Ähnliche Ergebnisse
1902 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Deckert, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Seine Natur,
33
Regionen bieten neben einem größeren Produktenreichtum (durch Alpen-
weiden, Bergwälder, Obstpflanzungen u. dgl.) die Möglichkeit leich-
terer Kommunikation. Nur durch die Quertäler und Pässe ist es
möglich, diese Gebirge zu überschreiten und mit Kunststraßen und
Eisenbahnen zu versehen — letzteres zuweilen unter Anstrengungen,
deren sich erst die moderne Technik fähig gezeigt hat. Nur mittelbar
sind die Hochgebirge Förderer der Produktion und des Handels und
Verkehrs, namentlich indem sie auf die Bewässerung und das Klima
der benachbarten Gegenden maßgebend einwirken. Durch ihre Schnee-
felder und Gletscher zwingen sie den Wasserdunst der atmosphärischen
Luft, sich zu Wolken zu verdichten und als Regen oder Schnee auf
sie niederzufallen, und außerdem sind sie dadurch unerschöpfliche Wasser-
behälter, von denen aus die großen Ströme gerade in den trockenen
Sommermonaten am reichsten gespeist werden. Ferner wirken die
Hochgebirge auch ablenkend und hemmend auf die Luftströmungen,
und so gestalten sie die Länder, welche sie trennen, verschieden in
ihrer gesamten Natur, so daß dieselben der wechselseitigen Ergänzung
und des Austausches ihrer Güter bedürftiger werden. Teilweise sind
die Hochgebirge Fundstätten nutzbarer Mineralien (Rocky Mountains,
Anden). — Die Mittelgebirge und Hügelziige wirken weniger ver-
kehrsstörend und sind meist auch viel produktiver als die Hochgebirge.
Neben Bergweiden und Bergwäldern machen sie Getreide- und Obst-
bau in ausgedehnter Weise möglich, und zugleich bieten sie einen grö-
ßeren Reichtum nutzbarer Mineralien (Kohlen, Eisen, Blei, Silberzc.).
Dagegen sind ihre verkehrsfördernden Wirkungen in die Ferne im
allgemeinen unbedeutender, indem ihre Flüffe keine so reiche und gleich-
mäßige Wassersülle erhalten wie die Hochgebirgsströme (die Elbe im
Gegensatz zum Rhein!). Hochebenen hindern, wenn sie sehr hoch
sind, den Verkehr und die Produktion ähnlich wie Hochgebirge. Je
niedriger sie sind, desto mehr ähneln sie in ihrem Charakter den Tief-
ebenen. Tiefebenen sind der Produktion und dem Verkehr in un-
mittelbarer Weise am günstigsten. In denselben ist Acker-, Garten-
oder Pflanzerwirtschast — günstiges Klima und günstige Bewässerung
vorausgesetzt — am besten möglich. Unterirdische Bodenschätze lassen
sich leicht zu Tage fördern, da meist nur lockere Erdschichten oder
wenig feste Felsen zu beseitigen sind. Die Flüsse fließen ruhig
und sind durch die Flußschiffahrt wichtige Diener des menschlichen
Deckert, Handels- und Verkehrsgeographie. Z
1915 -
Berlin
: Heymann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): Preußen
Raimund Köhler
einen zu hohen Prozentsatz der Herstellungskosten und verteuern die Güter
unverhältnismäßig.
b. Der stark entwickelte Verkehr hat die weitgehende Arbeitsteilung
ermöglicht, die wir jetzt in der wirtschaftlichen Organisation haben. Somit
ist der Verkehr mittelbar eine Vorbedingung für den Großbetrieb, der im
allgemeinen wieder eine Verbilligung der Erzeugungskosten zur Folge hat.
Im Mittelalter gab es nur eine berufliche Arbeitsteilung; der
Abnehmerkreis des Handwerkers war auf die Stadt und deren nähere Um-
gebung beschränkt. Eine territoriale Arbeitsteilung fehlte, bleute dagegen
werden einzelne Artikel in Spezialfabriken nicht nur für die gesamte Volks-
wirtschaft, sondern für die ganze Welt hergestellt, z. B. Farben und andere
chemische Erzeugnisse. Diese Erweiterung des Abnehmerkreises ist nur mit
Pilfe des stark entwickelten Verkehrs möglich geworden. Sie hat zur Folge,
daß die Produktion dort ausgedehnt werden kann, wo besonders günstige
Umstände für sie vorliegen und wo sie daher besonders billig ist; an den
günstigsten Stellen kann dann die Produktion im Großbetrieb erfolgen. Es
entspricht der Wirtschaftlichkeit, wenn jedes Land gerade die Dinge vorzugs-
weise produziert, für die es durch Klima, Bodenbeschaffenheit, ferner durch
Charakter und Intelligenz der Bevölkerung besonders geeignet ist. (Austausch
zwischen Agrar- und Industrieländern, innerhalb Deutschlands zwischen dem
mehr landwirtschaftlichen Osten und dem mehr industriellen Westen.)
Eine weitere Folge der Ausdehnung der Absatzfähigkeit ist eine Steigerung
des Wettbewerbs mit seinen wirtschaftlich wichtigen Folgen (Ansporn zu
Verbesserungen usw.).
Die technischen Erfindungen werden, wie alle Errungenschaften der
Kultur, mit £)ilfe des Nachrichtenverkehrs sehr schnell allen Völkern mit-
geteilt, während es in den Zeiten des unentwickelten Verkehrs möglich war,
daß Erfindungen einzelner Völker jahrhundertelang in andern Ländern
unbekannt blieben, z. B. die Erfindung des Schießpulvers in China.
e. Die industriellen Großbetriebe, die seit der Kutte des vorigen Jahr-
hunderts in immer größerer Zahl entstanden sind, wählten zuerst zu pro-
duktionsstätten meist die Zentren des wirtschaftlichen Verkehrs, die Groß-
städte, die dann infolge davon sich rasch ausdehnten. Inzwischen ist die
Grundrente in den Städten so gestiegen, daß es vielfach vorteilhaft ist, die
alten Grundstücke in der Großstadt zu verkaufen oder wohn- oder Geschäfts-
häuser darauf zu bauen und den Fabrikationsbetrieb nach außerhalb zu
verlegen. Auch dieser wirtschaftlich wichtige Vorgang ist nur möglich bei
einem intensiven Verkehrswesen: Bleibt die kaufmännische Leitung in der
Großstadt, dann findet ein reger telephonischer, schriftlicher (etwa vermittels
Kraftfahrrädern) und persönlicher (Automobil-)Verkehr zwischen dem kauf-
männischen Kontor und den: technischen Betriebe statt. Gehen die kauf-
männischen Bureaus aus der Großstadt mit hinaus, so ist dies wiederum
nur denkbar, weil sie mit Pilse des Nachrichtenverkehrs ständig in Fühlung
mit dem Bedarfszentrum bleiben können.
N. Der Aufgabenkreis des Handels ist größer geworden entsprechend
der Mannigfaltigkeit der Produktion; neue Handelszweige sind entstanden.
1909 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
§ 22. Volkswirtschaftliche Theorien.
41
Der Geist dieses Systems ist der der Bevormundung und staat-
lichen Regelung der Gütererzeugung. Dieses Wirtschaftssystem hat
große Erfolge gehabt in Zeiten miuderentwickelter Volkswirtschaft; je
mehr freilich die wirtschaftlichen Kräfte erstarkten, desto mehr regte sich
das Bedürfnis nach größerer Freiheit; es ist dieselbe Zeit, in der auch
zuerst der Ruf nach größerer politischer Freiheit erscholl.
2. So traten gegen Ende des 18. Jahrhunderts volkswirtschaftliche
Anschauungen auf, welche gegenüber dem Grundsatz der staatlichen Organi-
sation den möglichster Freiheit des Wirtschaftslebens vertraten.
a) Die physiokratische Schule in Frankreich, der insbesondere
der Minister Turgot angehörte, ging davon ans, daß der National-
reichtnm nicht im Gelde bestehe, sondern seine einzige Quelle der Grund
und Boden sei. Sie hat ihren Namen daher, daß sie verlangte, man
möge die Natur walten lassen und ihr nicht durch Regiernngsmaßregeln
Gewalt antun. Sie forderte Freiheit der Produktion und des Handels-
verkehrs; ibr Wahlsprnch war: laissez faire, laissez passer.
b) Adam Smith, ein Schotte, der 1776 sein Buch über die Natur
und die Ursache des Nationalreichtums herausgab, sah nicht im Gelde,
noch auch im Grund und Boden den Ursprung des Volkswohlstandes,
sondern erklärte die Arbeit (industry) für die Ursache des Reichtums.
