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1881 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Abicht, Karl, Dittmar, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
16 Kap. 5. § 16. Priesterliche Kriegerstaaten. Sterndienst.
zugsweise bei der Priesterkaste die eigentlich geistige Kraft anzutreffen war, so blieb bei ihr das Regiment, und um dieses desto leichter auszuüben, suchte sie die Geschiedenheit der Kasten durch religiöse Verpflichtung aufrecht zu erhalten, so daß jede Vermischung einer Kaste mit der andern als eine Versündigung gemieden wurde, und wo sie vorkam, den Verlust der höheren Kastenrechte oder auch die Verstoßung in die unreine Kaste nach sich zog, welche allein aus solchen Verstoßenen zusammengesetzt wurde.
Jede Kaste für sich bewegte sich in fest abgegrenzten Lebensformen, welche, je höher die Kaste stand, desto mehr die einzelnen Lebensverrichtungen umschlossen, und dieselben, namentlich bei der Priesterkaste, durch ein abgemessenes Ceremonie! beengten.
Staaten, in welchen eine solche Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die, wenn darin die Priesterherrschaft vollkommen ungeteilt war, zu den ältesten gehören. Solche reine Priesterstaaten fanden sich bei den Ariern oder Jraniern (auch Zendvolk genannt), bei den Indern, bei den Aegyptern (der früheren Zeit), bei den Aethiopen.
(16.) Auf die Priesterstaaten dieser Gattung folgen erst diejenigen, in welchen der Kriegerstand (einheimisch oder eingedrungen) in einem seiner Häupter den Priesterstand zwang, die Herrschaft mit ihm zu teilen. Als solche priesterliche Kriegerstaaten des hohen Altertums zeichnen sich besonders aus: der spätere ägyptische, der chaldäische, der (alt-) assyrische, (alt-) medische und (alt-) persische.
Wo jedoch der Kriegeradel in einem seiner Häuptlinge die volle Herrschaft an sich riß und dem Priesterstande nur die Besorgung des Cultus und sonst keinen wesentlichen Einfluß auf die Regierung überließ, da trat rein weltliche, blos auf der Willkür des Schwertes ruhende Despotie ein, bei der aber doch zur Aufrechthaltung des weltlichen Gesetzes noch von der Religion der Schein göttlichen Ursprungs entlehnt und wichtigern Regierungshandlungen durch priesterliche Verrichtungen das Siegel göttlicher Beglaubigung ausgedrückt wurde.
Die Lebenseinrichtung der verschiedenen Priesterstaaten beruhte ursprünglich auf dem Sterndienste (Sabäismns), und diejenigen, bei welchen derselbe am vorherrschendsten war, wie bei den Ariern, den Indern, den Aethiopen, wollten in den innern und äußern Gliederungen ihres Bestandes das „Abbild himmlischer Ordnung" (d. h. einer den Gestirnen entnommenen sinnlichen Weltordnung) darstellen, weil jenes Altertum in der unwandelbaren Stetigkeit der Gestirne das Vorbild für feine menschlichen Einrichtungen sah.
Da aber diese menschliche Ordnung ein falsches Bild der wahren und ewigen Gottesordnung war, so mußte sie allmählich zu einer alles freie und gesunde Leben erstickenden, blos mechanischen Ordnung werden, deren starres Gesetz keine wahre Liebe und keine wahre Freiheit kannte.
Daher suchte am Ende wenigstens die Natur ihre Rechte geltend zu machen und in den priefterlichen Kriegerstaaten, in welchen der Sabäismns mehr zurückgedrängt und mit andern religiösen Vorstellungen vermischt erscheint, sich durch den weltlichen Despotismus zu einer andern Lebensordnung Bahn zu brechen, wiewohl alsdann auch dieser, da er auf Willkür
1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
38 §. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums.
volle Herrschaft an sich riß und dem Priesterstande nur die Besor-
gung des Cultus und sonst keinen wesentlichen Einfluß auf die
Regierung überließ, da trat rein weltliche, bloß aus derwill-
kühr des Schwertes ruhende Despotie ein, bei der aber
doch zur Aufrechthaltung des weltlichen Gesetzes noch von der Re-
ligion der Schein göttlichen Ursprungs entlehnt und wichtigeren
Regierungshandlungen durch prtesterliche Verrichtungen das Siegel
göttlicher Beglaubigung aufgedrückt wurde. Solche reine Krieger-
despotieen traten mehr im Occident auf.
Die Lebenseinrichtung dieser verschiedenen Priesterstaaten be-
ruhte überall im Grunde auf dem Sterndienste (Sabäismus),
und diejenigen, bei welchen derselbe am vorherrschendsten war, wie
bei den Ariern, den Indern, den Äthiopen, wollten in den innern
und äußern Gliederungen ihres Bestandes das „Abbild himmlischer
Ordnung" (d. h. einer den Gestirnen entnommenen sinnlichen Welt-
ordnung) darstellen, weil jenes Alterthum in der unwandelba-
ren Stetigkeit der Sterne das Vorbild für seine menschlichen
Einrichtungen sah, und dieselbe daher durch jene ceremoniellen
Formen nachahmen und einer willkührlichen, das Ganze in seinen
Theilen leicht verrückenden Bewegung Vorbeugen wollte.
Da aber diese menschliche Ordnung ein falsches Bild der wah-
ren und ewigen Gotteöordnung war, so mußte sie allmählig zu ei-
ner, alles freie und gesunde Leben erstickendem, bloßen mechani-
schen Ordnung werden, deren starres Gesetz keine wahre Liebe
und keine wahre Freiheit kannte und förderte.
Daher suchte am Ende wenigstens die Natur ihre Rechte gel-
tend zu machen und in den priesterlichen Kriegerstaaten, in welchen
der Sabäismus mehr zurückgedrängt und mit andern religiösen
Vorstellungen vermischt erscheint, sich durch den weltlichen Despo-
tismus zu einer andern Lebensordnung Bahn zu brechen, wiewohl
alsdann auch dieser, da er auf Willkühr und Scheinheiligkeit ruhte,
ungeachtet seiner größern Lebensregung in noch weit tieferes sitt-
liches Verderben hineinführte.
Von allen diesen Staaten soll nun das Nöthigfte bis dahin
angegeben werden, wo sie in die wichtige Geschichte des Volkes
1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten.
So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in
den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten
Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet,
Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem
Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne.
Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen
Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende
Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver-
bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter
den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte.
So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und
Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz
natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je
«lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere
Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die
bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in
ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er-
halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen
sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab,
und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von
welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er
als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und —
wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen.
Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der
Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte
und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von
Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen
Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung
als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog.
Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man
Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend-
volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden.
Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder
eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er-
lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n,
Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern.
Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al-
terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein
Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be-
wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in
eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was
dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der
1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 5. Die ältesten Staaten des Hetdenthums. 37
ren konnte, da bildete er die letzte Kaste, die Hirtenkaste, die
theils wegen der mit der (Klein-) Viehzucht verbundenen Unrein-
lichkeit, theils wegen ihrer Unbekanntschaft mit höherer Gesittung
verachtet war.
Da, vermöge jenes Grundsatzes der Vererblichung der Berufs-
kenntnisse, vorzugsweise bei der Priesterkaste die eigentlich geistige
Kraft anzutreffen war, so blieb bei ihr das Regiment, und um
dieses desto leichter auszuüben, suchte sie die Geschiedenheit der Ka-
sten durch religiöse Verpflichtung aufrecht zu erhalten, so daß jede
Vermischung einer Kaste mit der andern als eine
Versündigung gemieden wurde, und wo sie vorkam, den Ver-
lust der höhern Kastenrechte, oder auch die Verstoßung in eine da-
durch entstehende unreine Kaste nach sich zog.
