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1895 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Landeskunde. 81
der Weichsel. — Dirschau, an der Weichsel im fruchtbaren „Werder" gelegen;
berühmte Eisenbahnbrücke. — Marienburg, einstmalige alte Hst. des deutschen
Ordens, mit berühmtem Ordensschlosse. — Elbing, am schiffbaren Elbingfluß, größte
Stadt im Gebiete der preußischen Seenplatte, treibt Flußschiffahrt und Handel;
Fabrikation der berühmten Torpedoboote.
e) In Pommern: Köslin, Rbz.-Hst. in Hinterpommern. — Greifswald,
Universitätsstadt.
d) In Mecklenburg: Neu-S'trelitz, Hst. vom Großherzogtum M.-St. —
Schwerin, Hst. des Großherzogtums M.-Sch., am Schweriner ^>ee.
e) In Schleswig-Hol st ein: Schleswig, Rbz.-Hst. an der tief ins Land
eindringenden Schlei. Flensburg, sehr rege Handels- und Fabrikstadt.
Z. Die breite Thalmulde zwischen den beiden Landrücken erstreckt
sich von der Weichsel über die Elbe hinaus. Eigentümlich sind derselben die
sumpfigen Niederungen der Flüsse, die Brüche, welche durch künstliche Eut-
Wässerung im Laufe der Zeit größtenteils in fruchtbare, ergiebige Acker- und
Weidelaudschaftcn verwandelt worden sind. Als solche sind zu nennen: das
Netzebrnch, das Warthe- und Oderbruch, der Spreewald, das
Havelluch. Die Fruchtbarkeit des höher gelegenen Bodens wird durch
dürre Sandflächen sehr beeinträchtigt, welche nicht selten mit großen Kiefern-
Wäldern bestanden sind.
Die Bewässerung des Gebietes erfolgt durch die Oder mit der
Warthe, welcher rechts die Netze zufließt, und durch die Havel mit der
Spree. Die Wasserscheide zwischen Weichsel- und Odergebiet durchschneidet
der Bromberger Kanal, welcher Brahe und Netze verbindet; Oder
und Spree sind durch den Friedrich - Wilhelms-Kanal, Oder und
Havel durch den Finow-Kanal und Havel und Elbe durch den Plaueschen-
Kanal verbunden.
In Posen: Posen, Hst. der Provinz, Festung ersten Ranges. — Bromberg,
Rbz.-Hst. an der Brahe und dem Bromberger Kanal; lebhafte Flußschiffahrt, Holz-
und Getreidehandel. — Gnesen, alte sagenreiche Krönungsstadt der ehemaligen
polnischen Könige. — Schneidemühl, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.
In Brandenburg: Berlin, l8/4 Mill. E., Hst. Preußens und des Deutschen
Reichs, in der Mitte des preußischen Staates an der Spree gelegen. Seine Bedeutung
und Größe verdankt Berlin der günstigen Lage inmitten des deutschen Tieflandes, der
Gunst _ des prenß. Königshauses und dem Umstände, daß es seit 2 Jahrzehnten
Hauptstadt des Reichs ist. Es ist der Hanptsik der deutschen Wissenschaft
(größte Universität) und Kunst, bedeutendste Industriestadt des Reiches, der
wichtigste Eisenbahnknotenpunkt mit lebhaftem Fernverkehr bis weit über die
Reichsgrenzen hinaus, reich an historischen, ^wissenschaftlichen und Knnst-Sehens-
Würdigkeiten. Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die Siegessäule, das
königl. Schloß, das Zeughaus. Die schönste Straße ist die „Unter den
Linden." Ein Spaziergang durch den schönen, schattigen Tiergarten führt uns
nach Eharlonenburg, reich an Villen und prächtigen Gartenanlagen. —
Spandau, Festung an der Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt
durch seine Gewehrfabriken und Geschützgießereien/ — Potsdam, Rbz.-Hst., zweite
Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in schöner Umgebung
gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg u. a. — Frankfurt a. O., Rbz.-Hst. an
der großen westöstlichen Verkehrslinie. — Küstrin, starke Festung an der Warthe-
Mündung.
In Sachsen: Magdeburg, Hst. der Provinz, große Festung am Elbübergange
der großen westöstlichen Verkehrsstraße, bedeutende Handels- und Industriestadt, größter
Zuckermarkt Deutschlands. — Wittenberg, unweit der Elbe, Wiegenstätte der
Reformation. — Torgau, alte Elbfestung. — Staßfurt a. d. Bode, größtes Salz-
bergwerk Deutschlands.
Im Herzogtum Anhalt: Dessau, Hst. a. d. Mulde.
Tromnau, Schulgeographie I. ß
1899 -
Schleswig
: Bergas
- Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Taubstummenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Weiter versandt. Memel ist die nördlichste Stadt Preußens und liegt am
Memeler Tief. Letzteres verbindet das knrische Haff mit der Ostsee. Die
preußische Königsfamilie floh 1807 vor Napoleon I. nach Memel. Das
knrische .Haff ist durch die knrische Nehrung von der Ostsee getrennt. Die
knrische Nehrung besteht ans lauter Sanddünen. Die Bewohner derselben
ernähren sich hauptsächlich vom Fischfänge. An der Küste des S amland es
(zwischen dem frischen und dem knrischen Haffe) wird viel Bernstein gefunden.
4. Der Hanptfluß Ostpreußens ist der Pregel. Er entsteht ans
3 Quellflüssen und mündet in das frische Haff. Nahe an der Mündung
des Pregel liegt die Hanpstadt Königsberg (170 T. E.). Mitten in der
Stadt befindet sich das Königliche Schloß mit der Schloßkirche. In dieser
wurde im Jahre 1701 der erste preußische König Friedrich I. gekrönt. Königs-
berg hat eine Universität. Weil die Stadt nicht weit von der russischen
Grenze liegt, ist sie zu einer sehr starken Festung gemacht worden. Königsberg
hat große Schiffahrt und treibt bedeutenden Handel mit Holz und Getreide.
o. Die Provinz Posen. (29 T- (sinn, fast 1,8 Mll. E.)
1. Die Provinz Posen ist eine Ebene, welche zu beiden Seiten der
Warthe liegt. Früher war das Land wenig fruchtbar und zum großen
Teil mit Wald und Sumpf bedeckt. Durch zahlreiche kleine Kanäle hat man
die Sümpfe entwässert und dadurch viel fruchtbares Land gewonnen. In
den großen Wäldern ist viel Wild.
2. Ein Zufluß zur Warthe ist die Netze. Die Netze und die Brahe,
ein Ndenfluß der Weichsel, sind durch den Bromberger Kanal verbunden
und somit auch Oder und Weichsel. Am Bromberger Kanal liegt Brom-
berg. Es hat bedeutende Schiffahrt und großen Getreidehandel. Die Haupt-
stadt Posen (70 T. E.) liegt in der Mitte der Provinz an der Warthe.
Sie ist eine starke Festung. Posen treibt bedeutenden Handel mit Rußland.
Östlich von Posen finden wir die alte polnische Stadt Gnesen. Im süd-
lichen Teile der Provinz wird viel Schweinezucht getrieben.
3. Die Hälfte der Bewohner Posens besteht ans Polen. Die Guts-
besitzer und kleineren Bauern sind vielfach Deutsche. Die Kaufleute und
Gastwirte sind meistens Juden. -— Früher waren in Posen wenig Schulen.
Nicht viele Einwohner konnten lesen, schreiben und rechnen. Jetzt ist fast in
jedem Dorfe eine Schule. Die Polen sind kräftige Arbeiter und gute Soldaten.
k. Die Provinz Schlesien. (40 T- qkm, 4,4 Mll. E.)
1. Die Provinz Schlesien liegt im Südosten Preußens. Sie gleicht
einem großen Thäte, das im Osten vom karpatischen Landrücken und
im Südwesten von den Sudeten begrenzt ist. In diesem Thale fließt die
Oder mit mehreren rechten und linken Nebenflüssen. Linke Nebenflüsse sind
die Glatzer Neisse, die Katzbach, der Bober und die Lausitzer Neisse
von den Sudeten. Diese Nebenflüsse führen im Frühjahr, wenn der Schnee
schmilzt, oft große Überschwemmungen herbei. Links von der Oder findet
man sehr fruchtbares Ackerland. Das rechte Odernfer ist dagegen sandig.
Hier sieht man riesige Wälder und viele Schafherden.
1908 -
Schleswig
: Bergas
- Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Taubstummenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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3. Auf der Memel kommt viel Holz in Flößen aus Rußland nach
Preußen. Dieses wird in der Stadt Memel in Sägemühlen verarbeitet und
dann weiter versandt. Memel ist die nördlichste Stadt Preußens und liegt
am Memeler Tief. Letzteres verbindet das Kurische Haff mit der Ostsee. Die
preußische Königsfamilie floh 1807 vor Napoleon I. nach Memel. Das
Kurische Haff ist durch die Kurische Nehrung von der Ostsee getrennt. Die
Kurische Nehrung besteht aus lauter Sanddünen. Die Bewohner ernähren
sich hauptsächlich vom Fischfang. An der Küste des Sam land es (zwischen
dem Frischen und dem Kurischen Haffe) wird viel Bernstein gefunden.