Diese werde am produktivsten sein erstens bei weitgehender Arbeitsteilung,
sodann insbesondere bei möglichster Freiheit der Gütererzeuguug. Demnach
forderte auch er möglichste Befreiung der persönlichen (individuellen) wirt-
schaftlichen Tätigkeit, indem er erklärte, daß wer sein Privatiuteresse
energisch fördere, dadurch zugleich dem Gemeinwohl am besten nütze.
e) Diese individualistischen Grundsätze wurden durch die Frei-
haudelsschule des 19. Jahrhunderts weitergebildet'); sie forderte Be-
seitigung aller Schranken, die für Produktion und Handel bestünden,
aller staatlichen Eingriffe in den Verlauf des wirtschaftlichen Prozesses,
mit der Begründung, daß sich aus dem Kampfe der einander wider-
streitenden egoistischen Interessen eine allgemeine Harmonie des wirtschaft-
lichen Lebens ergeben müsse.
3. Die Tatsache, daß sich diese Harmonie der wirtschaftlichen
Interessen nicht ergeben, sondern vielmehr der freie Wettbewerb zu einer
Macht des Kapitals geführt hat, die für den Kapitalarmen oft verderblich
geworden ist, hat die Entstehung sozialistischer Grundsätze zur Folge
1) Sie wird auch Manchesterschule genannt; Manchester bildete um 1840 den
Mittelpunkt der Agitation gegen die englischen Kornzölle.
jljf .al'.osta'e
gebusbuci'.iörschung
ßraunschv/eifl
Hskulduobvmsäm/
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Doormann, Otto, Scholz, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Lübeck, Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
10
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Iii. Die Ostsee und die Ostseeküste.
1. Das Antlitz der Halbinsel ist der Ostsee zugewandt. Die Ostsee oder das
Baltische Meer ist als die niedrigste Stelle des östlichen Teiles des norddeutschen
Tieflandes anzusehen. Ihr Boden ist bedeckt mit Geschiebeton und Steinen aus der
Eiszeit, so daß sie mit Schleppuetzeu kaum zu befischen ist. Sie ist etwa 3/4 so groß
als das Deutsche Reich. Die mittlere Tiefe beträgt etwa 70 in, doch ist sie in ihrem
westlichen Teil viel flacher; eine der tiefsten Stellen der westlichen Ostsee westlich
von der Linie Fehmarn—laaland ist tief innen im Kieler Hafen nahe an der Düsteru-
brooker Allee 32 m. Ter starke Zufluß vou Süßwasser, der deu Verlust durch Ver-
dunstung übersteigt, hat ein Abfließen der oberen Wasserschicht ins Kattegatt zur
Folge; eine entgegengesetzte Unterströmung ist wohl vorhanden und führt schweres,
salzhaltiges Ozeanwasser hinzu, sie ist aber bei der geriugeu Tiefe der Meerstraßeu
nicht vou großem Einfluß. So ist denn der Salzgehalt nur gering, an der holsteinischen
Küste 0,7%, im Sund 0,9%, im Großen Belt 1,3%.
Wegen der Enge der Zugänge und der großeu Entfernung vom Ozean sind die
Gezeiten (Ebbe und Flut) so gut wie gar nicht wahrnehmbar. Dagegen sind die
Winde vou großem Einfluß auf den Wasserstand an der Küste.
Hochwasser an: 13. November 1872; der höchste Stand des Wassers ist noch jetzt
durch Marken in Städten und Dörfern angegeben.
Die Bedeutung, die die Ostsee einstmals zur Zeit der Hause im Weltverkehr
hatte, ist dahin. Doch ist sie für den Handelsverkehr immer noch von Wichtigkeit.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal hat die Verbindung mit den westlichen Ländern wesent-
lich verkürzt und erleichtert. Außerdem ist der Fischfang eine wichtige Erlverbs-
quelle für die Küstenbewohner. Groß ist auch die Zahl der Bäder, die jährlich
Tausende an den Strand locken.
2. An der Ostseeküste Deutschlands unterscheidet man eine Haffküste (Preußen),
eine Boddenküste (Pommern und Mecklenburg) und eine Fördenküste. Die
Fördenküste beginnt bei der Lübecker Bucht und erstreckt sich bis zur Nordspitze Jüt-
lands. Die Förden haben eine breite Mündung und spitzen sich landeinwärts zu.
Sie sind anzusehen als uuter dus Meer getauchte Flußtäler, so die Kieler Förde
als das Urstromtal der Eider; die Schlei und die Haderslebener Förde gewähren
wie der Lim-Fjord in Jütland noch jetzt das Aussehen von Flußläufen. Die Förden
sind zum Teil recht tief, da keine Anschwemmungen von Flüssen möglich sind, und
bieten deshalb ausgezeichnete Häfen, da sie ferner auch durch die Moränenwälle
gegen die vorherrschenden Westwinde geschützt sind. Charakteristisch bei den Förden
sind noch die Noore, kleine abgeschnürte und nur durch schmale Arme mit deu
Förden verbundene Gewässer: das Windebyer Noor bei Eckernförde, das Selker
Noor an der Schlei, das Nübel - Noor an der Flensburger Förde. Es folgen von
S nach N die Lübecker oder Neustädter Bucht, die Hohwachter Bucht, die
Kieler Förde, die Eckernförder Bucht, die Schlei, die Förden von Flens-
bürg, Apenrade und Hadersleben.
1895 -
Hannover [u.a.]
: Hahn
- Autor: Zweck, Albert, Bernecker, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
6
Hängen größere Landmassen nur durch schmale Streifen Landes mit
einander zusammen, so spricht man von einer Landenge (Isthmus).
Wenn das Land derartig in das Meer hinaustritt, daß eine deutliche Ab-
sonderung dieses Teiles von dem übrigen Lande bemerkbar wird, so nennt
man das Stück eine Halbinsel; ist die Absonderung eine vollständige,
sodaß Wasser rings herumflutet, so entsteht eine Insel.
Einzelne Inseln liegen in der Nähe der Kontinente und standen früher
mit ihnen in Zusammenhang: kontinentale Inseln; andere liegen
mitten im Ocean: oceanische Inseln (suche Beispiele auf der Karte).
Halbinseln und Inseln nennt man die Glieder des Erdteiles, die
übrige, mehr zusammenhängende Landmasse den Rumpf. Je zahlreicher
die Glieder sind, je mehr also das Meer in den Kontinent eindringt, desto
größer ist die Gliederung', die Aufgeschlossenheit, desto mehr kann
sich Handel und Verkehr entwickeln. Welcher Erdteil ist am meisten
gegliedert? welcher am wenigsten?
Denjenigen Teil des Landes, den das Wasser berührt, nennt man
Küste, Ufer oder Gestade. Fällt das Land steil zum Meere ab, so spricht
man von einer Steilküste. Die Schiffe können hier nahe an das Land heran,
so daß sich an günstigen Einschnitten Häsen bilden. Senkt sich der Boden
allmählich, so spricht man von einer Flachküste. Hier können Häfen
nur durch Kunst geschaffen werden; doch sind die Flüsse, die an solchen
Küsten münden, oft imstande, Seeschiffe aufzunehmen (Hamburg, "'Bremen):
sie bilden dann Flußhäfen.
13) Das Wasser kommt auch innerhalb der Kontinente vor, ent-
weder stehend, in der Form von Landseen und Teichen, oder fließend
als Fluß und Bach.
Das Regenwasser sickert z. T. in den Erdboden ein, bis es auf
undurchlässige Erdschichten trifft, und tritt dann, von diesen geleitet, an einer
andern Stelle als Quelle hervor. Je nach der Temperatur des Wassers
spricht man von warmen oder kalten Quellen. Das Wasser der
Quelle fließt als Rinnsal fort, daraus entwickelt sich ein Bach, die Bäche
werden zu Flüssen, der Fluß zum Strom. Hauptfluß und Nebenfluß.
Den Lauf des Flusses von der Quelle bis zur Mündung teilt man
in drei Teile: Ober-, Mittel- und Unterlauf. Flußabwärts
ist die Richtung von der Quelle zur Mündung; flußaufwärts die
umgekehrte. Rechtes und linkes Ufer bestimmt man immer nur in der
Richtung nach der Mündung.