Jede Kaste für sich bewegte sich in festabgegränzten Lebens-
formen, die, je höher die Kaste stand, desto mehr die einzelnen Le-
bensverrichtungen umschlossen, und dieselben namentlich bei der
Priesterkaste durch das abgemessenste Ceremoniel beengten.
Staaten, in denen eine solche Kasteneinrichtung bestand, nennt
man Priefterstaaten, die, wenn darin die Priesterherrschaft voll-
kommen ungetheilt war, zu den ältesten gehören. Solche reine
Priesterstaaten fanden sich bei den Ariern oder Jraniern (auch
Zendvolk genannt), bet den Indern, beiden Äthiopen, —
bei welchen dreien die Kulturüberreste wohl auf die älteste Zeit
zurückweisen.
Auf die Priesterstaaten dieser Gattung folgen erst diejenigen,
in welchen der Kriegerstand (einheimisch oder eingedrungen) in ei-
nem seiner Häupter den Priesterstand zwang, die Herrschaft
mit ihm zu theilen. Bei diesen wandelte sich die Hierarchie in
eine Despotie um, mußte aber doch von der priesterlichen Ge-
walt das Ansehen borgen und dem Priesterftande noch großen Ein-
fluß einräumen. Als solche priesterliche Kriegerftaaten
des hohen Alterthums zeichnen sich besonders aus: der ägypti-
sche, chaldäische, (alt-)assyrisch e, (alt-)me d i s ch e und
(alt-) p erfische.
Wo jedoch der Kriegeradel in einem seiner Häuptlinge die
1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
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- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 5. Stande und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. 9
die sie aus den Werken Gottes in der Natur hernahmen; bald aber
verwechselten sie die Sinnbilder mit dem Urbild selbst und verwandelten
die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes in ein Bild gleich dem vergäng-
lichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden
Thiere. Ebenso trieb sie ihr Schuldbewnßtseyn zu allerlei selbsterdich-
teten Reinignngs- und Heiligungsmitteln, als da sind: Gebetssormeln,
äußere Büßungen und Opfer, die ihnen nur einen Scheinfrieden geben
koitnten.
So entstand das Heidenthum, bei dessen Ausbildung sich die
G rund ver schied e n h eit der drei Hanptstämme auf das deutlichste
ans Licht stellte.
Die Semiten hielten nur die erhabenen Lichtkörper, die Gestirne, für
werth, als Abbilder Gottes zu dienen, unter welchen sie jedoch den wahren
Gott ebenfalls ganz verloren, mit Ausnahme Eines Stammes, der Nach-
kommenschaft Eb er s. Die Iaphetiten vertheilten den wahren, unsichtbaren
Gott gleichsam in die ganze sichtbare Natur und vergötterten insbesondere die
Menschengestalt. Die Hamiten aber versanken theils in den Thierdienst,
theils in den Fetischismus (die Anbetung lebloser Dinge), theils trat und
tritt noch heute bei ihnen der Götzendienst in seiner greulichsten Gestalt
auf, indem sie den Grund des Bösen in Gott selbst suchen, ihn als ein
böses Wesen, als eine finstere, teuflische Macht betrachten, welche sie durch
grauenvolle Menschenopfer zu versöhnen suchen.
2. Die alte st en Staaten des Heidenthnms.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. I. Ii. V.
1. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten.
§. 5. Die gesellschaftliche Verbindung der Menschen, welche man
Staat nennt, wurzelt in der Familie. Als diese sich vermehrte und
die neu sich gründende Familie bei der des Stammvaters blieb, so ent-
stand das, was man ein Geschlecht, einen Stamm nennt, dessen
natürliches Haupt., König und Priester der Stammesälteste ist. Diese
patriarchalische Einrichtung kann jedoch nur bei Stämmen bestehen,
welche auf unbeengtem Raume sich frei bewegen und mit ihren Heerden
imtner weiter wandern können. Solche Völker haben keine Geschichte.
Diese beginnt erst dann, wenn sie sich ansiedeln, und aus dem nun
verengerten Raum allerlei Hemmnisse entspringen, welche der Mensch in
Verbindung mit seinen Nachbarn überwinden muß, weil er ihnen nicht
mehr ausweichen kann.
1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
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- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
34 §. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums.
und nur ein Stamm von ihnen, die Nachkommenschaft Eber's,
eines Sohnes von Sem, hatte noch den wahren Gott, wenn gleich
in schwachem Gedächtnisse und nur so, daß derselbe ihre Vereh-
rung mit Götzen theilen mußte, die sie neben ihm in gleicher
Weise anbeteten.
2. Die ältesten Staaten des Heidenthums.
I. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche
Kriegerstaaten.
Ä-ie sich die Völker im frühesten Alterthum ihr Leben ein-
richteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten und
einflußreichsten derselben gezeigt werden.
Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt,
wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des Zusam-
menlebens der Menschen, welche man Familie heißt, deren Haupt
der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familienglieder durch die
von seinem Willen ausgehende Hausordnung und Haussitte zusam-
menhält und als Versorger und Erzieher der Seinigen zugleich ihr
Regent und häuslicher Priester ist. In weiterer Entwicklung er-
wuchs aus der Familie, und zwar aus den herangewachsenen, neue
Familien bildenden Gliedern, welche beisammenblieben und die im
Vaterhaus geübte Lebensart fortführten, — ein Geschlecht oder
Stamm, an dessen Spitze der Geschlechts- oder Stammälteste steht.
Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und findet
lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt und unbe-
hindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hochebenen und in
Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Dergleichen Völker mit
patriarchalischer Verfassung haben (wie noch heute die Beduinen in
Arabien, die Horden der Indianer in Amerika rc.) keine eigent-
liche Geschichte.
Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, freiwillig
oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammengedrängt, vorzüg-
lich in fruchtbaren Niederungen und Flußthälern, sich ansiedeln.
Denn von da an erst tritt der Mensch mit der Natur in thä-
1873 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 37
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
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- Geschlecht (WdK): Jungen
- 11 -
und Mond) waren die höchsten Götter; die Priester trieben Sternkunde und Sterndeutung. Die Sitten der Babylonier waren sanft und human, aber auch, z. B. die Ehegesetze, seltsam. Das Eigentumsrecht wurde heilig gehalten.
§. 6. Äthiopier und Ägypter. Auch die älteste Geschichte Ägyptens ist sehr dunkel. In Nubien bestand in alten Zeiten mitten unter Hirten. Jägern und Fischern ein priesterlicher, vielleicht durch indische Einwanderung gegründeter Kultur- und Priesterstaat, Meros, der zugleich Hauptplatz des Karawanenhandels war. Von ihm gingen mehrere ähnlich eingerichtete Priesterstaaten als Kolonieen aus, namentlich Ammonium in der lybischen Wüste und Theben. Von Meroö aus erhielt Ägypten wohl die Anfänge seiner Kultur.
