Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 13

1861 - Eisleben : Reichardt
13 Spanien aus in Frankreich einfielen, schlug er sie in der blutigen Schlacht zwischen Tours und Poitiers. 752—768 Pipizr^der Kleine König des fränkischen Reiches. * Er war seinem Vater Karl Ma,stell zunächst als major domus gefolgt (741). Mit Zustimmung des Adels, des Volkes find der Geistlichkeit (Papst Zacharias) wird der letzte Merfiviuger Ch il der ich Iii. auf dem Reichstage zu Soissons 752 abgesetzt und in's Kloster geschickt. Pipin wird von Donifaciusd) zum Könige gesalbt. Er unterstützt den Papst Ste- phan Ii. gegen die Langobarden (König Aistulph) und schenkt ihm das Gebiet von Ravenna. Anfang der weltlichen Macht des Papstes, e) Zweite Periode. Entstehung und Ktüthe des römisch-deutschen Aaiserthums. Die Kreuzzügr. 768 — 814 Karl der Große. - Sohn Pipins d. K., nach Karl m a n n s^ Tode (mit^ Uebergehung der Söhne desselben) alleiniger König der Franken. Durch glückliche Kriege (s. u.) erweiterte er das Reich im R. bis zur Eider, im O. bis zur Oder und Raab, im W. bis an den Ebro. Verwaltung des Reiches durch die Grafen der einzelnen Gaue. An den Grenzen Markgraf- schaften. Beaufsichtigung durch königl. Sendbo- ten. Jährliche Reichstage in Verbindung mit dem sogen. Maifelde (große Heerschau des aufgebotenen Volks), f) d) Winfried, der Apostel der Deutschen, aus Wessex in England. Be* gründer der geistlichen Oberherrschaft des Papstes in Deutschland. 755 von den heidnischen Friesen erschlagen. e) Die geistliche Obergewalt des Papstes war um 600 von Gregor d.^ Gr. begründet worden. Christenthum in Britannien. f) Früher im März; erst Pipin hatte diese Versammlungen aus den Mai verlegt.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Das Mittelalter - S. 71

1912 - Nürnberg : Korn
— 71 — als er zurückkam, sprach er zu seiner Großmutter: „Das ist ein Mann, Großmutter, das ist ein Mann! O laß mich mit ihm ziehen!" Aber Addula sprach: „Wie willst du mit ihm ziehen? Die Reise ist gefährlich und du bist erst fünfzehn Jahre alt. Ich würde mich zu Tode um dich grämen." Die Abreise. Am andern Tage zur Mittagszeit setzte sich Winfried mit den Nonnen zu Tische. Die Äbtissin brachte das Buch und fragte: „Wer will vorlesen?" Gregor meldete sich. Nachdem Winfried ihn gesegnet hatte, fing er an, laut und schön zu lesen; es war ein großes Bnch mit lateinischen Buchstaben und Wörtern, in dem er las. „Er liest gut," sagte Winfried leise zur Äbtissin und schaute mit Wohlgefallen auf den Vorleser. „Er ist jetzt fünfzehn Jahre alt und kam erst aus der königlichen Pfalz von der Hofschule," antwortete die Äbtissin; „darum trägt er auch weltliche Kleider." Winfried erkannte, daß der Knabe fähig und geschickt sei, und sprach zu ihm, als er aufgehört hatte zu lesen: „Du liest gut mein Sohn! Verstehst du auch, was du liest?" Gregor antwortet: „Ja." Da sprach Winfried: „Sage mir, was bedeutet das, was du liest?" Aber Gregor war noch kindisch; er verstand nicht, was jener meinte, und fing wieder von vorne zu lesen an wie das erste Mal. Doch Winfried ließ ihn nicht anslesen. „Nicht so, mein Sohn," sagte er, „ich bitte, sage mir jetzt, was du gelesen hast, aber nicht lateinisch, wie es im Buch steht, sondern deutsch in deiner Muttersprache." Gregor errötete und schlug die Augen nieder: „Nein das kann ich nicht." Da sprach Winfried: „Willst du, mein Sohn, daß ich es dir erkläre?" Und nun fing er an, mit erhobener Stimme die Geschichte zu erzählen. Als nun für Winfried die Zeit der Abreise kam, sprach Gregor zu seiner Großmutter: „Ich will mit diesem Manne ziehen und sein Schüler werden, damit ich alle seine göttlichen Bücher kennen lerne." Die Äbtissin erwiderte: „Ich bin alt, ich lasse dich nicht von mir. Wenn du fortgehst, sehe ich dich zum letzten Mal". Gregor gingen die Augen über; allein er bat sie um ein Pferd. Sie schlug es ihm ab. Da sprach er: „Wenn du mir kein Pferd geben willst, daß ich mit ihm reiten kann, dann werde ich zu Fuß mit ihm ziehen." Da redete Winfried mit der Äbtissin, und weil sie eine verständige Frau war und sah, daß der Jüngling unbeugsam sei, gab sie ihm Diener und Pferde und ließ ihn fortziehen.

