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1. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 16

1845 - Heidelberg : Winter
16 §.5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. Auf die Priesterstaaten dieser Gattung folgen erst die- jenigen, in welchen der Kriegerstand (einheimisch oder ein- gedrungen) in einem seiner Häupter den Priesterstand zwang, die Herrschaft mit ihm zu theilen. Bei diesen wandelte sich die Hierarchie in eine Despotie um, mußte aber doch von der Religion den Schein göttlichen Ansehens borgen und der priesterlichen Macht noch großen Einfluß einräumen. Als solche priest erliche K r i e g e r st a a t e n des hohen Alter- thums zeichnen sich besonders aus: der ägyptische, chal- d ä i sch e, (alt-) assyrische, (alt-) m e d i sch e und (alt-) persische. Die Lebenseinrichtung dieser verschiedenen Priesterstaaten beruhte überall im Grunde auf dem Sterndienste (Sa- bäismus), und diejenigen, bei welchen derselbe am vorherr- schendsten war, wie bei dem Zendvolke, den Indern, den Athiopen, wollten in den innern und äußern Gliederungen ihres Bestandes das „Abbild himmlischer Ordnung" (d. h. einer den Gestirnen entnommenen sinnlichen Weltordnung) darstellen, weil jenes Alterthum in der unwandelbaren Stetigkeit der Sterne das Vorbild für seine menschlichen Einrichtungen sah und dieselbe daher durch jene ceremoniellen Formen nachahmen und einer willkührlichen, das Ganze in seinen Theilen leicht verrückenden Bewegung Vorbeugen wollte. Da aber diese menschliche Ordnung ein falsches Bild der wahren und ewigen Gottesordnung war, so mußte sie allmäh- lig zu einer, alles freie und gesundeleben erstickenden, bloßen mechanischen Ordnung werden, deren starres Gesetz keine wahre Liebe und keine wahre Freiheit kannte und förderte. Daher suchte am Ende wenigstens die Natur ihre Rechte geltend zu machen und in den priesterlichen Kriegerstaaten, in welchen der Sabäismus mehr zurückgedrängt und mit andern religiösen Vorstellungen vermischt erscheint, sich durch den weltlichen Despotismus zu einer andern Lebensordnung Bahn zu brechen, wiewohl alsdann auch dieser, da er auf Willkühr und Scheinheiligkeit ruhte, ungeachtet seiner größern Lebens- regung in noch weit tieferes sittliches Verderben hineinführte.

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1. Die Weltgeschichte - S. 16

1881 - Heidelberg : Winter
16 Kap. 5. § 16. Priesterliche Kriegerstaaten. Sterndienst. zugsweise bei der Priesterkaste die eigentlich geistige Kraft anzutreffen war, so blieb bei ihr das Regiment, und um dieses desto leichter auszuüben, suchte sie die Geschiedenheit der Kasten durch religiöse Verpflichtung aufrecht zu erhalten, so daß jede Vermischung einer Kaste mit der andern als eine Versündigung gemieden wurde, und wo sie vorkam, den Verlust der höheren Kastenrechte oder auch die Verstoßung in die unreine Kaste nach sich zog, welche allein aus solchen Verstoßenen zusammengesetzt wurde. Jede Kaste für sich bewegte sich in fest abgegrenzten Lebensformen, welche, je höher die Kaste stand, desto mehr die einzelnen Lebensverrichtungen umschlossen, und dieselben, namentlich bei der Priesterkaste, durch ein abgemessenes Ceremonie! beengten. Staaten, in welchen eine solche Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die, wenn darin die Priesterherrschaft vollkommen ungeteilt war, zu den ältesten gehören. Solche reine Priesterstaaten fanden sich bei den Ariern oder Jraniern (auch Zendvolk genannt), bei den Indern, bei den Aegyptern (der früheren Zeit), bei den Aethiopen. (16.) Auf die Priesterstaaten dieser Gattung folgen erst diejenigen, in welchen der Kriegerstand (einheimisch oder eingedrungen) in einem seiner Häupter den Priesterstand zwang, die Herrschaft mit ihm zu teilen. Als solche priesterliche Kriegerstaaten des hohen Altertums zeichnen sich besonders aus: der spätere ägyptische, der chaldäische, der (alt-) assyrische, (alt-) medische und (alt-) persische. Wo jedoch der Kriegeradel in einem seiner Häuptlinge die volle Herrschaft an sich riß und dem Priesterstande nur die Besorgung des Cultus und sonst keinen wesentlichen Einfluß auf die Regierung überließ, da trat rein weltliche, blos auf der Willkür des Schwertes ruhende Despotie ein, bei der aber doch zur Aufrechthaltung des weltlichen Gesetzes noch von der Religion der Schein göttlichen Ursprungs entlehnt und wichtigern Regierungshandlungen durch priesterliche Verrichtungen das Siegel göttlicher Beglaubigung ausgedrückt wurde. Die Lebenseinrichtung der verschiedenen Priesterstaaten beruhte ursprünglich auf dem Sterndienste (Sabäismns), und diejenigen, bei welchen derselbe am vorherrschendsten war, wie bei den Ariern, den Indern, den Aethiopen, wollten in den innern und äußern Gliederungen ihres Bestandes das „Abbild himmlischer Ordnung" (d. h. einer den Gestirnen entnommenen sinnlichen Weltordnung) darstellen, weil jenes Altertum in der unwandelbaren Stetigkeit der Gestirne das Vorbild für feine menschlichen Einrichtungen sah. Da aber diese menschliche Ordnung ein falsches Bild der wahren und ewigen Gottesordnung war, so mußte sie allmählich zu einer alles freie und gesunde Leben erstickenden, blos mechanischen Ordnung werden, deren starres Gesetz keine wahre Liebe und keine wahre Freiheit kannte. Daher suchte am Ende wenigstens die Natur ihre Rechte geltend zu machen und in den priefterlichen Kriegerstaaten, in welchen der Sabäismns mehr zurückgedrängt und mit andern religiösen Vorstellungen vermischt erscheint, sich durch den weltlichen Despotismus zu einer andern Lebensordnung Bahn zu brechen, wiewohl alsdann auch dieser, da er auf Willkür

2. Die Weltgeschichte - S. 38

1849 - Heidelberg : Winter
38 §. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. volle Herrschaft an sich riß und dem Priesterstande nur die Besor- gung des Cultus und sonst keinen wesentlichen Einfluß auf die Regierung überließ, da trat rein weltliche, bloß aus derwill- kühr des Schwertes ruhende Despotie ein, bei der aber doch zur Aufrechthaltung des weltlichen Gesetzes noch von der Re- ligion der Schein göttlichen Ursprungs entlehnt und wichtigeren Regierungshandlungen durch prtesterliche Verrichtungen das Siegel göttlicher Beglaubigung aufgedrückt wurde. Solche reine Krieger- despotieen traten mehr im Occident auf. Die Lebenseinrichtung dieser verschiedenen Priesterstaaten be- ruhte überall im Grunde auf dem Sterndienste (Sabäismus), und diejenigen, bei welchen derselbe am vorherrschendsten war, wie bei den Ariern, den Indern, den Äthiopen, wollten in den innern und äußern Gliederungen ihres Bestandes das „Abbild himmlischer Ordnung" (d. h. einer den Gestirnen entnommenen sinnlichen Welt- ordnung) darstellen, weil jenes Alterthum in der unwandelba- ren Stetigkeit der Sterne das Vorbild für seine menschlichen Einrichtungen sah, und dieselbe daher durch jene ceremoniellen Formen nachahmen und einer willkührlichen, das Ganze in seinen Theilen leicht verrückenden Bewegung Vorbeugen wollte. Da aber diese menschliche Ordnung ein falsches Bild der wah- ren und ewigen Gotteöordnung war, so mußte sie allmählig zu ei- ner, alles freie und gesunde Leben erstickendem, bloßen mechani- schen Ordnung werden, deren starres Gesetz keine wahre Liebe und keine wahre Freiheit kannte und förderte. Daher suchte am Ende wenigstens die Natur ihre Rechte gel- tend zu machen und in den priesterlichen Kriegerstaaten, in welchen der Sabäismus mehr zurückgedrängt und mit andern religiösen Vorstellungen vermischt erscheint, sich durch den weltlichen Despo- tismus zu einer andern Lebensordnung Bahn zu brechen, wiewohl alsdann auch dieser, da er auf Willkühr und Scheinheiligkeit ruhte, ungeachtet seiner größern Lebensregung in noch weit tieferes sitt- liches Verderben hineinführte. Von allen diesen Staaten soll nun das Nöthigfte bis dahin angegeben werden, wo sie in die wichtige Geschichte des Volkes