Ägypten zersällt in drei Theile: 1) Ober - Ägypten mit der Hauptstadt Theben, der Memnonssäule, den Königsgräbern, den Sphinxen und den Nilfällen (Katarakten); 2) Mittel-Ägypten mit der Hauptstadt Memphis, dem Labyrinth, dem Mörissee und den Pyramiden; 3) Unter-Ägypten, Delta genannt, mit den Städten Heliopolis, Alexandria, Sais, der fruchtbarste Theil Ägyptens. - Die berühmtesten Könige aus dem Pharaonengeschlecht, welche von Menes bis Psammetich in 26 Dynastieen zerfielen, waren Men es (3000), der Gründer von Memphis, Cheops, mit dem die vierte Dynastie beginnt (2500), der Pyramidenbauer, Möris, erster König der sechsten Dynastie (2200, Mörissee und Labyrinth). Zwischen 2000 und 1500 v. Chr. herrschten Hirtenvölker, Hyksos, in Ägypten. Wie und wann sie der priesterlichen Kultur weichen mussten, ist in Dunkel gehüllt. Ramses d. Gr., aus der zwölften Dynastie, welche die Glanzperiode Ägyptens eröffnet, von den Griechen Se-sostris genannt (c. 1400), der Obeliskenbauer, wird als Eroberer unter Ägyptens Königen bezeichnet. Von seinen Nachfolgern rührten die größten ägyptischen Bauwerke (Königspaläste) her. Rhamsinit's (1270) Andenken hat sich in dem Märchen vom schlauen Diebe erhalten. Im 8. Jahrhundert beherrschten die Äthiopier etwa 50 Jahre lang Ägypten. Nach ihnen bemächtigte sich ein Priester, Sethos, der Herrschaft, wurde aber durch die Dodekarchen, zwölf Männer, die sich in die Regierung theilten, verdrängt. Einer derselben, Psam^ metich (e. 650), besiegte seine elf Mitkönige mit Hilfe griechischer Mietstruppen und nahm Griechen in sein Land auf. Von diesem Augenblick an wird die
Geschichte Ägyptens sicherer. Sein Sohn Necho (c. 600) war Schöpfer der
ägyptischen Seemacht; Amasis (550) gab treffliche Gesetze und hob den Handel und Reichtum des Landes. Pfammenit (525) verlor in der Schlacht bei Pelufium fein Reich an die Perfer, die nun 200 Jahre lang über Ägypten regierten, ohne das alte ägyptische Leben ausrotten zu können. — Die Ägypter-waren abergläubisch und ernst. Hauptgottheiten waren Osiris und Isis (Sonne und Mond), neben denen Thiere, wie der Ibis, das Krokodil, die Katze, der Apis (ein Stier mit bestimmter Zeichnung), das Ichneumon verehrt wurden. Auch glaubten die Ägypter an Seelenwanderung; sie hielten das irdische Leben für eine Herberge und verwandten daher großen Aufwand auf ihre Grabstätten, als ihre eigentliche Heimat (Einbalsamierung der Todten, Mumien, Ehrenmahlzeiten der Todten). Die Kinder wurden insbesondere zur Dankbarkeit und zur
Ehrfurcht vor dem Alter erzogen. Es gab sechs Kasten: Priester, Krieger, Ge-
werbtreibende, Schiffer, Hirten, Dolmetscher. Die Priesterkaste behauptete den
1812 -
Dresden Leipzig
: Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zi4 2z. Mai. Fertsetz. d. Biographie
sie von der alten B r ü d e r k i r ch e in Böhmen und
Mähren fiel) herschreibt, deren Glieder unter Huß
im tztcn Jahrh, sich verbrüdert hatten, — 2)
weil sie die kirchlichen Rechte der alten Vöhmisch-
Mahrischen Brüderkirche erlangte und ihre Ver-
fassung nach iener bildete, — 3) weil sie ganz zur
Augsburgischen Konftsfior sich bekennt.
Eie will übrigens niqt eine, von der Lutheri-
schen Gemeine v e r sch i ed n e, sondern nur eine
solche seyn, welche durch ein gemeinschaftliches Brü-
derband zu ganz besondrer Reinheit des
Glaubens und der Moral vereinigt
ist, und deshalb der Einfachheit und
A e ch t h e i t der c r st e n ch r i st l i ch e n Gemei-
ne sich nähert. Darms beziehe» sich alle ihre
kirchlichen und häuslichen Einrichtungen, wie ihre
Glaubens - und Lebens-Vorschriften.
In bürgerlicher Hinsicht zeichnete sich diese Ge-
meine von ieher durch Eingezogenheit und Stille,
durch Ordnung und Reinlichkeit, durch Gewerb-
fieis und Handelsgeist, durch Gehorsam und Treue
gegen ihre Obrigkeit aus; duldete von ieher unter
sich „keinen Soldaten, keinen Bettler, keine lieder-
liche Dirne, keinen Stutzer, keinen Müssiggänger"
gab so mancher wüsten Gegend Kultur, so manchem
Zweig des menschlichen Wissens Erweiterung. —
Dies alles können selbst ihre Gegner nicht ableug-
nen. Oh ihr übrigens zeitlichen Gewinn
mehr am Herzen liege, als die Religion? ob
sie den harten Namen protestantischer Je-
suiten
1852 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Turan.
55
Gebirgswand von Jnnerasien. Im N. trennt ein Gebirgs-
zug T. von Sibirien, im W. ist gegen die russischen Steppen
keine natürliche Gränze. Die Terrassenländer im O. ab-
gerechnet, welche zu den reizendsten der Erde gehören, ist T. ein
weites ebenes Becken, wahrscheinlich einst Meeresgrund.
Daher der lehmige und sandige Boden stark mit Salz versetzt
(viele Salzwasserseen), oft mit Seemuscheln überdeckt. Der
k a spi sch e und der Aral-See l auch schwach salzig) sind
die Reste jener Meeresfluth; sie sind noch jetzt im beständigen
Abnehmen begriffen. In der Vorzeit hingen sie vielleicht
zusammen. Der Aral-See nimmt den Amu oder Gihon
auf, der im untern Lauf ein Delta bildet, ein linker Mün-
dungsarm zum kaspischen Meere ist jetzt durch das Vordrin-
gen des Sandes verschüttet. Ueberhaupt hat T. viele Step-
penflüsse. Ebenfalls in den Aral fließt der Sir. Die
Alten kannten beide Flüsse unter dem Namen Orus und
Iaxartes und nannten T. Bactrien und Sogdiana.
Nachdem im höchsten Alterthum hier das Zend-Volk,
welchem Sonne, Licht und Feuer Bilder des guten Gottes
waren, einen Priesterstaat gehabt, wurden jene Länder nach
und nach Theile des alt-persischen, des parthischen, hernach
des neu-persichen Reichs. Im 6ten und 6ten Jahrhundert
tauchte hier der Volksstamm der Türken (eigentlich Räuber)
auf und noch jetzt sind die Einwohner ihrer Abkunft. Weil
aber im 12ten Jahrhundert die Mongolen oder Tataren
T. mit unterjochten, nennt man es auch wohl, doch fälsch-
lich, die Tatarei.
T. besteht jetzt aus mehreren Staaten und Völkergebieten, alle
muhamcdanisch:
1) Das Terrassenland Khokhan (F erga nah) am obern Sir;
an ihm die Handelsstadt Taschkent). 2) Kharesm, d. i. Land des
Glanzes, vormals ein mächtig Reich (Chowaresmien), mit
Ch iw a, der Residenz des Chans, am Amu. 3) Das Land der
Usbekischen Türken (die auch 1. und 2. inne haben) oder die
große Bucha rei, am obern Amu und dem Sogd, einem Zu-
flüsse desselben, ein wahres Paradies, darin Samarkand (einst
Residenz des Tamerlan), Balkh und Buchara, Sitz des Groß-
chans, Mittelpunkt des Carawanenhandels zwischen Indien und
Europa. Die Bucharen selbst, d. i. Gelehrte, stammen nicht von
den Türken ab, sprechen persisch und sind geschickte Kausleute. 4)
Das Land der Truchmenen oder Turkmanen, aus einer Höhen-
insel der Steppe, zwischen dem kaspischen und Aral-See. Ein no-
madisches Kriegervolk, das sich in seinen baumlosen Steppen rühmt:
weder unter dem Schalten eines Baumes noch unter dem eines
1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
44
schwindet von dem Durchgang eines Fixsterns durch den Meridian eines Ortes
bis zum nächsten Durchgang desselben Sterns. Ein Sonnentag wird be-
dingt durch die Zeit, welche zwischen 2 Culininationen der Sonne ver-
geht. Die Dauer eines Sterntages beträgt 23 Stunden 56' 4" in mittlerer
Sonnenzeit, eines mittlern Sonntages 24 Stunden 3' 56" in Sternzeit. Ein
mittlerer'sonnentag ist um 3' 56" Sternzeit länger als ein Sterntag; 365
mittlere Sonnentage—366 Sonnentagen. Der mittlere Tag ist V365/24225
eines Erdumlaufes um die Sonne von einem Frühlings-Aequinoctlum bis
zum andern. Er wird von einer vollkommen regulirten Pendeluhr in 24 Stunden
angezeigt. Die Pendeluhr wird im Verglich mit den Stunden des Sonnentages,
welche von den Sonnenuhren gezeigt werden, abwechselnd vor- oder nachgehen,
nach dem Verlauf eines Jahres aber wieder mit der wahren Zeit übereinstimmen.
