Ähnliche Ergebnisse
1. Bd. 4
- S. 22
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
22
Achter Zeitraum.
ländischen Werbungen getreten ist; das neue politische Sy-
stem hat zugleich das heillose Verkaufen und Vermiethen
der Soldaten gegen Subsidien gestürzt, hingegen frei-
lich auch die europäischen Heere zu ungeheuern Mas-
sen gesteigert, zu welchen diejenigen Heere, die noch im
siebenjährigen Kriege zum Theile den Ausschlag ganzer Feld-
züge gaben, nur wie Rescrvecorps sich verhalten würden.
Demungeachtct darf cs die Geschichte nicht vergessen, daß
durch die vielen kleinen Staaten Teutschlands und Italiens
die Kultur überhaupt in den letzten Jahrhunderten sehr
schnell sich gehoben und weit verbreitet hat. — So wie
aber die neueste Zeit den kleinen Staaten überhaupt nicht
günstig gewesen ist; so hat sie auch die Freistaaten in
der alten Welt, bis auf die Schweiz, die vier freien Städte
Teutschlands, die freie Stadt Cracau, die unter brittischcr
Schutzhoheir stehenden jonischen Inseln, und bis auf die
Republikette S. Marino, vernichtet. Denn obgleich in den
letzten zwanzig Jahren, nach dem Vorgänge des republika-
nisirten Frankreichs, eine Mehrzahl von republikanischen
Staaten in Europa sich bildete, und überspannte Kopfe be-
reits das Zeitalter der Demokratieen erwarteten; so neigt
sich doch entschieden der Geist des Zeitalters zu dem mo-
narchischen Staatssysieme hin, und keine Zeit
scheint in Europa der monarchischen Regierungs-
form günstiger gewesen zu seyn, als die unsrige, wahrend
in Amerika aus den Trümmern europäischer Kolonieen neue
Freistaaten sich' bilden.
611.
Fortsetzung.
Unverkennbar hat sich auch das Verhältniß der
Kolonieen zu Europa in den letzten Zeiten wesentlich
verändert. Kein aufmerksamer Beobachter der Weltgeschichte
kann cs verkennen, wie wichtig diese Kolonieen seit der
Entdeckung von Amerika für Europa gewesen sind, und
welchen Einstuß sie auf die europäische Politik, besonders
im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts behauptet haben.
1906 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert, Wolkenhauer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 83
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
440
§ 116. Die Wege des Weltverkehrs.
lieferte, von Bergen aber in ganzen Schiffsladungen vornehmlich Stockfisch als Fastenspeise nach Deutschland kam.
Indessen im Anfange des 15. Jahrhunderts sperrten die Türken diese altgewohnten Handelswege aus dem Orient. Daher versuchten zuerst die Italiener Afrika zu umfahren : doch kamen sie nur bis zu den Kanarischen Inseln. Erst als sich dem merkantilen das religiöse Interesse zugesellte, gelang die Umsegelung Afrikas wie die Entdeckung Amerikas. In ganz neue Phasen trat damit der Weltverkehr. Denn die Kulturherde der Neuen Welt traten in den Gesichtskreis der Völker, und zu denjenigen Indiens und Chinas war ein direkter Zugang gewonnen.
Allein der Raubbau der Edelmetallgruben in Europa, sowie die massenhafte Zufuhr von Edelmetallen aus Mexiko und Peru bewirkte in Europa eine plötzliche gewaltige Preissteigerung, die lange Jahrzehnte hindurch alle Kraft der Völker lahm legte; zahllose Bankerotte traten ein; auch die Hansa brach zusammen. Erst als in den Vereinigten Staaten durch rüstige Arbeit ein neuer Kulturherd, Peru wie Mexiko an Bedeutung weit überholend sich ausbildete, trat der Gewinn der Entdeckung Amerikas für Europa recht zutage. Von allen Straßen des Weltverkehrs ist die Verbindung zwischen Europa und Nordamerika weitaus die wichtigste: wie denn der nordatlantische Ozean von allen großen Meeren das am meisten befahrene, ist.
Weit steht dahinter der Verkehr mit der pazifischen Seite Nordamerikas zurück: die durch Nordamerika hindurchführenden Eisenbahnen dienen ihm nur für den Güterverkehr; der Personen- und Postverkehr nimmt den Weg über die Landenge von Panama, deren Eisenbahn die beiden Seewege durch den atlantischen und den ostpazisischen Ozean miteinander verbindet. Bald wird es unaufschiebbares Bedürfnis fein, einen Kanal für die Seeschiffe durch die sperrende Landenge hindurchzulegen.
Dagegen entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert der Verkehr mit Indien und China immer ertragreicher. Seit 1600 begann die „ostindische Kompagnie" in Vorderindien sich festzusetzen, bis der englische Staat selbst durch die Ostindia-Bill 1784 das weite Gebiet in Besitz nahm. In Indonesien eroberten sich die Niederländer ein ganzes Kolonialreich. Mit China bestand ein wenn auch sehr eingeengter Verkehr, und zu Japan verschafften sich die Niederländer wenigstens, freilich unter demütigenden Bedingungen, Zugang. Indes feit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die beiden oftasiatifchen Reiche durch Handelsverträge dem europäischen Verkehr erschlossen. So bildet das ganze weite Monsungebiet Asiens das zweite große Gebiet des Welt-
3. Bd. 9
- S. 45
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
43
der Ncvolntionsgeschichte.
allgemeinen Nacht vorhergehend. In Amerika dagegen bereitet die Freiheit
sich zu raschem, sieggckröntem Voranschreiten ein unermeßliches Reich. Wohl
der neuen Welt, wenn sie von den Fesseln des historischen Rechtes frei und
belehrt durch die Leidensgeschichte der alten Welt, die Thorheiten, die Schwä-
chen und die Laster meidet, von welchen seit Jahrtausenden unser Unglück und
unsere Schmach gekommen!
Erstes Kapitel.^
Ursachen der französischen Revolution.
§. 1. Grundursachen; Verderbniß des gesellschaftlichen Zu-
standes und vorangeschrittene Intelligenz.
Wenn wir als Grundursachen der Revolution einerseits das bis zur
Heillvsigkcit gestiegene Verderbniß des gesellschastlichen Zustandes
und anderseits die vorangeschritteue Intelligenz des Volkes, woraus ein
lebhafteres Gefühl seiner Leiden sowohl, als seiner Rechte und seiner Kraft
hervorging, angeben; so sind wir doch weit entfernt davon, diesen beiden
Ursachen einen gleichmäßigen Antheil daran zuzuschreiben, oder auch, wie
freilich Viele gethan haben, der gegenseitigen Beziehung und Wechsel-
wirkung jener Ursachen bei ihrer Beurtheilung zu vergessen. Wohl hat es
noch trostlosere Lagen der bürgerlichen Gesellschaft gegeben, als jene, welche
in Frankreich der Umwälzung voranging (—man gedenke des römischen Kaiser-
reiches, der eisernen Zeit des Faustrechtes, der völligen Leibeigenschaft und
der Hildebranderei, man gedenke des jczigcn, wie des früheren Zustandes der
meisten asiatischen Reiche—); und dennoch sind keine Revolutionen, der fran-
zösischen ähnlich, aus ihnen hervorgegangen. Gedankenlos, der Nothwendigkeit
etwa unter leisem Seufzer sich fügend, oft einen besseren Zustand nicht einmal
ahnend, trugen die Nationen Jahrhunderte hindurch, und tragen noch alle
Bürde und alle Schmach der Tyrannei, ähnlich den Thicrgeschlechtern, welche
zufrieden oder dankbar das karge Futter aus der Hand des Herrn nehmen,
dem sie angehören, und der nach Gefallen sie bcnüzt, verzehrt und schlägt.