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 10

1855 - Heidelberg : Winter
10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten. So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet, Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne. Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver- bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte. So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je «lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er- halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab, und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und — wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen. Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog. Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend- volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden. Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er- lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n, Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern. Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al- terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be- wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der

4. Die Weltgeschichte - S. 37

1849 - Heidelberg : Winter
§. 5. Die ältesten Staaten des Hetdenthums. 37 ren konnte, da bildete er die letzte Kaste, die Hirtenkaste, die theils wegen der mit der (Klein-) Viehzucht verbundenen Unrein- lichkeit, theils wegen ihrer Unbekanntschaft mit höherer Gesittung verachtet war. Da, vermöge jenes Grundsatzes der Vererblichung der Berufs- kenntnisse, vorzugsweise bei der Priesterkaste die eigentlich geistige Kraft anzutreffen war, so blieb bei ihr das Regiment, und um dieses desto leichter auszuüben, suchte sie die Geschiedenheit der Ka- sten durch religiöse Verpflichtung aufrecht zu erhalten, so daß jede Vermischung einer Kaste mit der andern als eine Versündigung gemieden wurde, und wo sie vorkam, den Ver- lust der höhern Kastenrechte, oder auch die Verstoßung in eine da- durch entstehende unreine Kaste nach sich zog. Jede Kaste für sich bewegte sich in festabgegränzten Lebens- formen, die, je höher die Kaste stand, desto mehr die einzelnen Le- bensverrichtungen umschlossen, und dieselben namentlich bei der Priesterkaste durch das abgemessenste Ceremoniel beengten. Staaten, in denen eine solche Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priefterstaaten, die, wenn darin die Priesterherrschaft voll- kommen ungetheilt war, zu den ältesten gehören. Solche reine Priesterstaaten fanden sich bei den Ariern oder Jraniern (auch Zendvolk genannt), bet den Indern, beiden Äthiopen, — bei welchen dreien die Kulturüberreste wohl auf die älteste Zeit zurückweisen. Auf die Priesterstaaten dieser Gattung folgen erst diejenigen, in welchen der Kriegerstand (einheimisch oder eingedrungen) in ei- nem seiner Häupter den Priesterstand zwang, die Herrschaft mit ihm zu theilen. Bei diesen wandelte sich die Hierarchie in eine Despotie um, mußte aber doch von der priesterlichen Ge- walt das Ansehen borgen und dem Priesterftande noch großen Ein- fluß einräumen. Als solche priesterliche Kriegerftaaten des hohen Alterthums zeichnen sich besonders aus: der ägypti- sche, chaldäische, (alt-)assyrisch e, (alt-)me d i s ch e und (alt-) p erfische. Wo jedoch der Kriegeradel in einem seiner Häuptlinge die

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 9

1855 - Heidelberg : Winter
§. 5. Stande und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. 9 die sie aus den Werken Gottes in der Natur hernahmen; bald aber verwechselten sie die Sinnbilder mit dem Urbild selbst und verwandelten die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes in ein Bild gleich dem vergäng- lichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Thiere. Ebenso trieb sie ihr Schuldbewnßtseyn zu allerlei selbsterdich- teten Reinignngs- und Heiligungsmitteln, als da sind: Gebetssormeln, äußere Büßungen und Opfer, die ihnen nur einen Scheinfrieden geben koitnten. So entstand das Heidenthum, bei dessen Ausbildung sich die G rund ver schied e n h eit der drei Hanptstämme auf das deutlichste ans Licht stellte. Die Semiten hielten nur die erhabenen Lichtkörper, die Gestirne, für werth, als Abbilder Gottes zu dienen, unter welchen sie jedoch den wahren Gott ebenfalls ganz verloren, mit Ausnahme Eines Stammes, der Nach- kommenschaft Eb er s. Die Iaphetiten vertheilten den wahren, unsichtbaren Gott gleichsam in die ganze sichtbare Natur und vergötterten insbesondere die Menschengestalt. Die Hamiten aber versanken theils in den Thierdienst, theils in den Fetischismus (die Anbetung lebloser Dinge), theils trat und tritt noch heute bei ihnen der Götzendienst in seiner greulichsten Gestalt auf, indem sie den Grund des Bösen in Gott selbst suchen, ihn als ein böses Wesen, als eine finstere, teuflische Macht betrachten, welche sie durch grauenvolle Menschenopfer zu versöhnen suchen. 2. Die alte st en Staaten des Heidenthnms. Dittmar's histor. Atlas. Taf. I. Ii. V. 1. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. §. 5. Die gesellschaftliche Verbindung der Menschen, welche man Staat nennt, wurzelt in der Familie. Als diese sich vermehrte und die neu sich gründende Familie bei der des Stammvaters blieb, so ent- stand das, was man ein Geschlecht, einen Stamm nennt, dessen natürliches Haupt., König und Priester der Stammesälteste ist. Diese patriarchalische Einrichtung kann jedoch nur bei Stämmen bestehen, welche auf unbeengtem Raume sich frei bewegen und mit ihren Heerden imtner weiter wandern können. Solche Völker haben keine Geschichte. Diese beginnt erst dann, wenn sie sich ansiedeln, und aus dem nun verengerten Raum allerlei Hemmnisse entspringen, welche der Mensch in Verbindung mit seinen Nachbarn überwinden muß, weil er ihnen nicht mehr ausweichen kann.

6. Die Weltgeschichte - S. 34

1849 - Heidelberg : Winter
34 §. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. und nur ein Stamm von ihnen, die Nachkommenschaft Eber's, eines Sohnes von Sem, hatte noch den wahren Gott, wenn gleich in schwachem Gedächtnisse und nur so, daß derselbe ihre Vereh- rung mit Götzen theilen mußte, die sie neben ihm in gleicher Weise anbeteten. 2. Die ältesten Staaten des Heidenthums. I. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. Ä-ie sich die Völker im frühesten Alterthum ihr Leben ein- richteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten und einflußreichsten derselben gezeigt werden. Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt, wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des Zusam- menlebens der Menschen, welche man Familie heißt, deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familienglieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung und Haussitte zusam- menhält und als Versorger und Erzieher der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist. In weiterer Entwicklung er- wuchs aus der Familie, und zwar aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern, welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebensart fortführten, — ein Geschlecht oder Stamm, an dessen Spitze der Geschlechts- oder Stammälteste steht. Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt und unbe- hindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hochebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Dergleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der Indianer in Amerika rc.) keine eigent- liche Geschichte. Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, freiwillig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammengedrängt, vorzüg- lich in fruchtbaren Niederungen und Flußthälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch mit der Natur in thä-

7. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 11

1873 - Berlin : Gaertner
- 11 - und Mond) waren die höchsten Götter; die Priester trieben Sternkunde und Sterndeutung. Die Sitten der Babylonier waren sanft und human, aber auch, z. B. die Ehegesetze, seltsam. Das Eigentumsrecht wurde heilig gehalten. §. 6. Äthiopier und Ägypter. Auch die älteste Geschichte Ägyptens ist sehr dunkel. In Nubien bestand in alten Zeiten mitten unter Hirten. Jägern und Fischern ein priesterlicher, vielleicht durch indische Einwanderung gegründeter Kultur- und Priesterstaat, Meros, der zugleich Hauptplatz des Karawanenhandels war. Von ihm gingen mehrere ähnlich eingerichtete Priesterstaaten als Kolonieen aus, namentlich Ammonium in der lybischen Wüste und Theben. Von Meroö aus erhielt Ägypten wohl die Anfänge seiner Kultur. Ägypten zersällt in drei Theile: 1) Ober - Ägypten mit der Hauptstadt Theben, der Memnonssäule, den Königsgräbern, den Sphinxen und den Nilfällen (Katarakten); 2) Mittel-Ägypten mit der Hauptstadt Memphis, dem Labyrinth, dem Mörissee und den Pyramiden; 3) Unter-Ägypten, Delta genannt, mit den Städten Heliopolis, Alexandria, Sais, der fruchtbarste Theil Ägyptens. - Die berühmtesten Könige aus dem Pharaonengeschlecht, welche von Menes bis Psammetich in 26 Dynastieen zerfielen, waren Men es (3000), der Gründer von Memphis, Cheops, mit dem die vierte Dynastie beginnt (2500), der Pyramidenbauer, Möris, erster König der sechsten Dynastie (2200, Mörissee und Labyrinth). Zwischen 2000 und 1500 v. Chr. herrschten Hirtenvölker, Hyksos, in Ägypten. Wie und wann sie der priesterlichen Kultur weichen mussten, ist in Dunkel gehüllt. Ramses d. Gr., aus der zwölften Dynastie, welche die Glanzperiode Ägyptens eröffnet, von den Griechen Se-sostris genannt (c. 1400), der Obeliskenbauer, wird als Eroberer unter Ägyptens Königen bezeichnet. Von seinen Nachfolgern rührten die größten ägyptischen Bauwerke (Königspaläste) her. Rhamsinit's (1270) Andenken hat sich in dem Märchen vom schlauen Diebe erhalten. Im 8. Jahrhundert beherrschten die Äthiopier etwa 50 Jahre lang Ägypten. Nach ihnen bemächtigte sich ein Priester, Sethos, der Herrschaft, wurde aber durch die Dodekarchen, zwölf Männer, die sich in die Regierung theilten, verdrängt. Einer derselben, Psam^ metich (e. 650), besiegte seine elf Mitkönige mit Hilfe griechischer Mietstruppen und nahm Griechen in sein Land auf. Von diesem Augenblick an wird die Geschichte Ägyptens sicherer. Sein Sohn Necho (c. 600) war Schöpfer der ägyptischen Seemacht; Amasis (550) gab treffliche Gesetze und hob den Handel und Reichtum des Landes. Pfammenit (525) verlor in der Schlacht bei Pelufium fein Reich an die Perfer, die nun 200 Jahre lang über Ägypten regierten, ohne das alte ägyptische Leben ausrotten zu können. — Die Ägypter-waren abergläubisch und ernst. Hauptgottheiten waren Osiris und Isis (Sonne und Mond), neben denen Thiere, wie der Ibis, das Krokodil, die Katze, der Apis (ein Stier mit bestimmter Zeichnung), das Ichneumon verehrt wurden. Auch glaubten die Ägypter an Seelenwanderung; sie hielten das irdische Leben für eine Herberge und verwandten daher großen Aufwand auf ihre Grabstätten, als ihre eigentliche Heimat (Einbalsamierung der Todten, Mumien, Ehrenmahlzeiten der Todten). Die Kinder wurden insbesondere zur Dankbarkeit und zur Ehrfurcht vor dem Alter erzogen. Es gab sechs Kasten: Priester, Krieger, Ge- werbtreibende, Schiffer, Hirten, Dolmetscher. Die Priesterkaste behauptete den

8. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 314

1812 - Dresden Leipzig : Selbstverl. K. Engelhardt
Zi4 2z. Mai. Fertsetz. d. Biographie sie von der alten B r ü d e r k i r ch e in Böhmen und Mähren fiel) herschreibt, deren Glieder unter Huß im tztcn Jahrh, sich verbrüdert hatten, — 2) weil sie die kirchlichen Rechte der alten Vöhmisch- Mahrischen Brüderkirche erlangte und ihre Ver- fassung nach iener bildete, — 3) weil sie ganz zur Augsburgischen Konftsfior sich bekennt. Eie will übrigens niqt eine, von der Lutheri- schen Gemeine v e r sch i ed n e, sondern nur eine solche seyn, welche durch ein gemeinschaftliches Brü- derband zu ganz besondrer Reinheit des Glaubens und der Moral vereinigt ist, und deshalb der Einfachheit und A e ch t h e i t der c r st e n ch r i st l i ch e n Gemei- ne sich nähert. Darms beziehe» sich alle ihre kirchlichen und häuslichen Einrichtungen, wie ihre Glaubens - und Lebens-Vorschriften. In bürgerlicher Hinsicht zeichnete sich diese Ge- meine von ieher durch Eingezogenheit und Stille, durch Ordnung und Reinlichkeit, durch Gewerb- fieis und Handelsgeist, durch Gehorsam und Treue gegen ihre Obrigkeit aus; duldete von ieher unter sich „keinen Soldaten, keinen Bettler, keine lieder- liche Dirne, keinen Stutzer, keinen Müssiggänger" gab so mancher wüsten Gegend Kultur, so manchem Zweig des menschlichen Wissens Erweiterung. — Dies alles können selbst ihre Gegner nicht ableug- nen. Oh ihr übrigens zeitlichen Gewinn mehr am Herzen liege, als die Religion? ob sie den harten Namen protestantischer Je- suiten

9. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 55

1852 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Turan. 55 Gebirgswand von Jnnerasien. Im N. trennt ein Gebirgs- zug T. von Sibirien, im W. ist gegen die russischen Steppen keine natürliche Gränze. Die Terrassenländer im O. ab- gerechnet, welche zu den reizendsten der Erde gehören, ist T. ein weites ebenes Becken, wahrscheinlich einst Meeresgrund. Daher der lehmige und sandige Boden stark mit Salz versetzt (viele Salzwasserseen), oft mit Seemuscheln überdeckt. Der k a spi sch e und der Aral-See l auch schwach salzig) sind die Reste jener Meeresfluth; sie sind noch jetzt im beständigen Abnehmen begriffen. In der Vorzeit hingen sie vielleicht zusammen. Der Aral-See nimmt den Amu oder Gihon auf, der im untern Lauf ein Delta bildet, ein linker Mün- dungsarm zum kaspischen Meere ist jetzt durch das Vordrin- gen des Sandes verschüttet. Ueberhaupt hat T. viele Step- penflüsse. Ebenfalls in den Aral fließt der Sir. Die Alten kannten beide Flüsse unter dem Namen Orus und Iaxartes und nannten T. Bactrien und Sogdiana. Nachdem im höchsten Alterthum hier das Zend-Volk, welchem Sonne, Licht und Feuer Bilder des guten Gottes waren, einen Priesterstaat gehabt, wurden jene Länder nach und nach Theile des alt-persischen, des parthischen, hernach des neu-persichen Reichs. Im 6ten und 6ten Jahrhundert tauchte hier der Volksstamm der Türken (eigentlich Räuber) auf und noch jetzt sind die Einwohner ihrer Abkunft. Weil aber im 12ten Jahrhundert die Mongolen oder Tataren T. mit unterjochten, nennt man es auch wohl, doch fälsch- lich, die Tatarei. T. besteht jetzt aus mehreren Staaten und Völkergebieten, alle muhamcdanisch: 1) Das Terrassenland Khokhan (F erga nah) am obern Sir; an ihm die Handelsstadt Taschkent). 2) Kharesm, d. i. Land des Glanzes, vormals ein mächtig Reich (Chowaresmien), mit Ch iw a, der Residenz des Chans, am Amu. 3) Das Land der Usbekischen Türken (die auch 1. und 2. inne haben) oder die große Bucha rei, am obern Amu und dem Sogd, einem Zu- flüsse desselben, ein wahres Paradies, darin Samarkand (einst Residenz des Tamerlan), Balkh und Buchara, Sitz des Groß- chans, Mittelpunkt des Carawanenhandels zwischen Indien und Europa. Die Bucharen selbst, d. i. Gelehrte, stammen nicht von den Türken ab, sprechen persisch und sind geschickte Kausleute. 4) Das Land der Truchmenen oder Turkmanen, aus einer Höhen- insel der Steppe, zwischen dem kaspischen und Aral-See. Ein no- madisches Kriegervolk, das sich in seinen baumlosen Steppen rühmt: weder unter dem Schalten eines Baumes noch unter dem eines