^ 4. Der Hauptfluß Ostpreußens ist der Pregel. Er entsteht aus
3 Quellflüsseu und mündet in das Frische Haff. Nahe au der Mündung
des Pregels liegt die Hauptstadt Königsberg (220 T. E.). Mitten in der
Stadt besindet sich das Königliche Schloß mit der Schloßkirche. In dieser
wurde im Jahre 1701 der erste preußische König Friedrich I. gekrönt. Königs-
berg hat eine Universität. Weil die Stadt nicht weit von der russischen
Grenze liegt, ist sie zu einer sehr starken Festung gemacht worden. Königsberg
hat große Schiffahrt und treibt bedeutenden Handel mit Holz und Getreide.
6. Die Provinz Posen. (29 T. (girrn, fast 2 Mll. E.)
1. Die Provinz Posen ist eine Ebene, die zu beiden Seiten der
Warthe liegt. Früher war das Land wenig fruchtbar und zum großen
Teil mit Wald und Sumpf bedeckt. Durch zahlreiche kleine Kanäle hat mau
die Sümpfe entwässert und dadurch viel fruchtbares Land gewonnen. In
den großen Wäldern ist viel Wild.
2. Ein Zufluß zur Warthe ist die Netze. Die Netze und die Brahe,
ein Nebenfluß der Weichsel, sind durch den Bromberger Kanal verbunden
und somit auch Oder und Weichsel. Am Bromberger Kanal liegt Brom-
berg. Es hat bedeutende Schiffahrt und großen Getreidehaudel. Die Haupt-
stadt Posen (137 T. E.) liegt in der Mitte der Provinz an der Warthe.
Sie ist eine starke Festung. Posen treibt bedeutenden Handel mit Rußland.
Im südlichen Teile der Provinz wird viel Schweinezucht getrieben.
3. Die Hälfte der Bewohner Posens besteht aus Polen. Die Guts-
besitzer und kleineren Bauern sind vielfach Deutsche. Die Kaufleute und Gast-
wirte sind meistens Juden. — Früher waren in Posen wenig Schulen. Nur
wenige Einwohner konnten lesen, schreiben und rechnen. Jetzt ist fast in jedem
Dorfe eine Schule. Die Polen sind kräftige Arbeiter und gute Soldaten.
4. Die Provinz Schlesien. (40 T. qkm, 5 Mll. E.)
1. Die Provinz Schlesien liegt im Südosten Preußens. Sie gleicht
einem großen Tale, das im Osten vom Karpathischen Landrücken und
im Südwesten von den Sudeten begrenzt ist. In diesem Tale fließt die
Oder mit mehreren Nebenflüssen. Linke Nebenflüsse sind die Glatzer Neiße,
die Katzbach, der Bober und die Lausitzer Neiße von den Sudeten.
Diese Nebenflüsse führen im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, oft große
Überschwemmungen herbei. Links von der Oder findet man sehr fruchtbares
Ackerland. Das rechte Oderufer ist dagegen sandig. Hier sieht man riesige
Wälder und viele Schafherden.
1914 -
Halle a. d. S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert, Herrn, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
96
xi. Das Ostseehinterland.
Die großen Ströme der Jetztzeit fließen nur streckenweise in diesen Ur-
tälern (westlich und nordwestlich gerichtete Laufstrecken!). Die Bartsch durch-
fließt auf ihrem ganzen Laufe die Anfangsstrecke des südlichen Talzuges. Die
Warthe benutzt das mittlere und nördliche, die Netze nur das nördliche Tal.
Während die Havel auf ihrem Unterlaufe das hier vereinigte nördliche und
mittlere Tal benutzt, finden wir die Spree im südlichen und mittleren Tal-
zuge. Stellenweise sind die Urtäler heute ohne Flußläufe. Solche Strecken
erleichtern die Anlage von Kanälen. Welche Flüsse verbinden der Bromberger
Kanal, der Friedrich-Wilhelms-Kanal, der Finowkanal, der Plauesche Kanal?
b) Wirtschaftliche Verhältnisse. Die mit Schmelzwassersand bedeckten Ge-
biete sind unfruchtbar und tragen meist Kiefernwald. Besonders in der Pro-
vinz Brandenburg sind solche Heideflächen weit verbreitet. Auch der Boden
der Urstromtäler ist zum Teil mit Sanden überkleidet, doch sind auch weite
Strecken sumpfig. Durch die landesväterliche Fürsorge der preußischen Könige
wurden aber große Teile dieser Sumpfstrecken entwässert und dadurch nutzbar
gemacht. Der ehemals sumpfige Niederungsboden der Bartsch, des Oder-,
Warthe- und Netzebruches wurde durch Friedrich den Großen in ein frucht-
bares Acker- und Wiesenland verwandelt. Sein Vater, Friedrich Wilhelm I.,
hat das Rhin- und Havelluch, die jetzt ein wertvolles Weideland bilden,
urbar gemacht. Erst in jüngerer Zeit (1866—60) wurden im sumpfigen
Obragebiet durch Entwässerung Wiesen- und Ackerflächen geschaffen.
Auch im Spreewald, wo zahlreiche Flußarme viele niedrige Inseln um-
Fig. 40. Die Urstromtäler der Tieflandssenke.
Benenne die eingetragenen Flüsse und Kanäle!
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Hessen
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
76 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Die Lasten der buerlichen Bevlkerung hob der König nicht auf, doch regelte er sie gesetzlich und beschrnkte bermige Fronden. Durch die Trockenlegung des Oder- und des Warthebruchs schuf er groe Flchen anbaufhigen Ackerlandes und vermehrte durch Neuausiedlung von Ko-lonisten die Bevlkerung. Auch in Westpreuen und im Netzedistrikt erfuhr spter die Landwirtschaft seine Frsorge.
Die Gewerbe frderte er ebenso wie sein Vater, so z. B. die Tuch-fabrikeu der Mark, die schleichen Leinenwebereien n. a. Auch rief er neue Industrien ins Leben, z. B. die Seidenweberei. Sein Ziel war, es dahin zu bringen, da die Bevlkerung seiner Staaten ihre Bedrfnisse ausschlielich durch eigene Arbeit decke. Er verbot daher die Einfuhr einzelner fremder Erzeugnisse oder hielt sie durch hohe Zlle von seinen Ge-bieten fern. Tabak und Tee wurden, ebenso -wie es frher schon das Salz gewesen war, Staatsmonopol. Den Handel frderte Friedrich in jeder Weise. In den Jahren 17441746 verband er durch den Finow-kanal die Oder und die obere Havel, durch den Plauescheu Kanal die Havel und die mittlere Elbe. 17731774 schuf er durch den Bromberger Kanal zwischen Brahe und Netze die groe Wasserstrae zwischen Weichsel, Oder und Elbe.
Die Armee brachte er nach dem Kriege zuletzt auf 200000 Mann, und der Erhaltung und Steigerung ihrer Kriegstchtigkeit widmete er feine besondere Sorgfalt. Die Offizierstellen wurden grtenteils dem Adel vor-behalten, die Mannschaften nach wie vor aus geworbenen Leuten und aus Landeskindern zusammengesetzt. Durch eine vorzgliche Verwaltung ver-mehrte er im Laufe seiner Regierung die Staatseinnahmen auf das Dreifache und hinterlie, trotz der Ausgaben fr die obengenannten Ar-betten, dank seiner Sparsamkeit einen Schatz von 55 Millionen Talern.
44. Verwaltung und Justizrcform. In der Verwaltung betraf die wichtigste der unter Friedrich Ii. sich allmhlich vollziehenden nde-ruugen die Stellung des Generaldirektoriums. Hatte diese Behrde unter Friedrich Wilhelm I. die Zentralstelle fr die gesamte Landesver-waltnng dargestellt, in der alle Geschfte zusammenliefen, so verlor sie jetzt diese Stellung Schritt fr Schritt. Der König erledigte viele Angelegen-heiten vom Kabinett aus, zuweilen ohne das Generaldirektorium auch nur zu benachrichtigen. Er unterstellte ihm weder Schlesien noch West-Preuen und verhandelte mit den Kammerdirektoren der Provinzen nn-mittelbar. Er versammelte sie alljhrlich in Berlin zu einer Konferenz und schuf endlich neue, dem Generaldirektorium gegenber selbstndige Departements. Nach dem Siebenjhrigen Kriege bertrug der König die gesamten Akzise-, Zoll- und Lizenzsachen an franzsische Steuerbeamte. Er gab dem Berg- und Httenwesen eine selbstndigere Stellung, ebenso spter der Forst Verwaltung, der Post, der Bank sseehandlnng) und der Tabakskommission (Regie). Durch alle diese nderungen wurde die Einheit der Staatsverwaltung aus dem Generaldirektorium in das
1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 41 —
Durch Fruchtbarkeit ist die W eich sel nied ern ng, welche unterhalb
Marienburg beginnt, ausgezeichnet. Sie war vor 500 Jahren noch ein meilen-
weites Sumpfland, wurde aber aus Veranlassung des Deutschen Hochmeisters
vor den Überschwemmungen der Weichsel durch Dämme geschützt und ent-
wässert. Dadurch wurde die Weichselniederung zu einer der fruchtbarsten
Gegenden Preußens. Das Getreide wird mannshoch, und der Klee reicht den
darin weidenden Rindern bis an die Brust. Die Bewohner, teilweise Nach-
kommen von Holländern, sind daher sehr wohlhabend. Sie sind evangelische
Christen, viele gehören aber zu deu Meuuouiten. Als solche verwerfen sie
die Kindertaufe und taufen nur Erwachsene, leisten feine Kriegsdienste und
schwören nicht; vor Gericht geben sie statt des Schwnres nur Jawort und
Handschlag. — Die Bewohner Westpreußens sind größtenteils Deutsche;
doch giebt es auch viele Polen und im nordwestlichen Teile Kassubeu,
die mit den Polen verwandt sind. 1/ä der Bewohner Westpreußens spricht
polnisch, und etwa die Hälfte ist katholisch. Die Hauptbeschäftigung ist
Ackerbau, Viehzucht und Handel. — Westpreußen zerfällt in die 2 Regierungs-
bezirke Danzig und Marienwerder.