1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
229
Europäer, oft mit vieler Grausamkeit, verdrängt sind. In
Nordamerika finden sich fast nur Europäer, welche mehrere
republikanische Staaten bilden; in Südamerika sind die cin-
gebornen Amerikaner vorherrschend; in Westindien bilden
die Hauptbevölkerung die armen, aus Afrika geraubten Ne-
ger, deren Sclaverei aber neuerlich durch die Engländer ge-
endet ist. Unter ihnen finden sich auch hier durch die un-
ermüdliche Arbeit der Missionare viele lieblicke Christenge-
meinden; in Nordamerika steht das Christenthum mit we-
niger Ausnahme auch in Blüthe, eine Menge von Bibel-,
Missions- und Mäßigkeitsgesellschaften verbreiten die segens-
reichsten Wirkungen; in Südamerika leben aber neben vielen
abergläubischen Christen noch viele Heiden, und cs ist hier
des Streites Viel.
Iv. Australien oder Südindien ist die südöstliche
Fortsetzung von Asien im stillen Ocean. Es besteht aus
einer Menge von Inseln, unter denen Neuholland, Neu-
guinea und Neuseeland die größten sind. Es enthält etwa
200000 Q. Meilen mit 2 — 3 Mill. Einwohnern. Auf
einigen Inseln finden sich große Berge, namentlich Vulkane,
aber keine großen Ströme, und fremdartige Thiere und Pflan-
zen. Die Einwohner sind meist wilde Heiden, selbst Men-
schenfresser; aber auf einigen Inseln, besonders den Sand-
wichsinseln, haben die Bemühungen der Missionare schon
die herrlichsten Früchte getragen, und man kann da sehen,
wie es Gott den Unmündigen gibt, während er es den
Weisen und Klugen verbirgt.
V. Wir kommen nun zu dem Erdtheil, welchen wir
bewohnen, Europa. Er ist freilich nächst Australien der
kleinste unter allen Erdtheilen, denn sein Flächeninhalt be-
trägt nur 180000 Q. Meilen. Aber auch hier kann man
wieder sehen, wie der liebe Gott, was gering ist vor der
Welt, sich erwählet, denn auf keinem Welltheil hat er ver-
hältnißmäßig so viele Menschen geboren werden lassen, in-
dem ihrer nicht weniger als 260 Millionen sind; keinem
hat er das Licht seiner göttlichen Offenbarungen in so rei-
chem Maaße geschenkt, denn mit Ausnahme einiger weniger
in den nordöstlichen Gegenden lebenden Heiden (Lappen
und Samojeden), der Türken, welche Muhamedaner sind,
und der hie und da zerstreut wohnenden Juden sind alle
Bewohner Europas Christen; eben darum aber besitzt auch
kein Welttheil einen so hohen Grad der Kultur, denn wo
5. Bd. 1
- S. 41
1874 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
11. Begleichung der alten und der neuen Welt. 41
eine ungleich größere Küstenentwicklung verleiht, als die neue Welt besitzt,
die in ihrem culturfähigen Theile nur ein einziges Binnenmeer, wenn man
das Antillenmeer so nennen darf, aufzuweisen hat. So ist Europa, freilich
nur ein geringer Theil der alten Welt, obwohl in der Mitte der Landhalb«
kugel gelegen, von allen Erdtheilen der zugänglichste von der Seeseite her
geworden. Es hat mit Einschluß der Inseln 1 M. Küste auf 31 Ih-M.
Flächeninhalt, während in Nordamerika 1 M. Küstenlänge erst auf 56 Hz-M.
und in Südamerika erst auf 94 Hz-M. kommt. Es findet also in Europa
das Maximum der Bespülung des Landes vom Meere und demnach die
größte Wechselwirkung zwischen der flüssigen und festen Form Statt. Da
von der Küstenentwicklung die Steigerung des Verkehrs mit andern Ländern,
des materiellen wie des geistigen Verkehrs, wesentlich abhängt, so ist leicht
zu ermessen, welche Bedeutung dieselbe für die Cultur hat, und die Geschichte
hat es bestätigt, daß gerade die Theile der alten Welt, welche die meiste
Küstenentwicklung haben, wie Griechenland, Italien, Großbritannien Nord-
afrika, in Asien Indien und China, den übrigen Theilen derselben in der
Entwicklung der Cultur vorangegangen, für längere Zeit die Lehrer der
übrigen Menschheit geworden sind.
Weit einflußreicher auf das Natur- und Völkerleben als diese wagerechte
Gliederung der Erdoberfläche ist die v ertic ale Gliederung, d. h. die senkrechte
Erhebung des Bodens über den Meeresspiegel. In dieser Beziehung zeigen
die alte und die neue Welt sehr wesentliche Unterschiede. Der größte der
drei Continente der alten Welt, Asien, enthält das gewaltigste System der
Massenerhebung der Erdrinde, bestehend aus zwei kolossalen Hochländern,
dem hinterasiatischen, mit einer durchschnittlichen absoluten Höhe von 3000
Meter über d. M., und dem vorderasiatischen, zwischen dem Indus und dem
Mittelmeer, mit nur 1200 Meter mittlerer Erhebung. In Amerika dagegen
herrscht eben so sehr die Form des Tieflandes vor, wie in Asien die des
Hochlandes, und die Erhebung des Bodens erscheint in der neuen Welt nicht
als massenhaftes Plateausystem, wie in Asien, sondern als ein Kettensystem,
welches den ganzen Continent in seiner größten Ausdehnung, der von N.
nach S., durchzieht, mit untergeordneter Plateaubildung. In Folge der
Richtung der Kordilleren und der Anden von N. nach S. haben sie trotz
ihrer großen Ausdehnung in der Länge und ihrer bedeutenden Erhebung
über das benachbarte Meer weder einen besondern klimatischen noch einen
historischen Einfluß, denn sie bilden weder natürliche Scheiden für das Klima
und also auch für die Vegetation, wie der Himalaya und die Alpen, noch
bilden sie, wie diese, culturhistorische Grenzen (s. S. 44). Ferner sind in
Amerika nicht, wie in der alten Welt, Hochgebirgsland und Tiefland durch
Stufenländer vermittelt. Vom Himalaya, dem höchsten Gebirk der
alten Welt und der Erde überhaupt, bildet eine Folge von meistens vier
Terrassenlandschaften den Uebergang zur Ebene Indiens. Solche ausgleichende
1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xi. H. 2. Auflösung des Persrrreichs (331). 141
Bildung des reichbegabtesten aller Völker in sich aufzunehmen und zu
durchdringen, und läßt einen Königssohn geboren werden, mit allen
zu seinem hohen Berufe erforderlichen Naturanlagen auf das Reichste
ausgestattet, von jenem Weltweifen in allen Höhen And Tiefen des
hellenischen Wissens und Könnens auf das Sorgfältigste unterwiesen,
um als der echteste Hellene seiner ganzen Zeit nach Geist und Herz das
Werk zu vollenden und die Mission zu erfüllen, auf welche der ganze
Entwicklungsgang der macedonisch-griechischen Geschichte ihn hingewie-
sen hat. So zieht denn der jugendliche Heldenkönig aus, um an der
Spitze der griechisch-macedonischen Völker das mächtigste Reich des
Morgenlandes zu besiegen und ein neues Weltreich zu gründen in der
bewußten Absicht, Europa und Asien im Geist des neugewonnenen
Hellenismus zu verschmelzen. Wurde er selbst auch im Nu zerschellt
wie das Gefäß in der Hand des Töpfers und schien auch mit seinem
frühen Tode sein Werk spurlos vernichtet, so läßt doch Gott sein Werk
so weit gelingen/ daß eine Weltsprache sich bildet, in der alle Völker
sich verständigen können und welche bestimmt ist, die Trägerin zu
werden für das Wort der Wahrheit, welches einst unter dem Panier
des Kreuzes die Welt erfüllen und überwinden und Siege feiern soll,
von welchen zwar weder der größte Weise noch der größte König des
Alterthums eine Ahnung hatten, die aber vorzubereiten durch die gött-
liche Pädagogik des Heidenthums auch sie berufen waren."
