kaiser und kein Deutsches Reich mehr. Friedrich Wilhelm Iii. liebte den Frieden und wollte seinem Volke die Leiden des Krieges ersparen. Darum schloß er sich dem Bunde gegen Napoleon nicht an, wie sehr ihn auch seine Gattin und viele Vaterlandsfreunde baten. Aber gerade auf Preußen hatte es Napoleon abgesehen. Er kränkte und reizte den König so lange, bis ihm dieser endlich den Krieg erklärte. 6. Er verlor sein halbes Reich durch die Schlacht bei Jena 1806 und den Frieden von Tilsit 1807. Wie der Blitz erschien Napoleon in Thüringen und griff die Preußen bei Jena im Herbste

20. Der deutsche Krieg von 1866 - S. 48

1867 - Berlin : Kastner
48 Königsgeschlechts schuldlos war? Er fiel — das göttliche Gebot hat seine Geltung für Könige wie für Knechte! — um der Missethat der Väter willen. Der Abgrund der Revolution hatte ein Königshaupt verschlungen, aus dem Abgrunde stieg ein Kaiserhaupt empor. Napoleon machte sich zum Herrn der Bewegung, es schien, als habe der Geist, der ihn trieb, ihm das Wort zugernfen, mit dem Macbeth von den Hexen zu Gewalt- thaten angetrieben ward: „Sei blutig, kühn und frech!" — Er lenkte die entfesselten Volksgewalten nach außen und begann alsbald unter dein Scheine der Freiheit das Werk der Unterjochung der Nachbarvölker. Seine Kriegsthaten nrtb seine Verheißungen blendeten; bald genug aber sollten cs die von ihm „befreiten" Völker erfahren, daß er ihnen, indem er sie von manchen ans der Fendalzeit stammenden Einrichtungen befreite, hänfene Stricke abnahm, um ihnen hinterher Ketten anzulegen. Auch Preußen erlag bei Jena dem Ansturm des gewal- tigen Schlachtenmeisters. Friedrich der Einzige rnhete im Grabe, Friedrich Wil- helm Iii. hatte, als das Unheil an das Land herantrat, den Thron Preußens inne. Die Größe dieses Königs lag aut einem andern Gebiete als auf dem der kriegerischen Thätigkeit. Unter seinem Vater (Friedrich Wilhelm Ii.) mar ein verderblicher Hauch französischen Wesens über die vornehme Welt und den Bürgerstand des Landes gekommen; die Sittlichkeit des Volkes hatte Schaden gelitten. Da wahre Größe in den höheren Regionen nicht gepflegt ward, suchte man durch Flitter den Mangel zu verbergen. Und doch, welch eine einfache, wahrhafte, biederherzige Königs-