D e r S o n n e n t a g wird auch b ü r g e r l i ch e r u n d a-st r o n o m i s ch e r
Tag genannt, und beginnt bei uns, wie bei den Römern, um
12 Uhr Mitternachts. Die alten Griechen und die alten Deut-
schen begannen den bürgerlichen Tag mit Sonnenuntergang, so wie noch jetzt
die M u h a m e d a n e r und die Juden. Die Astronomen pstegen den Tag mit
dem Mittag zu beginnen.
Die christlichen Völker Europas theilen jetzt allgemein
den Tag in 24 gleiche Theile oder Stunden, die Stunde in
60', die Minute in 60" und letztere in Decimaltheile. Eine
ganz andere B e w a n d t n i ß h a t t e e s bei den Stunden der
alten Völker. So sehr auch die Babylonier, Aegypter, Griechen und
Römer in der Epoche des bürgerlichen Tages von einander abweichen mochten,
so übereinstimmig war ihre Stnndenrechnung. Sie legten nemlich das ganze
Jahr hindurch dem natürlichen Tage sowohl als der Nacht 12 Stunden bei,
die sie vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Untergange, und vom Unter-
gänge bis zu ihrem Aufgange fortzählten, so daß der Mittag auf den Anfang
der siebenten Tagesstunde und die Mitternacht auf den Anfang der siebenten
Nachtstunde traf.
8- 23.
Die Woche.
Die nächst größere Einheit als der Tag ist die Woche.
Das Wort Woche ist aus dem gothischen Vvik entstanden, welches bei Ulphi las
so viel als Ordnung, regelmäßiger Wechsel bedeutet. Die Woche
ist ohne Zweifel eine Unterabtheilung des synodischen Monats, denn statt 7%
Tagen, welche die Mondviertel im Durchschnitt haben, nahm man die am
nächsten liegende ganze Zahl von 7 Tagen an, und obgleich man bald finden
mußte, daß dieser Zeitraum kein genaumessender Theil des Monats sei, so
blieb man doch bei dieser Zahl. Uebrigens hat die Wocheneintheilung noch
einen tiefern Grund, indem sie von Gott selbst begründet worden ist (vgl.
1 Mos. 1 und 2; 2 Mos. 20, 8—1l; 23, 12; 31, 12—17; 34, 21; 35,
2—3; 3 Mos. 23, 3).
Die W o ch e n e i n t h e i l u n g t r i f f t m a n in d e n v e r 1 ch i ed e n st e n
Gegenden der Erde bei den Hebräern, überhaupt bei allen semitischen
Völkern, bei den Chinesen, Peruanern u. s. w. Bei den Griechen und bis
auf die Zeiten der Cäsarn jedoch findet sich keine Spur einer siebentägigen Woche
und einer Feier des siebenten Tages. Bei jenen, wenigstens bei den Athenern,
trifft man dagegen eine zehntägige und bei diesen eine achttägige an. Vom
Orient aus hat sich die siebentägige Woche mit der christlichen Religion allmäh-
lig bei den occidentalischen Völkern verbreitet.
1836 -
Leipzig
: Baumgärtner
- Autor: Fiedler, Franz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
20
Mai, Qm'ntilis (Juli) und Oktober auf den fünfzehnten, in den übrigen
auf den dreizehnten Tag. Von da zahlte man rückwärts acht Tage, die
Nona«, d. h. der neunte Tag, weil der, von welchem man rückwärts
rechnet, mitgezahlt wird. So zahlte man die Nonen auch rückwärts von
dem ersten Tage jedes Monats, der Calendae hieß, weil er dem versam-
melten Volk von einem Priester verkündigt werden mußte (calare). Die
Einschaltung war der Einsicht und Willkühr der Oberpriester überlassen.
Daher entstanden in der Folge so große Verwirrungen in der Zeitrechnung,
daß zu Casars Zeit das Jahr fast um eiue ganze Jahreszeit (67 Tage)
verrückt war. Julius Casar ließ daher als Oberpriester durch den
Astronomen Sosigenes aus Alerandria im Jahre 708 n. R. 46 v. Chr.
(Annu8 confusionis, das Verwirrungsjahr von 445 Tagen) in Ordnung
bringen. Der Februar war schon früher an seine jetzige Stelle gesetzt wor-
den ; der Ouintilis erhielt den Namen Julius und der Sertilis Augustus.
Das j u l i a n i sch e Jahr, das aus 365 Tagen mit einem in jedem vier-
ten Jahre eintretenden Schalttage bestand, erhielt sich bis 1582 n.chr. im
Gebrauch und gilt bei den griechischen Christen noch jetzt (der alte Styl,
12 Tage zurück). Im katholischen Abendlande trat an seine Stelle der
unter dem Pabst Gregor Xiii. durch den Veroneser Arzt Aloys Lili ver-
besserte Gregorianische Kalender, den aber die Protestanten als
den neuen Styl erst 1700 annahmen.
Die bürgerliche Jahresrechnung der Römer ist sehr unsicher, weil
man nach der Vertreibung der Könige nach den Consulpaaren die Jahre
zahlte, die anfangs ihr Amt den 1. August antraten; zur Zeit der Decem-
viren am 1. Mai; daun an den Iden des Decembers und spater an den
Iden des Marz. Erst seit 601 n. R. 153 v. Chr. traten sie am 1. Ja-
nuar ihr Amt an. Auch war die Reiheufolge, die selbst historisch nicht
sicher war, durch eingeschobene Diktatoren und andere Obrigkeiten gestört.
Noch ungewisser und, wie es scheint, ein Werk der Priester ist die Chro-
nologie der Königszeit, die 244 Jahre gedauert haben soll, und bis zur
Eroberung Roms durch die Gallier. Schon der berühmte Engländer Jsaac
Newton hat gezeigt, daß für 7 Könige die Regierungszeit von 244 Jah-
ren in einem Wahlreiche beispiellos und unmöglich ist, denn jeder hätte
müssen 35 Jahre regieren, und der letzte lebte noch 15 Jahre nach seiner
Vertreibung. Von Roms Erbauung bis zur Eroberung durch die Gallier
werden 360 Jahre gerechnet: diese Zahl ist aus Roms Grundzahlen 12
und 30 entstanden, die man in allen priesterlichen und bürgerlichen Ein-
richtungen wiedersindet. Davon gehören zwei Thcile 240 Jahre mit 4
eingeschalteten Königen an das dritte der Republik. Die Zahl 120 aber
entsteht wieder aus 10 und 12, denn auch zehn war eine priesterliche Zahl.