10. Die mathematische und physikalische Geographie - S. 44

1844 - Eßlingen : Dannheimer
44 schwindet von dem Durchgang eines Fixsterns durch den Meridian eines Ortes bis zum nächsten Durchgang desselben Sterns. Ein Sonnentag wird be- dingt durch die Zeit, welche zwischen 2 Culininationen der Sonne ver- geht. Die Dauer eines Sterntages beträgt 23 Stunden 56' 4" in mittlerer Sonnenzeit, eines mittlern Sonntages 24 Stunden 3' 56" in Sternzeit. Ein mittlerer'sonnentag ist um 3' 56" Sternzeit länger als ein Sterntag; 365 mittlere Sonnentage—366 Sonnentagen. Der mittlere Tag ist V365/24225 eines Erdumlaufes um die Sonne von einem Frühlings-Aequinoctlum bis zum andern. Er wird von einer vollkommen regulirten Pendeluhr in 24 Stunden angezeigt. Die Pendeluhr wird im Verglich mit den Stunden des Sonnentages, welche von den Sonnenuhren gezeigt werden, abwechselnd vor- oder nachgehen, nach dem Verlauf eines Jahres aber wieder mit der wahren Zeit übereinstimmen. D e r S o n n e n t a g wird auch b ü r g e r l i ch e r u n d a-st r o n o m i s ch e r Tag genannt, und beginnt bei uns, wie bei den Römern, um 12 Uhr Mitternachts. Die alten Griechen und die alten Deut- schen begannen den bürgerlichen Tag mit Sonnenuntergang, so wie noch jetzt die M u h a m e d a n e r und die Juden. Die Astronomen pstegen den Tag mit dem Mittag zu beginnen. Die christlichen Völker Europas theilen jetzt allgemein den Tag in 24 gleiche Theile oder Stunden, die Stunde in 60', die Minute in 60" und letztere in Decimaltheile. Eine ganz andere B e w a n d t n i ß h a t t e e s bei den Stunden der alten Völker. So sehr auch die Babylonier, Aegypter, Griechen und Römer in der Epoche des bürgerlichen Tages von einander abweichen mochten, so übereinstimmig war ihre Stnndenrechnung. Sie legten nemlich das ganze Jahr hindurch dem natürlichen Tage sowohl als der Nacht 12 Stunden bei, die sie vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Untergange, und vom Unter- gänge bis zu ihrem Aufgange fortzählten, so daß der Mittag auf den Anfang der siebenten Tagesstunde und die Mitternacht auf den Anfang der siebenten Nachtstunde traf. 8- 23. Die Woche. Die nächst größere Einheit als der Tag ist die Woche. Das Wort Woche ist aus dem gothischen Vvik entstanden, welches bei Ulphi las so viel als Ordnung, regelmäßiger Wechsel bedeutet. Die Woche ist ohne Zweifel eine Unterabtheilung des synodischen Monats, denn statt 7% Tagen, welche die Mondviertel im Durchschnitt haben, nahm man die am nächsten liegende ganze Zahl von 7 Tagen an, und obgleich man bald finden mußte, daß dieser Zeitraum kein genaumessender Theil des Monats sei, so blieb man doch bei dieser Zahl. Uebrigens hat die Wocheneintheilung noch einen tiefern Grund, indem sie von Gott selbst begründet worden ist (vgl. 1 Mos. 1 und 2; 2 Mos. 20, 8—1l; 23, 12; 31, 12—17; 34, 21; 35, 2—3; 3 Mos. 23, 3). Die W o ch e n e i n t h e i l u n g t r i f f t m a n in d e n v e r 1 ch i ed e n st e n Gegenden der Erde bei den Hebräern, überhaupt bei allen semitischen Völkern, bei den Chinesen, Peruanern u. s. w. Bei den Griechen und bis auf die Zeiten der Cäsarn jedoch findet sich keine Spur einer siebentägigen Woche und einer Feier des siebenten Tages. Bei jenen, wenigstens bei den Athenern, trifft man dagegen eine zehntägige und bei diesen eine achttägige an. Vom Orient aus hat sich die siebentägige Woche mit der christlichen Religion allmäh- lig bei den occidentalischen Völkern verbreitet.

11. Geschichte der Römer - S. 20

1836 - Leipzig : Baumgärtner
20 Mai, Qm'ntilis (Juli) und Oktober auf den fünfzehnten, in den übrigen auf den dreizehnten Tag. Von da zahlte man rückwärts acht Tage, die Nona«, d. h. der neunte Tag, weil der, von welchem man rückwärts rechnet, mitgezahlt wird. So zahlte man die Nonen auch rückwärts von dem ersten Tage jedes Monats, der Calendae hieß, weil er dem versam- melten Volk von einem Priester verkündigt werden mußte (calare). Die Einschaltung war der Einsicht und Willkühr der Oberpriester überlassen. Daher entstanden in der Folge so große Verwirrungen in der Zeitrechnung, daß zu Casars Zeit das Jahr fast um eiue ganze Jahreszeit (67 Tage) verrückt war. Julius Casar ließ daher als Oberpriester durch den Astronomen Sosigenes aus Alerandria im Jahre 708 n. R. 46 v. Chr. (Annu8 confusionis, das Verwirrungsjahr von 445 Tagen) in Ordnung bringen. Der Februar war schon früher an seine jetzige Stelle gesetzt wor- den ; der Ouintilis erhielt den Namen Julius und der Sertilis Augustus. Das j u l i a n i sch e Jahr, das aus 365 Tagen mit einem in jedem vier- ten Jahre eintretenden Schalttage bestand, erhielt sich bis 1582 n.chr. im Gebrauch und gilt bei den griechischen Christen noch jetzt (der alte Styl, 12 Tage zurück). Im katholischen Abendlande trat an seine Stelle der unter dem Pabst Gregor Xiii. durch den Veroneser Arzt Aloys Lili ver- besserte Gregorianische Kalender, den aber die Protestanten als den neuen Styl erst 1700 annahmen. Die bürgerliche Jahresrechnung der Römer ist sehr unsicher, weil man nach der Vertreibung der Könige nach den Consulpaaren die Jahre zahlte, die anfangs ihr Amt den 1. August antraten; zur Zeit der Decem- viren am 1. Mai; daun an den Iden des Decembers und spater an den Iden des Marz. Erst seit 601 n. R. 153 v. Chr. traten sie am 1. Ja- nuar ihr Amt an. Auch war die Reiheufolge, die selbst historisch nicht sicher war, durch eingeschobene Diktatoren und andere Obrigkeiten gestört. Noch ungewisser und, wie es scheint, ein Werk der Priester ist die Chro- nologie der Königszeit, die 244 Jahre gedauert haben soll, und bis zur Eroberung Roms durch die Gallier. Schon der berühmte Engländer Jsaac Newton hat gezeigt, daß für 7 Könige die Regierungszeit von 244 Jah- ren in einem Wahlreiche beispiellos und unmöglich ist, denn jeder hätte müssen 35 Jahre regieren, und der letzte lebte noch 15 Jahre nach seiner Vertreibung. Von Roms Erbauung bis zur Eroberung durch die Gallier werden 360 Jahre gerechnet: diese Zahl ist aus Roms Grundzahlen 12 und 30 entstanden, die man in allen priesterlichen und bürgerlichen Ein- richtungen wiedersindet. Davon gehören zwei Thcile 240 Jahre mit 4 eingeschalteten Königen an das dritte der Republik. Die Zahl 120 aber entsteht wieder aus 10 und 12, denn auch zehn war eine priesterliche Zahl.