2. Khosru II. bis Columbo - S. 480

1829 - Leipzig : Cnobloch
480 fried (späterhin Bonifacius genannt) , Abt eines Klosters in Britannien, dieses Land., und begab sich erst nach Nom und, nachdem ihm hier der Papst —1 jetzt Gregor Ii. — dazu die erbetene Erlaubniß ertheilt hatte, als Missionnair nach Deutschland. Dicß war im Jahre 718, und Win- fried mochte jetzt wohl 38 Jahre alt seyn. Zu- erst fand er sich bei den Friesen ein, dann aber durchwanderte er das Thüringer-Land, darauf aber das der Hessen und Sachsen. Im Hessischen, (bei der heutigen Stadt Hofgeißmar) stand die große heilige Eiche, unter welcher die heidnischen Be- wohner der ganzen Umgegend ihre Opfer brachten. Sehr Viele hatte Winfried bereits bekehrt, und er verlangte nun auch, daß von ihnen diese Eiche ver- nichtet werde, aber Keiner getraute sich dieß, da er befürchtete, daß ihn Thor vom Himmel herab zerschmettern würde. Daher ergriff Winfried selbst die Axt, und ließ nicht eher nach, als bis er die mächtig starke Eiche gefällt hatte. Da nun nicht erfolgte, was man befürchtet hatte, so gewann ec von der Zeit an besonderes Vertrauen und Anse- hen, und bekehrte immer mehr Deutsche. I,n Jahre 723 berief ihn Gregor Ii. nach Nom, erhob ihn zum Bischof, und empfahl ihn mittelst Briefen an Karl Märtel und andere angesehene Männer, besonders aber den Bischöfen, ihm bei seinem fer- neren Vorhaben zur Verbreitung und Beförderung des Christenthums möglichst behülslich zu seyn.

3. Das Mittelalter - S. 74

1912 - Nürnberg : Korn
— 74 — war voll Gold und das Hinterstück ein lederner Beutel voll Silber." — Der Wind hatte unterdessen das Gewölk vertrieben und hell schien der Mond herab. Die Reisenden wickelten sich in die warmen Mäntel und Felle und legten sich ins Heidekraut zur Ruhe, und die Stimmen der Waldvögel weckten sie am Morgen. Die Göttin Berchta. Einmal erreichten die müden, hungrigen Reisenden spät in der Nacht noch ein Dorf. Zwischen den Dorfzäunen ritten sie durch die krummen, winkeligen Gassen und suchten eine Nachtherberge; aber alle Höfe waren dunkel und alle Türen verschlossen; nur die herumschweifenden Hunde bellten die nächtlichen Wanderer an und bissen vor Bosheit in ihre Stöcke. Endlich am Ende des Dorfes erblickten sie einen einzelnen Hof. In der Stube brannte noch Licht und aus einem Vorratshause des Hofes hörte man das Knirschen der Mühlsteine; eine Magd drehte die Handmühle und der weiße Mehlstaub flog um ihren Kopf. Auf den Zuruf des Führers öffnete die Magd das Hoftor; aber schon kam auch eine Frau aus dem Hause und leuchtete mit dem brennenden Kienspan den Fremden ins Gesicht. „Frau," sagte Winfried, „wir sind Wanderer ohne Herberge; gib uns für die Nacht ein Plätzchen in deinem Hause! Gott wird dir's lohnen!" Die Frau warf einen Blick auf das lange, schwarze Kleid Winfrieds und auf seinen geschorenen Kopf und sprach: „Du siehst schier aus wie jener Fremde, der vor Jahren da drüben im Walddorfe den Bauern von einem neuen Gott erzählt hat. — Mein Mann ist fort; ich bin allein mit dem Knecht und der Magd. Kommt herein!" Sie banden ihre Pferde an die wilden Apfelbäume hinter dem Hanse, wo der Knecht den Tieren Heu vorwarf, und gingen in die Stube. Ein Kind lag dort in der Wiege und weinte. „Es ist krank," sagte die Frau. Winfried betete leise über dem Kleinen; dann nahm er aus seiner Reisetasche scharf riechende Kräuter, gab sie der Frau und sprach: „Koche dem Kinde davon einen Trank und es wird gesund werden!" Die Frau wischte mit der Schürze über den Tisch und sprach: „Nehmet Platz!" Dann setzte sie ihnen Haferbrei und schwarzes Roggenbrot vor und einen Krug mit Wasser und bereitete ihnen auf dem Boden der Stube aus Stroh und Fellen ein Lager. Gregor, die Mönche und der Führer fielen bald in festen Schlaf; Winfried aber konnte vor Müdigkeit nicht gleich einschlafen. Die Frau