§. 2. Auflösung des Perserreichs (331).
Bei der Nachricht vom Tode Philipp's brauste der alte Frei-
heitsrausch noch einmal in etlichen griechischen Städten auf. Aber
als Alexander an der Spitze seiner Heere erschien, in dem drei-
fachen Glanze seiner jugendlichen Heldenkraft, seiner bezaubernden
Liebenswürdigkeit und Geistesgröße und feiner frisch erfochtenen Siege
über die nördlichen Grenzvölker Macedoniens — da verstummte aller
Widerspruch und alle Freiheitspläne waren vorüber. Was hätten
die Griechen auch noch mit der Freiheit anfangen sollen, die sie nur
mißbrauchten, um sich selber zu zerrütten, ja zu zerfleischen? Im Ge-
heimen fühlte das von den tieferen Geistern em jeder wohl selber, daß
ein einiges Haupt eine Wohlthat für sie sei; und so konnte es nicht
fehlen, daß sich Philosophen, Künstler, Redner, Staatsmänner und waö
sonst sich einen Namen erworben hatte, um den hochstrebenden Alexan-
der drängte, ihn zu begrüßen und ihm wetteifernd ihre Dienste anzu-
bieten. Alexander setzte sogleich die Form fest, in welcher künftig
die Griechen ihm unterthänig sein sollten. Es war dieselbe, die auch
sein Vater schon gewählt hatte, die Form der Hegemonie. In die
inneren Angelegenheiten und die Verfassung der einzelnen Staaten
mischte sich Alexander nicht, aber über die militärischen Kräfte
1909 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
66 Amerika.
und den Kulturländern Asiens, daher seine späte Entdeckung. An zwei Stellen aber
ist der Kontinent der Alten Welt doch verhältnismäßig nahe gerückt, freilich nur im
hohen Norden. Dort führt je 'eine Landbrücke nach Europa und Asien. Über die
östliche dieser Landbrücken erfolgte in der Tat die erste Entdeckung Amerikas. Um das
Jahr 1000 waren die Normannen auf ihren Seefahrten bis nach Grönland und an
die Küsten Nordamerikas vorgedrungen. Die normannische Kolonisation ging indes
wieder zu Grunde und Kolumbus mußte die Westhälfte der Erde aufs neue entdecken. —
Uber die westliche Jnselbrücke empfing Amerika seine Urbevölkerung.
Trotz der Umgürtuug durch weite Ozeane ist Amerikas Weltstellung sehr günstig;
es liegt den wichtigsten Kulturgebieten der Alten Welt (Europa, China und Japan)
gegenüber und nach Fertigstellung des Panama-Kanals wird es auch als Beherr'-
scherin eines wichtigen Seewegs nach Ostasien eine große Rolle spielen. Zu Europa
hat es seine innigsten geschichtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen.
Wagrechte Gliederung. Wesentlich unterstützt wird die günstige Weltstellung
Amerikas durch eine reiche Küstengliederung, vorzüglich in der Nordhälfte. Weise
dies nach! Südamerika findet für seine mangelhafte Küsten gliederung teilweise Ersatz in
den breiten Trichtermündungen und der ausgedehnten Schiffbarkeit seiner großen Ströme.
Bodengestalt und Bewässerung. Amerikas Bodengestalt zeichnet sich durch Ein-
fachheit und Großartigkeit zugleich aus. Die Hochgebirge liegen an den Rändern
der beiden Halbkontinente, die Mitte derselben erfüllen Tiefländer. Die räumliche
Entwicklung beider Formen geht ins Riesenhafte. Im Gegensatz zu Asien, das 2/3
Hochland und nur Vs Tiefland besitzt, ist in der Neuen Welt Hoch- und Tief-
land zu gleichen Hälften verteilt, eine der schätzbarsten Naturgaben des Erdteils;
denn die Tiefländer sind, sosern sie sich einer ausreichenden Bewässerung erfreuen und nicht
zu ungesund sind, die Hanptknlturstätten der Erde. Hochebenenbildung mit Rand-
gebirgen in der gemäßigten Zone führten auch hier wie in Asien zur Wüstenbildung;
doch ist die Ausdehnung der Wüstenslächen vergleichsweise beschränkt. (Großes Becken,
Atacama.) Dagegen haben die in der Region des gemäßigten Klimas emporgehobenen
tropischen Plateaus von Mexiko und Peru die Kultur der Azteken und Jnkas erzeugt.
Während vulkanische Erhebungen im Gesamtaufbau der europäischen und asiatischen
Kettengebirge zurücktreten, beherrschen sie den Bau insbesondere der Südamerikanischen
Anden und der Mexikanischen Hochfläche; auch Nordamerika weist gewaltige Spuren
vulkanischer Tätigkeit auf, z. B. im Nationalpark im Quellgebiete des Aellowstone
(jellostön).
Die Randlage der amerikanischen Gebirge bedingt nicht bloß die Ausbildung
gewaltiger Ebenen und als Folge hiervon die Entwicklung von Riesenstromen,
sondern auch deren äußerst vorteilhaften Bau: einen kurzen Oberlauf und einen
langen, der Schiffahrt dienenden Unterlauf; Lorenzstrom und Mississippi liegen in
ihrer ganzen Lauflänge im Tiefland und sind daher fast bis zu den Quellen schiffbar.
Die niedrige Lage der Wasserscheiden ermöglicht überdies die bequeme Verbindung der
einzelnen Flußsysteme, ja teilweise, wie in Südamerika, hat die Natur selbst diese Ver-
bindung hergestellt. Wo?
Klima. Die weite Erstreckung des Erdteils von N. nach S. bewirkt eine
große Verschiedenheit des Klimas. Indes zeigen die klimatischen Gegensätze zwischen
Nord und Süd nicht die Schärfe wie in Asien. Sie werden gemildert durch den
Mangel ostwestlich streichender Gebirgszüge, durch das Eindringen des Ozeans in
Mittelamerika („Amerikanisches Mittelmeer") und durch die riesenhaften Ströme und
Seen. Immerhin ist Nordamerika infolge seiner offenen Lage gegen das Polarmeer
und den Meerbusen von Mexiko starkem Temperaturwechsel unterworfen, während
Südamerika überwiegend ozeanisches Klima besitzt. Im ganzen ist das Klima Amerikas
kühler als das der Alten Welt.
1839 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
mmmmmmmmm
Neuere Zeit.
Dritte Periode.
Ausbildung republikanischer Staaten in Amerika
und konstitutioneller Monarchien in Europa.
Erstes Hauptslück.
Dupleix und Clive, Helder All und Hastings.