Daiyiy (f. S. 33). — Ettling (46 T.), am Elbingfluß, der den Abfluß
des Drausensees bildet und mit anderen Seen der Höhenplatte durch den
„Oberländischen Kanal" verbunden ist, ist die zweitgrößte Stadt West-
preußens und eine bedeutende Handels- und Fabrikstadt (Maschinenbau).
— Marienburg an der Nogat war der Sitz des Hochmeisters der Deutschen
Ritter. Das Schloß (die Marienburg) ist ein herrliches Gebäude und teil-
weise erneuert. — Manenwerdcr an der Liebe liegt in herrlicher Gegend.
— Granden) (s. S. 33). — Thorn (s. S. 33). „Für die deutschen Ritter
bildete diese Stadt das Eingangsthor in das preußische Laud, dem sie rechts
der Weichsel christliche Lehre und deutsche Gesittung brachten."
3. Die Vrovily Posen (525 ^Meilen oder 29 000 qkm und l4/5 Mill.
Einw.) umfaßt das Gebiet zu beiden Seiten der mittleren Warthe und das
der Netze und bildet eine Grenzprovinz gegen Rußland. Sie grenzt an
Schlesien, Brandenburg, Westpreußen und Rußland. Sie ist die ebenste
Provinz des preußischen Staates und hat große Wälder, gute Wieseu, viele
Seen, ausgedehnte Heiden, aber auch im östlichen Teile sehr fruchtbaren
Boden, namentlich in den Niederungen der Warthe und Netze,
welche einst sumpfige Stellen waren, die aber Friedrich der Große austrocknen
ließ. Die Bewohner Posens sind zum größten Teile Polen, zum kleineren
Deutsche. (Die Provinz war früher ein Teil des Königreichs Polen, kam
aber im vorigen Jahrhundert [1772, 1793 und 1795] an Preußen.) % der Be-
wohner sind katholisch, 1i3 evangelisch; außerdem giebt es viele Juden.
Die H a u p t er w e r b s q u e l l e u sind Ackerbau und Viehzucht. Bei Juow-
razlaw (= Jung-Breslau) ist ein großes Steinsalzbergwerk. — Die
Provinz Posen zerfällt in die Regierungsbezirke Posen und Bromberg.
Posen (73 T.) liegt in der Mitte der Provinz (s. S. 32). — Bromberg
(46 T.) treibt namentlich Handel mit Getreide und lebhafte Schiffahrt. Es
liegt an der Brahe und dem Bromberger Kanal, welchen Friedrich der
Große einst anlegen ließ, damit die Schiffe aus der Weichsel gleich in die
Oder fahren könnten. — Gncsen ist wohl die älteste Stadt der Provinz. Es
liegt malerisch zwischen Höhen und Seen und hat einen alten Dom, in
welchem die Gebeine des Preußenapostels Adalbert von Prag ruhen.
1889 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, E. von
- Hrsg.: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Posen
16
Landeskunde der Provinz Posen.
genannter Laufstrecke ist das bedeutende Gefälle des Flusses vermindert worden,
und ein langer, geräumiger Hafen vor der Mündung gewährt den Tausenden
von Flößen einen Sammelplatz und bei Hochwasser eine Zufluchtsstätte. In
ihrem Mittelläufe ist die Brahe flößbar.
Das Brahethal bildet ein schmales, von steilen Uferrändern eingefaßtes
Querthal im nördlichen Höhenzuge. Die Höhen sind in der Regel mit großen
Kiefernwaldungen bestanden. Das Ackerland um die Brahe zeigt leichten,
sandigen Boden. Bei Crone an der Brahe ist ein Braunkohlenbergwerk.
2. Der Wromöerger Kanal.
Der Bau des Bromberger Kanals war der erste wichtige Schritt, den
Friedrich der Große nach der Besitzergreifung des Netzebezirks für die
Hebung des tiefgesunkenen Landes that. Wo sich jetzt der Kanal mit seinen
Schleusen und schönen Anlagen hinzieht, war damals ein großes Sumpfland
mit vielen Morästen. Es gehörte zum alten Weichselbett und wies dem
Kanal seine natürliche Richtung. Aus allen Teilen Deutschlands zog der König
Tausende von Arbeitern dorthin, welche am 1. März 1773 unter der Aufsicht
des überaus tüchtigen Herrn von Brenkenhof mit dem Bau des Kanals be-
gannen. Zwar kostete derselbe sehr viel Geld. und viele Arbeiter wurden
krank und starben, weil sie oft tagelang bis unter die Arme in eiskaltem,
übelriechendem Wasser stehen mußten, um das Kanalbett zu graben und feste
Uferböschungen zu gewinnen. (Von 6000 Arbeitern starben gegen 1500.)
Aber der König ließ nicht nach mit der Arbeit. Nach 16 Monaten war die
Wasserstraße hergestellt. — Sehr viele Kanalarbeiter siedelten sich nach Been-
digung des Werkes mit ihren Familien im Gebiete der Netze an und wurden
fleißige Ackerbauer.
Der Kanal geht in ziemlich gerader Richtung von Bromberg westlich bis
Rakel. Er verbindet Brahe und Netze, demnach das Weichsel- mit dem Oder-
gebiet. Seine Länge beträgt fast 30 Irrn. Ta einerseits der Wasserspiegel
der Netze bei Rakel noch 20 m über dem der Brahe bei Bromberg liegt, ande-
rerseits der Kanal die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen zu überschreiten
hat, so wurde die Anlage einer Anzahl von Schleusenwerken nötig, in
welchen die Schiffe und Flöße auf- oder abwärts steigen konnten. Das Kanal-
bett hat eine Senkung nach Bromberg und eine nach Rakel zu. Bei der
8. Schleuse ist der höchste Punkt der Kanalstrecke. Hier empfängt der Kanal
sein Wasser aus der noch höher gelegenen obern Netze durch einen Speise-
kanal. Die ganze Kanalstrecke hat 10 Schleusenwerke, wovon 8 auf die Brahe-
treppe, 2 auf die Netzetreppe kommen. In den festgemauerten Schleusenraum
führen zwei starke Thore, das eine von der hoch gelegenen obern Leitung des
Kanals, das andere von der tief liegenden untern Kanalstrecke. In dem
Schleusenraum geht das Durchschleusen der Schiffe und Flöße vor sich.
Durch den Kanal wurde der Netzebezirk Durchgangsland für den Handel
von Westen nach Osten. Auch für die eigenen Erzeugnisse, namentlich Holz-
und Getreide, bot sich nun die Möglichkeit des Absatzes. Durch beides wurde
der Wohlstand des Landstriches gehoben und die rasche Entwickelung einzelner
Städte, vor allem Brombergs, gefördert. Auch heute noch bildet der Kanal
trotz der zahlreichen Bahnstrecken jenes Landstrichs eine wichtige Verkehrsstraße
für den Holz- und Getreidehandel.
1897 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
162
Fünfter Kursus.
Nebenflüsse, ehemals sumpfig, sind jetzt fast sämtlich durch Entwässe-
rung in fruchtbares Ackerland verwandelt. (Oder-, Warthe-,
Netze-, Odra-Bruch.)
Durch den Odra-Kanal ist die Oder mit dem Mittellauf der Warthe
durch den Bromberger Kanal die Netze mit der Weichsel verbunden.
Prov. Schlesien: Liegnitz an der Katzbach; Festung Glogau an der Oder,
beherrscht das Durchbruchsthal derselben durch die Grenzrücken. Grünberg,
nördliche Grenze des Weinbaues. Prov. Brandenburg: Guben an der Neiße;
bedeutender Obstbau. Frankfurt und Küstrin bezeichnen die beiden Punkte,
an welchen vor Trockenlegung des Oderbruchs auf eine weite Strecke allein ein
Übergang über den Fluß möglich war. Sie gewannen daher als Brückenstädte
frühzeitig Bedeutung für den Handelsverkehr. Im siebenjährigen Krieg wurde
um diese Übergänge mehrfach gekämpft (Zorndorf 1758, Kunersdorf 1759). Frank-
furt ist noch jetzt eine bedeutende Handelsstadt; hier kreuzen sich eine von 0. nach
W. und eine von 8. nach N., dem Oderlauf folgende Eisenbahnlinie. Auch mündet
in der Nähe der die Oder mit der Spree verbindende Friedrich-Wilhelms-Kanal
in die Oder ein. Küstrin an der Mündung der Warthe in die Oder ist als
Festung und Flußhafen von Bedeutung. Landsberg an der Warthe, Industrie-
stadt und Stapelplatz für die Ackerbauprodukte des Warthebruchs. Prov. Posen:
Posen an der Warthe, Hptst. und Handelsmittelpunkt der Provinz, Sitz eines
Erzbischofs, stärkste Festung an der deutschen Ostqrenze. Zwischen Warthe und
Netze Gnesen, an der Brahe Bromberg.