Die Wasserfläche eines Sees oder eines Flusses nennt man auch den
Spiegel; die Mulde, die ein Fluß oder ein See mit seinem Wasser aus-
füllt, heißt sein Bett. Im ebenen Lande teilt sich mitunter ein Fluß in
mehrere Arme; fließt er in mehreren Armen in das Meer hinein, so nennt
man die Mündung ein Delta (nach dem Namen und der Form des
griechischen Buchstaben D — J).
Die Neigung des Flußbettes nennt man das Gefälle. Je geringer
die Neigung der Wasseroberfläche ist, desto langsamer fließt der Fluß und
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Müller, Albert, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
118 Länderkunde von Mitteleuropa.
Schreckenstein Elbe
Nordböhmen. Ter S ch r e ck e n st e i n im Böhmischen M i t t e l g e 6 i r g e.
Nordböhmen ist bekannt durch seine alten Vulkane und seine heißen Quellen. Ehe die Elbe das Elbsandsteingebirge
erreicht, durchbricht sie in einem romantischen Tale das vulkanische Böhmische Mittelgebirge, das aus Basalt und
Klingstein besteht und durch seine höchst malerischen, kuppigen Formen Berühmtheit erlangt hat wie die Rhön.
Aus dem Boden des Gebietes sprudeln die bekannten Quellen von Teplitz und Bilm hervor.
europäischen Verkehrs. Die Donaustraße wird hier gekreuzt von der nordsüdlichen
Verkehrslinie, die aus dem Gebiet der Weichsel und Oder zum Adriatischen
Meer führt. Infolge dieser günstigen Verkehrslage hat sich Wien (2 Mill.) an
der Donau zu einer Zwei-Millionenstadt entwickelt, die aber nicht nur die größte,
sondern als Reichshauptstadt auch die schönste Stadt Österreichs ist. Sie ist ferner
die erste Handels- und Industriestadt (Maschinen, Kunstgewerbe, Lederwaren, Mode-
waren) und auch der geistige Mittelpunkt (Universität, Museen, Technische Hoch-
schule) des Reiches. Wiens berühmteste Kirche ist der Stephansdom, seine schönste
Straße der Ring, des Wieners liebste Erholungsstätte der Prater.
4. Die Sudetenländer.
Sie werden umrahmt von den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Böhmerwald
mit seinen südöstlichen Ausläufern und den Westkarpaten. Das ganze Gebiet hat
die Gestalt eines Vierecks. Durch die Mährische Höhe wird es m zwei Teile geschieden:
Böhmen und Mähren.
1. Böhmen, a) Es ist ein welliges Beckenland, das nach Norden abfällt, wie der
Lauf der Flüsse zeigt. Nenne die wichtigsten Flüsse! Da das Klima der geschützt
liegenden Landschaft milde und der Boden fruchtbar und reich bewässert ist, so
1918 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Müller, Albert, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutschlands südliche Nachbargebiete. t2l
Schreckenstein
Nordböhmen. Der Schrecken st ein im Böhmischen Mittelgebirge.
Nordböhmen ist bekannt durch seine alten Vulkane und seine heißen Quellen. Ehe die Elbe das Elbsandsteingebirge
erreicht, durchbricht sie in einem romantischen Tale das vulkanische Böhmische Mittelgebirge, das aus Basalt und
Klingstein besteht und durch seine höchst malerischen kuppigen Formen Berühmtheit erlangt hat wie die Rhön.
Aus dem Boden des Gebietes sprudeln die bekannten Quellen von Teplitz und Bilin hervor.
europäischen Verkehrs. Die Donaustraße wird hier gekreuzt von der nordsüdlichen
Verkehrslinie, die aus dem Gebiet der Weichsel und Oder zum Adriatischen
Meer führt. Infolge dieser günstigen Verkehrslage hat sich Wien (2,2 Mill.) an
der Donau zu einer Zwei-Millionenstadt entwickelt, die aber nicht nur die größte,
sondern als Reichshauptstadt auch die schönste Stadt Österreichs ist. Sie ist ferner
die erste Handels- und Industriestadt (Maschinen, Kunstgewerbe, Lederwaren, Mode-
waren) und auch der geistige Mittelpunkt (Universität, Museen, Technische Hoch-
schule) des Reiches. Wiens berühmteste Kirche ist der Stephansdom, seine schönste
Straße der Ring, des Wieners liebste Erholungsstätte der Prater.
4. Die Sudetenländer.
Sie werden umrahmt von den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Böhmerwald
mit seinen südöstlichen Ausläufern und den Westkarpaten. Das ganze Gebiet hat
die Gestalt eines Vierecks. Durch die Mährische Höhe wird es in zwei Teile geschieden:
Böhmen und Mähren.
1. Böhmen, a) Es ist ein welliges Beckenland, das nach Norden abfällt, wie der
Lauf der Flüsse zeigt. Nenne die wichtigsten Flüsse! Da das Klima der geschützt
liegenden Landschaft milde und der Boden fruchtbar und reich bewässert ist, so
1894 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Giese, August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
28
Handel. Diese Theorie berücksichtigt nicht, daß jeder einzelne Staat eine
selbständige Individualität ist; sie entfesselt vielmehr den wirtschaftlichen
Kampf auf allen Gebieten und giebt, die schwachen Staaten und Völker
erbarmungslos zerstörend, den starken den Seeg.
In der That ließen sich auch die Staaten nicht lange durch diese
Theorie leiten, vielmehr trachteten sie auf jede Art die Entwicklung des
eigenen Landes auf allen Gebieten zu fördern, auf dem des Ackerbaues
nicht minder als auf dem der Industrie und des Handels. Für diese Ent-
wicklung spielte der Schutzzoll eine wichtige Rolle; er allein ermöglichte
das Aufblühen einer eigenen Industrie in Rußland, im Deutschen Reich,
in den Vereinigten Staaten.
In den einzelnen Ländern sind nämlich die Kosten für die Er-
zeugung der Waren sehr verschieden; wo fruchtbarer Boden, Billigkeit
des Landes, gute Maschinen, geringe Abgaben, kurz billige Produktions-
bedingungen vorhanden sind, können die Waren leichter und billiger
hergestellt werden als in Ländern, wo jene Bedingungen nicht in dem-
selben Grade gegeben sind; um nun den Unterschied dieser Herstellungs-
kosten annähernd wenigstens auszugleichen und dadurch die Arbeit im
eigenen Lande noch lohnend und überhaupt möglich zu machen, werden
von den aus dem Auslande eingeführten Waren bestimmte Zölle erhoben.
Diese dienen also dazu, in Landwirtschaft wie in Industrie den einhei-
mischen Arbeitern und Besitzern den Lohn ihrer Thätigkeit zu sichern und
zugleich für den Staat eine Quelle von Einnahmen zu bilden, die sonst auf
andere Art aufgebracht werden müßten. (Zölle, die nur den finanziellen
Ertrag bezwecken, nennt man Finanzzölle.)
Als Resultat der wirtschaftlichen Betrachtung ergäbt sich, daß weder
Freihandel noch Schutzzoll absolut richtig sind; solche absolut richtigen
Theorieen kennt die Wissenschaft nicht; beide können je nach der Entwick-
lung des Landes berechtigt sein.
Die Staaten, die weder dem reinen Freihandel noch einem über-
triebenen Schutzzollsystem geneigt sind, suchen auch wohl durch Vertrüge
mit denjenigen Staaten, mit denen sie die meisten Handelsbeziehungen
haben, für ihre gegenseitigen Produkte eine günstigere Behandlung zu er-
wirken. Solche Verträge, die meist auf eine lange Reihe von Jahren ge-
schlossen werden, nennt man Handelsverträge.
3. In ähnlicher Weise ergab sich die Fürsorge des
Staates für die Bildung, die Sittlichkeit, die Kunst
und die Wissenschast. Je mehr diese zunehmen, um so mehr
wächst auch die Kraft des Staates, und so zog die Staatsver-
waltung bald diese Gebiete in ihren Bereich.