Von der neuen Welt ist die neue Zeit ausgegangen,
und zwar von demjenigen Tbeite Amerikas, wo englischer
Geist einheimisch geworden war. Schon deßwcgen muß
sich unsre Aufmerksamkeit zuerst auf die englische Nation
richten; aber auch darum, weil wir, ehe uns das Ein-
zelne beschäftigt, einen freien Blick in die ganze Weite
des Schauplatzes hinauswerfen möchten. Denn daß sich
dieser je mehr und mehr über die gesammte Erdfläche er-
streckt, ist vornämlich das Werk der Engländer, deren
Schiffe jede See durchfurchen, deren Interessen selbst noch
an der entlegensten Klippe Wurzel fassen. Vahntos schien
die zwischen den 2 größten Welttheilen ausgegoßne Süd-
see, und Niemand ahnte die kleinen Arbeiter, welche seit
Jahrhunderten beschäftigt sind, auch zwischen Asien und
1885 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Klein, Hermann Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
282 Amerika.
dagegen die kleine (spanische) Insel Annobon, welche am weitesten von der Küste entfernt liegt. St. Helena, mitten im Ozeane, ein von den Engländern zu einer gewaltigen Festung umgestalteter Basaltfelsen, war einst Verbannungsort des Kaisers Napoleon I. und ist wichtig als Stationspunkt der Ostindienfahrer.
Im Jndifchen Ozeane liegt die große Insel Madagaskar. Weder ihre Pflanzen- und Tierwelt noch ihre Ureinwohner (die malaiischen Malagassen) weisen in ihren Charakteren auf Verwandtschaft mit Afrika hin. Vielleicht ist Madagaskar der Überrest eines ehemaligen größeren Festlandes, zu dem die Almiranten, Seychellen und Maskarenen gehörten. Die gebirgige Insel ist im Sw wenig fruchtbar, aber gesund, an der fruchtbaren, feuchten Ostknste dagegen infolge der herrschenden Fieber für die Europäer tödlich. Von den Urbewohnern hat der kräftige Stamm der Hova die Herrschaft über die ganze Insel erlangt. Die Königin hat (1869) das Christentum angenommen und zur Staatsreligion erklärt.
Von den Maskarenen ist die Insel Reunion in französischem Besitze. Sie ist außerordentlich fruchtbar (Zuckerrohr, Kaffee, Zimt, Gewürznelken), gesund und stark bevölkert. Auch das benachbarte Britische Mauritius gehört zu den Perlen der Erde, ist jedoch verwüstenden Wirbelstürmen ausgesetzt.
§. 81.
Amerika.
41 Ooo 000 qkm
(750 000 Q.-Meilen, 100 Millionen Einwohner.)
Der langgestreckte Erdteil Amerika erhielt seinen Beinamen „die Neue Welt" zunächst deshalb, weil sein Vorhandensein erst seit dem 15. Jahrhundert dem zivilisierten Europa bekannt wurde. Aber auch in seiner ganzen Gesittung und Staatenbildung erscheint Amerika durchaus als eine neue und junge Welt, welche die europäische Kultur zwar aufnahm, aber ohne Rücksicht auf alt überkommene Gewohnheiten und Rechte nach den eigenen unmittelbaren Bedürfnissen weiter entwickelte. Dabei machte sich der Einslnß der geographischen Lage und äußeren Gestaltung in so hohem Maße geltend, daß Südamerika, obgleich an Naturschätzen bei weitem reicher als Nordamerika, doch in bezug auf Zivilisation und politische Bedeutung weit hinter diesem zurückblieb.
Die Bevölkerung Amerikas besteht nur znm geringsten Teile ans Urbewohnern (Indianern), überwiegend dagegen ans den Nachkommen eingewanderter Europäer. Von diesen wurden seit Beginn des 16. Jahrhunderts auch Neger nach den heißen Regionen Amerikas verpflanzt, um hier als Sklaven den Anbau tropischer Produkte zu betreiben. In neuerer Zeit, besonders seit Aushebung der Sklaverei, findet im westlichen Nordamerika eine starke Einwanderung von Chinesen statt.
Man vermutet, daß die Ureinwohner Amerikas, die sogenannten Indianer, au§ Asien stammen, indem sie vor unbekannter Zeit über die schmale Beringstratze
10. Bd. 9
- S. 93
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
92
Zweites Kap. Die Zeiten der
Kirchenguts. Denn zu aufgeklärt dachte die Nationalversammlung, um von
Staats wegen und auf Staatskosten jene Schulen des Aberglaubens, der
Werkheiligkeit und der Unnatur zu unterhalten; ja sie achtete die blose Auf-
hebung der Kloster weit wohlthätiger für die Nation, als die Einziehung des
gcsammten Kirchenguts.
Die Aufhebung der Parlamente, die um dieselbe Zeit geschah (28. Fcbr.
1790), verursachte nur geringe Bewegung. Diese Körperschaften hatten alle
Popularität verloren von dem Augenblick, als der Geist ihres früher geprie-
senen Widerstrebens gegen die Negierung kund geworden, der Geist der Selbst-
sucht und der Standesinteressen. Man vernahm ihre Suspension und bald
darauf ihre endliche Aufhebung ohne alle Theilnahme; ja mit Freude. Weit
mehr noch der leztercn erregte die gänzliche Veränderung des Ge-
richtswesens, welche gleichzeitig beschlossen ward, zumal die Einführung
von Geschwornen-Gerichten — eine Einsezung von unermeßlicher po-
litischer wie rechtlicher Wichtigkeit — und die Abschaffung der lettres de eachet.
Die Erthcilung des Bürgerrechts an die Juden (28. Jänner), dem
Geiste der Duldung und dem Gleichheitsprinzipe entflossen, gewann der Re-
volution abermal eine bedeutende Anzahl eifriger Anhänger, dagegen wurden
durch die Abschaffung aller Titel, Wappen und übrigen Ehrenaus-
zeichnungen des Adels (19. Juni) alle gemein denkenden Mitglieder dieses
zahlreichen und mächtigen Standes nicht nur in Frankreich, sondern in
ganz Europa unversöhnlich gegen dieselbe erbittert; es wurde der Krieg
auf Leben und Tod entzündet zwischen der Aristokratie und dem Volksthum.
Gleichwohl waren cs selbst Adelige — wohl hoch Edle — gewesen: La-
fayctte, Karl Lameth und Matthieu Montmorency, welche den
Vorschlag zu jener Abschaffung gethan.
Von tief eingreifender Wirkung war die neue Einthcilung Frank-
reichs in 83 Departemente, sodann dieser zusammen in 249 Distrikte
und jedes der lcztcn in 3 bis 8 Canto ne. Die Departemente — jedes mit
einer Bevölkerung von 2- bis 8mal hunderttausend Seelen — erhielten ihre
Abmarkung und Benennung von natürlichen Grenzen und Gegenständen,
meist von Bergen und Flüssen, zu deren Region oder Gebiet sie vornehmlich
gehören, mit Aufhebung der gcsammten alten Provinz-Eintheilung,
welche, als rein historischen Ursprungs, ein Werk blos des Zufalls, nicht
aber der Weisheit darstellte, die Staatsverwaltung ungleich, komplizirt und
11. Bd. 1
- S. 47
1859 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
11. Die geogr. Stellung des Festlandes zum Ganzen der Erdoberfläche. 47
tiou in diesem jüngsten Erdtheile (den die Geologen für den ältesten
halten) auch nun einen viel rascheren Gang als in Amerika oder gar in
der glten Welt.