12. Bd. 1 - S. 349

1854 - Leipzig : Engelmann
349 Sieg des Christenthums über das Heidenthum. reichen Güter von sich geworfen und, in ein härenes Gewand gehüllt, die Wüste zu seinem Aufenthalt erkoren, die bis dahin zerstreut lebenden Einsiedler (Mo- nächi, Mönche) in eingehegte Plätze (monastcria, coenobia, claustra, Klö- ster) zu einem gemeinschaftlichen Leben sammelte, und sein Schüler P ach omius ihnen eine gemeinsame Regel ertheilte. Armuth, Keuschheit und Gehor- sam waren die drei Gelübde, zu deren strenger Erfüllung jeder bei der Ausnahme sich verpflichten mußte. Dies war der Anfang des für das Mittelalter so wichti- gen Mönchs Wesens. Von dem an traten die altrepublikanischen Tugenden, Vaterlandsliebe, Erfüllung der Bürgerpflicht und thatkrästiges Handeln gegen die morgenlandischen Ansichten, wonach ein beschauliches, nur der Betrachtung der göttlichen Dinge gewidmetes, von praktischer Thätigkeit und von den Leiden und Freuden der Welt abgewendetes Leben für das verdienstlichste galt, in Hin- tergrund. Je größer die Entsagung und Selbstpeinigung der Büßer, desto größer die Bewunderung und Verehrung des Volks. Zwei sogenannte Säulen hei- l i g e (Styliten), S i m e o n und D an i e l, die einen Theil ihres Lebens auf einer Säule zubrachten, erlangten ein solches Ansehen, daß ihre Worte für Orakel- sprüche galten und auf die Denk- und Handlungsweise der morgenländischen Welt den größten Einfluß übten. §. 235. Die Kirchenväter. Prädestinationslehre. Pelagia- nisnrus. Die christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte werden Kir- chenväter genannt. Ihre Werke, größtentheils Vertheidigungsschriften (apologetische) oder Streitschriften (polemische) gegen die Angriffe der Heiden oder die Irrlehren der Häretiker, sind um so wichtiger, als die Tra- d i t i o n s l e h r e, der die katholische Kirche neben den biblischen Schriften Auto- rität in Sachen des Glaubens, des Cultus und der Verfassung beilegt, auf ihnen beruht. Je näher sie daher dem apostolischen Zeitalter stehen, desto größer ist ihr Ansehen, da man annimmt, daß die Apostel ihren Zeitgenossen manche münd- liche Mittheilungen gemacht haben, die sich nicht in ihren Schriften finden, wohl aber aus den Werken der Kirchenväter erkannt werden mögen. Auch sind sie dadurch wichtig,- daß sie zuerst das Ehristenthum mit den wissenschaftlichen Begriffen und mit der Philosophie des Alterthums in Beziehung brachten und somit demselben Eingang in die höhern Stände verschafften. Durch sie „begann die Vermischung der orientalischen Vorstellungen von Religion, von göttlicher Eingebung, von Regierung, Gesetz und Priesterherrschaft mit den Ansichten der Griechen und Römer über menschliche Weisheit und weltliche Ordnung, über pro- phetische Begeisterung und verständiges Nachdenken." An die Zeitbedürfnisse sich anlehnend, suchten sie die Nichtigkeit des Heidenthums und den Irrwahn der po- lytheistischen Religionssysteme darzuthun und dagegen die evangelische Lehre von dem Einigen und Ewigen Gott, der sich durch Christus geoffenbaret, in ihrer beseligenden, das ganze Leben durchdringenden und reinigenden Kraft preisend (paränetisch) hervorzuheben. Die Kirchenväter schrieben theils griechisch (wie Justinus der Märtyrer [j 166] 5 die alexandrinischen Geistlichen Clemens sch 217] und Orig enes sch 254]; der Kirchenhistoriker und Schöpfer der christ- lichen Geschichtschreibung Eusebius sch 430] und der als ausgezeichneter Kan- zelredner berühmte Johannes Chrysostomus, Bischof von Konstantinopel, dem seine kühnen Predigten gegen die Ausschweifungen des Hofes den Zorn der Kaiserin Eudoxia und zweimal Verbannung zuzogen sch 407]); theils lateinisch (wie Tertulli an von Karthago, ein witziger, phantasiereicher aber von häreti- schen smontanistischen] Ansichten nicht freier Schriftsteller sch 220], der „aus pu- nischem Latein dem Christenthum eine Literatur errang, in welcher geistreiche

13. Kurzer Unterricht in den wissenswürdigsten Realkenntnissen - S. IX

1817 - Stuttgart : Löflund
Vorrede. Ix Zeit oder Gelegenheit, oder Lust fehlt, alle diese Kenntnisse sich ausführlicher bekannt zu machen, und die doch neben ihrer Haupt- beschäfftigung auch von den übrigen Gegen- ständen des menschlichen Wissens einen all- gemeinen Begriff, oder eine kurze Darstel- lung wünschten, um darin nicht ganz unwis- send zu bleiben. Zugleich habe ich dabey noch ein besonderes Augenmerk auf die reli- giöse und moralische Bildung gerichtet, und, wo es die Sache mit sich brachte, auf dieselbe hingewiesen , da ja ohnedieß alle Verstands-Bildung als ein Mittel oder Theil der moralischen ange- sehen werden muß. Die Hülfsmittel, welche ich benutzt ha- be f sind: Funke Geschichtedes Mensche n; desselben Naturgeschich- t e und Allgemeiner Inbegriff der nöthigsten W i s se n s ch a f ft e n; Hubenaturlehrezeschenburgs Handbuch derklass. Literatur D o l z L e i tf a d e n z u m Unterricht in d e r a ll g e m. M e n sch e n g e sch i ch- t e; B r e d o w m e r k w ü r d. Bege- benheiten aus der allge m. G e- schichte; G a s p a r i Lehrbuch der Erdbeschreibung; Skizze von Würtemberg, u. a. m. Wie fern nun dieser Versuch der an- gegebenen Absicht entsprechen werde, muß