12. Bd. 1
- S. 349
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
349
Sieg des Christenthums über das Heidenthum.
reichen Güter von sich geworfen und, in ein härenes Gewand gehüllt, die Wüste
zu seinem Aufenthalt erkoren, die bis dahin zerstreut lebenden Einsiedler (Mo-
nächi, Mönche) in eingehegte Plätze (monastcria, coenobia, claustra, Klö-
ster) zu einem gemeinschaftlichen Leben sammelte, und sein Schüler P ach omius
ihnen eine gemeinsame Regel ertheilte. Armuth, Keuschheit und Gehor-
sam waren die drei Gelübde, zu deren strenger Erfüllung jeder bei der Ausnahme
sich verpflichten mußte. Dies war der Anfang des für das Mittelalter so wichti-
gen Mönchs Wesens. Von dem an traten die altrepublikanischen Tugenden,
Vaterlandsliebe, Erfüllung der Bürgerpflicht und thatkrästiges Handeln gegen
die morgenlandischen Ansichten, wonach ein beschauliches, nur der Betrachtung
der göttlichen Dinge gewidmetes, von praktischer Thätigkeit und von den Leiden
und Freuden der Welt abgewendetes Leben für das verdienstlichste galt, in Hin-
tergrund. Je größer die Entsagung und Selbstpeinigung der Büßer, desto größer
die Bewunderung und Verehrung des Volks. Zwei sogenannte Säulen hei-
l i g e (Styliten), S i m e o n und D an i e l, die einen Theil ihres Lebens auf einer
Säule zubrachten, erlangten ein solches Ansehen, daß ihre Worte für Orakel-
sprüche galten und auf die Denk- und Handlungsweise der morgenländischen Welt
den größten Einfluß übten.
§. 235. Die Kirchenväter. Prädestinationslehre. Pelagia-
nisnrus. Die christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte werden Kir-
chenväter genannt. Ihre Werke, größtentheils Vertheidigungsschriften
(apologetische) oder Streitschriften (polemische) gegen die Angriffe
der Heiden oder die Irrlehren der Häretiker, sind um so wichtiger, als die Tra-
d i t i o n s l e h r e, der die katholische Kirche neben den biblischen Schriften Auto-
rität in Sachen des Glaubens, des Cultus und der Verfassung beilegt, auf ihnen
beruht. Je näher sie daher dem apostolischen Zeitalter stehen, desto größer ist ihr
Ansehen, da man annimmt, daß die Apostel ihren Zeitgenossen manche münd-
liche Mittheilungen gemacht haben, die sich nicht in ihren Schriften finden,
wohl aber aus den Werken der Kirchenväter erkannt werden mögen. Auch sind
sie dadurch wichtig,- daß sie zuerst das Ehristenthum mit den wissenschaftlichen
Begriffen und mit der Philosophie des Alterthums in Beziehung brachten und
somit demselben Eingang in die höhern Stände verschafften. Durch sie „begann
die Vermischung der orientalischen Vorstellungen von Religion, von göttlicher
Eingebung, von Regierung, Gesetz und Priesterherrschaft mit den Ansichten der
Griechen und Römer über menschliche Weisheit und weltliche Ordnung, über pro-
phetische Begeisterung und verständiges Nachdenken." An die Zeitbedürfnisse sich
anlehnend, suchten sie die Nichtigkeit des Heidenthums und den Irrwahn der po-
lytheistischen Religionssysteme darzuthun und dagegen die evangelische Lehre von
dem Einigen und Ewigen Gott, der sich durch Christus geoffenbaret, in ihrer
beseligenden, das ganze Leben durchdringenden und reinigenden Kraft preisend
(paränetisch) hervorzuheben. Die Kirchenväter schrieben theils griechisch (wie
Justinus der Märtyrer [j 166] 5 die alexandrinischen Geistlichen Clemens
sch 217] und Orig enes sch 254]; der Kirchenhistoriker und Schöpfer der christ-
lichen Geschichtschreibung Eusebius sch 430] und der als ausgezeichneter Kan-
zelredner berühmte Johannes Chrysostomus, Bischof von Konstantinopel,
dem seine kühnen Predigten gegen die Ausschweifungen des Hofes den Zorn der
Kaiserin Eudoxia und zweimal Verbannung zuzogen sch 407]); theils lateinisch
(wie Tertulli an von Karthago, ein witziger, phantasiereicher aber von häreti-
schen smontanistischen] Ansichten nicht freier Schriftsteller sch 220], der „aus pu-
nischem Latein dem Christenthum eine Literatur errang, in welcher geistreiche
1817 -
Stuttgart
: Löflund
- Autor: Löflund, Franz Christian
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Vorrede.
Ix
Zeit oder Gelegenheit, oder Lust fehlt, alle
diese Kenntnisse sich ausführlicher bekannt
zu machen, und die doch neben ihrer Haupt-
beschäfftigung auch von den übrigen Gegen-
ständen des menschlichen Wissens einen all-
gemeinen Begriff, oder eine kurze Darstel-
lung wünschten, um darin nicht ganz unwis-
send zu bleiben. Zugleich habe ich dabey noch
ein besonderes Augenmerk auf die reli-
giöse und moralische Bildung
gerichtet, und, wo es die Sache mit sich
brachte, auf dieselbe hingewiesen , da ja
ohnedieß alle Verstands-Bildung als ein
Mittel oder Theil der moralischen ange-
sehen werden muß.
Die Hülfsmittel, welche ich benutzt ha-
be f sind: Funke Geschichtedes
Mensche n; desselben Naturgeschich-
t e und Allgemeiner Inbegriff
der nöthigsten W i s se n s ch a f ft e n;
Hubenaturlehrezeschenburgs
Handbuch derklass. Literatur
D o l z L e i tf a d e n z u m Unterricht
in d e r a ll g e m. M e n sch e n g e sch i ch-
t e; B r e d o w m e r k w ü r d. Bege-
benheiten aus der allge m. G e-
schichte; G a s p a r i Lehrbuch der
Erdbeschreibung; Skizze von
Würtemberg, u. a. m.
Wie fern nun dieser Versuch der an-
gegebenen Absicht entsprechen werde, muß
14. Bd. 1
- S. 104
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
104
Geschichte der alten Welt.
regelmäßige Aufzeichnung der Sieger, daher in der Folge, als man um das I. 300 v. Ch.
die Zeit nach Olympiaden zu berechnen ansing, jenes Jahr als Anfangspunkt dieser Zeit-
rechnung gesetzt wurde. — Delphi bildete einen Priesterstaat ähnlich den orientalischen.
Fünf gewählte Hauptpriester leiteten den Cultus und eine Anzahl Tempelbeamten die übri-
gen Geschäfte. Der Tempel besaß ein großes, durch Zinsbauern und Sclaven bebautes Ge-
biet; Weihgcschenke und Opsergaben brachten Reichthum, und der Zudrang orakelsuchender
Fremden machte Delphi zum Mittelpunkt des Verkehrs und zu einem besuchten Markt.
Kein Wunder, daß die Priester übermüthig und schwelgerisch wurden. Der große Tem-
p e l mit dcrorakelstättc stand in einem mit einer Mauer umgebenen Hofraume, inner-
halb desselben um jenen herum m e h r e re k l ei n e T em p e l und die Schatzhäuser der einzelnen
Staaten mit den Weihgeschenken und vielen Statuen. Im Innersten des Tempels stand
die goldene Bildsäule Apollons, hinter welcher in einer kleinen Vertiefung sich die Höhle
oder der Erd sch l und befand, aus dem eine aufregende, in einen Zustand von Begeiste-
rungsetzendekalte Gasart emporstieg. — Die delphische Amphiktyonie war nur eine
umfassendere Art von Städte- oder S t a a t e n b u n d, wie deren in Griechenland mehrere
bestanden und gewöhnlich zwölf Städtegebiete umfaßte, so der ionische, ach äisch e u. a.