Auch die angegebene Gestaltung der Landhalbkugcl ist nicht ohne
Einfluß auf die Verbreitung und die Gleichartigkeit (weniger
auf den Grad) der Cultur gewesen. Die Ausdehnung der Lündermassen
nach der gemeinsamen Mitte (dem Polarkreis) und die Verengung nach
der Peripherie hin hatte nämlich zur Folge, daß, je näher die einzelnen
Länder der gemeinsamen Mitte stehen, sie desto früher in Berührung
kamen, und daher mehr verwandte Erscheinungen in Bezug ans Be-
völkerung und Cultur darbieten, während die von jenem Mittelpunkte
(dem Boden der alten Geschichte) entfernten Länder, d. h. die Peri-
pherie-Länder, eben weil sie durch weite Meeresränme von einander
getrennt sind, in sich abgeschlossen, eigenthümliche Welten darstellen.
Wie dies im Großen bei den Südenden der drei großen Erdtheile,
Amerika, Afrika, Asien, sich bewährt, so wieder in kleinerem Maßstabe
bei den drei südlichen Halbinseln sowohl Asiens als Europas — sechs
verschiedenen Ländersystemen, deren jedes mit seinen Bewohnern eine
Welt für sich bildet.
Die Vortheile der continentalen Länderstellung mit denen der Pe-
ripherie-Länder vereinigt der Nordwesten der alten Welt (Europa)
und der Nordosten der neuen Welt (Nordost-Amerika), indem ihnen
durch den atlantischen Ocean — abgesehen von der günstigen Form
der Gcgengestade ans weite Küstenlinien hin — der Weg sowohl zu
der südlichen Wasserhalbkngcl als zu den Gcstadeländern der Peripherie
geöffnet ist. Und an diesen Vortheilen sind in Europa nicht bloß die
an den Ocean grenzenden Länder, sondern in Folge der zahlreichen
Binnenmeere und Buchten, insbesondere aber vermittelst der Mccres-
durchbrechungen (Meerengen) auch die meisten Binnenländer betheiligt.
Der Einfluß der Natur und somit die Weltstellung ist aber nicht zu
.allen Zeiten dieselbe geblieben. So hat die Landhalbkugcl im Laufe der
Jahrhunderte ihre Culturseite von innen nach außen gekehrt. Die Län-
derbreiten Asiens stehen heut zu Tage viel weniger in gegenseitiger Ver-
bindung, als im Alterthume und Mittelalter: jetzt verbindet sie die
oceanische Peripherie. So ist auch Europa nur in einer Durchgangs-
Periode Abendland gewesen, und, nachdem cs seine Bestimmung als
vermittelndes Glied erfüllt hatte, ist die neue Welt (Amerika) oder das
neue Abendland das Ziel der Völkerzüge geworden, welches bei der
durch seine insularische Natur erhöhten Zugänglichkeit leicht die Gaben
der alten Welt ans der gemeinsamen Mitte empfangen konnte.
12. Bd. 5
- S. 323
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
323
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
eigene Schöpfung oder selbstthätigen Erwerb, blos das von den Vorfahren
Uebcrkommcuc den Nachfolgern unvermindert zu hinterlassen.
Hieran ist nun freilich allernächst der Despotismus schuld: aber daß
derselbe in Asien unaufhörlich herrschte, ist eben der Fluch jenes Erdtheils.
Wir haben schon vielfältig bemerkt und werden noch oft zu bemerken
den traurigen Anlaß haben, daß der Hauch des Despotismus tödtend auf die
edleren Geisteskräfte wirkt. Ein Sklave kann den Schwung zu großen Ge-
danken nicht nehmen, und versucht er cs, so kann der Despot cs nicht dul-
den. Mitunter mag ein wohlgesinnter oder kurzsichtiger Sultan seyn, welcher
die Wissenschaft —aus Liebe oder Eitelkeit — pflegt und fördert; aber er han-
delt gegen sein erstes Interesse, wenn er es thut. Auch wird ihn, oder doch
seine Satelliten, der natürliche Instinkt darüber bald belehren. Die schönen
Künste, zum Vergnügen und zur Pracht, die Realdisciplinen, zu staatswirth-
schaftlichem Bcdarfe, wird er ermuntern; aber die höhere, die freie, geistige
Erkenntniß, die Philosophie und ihre Freundin, die lautere, würdige Ge-
schichte, die muß er hassen, weil er selbst durch ihren Ausspruch verwor-
fen wird.
Also bei den arabischen Herrschern, ja bei ihnen noch mehr, als bei
anderen, da sie nicht blos bürgerliche Despoten, sondern zugleich oberste
Priester oder Schüzer der Religion waren, demnach ein gedoppeltes Interesse
die Unterdrückung der Geistesfreiheit von ihnen forderte. Geächtet war im Reiche
der Chalisen nicht blos die Philosophie und die republikanische Politik Grie-
chenlands und Roms, sondern auch die Mythologie Homer's und Ovid's.
Die Götter nicht minder als die Helden der klassischen Welt waren ein Gräuel
für den Bcherr>cher der Gläubigen; und cs fanden sich die Moslems durch
eine unübersteigliche Scheidewand von dem Reiche des Geschmackes, so wie
von jenem der Geschichte und der Philosophie geschieden. Auch verschmähten
sie selbst die Sprachen, worin so gefährliche Schäze enthalten waren. Nur
in Ueber; czuu gen — nach ängstlicher Auswahl Desjenigen, was dem Reiche
und dem Glauben Mohammed's unschädlich war — wurden die Gcistcswerke
der Griechen und Römer ihnen kund; versagt blieb ihnen die unmittelbare
Berührung.
§. 3. Im Besonderen.
2n Uebereinstimmung mit solchen Anlagen und Umständen stellen sich
auch alle Einzelheiten der arabischen Kunst und Wissenschaft dar. Der Ab-
21'
1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xxv. §. 13. Nordamerikanische Zustände. 657
wären, die mit gleichen Früchten der Gerechtigkeit geschmückten Jün-
ger des Herrn hüben und drüben in zwei feindliche Lager zu spalten.
- Ueber diesem Kampf aber entwickeln sich die Secten im Schooß auch
unserer deutsch - evangelischen Christenheit. Baptisten und Darbisten
(Wiedertäufer und Freikirchler), Jrvingianer (Wiederhersteller der apo-
stolischen Aemter und Gaben) und Bruderbündler (die gar kein kirch-
liches Amt mehr gelten lassen), ja sogar die unflätigen, ekelhaften Mor-
monen treiben ungestört ihr Wesen und saugen Kraft aus der Zer-
rissenheit der bestehenden Kirche. Bei dem allen dauert das wüste,
rasende Treiben und Jagen der materiellen Interessen, des Mammons-
dienstes fort und fort; unter den Füßen rollt fortwährend der unter-
irdische Donner des gährenden Bulcans, auf dem wir stehen, hier und
da zucken die Blitze aus der Tiefe — ob wir es hören und aufmerken,
ob wir lernen die Zeit zu verstehen und uns bereit halten auf den na-
henden Tag des Herrn.
§. 13. Nordamerikanische Zustände.
Im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte haben sich außerhalb
Europa's, auf amerikanischem Boden, eine Anzahl europäischer Reiche
gebildet, katholische Reiche aus spanischem und portugiesischem Geblüt
hervorgegangen in Mittel- und Südamerika, welche bis auf die neueste
Zeit ein trauriges Bild politischen Elends und bürgerlichen Verfalls
darbieten, und ein protestantisches Reich aus germanischem, insonder-
heit angelsächsischem Geblüt in Nordamerika, welches so vielfach in
die Entwickelung der europäischen Verhältnisse eingreist, daß wir es
hier am Schluffe unserer Darstellung nicht unerwähnt lassen dürfen.