Die Elbe tritt unterhalb Meißen in das Tiefland ein. Sie fließt
zunächst nach Nw., wird aus dieser Richtung aber durch den Fläming
abgelenkt, den sie in einem nach W. vortretenden Bogen umfließt, um
erst nach Einmündung der Havel wieder in die Nw.-Richtung einzu-
lenken. Nebenflüsse: von links Mulde mit Zschoppau, Thü-
ringer Saale mit Elster, Unstrut und Bode, und Ilmenau,
rechts Schwarze Elster, Havel mit Spree und Rhin und
Eld e. Die Elbe ist der zentralste deutsche Fluß und für den Verkehr
von fast noch größerer Bedeutung, wie der Rhein, da sie einmal weit
in das Mittelgebirgsland eingreift, dann aber noch einen großen Teil
des Ostens entwässert, auch durch Kanäle mit der Oder und direkt mit
der Ostsee leicht verbunden werden konnte.
Torgau liegt an einem wichtigen Elbübergang und hat daher in den inner-
deutschen Kriegen mehrfach eine Rolle gespielt (bis vor kurzem Festung). Witten-
berg, früher Festung sowie Universität und lange Zeit Hptst. des Kurfürstentums
Sachsen (Ausgangspunkt der Reformation), hat jetzt sehr an Bedeutung verloren.
Dann folgen die Hauptorte des Herzogtums Anhalt, Zerbst, nördlich der Elbe,
Dessau, die Hptst. des Herzogtums, an der Mulde, kurz vor deren Einmündung
in die Elbe, Bernburg an der Saale, Köthen zwischen dieser und der Mulde.
Bei Staßfurt an der Bode befinden sich die bedeutendsten Steinsalzlager Deutsch-
lands. Die bedeutendste Stadt an der mittleren Elbe ist Magdeburg, 215000
Einw., Hptst. der Provinz Sachsen, an der Stelle gelegen, wo die nördlichen Vor-
hügel des Harzes bis unmittelbaren den Fluß treten, das linke Ufer daher fest
ist und den Übergang erleichtert. Über Magdeburg führte daher schon im Mittel-
alter eine der bedeutendsten Handelsstraßen von West- nach Ostdeutschland; auch
war es lange Sitz eines Erzbischofs. Auch gegenwärtig ist sie eine der ersten
Handelsstädte und zugleich die einzige große Festung im inneren Deutschland; die
Industrie ist ebenfalls nicht unbedeutend (Zuckerfabriken). Weiter unterhalb Wit-
tenberge, Kreuzungspunkt zahlreicher Eisenbahnlinien.
Die Havel entspringt ans der Mecklenburger Seeenplatte, wo
sie mehrere kleine Seeen entwässert, fließt zunächst südwärts, wendet
sich später nach W., schließlich nach Nw. Eine auffallende Erscheinung
1914 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Ostdeutsche Tiefland.
83
bekannt ist auch das Steinsalzlager von Hohensalza (früher Jnowrazlaw) in
der Provinz Posen. In zahlreichen Städten der Niederung wird Industrie be-
trieben und zwar in mannigfacher Form. Die größte Industriestadt des ganzen
Gebietes, ja ganz Deutschlands, ist jedoch Berlin.
Verkehrslage. Die Tieflandsmulde ist das Bindeglied zwischen den an
Naturprodukten so reichen Staaten Osteuropas und den industriereichen Ländern
Westeuropas. Hier ziehen die Eisenbahnen hin, die die westlichen Provinzen
Preußens mit den mittleren und östlichen verknüpfen; hier läuft die bedeutsame
Teilstrecke der Weltverkehrslinie Paris—köln—berlin—königsberg—petersburg;
hier liegen die Kanäle, die Weichsel, Oder und Elbe miteinander verbinden, so
der Bromberger, der Friedrich-Wilhelm-, der Finow- und der
T e l t o w -K a n a l1). Die Tieflandsmulde hat somit eine Berkehrslage von höchster
Wichtigkeit.
Demzufolge entstand hier, und zwar namentlich an jenen Stellen, wo sich
mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen Verkehrs
schneiden, die mittlere Reihe wichtiger Siedelungen des Deutschen Tief-
landes: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurts. O.,
Küstrin, Posen, Bromberg, Thorn. Im Herzen der nördlichen Niede-
rung erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des
Deutschen Reiches, Berlin.
Politische Gliederung. Die Tieflandsmulde erstreckt sich in einer Breite
von 100—200 km hauptsächlich durch die Provinzen Posen und Brandenburg.
Siedelungen. In der Provinz Posen: Posen an der Warte, 155000 Einw.,
die Hauptstadt der Provinz mit prächtigem neuen Schloß, auch starke Festung zum Schutze
der offenen deutschen Grenze: durch seine Lage in der Mitte der Provinz auch ein
bedeutsamer Handels- und Verkehrsplatz. — O. von Posen G n esen, der kirchliche Mittel-
Punkt Polens. — Im No. der Provinz Hohensalza mit sehr ergiebigem Steinsalzberg-
werke. An der Brahe und dem Bromberger Kanal Bromberg; westlich davon
Schneidemühl; im Süden der Provinz Lissa und Rawitsch.
Die Provinz Brandenburg in der Mitte der Monarchie. — An der Spree
liegt Berlin, die Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches, der Einwohner-
zahl nach (2 060000 Einw.) die drittgrößte Stadt Europas. Dank der günstigen geo-
*) Ein Anschluß der zentralen Wasserstraßen an das Westelbische Fluß- und Kanalnetz
und eine bessere Verbindung der Reichshauptstadt mit der Ostsee soll zur Durchführung
gelangen. Nahezu vollendet ist:
1. der Rhein-Leine-Kanal, der von dem Dortmund-Ems-Kanal abzweigt, bei
Minden die Weser schneidet und bei Hannover in die Leine mündet. Abzweigungen des
Kanals führen nach Hamm und Osnabrück; völlig ausgeführt ist bereits:
2. der Kanal von Berlin nach Niederfinow a. d. alten Oder und die Kanali-
sierung dieses Flusses bis nach Stettin, so daß Seeschiffe bis nach Berlin gelangen können.
Es handelt sich ferner um:
3. die Oder-Weichsel-Wasserstraße mit Neuregulierung der Warte, der
Netze und des Bromberger Kanals;
4. die Kanalisierung der Oder von Breslau abwärts, den Ausbau des
Oder-Spree-Kanals und die Regulierung der Havel von Spandau bis zu ihrer Mündung
und der verzweigten Flußläufe der oberen Spree. — Vorläufig zurückgestellt ist der „Mittelland-
kanal" zwischen Hannover und der Elbe, der freilich erst den Zusammenschluß des ganzen
Kanalnetzes bewirken würde.
1865 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
70
§ 21. Flüsse.
1. Die Flüsse der Provinz sind: die Brahe, die Netze und, der
größte, die Warthe. Sie haben, in Folge des Bodens, einen trägen
Lauf und flache Ufer. An der Brahe, die in unserer Provinz in die
Weichsel mündet, liegt eine der Hauptstädte, Bromberg. Die Netze
entspringt im Süden, in Russisch-Polen, nimmt erst einen nördlichen,
daun einen westlichen Lauf und mündet in die Warthe. Sie hat an
ihren Ufern sehr viel Sumpf« und Bruchland. Doch ist schon seit Frie-
drichs d. Gr. Zeiten viel geschehen, um das „Netzbruch" in Wiesenland
zu verwandeln, und so sehen wir Meilenweite Strecken, die ehedem gar
nichts einbrachten und nicht zu betreten waren, mit dem schönsten Gras
bewachsen, vom Vieh beweidet, und im Herbst mit unzähligen Haufen
duftenden Heues bedeckt, das dann mit dem eintretenden Frost in die
Scheunen gefahren wird. Die Warthe endlich entspringt bei Krakau
in Polen, hat einen nordwestlichen Lauf, geht an Posen, der Haupt-
stadt unserer Provinz, vorbei und mündet in der Provinz Brandenburg
bei Küstriu in die Oder. Auch ihre entwässerten bruchigen Ufer sind
srnchtbar. Sie ist schiffbar, aber in trocknen Sommern sinkt das Wasser
oft so tief, daß sie von größeren Schiffen gar nicht befahren werden
kann, und wiederum bei anhaltendem Thauwetter und Regen überschwemmt
sie oft Meilenweite Strecken und richtet große Verwüstung an. Denn
sie hat niedrige Ufer und keine Dämme. So ist noch vor einigen Jahren
sogar ein Theil der Stadt Posen unter Wasser gesetzt worden, wobei
viele Häuser einstürzten. Zwischen Warthe und Netze ist der Boden durch-
weg sandig und mit dichtem Kiefernwald bedeckt. Eine Strecke bildet die
Weichsel die Grenze gegen Westpreußen. Um nun von ihr aus eine
verbindende Straße für die Schiffe nach Westen zu gewinnen, hat Frie-
drich d. Gr. von Bromberg aus einen Kanal graben lassen, der deshalb
der Bromberger Kanal heißt. Er ist 4 Meilen lang und verbindet
die Brahe mit der Netze. Und so können nun die Schiffe von der
Weichsel über die Brahe und durch den Kanal auf der Netze und Warthe
nach der Oder kommen.