Auch die Frage der Be v ölkerun gsz ahl erkannte man
bald als wichtig. Eine dichte Bevölkerung ist ein Zeichen er-
höhten Wohlstandes, sie vermehrt die Arbeit, steigert die Kultur,
erhöht die Wehrkraft u. s. w. Daher suchte der Staat, als man
im 17. Jahrhundert aus diesen Punkt aufmerksam wurde, die
Vermehrung der Bevölkerung zu fördern teils durch Begünstigung
der Eheschließung, teils durch Berufung von Einwanderern oder
durch Verbot der Auswanderung. Auch fing man an, eine ge-
naue Feststellung (Statistik) über die Bevölkerung und ihre Be-
wegung (Zu- und Abnahme) vorzunehmen. Da trat Malthus
(1798) aus mit seiner Lehre, daß die Bevölkerung sich schneller
1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
B. Das Klima. 5
bindet und infolge seines Zusammenhanges eine Durchquerung großer Räume
ohne Umladung erlaubt. Die Tiefe des Wassers gestattet die Verwendung
großer Beförderungsgefäße — Schiffe bis zu 50000 t Raumgehalt*) — und
ermöglicht daher große Billigkeit des Verkehrs.
Um die Vorteile des billigen Seeverkehrs ganz ausnützen zu können, sind
trennende Landengen zwischen zwei Meeren durchstochen worden. Als die wich-
tigsten solcher Kanäle sind der Suez-Kanal, der die Verbindung zwischen
Mittelmeer und Rotem Meer herstellt, und der seiner Vollendung entgegen-
gehende Panama-Kanal zu nennen. Der letztere wird den Atlantischen mit dem
Großen Ozean verbinden und somit die gefährliche Umschiffung Südamerikas
erübrigen.
2. Das Land bildet die Grundlage der Pslanzen- und Tier-
Produktion und liefert dem Menschen sast alles, was er sür seine Zwecke
benötigt.
Von großem Einfluß auf den Pflanzenwuchs, den Verkehr und die Be-
fiedelung des Landes mit Tieren und Menschen ist der Aufbau des Bodens.
Die Gebirge sind im allgemeinen dem Gedeihen der Lebewesen feindlich, um so
mehr, je höher sie sich erheben und je steiler ihre Hänge gestaltet sind. Von
ihrem Einfluß auf das Klima wird noch zu reden sein. Der eigentliche Schau-
platz des Pflanzen-, Tier- und Menschenlebens ist somit die Ebene, besonders
wenn sie eine Verbindung mit dem Meere besitzt.
Auch als Verkehrsgebiet besitzt die Ebene große Vorzüge vor dem
Gebirge, wenngleich heute der Mensch durch Tunnels, hohe und lange Brücken,
Zahnrad- und Schwebebahnen auch die Unwegsamkeit der Gebirge zu überwinden
weiß. Dagegen sind die Flüsse und Binnenseen Förderer des Verkehrs,
gewissermaßen eine Verlängerung des Meeres in das Land hinein. Ihre
Brauchbarkeit ist vielfach noch durch verbindende Kanäle erhöht worden.
In der Ausnützung des Gefälles der Flüsse sind durch Anlagen von
Talsperren und Umwandlung der Wasserkraft in Elektrizität große Fortschritte
gemacht worden. Die Herstellung von Aluminium am Rheinsall, die Erzeugung
von Salpeter aus der Luft in Norwegen, die Versorgung ganzer Landschaften
mit Licht und Kraft (Rheinland, Baden) geben uns hinreichende Beispiele
hierfür.
B. Das tktima*
a) Sein (Hefen. Wir verstehen unter Klima die gesamten Witteruugs-
Verhältnisse, also Verteilung von Wärme und Kälte (T^Mperatur), Rich-
tung und Stärke der Luftströmungen (Winde) und Verteilung und Stärke
der Niederschläge. Wir werden sehen, daß die Winde von der Temperatur,/
die Niederschläge aber von Temperatur und Winden abhängig sind und daß!
die Verteilung von Land und Wasser ebenfalls einen großen Einfluß auf das
Klima ausübt.
*) Eine Raumtonne - 1 cbm.
1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Mississippi gebiet nebst den Aileghanys und atlantischem Küstenlande.
sich am deutlichsten in der Abnahme und im Verschwinden des
Baumwuchses zu erkennen gibt, nimmt auch die Möglichkeit des
Ackerbaues ab. An die Stelle desselben tritt immer mehr die
Viehzucht, die schließlich auf den weiten Grasfluren der Prairie
alleiniger Betrieb ist. Längs der Felsengebirge ist nur mit Hülfe
künstlicher Bewässerung eine Bebauung des Bodens
möglich. Der Wasserreichtum der Flüsse ist aber nicht groß. Im
S (in Texas) hat man jedoch mit gutem Erfolge den Anbau von
Reis auf bewässertem Boden begonnen.
Den größten Viehreichtum besitzen die Gegenden am obern
Mississippi und untern Missouri. Dort bildet die Prairie, weil noch
ziemlich reichliche Niederschläge fallen, ein wogendes Grasmeer
An die Stelle des Bisons oder amerikanischen Büffels, der früher
in vieltausendköpfigen Herden vorkam, sind große Rinder-
scharen getreten. Infolge der Nähe dieser viehreichsten Gebiete
Nordamerikas konnte Chikago seine großen Schlächtereien
eröffnen. Auch die Pferde- und Schweinezucht wird in dem
bezeichneten Bezirk stark betrieben. Weiter nach W wird aber
in der kurzgrasigern Prairie die Schafzucht vorherrschend.
Im ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten von Nordamerika wurden etwa
50 Milk Rinder, 40 Mill. Schweine und Schafe und 15 Milk Pferde
gezählt. Die Wollerzeugung des Landes liefert etwa V10 des Weltbedarfs.
Der ungeheure Reichtum des Bodens an Erzeugnissen und
Schätzen, die als gewerbliche Rohstoffe dienen können, zusammen
mit den reichen Kohlenlagern ermöglichte eine großartige Ent-
wicklung der Industrie, vor allem der Eisen-, Baumwoll-
und Wollindustrie, sowie des Handels und Verkehrs. Noch
durch viele andere Einflüsse wurde diese Entwicklung günstig
beeinflußt, insbesondere durch die geringen Verkehrsschwierigkeiten.
Die meist ebene Form des Landes machte den Ausbau eines weit-
verzweigten Eisenbahnnetzes möglich (zu vergleichen mit den
großen Schwierigkeiten, welche in dieser Hinsicht andere Gebiete
der Erde darboten, z. B. Westasien); auf großen schiffbaren
Strömen, neben dem St. Lorenzstrom und den kanadischen Seen
im N (vgl. S. 187) vor allem auf Ohio, Mississippi und Mis-
souri, doch auch auf einigen Küstenflüssen im 0, konnte sich
eine lebhafte Biimenschiflfahrt entwickeln; ferner ist die Lage
zum Meere, der großen Straße des Welthandelsverkehrs, sehr
günstig. Zwar besitzt <^:e Südküste keine guten Häfen; aber ein
großer Strom, der Mississippi, bildet dort eine natürliche Ein-
gangspforte bis weit in das Innere hinein. Umso buchten- und
hatenreicher ist die Ostküste, und sie ist es, die Europa,
dem Ursprungslande der jungen nordamerikanischen Kultur, gegen-
über liegt, von dort empfing das Land den Strom seiner Ein-
wanderer. Diese brachten in dasselbe, da Auswanderer stets den
tatkräftigem Teil eines Volkes bilden, die nötige Tatkraft und
den nötigen Fleiß, also die Eigenschaften, die erforderlich waren,
um auf dem Boden des reichen Landes ein reiches Wirtschafts-
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde. 13
Industrie,
Handel
und Verkehr.
1897 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das deutsche Reich.
79
Meere. Die Quellen der großen Flüsse liegen, abgesehen von dem Rhein,
im Bereich der deutschen Mittelgebirge. Auch an Seeeu ist das Land nicht
arm; sie finden sich am Fuße der Alpen und im norddeutschen Tiefland,
bort namentlich auf dem baltischen Höhenrücken.
Die Flüsse führen das ganze Jahr hindurch reichlich Wasser; denn §120.
Deutschland hat zu allen Jahreszeiten Regen, andauernde Dürren sind tlin,n-
selten. Zugleich erfreut es sich gemäßigter Wärme. Das Jahresmittel
schwankt zwischen 10° C. in der oberrheinischen Tiefebene und 6" C. im
äußersten Nordosten. Der Nordwesten ist unter dem Einfluß des nahen
Meeres mild. Überhaupt wird das Klima durch die vorherrschenden West-
liehen Winde, welche Regen und Wärme bringen, in hohem Grade beeinflußt.