An eine künftige Versetzung des Schwerpunktes der Weltgeschichte
aus Europa nach Amerika, wie vormals aus Asien nach Europa, ist
zwar nicht zu denken; denn nach Gottes untrüglichem Wort werden
auf dem Boden des alten römischen Reichs, in den Landern der zehn
Könige, die letzten Kämpfe der Christenheit ausgekämpft, der Anti-
christ überwunden und das Reich Gottes zum Siege geführt werden,
nicht aber jenseits des atlantischen Oceans. Aber ein Spiegel für unsere
eignen, dem Ende zueilenden europäischen Zustände wird Amerika immer
bleiben, ein warnender Spiegel des Elends, in welches das Abthun
und die Verachtung der Obrigkeit und das Trachten nach irdischen
Dingen auch ein christlich ausgeprägtes Volk stürzen muß. Je mehr betro-
gene Augen und irregeleitete Hoffnungen auf Amerika, als auf das
Land der Zukunft und des Glückes gerichtet sind, desto mehr ist es
Pflicht, die Verkehrtheit solcher Träume den europamüden Auswan-
derern vor die Augen zu stellen.
Nordamerika hat den großen Vorzug vor den haltlosen und
v. Rohden, Leitfaden. 42
1880 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Klein, Hermann Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Amerika. 265
Insel erlangt. Die Königin hat (1869) das Christenthum angenommen und zur
Staatsreligion erklärt.
Von den Mascarenen ist die Insel Reunion in französischem Besitze.
Sie ist außerordentlich fruchtbar (Zuckerrohr, Kaffee, Zimmt, Gewürznelken), gesund
und stark bevölkert. Auch das benachbarte britische Mauritius gehört zu den
Perlen der Erde, ist jedoch verwüstenden Wirbelstürmen ausgesetzt.
8- 81.
Amerika.
(750 000 Q.-Meilen, 86 Millionen Einwohner.)
Der langgestreckte Erdtheil Amerika erhielt seinen Beinamen „die neue Welt"
zunächst deshalb, weil sein Vorhandensein erst seit dem 15. Jahrhunderte dem
civilisirten Europa bekannt wurde. Aber auch in seiner ganzen Gesittung imb
Staatenbildung erscheint Amerika durchaus als eine neue und junge Welt, welche
die europäische Cultur zwar aufnahm, aber ohne Rücksicht auf alt überkommene
Gewohnheiten und Rechte, nach den eigenen unmittelbaren Bedürfnissen weiter-
entwickelte. Dabei machte sich der Einfluß der geographischen Lage und äußeren
Gestaltung in so hohem Maße geltend, daß Südamerika, obgleich an Naturschätzen
bei weitem reicher als Nordamerika, doch in Bezug auf Civilisation und politische
Bedeutung weit hinter diesem zurückblieb.
Die Bevölkerung Amerikas besteht nur zum geringsten Theile aus Ur-
bewohnern (Indianern), überwiegend dagegen aus den Nachkommen eingewanderter
Europäer. Von diesen wurden seit Beginn des 16. Jahrhunderts auch Neger
nach den heißen Regionen Amerikas verpflanzt, um hier als Sklaven den Anbau
tropischer Produkte zu betreiben. In neuerer Zeit, besonders seit Aufhebung der
Sklaverei, findet im westlichen Nordamerika eine starke Einwanderung von
Chinesen statt.
Man vermuthet, das; die Ureinwohner Amerikas, die sogenannten Indianer,
aus Asien stammen, indem sie vor unbekannter Zeit über die schmale Behringstraße
einwanderten. Heute sind sie in zahlreiche Stämme und Sprachen geschieden, die
jedoch auf einen einheitlichen Urtypus hindeuten. In der Körperbildung weichen
die Eskimo von den übrigen Stämmen ab, ihre Sprache ist indeß mit derjenigen
ihrer südlichen Nachbaren verwandt. Auf den Hochflächen von Anahuac und
Peru sowie im Gcbirgslande von Neu-Granada hatte sich die eingeborene Bevölkerung
vor Ankunft der Europäer zu einer bedeutenden Culturhöhe erhoben. Dort fanden
die eindringenden Spanier mächtige, wohlorganisirte Reiche, in denen aber ein
blutiger, grauenhafter Götzencultus herrschte. In Mexiko betrieb man den Feld-
bau und errichtete großartige Tempel und Paläste. Noch bedeutender erscheinen
die Bauten der alten Peruaner, besonders ihre ungeheuren Reichsstraßen in den
Anden. Der Ackerbau wurde in diesem Lande mit Sorgfalt betrieben, ebenso die
Zucht des als Lastthier gebrauchten Lama. Den Gebrauch des Eisens kannten indeß
15. Bd. 9
- S. 378
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
376
Achtes Kap. Von Errichtung des
§.38. Betrachtungen. Die neue Verfassung.
Und welches war denn der neue Geist, der, gerufen von den Cortes, den
alten Staatskörper verjüngend durchwehte? — welcher glorreich crsezte, was
weder der Natio nal stolz — der durch so viele Niederlagen gebeugte —,
noch das Mönchthuin — das jczt zertrümmerte oder unter kräftigem Fuße
gehaltene —, noch die Grandezza — deren Glieder bereits dem neuen
Throne, um in dessen Strahlen sich zu sonnen, zueilten — mehr zu leisten
im Stande waren? — Welches neue Triebrad mochte wohl an die Stelle der
abgcnüztcn Hebel der Knechtschaft treten? — Die Freiheit war cs, deren
Zauberton alle natürlich Edelgeborenen ergriff, und selbst die Masse (wie Or-
pheus Leier die Thiere des Waldes) ansprach; und deren Fahnen, nachdem
Herren und Knechte, Priester und Priestersklaven durch Napoleon's Herrscher-
stimme beschwichtigt, eingeschüchtert und niedergeschmettert waren, alle Vater-
landsfreunde liebend, begeistert, todverachtcnd zueilten. Die Freiheit war
cs — also nicht blos jenes Recht, welches die fanatischen Gegner König Jo-
seph's zum Feldgeschrci nahmen, das Recht, einem angeborenen Herrn zu ge-
hören, welchem gegenüber man selbst kein Recht hat', sondern die wahre
bürgerliche und menschliche Freiheit, welche unzertrennlich ist von der Persön-
lichkeit und Menschenwürde, das Recht, sich selbst anzugehören und Glied einer
freien Gesellschaft zu seyn, also keinem Geseze zu gehorchen, das nicht zugleich
eigener verständiger Wille oder Wille der mündigen Gesellschaftsgliedcr ist.
Den Ideen dieser Freiheit gemäß verkündeten die Cortes gleich nach ihrer
Eröffnung, neben den kräftigsten Maßregeln zur Vaterlandsvcrtheidigung, das
Recht der Spanier, Abhilfe ihrer Beschwerden zu fordern, und das heilige
Recht der Oeffcntlichkeit der Staatsverwaltung und der Preßfreiheit,
dieses köstlichste aller Rechte, ohne welches alle übrigen nur prekairc Gestattung
find, welches alle Guten und Verständigen lieben und des höchsten Preises
werth achten, alle Lichtscheuen und Bösen aber hassen und fürchten; die erste
Bedingung eines Rechtsstaates.