2. Die Provinz hat auch mehrere hundert, kleinere und größere
Seen, deren Ufer meist flach und sumpfig, doch zum Theil auch bewaldet
sind. Viele von ihnen haben durch die Ausrodung der Wälder und Ent-
wässerung des Bodens an Tiefe und Größe verloren, andre sind ganz
verschwunden.
ß 22. Städte.
1. In alten Zeiten gab es zwischen Preußen und Rußland ein
Königreich Polen. Gegenwärtig besteht das nicht mehr. Was diesem
Reiche ehedem angehörte, ist jetzt vertheilt unter die drei Nachbarländer
desselben, unter Oestreich, Rußland und Preußen. Was davon an Preu-
ßen gekommen ist, das heißt eben jetzt das Großherzogthum Posen.
Das Land ist im Vergleich mit andern nicht sehr bevölkert. Die Be-
wohner sind theils Polen, theils Deutsche, eingewanderte, die sich hier
1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
28 Das Deutsche Tiefland.
Warthe, der rechts die Netze zufließt, und durch die Havel mit der Spree.
Die Wasserscheide zwischen Weichsel- und Odergebiet durchschneidet der Brom-
berger Kanal, der Brahe und Netze verbindet; Oder und Spree sind
durch den Oder-Spree-Kanal, Oder und Havel durch den Finow-
Kanal und Havel und Elbe durch den P l a u e r Kanal verbunden. 4 große,
vielbesahrene Wasserstraßen gehen von Berlin -aus: 1. Berlin-Hamburg,
2. Berlin-Stettin, 3. Berlin-Breslau, 4. Berlin-Nordböbmen. Welche Flüsse
und Kanäle gehören dazu? Die Fruchtbarkeit des höher gelegenen Bodens
wird durch dürre Sandflächen sehr beeinträchtigt, die nicht selten mit großen
Kiefernwäldern bestanden sind, „Märkischer Sand". In der Niederlausitz kommt
Braunkohle vor, daher die Industrie und eine Reihe von Mittelstädten wie
Kottbus, Guben, Forst.
Ortskunde, a) In Posen: sfr Posen, gewerbreiche Hst. der Provinz, in
ihrer Mitte an der Warthe gelegen. Diese starke Festung deckt die große ow.
Verkehrslinie nach Berlin, sowie alle wichtigen Verbindungen aller östlichen
Teile Preußens. — Bromberg , R.-B.-H. an der Brahe und dem Bromberger
Kanal; Flußschiffahrt, Holz- und Getreidehandel. — Hohensalza (Jnow-
razlaw), Salzbergwerk und Saline nebst Solbad. — Gnesen, [alte, fagen-
reiche Krönungsstadt der ehemaligen polnischen Könige. — Schneidemühl,
wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.
b) In Brandenburg: Berlin, reichlich 2 Mill. E. (Groß-Berlin3^Mill.e.),
Hst. des Deutschen Reichs und des Königreichs Preußen, in seiner Mitte an der
Plan von Berlin.
schiffbaren Spree gelegen, zweitgrößte Stadt Europas, Weltstadt. Seine
Bedeutung und Größe verdankt Berlin der günstigen Lage inmitten des Deutschen
Tieflandes, der Gunst des preuß. Königshauses und dem Umstände, daß es Haupt-
stadt des Reiches ist. Es ist der Hauptsitz d er d eutsch en Wissenschaft
(große Universität» und Kunst, bedeutendste Industriestadt des Reichs,
der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt von Mitteleuropa mit Fern-
verkehr nach allen Himmelsgegenden. 4 große Wasserstraßen streben nach Berlin.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elektrische Hochbabn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
1905 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Ambrassat, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 15 —
7. Der Bromberger Kanal.
Er wurde bald nach der Besitzergreifung des Netzedistrikts unter
Friedrich dem Großen erbaut und verbindet die Brahe mit der Netze
und somit Weichsel und Oder. Seine Länge reicht von Bromberg
bis Nakel und beträgt 26 km. Von seinen Schleusen ist die Stadt-
schleuse in Bromberg die bedeutendste. Fahrbar ist dieser Kanal für
Schiffsgefäße bis 125 t Belastung. Auch dient er dem Flößverkehr.
Für den Handel der Stadt Bromberg ist er von großer Wichtigkeit.
Der Kanal sowie Netze und Warthe werden reguliert und für Schiffe
mit mehr als dreifacher Belastung fahrbar gemacht.
§ 14. Die Mordsee. Dieses Meer berührt die Nordküste des
westlichen Deutschlands und wird umschlossen vom Deutschen Reich,
Dänemark, Norwegen, England, Belgien und Holland. Vom
Atlantischen Ozean ist es durch die britischen Inseln, die Orkney-
und Shetland-Inseln getrennt. Die Nordsee gestattet uns zunächst
mit den genannten Ländern in Schiffahrtsverkehr zu treten, gewährt
aber ferner durch den wichtigen britischen Kanal mit der Straße
von Calais auch den Zutritt zum Ozean, der uns mit Amerika ver-
bindet. Seit der Entdeckung dieses Erdteils (1492) kommt der
Nordsee für den deutschen Handel eine größere Bedeutung zu als
der Ostsee. Ihre Häfen liegen dem Ozean näher als die Ostseehäfen,
und darum gewinnen Hamburg und Bremen ein immer wachsendes
Ansehen; sie sind Welthandelsplätze geworden und haben die alte
Führerin des Hansabundes, Lübeck, weit überflügelt.
Der deutschen Nordseeküste sind die ostfriesischen (zu Hannover)
und die nordfriesischen (zu Schleswig-Holstein) Inseln vorgelagert.
Sie sind Überreste ehemaligen Festlandes, das vom Meere bei Sturm-
fluten verschlungen wurde. Es griff auch in das noch jetzt vor-
handene Festland hinein und schuf tiefe Busen. Im 13. Jahrhundert
entstand durch verschiedene Fluten der Dollart; 1511 erhielt der
Jadebusen seine jetzige Gestalt. Mit Recht wird darum die Nordsee
als eine Mordsee bezeichnet. Durch Deiche hat man den Ver-
heernngen der Sturmfluten entgegenzutreten gewußt.
Etwa 70 km von der Elb- und Wesermündung entfernt liegt
in der Nordsee die Felseninsel Helgoland. Beinahe 60 m ragt sie
aus dem Meere hervor. Ihre Größe ist aber unbedeutend, da sie in
3a Stunde zu umschreiten ist. Für die Schiffahrt ist sie von
großer Wichtigkeit, da sie ein von der Natur gesetztes Seezeichen
bildet. Ihr Leuchtturm wirft seine Lichtstrahlen weit ins Meer
hinaus. Im Kriegsfalle bildet Helgoland einen Stützpunkt und
wichtigen Kohlenplatz.
§ 15. Weröwdungen zwischen Word- und Hstsee.
1. Die natürliche Verbindung.
Aus der Ostsee kann man entweder durch den Kleinen Belt
oder den Großen Belt oder den Sund in das Kattegat, dann
1913 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 58 —
mündung der Spree in die Havel ab, verfolgt die Havelseen und verbindet
sich mit dem s-en Talzuge, dem Glogau-Baruther Tal. Dieses nimmt in
der Bartsch-Niederung seinen Anfang, tritt vberhalb Glogau in das Oder-
tal, geht über den Bober (unterhalb Sagan) und die Lausitzer Neisse nach
der Spree und von Lübben in nro er Richtung bis Brandenburg an der
Havel. Nach der Vereinigung mit dem s-en Arm des mittleren Aalzuges
kann man den Tallauf weiter verfolgen in der Senke des Plauer Kanals
bis zur Elbe, jenfeit derselben durch Ohre, Drömling, Aller, Weser zum
Jadebusen. Das dritte, n-e Flutztal, das Thorn-Eberswalder Tal,
beginnt am S-Abhange der preußischen Seenplatte, zieht im Tale der
Drewenz, der Weichsel, der Netze, Warthe, Oder und über Ebersmalde nach
Havelberg, wo es sich mit dem mittleren Haupttal vereinigt.
Als die Gewässer in den Lücken des Landrückens zur Ostsee
durchbrachen, versumpften die Flußläufe zum großen Teil oder
füllten sich mit Seen an; heute bilden die Flüsse nur noch einen
schwachen Wasserfaden in dem breiten Tal. In dem nen und
mittleren dieser alten Flußläufe sind Kanäle angelegt, welche die
benachbarten Flußgebiete verbinden. Im n-en der Brom-
berger Kanal zwischen Weichsel und Netze, so daß aus den
polnischen Wäldern die Weichsel abwärts bei der starken Grenz-
festung Thorn vorbei die Baumriesen nach Deutschland geflößt
werden können. Zwischen Oder und Havel der Finowkanal,
und zwischen den ns-en Schenkeln der Havel der Ruppiner und
Rhinkanal. Im mittleren Flußlauf der Oder-Spreekanal
für den Verkehr von Schlesien nach Berlin. Er beginnt bei
Fürstenberg, benutzt vou Müllrose bis zur Spree das ver-
breiterte Bett des Müllroser Kauals, umzieht in einem Bogen die
Spree und endet bei Köpenick. Zur Abkürzung des Verkehrs
zwischen Havel und der oberen Elbe dient von Brandenburg
an, der alten Hauptstadt der Mark, der Plauer Kanal.