Unter dem günstigen Klima hat sich das Pflanzenkleid überall kräftig
entwickelt. Der größte Teil des Bodens ist heute Kulturland. Über die
Hälfte ist Acker, ein Viertel etwa Wald und ein Siebentel etwa Weide
und Wiese; nur eine kleine Fläche fällt demnach dem sogenannten Ödland
zu. Die Wälder wechseln in ihren Beständen. Unter den Nadelhölzern
walten in Norddeutschland die Kiefer, in Mittel- und Süddeutschland die
Fichte vor. Buche und Eiche siud die verbreiterten Laubhölzer.
Unter den Kulturpflanzen begegnen wir Weizen, Roggen, Gerste und
Hafer am häufigsten. Daneben wird überall die Kartoffel gebaut. In
besonders fruchtbaren Landstrichen finden wir die Zuckerrübe. Tabak und
Hopfen gedeihen vortrefflich in Suddeutschland, Wein noch in Mitteldeutsch-
land, Obst, Birne, Apfel, Pflaume und Kirsche aber überall.
Die deutschen Wälder und Felder werden von zahlreichen Tieren Tiere,
bewohnt. Wildkatze, Fuchs, einige Marderarten, Hirsch, Reh und Hase
sind die bekanntesten. Auf den Alpen lebt noch in großen Rudeln die
Gemfe, Vögel der verschiedensten Art, namentlich Singvögel, an den Ufern
der Flüsse, der Seeen und des Meeres auch viele Wasservögel, beleben die
Luft. Gezüchtet werden in erster Linie Rind, Pferd, Schaf und Schwein.
Die Erträge des Bodens ernähren jedoch nur einen Teil der Be=§121.
völkeruug. Daneben sind Gewerbe und Handel wichtige Nahrungsquellen.
Die Industrie fand in dem Reichtum des Bodens an mineralischen Schätzen, ™'
an Kohlen und Erzen, eine wichtige Stütze. Der Handel dagegen ist durch w-mdel.
die Wegsamkeit des Landes außerordentlich begünstigt. Er erstreckt sich
längst über die Reichsgrenzen hinaus; denn Deutschland hat einen lebhaften
Anteil am Weltverkehr genommen.
Auch die Wissenschaft und die Kunst haben in Deutschland eine gute
Pflege gefunden.
Das Reich ist bewohnt von einer aufstrebenden, rührigen und that- Söeüöts
kräftigen Bevölkerung. Ihre Zahl ist im Verhältnis zur Fläche sehr groß.
Auf dem 540 Tausend qkm umfassenden Land wohnen 52 Millionen
1879 -
Grimma
: Gensel
- Autor: Oberländer, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 85 —
ebenen und Delta's, sowie die Ausfüllung von Seebecken. Das strömende
Wasser übt ferner eine befruchtende Kraft aus und ist wichtig für die
Wanderung und Ausbreitung der Pflanzen und Thiere, die es entweder
begünstigt oder hemmt.
2) Große Bedeutung hat das fließende Wasser für das Leben der
Menschen. Schon das Quellwasser wirkt auf den Gesundheitszustand
der Menschen ein. (Heilquellen.) Jäger- und Fischervölkern dienen die
Ströme als Wegweiser; Hirtenvölker finden an ihnen Weideplätze vor.
Doch bedingen sie nicht, sondern sie vermitteln nur die höhere Gesittung.
Die ackerbautreibende Bevölkerung locken sie zu ihren Thälern und Niede-
rnngen heran. Sie dienen dem Verkehr und der Industrie und sind die
Wurzeln großer Städte. Die Civilisation ist auf den Strombahnen zu
rohen Völkern vorgedrungen. Im Kriege dienen die Flüsse als Operations-
linien; früher galten sie vielfache als ethnographische Grenzscheiden. Es
wohnt den Quellen und Flüssen eine eigenthümliche Poesie inne, und Völker
auf niedrigerer Entwicklungsstufe haben den feuchten Segenspendern gött-
liche Verehrung gezollt.
C. Das All stehende Wasser.
1) Die Landseen sind für viele Flüsse Läuterungsbecken und Regu-
latoreu. (Alpenseen.) Sie locken die Bevölkerung an sich, haben aber keinen
entscheidenden Einfluß auf die Entwickelung der Gesittung ausgeübt.
2) Das Meer reißt Land an sich und setzt anderwärts solches an.
Es ist die Quelle der Regen und beeinflußt in hohem Grade die Tempe-
ratur (oceanifches Klima). Außerdem sind auch viele Meeresströmungen
wichtige klimatische Regulatoren (Golfstrom). Das Meer beherbergt eine
eigenthümliche Flora und Fauna, und seine Ströme fördern oder hemmen
die Verbreitung der Pflanzen- und Thierarten.
3) Während der Ocean ehemals die Völker von einander trennte, ist
er gegenwärtig ein Vermittler des Verkehrs und der Cultur. Die geistige
Bildung der Culturvölker hat durch ihn Bereicherung erfahren, und eine
höhere Gesittung schwimmt auf ihm hinüber in überseeische Erdräume zu
weniger civilisirten Völkern. — Das Meer beeinflußt den Charakter und
das Leben der Seevölker. Es erzeugt das Gefühl der Freiheit und Kraft,
Rüstigkeit und Muth, nährt den Sinn für das Romantische, regt die intellee-
Wellen Kräfte au, macht seine Anwohner zu einem amphibischen Menschen-
schlage und zieht ihr Interesse ab vom Innern des Vaterlandes hinüber
nach überseeischen Gestaden. Wir bemerken ferner fast bei allen Seevölkern
einen gewissen Nationalwohlstand, und nicht selten haben sie auch eine
größere politische Bedeutung erlangt.
Vi. Das Klima.
A. Die Wärme.
1) Dieselbe verursacht die Luftströmungen (Land - und Seewind, Polar-
und Aequatorialftrom) und beeinflußt den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre,
sowie die Form und Menge der Niederschläge.
2) Höhe und Dauer der Temperatur bedingen das Leben und Gedeihen
1912 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gruber, Christian, Reinlein, Hans
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
10 Erster Teil. Die natürl. Voraussetz. f. die Wirtschaftsverh. Deutsch!, im allgem.
Zufuhr aus dem Auslande angewiesen. (Über die Produktion der ein-
zelnen Fruchtgattungen sowie die Ein- und Ausfuhr derselben siehe
Teil Iii, Abschnitt 1.)
0. Die zentrale Stellung unseres Vaterlandes innerhalb der europäischen
Kulturstaaten und deren Bedeutung für Verkehr und Handel.
Wie die Naturproduktion Deutschlands durch seine Lage im nörd-
lichen Gürtel der gemäßigten Zone zwischen den Ländern des ozeanischen
Westens und des breiten binnenländischen Ostens Europas bestimmt wird,
so die Bewegung seines Verkehrs und Handels durch seine mittlere
Stellung innerhalb der europäischen Kulturstaaten und durch seine offenen
Grenzen. Unser Vaterland hat alsdiemittezentraleuropas
die Eigenart eines Binnen- und eines Seestaates
zugleich. Und zwar 1. durch seine Ausdehnung zwischen den Kämmen
der Alpen und der Nord- und Ostsee; 2. durch seine Hauptabdachung
zu den beiden letzteren hin; 3. durch den Zug zum Meere, der ihm einer-
seits durch den beträchtlichen Anteil an Nord- und Ostsee, andererseits
durch die einheitliche Hauptrichtung der nach Norden und Nordwesten
strömenden Flüsse eigen ist; 4. durch die große Breitenausdehnung seines
nördlichen Tieflandes.