Ost hatte bei solchen Städtebündnissen ein mächtiges Glied die V orherrschaft (Hege-
monie) und war mit der Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und mit der Führung
der Kriege betraut; doch war dieses Verhältniß meistens ein gewaltthätiges. Bei der del-
phischen Amphiktyonie fanden jährlich zwei Versammlungen statt, im Frühling zu D e l p h t,
im Herbste in den Thermopylen. Der wahre Zweck des Bundes ergibt sich aus dem
Eide bei Aeschines: „keine der amphiktyonischen Städte je von Grund aus zu vertilgen;
einer jemals das Wasser abzuschneiden; und das Heiligthum des Delphischen Gottes, an
welches der Bund sich knüpfte, aus allen Kräften zu beschützen."— Das delphische
Orakel stand in dem Rufe der B e st e ch l i ch k e i t.
tz. 65. Die ältesten Staatsformen in Griechenland. Anfangs
regierten in allen griechischen Staaten Könige, die als Oberpriester, Richterund
Heerführer eine patriarchalische Gewalt besaßen und ihren Ursprung wie ihre Macht
von den Göttern herleiteten, daher dieselbe auch eine durch Recht und Sitte bestimmte
Begranzung hatte. „Wie der Götterfürst Zeus selbst dem Rathe des Schicksals,
so sind auch die Könige bei Homer der Idee des Rechten unterthan, die bei den
Göttern wohnt, deren Kenntniß sich aber ihrer Verwandtschaft mit dieser zufolge
auf sie vererbt hat." Obwohl das Königthum erb lich war, galten doch ge-
wisse Vorzüge, als persönliche Kraft, Weisheit, stattliche Gestalt für nothwen-
dige Eigenschaften der Fürsten, „der Trefflichsten im Volke". Ihr Einkommen
bestand in Ehrengeschenken und im Ertrag eines ihnen zustehenden öffentlichen
Grundstücks, ihre Macht in ihrem größern Werth und Ansehen und in der ihnen
gezollten Verehrung. Sie standen an der Spitze der edlen Geschlechter, die
ihren Rath bildeten und gleich denkönigen sowohl durch Geburt und Reichthum,
als auch durch Kriegsmuth und ritterliche Waffenübungen ausgezeichnet waren.
Als sich mit der Zeit dieses auf Ehrfurcht und Pietät gegründete Verhältnis zwi-
schen dem König und den Adelsgeschlechtern lockerte, suchte der bevorrechtete Her-
renstand die Fürstengewalt immer mehr zu schwachen und seine eigene Macht auf
Kosten der königlichen zu mehren, bis er so sehr erstarkt war, daß er zur gänz-
lichen Beseitigung des Königthums und zur Begründung einer republikani-
schen Aristokratenherrschaft schreiten konnte. Nunmehr traten die fürst-
lichen Geschlechter, denen diekönige angehört hatten, in einereihe mitdem
Kriegsadel und dem Priesteradel, wenn sie gleich noch einigezeit ein höhe-
res Ansehen behaupteten (wie diekodriden und Alkmaoniden in Athen,
die B akch iaden in Korinth u. a.). Nur die Priesterwürde blieb noch langer
1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
11
§. 6. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk.
Kriegerkaste diese Ordnung durchbrachen, und eine eigene, willkührliche
gründeten, die aber nur wieder um so tiefer ins Verderben führte, da sie
auch „ohne Gott" war.
Hören wir nun einiges von diesen ältesten Völkern!
2. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk.
§.6. An den Quellen des Oxus und Jaxartes wohnten die Arier,
welche später weiter nach Westen wunderten, und sich dann zum Theil
aus religiösen Gründen trennten, so daß die Inder über den Hin-
d ukusch nach Süden zogen, die Ir ani e r aber sich nördlich von diesem
Gebirge festsetzten. Sie gründeten einen Priesterstaat, der in der
Folge von verschiedenen Völkern unterjocht wurde, aber seine Religions-.-
und Staatsverfassung den Siegern aufdrang, so daß sie uns er-
halten blieb.
Sie hatten schon in früher Zeit einen Religionslehrer, Namens.
Zoroafter, dessen Lehren in der Av est a, d. h. indem göttlichen Worte
gesammelt und in der Zendsprache geschrieben sind, weshalb man diese
Schriftensammlung Zenda vesta nennt.
Nach diesen Lehren theilt sich die ganze geistige Welt in zwei Reiche, das
Reich des Lichts und das der Finsterniß. Jenes ist der Sitz der guten Geister
und wird von Ormuzd regiert, dieses aber nehmen die bösen Geister mit
ihrem Fürsten Ahriman ein. Beide leben in beständigem Kampf, welcher
jedoch zuletzt mit dem Sieg des Ormuzd endigen wird. Die Priester hatten
dabei das Hauptgeschäft, den schädlichen Einstuß der bösen Geister durch Opfer
und Sühnungen abzuhalten und die Menschen vor denselben zu schützen.
3. Die Inder.
8- 7. Wie wir oben gehört haben, wunderte ein Stamm der Arier, die
Inder, in die herrliche, fruchtbare vorderindische Halbinsel ein, un-
terjochte oder vertrieb die dort ansäßige schwarze Bevölkerung und grün-
dete daselbst die alt-indischen Priesterstaaten. Diese Inder
waren mit hohen geistigen Anlagen ausgestattet, die sie nach allen Rich-
tungen zu bedeutender Höhe entwickelten, bis sie zum Theil durch den
Einfluß des heißen Klima sich der Unthätigkeit und einem beschaulichen
Leben Hingaben. Von ihrem reichen Geiste zeugen sowohl ihre Bau-
werke, als ihre Literatur.
Unter den elfteren nennen wir die unterirdischen Tempel auf den Inseln
Elcphante und Salsette, sowie zu Ellore, wo sie einen ganzen Berg
stockwerkartig aushöhlten und mit unzähligen Tempeln erfüllten. Sodann die
Palast- und Tempeltrümmer in Ma valip uram, wo sie eine ganze Stadt
in Felsen ausgehauen haben, und ihre Pagoden, dunkle, nur von Lampen
erhellte, prachtvolle Tempel mit vielen Nebengebäuden für die Wallfahrer.
1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
24
Alte Gesch ich te.
Cultur erreichte aber auch nur eine bestimmte Stufe in
Ägypten, theils wegen des heißen, erschlaffenden Clima'ö,
theilö weil der Ägyptier so ungern das fruchtbare Vater-
land verließ. Überdieß mußten die auffallenden Eigen-
thümlichkeiten dieses Landes, in welchem Gegenden von
üppiger-Fruchtbarkeit an öde, Schauer erregende Wüsten
gränzen, und dessen Boden sogar seinen Bewohnern durch
den Nil streitig gemacht wird, der ägyptischen Bildung
eine eigenthümliche Gestalt geben.
5. Äußere Schicksäte der ägyptischen Staa-
ten ... bis 750. v. Chr.
Zu den rohen Stämmen, welche sich im grauen
Alterthnm in Ägypten niedergelassen hatten, waren also
wahrscheinlich frühe schon Colonieen aus Meroe gekom-
men. Diese, wohl hauptsächlich angezogen durch das
fruchtbare Ackerland im Nilthale, ließen sich unter jenen
nieder, und gewöhnten wenigstens einen Theil derselben,
vornehmlich mit Fffilfe der Religion, an Ansaßigkeit und
Ackerbau. In dem Verfolge der Zeit verbreiteten sich
die Zweige der bildenden Colonieen mehr und mehr,
und eigneten sich natürlich- die Gegenden (vojuoi) an,
welche sie urbar gemacht hatten. So entstanden nach und
nach mehrere Staaten inr Nilthale (Elephantine,
This, Theben, H e r a c l e a, Memphis und andre);
und in denselben Tempel und Götterdienst, Ackerbau,
Künste, Gesittung und geselliges Leben.
Der erste Lichtstrahl der Geschichte, welcher auf
Ägypten fällt, beurkundet die frühen Anfänge der ägypti-
schen Bildung. Schon um 2000 v. Chr. fand Abraham
in Ägypten Ackerbau, Bergbau und einen geordneten
Staat. In dem Zeiträume von 1700 - 1500 v. Chr.
wurde schon mannigfaltiger Knnststeiß im Nilthale geübt,
und die Mehrzahl der Ägyptier verabscheute bereits das
rohe Hirtenleben. Und um eben diese Zeit brachten Ce-
erops und Danaus die ersten Keime der Bildung aus
Ägypten nach Griechenland.