Zusammenhängende Beschreibung der Weichsel, der Oder- -i. Laus,
l). durchströmte Landschaften und Staatsgebiete, c. Nebenflüsse, d. Schiff-
barkeit und Kanalverbindungen. Für die Zeichnung der Oder merke fünf
Abschnitte von gleicher Länge: Von Oderberg bis zur Mündung der
Malapane nach Nnw, bis unterhalb Breslau nach Nw, bis zur Mündung
der Faulen Obra in derselben Richtung mit zwei Ausbiegungen, bis Küstrin
in derselben Richtung mit einer Ausbiegung, bis Stettin nach N mit einer
Ausbiegung; dazu der Oberlaus, der dem Anfange des großen deutschen D
gleicht. Vierte ferner für die Zeichnung der Warthe, daß Breslau und
Posen ungefähr unter demselben Meridian liegen und die beiden mittleren
Bogen der Warthe in wö-er Richtung einander gleich sind.
Die breiteu Talsohlen mit ihren steilen Uferrändern waren
von Luch (slavisch für Sumpf) und Bruch erfüllt; mühsam
mußten sie erst der Kultur gewonnen werden. Das Havelländische
Luch wurde von Friedrich Wilhelm J. trocken gelegt, und es ist
dadurch nicht nur ein vorzügliches Weideland gewonnen worden,
sondern ein Teil des Bodens kann auch für den Ackerbau benutzt
werden. Von dem Oderbruch, das Friedrich der Große durch
Rodung und Austrocknung für den Ackerbau gewann, konnte der
König sagen: „Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert".
Mit den Arbeiten im Oderbruch wurden gleichzeitig solche in der
Prignitz und am Rhin ausgeführt. Nach dem Siebenjährigen
1894 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
237
2. Ein Nebenfluß der Warthe ist die Netze. Sie durchfließt ein weites
Thal, das ehemals sehr sumpfig war. Aber schon Friedrich der Große ließ das
Bruchland an der Netze durch Gräben und Kanäle entwässern. Auf diese Weise
wurden viele Morgen fruchtbares Acker- und Wiesenland gewonnen. Er ließ auch
den Bromberger Kanal erbauen, der die Netze mit der Brahe verbindet.
Durch diesen Kanal war eine Schiffsverbindung zwischen der Oder und Weichsel
hergestellt. Wo der Bromberger Kanal in die Brahe mündet, liegt Bromberg.
279. Die Provinz Schlesien.
1. Der Hauptfluß der Provinz ist die Oder. Sie durchfließt der Länge
nach die ganze Provinz. Ihre meisten Zuflüsse (Glatzer Neiße, Bober, Katzbach,
Lausitzer Neiße) erhält sie von den Sudeten her. An der Oder liegt Breslau
'(350 T.), die Hauptstadt und größte Handelsstadt der Provinz. Von hier aus
werden besonders die Erzeugnisse der Provinz (Eisen, Wolle, Flachs, Maschinen rc.)
versandt. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Ring, ein großer Marktplatz.
Auf diesem Platze finden nur zwei Denkmäler: Friedrichs Ii. (der Schlesien er-
oberte) und Friedrich Wilhelms Iii. (der von Breslau aus 1813 sein Volk unter
die Waffen rief). Ans dem nahen Blücherplatze hat man dem Helden Blücher ein
Denkmal errichtet, der die Franzosen 1813 an der Katzbach schlug. Auf der linken
Oderseite dehnt sich hier bei Breslau die sehr fruchtbare schlesische Ebene aus.
Dort baut man viel Zuckerrüben, weshalb man daselbst auch viel Zuckerfabriken
findet. Der Hauptort hier ist Liegnitz. Die weite Ebene ist auch oftmals
der Schauplatz heftiger Kämpfe gewesen, so bei Mollwitz 1741, Hohenfricd-
berg 1745, Lenthen 1757, Liegnitz 1760, an der Katzbach 1813. —
Stromabwärts von Breslau gelangen wir nach der Festung Glogau und von
dort mit der Eisenbahn nach Grünberg, in dessen hügeliger Umgebung noch
Wein gebaut wird.
2. Zwischen der Oder und den Sudeten dehnt sich ein weites Hügelland aus.
Dasselbe wird von vielen Flüssen durchschnitten. In den tiefen Thälern findet
man oft stundenlange Gebirgsdörfer wie Langcnbielan (20 T.) u. a. Die
Bewohner dieser Dörfer nähren sich meistens als Weber. Die schlesische Leinwand
ist weltberühmt. Die Hauptorte für Leinen- und Baumwollenweberei sind Lands -
hut, Hirschberg und Görlitz. Die Kohlen für die Fabriken liefert das Wal-
denbnrger Bergland. In der Umgegend von Waldenburg giebt es ebenfalls viele
Fabriken.
3. Der südöstliche Teil Schlesiens heißt Oberschlesien. Dort findet man
in den Tarnvwitzer Höhen große Vorräte von Zink, Eisen und Stein-
kohlen. Daher hat sich hier ein großartiges Berg- und Hüttenwesen entfaltet.
Die Hauptstadt dieses Bezirks ist Königshütte.
280. Die Provinz Brandenburg.
1. Brandenburg hat viel Sandboden, besonders im Nordwesten und Nord-
osten. Daher finden sich hier auch viel Kiefernwälder. Ein Sprichwort sagt:
Staub und Sand und Heide sind des Märkers Freude.
Doch giebt es auch sehr fruchtbare Gegenden in Brandenburg, namentlich da,
wo der nördliche Landrücken die Provinz durchzieht.
2. Der Hauptfluß der Provinz ist die Oder (S. 232). Sie fließt im öst-
lichen Teile der Provinz. An ihr liegen Frankfurt und Küstrin. Bei Küstrin
beginnt der Oderbruch. Friedrich d. Gr. ließ denselben entwässern und schuf hier
1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Pfeifer, Wilhelm
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
12 Preuische und deutsche Geschichte vom Regierungsantritt Friedrichs des Gr. an.
Da traten im Dezember desselben Jahres im Schlosse zu Hubertusburg, stlich von Grimma an der Mulde, schsische und sterreichische Gesandte mit dem preuischen Minister von Herzberg zu Unterhand-luugen zusammen, denen im Februar 1763 der Friede folgte. In diesem Frieden wurde der Besitzstand der Kriegfhrenden vor dem Kriege wiederhergestellt.
3. Die spteren Friedensjahre.
11. Friedrichs Arbeit nach dem Kriege. Der König verwandte die grte Mhe darauf, die Wunden, die der Krieg geschlagen hatte, zu heilen. Den Bauern und Gutsbesitzern in den besonders schwer be-troffenen Provinzen gab er Korn, Pferde und Geld, um wenigstens der rgsten Not sofort abzuhelfen. Durch seine mehrere Jahre hindurch fortgesetzten Hilfeleistungen erreichte er, da die Folgen des Krieges ver-hltnismig schnell berwunden wurden. Unter allen seinen Provinzen erfreute sich das teuer errungene Schlesien seiner besonderen Liebe und Frsorge.
Der grte Teil der Bevlkerung des preuischen Staates lebte da-mals vom Ackerbau, aber es gab nur wenige freie Bauern, die Mehrzahl der Landbewohner war teils auf den Kniglichen Domnen, teils auf den Rittergtern erb untertnig und zur Leistung von Fronarbeiten verpflichtet. Diese Lasten der buerlichen Bevlkerung aufzuheben ver-suchte der König umsonst, er mute sich damit begngen, sie gesetzlich zu regeln und bermige Fronden zu beschrnken. Durch die Trockenlegung des Oder- und des Warthebruchs schuf er groe Flchen von sehr fruchtbarem Ackerland.
In den Stdten untersttzte er, ebenso wie sein Vater, die Gewerbe, sei es durch Geldzuschu an einzelne Unternehmer, sei es dadurch, da er neue Industrien ins Leben rief. Er wollte es dahin bringen, da seine Staaten ihre Bedrfnisse ganz durch ihre eigne Arbeit decken knnten. Darum verbot er die Einfuhr einzelner fremder Erzeugnisse oder hielt sie wenigstens durch hohe Zlle von seinen Gebieten fem Tabak und Tee wurden, ebenso wie frher schon das Salz, Staatsmonopol und ihr Verkauf gewissen Behrden bertragen. Da diese meist mit Franzosen besetzt wurden, so wurde die an und fr sich schon miliebige Einrichtung der Regie" doppelt verhat.
In gleicher Weise untersttzte Friedrich den Handel. Durch den Bau des Finowkanals verband er Oder und obere Havel, durch den Plaueuschen Kanal die Havel und die mittlere Elbe. Nach der Er-Werbung von Westpreuen baute er den Netzekanal zwischen Brahe und Netze und schus dadurch eine groe Wasserstrae zwischen Weichsel, Oder und Elbe. Der Ort Bromberg, bis dahin ein kleines Dorf, hob sich infolgedessen zu einer bedeutenden Stadt.