Deutschland ist viel weniger Binnenland als man gemeinhin an-
nimmt. Wohl ist die äußerste Südgrenze des Reiches 750 km von der
Meereskante entfernt; wohl findet man besonders innerhalb des Zusluß-
gebietes der deutschen Donau und des Mains alle Kennzeichen binnen-
ländischen Wesens. Aber das allmähliche Hinabsinken Deutschlands von
den Bergzinnen der Alpen zu den Mittelgebirgen und weitausgedehnten
Tieflandflächen weist unmittelbar zum Ozean hin. Für den deutschen
Westen stellt der Rhein, für die Länder der deutschen Mittelgebirge, des
deutschen Ostens und Nordens stellen Ems, Weser, Elbe und Oder eine
bequeme Verbindung mit dem Meere her. Dieser Zug zum Meere hin
ist für unser Vaterland noch kennzeichnender als die Mannigfaltigkeit
seiner Bodengestalt und seiner Bevölkerung. Er ist zugleich von größter
wirtschaftlicher Wichtigkeit. Denn der deutsche Seehandel ruht schon allein
deshalb auf einer günstigen Grundlage, weil er durch die starken, auf
mehr als 10 000 km der Schiffahrt dienenden Ströme Mittel- und Nord-
deutschlands mit einem ausgedehnten und überaus produktiven Hinter-
lande in Verbindung steht.
Deutschlands Eigenart als Binnen- und See-
staat zugleich bringt keinen wesentlichen Gegen-
satz hinsichtlich der Warenerzeugung und Waren-
bewegung der einzelnen Landesteile hervor. Im
Norden wie im Süden sind sich die Bodenwirtschaft, die Gewerbs- und
1902 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Züge aus dem Kulturbilde der Erde.
119
wo zugleich eine fruchtbare Bodendecke vorhanden ist. Dies
hat zugleich den Vorteil, dass Schwierigkeiten in der Ernährung
grosser Volksmassen leichter überwunden werden können. Es sei
auf die Kohlenmulden des nördlichen England und südlichen
Schottland, sowie auf den grossen Kohlenbergbaubezirk am
Nordrande des Rheinischen Schiefergebirges hingewiesen.
Eine stellenweise sehr starke Verdichtung der Be-
völkerung hat temer die Entwicklung des neuzeitlichen
Fabrikgewerbes bewirkt. Die Fabriken werden dort angelegt,
wo sich die günstigsten Produktions- oder die günstigsten Absatz-
verhältnisse darbieten. Am meisten werden kohlenreiche Gegen-
den, Gebirgstäler mit Wasserkraft, grosse Städte,
Orte, die an Hauptverkehrslinien gelegen sind, und Küsten-
plätze bevorzugt. In § 20 wurden die jedesmaligen Gründe darge-
legt. In Deutschland haben besonders das rheinisch-west-
fälische Kohlengebiet, Bezirke des Königreichs Sachsen, der
preussischen Provinz Schlesien, des Elsass, der Bezirk um
Berlin u. a. durch das Aufblühen des Fabrikgewerbes einen bedeuten-
den Zuwachs der Bevölkerung erhalten. Stark bevölkerte Industrie-
bezirke haben auch Belgien und namentlich England. In dem
englischen, fast ganz von Städten besetzten Industriegebiet von
Lancashire (spr. länk°schir), das eine Grösse von 4500 qkm hat,
wohnen auf 1 qkm mehr als 800 E. Im rheinisch-westfälischen
Industriegebiete giebt es einen noch dichter bewohnten Bezirk
von allerdings nur 1500 qkm Grösse, in dem die Dichte sich auf
1000 erhebt.
Viele Ungleichheiten in der Dichte der Bevölkerung
werden auch dadurch hervorgerufen, dass Handel und Verkehr
einzelnen Linien und Punkten eines Landes den Vorzug
geben und dorthin die Menschen durch Eröffnung neuer Erwerbs-
quellen locken. An den Ufern von schiffbaren Strömen, in
den grossen Längstälern und am Saum der Gebirge, an den
Küsten des Meeres, besonders an den Hafenplätzen, an den
Linien und namentlich an den Knotenpunkten des Eisenbahn-
netzes drängen sich die Bewohner zusammen, während Nachbar-
gegenden oft sehr schwach besiedelt sind.
Da die Zunahme der Bevölkerung, sei es durch natürliche
Vermehrung, sei es durch Zuwanderung, hauptsächlich das Ergebnis
günstiger wirtschaftlicher Verhältnisse ist, kann die Volksdichte
als ein wichtiger Massstab zur Beurteilung der Lebens-
verhältnisse eines Volkes dienen. Bei gleicher Landesnatur
darf aus einer geringem Volksdichte der Schluss gezogen werden,
dass in dem schwächer besiedelten Lande die Ausnutzung der
natürlichen Hülfsmittel noch sehr gesteigert werden kann.
Ein lehrreiches Beispiel bietet in dieser Hinsicht die Insel Java
dar, die sich durch ihre Volksdichte von 200 E. auf 1 qkm so
auffallend von den viel schwächer bewohnten Nachbarinseln unter-
scheidet. Erst im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich, dank
1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
2. Bewässerung. Die Landschaft liegt zu beiden Seiten der
Mosel, die ihr bedeutendster Fluß ist. Die Mosel (von Mosella, d. i.
kleine Maas) entspringt in zwei Quellen auf dem Wasgenwalde, und
zwar am Westabhange seines Südendes. Auf ihrem Oberlaufe fließt
sie durch französisches Gebiet. Das Flußtal der Mosel ist anfangs
eng und hat steile Ufer; von Metz ab wird es breiter. Bei Pagny
erreicht sie die deutsche Grenze, und von Perl bis Wasserbillig scheidet
sie den Regierungsbezirk Trier und das Großherzogtum Luxemburg.
Ihr größter Nebenfluß ist die Saar, die im nördlichen Teile des
Wasgenwaldes ihren Ursprung hat. Durch die Mosel wird das
lothringische Stufenland dem Rheingebiet angegliedert.
3. Erzeugnisse der Landschaft und Beschäftigung der Bewohner.
Der Boden der Landschaft ist durchweg sehr fruchtbar; das Klima ist
wegen der geringen Bodenerhebung und der südwestlichen Lage sehr
milde. Ergiebiger Ackerboden ist reichlich vorhanden, weshalb der
Ackerbau in Blüte steht. Der Boden ist aber vielfach mit tonigen
Bestandteilen vermischt und darum schwer zu bearbeiten. Oft ist man
genötigt, 4—6 Pferde an einen Pflug zu spannen. Um das nötige
Zugvieh zu erhalten, wird der Pferdezucht eine besondere Sorgfalt
gewidmet. Im Westen des Landes gedeiht besonders die Weinrebe;
der kalkhaltige Boden und die tiefeingeschnittenen, sonnigen Täler eignen
sich vorzüglich zum Weinbau. Auch der Obstbau liefert reiche Ernten.
Der Boden birgt reiche Mineralschätze. Im Gebiet der Mittlern Saar
gibt es ergiebige Steinkohlenlager, in denen Tausende von Arbeitern
beschäftigt sind. Auf der linken Seite der Mosel weist Lothringen
mächtige Lager von Eisenerzen auf, weshalb deren Gewinnung und
Verarbeitung eine wichtige Erwerbsquelle ist. Endlich liefert es viel
Salz, das teils als Steinsalz, teils aus der Sole gewonnen wird. Die
günstigen Erwerbsverhältnisse erklären es, daß das Land dicht bevölkert
ist. Die Verkehrsverhältnisse sind sehr günstig. Natürliche und künst-
liche Wasserstraßen (Flüsse und Kanäle) und zahlreiche Eisenbahnen
fördern Industrie und Handel.
4. Staatliche Bedentnng der Landschaft. Lothringen liegt im
äußersten Westen des Deutschen Reiches auf der Grenze zwischen
letztem und Frankreich. Es ist die westliche Eingangspforte des
Reiches und muß als solche im Ernstfalle dem Feinde das Ein*
dringen in die deutschen Gaue verwehren können. Als des Reiches
Grenzwacht ist das Land mit einer Reihe von Festungen ausgestattet.
Die stärkste ist Metz, in dessen Umgebung während des deutsch-fran-
zösischen Krieges heiße Kämpfe stattfanden; eine andere Festung ist
Diedenhofen.
5. Staatliche Verhältnisse. Deutsch-Lothringen bildet mit dem
Elsaß das Reichsland, das infolge des Krieges von 1870/71 an
Deutschland kam.
Iii. Die Lage der Landschaft. Warum ist es ein Stufenland? Seine
größten Flüsse? Wie erklärt sich die dichte Bevölkerung Lothringens? Inwiefern
bestimmen die Erzeugnisse des Landes die Beschäftigung seiner Bewohner? Warum
1914 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Knabenschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schulformen (OPAC): Höhere Knabenschule, Studienanstalt, Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Übersichten zur Staats - und Wirtschastskunde.