14. Bd. 1 - S. 104

1854 - Leipzig : Engelmann
104 Geschichte der alten Welt. regelmäßige Aufzeichnung der Sieger, daher in der Folge, als man um das I. 300 v. Ch. die Zeit nach Olympiaden zu berechnen ansing, jenes Jahr als Anfangspunkt dieser Zeit- rechnung gesetzt wurde. — Delphi bildete einen Priesterstaat ähnlich den orientalischen. Fünf gewählte Hauptpriester leiteten den Cultus und eine Anzahl Tempelbeamten die übri- gen Geschäfte. Der Tempel besaß ein großes, durch Zinsbauern und Sclaven bebautes Ge- biet; Weihgcschenke und Opsergaben brachten Reichthum, und der Zudrang orakelsuchender Fremden machte Delphi zum Mittelpunkt des Verkehrs und zu einem besuchten Markt. Kein Wunder, daß die Priester übermüthig und schwelgerisch wurden. Der große Tem- p e l mit dcrorakelstättc stand in einem mit einer Mauer umgebenen Hofraume, inner- halb desselben um jenen herum m e h r e re k l ei n e T em p e l und die Schatzhäuser der einzelnen Staaten mit den Weihgeschenken und vielen Statuen. Im Innersten des Tempels stand die goldene Bildsäule Apollons, hinter welcher in einer kleinen Vertiefung sich die Höhle oder der Erd sch l und befand, aus dem eine aufregende, in einen Zustand von Begeiste- rungsetzendekalte Gasart emporstieg. — Die delphische Amphiktyonie war nur eine umfassendere Art von Städte- oder S t a a t e n b u n d, wie deren in Griechenland mehrere bestanden und gewöhnlich zwölf Städtegebiete umfaßte, so der ionische, ach äisch e u. a. Ost hatte bei solchen Städtebündnissen ein mächtiges Glied die V orherrschaft (Hege- monie) und war mit der Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und mit der Führung der Kriege betraut; doch war dieses Verhältniß meistens ein gewaltthätiges. Bei der del- phischen Amphiktyonie fanden jährlich zwei Versammlungen statt, im Frühling zu D e l p h t, im Herbste in den Thermopylen. Der wahre Zweck des Bundes ergibt sich aus dem Eide bei Aeschines: „keine der amphiktyonischen Städte je von Grund aus zu vertilgen; einer jemals das Wasser abzuschneiden; und das Heiligthum des Delphischen Gottes, an welches der Bund sich knüpfte, aus allen Kräften zu beschützen."— Das delphische Orakel stand in dem Rufe der B e st e ch l i ch k e i t. tz. 65. Die ältesten Staatsformen in Griechenland. Anfangs regierten in allen griechischen Staaten Könige, die als Oberpriester, Richterund Heerführer eine patriarchalische Gewalt besaßen und ihren Ursprung wie ihre Macht von den Göttern herleiteten, daher dieselbe auch eine durch Recht und Sitte bestimmte Begranzung hatte. „Wie der Götterfürst Zeus selbst dem Rathe des Schicksals, so sind auch die Könige bei Homer der Idee des Rechten unterthan, die bei den Göttern wohnt, deren Kenntniß sich aber ihrer Verwandtschaft mit dieser zufolge auf sie vererbt hat." Obwohl das Königthum erb lich war, galten doch ge- wisse Vorzüge, als persönliche Kraft, Weisheit, stattliche Gestalt für nothwen- dige Eigenschaften der Fürsten, „der Trefflichsten im Volke". Ihr Einkommen bestand in Ehrengeschenken und im Ertrag eines ihnen zustehenden öffentlichen Grundstücks, ihre Macht in ihrem größern Werth und Ansehen und in der ihnen gezollten Verehrung. Sie standen an der Spitze der edlen Geschlechter, die ihren Rath bildeten und gleich denkönigen sowohl durch Geburt und Reichthum, als auch durch Kriegsmuth und ritterliche Waffenübungen ausgezeichnet waren. Als sich mit der Zeit dieses auf Ehrfurcht und Pietät gegründete Verhältnis zwi- schen dem König und den Adelsgeschlechtern lockerte, suchte der bevorrechtete Her- renstand die Fürstengewalt immer mehr zu schwachen und seine eigene Macht auf Kosten der königlichen zu mehren, bis er so sehr erstarkt war, daß er zur gänz- lichen Beseitigung des Königthums und zur Begründung einer republikani- schen Aristokratenherrschaft schreiten konnte. Nunmehr traten die fürst- lichen Geschlechter, denen diekönige angehört hatten, in einereihe mitdem Kriegsadel und dem Priesteradel, wenn sie gleich noch einigezeit ein höhe- res Ansehen behaupteten (wie diekodriden und Alkmaoniden in Athen, die B akch iaden in Korinth u. a.). Nur die Priesterwürde blieb noch langer

15. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 11

1855 - Heidelberg : Winter
11 §. 6. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk. Kriegerkaste diese Ordnung durchbrachen, und eine eigene, willkührliche gründeten, die aber nur wieder um so tiefer ins Verderben führte, da sie auch „ohne Gott" war. Hören wir nun einiges von diesen ältesten Völkern! 2. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk. §.6. An den Quellen des Oxus und Jaxartes wohnten die Arier, welche später weiter nach Westen wunderten, und sich dann zum Theil aus religiösen Gründen trennten, so daß die Inder über den Hin- d ukusch nach Süden zogen, die Ir ani e r aber sich nördlich von diesem Gebirge festsetzten. Sie gründeten einen Priesterstaat, der in der Folge von verschiedenen Völkern unterjocht wurde, aber seine Religions-.- und Staatsverfassung den Siegern aufdrang, so daß sie uns er- halten blieb. Sie hatten schon in früher Zeit einen Religionslehrer, Namens. Zoroafter, dessen Lehren in der Av est a, d. h. indem göttlichen Worte gesammelt und in der Zendsprache geschrieben sind, weshalb man diese Schriftensammlung Zenda vesta nennt. Nach diesen Lehren theilt sich die ganze geistige Welt in zwei Reiche, das Reich des Lichts und das der Finsterniß. Jenes ist der Sitz der guten Geister und wird von Ormuzd regiert, dieses aber nehmen die bösen Geister mit ihrem Fürsten Ahriman ein. Beide leben in beständigem Kampf, welcher jedoch zuletzt mit dem Sieg des Ormuzd endigen wird. Die Priester hatten dabei das Hauptgeschäft, den schädlichen Einstuß der bösen Geister durch Opfer und Sühnungen abzuhalten und die Menschen vor denselben zu schützen. 3. Die Inder. 8- 7. Wie wir oben gehört haben, wunderte ein Stamm der Arier, die Inder, in die herrliche, fruchtbare vorderindische Halbinsel ein, un- terjochte oder vertrieb die dort ansäßige schwarze Bevölkerung und grün- dete daselbst die alt-indischen Priesterstaaten. Diese Inder waren mit hohen geistigen Anlagen ausgestattet, die sie nach allen Rich- tungen zu bedeutender Höhe entwickelten, bis sie zum Theil durch den Einfluß des heißen Klima sich der Unthätigkeit und einem beschaulichen Leben Hingaben. Von ihrem reichen Geiste zeugen sowohl ihre Bau- werke, als ihre Literatur. Unter den elfteren nennen wir die unterirdischen Tempel auf den Inseln Elcphante und Salsette, sowie zu Ellore, wo sie einen ganzen Berg stockwerkartig aushöhlten und mit unzähligen Tempeln erfüllten. Sodann die Palast- und Tempeltrümmer in Ma valip uram, wo sie eine ganze Stadt in Felsen ausgehauen haben, und ihre Pagoden, dunkle, nur von Lampen erhellte, prachtvolle Tempel mit vielen Nebengebäuden für die Wallfahrer.

16. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 24

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
24 Alte Gesch ich te. Cultur erreichte aber auch nur eine bestimmte Stufe in Ägypten, theils wegen des heißen, erschlaffenden Clima'ö, theilö weil der Ägyptier so ungern das fruchtbare Vater- land verließ. Überdieß mußten die auffallenden Eigen- thümlichkeiten dieses Landes, in welchem Gegenden von üppiger-Fruchtbarkeit an öde, Schauer erregende Wüsten gränzen, und dessen Boden sogar seinen Bewohnern durch den Nil streitig gemacht wird, der ägyptischen Bildung eine eigenthümliche Gestalt geben. 5. Äußere Schicksäte der ägyptischen Staa- ten ... bis 750. v. Chr. Zu den rohen Stämmen, welche sich im grauen Alterthnm in Ägypten niedergelassen hatten, waren also wahrscheinlich frühe schon Colonieen aus Meroe gekom- men. Diese, wohl hauptsächlich angezogen durch das fruchtbare Ackerland im Nilthale, ließen sich unter jenen nieder, und gewöhnten wenigstens einen Theil derselben, vornehmlich mit Fffilfe der Religion, an Ansaßigkeit und Ackerbau. In dem Verfolge der Zeit verbreiteten sich die Zweige der bildenden Colonieen mehr und mehr, und eigneten sich natürlich- die Gegenden (vojuoi) an, welche sie urbar gemacht hatten. So entstanden nach und nach mehrere Staaten inr Nilthale (Elephantine, This, Theben, H e r a c l e a, Memphis und andre); und in denselben Tempel und Götterdienst, Ackerbau, Künste, Gesittung und geselliges Leben. Der erste Lichtstrahl der Geschichte, welcher auf Ägypten fällt, beurkundet die frühen Anfänge der ägypti- schen Bildung. Schon um 2000 v. Chr. fand Abraham in Ägypten Ackerbau, Bergbau und einen geordneten Staat. In dem Zeiträume von 1700 - 1500 v. Chr. wurde schon mannigfaltiger Knnststeiß im Nilthale geübt, und die Mehrzahl der Ägyptier verabscheute bereits das rohe Hirtenleben. Und um eben diese Zeit brachten Ce- erops und Danaus die ersten Keime der Bildung aus Ägypten nach Griechenland. Unter den vielen Priesterstaaten, welche sich ans sol- che Weise im Nilthale gebildet hatten, ragten besonders Theben und Memphis hervor. Theben, wahr-