Nach diesen vorläufigen Schritten ordneten die Cortes eine neue Regent-
schaft von drei, das Vertrauen der Nation bcfizenden, Männern, Blake,
Agar und Ciscar, und erfreuten sich sofort des vielstimmigen Dankes und
der eifrigsten Ergebenheit der Vaterlandsfreunde.
Während diese Cortes mit dem Entwurf einer neuen Verfassung sich bc-
1913 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael, Opitz, H.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
/
Europa.
Allgemeine Uberschau.
Tie Größe des Erdteils (vgl. die Weltkarte!). Europa ist nächst Australien
der kleinste Erdteil; es umfaßt 19 Mill. qkm und 440 Mill. Einwohner. Mit Asien
und Afrika bildet es die sog. „Alte Welt". Auf dem Globus oder der Weltkarte macht
Europa den Eindruck einer Halbinsel Asiens und dieser Eindruck wird bei einer Ver-
gleichung der natürlichen Verhältnisse beider Erdteile noch weiter verstärkt. Neben
der ungeheuren Flächenausdehnung Asiens — es ist 4% mal so groß als Europa
und hat doppelt soviel Einwohner — tritt Europa zurück. Das oft- und nordeuropäische
Tiefland erscheint nur als ein Ausläufer des großen sibirischen Tieflandes und die
Süd europäischen Faltengebirge stehen im Zusammenhang mit denen von Vorder-
asien. Wohl erhebt sich an der Grenze zwischen Europa und Asien das Uralgebirge
als eine natürliche Scheidewand; aber dieses Gebirge ist niedrig und leicht zu über-
schreiten; ja von seinem Südende bis zum Kaspischen Meere ist die Grenze völlig
offen und durch dieses Tor sind die europäischen Völkerschaften wohl größtenteils
nach Europa eingewandert. Europa und die nördliche Hälfte Asiens liegen auch unter
gleicher Breite; sie gehören der gemäßigten Zone an und haben daher eine ver-
wandte Pflanzen- und Tierwelt. Seinen natürlichen Verhältnissen nach kann
Europa als eine Halbinsel von Asien betrachtet werden.
Gleichwohl gilt Europa mit Recht als ein selbständiger Erdteil durch seine Ge-
schichte und die Kultur seiner Bewohner, ja es ist gerade durch diesen Umstand der
wichtigste unter allen Erdteilen. Wohl hat Europa die Keime seiner Bildung und
Gesittung aus dem Oriente empfangen — von den Phöniziern, Afsyrern, Baby-
loniern, Indern und Ägyptern —■; aber es hat diese Bildungskeime selbständig ent-
saltet und zu höchster Blüte gebracht, während die Orientalen jahrhundertelang
aus gleicher Kulturstufe stehen geblieben sind. Die geistige Überlegenheit gab den
europäischen Völkern die Kraft, ihre Herrschaft über alle Erdteile auszubreiten und
ihre Kultur zum Siege in der ganzen Welt zu führen.
Hierbei wurden sie durch die günstige Natur des Erdteils wesentlich unter-
stützt. Am vorteilhaftesten hat sich
erwiesen die geographische Lage Europas
i) Kultur ist der Inbegriff aller materiellen, geistigen und sittlichen Güter eines Volkes.
17. Bd. 9
- S. 3
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
3
Einleitung.
deren Spuren die nächstfolgende Zeit wieder verwischt, deren Sturm kaum
die Oberfläche des Volkslebens bewegt hat. An anderen, ob auch tiefer
gebenden, nahm das Volk nur leidend, und zwar meist auf einförmige
Weise, Theil. Die Reformationen der Kirche und des Staates dar
gen, welche den Anfang der neuen und der neuesten Zeit bezeichnen, haben
ibrc Wurzel, ihre bewegende Kraft, so wie ihr Ziel im Volke selbst gehabt;
sie wirkten daher beide umfassend, tief und dauernd. Aber daß dieses Ziel
hier ein politisches, dort ein kirchliches war, mußte bestimmend auch
für de» Geist, Gang und Erfolg der beiden Umwälzungen seyn.
Eine politische Revolution, wie die französische, wäre im scchszehnten
Jahrhunderte unmöglich gewesen. Der dritte Stand oder die Nation er-
mangelte damals noch der Erkenntniß, ja der Ahnung seiner Rechte, auch
war der Zustand der Gesellschaft, ob auch rechtlich unbefestigt, doch
der That nach erträglich; und selbst die Bauern, obschon schwer ge-
drückt durch die Last der Hörigkeit, waren eben dadurch theils auch knech-
tisch an Gesinnung geworden, theils verschont geblieben von Anforderungen
der Staatsgewalt. Nur religiöse Ideen — da sie auf dem Glau-
den haften, welcher die Gabe sud) der mindest Gebildeten seyn mag — konn-
ten jene Masse in Bewegung sczen. Dagegen würden die Interessen der
Religion oder des Kirchcnglaubcns die Völker des sinkenden 18ten und
beginnenden I9ten Jahrhunderts schwerlich in große Bewegung gebracht haben.
Dafür aber sprachen jene des bürgerlichen und politischen Zustandes,
verdeutlicht durch die vorangcschrittcne Geistesbildung und fühlbar gemacht
durch die furchtbar verstärkte und rücksichtsloser mißbrauchte Regierungsgc-
walt, jczt den Eifer der Völker an.
Doch schwerer bleibt immer, die Masse für ein politisches System zu
entzünden, als für ein kirchliches. Nur Wenigen ist als Frucht des Talentes
und des ernsten Studiums das Wissen, die festgewurzelte Ueberzeugung
verliehen. Der Allermeisten Theil ist blos das Glauben, und ohne Unter-
werfung unter höhere Autorität bleibt jeder Glaube schwankend. Wohl mag
geschehen, daß ein ganzes Volk im Gefühle der Noth übereinstimme, weit
seltener aber im Vertrauen auf ein Heilmittel.
Was die Reformation begehrte, war weit einfacher, näher liegend
und zu gewähren weit leichter, als was die Revolution. Glaubens - und
Gewissensfreiheit, Reinigung der Kirche von eingerissenen Mißbräuchen, selbst
18. Bd. 8
- S. 332
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
332 Fünfzehntes Kap. Nordamerika». Revolution.
Halifax, und zwei anderen, welche ans Irland gekommen waren, hoffte
durch die Blockirnng Bostons (1. Juni 1774) die Unterwerfung der Provinz
und mit ihr aller übrigen Kolonien zu bewirken. Aber zum Erstaunen der
Welt und zur Demüthigung Englands ist aus dem verachteten Funken eine
weit über Land und Meer und bis herüber nach Europa leuchtende Kriegs-
flammc geworden, deren verzehrender Wirkung Großbritannien Selbst,
das stolze Mutterland, nach der äußersten Anstrengung nur durch endliches
Nachgeben sich entzog.