233
2. relative überfüllung des Mutterlandes mit Kapital, welche den Wunsch nach höherem Zinsertrag erweckt;
3. politische und auch religiöse Unzufriedenheit.
Die wichtigsten Arten von Kolonien sind:
1. Eroberungskolonien, die mit Waffengewalt erworben sind und deren Eigentümlichkeit in der Ausbeutung der Arbeit der Eingeborenen durch die Eroberer besteht (vgl. die Kreuzfahrerkolonien, die spanischen und portugiesischen Kolonien, auch die römischen Eroberungen) ;
2. Handelskolonien, Niederlassungen von Kaufleuten in meist minder zivilisierten Ländern, um Rohstoffe von dort auszuführen und gewerbliche Erzeugnisse des Mutterlandes einzuführen (vgl. die Ansiedelungen der Phöniker, der italienischen Kaufleute in der Levante, der Hanseaten, englischer, deutscher und anderer Kaufleute an der afrikanischen Küste);
3. Ackerbaukolonien, deren Ansiedler hinausgezogen sind, um eine neue Heimat zu gewinnen, und sich durch eigene Arbeit, unter der zunächst naturgemäß der Ackerbau obenan steht, eine wirtschaftliche Existenz schaffen; diese Kolonien entwickeln sich meist zu selbständigen Staaten (vgl. die griechischen Kolonien, die deutsche Kolonisation östlich der Elbe im Mittelalter, die französischen Ansiedelungen in Kanada, die englischen und deutschen in Nordamerika und Australien);
4. Pflanzungskolonien, deren Zweck die Produktion tropischer Kolonialerzeugnisse für den Weltmarkt ist; mit europäischem Kapital gegründet, werden sie entweder von Sklaven oder für Lohn arbeitenden Eingeborenen bearbeitet (vgl. das tropische Amerika, Asien, Afrika).
13. Volkswirtschaftliche Theorien.
1. Das Merkantilsystem, welches zeitlich dem Absolutismus des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts entspricht (Colbert; Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große), geht von der Anschauung aus, daß eine Erhöhung des Nationalreichtums gleichbedeutend sei mit einer Vermehrung des Besitzes an Geld; es erstrebt daher im Außenhandel eine günstige Handelsbilanz. Seine Grundzüge sind Herstellung eines möglichst freien Verkehrs im Inneren, möglichster Ausschluß fremden Wettbewerbs und fremden Imports, um das Geld im Lande zu halten, Förderung der Industrie und des Exports industrieller Erzeugnisse, Bevormundung der Produktion durch den Staat.
2. Die individualistischen Systeme:
a) das physiokratische System (Turgot) sieht im Boden die einzige Quelle des Reichtums, legt allen Wert auf die Land-
1839 -
Prenzlau
: Kalbersberg
- Autor: Meinicke, Carl Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Verhältniß deö Menschen zur Erdoberfläche. 49
§. 144. Die Gebirgsländer sind durch ihre Naturver-
hältnisse in vielen Fätten ein Hinderniß für die Verbindung zwischen
Ländern, welche sie von einander scheiden; nur wo sic größere
Thäler umschließen, gewähren sie Raum für die Eristenz von
Völkern, und wenn auch diesen die Beschaffenheit der Thäler
mannigfache Vortheile darbietet, welche eine höhere Entwickelung
möglich machen und sie selbst begünstigen, so liegen doch in den
Eigenthümlichkeiten der Gebirgsströme wieder so vielfache Hindernisse
der Verbindung mit anderen Völkern, daß ein solches Gebirgsvolk
selbst bei höherer Cultur selten Einfluß außerhalb seiner Thäler
zu gewinnen im Stande ist.
§. 145. Tiefländer, wenn sic, wie nicht selten, dürr,
trocken und wüst, dazu mit sehr unausgebildeten oder keinen
Flüssen versehen sind, übertreffen als hinderliche Schranken noch-
die Gebirgsländer; sie gestatten keine Entwickelung der Cultur
und sind auch stets nur der Wohnsitz nomadisirender Zägcrvölker
gewesen, die höchstens in ihrem Leben ähnliche Erscheinungen
darbieten wie die Bewohner der Hochebenen. Solche Flachländer
dagegen, die mit günstigem Boden und ausgebildeten Flüssen
ausgerüstet, zugleich die möglichst ausgedehnte Verbindung mit
mannigfachen Gebirgsländer» und den Oceanen besitzen, sind mit
den Berg ländern, (in denen der Wechsel des Hoch und Ge--
birgslandes (§. 43) das Nachtheilige dieser beiden Naturformen
aufhebt), die Hauptwohnsitze für die Culturvölker, der Boden,
auf dem die Bildung sich am leichtesten, sichersten und höchsten
entwickeln kann. Von vorzüglicher Bedeutung sind in dieser Be-
ziehung die Flüsse, sie sind die wahren Leiter der menschlichen
Cultur und Gesittung (§. 51).
§. 146. Die Meere, für rohe Völker ein Schrecken, sind
für die gebildeten eine Wohlthat, denn sie bieten das leichteste
und bequemste Mittel des Verkehrs dar, sie verbinden die entle-
gensten Länder physisch wie geistig, während Gebirge und Wüsten
sie trennen. Daher ist cs natürlich, daß die gebildeten Völker so
sehr ihre Nähe suchen; sie vermehren die Mittel, die ein günstig
organisirtes Land einem solchen Volke an die Hand giebt, außer-
ordentlich. Auch sind deshalb die Inseln, besonders die größeren
und dem Lande nahe liegenden, für Culturverhältnisse so wichtig;
nicht minder befördern Binnenmeere die Ausbildung der um-
wohnenden Völker, und von bedeutendem Einflüsse ist auch die Na-
tur der Küsten (§. 90 ff.) auf die einzelnen Länder.- Von wie
außerordentlicher Wichtigkeit aber endlich eine günstige Welt-
stellung für ein Land und das ihm angchörige Volk sein muß,
wird erst hiernach recht einleuchtend.
4
1900 -
Lüneburg
: Herold & Wahlstab
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
23
und von diesen ans wieder ans Tageslicht hervortreten.
Nach der Temperatur unterscheidet man kalte und
warme Quellen (Sprudel von Karlsbad, die warmen
Quellen von Baden-Baden, Wiesbaden etc.). Quellen, die
reich an mineralischen Bestandteilen sind, heissen
Mineralquellen (Salz-, Schwefel-, Eisenquellen, Säuer-
linge etc.).
b) Die geographische Hauptfunktion der Strome besteht
darin, dass sie das feste Land von dem Ubermass
der Feuchtigkeit, die es aus den Wolken empfängt,
befreien. Dabei können sie zugleich Kulturzwecken
dienen : Wiesen, Wtälder und Acker befruchten,
Maschinen treiben und Flösse, Kähne und Schiffe
tragen. Ein Kultur ström, der das Verkehrs- und Kultur-
leben seines Gebietes zur vollsten Entwicklung bringen
soll, muss günstiges Gefälle, gleichmässige Tiefe und
Wasserfülle besitzen, frei von Wintereis sein und in
ein verkehrsreiches Meer münden. So hat z. B. die
kleine Themse für den Verkehr eine viel grössere Be-
deutung als die grosse Wolga, als der noch grössere
Ob und andere Flüsse. — In den Kulturländern hat
man sich bemüht, die durch die Natur geschaffenen
Wasserwege mit Hilfe von Kanalbauten und Strom-
regulierungen noch zu vervollkommnen (Holland,
Frankreich, England, Deutschland, China).
c) Die Binnenseeen haben als kleine Verkehrsflächen für
den Lokal verkehr oft grosse Bedeutung (Schweiz,
Schweden, Russland, Nordamerika).
d) Die Sümpfe (Weichböden) bilden in ähnlicher Weise
wie die Wüsten die grössten Hindernisse des Verkehrs.
In den gemässigten Klimaten hat man zuweilen mit
gutem Erfolge versucht, sie durch künstliche Ent-
wässerung in fruchtbaren Boden zu verwandeln
(Preussen, Holland, Ungarn). Von Natur sind die
Weichböden nur insofern produktiv, als sie den aus
abgestorbenen Pflanzen gebildeten Torf liefern.