17. Bd. 1 - S. 31

1854 - Leipzig : Engelmann
Morgenländische Völker. 31 das von der Natur reichbegabte Assam. — Das indische Tiefland zerfällt in das eigentliche Hindustan oder Indus- und Gangesgebiet, das vom Himalaya bis zu dem unwegsamen, dichtwaldigen und von wilden Thieren bewohnten Vindhjage- birg und vom westlichen bis zum östlichen Meere reicht, und in das tropische Tafelland Dekhan. — Das westliche Hindustan ist das Indus- (Sind-) Gebiet mit dem Fünfstromland (P e n d sch a b), dessen jetzt größtentheils muhammedanische Völker Nach- kommen der alten Inder sind; das mittlere höchst fruchtbare Hindustan mit dem heiligen Flusse Ganges war der Hauptsitz der indischen Cultur, Religion, In- dustrie und Pricstermacht. Hier befanden sich die bedeutendsten Städte des Landes, am Ganges die Hauptstädte uralter Königsdynastien Hast i n a p u r a und P r a t i st h a n a mit ihrer ehemaligen Pracht und Herrlichkeit und Benares, der Sitz indischer Weisheit, Cultur und Gelehrsamkeit; und am Iamuna das alte Indraprastha, Delhi's Vor- gängerin, die Krischnastadt M a thura und die alte Residenz Agra, nunmehr in Trüm- mern. Am Zusammenfluß der beiden Ströme liegt die Pilgerstadt Allah ab ad, einer der vielen Wallfahrtsorte des Landes. Das ö st li ch e H in d ustan umfaßt „das fruchtbare und mcnschenreiche Land Bihar voll altindischer Erinnerungen mit den Ruinen der einst blühenden Hauptstadt Palibothra am Zusammenfluß des <)ona mit dem Ganges ober- halb des jetzigen Patra und in seinem südlichen Theile das reichbewässerte, üppig frucht- bare, aber feuchte, heiße und erschlaffende B engalen mit der Hauptstadt Calcutta." Die Halbinsel Dekhan besteht aus dem innern durch Stromthäler und wilde Schluchten zerrissenen H o ch lan d e, und dem an den Küsten hinziehenden fruchtbaren Tiefland e. Jenes enthält l)das fruchtbare Pandja mit dem Fluß Kavery, mit dem durchperlen- sischerci bekannten Vorgebirge Ku mari (Comorin), mit Trümmern alter Städte und Tempel (Pagoden) und mit der ehemaligen Rajaresidenz T o n j o r e. 2) Das waldreiche gebirgige Gebiet von Mysore mit der berühmten Hauptstadtt i pposahibs undhyder Alis, S er ingap a ta m; 3) das Gebiet des Flusses K ist na (K risch n a) mit dem alten Reiche Kar na ta, worin sich unweit der jetzigen Rajaresidenz H y d er ab ad die berühm- ten Diamantgruben von G olkon da und diegrottenwerkcvon Ellora befanden. 4)Das Gebiet des G o d a w er y (G o d av ari), des nördlichsten und längsten Flusses in Dekhan, wo in Beran ein alter priesterlich eingerichteter Brahmastaat war, an dessen nordöstlichem Küstengebiet Orissa am Maharada noch viele Tempel und Heiligthümer enthält. — Auf der Ostküste von Dekhan (Coromandel), wo jetzt die Europäer blühende Handelsnie- derlassungen besitzen (Madras, Pondichéry u. A.), befanden sich im Alterthum drei indische Königreiche, von deren einstiger Pracht noch dietrümmer der sieben Pagoden an der Mee- resküste bei dem Dorfe Mahamalajapura Zeugniß geben, und diew estk üst e mit dem G Hatgebirge enthielt vier Brahmareiche, darunter daszerrisseneküstenlandkankara mit den berühmtesten Felsentcmpeln Indiens auf den Inseln Eleph a n tin e und S a l fette unweit Bombay und das Küstenland Malabar mit Kallicut (Kalikodu). Das südliche Indien mit der dazu gehörigen Zimmetinsel C e yl o n (Taprobane) war seiner hohen Frucht- barkeit und seines herrlichen Klimas wegen schon in alter Zeit Ziel der Handelsreisen. Iv. Ariana. Die Länder zwischen Indien und Persien vom arabischen Meer bis zum P ar op a m isu s (Hindukhu), in den heutigen Gebieten von Belud sch ist an und Afghanistan, und jenseit jenes Gebirges bis an die Küsten des kaspisch en Meers, waren größtentheils Bestandtheile der großen persischen Monarchie, wurden aber erst durch die Feldzüge Alexanders des Großen, der in allen diesen Ländern Städte mit seinem Namen (Alexandria) anlegte, den Europäern zugänglich und bekannt. Die einzelnen, großenthcils aus Gebirgsgegenden und Sandwüstcn bestehenden, aber doch von Cara- van en durchzogenen Landschaften sind folgende: 1)Gedrosia, 2) D r a n g i än a am Hilmend (Erymanthus), 3) Ara ch osra ostwärts bis zum Indus mit der kürzesten Vcr- bindungsstraße zwischen Indien und Persien (Sewestan, Kandahar und das südwestliche

18. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 94

1851 - Heidelberg : Winter
94 Kap. 16. Karl der Große, römischer Kaiser. schon längst eine eigenthümliche Stellung zur Landeskirche gegeben, deren Leitung er insbesondere durch Befestigung der in den frühern Zetten von Bonifacius eingeführten kirchlichen Ordnung ausübte, so jedoch, daß er die in sein Regierungssystem aufgenommene Hierarchie niemals zur Unterdrückung der nationalen Entwicklung mißbrauchen ließ. Diese seine kirchenherrliche Stellung sollte nun zu einer noch höheren Bedeutung durch ein Ereigniß gelangen, das zugleich auch die Bedeutung des römischen Stuhls erhöhte. Die kräftige Hülfe nämlich, welche auch Hadrian's Nachfolger, Papst Leo Iii, bei Karl gegen die rohen Mißhandlungen einer sich gegen ihn empörenden rö- mischen Partei gefunden hatte, bewog ihn auf den König Karl, anstatt des bloßen Patriciats, die alte r ö m i sch e I m p e r a t o r w ü r d e zu übertragen und so das weströmische Reich, jedoch in christ- licher Art und Form, zu erneuern, um dadurch alle Völker katholischen Glaubens zu Einem friedlichen Ganzen zu vereinigen, von dem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Oberhaupt seyn sollte. Daher wurde zu Rom in der Kirche des h. Petrus am Weihnachts- fcste des Jahres 800 Karl der Große zum römischen Kaiser gekrönt und dadurch zum o b e r st e n S ch i r m h e r r n d e r K i r ch e u n d z u m V o r st e h e r des Rechts und des Friedens in Europa erhoben. — Die Kirche selbst aber fand von nun an in der kaiserlichen Macht gegen die sie ringsum oft hart bedrängenden römischen Adelsparteiungen kräftigen Schutz und konnte dann auch ihrerseits die Entwicklung der Ordnung unter den Völkern leichter fördern. Von jener durch Leo geschehenen Uebertragung der römischen Jmperatorwürde aber leiteten die folgenden Päpste das Recht her, den jedesmaligen Kaiser durch Krönung zu bestätigen, während anderseits die Kaiser das Recht in Anspruch nahmen, daß ohne ihre Zustim- mung und B e st ä t i g u n g kein Papst eingesetzt werde. Mit der Kaiserwürdc verband fortan das ganze Mittelalter den Gedanken einer von Gott verliehenen Weltherrschaft, wiewohl cs k cinem Kaiser glückte, sie dur chz u fü hr en. — Nicht undeutlich lag in den Anordnungen Karls auch das Bestreben , die Idee eines ch ristl i ch c n S t a at s zu verwirklichen. Daher ordnete er den weltlichen Sendgraken auch geistliche Sendboten zu, die mit jenen den kirchlichen Zustand der Gaue zu untersuchen hatten und als die „Seele der karolingischen Verfassung" zu betrachten sind, da sie „allem Unrecht steuern, Kirchen, Armen, Wtttwen und Waisen, kurz dem ganzen Volke nach Gottes Ordnung und in Gottesfurcht" ohne Ansehen der Person Recht verschaffen — und alles das, was sie nicht selbst ausführen konnten, an den Kaiser als den Quell

19. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 352

1831 - Mainz : Kunze
r>32 Arabien und Persien. — Von Mi ne rali en vermißt man bis jetzt noch den Diamant; Gold ist aber in Fülle da, und kam seit undenklichen Zeiten als Goldstaub in den Handel; wahrscheinlich würden Bergwerke große Schätze zu Tag fördern, wenn Euro- päer sich der Gebirge bemächtigen könnten. §. 2. Geschichtlicher Ueberblick. In Bezug auf Bildung wird jeder Vergleich mit Asien zum Nachtheil Afrika's ausfallen. Sein Inneres, arm an Strömen, ist ja viel weniger mit dem Meere in Berührung, und an Außengliedern oder Halbinseln fehlt es gänzlich. Ueberall wird die Verbindung der einzelnen Hoch - und Tieflande durch Wüsteneien unterbrochen; und selbst die Küsten, wenn auch hie und da mit der üppigsten Vegetation begabt, stnd entweder schmal und abgeschlossen oder doch heiß und ungesund. Großentheils zwischen den Tropen gelegen, entbehrt es ohnehin jenes gemäßigten Klimas, worin der menschliche Geist allein wahrhaft gedeihen kann. Wahrscheinlich ist nur dies, und nicht blos die Eigenthümlich, keit der Negerraße, an dem Mangel bürgerlicher und wissenschaftlicher Kultur schuld, der die Afrikaner tief unter die Asiaten stellt. Der Norden allein, durchs Mittelmeer mit Asien und Europa in Berührung, hat Theil an manchen ihrer Kenntnisse und Einrichtungen genommen; doch sind es nur 2 Völker, womit sich die Geschichte des Alterthums besonders zu beschäftigen hat, die Aegypter und Karthager; denn die kleine griechische Colonie Cyrene blieb an der mehrentheils wüsten Küste Barka von geringer Bedeutung. Zm Mittel- alter und neuer Zeit theilten sämtliche Nordasrikaner das gewöhnliche Schicksal muselmännischer Despotieen, ohne jemals, einige lichte Augenblicke Aegyptens unter fa tim id i sch e n Ch alisen abgerechnet, sich mit der Kultur zu Cordova, Bagdad, Halep, Gazna, Schiras und Zspahan messen zu können. a. Alte Geschichte bis ins 7ts Jahrhundert nach Chr. G. Sicher gab es in Zeiten, wohin unsere Geschichtkenntnisse nicht reichen, Handelsverkehr zwischen den Anwohnern des indisch arabischen Meers. Dies mag altasiatischen Religionsideen und kriegerischen Auswanderern, bevor noch der Bramanism sich ausbildete, den Weg zu den Alpenländern am Tacazze und Azrek gebahnt haben, wo Karawanenplätze , und bald auch Tempel und Städte entstanden. Natürlich ging der Handel von dort den Strom zwischen den Wüsten hinab, und veranlaßte ähnliche Colonisation und Eroberungen allmahlig bis zur Küste des Mittelmeers. So erwuchsen priesterlich kriegerische Staa- ten erst südlich der nubischen Wüsten unter den dunkelfarbigen krausharigen A e t h i o p e n, deren Hauptorte A X » m und Meroe, dann nördlich unter den bräunlichen Aegyptern, deren Hauptorte Thebe, Memfis u. a.

20. Elementar-Geographie für humanistische und realistische Lehranstalten - S. 196

1847 - Eßlingen : Dannheimer
196 Zweiter Theil. Die Physikalische Geographie. Grenzen ihrer Verbreitung oft außerordentlich erweitert. Manche sind nicht blos an den Orten ihrer Heimath allgemeiner oder in die Gegenden, deren natürliche Beschaffenheit der Natur ihrer Ur-Heimath ähn- lich ist, versetzt, sondern auch in solchen Zonen und Regionen verbreitet wor- den, in welchen sie ohne menschliche Pflege, ohne Kultivirung des Bodens, ohne künstliche Bewässerung nicht gedeihen könnten. 3. Durch die Kultur des Bodens hat der Mensch an nicht w e n i g e n Orten die ursprüngliche Vegetation z u m T h e i l ver- tilgt oder wenigstens zurückgedrängt, u nb eine andere an de- ren Stelle eingeführt. Wenn aber auch hiedurch bedeutende Verände- rungen in der Pflanzendecke eines Landes hervorgebracht und der vegetative Charakter desselben auffallend verändert worden ist, so kann der Mensch im Allgemeinen doch nicht den Grundcharakter der Flora eines Gebietes ganz umgestalten. 4. Bei der Verpflanzung von Kultur-Gewächsen ist der Mensch jedoch auch wieder an die allgemeinsten Bedingungen gebunden, w e l ch e z um Gedeihen e i n e r P fl a n z e nöthig si n d. Am allerwenigsten vermag er durch Kultur die für eine Pflanze nöthigen Wärme-Verhältnisse zu ersetzen. Daher zeigt sich selbst unter den Kultur- Pflanzen eine gewisse Ordnung, nach der sie sich von den Tropen aus nach beiden Polen zu verbreitet finden. So folgen von den Tropen-Zonen ab- wärts unter den Getreide-Arten derreis, die Hirse, der Mais, der Weihen, der Roggen, der Hafer und die Gerste. Aehnlichcs zeigen auch die Obst- Bäume. Diese Ordnung, welche wir auch bei der Verbreitung der Kultur- Pflanzen bemerken, weist auf das allgemeine Verbreitungs-Gesetz zurück, dem sich auch die menschliche Thätigkeit fügen muß: daß nemlich von den Polar-Zonen nach den Tropen hin, die Vegetation immer vollkommener und ausgebildeter wird. Zweites Aapirel. Die Pflanzen-Zonen der Erde. 8. 326. Die Eintheilung der Erdoberfläche in sechs Pflanzen-Zonen. 1. Die allgemeine Eintheilung der Erdoberfläche in 3 Zonen, nemlich in die heiße, in die gemäßigte und in die kalte Zone. reicht zu einer Einthei- lung der Erdoberfläche in Pflanzen-Zonen nicht aus, indem diese Zonen zu groß sind und daher öfters eine verschiedene Vegetation einschließen. 2. Um daher den Charakter des Pflanzenreiches in den verschiedenen Erdgürteln genauer beschreiben zu können, kann man die Erdoberfläche in 6 Zonen eintheilen. Diese Zonen sind: 3. Die tropische Zone zwischen den Wendekreisen. b. Die subtropische Zone, von 23'/?° bis 34° Br. e. Die wärmere gemäßigte Zone, von 34° bis 45° Br. cl. Die kältere gemäßigte Zone, von 45° bis 48° Br. 6. Die subarktische Z one, von 48° bis 66^° Br. f. Die Pola rzone, jenseits des 66^° Dr. 8. 327. Das Pflanzenreich der tropischen Zone. 1. Zn der tropischen Zone liegen große Länderstrecken von Afrika, A si e n, 2t u st r a l i e n und Amerika.