Unter den vielen Priesterstaaten, welche sich ans sol-
che Weise im Nilthale gebildet hatten, ragten besonders
Theben und Memphis hervor. Theben, wahr-
17. Bd. 1
- S. 31
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Morgenländische Völker.
31
das von der Natur reichbegabte Assam. — Das indische Tiefland zerfällt in
das eigentliche Hindustan oder Indus- und Gangesgebiet, das vom Himalaya bis
zu dem unwegsamen, dichtwaldigen und von wilden Thieren bewohnten Vindhjage-
birg und vom westlichen bis zum östlichen Meere reicht, und in das tropische Tafelland
Dekhan. — Das westliche Hindustan ist das Indus- (Sind-) Gebiet mit dem
Fünfstromland (P e n d sch a b), dessen jetzt größtentheils muhammedanische Völker Nach-
kommen der alten Inder sind; das mittlere höchst fruchtbare Hindustan mit
dem heiligen Flusse Ganges war der Hauptsitz der indischen Cultur, Religion, In-
dustrie und Pricstermacht. Hier befanden sich die bedeutendsten Städte des Landes, am
Ganges die Hauptstädte uralter Königsdynastien Hast i n a p u r a und P r a t i st h a n a mit
ihrer ehemaligen Pracht und Herrlichkeit und Benares, der Sitz indischer Weisheit,
Cultur und Gelehrsamkeit; und am Iamuna das alte Indraprastha, Delhi's Vor-
gängerin, die Krischnastadt M a thura und die alte Residenz Agra, nunmehr in Trüm-
mern. Am Zusammenfluß der beiden Ströme liegt die Pilgerstadt Allah ab ad, einer der
vielen Wallfahrtsorte des Landes. Das ö st li ch e H in d ustan umfaßt „das fruchtbare
und mcnschenreiche Land Bihar voll altindischer Erinnerungen mit den Ruinen der einst
blühenden Hauptstadt Palibothra am Zusammenfluß des <)ona mit dem Ganges ober-
halb des jetzigen Patra und in seinem südlichen Theile das reichbewässerte, üppig frucht-
bare, aber feuchte, heiße und erschlaffende B engalen mit der Hauptstadt Calcutta."
Die Halbinsel Dekhan besteht aus dem innern durch Stromthäler und wilde Schluchten
zerrissenen H o ch lan d e, und dem an den Küsten hinziehenden fruchtbaren Tiefland e.
Jenes enthält l)das fruchtbare Pandja mit dem Fluß Kavery, mit dem durchperlen-
sischerci bekannten Vorgebirge Ku mari (Comorin), mit Trümmern alter Städte und
Tempel (Pagoden) und mit der ehemaligen Rajaresidenz T o n j o r e. 2) Das waldreiche
gebirgige Gebiet von Mysore mit der berühmten Hauptstadtt i pposahibs undhyder
Alis, S er ingap a ta m; 3) das Gebiet des Flusses K ist na (K risch n a) mit dem alten
Reiche Kar na ta, worin sich unweit der jetzigen Rajaresidenz H y d er ab ad die berühm-
ten Diamantgruben von G olkon da und diegrottenwerkcvon Ellora befanden. 4)Das
Gebiet des G o d a w er y (G o d av ari), des nördlichsten und längsten Flusses in Dekhan,
wo in Beran ein alter priesterlich eingerichteter Brahmastaat war, an dessen nordöstlichem
Küstengebiet Orissa am Maharada noch viele Tempel und Heiligthümer enthält. — Auf
der Ostküste von Dekhan (Coromandel), wo jetzt die Europäer blühende Handelsnie-
derlassungen besitzen (Madras, Pondichéry u. A.), befanden sich im Alterthum drei indische
Königreiche, von deren einstiger Pracht noch dietrümmer der sieben Pagoden an der Mee-
resküste bei dem Dorfe Mahamalajapura Zeugniß geben, und diew estk üst e mit dem
G Hatgebirge enthielt vier Brahmareiche, darunter daszerrisseneküstenlandkankara
mit den berühmtesten Felsentcmpeln Indiens auf den Inseln Eleph a n tin e und S a l fette
unweit Bombay und das Küstenland Malabar mit Kallicut (Kalikodu). Das südliche
Indien mit der dazu gehörigen Zimmetinsel C e yl o n (Taprobane) war seiner hohen Frucht-
barkeit und seines herrlichen Klimas wegen schon in alter Zeit Ziel der Handelsreisen.
Iv. Ariana. Die Länder zwischen Indien und Persien vom arabischen Meer bis
zum P ar op a m isu s (Hindukhu), in den heutigen Gebieten von Belud sch ist an und
Afghanistan, und jenseit jenes Gebirges bis an die Küsten des kaspisch en Meers,
waren größtentheils Bestandtheile der großen persischen Monarchie, wurden aber erst durch
die Feldzüge Alexanders des Großen, der in allen diesen Ländern Städte mit seinem
Namen (Alexandria) anlegte, den Europäern zugänglich und bekannt. Die einzelnen,
großenthcils aus Gebirgsgegenden und Sandwüstcn bestehenden, aber doch von Cara-
van en durchzogenen Landschaften sind folgende: 1)Gedrosia, 2) D r a n g i än a am
Hilmend (Erymanthus), 3) Ara ch osra ostwärts bis zum Indus mit der kürzesten Vcr-
bindungsstraße zwischen Indien und Persien (Sewestan, Kandahar und das südwestliche
1851 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
94
Kap. 16. Karl der Große, römischer Kaiser.
schon längst eine eigenthümliche Stellung zur Landeskirche gegeben,
deren Leitung er insbesondere durch Befestigung der in den frühern
Zetten von Bonifacius eingeführten kirchlichen Ordnung ausübte,
so jedoch, daß er die in sein Regierungssystem aufgenommene Hierarchie
niemals zur Unterdrückung der nationalen Entwicklung mißbrauchen
ließ. Diese seine kirchenherrliche Stellung sollte nun zu einer
noch höheren Bedeutung durch ein Ereigniß gelangen, das zugleich
auch die Bedeutung des römischen Stuhls erhöhte. Die kräftige Hülfe
nämlich, welche auch Hadrian's Nachfolger, Papst Leo Iii, bei Karl
gegen die rohen Mißhandlungen einer sich gegen ihn empörenden rö-
mischen Partei gefunden hatte, bewog ihn auf den König Karl,
anstatt des bloßen Patriciats, die alte r ö m i sch e I m p e r a t o r w ü r d e
zu übertragen und so das weströmische Reich, jedoch in christ-
licher Art und Form, zu erneuern, um dadurch alle Völker
katholischen Glaubens zu Einem friedlichen Ganzen zu vereinigen,
von dem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche
Oberhaupt seyn sollte.
Daher wurde zu Rom in der Kirche des h. Petrus am Weihnachts-
fcste des Jahres
800 Karl der Große zum römischen Kaiser gekrönt und dadurch
zum o b e r st e n S ch i r m h e r r n d e r K i r ch e u n d z u m V o r st e h e r
des Rechts und des Friedens in Europa erhoben. — Die
Kirche selbst aber fand von nun an in der kaiserlichen Macht gegen
die sie ringsum oft hart bedrängenden römischen Adelsparteiungen
kräftigen Schutz und konnte dann auch ihrerseits die Entwicklung
der Ordnung unter den Völkern leichter fördern. Von jener
durch Leo geschehenen Uebertragung der römischen Jmperatorwürde aber
leiteten die folgenden Päpste das Recht her, den jedesmaligen
Kaiser durch Krönung zu bestätigen, während anderseits die
Kaiser das Recht in Anspruch nahmen, daß ohne ihre Zustim-
mung und B e st ä t i g u n g kein Papst eingesetzt werde.