§ 36. Das Klima der Landräume, d. h. die Wärme-, Wind-
und Feuchtigkeits-Verhältnisse derselben, ist für die
1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 7 —
4. Die Lage Deutschlands zu angrenzenden Meeren, Gebirgen :c.
Deutschland liegt zwischen den Alpen und der Nord- und Ostsee;
es reicht „vom Fels zum Meer." Im Osten und Westen ermangelt es da-
gegen meist der natürlichen Grenzen. — Von ganz besonderem Wert ist die
Nachbarschaft der beiden Meere. (Nach S. 4 wiederholen.) Die größere
Bedeutung von ihnen hatte früher, als noch keine Veranlassung zur Beschifsung
des Atlantischen Oceans vorlag, die Ostsee. (Zeit der Hansa!) Seit der Ent-
deckung Amerikas jedoch kommt der Nordsee die größere Wichtigkeit zu, da ihre
Häfen dem Hauptgebiet der heutigen Schiffahrt, dem Atlantischen Ocean, und
dem Hauptziel des überseeischen Verkehrs, Amerika, näher liegen. Die beiden
Haupthäfen der deutscheu Nordseeküste, Bremen und Hamburg, gewinnen infolge
dieser günstigen Lage von Jahr zu Jahr immer mehr Bedeutung. Hamburg
stand in den letzten Jahren an Wert des Handelsumsatzes mit London und
New-Jork unter den Seehandelsplätzen der Erde an erster Stelle. (Küsten-
beschreibnng s. Teil Iv, näheres über die deutsche Seeschiffahrt Teil Vi.)
Vergleichen wir die Küsten-Verhältnisse der wichtigsten Nachbarländer mit den-
jenigen unseres Vaterlandes, so ergiebt sich folgendes. Allen voran steht Großbritannien.
Rings vom Meer umspült, hat dieses Reich eine Reihe großer Seehandelsstädte; es ist
das „Herz" des Weltverkehrs. Bon keinem Land der Erde kommen und nach keinem
gehen so viele Schiffe als nach diesem Jnselreich. Seine Hauptstadt London ist die
mächtigste Handelsstadt der Welt. — Frankreich hat gleichfalls eine lange Küste,
doch ist dieselbe vielfach infolge von Klippen und Sandbänken unzugänglich. So ist z. B.
das Mittelmeer-Gestade von den Pyrenäen bis über die Rhone-Mündung hinaus infolge
von Versandung so flach, daß es für die Schiffahrt fast untauglich ist. Dennoch erscheint
Frankreich vor Deutschland bevorzugt, da seine Hauptküste am offenen Ocean liegt, und
auch der Südküste, weil am Mittelmeer gelegen, eine große Bedeutung zukommt. —
Italien hat zwar eine sehr lange Küste, wäre aber noch günstiger gestellt, wenn es dem
Atlantischen Ocean näher läge. Im Mittelalter, als das Mittelländische Meer das
„Kulturmeer" war, hatte Italiens Schiffahrt eine weit größere Bedeutung. — Österreich-
Ungarn hat nur eine kurze Küstenstrecke. Da diese aber vorzügliche Häfen hat, so könnten
sich hier wohl große Seehandelsplätze entwickeln, wenn nicht die Hauptmasse des Staates
zu weit von der Küste entfernt und nicht durch ein Gebirge von derselben abgeschnitten
wäre. Dieser Umstand kommt Deutschland zugute, denn der österreichische Handel,
soweit er die See sucht, bewegt sich zu einem großen Teil längs der Elbe zur Nordsee.
Besonders Hamburg empfängt einen bedeutenden Teil der österreichischen Erzeugnisse und
versorgt umgekehrt das Nachbarland mit großen Mengen überseeischer Produkte. Einen
solchen durchgehenden Handel nennt man Transithandel. Da er dem Durchgangsland
Vorteile bringt, so wetteifern die einzelnen Staaten, durch Ermäßigung der Frachtsätze
für durchgehende Waren — (Differentialzölle) — möglichst viel dieses Transitverkehrs an
sich zu ziehen. — Rußlands Küstenverhältnisse sind ungünstig. Das Weiße Meer liegt
zuweit nördlich und ist nur 4 Monat eisfrei; das Schwarze Meer ist hafenarm und zu
weit vom Ocean entfernt, überdies befindet sich sein einziger, enger Ausgang in den
Händen der Türken. Auch die russischen Ostseehäfen liegen dem Weltverkehr zu fern.
Man hat Rußlaud deswegen in Bezug auf seinen Außenhandel wohl den „gefesselten Riesen"
genannt. Für Deutschland ist diese Abgeschlossenheit wieder günstig, denn auch Rußlands
Handel bewegt sich zu einem Teil als Transitverkehr durch Deutschland.
Wir brechen die Vergleiche ab. Wir erkennen, daß Deutschlands
Küstenverhältnisse günstige genannt werden dürfen, und zugleich,
daß der Osten und Südosten Europas darauf angewiesen sind, einen
Teil ihres Handels durch unser Vaterland zu lenken.
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
3 0 I. Teil, Erster Abschnitt.
wähnten, geben sie den Quellen Nahrung. Durch ihre Abhänge geben sie dem
Wasser die Kraft des Fließens. Je höher die Gebirge, um so reicher sind die
Niederschläge, die sie empfangen (Gletscher), und um so gewaltiger die Ströme,
die sie entsenden. Die Gebirge erzeugen aber nicht nur Flüsse, sondern sie
weisen ihnen auch den Weg, indem die Täler ihr Bett bilden oder indem sie
sich dem Lause eines Flusses entgegenstellen und ihn ablenken.
5. Ebenen und Flüsse. Die Ebenen nehmen die Flüsse der Gebirge
auf und geben ihnen Raum, sich in die Breite zu entfalten, ihren Lauf zu
mäßigen und der Schiffahrt dienstbar zu machen. Sie vereinigen Fluß mit
Fluß zu einem Flußgebiete. Eins reiht sich ans andere, und so entsteht in
den Ebenen das große Wasserstraßennetz, das eine Quelle reicher Produktion
und lebhaften Verkehrs ist. Je ausgedehnter eine Ebene ist, um so mehr können
die Wasserläufe sich ausbreiten. Daher ist für die Wirtschaft eines Landes auch
sein Anteil an ebenem Gelände und das Verhältnis, in welchem Gebirge und
Tiefland zueinander stehen, von Wichtigkeit.
B2.
Deutschlands Gröhe ttnft Gestalt.
I. Größe. Deutschland bedeckt eine Fläche von rund 541000 qkm.
a) Größe und Sjhrttcbaft. Im Vergleich mit den großen Weltmächten
(Vereinigte Staaten 9240000 qkm, Rußland 21800000 qkm) nimmt es also
eine bescheidene Stellung ein. Allein das europäische Rußland ohne Polen und
Finnland ist neunmal so groß. Diese bescheidene Stellung ist aber nur eine
scheinbare. Denn wir müssen die Lage des Vaterlandes in der europäischen
Westhälfte mit ihren Mittel- und Kleinstaaten berücksichtigen. Unter diesen
nimmt es die zweite Stelle ein, indem es zwischen Österreich-Ungarn (mit
676000 qkm) und Frankreich (mit 537 000 qkm) steht. Daraus ergibt sich,
daß es auch durch seine Größe geeignet ist, eine wichtige Rolle zu spielen.
Deutschland hat nicht die Vorteile eines Riesen-, noch die Nachteile eines Klein-
staates. Es ist nicht imstande, sich durch die eigene Güterproduktion vollkommen
selbst zu befriedigen, doch ist es auch wirtschaftlich nicht so einseitig gestellt, daß
es in wichtigen Produktionszweigen vollkommen abhängig wäre. Wir werden
später noch sehen, daß die verschiedenen Naturkräfte in Deutschland so günstig
vertreten sind, daß es sich machtvoll zu einem Landwirtschafts-, Industrie- und
Handelsstaate emporarbeiten konnte.
b) Bevölkerung. Damit hängt die Größe seiner Bevölkerung zusammen.
Mit seinen 65 Mill. Menschen^) steht es in Europa an zweiter Stelle (nur
Rußlaud überragt es) und beherbergt allein ^/? der Bewohner dieses Erdteils,
obgleich es nur Vao seines Raumes einnimmt. Daraus geht die große Volks-
dichte hervor; Deutschland ist das dichtest bevölkerte unter den Ländern seiner
Größe (118 auf 1 qkm). Nur Großbritannien, Italien, Belgien und die
Niederlande haben eine dichtere, natürlich kleinere Bevölkerung.
*) Nach Schätzung des Statistischen Amtes für 1910.