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Priewe, Robert, Schmidt, Hermann, Kerp, Heinrich, Schiel, Adelbert, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Priewe, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
59
bildung der Spinner und Weber errichtete der König Spinnschulen. Um
die Fabrikation von Wollwaren zu fordern, führte er die Merinoschafe
ein und verbot die Ausfuhr von einheimischer Wolle. In Berlin richtete er
eine Porzellan-Manufaktur ein, die bald mit der berühmten Porzellan-
fabrik in Meißen wetteiferte. Auf seine Anregung entstanden Fabriken zur
Herstellung von Zucker, Papier, Seife, Farbstoffen und Bleistiften.
- Für diese einheimischen Erzeugnisse suchte der König neue Absatzgebiete
zu schaffen, indem er den Handel förderte und neue Handelswege anlegte.
Netze und Brahe wurden durch den Bromberger Kanal, Havel und Elbe
durch den Plaueschen Kanal, Havel und Oder durch den Finowkanal
verbunden, und in Ostpreußen schuf er den Großen Friedrichs graben.
e) Sorge für das Wohl aller Stande. Der König verlangte, daß
jeder in dem Stande bleiben sollte, in dem er geboren und erzogen war.
Dem Adel hatte er viel zu verdanken; denn aus seinen Reihen gingen die
Offiziere hervor, von denen viele für König und Vaterland den Heldentod
gefunden hatten. Für ihn waren die höchsten Stellen im Heere und in der
Verwaltung des Staates bestimmt. Er allein sollte die Rittergüter besitzen.
Nur ausnahmsweise gestattete er den Verkauf eines Rittergutes an einen
Bürgerlichen. Die Bürger sollten in den Städten wohnen und dort Handel
und Gewerbe treiben. Auch lag dem Könige das Wohl der Bauern am
Herzen. Bei strenger Strafe verbot er den Gutsherren die harte Behandlung
derselben. Im ganzen Lande hob er die Leibeigenschaft auf. Die
Bauern auf den Domänen erhielten ihre Höfe in erbliche Verwaltung. In
Glanbenssachen war der König duldsam und erklärte: In meinem Staate
kann jeder nach seiner Fasson selig werden.
d) Verbesserung der Rechtspflege. Um eine schnellere und bessere
Rechtspflege zu ermöglichen, trennte der König diese von der Verwaltung
des Staates und schuf einen unabhängigen Richterstand. Jeder Prozeß
mußte im Laufe eines Jahres beendet sein. Die Folter wurde abgeschafft.
Der König ließ auch ein Gesetzbuch, das „Allgemeine Landrecht", aus-
arbeiten, welches bis zum Jahre 1900 Geltung hatte. Friedrichs oberster
Rechtsgrundsatz war: „Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich." Darum
befahl er den Richtern, ihre Urteile „ohne alles Ansehen der Person" zu
fällen, und erklärte: „Ungerechte Richter sind schlimmer als eine Diebes-
bande."
7. Erwerbung von Westpreußen und Posen. Noch einmal mußte Friedrich
sich mit auswärtigen Angelegenheiten beschäftigen. In dem benachbarten
Polenreiche hatte der vornehme Adel die Macht an sich gerissen und bedrückte
das Volk gewaltig. Dadurch war das Ansehen des Landes und seiner
Herrscher sehr gesunken, und Rußland behandelte das Reich wie eine ihm
gehörige Provinz. Das konnte Friedrich nicht zulassen, und er einigte sich
daher im Jahre 1772 in der ersten Teilung Polens mit Österreich und
Rußland dahin, daß Preußen Westprenßen, mit Ausnahme von Danzig und
Thorn, und Teile von Posen erhielt. So kam das Weichseltal, das einst
deutscher Fleiß dem Wasser abgerungen hatte, wiederum zum Reiche. Unter
1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 251 —
Charakteristischer als der alte Elblauf für das Landschaftsbild sind
die alten nach W. und Nw. gerichteten breiten Talläufe in der ostdeut-
schen Tieflandsmnlde^ zwischen den beiden Landrücken: das War-
schau-Berliner, das Glogau-Baruther und das Thorn-Ebers-
walder Tal. Der Durchbruch der Gewässer durch die Lücken des Land-
rückens zum Meere schuf die eigentümliche Ausbildung der ö.-en Strom-
systeme des Tieflandes. Teile der alten Flußläufe versumpften oder
blieben als Reihen von Seen zurück. Bei der allgemein bestehenden
Neigung des ostdeutschen Tieflandes von O. nach W. ziehen die
Wasserscheiden der jetzt nach N. gehenden Flüsse nahe am W.-User
hin. Die Flüsse selbst empfangen von ihrem Eintritt ins Tiefland
an auf der linken Seite keine oder doch nur unbedeutende Neben-
flüsse; ihre Hauptwassermasse erhalten sie von der rechten Seite
durch ein Stromsystem, das aber reich verzweigt ist (Nachweis!).
Die alten Stromläufe aber haben den Kanalverbindungen die Wege
gewiesen, die die Hauptströme heute miteinander verbinden. Welches
sind die Kanäle
Indem nicht nur Weichsel und Oder, sondern auch Warthe,
Obra, Havel, Spree Querverbindungen geschaffen haben, ist ein Netz
von Tälern entstanden, das in Polen weit, in Posen enger, in
Brandenburg so dicht geworden ist, daß zwischen den breiten, moo-
rigen oder sandigen Tälern die diluvialen, mit fruchtbarem Lehm
bedeckten Hochflächen wie Inseln hervorragend Durch die Ent-
sumpfung und Urbarmachung der versumpften Flußläufe sind weite
Strecken für die Kultur gewonnen worden*.
Der baltische Landrücken oder die baltische Seenplatte ^
umzieht das s.-e Becken der Ostsee von Kurland bis Schleswig-
Holstein und wird an drei Stellen durch Flüsse, deren Bedeutung
in der Herstellung der Verbindung der Küste mit dem Hinterlande liegt,
unterbrochen. Welche sind es? Von Schleswig-Holstein bis Hinterpom-
mern tritt der Landrücken an die Küste, in West- und Ostpreußen aber
so weit zurück, daß sich nicht nur ein fruchtbares Vorland anlegen,
sondern auch im W. die 2000 qkm große, fette Weichselniederung,
im O. das sumpf- und waldbedeckte Memeldelta aufgebaut werden
konnte. Die Anschwemmungen des Pregels am Frischen Haff sind
nur gering.
Die Oberfläche des Landrückens trägt den Charakter der M o -
ränenlandschast. Parallel mit der Küste verlaufen die End-
moränenzüge, zahllose, in ganz unregelmäßiger, wirrer Anordnung
hervortretende wall- und kuppenartige Anschwellungen des Bodens.
Die Bodenwellen umschließen kleine, meist moor-' und torferfüllte
Becken und zahlreiche größere Seen. Vor der Endmoräne, d. h.
nach S. und W., breiten sich in der Regel weite Flächen mit Kiesen
v 1 2;eil L Seite 49. 2 Eb. S. 49 ff. 3 Eb, S. 50 ff, 4 Eb. S. 50. 5 Eb. S. 55. Erkläre
die Namen!
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
488
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
empfangen noch jetzt ihre wichtigsten Nebenflüsse von rechts ans den Urstrom-
talern: Bug mit Narew, Warthe mit Netze, Havel mit Spree. Die
vom Wasser verlassenen Urstromtäler zeichnen in ihren tiefen, sandigen oder
mit Erlenbrüchen erfüllten Furchen bequeme Wege für Querkanäle vor.
(23gl. § 310, Iii.) Für Berlin ist es von Bedeutung, daß die im 0 ziemlich
weit voneinander entfernt liegenden Urstromtäler in der Mark eng zusammen-
lausen, sich schließlich in dem Havel—elbe-Tal vereinigen und so die Haupt-
stadt des Reiches zum Zielpunkt künstlicher Wasserstraßen bestimmen: des
Oder — Spree-Kanals, des Bromberger und des Fiuow-Kanals, des
Havelländischen Hauptkanals, des Planeschen Kanals u.a. (Fig.248).
Der jüngste und leistungsfähigste Kanal ist der Teltow-Kanal südlich von
Berlin. (Großschiffahrtsweg Berlin—stettin s. bei Stettin § 317, 3.) Da
auch die Eisenbahnen in den Urstromtälern bequeme Wege finden, so wurden
die alten Wasserläufe neu belebt durch den „Strom" des Verkehrs.
Ii. Wirtschaftsleben. Die östliche Tieflandsmulde, im wesentlichen
das Gebiet der Provinz Posen mit den Flüssen Warthe, Netze und Bartsch, hat
ein ausgesprochen kontinentales Klima. Drei Viertel des Landes, ein
größerer Prozentsatz als in irgendeiner anderen Provinz oder in einem anderen
Bundesstaate, bilden Acker-, Wiesen-, Gartenland und Weiden. Nur ein Fünftel
ist mit Wald (Kiefernwälder) bedeckt. Die Landwirtschaft mit ausgedehntem
Zuckerrüben-, bedeutendem Weizen- und ansehnlichem Hopfenbau beschäs-
tigt fast zwei Drittel der Bewohner. Die Posener Ebene zwischen dem nörd-
lichen und Mittlern Talzuge ist eius der ersten Getreideländer Preußens.