4. Mittelalter - S. 11

1879 - Dillenburg : Seel
— 11 — diese besiegt, aber auch die Briten unterworfen und das. unter diesen schon verbreitete Evangelium ausgerottet. Der Papst Gregor d. Gr. war es, durch dessen Eiser die Mission in Britannien wieder aufgenommen wurde; bald war ganz Britannien dem Christenthum und der Herrschaft des Papstes gewonnen. Ja sie waren bald so eifrige und thätige Christen, daß sie es sich angelegen sein ließen, ihren Stammverwandten das Evangelium zu bringen. Da lag ihnen denn das Land der Friesen am nächsten, auch verstanden sie die Sprache dieses Volkes noch, und so kam es, daß zuerst Zu den Friesen der angelsächsische Missionar Willibrord kam und gestützt durch den mächtigen Einfluß Karl Martell's mit günstigem Erfolge an der Bekehrung der Friesen arbeitete; er gründete das Bisthum Utrecht. Seine Thätigkeit wird aber weit übertroffen durch diejenige seines Landsmannes Winfried. b. Winfried und seine Missionsarbeit. Winfried, welcher seiner Deutschland erwiesenen Wohlthat wegen gewöhnlich Boni-facius, d. i. Wohlthäter, genannt wird, war ums Jahr 680 zu Kirton in der Grafschaft Wessex geboren. Seine Eltern waren angesehene und wohlhabende Leute, bei welchen öfter christliche Reiseprediger einkehrten. Durch diese wahrscheinlich war schon frühe in dem Knaben eine Neigung zum geistlichen Stande und zum Klosterleben erweckt worden; aber nur die ungewöhnliche Festigkeit des jungen Winfried, sowie vielleicht eine überstandene schwere Krankheit desselben konnte die Eltern, welche ihn für einen weltlichen Beruf bestimmt hatten, bewegen, dem Drängen des Knaben nachzugeben. Er trat in das Kloster zu Ex et er ein, wo er bald durch seine hervorragenden Geistesgaben, sowie besonders durch das Talent des guten Vorlesens die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich zog. Als er dreißig Jahre alt war, ließ er sich zum Priester weihen und, kenntnisreich und hochgebildet, gewandt und voll Eifer, den Ungläubigen das Evangelium zu predigen, begab er sich Zu feinem Landsmanne Willibrord, der schon längere Zeit an der Bekehrung der Friesen arbeitete. Ungünstige Verhältnisse, ein Sieg der Friesen über den fränkischen Majordomus Karl und das starre Festhalten des Friesenkönigs Radbod an der heidnischen Religion nöthigte ihn, nach England zurückzukehren. Im Jahre 718 reiste er nach Rom und erhielt vom Papste Gregor Ii. den Auftrag, den heidnischen Deutschen das Evangelium zu predigen. Den ersten Versuch machte er in Thüringen, fand sich aber bewogen, nach Friesland zurückzukehren.

5. Das Mittelalter - S. 69

1912 - Nürnberg : Korn
— 69 — saal des Klosters beim Lampenschein saß die Äbtissin Addula mit den weißgeschleierten Nonnen; sie horchten auf Gregor, den Enkel der Äbtissin, der aus einem großen Buche mit lauter Stimme vorlas. Plötzlich schaute er auf: „Horch, Großmutter, draußen reitet jemand!" Alle lauschten; aber nur der Wind sauste und die Regentropfen schlugen an die Fensterläden. „Es ist nur der Wind!" sprach die Äbtissin; „wer wird noch reisen so spät in der Nacht und bei solchem Wetter?" Der Jüngling las noch ein paar Zeilen; aber jetzt vernahmen alle deutlich Hufschläge und eine Stimme; auch der Pförtner blies ins Horn. Der Vorleser klappte flink das Buch zu und eilte mit der Äbtissin hinaus in den finstern Klosterhof, wo eben an der Pforte ein fremder Reiter vom Pferde stieg und um Einlatz bat. „Ick bin der Benediktinermönch Winfried." sprach der * Reisende, „und komme weit her, — aus Friesland. In Trier waren schon die Stadttore geschlossen, und so bitte ich euch, nehmt einen armen Pilger auf in euer Kloster." Während der Pförtner das Pferd in den Stall führte, geleitete die Äbtissin den Gast in den Speisesaal; Gregor aber machte sich mit dem Gepäck des Mönches zu schaffen und wich nicht von seiner Seite. An der Türe des Speisesaales mußte der Fremde sich bücken, so hoch war seine hagere Gestalt; von seinen.schuhen lief das Wasser und seine schwarze, geflickte Mönchskutte war gauz vom Regen durchnäßt; er schlug die Kapuze zurück und begrüßte die Nonnen. Die Äbtissin' sandte eine von ihnen in die Küche, um nachzusehen, was an kalten Speisen noch da sei. Und während der Fremde aß, betrachteten alle sein abgemagertes, sonnenverbranntes Gesicht und seine hageren Hände. „Gott, was muß dieser Mann Schweres erduldet haben!" flüsterte eine Nonne der andern zu. — „Das ist die erste ordentliche Kost, die ich seit vielen Monaten wieder genieße," sprach jetzt der Fremde; „wie freue ich mich, daß ich wenigstens ein paar Nächte wieder ein anderes Lager habe als den kalten Erdboden, und eine andere Decke als den Wald und den Himmel!" Nach dem Essen begann er sein Reisegepäck zu öffnen und zu untersuchen; da war ein Kelch, Bücher von Pergament, kirchliche Kleider und Büchsen mit Reliquien. Mit Betrübnis nahm er wahr, wie ein Buch vom Regen durchnäßt und auf einem Blatte die schwarzen und roten Buchstaben durch Flecken verdorben waren. Gregor betrachtete mit Staunen diese Dinge und die Äbtissin sprach: „Wie ich an deiner Sprache merke, bist du einer von den ausländischen Mönchen^ wie sie jetzt bei.uns herumreisen und den Heiden von Jesus erzählen. Ja, vielleicht bist du gar der fremde Mönch, den sie Bonifatius nennen. Längst war ich begierig darnach, diesen Mann einmal zu sehen." Da nickte Winfried, stützte den Kopf müde auf die Rechte und sprach:

6. Das Mittelalter - S. 72

1912 - Nürnberg : Korn
— 72 — Die Sage von der wilden Jagd. Schon viele Tage waren sie gereist; der Nachttau und der Regen machte sie naß und die Sonne und der Wind wieder trocken. Einmal kamen sie mit dem Führer an einer Schmiede vorbei, die einsam im wilden Walde unter drei Eichbäumen stand. „Wie weit ist noch bis zum nächsten Dorf?" fragte der Führer. Der Schmied schlug mit dem Hammer auf das glühende Eisen, daß die Funken sprühten, und rief: „Nur noch drei Stunden". Sie ritten weiter; die Sonne ging unter und rabenschwarz brach die Nacht an. Immer schmäler und immer wilder wurde der Weg; sie stiegen von den Pferden und führten sie am Zügel nach; bald kletterten sie steile Anhöhen empor, bald stiegen sie hinab in wilde Schluchten, wo der Bach zwischen großen Steinen murmelte, und zerrissen sich Kleider und Haut an den spitzen Ästen. „Wir haben den Weg verloren," sagte jetzt der Führer, blieb stehen und tastete nach dem Pfad mit den Händen; aber er griff nur Moos und Baumwurzeln. Sie horchten; kein Hund bellte, kein Hahn krähte, nur der Wind rauschte in den Ästen. Endlich gelangten sie schnaufend und schweißtriefend auf eine lichtere Höhe mitten im Walde, wo aus dem Heidekraut ganz allein eine große Föhre zum schwarzen Nachthimmel emporragte. Hier schnallte der Führer den Pferden das Gepäck ab und ließ sie weiden. Dann nahm er sein Beil aus dem Gürtel und zimmerte aus starken Pfählen einen Zaun rings um den kleinen Lagerplatz, über den der Baum seine buschigen Äste breitete. Nach getaner Arbeit setzte er sich ins Heidekraut und verzehrte ein Stück kaltes Wildbret. Inzwischen hatte Gregor ans einem Steine Feuer geschlagen und briet die Fische, die sie bei Tag im Waldbache gefangen hatten. Nach der Mahlzeit vor dem Schlafengehen machte Winfried ans Haselruten ein Kreuz und hing daran die Kapsel mit den Reliquien. Das Wetter wurde immer unheimlicher; der schwarze Himmel überzog sich mit fliegenden Wolken; der Sturm pfiff und heulte durch die Baumwipfel, schleuderte dürre Äste herab, brach Baumstämme ab oder riß Bäume samt den Wurzeln aus, daß sie krachend zu Boden schlugen. „Hört ihr die wilde Jagd? — Das ist Wotan, der Himmelvater! er jagt mit den Göttern," sprach schaudernd der Führer und warf sich zu Boden, damit der wilde Jäger über ihn wegziehe, ohne ihm zu schaden. Und wie der Sturm ein wenig nachließ, fing er an zu erzählen: „In der Nacht kam einst ein Bauer trunken von der Stadt heim. Sein Weg führte ihn durch einen Wald. Da hörte er die wilde Jagd und das Getümmel der Hunde uift) den Zuruf des Jägers in hoher Luft. „Mitten in den Weg! Mitten in den Weg!“ ruft eine Stimme; allein

7. Realienbuch - S. 20

1914 - Langensalza : Beyer
20 Geschichte. I waren, so milde und freundlich waren sie in der Regierung derselben. Sie widineten sich den Werken des Friedens und sollten darin Großes leisten, herrlich blühte daz Gewerbe auf. Die Vraber stellten seidene Gewänder, Teppiche, Waffen und Schmucksachen her und brachten diese Gegenstände durch den Handel in die verschiedensten Länder. Noch bedeutender aber waren ihre Leistungen in der Wissenschaft und Kunst. Sie trieben Nrzneikunde, Mathematik, Erdkunde, Naturwissen- schaften und Geschichte. Noch heute nennen wir die bei uns gebräuch- lichen Ziffern arabische. Die Nraber haben sie aber nicht selbst er- funden, sondern von den Bewohnern Indiens übernommen. Shre Dicht- kunst brachte herrliche Blüten hervor. Die Märchen aus „Tausend und eine Nacht" üben auf jung und alt einen wunderbaren Reiz aus, und Reste ihrer herrlichen Bauten sind noch in Spanien erhalten; es sei nur auf die Nlhambra hingewiesen, jenen herrlichen Palast, der sich bei der spanischen Stadt Granada befindet. Die Einführung des Christentums bei den Germanen. \. 3rifcfre Missionare. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war das Thristentum in die Gegenden des Rheins und der Donau gekommen; aber die meisten Germanen gehörten noch bis ins sechste Jahrhundert hinein dem Heidentum an. Da erschienen in den düstern Wäldern Germaniens zuerst fromme Glaubensboten aus 3 rland, um den hier lebenden Bewohnern das Wort vom Kreuz zu verkündigen. 2. Angelsächsische Missionare. Die irischen Missionare hatten mit der Bekehrung der Germanen nur einen Anfang gemacht. Viel mehr richteten die nach ihnen kommenden angelsächsischen Glaubensboten aus. Die Angelsachsen wurden um das Zahr 600 durch den Papst Gregor den Großen zum Thristentum bekehrt. Dieser Papst soll einst auf dem Sklavenmarkte in Rom schöne germanische Jünglinge an- getroffen haben. Vis er fragte, welchen: Volke sie angehörten, sagte man ihm, sie seien Angeln, worauf er antwortete: „Sie sollen Engel werden." Die Angelsachsen nahmen das Thristentum willig an, und bald schickten sie Missionare aus, die den noch heidnischen germanischen Stämmen die neue Lehre verkündigen sollten. Der bedeutendste aller angelsächsischen Glaubensboten war Winfried oder Bonifatius. Er stammte aus einer vornehmen Familie und war schon früh in ein Kloster eingetreten. Zuerst ging er zu den Friesen, die an der Nordseeküste und auf den Dnseln der Nordsee wohnten. Die Friesen hielten fest an ihrem alten Götterglauben und waren wenig geneigt, die neue Lehre anzunehmen. Daher konnte Boni-

8. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 144

1852 - Werl : Stein
144 Versprechen, dem Papste von Zeit zu Zeit über den Fort- gang seines Unternehmens briefliche Mittheilungen zu machen-, verließ er Rom im Frühlinge des Jahres 719. Er reifete durch, die Lombardei, dann durch Maiern, wo er an vielen Orten predigte, und kam darauf nach Thü- ringen. Mit Würde und Nachdruck verkündete er die Lehren des Heils. Von allen Seiten drängten sich die Heiden zu ihm, um sich taufen zu lassen und in Jesu Heil zu erlangen. Er legte mehrere Klöster an, und verband mit denselben Schulen, damit sich vo» diesen aus nach und nach Bildung über das rohe Deutschland verbreite. Auf die Nachricht von Radbods Tode reifete er sogleich zu Karl Martell, um nun in Fricsland das Evangelium zu predigen. Mit dem Bischöfe Willibrord wirkte er daselbst drei Jahre lang gemeinschaftlich für die Kirche Christi. Willibrord, sein nahes Ende voraussehend, wünschte nichts sehnlicher, als daß ihm Winfried im bischöflichen Amte folge. Allein Winfrieds glühender Bekehrungseifer ließ es nicht zu-, denn die Erfüllung des Versprechens, welches er dem Papste feierlich gegeben hatte, galt ihm unendlich höher, als Ansehen und die höchsten Ehrenstellen. 18. Winfried, zum zweitenmal in Rom, erhält den Namen Bonifacius. Nach mehrjährigem, segensreichen Wirken reifete Win- fried im Jahre 723 auf eine Einladung des Papstes Gregor zum zweitenmale nach Rom. Hier fand er beim heiligen Vater die ehrenvollste Aufnahme und eine wahr- haft väterliche Zuneigung. Er überreichte dem Ober- haupte der Kirche ein schriftlich abgefaßtes Glaubensbe- kenntniß, welches ihn auf das vollkommenste befriedigte. Nach mehreren Unterredungen über die Angelegenheiten des christlichen Glaubens in Deutschland wurde Winfried vom Papste am 30. November in ,der Vatikankirche zum Bischof gcweihet, ohne jedoch ein bestimmtes Bisthum zu erhalten. Seine Amtsgewalt sollte sich über alle von rhm bekehrten Völker, so wie auch über diejenigen er- strecken, welche er noch bekehren würde. Gleichzeitig erhielt er vom Papste den schönen Namen Bonifacius, d. h. Wohl- thäter. Der h Vater versah ihn mit Empfehlungsschreiben an Karl Martell, an alle Bischöfe, Priester und Diakonen;

9. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 73

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 73 — sandte Papst Gregor (der Große) gegen Ende des 6ten Jahrhunderts Glanbensloten zu ihnen, um sie für das Evangelium zu gewinnen. Diese Männer wirkten auch mit Segen, gründeten überall Kirchen, Klöster und Schulen und brachten bald gar viele zu dem Glauben an den einigen Gott. Als nun in England das Christenthum festen Fuß gefaßt hatte, da richteten sich die Blicke auf die stammverwandten Völker in Deutschland, und mehrere kühne angelsächsische Priester zogen hinüber, denjenigen, welche noch „im Schatten des Todes saßen," das herrliche Licht zu bringen. Unter diesen kühnen, frommen Männern war Bonifacius der ausgezeichnetste, und deshalb nennt ihn die Geschichte auch den Apostel der Deutschen. Bonifacius stammte aus einer vornehmen Familie, wurde 680 in der Nähe von Exet er (eckster), im südwestlichen England geboren und erhielt in der Taufe den Namen Winfried (Friedengewinner, Sieger). Weil er von Kindheit an einen frommen Sinn und große Lernlust befaß, bestürmte er seinen Vater mit Bitten, ihn in ein Kloster zu schicken — andere Schulen gab es damals nicht —, damit er sich dort ausbilden könne. Dem Vater war das nicht ganz recht, weil er gehe ff t hatte, daß Winfried einst ein bedeutendes weltliches Amt in England bekleiden könne; aber endlich gab er doch dem Wunsche des eifrigen Knaben nach. Winfried zeichnete sich im Kloster bald vor allen seinen Mitschülern aus, nicht allein durch Kenntnisse, sondern vor allen Dingen auch durch seinen frommen, echt christlichen Sinn. In feiner Jugend hatte er oft die Lehrer klagen hören, daß noch so viele Millionen von dem Christenthum nichts wissen und wie es noth thue, daß auch denen endlich das Christenthum verkündet werde, und er hatte dann gedacht: „Bin ich nur erst ein Mann, dann will ich hinausgehen und mit Gottes Hilfe unfern heiligen Glauben verkünden." Kaum war er ins Jünglingsalter getreten, als er den Abt (Vorsteher des Klosters) um die Erlaubniß bat, nach Deutschland gehen und das Christenthum predigen zu dürfen; aber dieser willigte nicht ein, sondern sagte: „Du mußt nicht glauben, mein Winfried, daß das Amt eines Glaubensboten leicht ist. Kenntnisse und frommer Sinn genügen nicht allein; es gehört dazu ein kräftiger Körper, der Hunger und Durst, Frost, Nachtwachen und beschwerliche Märsche ertragen kann. Warte noch, mein Sohn, deine Zeit kommt auch, wenn du ein kräftiger Mann geworden bist." Traurig fügte sich Winfried; aber als er 25 Jahre alt geworden war, da ließ er sich nicht länger halten und ging mit zwei gleichgesinnten Freunden zu den Friesen an der Nordwestküste Deutschlands, unter denen schon früher der Angelsachse Willibrord das Christenthum gepredigt hatte. Aber er konnte nichts ausrichten; denn der Friesenkönig Radbod war gerade in einen Krieg mit Karl Martell gerathen und sah jeden Glaubensboten mit mißtrauischen Augen an, obwohl er früher freilich dem Christenthum

10. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 32

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 32 - Thüringerland. welches er sich zu seinem Arbeitsfelde ausersehen hatte. Aber die Verhältnisse müssen hier keine günstige gewesen sein, denn wir treffeai den unermüdlichen Mann bald darauf an der Seile des alten Willibrord im Friesenlande, wo mit dem Tode Radbod's die letzte stütze des Heidenthums gefallen war und unter dem Schutze Karl Martell's die Kirche sich rasch aufbaute. Willibrord hätte ihn gern den Friesen zum Bischos gegeben, aber sein Sinnen blieb auf Deutschland gerichtet. 722 begab er sich abermals dorthin. Unterwegs übernachtete er im Kloster zu Trier. Bei Tische las ein Knabe, Namens Gregor, aus der lateinischen Bibel vor. Win- fried, überall bedacht, dem Herrn Seelen zu gewinnen, fragte den Knaben: „Verstehst Pu auch, was du gelesen hast?" und als derselbe dies verneinte, übersetzte er die gelesene Stelle ins Deutsche und hielt darüber eine ergreifende Rede. Alsbald erklärte Gregor, ihn nicht mehr verlassen zu wollen. Allen Gegenvorstellungen zum Trotze folgte er ihm und ward später ein gesegnetes Werkzeug zur Bekehrung der Heiden im nördlichen Deutschland. Bald darauf traf Winfried auf feinem Arbeitsfelde ein. Zu Amöneburg in Hessen durfte er sich des ersten Segens seiner Arbeit erfreuen. Zwei Fürsten mit vielen ihrer Unterthanen ließen sich von ihm taufen. Nachdem er ein Kloster angelegt hatte, Den Neube- kehrten zum Schutze gegen das sie umringende Heidenrhum, ging er zu den Sachsen. Vieles halte er zu dulden: Mangel und Verfolgung; aber er blieb feft, und siehe, Tausende ließen sich taufen und begehrten Unterricht. 3. Voll Freude über den glücklichen Erfolg eilte er 723 nach Rom zum Papste, ihm zu erzählen, was der Herr Christus gethan unter den Heiben. Der Papst gab ihm den lateinischen Namen Bonifacius, b. i. Wohlthäter, und ernannte ihn zum Bischof über die nenbegrünbeten Gemeinben, nahm ihm aber auch das eidliche Versprechen ab, in den# selben so zu predigen, zu singen und zu beten, wie es in der römischen Kirche geschah. So ist es beim gekommen, daß Deutschland katholisch geworben und geblieben ist bis der Gottesmann Dr. Martin Luther unsere Kirche von dem Aberglauben und bcn Irrlehren des Katholicismus reinigte. Von Rom reifete Bonisacins zunächst zu dem Herzoge Karl Mattel!, der ihm seinen Schutz bei der Bekehrung ter Heiden versprach. Daraus wandte er sich wieder in das Hessenland. Bei Geismar fand er eine Menge Heiden um eine mächtige, uralte Eiche, welche dem Thor geweiht war und den Mittelpunkt des Heibenthums in dortiger Gegend bildete, versammelt. Erfüllt von Mitleib über die Bltnbhctt des Volkes und von einem glühenden Eifer für sein Werk beseelt, halt er den Versammelten einen ergreifenden Vortrag über die Nichtigkeit ihrer Götter und die Herrlichkeit des Herrn Himmels und der Erden und kündigt endlich den

11. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 9

1872 - Halle a/S. : Herrmann
lich auch hier die frohe Botschaft von Jesu. Mehrere fromme Glaubensbolen sandten uns die verwandten Angelsachsen. Der eifrigste und gewaltigste unter ihnen war Winfried, genannt Bvnifacius, „der Vater der deutschen Kirche." Er wurde 680 im Königreiche Wessex aus vornehmem Geschlechte geboren. Frühzeitig übergab ihn sein Vater klösterlicher Erziehung, denn des Knaben heißester Wunsch war, ein Geistlicher zu werden. Im Jahre 716 kam er nach Deutschland, um den frommen Wilebrord in Fries land zu unterstützen. Der Friesenfürst wüthete aber gegen alles, was christlich war, darum ging Winfried sehr bald wieder nach England zurück. — Um später in Deutschland erfolgreicher wirken zu können, durchdachte er sich jetzt einen bestimmten festen Plan. Im Winter 718 auf 719 ging er nach Rom, woselbst er dem Papste Gregor Ii. seine Absichten mittheilte. Von hier aus zog er durch Baiern und Thüringen ; ging auf 3 Jahre wieder zu den Friesen, endlich zu den Hessen 723. Darauf ging er zum 2. Male nach Rom und gelobte dem Papste mit einem Eide, ohne die verderblichen Folgen zu ahnen, alle zu stiftenden Gemeinden an dengehor-sarn des römischenstuhles zubinden. Der Papstweihre ihn dafür zum Bischof, und er ging nach Hessen zu seiner Gemeinde zurück, die aber wahrend der Zeit sehr verfallen war, so daß er zu der Einsicht kam, daß die Predigt zum Sturze des Heidenthums nicht allein hinreiche. — Da fällte er bei Geismar vor den erstaunten Heiden die heilige Thorseiche, den Götzen zum Spott. Nun war der Heiden Widerstand gebrochen, und das Heidenthum sank für immer dahin. Cr berief eine große Zahl Gehülfen und Gehülfinnen aus England, die mittelst Unterrichts im Christenthume, so wie in verschiedenen Gewerben des weltlichen Lebens, vorzüglich im Ackerbau, die Neubekehrten pflegten. Vom Papste Gregor Iii. wurde er zum Erzbischof ernannt; er theilte Deutschland in mehrere Visthümer, z B. Salzburg, Regensburg, Passau, Erfurt, und hielt mit den Bischöfen Synoden zur Einführung einer strengen Kirchenordnung. Im Jahre 745 wurde er Erzbischof von Mainz, und 13 Bischöfe waren ihm untergeordnet. Als er 70 Jahre alt geworden, zog er noch einmal zu den Friesen, um auch sie noch zu bekehren. Aber am 5. Juni 755 fiel ein wüthender Heidenhaufe über ihn und seine Begleiter her, und er starb den edelit Märtyrertod bei Dokum in Kriesland. Seine Gebeine wurden zu Fulda, welches seine Lieblingsstätte war, begraben.

12. Theil 2 - S. 303

1813 - Leipzig : Hinrichs
Christenthum. cfc3 des Eides; um aber den Meineid zu verhüten, führte man die Gotteöurtheile (Ordalie») ein, durch welche Gott selbst gleichsam die Unschuld oder Schuld der Beklagten sichtbar bezeichnen sollte. Sie erhielten sich, bei aller ih- rer Unvollkommenheit, dennoch bis ins zwölfte Jahrhun- dert. « 293. Einfluß des Christenthums in diesem Zeitalter. Das Christenthum, das von diesen noch uncivili- sirten teutschen Völkerschaften angenommen wurde, konnte zwar von denselben nicht in seiner Reinheit aufgefaßt wer- den ; es trug aber doch wesentlich zur Verbesserung der Sitten bei. Große Verdienste erwarb sich der Angelsachse Winfried, bekannter unter dem Namen Bonifacius, um die Verbreitung des Christenthums im Herzen von Leutschland. Seit 716 wirkte er mit seinem Landsmanne Wilbrord zur Bekehrung der Friesen. Autorisirt von dem Papste Gregor 2, und unterstützt von Karl Martell, erschien er in Thüringen und Hessen, und gewann viele Lausende für die christliche Lehre. Er stiftete die Bisthümer Mürzburg, Eichstädt, Vüraburg und die Abtei Fulda. Sein Metropolitansitz war zu Mainz. Er übergab im Jahre 752 dieses Erzbisthum seinem ehe- maligen Zöglinge Lullus, um noch einmal unter den Friesen das Christenthum zu lehren, ward aber (754) von den heidnischen Friesen erschlagen. Selbst der Einfluß der Geistlichkeit auf das Volk war in diesen Zeiten mehr nützlich, als schädlich, be- sonders weil sie, sobald sie zu dem Rechte der Reichsstand- schaft bei den an hohen Festen eingeführten Berathschla- gungen des Königs mit seinen Ständen gelangte, gewöhn- lich auf die Seite des Königs gegen die überwiegende Macht und den Uebermuth der Ritterschaft trat. Dage- gen wohnte der König mit dem Adel auch den Synoden und Concilien der Geistlichkeit bei, und gab denselben dadurch einen höher» Glanz. — Daß übrigens in einem Zeitalter, wo die Geistlichkeit ausschließend in dem Besitze des Uàrestes wissenschaftlicher Kenntnisse, und