Mit der Kaiserwürdc verband fortan das ganze Mittelalter den Gedanken
einer von Gott verliehenen Weltherrschaft, wiewohl cs k cinem Kaiser
glückte, sie dur chz u fü hr en. — Nicht undeutlich lag in den Anordnungen Karls
auch das Bestreben , die Idee eines ch ristl i ch c n S t a at s zu verwirklichen. Daher
ordnete er den weltlichen Sendgraken auch geistliche Sendboten zu, die mit
jenen den kirchlichen Zustand der Gaue zu untersuchen hatten und als die
„Seele der karolingischen Verfassung" zu betrachten sind, da sie „allem Unrecht
steuern, Kirchen, Armen, Wtttwen und Waisen, kurz dem ganzen Volke nach Gottes
Ordnung und in Gottesfurcht" ohne Ansehen der Person Recht verschaffen — und
alles das, was sie nicht selbst ausführen konnten, an den Kaiser als den Quell
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Arabien und Persien. — Von Mi ne rali en vermißt man bis jetzt
noch den Diamant; Gold ist aber in Fülle da, und kam seit
undenklichen Zeiten als Goldstaub in den Handel; wahrscheinlich
würden Bergwerke große Schätze zu Tag fördern, wenn Euro-
päer sich der Gebirge bemächtigen könnten.
§. 2. Geschichtlicher Ueberblick.
In Bezug auf Bildung wird jeder Vergleich mit Asien zum Nachtheil
Afrika's ausfallen. Sein Inneres, arm an Strömen, ist ja viel weniger mit
dem Meere in Berührung, und an Außengliedern oder Halbinseln fehlt es
gänzlich. Ueberall wird die Verbindung der einzelnen Hoch - und Tieflande
durch Wüsteneien unterbrochen; und selbst die Küsten, wenn auch hie und da
mit der üppigsten Vegetation begabt, stnd entweder schmal und abgeschlossen oder
doch heiß und ungesund. Großentheils zwischen den Tropen gelegen, entbehrt
es ohnehin jenes gemäßigten Klimas, worin der menschliche Geist allein wahrhaft
gedeihen kann. Wahrscheinlich ist nur dies, und nicht blos die Eigenthümlich,
keit der Negerraße, an dem Mangel bürgerlicher und wissenschaftlicher Kultur
schuld, der die Afrikaner tief unter die Asiaten stellt. Der Norden allein,
durchs Mittelmeer mit Asien und Europa in Berührung, hat Theil an manchen
ihrer Kenntnisse und Einrichtungen genommen; doch sind es nur 2 Völker,
womit sich die Geschichte des Alterthums besonders zu beschäftigen hat, die
Aegypter und Karthager; denn die kleine griechische Colonie Cyrene blieb
an der mehrentheils wüsten Küste Barka von geringer Bedeutung. Zm Mittel-
alter und neuer Zeit theilten sämtliche Nordasrikaner das gewöhnliche Schicksal
muselmännischer Despotieen, ohne jemals, einige lichte Augenblicke Aegyptens
unter fa tim id i sch e n Ch alisen abgerechnet, sich mit der Kultur zu Cordova,
Bagdad, Halep, Gazna, Schiras und Zspahan messen zu können.
a. Alte Geschichte bis ins 7ts Jahrhundert nach Chr. G.
Sicher gab es in Zeiten, wohin unsere Geschichtkenntnisse nicht reichen,
Handelsverkehr zwischen den Anwohnern des indisch arabischen Meers. Dies
mag altasiatischen Religionsideen und kriegerischen Auswanderern, bevor noch
der Bramanism sich ausbildete, den Weg zu den Alpenländern am Tacazze und
Azrek gebahnt haben, wo Karawanenplätze , und bald auch Tempel und Städte
entstanden. Natürlich ging der Handel von dort den Strom zwischen den
Wüsten hinab, und veranlaßte ähnliche Colonisation und Eroberungen allmahlig
bis zur Küste des Mittelmeers. So erwuchsen priesterlich kriegerische Staa-
ten erst südlich der nubischen Wüsten unter den dunkelfarbigen krausharigen
A e t h i o p e n, deren Hauptorte A X » m und Meroe, dann nördlich unter
den bräunlichen Aegyptern, deren Hauptorte Thebe, Memfis u. a.
1847 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
196
Zweiter Theil. Die Physikalische Geographie.
Grenzen ihrer Verbreitung oft außerordentlich erweitert.
Manche sind nicht blos an den Orten ihrer Heimath allgemeiner oder in die
Gegenden, deren natürliche Beschaffenheit der Natur ihrer Ur-Heimath ähn-
lich ist, versetzt, sondern auch in solchen Zonen und Regionen verbreitet wor-
den, in welchen sie ohne menschliche Pflege, ohne Kultivirung des Bodens,
ohne künstliche Bewässerung nicht gedeihen könnten.
3. Durch die Kultur des Bodens hat der Mensch an nicht
w e n i g e n Orten die ursprüngliche Vegetation z u m T h e i l ver-
tilgt oder wenigstens zurückgedrängt, u nb eine andere an de-
ren Stelle eingeführt. Wenn aber auch hiedurch bedeutende Verände-
rungen in der Pflanzendecke eines Landes hervorgebracht und der vegetative
Charakter desselben auffallend verändert worden ist, so kann der Mensch im
Allgemeinen doch nicht den Grundcharakter der Flora eines Gebietes ganz
umgestalten.
4. Bei der Verpflanzung von Kultur-Gewächsen ist der
Mensch jedoch auch wieder an die allgemeinsten Bedingungen
gebunden, w e l ch e z um Gedeihen e i n e r P fl a n z e nöthig si n d.
Am allerwenigsten vermag er durch Kultur die für eine Pflanze nöthigen
Wärme-Verhältnisse zu ersetzen. Daher zeigt sich selbst unter den Kultur-
Pflanzen eine gewisse Ordnung, nach der sie sich von den Tropen aus nach
beiden Polen zu verbreitet finden. So folgen von den Tropen-Zonen ab-
wärts unter den Getreide-Arten derreis, die Hirse, der Mais, der Weihen,
der Roggen, der Hafer und die Gerste. Aehnlichcs zeigen auch die Obst-
Bäume. Diese Ordnung, welche wir auch bei der Verbreitung der Kultur-
Pflanzen bemerken, weist auf das allgemeine Verbreitungs-Gesetz zurück,
dem sich auch die menschliche Thätigkeit fügen muß: daß nemlich von den
Polar-Zonen nach den Tropen hin, die Vegetation immer vollkommener und
ausgebildeter wird.
Zweites Aapirel.
Die Pflanzen-Zonen der Erde.
8. 326.
Die Eintheilung der Erdoberfläche in sechs Pflanzen-Zonen.
1. Die allgemeine Eintheilung der Erdoberfläche in 3 Zonen, nemlich
in die heiße, in die gemäßigte und in die kalte Zone. reicht zu einer Einthei-
lung der Erdoberfläche in Pflanzen-Zonen nicht aus, indem diese Zonen zu
groß sind und daher öfters eine verschiedene Vegetation einschließen.
2. Um daher den Charakter des Pflanzenreiches in den verschiedenen
Erdgürteln genauer beschreiben zu können, kann man die Erdoberfläche in
6 Zonen eintheilen. Diese Zonen sind:
3. Die tropische Zone zwischen den Wendekreisen.
b. Die subtropische Zone, von 23'/?° bis 34° Br.
e. Die wärmere gemäßigte Zone, von 34° bis 45° Br.
cl. Die kältere gemäßigte Zone, von 45° bis 48° Br.
6. Die subarktische Z one, von 48° bis 66^° Br.
f. Die Pola rzone, jenseits des 66^° Dr.
8. 327.
Das Pflanzenreich der tropischen Zone.
1. Zn der tropischen Zone liegen große Länderstrecken von Afrika,
A si e n, 2t u st r a l i e n und Amerika.