Freilich waren es nicht die Ideen allein, welche Amerika frei machten,
und nicht die Kraft der über die Provinzen zerstreuten, zwar zahlreichen,
doch nur lose verbundenen und von den Hauptmittcln des Krieges entblös'tcn
Freiheitsfreunde. Gott war cs, welcher sie schirmte und triumphirend machte,
welcher Männer von hohem Geiste in Rath und That erweckte, und ihr
Heldenthnm segnete, welcher endlich die Weltlage dermaßen gestaltet hatte,
daß auch naturgemäß der Freiheit feindselige Kräfte, daß die Despotenreiche
Frankreich und Spanien für das Recht Amerika's und der Menschen
streiten mußten. Ohne Dieses wäre die neugeborene zarte Pflanze der ameri-
kanischen Freiheit fast unausbleiblich niedergeschlagen worden durch Englands
gewaltigen Dreizack, durch die seiner gereisten Civilisation entsprossene Masse
tausendfältiger Kräfte, durch seine auf Eisen und Gold gebaute, doppelt
furchtbare Macht. Führte cs doch nicht blos seine eigenen wohlgcrüstcten
Streiter in den hartnäckigen Kampf, sondern mit ihnen auch lange Züge im
Auslande, zumal auf teutschem Boden, gekaufter Waffenknechte. Weiße
Sklaven, welche, unglücklicher als die schwarzen, weil ihrer Menschenwürde
mehr bewußt und weil zu schrecklicherem Dienste verurthcilt, als diese, durch
ihren Anblick und durch ihr Thun weit eindringlichere Lehren der neuen
Welt verkündeten, als Rousseau und Paine thaten mit aller Kraft der
Begeisterung und der Wahrheit.
Die strengen Maßregeln Englands beugten den Geist der Kolonien nicht;
vielmehr entflammten sie noch mehr ihren Zorn und ihren Muth. Gleich
klug und besonnen, als standhaft und kühn trafen sie die Anstalten des
Widerstandes; Eintracht, patriotische Dahingebung, edler Feuereifer für die
Freiheit, in allen Provinzen und in allen Klassen der Gesellschaft vorherrschend,
stellten das amerikanische Volk dar als fähig und als würdig der Freiheit.
Auf die erste Nachricht von den harten Dekreten beschloß man in der Provinz
1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
20 Die fremden Erdteile.
namentlich sind in den Hafenplätzen der Kapkolonie, von Natal sowie in den
Städten des inneren Südafrika, besonders in Kimberley, bedeutende deutsche
Firmen vorhanden. Auch als Farmer ragen die Deutschen in Südafrika hervor.
Deutsche Ackerbaukolonien bestehen in der Nähe von Kapstadt, im Osten der
Kapkolonie (um King Williamstown swilliämstann) und East [t£)ft] London) und
in Natal. Sonst aber fehlen eigentliche deutsche Ansiedelungen; nur in Deutsch-
Südwestafrika sind in jüngster Zeit solche gegründet worden. Die Gesamtzahl
der Deutschen (ausschließlich der Buren und Niederländer) beträgt in Südafrika
etwa 35000.
Amerika.
42 Mill. qkm, 160 Mill. Einw.
Ehemaliger Zusammenhang Nordamerikas mit der Alten Welt. Wie
Afrika einstmals mit Europa-Asien zusammenhing, so gab es auch eiue Zeit, in
der Nordamerika mit der Alten Welt unmittelbar in Verbindung stand. Für
den Zusammenhang mit Asien spricht die enge Berührung beider Erdteile an der
seichten Beringsstraße; und in den Inseln, die von Nordamerika nach Europa
hinüberführen (Grönland, Faröer, Shetland-Jnfeln), sind uns die Neste der ehe-
mals hier vorhandenen Länderbrücke erhalten. Auch die Pflanzen- und Tierwelt
Nordamerikas steht vielfach jener der Alten Welt sehr nahe. Wir treffen in
Nordamerika das Renntier, den Biber und die uns vertrauten Gestalten unserer
Waldbäume. Ebenso weisen die mongolenähnlichen Merkmale der Urbevölkerung
Amerikas darauf hin, daß von Asien her die Besiedelnng des Erdteils erfolgt ist.
Die Verbindung Nordamerikas mit Südamerika trat erst in einer späteren
erdgeschichtlichen Periode ein.
Naturausstattung Amerikas.
Unter allen Erdteilen verfügt Amerika über die reichsten
natürlichen Hilfsmittel.
Die insulare Lage der Neuen Welt bedingte zwar deren späte Entdeckung
(1492); nachdem aber der Atlantische Ozean durch Kolumbus zur völkerver-
bindenden Straße geworden, mußte auch die Fülle der Naturgaben Amerikas
allmählich znr Geltung gelangen.
Vor allem erfreut sich Amerika vermöge seiner Lage zwischen den Kultur-
gebieten der Alten Welt (Europa und Ehina-Japan) einer äußerst günstigen
Weltstellung.
Die atlantische Küste Nordamerikas weist zahlreiche treffliche Häfen und
Buchten auf und in Südamerika ermöglichen die großen Ströme (Amazonas,
La Plata) mit ihren breiten Trichtermündungen auf Hunderte von Beeilen land-
einwärts die Schiffahrt.
Das Hochgebirge der Anden und der Cordilleren, das längste Kettengebirge
der Erde, ist an den Rand des Erdteils gerückt und gewährt dadurch Raum zur
Ausbildung weit ausgedehnter Tiefländer, die von schiffbaren, leicht dnrch Kanäle
1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
Europäer, oft mit vieler Grausamkeit, verdrängt sind. In
Nordamerika finden sich fast nur Europäer, welche mehrere
republikanische Staaten bilden; in Südamerika sind die ein-
geborenen Amerikaner vorherrschend; in Westindien bilden
die Hauptbevölkerung die armen aus Afrika geraubten Ne-
ger, deren Sklaverei aber neuerlich durch die Engländer ge-
endet ist. Unter ihnen finden sich auch hier durch die un-
ermüdliche Arbeit der Missionare viele liebliche Christenge-
meinden; in Nordamerika steht das Christenthum mit weni-
ger Ausnahme auch in Blüthe, eine Menge von Bibel-,
Missions-und Mäßigkeitsgesellschaften verbreiten die segens-
reichsten Wirkungen; in Südamerika leben aber neben vielen
abergläubischen Christen noch viele Heiden, und es ist hier
des Streites Viel.
Iv. Australien oder Südindien ist die südöstliche
Fortsetzung von Asien im stillen Ocean. Es besteht aus
einer Menge von Inseln, unter denen Neuholland, Neu-
guinea und Neuseeland die größten sind. Es enthält etwa
200000 Q. Meilen mit 2 — 3 Mill. Einwohnern. Auf ei-
nigen Inseln finden sich große Berge, namentlich Vulkane,
aber keine großen Ströme, und fremdartige Thiere und Pflan-
zen. Die Einwohner sind meist wilde Heiden, selbst Men-
schenfresser; aber auf einigen Inseln, besonders den Sand-
wichsinseln, haben die Bemühungen der Missionare schon
die herrlichsten Früchte getragen, und man kann da sehen,
wie es Gott den Unmündigen gibt, während er es den Wei-
sen und Klugen verbirgt.
V. Wir kommen nun zu dem Erdtheil, welchen wir
bewohnen, Europa. Er ist freilich nächst Australien der
kleinste unter allen Erdtheilen, denn sein Flächeninhalt be-
trägt nur 180000 Q. Meilen. Aber auch hier kann man
wieder sehen, wie der liebe Gott, was gering ist vor der
Welt, sich erwählet, denn auf keinem Welttheil hat er ver-
hältnißmäßig so viele Menschen geboren werden lassen, in-
dem ihrer nicht weniger als 240 Millionen sind; keinem
hat er das Licht seiner göttlichen Offenbarungen in so rei-
chem Maaße geschenkt, denn mit Ausnahme einiger weniger
in den nordöstlichen Gegenden lebenden Heiden (Lappen
und Samojeden), der Türken, welche Muhamedaner sind,
und der hie und da zerstreut wohnenden Juden sind alle
Bewohner Europas Christen; eben darum aber besitzt auch
kein Welttheil einen so hohen Grad der Kultur, denn wo