Die westliche Tieflandsmulde, das Gebiet der Mittlern Oder, der
Havel und Spree, also in der Hauptsache die Provinz Brandenburg, besitzt
zwar reichlich befeuchteten, aber zu 40 "/<> saudigen, flachen und teilweise
morastigen Boden. Die sandigen Striche sind meist mit Kiefernwäldern1
bestanden. Die Haupterwerbsquelle der Provinzbewohner ist der vornehmlich
ans die Versorgung Berlins gerichtete Pflanzenbau, der auf den Geschiebe-
lehmslnren (Uckermark) reichliche Ernten von Roggen, Hafer und Zucker-
rüben liefert, während in sandigem Boden namentlich Kartoffeln und
Gemüse gebaut werden. Die ehemaligen Sumpfböden des Warthe-, Oder-
und Netzebruches sind seit den Tagen Friedrichs des Großen entwässert und
gehören heute zu den wertvollsten Anbaugebieten der Mark; aber auch große
Teile des sandigen Märkischen Flachlandes wurden durch den Fleiß und
die Ausdauer der Bewohner sowie durch die Fürsorge der Hohenzollernfürften
in Gemüse-, Obst- und Blumengärten verwandelt. Abwärts von Kottbns
durchfließt die Spree in vielen Armen den Spreewald, eine heute großen-
teils entwässerte Wald-, Wiesen- und Ackerlandschaft, die beträchtliche Mengen
von Gemüse (Gurken, Meerrettiche, Zwiebeln) der Reichshauptstadt zuführt.
Mit Bodenschätzen ist das Märkische Tiefland nur gering ausgestattet.
Braunkohlen finden sich in der Nähe von Frankfurt a. O., bei Spremberg
1 Die Kiefer hat mit der Ausbreitung des Preußischen Staates einen Siegeszug durch
Norddeutschland gehalten und ist heute der am meisten verbreitete Waldbaum Deutschlands.
1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Rübenkamp, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
B. Das ostdeutsche Tiefland. 35
2. Flüsse, Kanäle und Seen.
Der Hauptstrom des Gebietes ist die Warthe. Sie ist der größte
Nebenfluß der Oder und kommt dieser au Länge und Wasserfülle gleich.
Ihr mehrfach geknickter Lauf gliedert sich in vier große Strecken, die mit
der Oder ziemlich Parallel laufeu. Die flachen Ufer sind meist durch
niedrige Bodenwellen eingefaßt; mehrmals durchfließt der Fluß weite
Sumpfgebiete. Die Netze wie auch die Obra fließen ebenfalls strecken-
weise durch Sumpfgegenden. Warthe und Netze sind beide schiffbar.
Eine wichtige künstliche Wasserstraße ist der Bromberger Kanal, der
die Weichsel" mit dem Flußnetz der Oder verbindet. — Im Gebiete der
Obra und der oberen Netze liegen zahlreiche Seen.
3. Bodenbeschassenheit und Erzeugnisse.
Das Tiefland der Warthe hat meist ziemlich fruchtbaren Boden.
Darum beschästigen sich die Bewohner hauptsächlich mit Ackerbau und
Viehzucht. Die Sumpfgegenden des Gebiets sind durch die Fürsorge
der preußischen Könige größtenteils entwässert und urbar gemacht worden,
so z. B. das Warthe-, Netze- und Obrabruch. Hier erblickt man
jetzt fruchtbare Felder, die außer Roggen reiche Ernten an Weizen
und Zuckerrüben liefern, und fette Wiesengründe. Berühmt ist der
Weizen, der auf dem vorzüglichen Lehmboden der Kujawischeu Seen-
platte wächst. Auch Hopfen-, Obst- und sogar Weinbau wird be-
trieben. Wenig fruchtbar sind wegen des sandigen Bodens die höher
gelegenen Landstriche, z. B. das Hügelland im Süden und die Hügel-
reihen längs der Netze und der Obra. — Sehr ergiebig ist die Fischerei
in den Flüssen und Seen. In den Netzebrüchen lagern reiche Vorräte
an Torf; bei Hohensalza (31) sind Gips- und Salzlager.
4. Städte. Bevölkerung.
Da aber Erze und Steinkohlen in der Landschaft fehlen, konnte
sich die Gewerbtätigkeit nur wenig entwickeln. Darum ist das Gebiet
auch uicht stark bevölkert. Es hat zahlreiche kleine, meist ackerbautreibende
Städte. Die wenigen größeren Städte liegen fast alle an schiffbaren
Flüssen und Kanälen. Posen (140) an der Warthe und an der Eisen-
bahn, die Deutschland von Westen nach Osten durchschneidet, ist die Haupt-
stadt der Provinz und Festung ersten Ranges. Küstrin (17) an der
Warthemündung ist ebenfalls zu einer starken Festung ausgebaut. Brom-
berg (54) am Bromberger Kanal hat große Mühlenwerke und Gerbereien.
In der alten Stadt Gnesen (24) ist das Grab des h. Adalbert, des
Apostels der Preußen. In Lissa sind bedeutende Tuchfabriken.
Die Bewohner der Landschaft sind nur zum Teil Deutsche, etwa
die Hälfte sind Polen. Zur Stärkung des Deutschtums kauft die „An-
siedlungskommission" große polnische Güter an und zerlegt sie in kleinere
Ackerwirtschaften, die dann an deutsche Ansiedler vergeben werden.
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
372
Länderkunde. — Europa.
empfangen noch jetzt ihre wichtigsten Nebenflüsse von rechts aus den Urstrom-
tälern: Bug mit Narew, Warthe mit Netze, Havel mit Spree. Die
vom Wafser verlassenen Urstromtäler zeichnen in ihren tiefen, sandigen ober
mit Erlenbrüchen erfüllten Furchen bequeme Wege für Querkanäle vor.
(Vgl. § 220, Iii.) Für Berlin ist es von Bedeutung, daß die im 0 ziemlich
weit voneinander entfernt liegenden Urstromtäler in der Mark eng zusammen-
laufen, sich schließlich in dem Havel-Elbe-Tal vereinigen und so die Haupt-
stadt des Reiches zum Zielpunkt künstlicher Wasserstraßen bestimmen: des
Oder—spree-Kanals, des Bromberger und des Finow-Kanals, des
Havelländischen Hauptkanals, des Planeschen Kanals u.a. (Fig.181).
Der jüngste und leistungsfähigste Kanal ist der Teltow-Kanal südlich von
Berlin. (Großschiffahrtsweg Berlin—stettin s. bei Stettin § 227, 3.) Da
auch die Eisenbahnen in den Urstromtälern bequeme Wege finden, so wurden
die alten Wasserlänse neu belebt durch den „Strom" des Verkehrs.
Ii. Wirtschaftsleben. Die östliche Tieflandsmulde, im wesentlichen
das Gebiet der Provinz Posen mit den Flüssen Warthe, Netze und Bartsch, hat
ein ausgesprochen kontinentales Klima. Drei Viertel des Landes, ein
größerer Prozentsatz als in irgendeiner anderen Provinz oder in einem anderen
Bundesstaate, bilden Acker-, Wiesen-, Gartenland und Weiden. Nur ein Fünftel
ist mit Wald (Kiefernwälder) bedeckt. Die Landwirtschaft mit ausgedehntem
Zuckerrüben-, bedeutendem Weizen- und ansehnlichem Hopfenbau beschäs-
tigt fast zwei Drittel der Bewohner. Die Posener Ebene zwischen dem nörd-
lichen und Mittlern Talzuge ist eins der ersteu Getreideländer Preußens.
Die westliche Tieflandsmulde, das Gebiet der Mittlern Oder, der
Havel und Spree, also in der Hauptsache die Provinz Brandenburg, besitzt
zwar reichlich befeuchteten, aber zu 40 °/o sandigen, flachen und teilweise
morastigen Boden. Die fandigen Striche sind meist mit Kiefernwäldern'
bestanden. Die Haupterwerbsquelle der Provinzbewohner ist der vornehmlich
ans die Versorgung Berlins gerichtete Pflanzenbau, der auf den Geschiebe-
lehmslnren (Uckermark) reichliche Ernten von Roggen, Hafer und Zucker-
rübeu liefert, während in sandigem Boden namentlich Kartoffeln und
Gemüse gebaut werden. Die ehemaligen Sumpfböden des Warthe-, Oder-
und Netzebruches sind seit den Tagen Friedrichs des Großen entwässert und
gehören heute zu den wertvollsten Anbaugebieten der Mark; aber auch große
Teile des sandigen Märkischen Flachlandes wurden durch den Fleiß und
die Ausdauer der Bewohner sowie durch die Fürsorge der Hohenzollerusürsteu
in Gemüse-, Obst- und Blumengärten verwandelt. Abwärts von Kottbus
durchfließt die Spree in vielen Armen den Sprcewald, eine heute großeu-
teils entwässerte Wald-, Wiesen- und Ackerlandschaft, die beträchtliche Mengen
von Gemüse (Gurken, Meerrettiche, Zwiebeln) der Reichshauptstadt zuführt.
Mit Bodenschätzen ist das Märkische Tiefland nur gering ausgestattet.
Braunkohlen finden sich in der Nähe von Frankfurt a. O., bei Spremberg
i Die Kiefer hat mit der Ausbreitung des Preußischen Staates einen Siegeszug durch
Norddeutschland gehalten und ist heute der am meisten verbreitete Waldbaum Deutschlands