13. Bd. 2 - S. 135

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Christenthum. 13.', damals aber schriftlich aufgezeichnet wurden; oder es waren neue Bestimmungen, die aus den Verhältnissen hervorgingen, in welche die Sieger in dem eroberten Lande kamen. In allen diesen Gesetzen mußten mit der Einführung und all. mahligen Ausbildung der königlichen Gewalt, so wie mit dem Uebergange zum Christenthums wichtige Veränderungen erfolgen. Die Gerichts form war bei den Teutschen sehr ein. fach, und trug das Gepräge eines nur allmahlig zu ent- wildernden Volkes. Zweikampf entschied unter waffen- fähigen Personen gegen ihres Gleichen. Statt eines langwierigen Processes bediente man sich der Zeugen und des Eides; um aber den Meineid zu verhüten, führte man die Gottesurtheile (Ordalien) ein, durch welche Gott selbst gleichsam die Unschuld oder Schuld der Be- klagten sichtbar bezeichnen sollte. Sie erhielten sich, bei aller ihrer Unvollkommenheit, dennoch bis ins zwölfte Jahrhundert. 293. Einfluß des Christenthums in diesem Zeitalter. Das Christenthum, das von diesen noch ungebil- deten teutschen Völkerschaften angenommen ward, konnte zwar von denselben nicht in seiner Reinheit aufgefaßt wer- den; es trug aber doch wesentlich zur Verbesserung der Sit- ten bei. Große Verdienste erwarb sich der Angelsachse Winfried, bekannter unter dem Namen Bonifacius, um die Verbreitung des Christenthums im Herzen von Teutschland. Seit 716 wirkte er mit seinem Landsmanne Wilbrod zur Bekehrung der Friesen. Beauftragt von dem Papste Gregor 2, und unterstützt von Karl Martell, er- schien er in Thüringen und Hessen, und gewann viele Tausende für die christliche Lehre. Er stiftete die Bisthümer W ü r z b u r g, E i ch st a d t, B ü r a b u r g und die 2lbtei Fulda. Sein Metropolitansitz war zu Mainz. Er über- gab im Jahre 752 dieses Erzbisthum seinem ehemaligen

14. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 66

1867 - Rostock : Hirsch
kn fleißig die Wege geebnet, indem sie hin und her das Licht des Evange- liums anzündeten. Die von ihnen gegründeten Klöster mären die Sitze des Friedens, der Arbeit, der Gelehrsamkeit, die Zufluchtstätten der Armen, der Kranken, der Bedrängten und der Bekehrten. Rings um die Klöster, welche häufig tief in Wildnissen lagen, bauten ihre Bewohner das Land im Schweiße ihres Angesichts, unter harten Kämpfen mit Bären und Wölfen und mensch- lichen Räubern. Sie standen unter strenger Zucht, und ihre Nahrung war die allerdürstigste. An die meisten dieser Klöster sind hernach Kirchen ange- baut: an viele haben sich Städte und Dörfer angeschlossen. Winfried. Für ganz Deutschland aber brach der Tag des Heils erst an, als Bonifacius, der Apostel der Deutschen, den vaterlän- dischen Boden betrat, mit hier sein Missionsmerk zu beginnen. Bo- nifacius, ursprünglich Winfried genannt, stammte aus einer vor- nehmen Familie Englands und sollte nach dein Willen der Eltern etivas Großes in dieser Welt werden. Der Wunsch ist überreich- lich in Erfüllung gegangen, aber in anderer Weise, als jene dach- ten. Seine Jugend fiel in die Zeit, da Gott die Herzen vieler Christen in England rührte, daß sie ausgingen, den Heiden in Deutschland das Evangelium zu predigen. Da machte sich auch Bonifacius auf, in den deutschen Wäldern den Gekreuzigten zu verkündigen. Unterwegs übernachtete er in einent Kloster in der Nähe von Trier. Bei Tische mußte ein fünfzehnjähriger Knabe, der eben ans der Schule zurückgekommen war, einen Abschnitt aus der la- teinischen Bibel vorlesen. Winfried sagte zu ihm: „Du kannst schön lesen, mein Sohn; aber verstehst du denn auch, was du gelesen hast?" Der Knabe fing an, den Abschnitt noch einmal zu lesen. „So meine ich nicht," fuhr Winfried fort, „ich möchte gerne wissen, ob du mir auf deutsch sagen kannst, was du gelesen hast." Der Knabe gestand, daß er das nicht könne. Nun übersetzte ihm Win- fried die Bibelstelle ins Deutsche und hielt über dieselbe eine ein- dringliche Anrede an die Tischgesellschaft. Seine Worte drangen dem Jüngling so ins Herz, daß er sogleich seiner Muhme, der Äbtissin, erklärte, mit diesem Manne wolle er gehen, um von ihm die heilige Schrift verstehen zu lernen. Er ließ sich auch durch keine Vorstellungen in diesem Entschlüsse wankend machen und sagte zur Äbtissin: „Wenn du mir kein Pferd geben willst, mit ihm zu reiten, so werde ich ihm zu Fuße nachfolgen." Die Äbtissin sah, daß etwas Höheres das Herz des Knaben bewege, und ließ ihn ziehen. Dieser Knabe hieß Gregor und wurde später eins der

15. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 103

1880 - Berlin : Nicolai
103 verbreiteten. Fridolin und Columban predigten am oberen Rhein und am Bodensee Die Alemannen wurden durch sie dem Kreuze unterworfen. Nur m Barern predigte ein fränkischer Bischof, aber sein Nachfolger war der Jre Vrgrlms. Krlran qina nach Ostfranken und Thüringen, ihnen folgten die Angelsachsen. Willibrord bekehrte einen Theil der Friesen. Den größten Erfolg hatte Winfried. Ueberall bedeutete die Bekehrung zugleich die Unterwerfung unter den römischen Bischof. Z)er heilige Womfacius^). Winfried, geboren um's Jahr 680—683, angeblich zu Kirton <Crediodunum) in Devonshire, stammte aus einer angesehenen Familie. Er zeigte schon stühzeitig Neigung zum geistlichen Leben, zum Mönchsstand. Nachdem er in englischen Klöstern seine Bildung erhalten und viele Beweise seiner Frömmigkeit gegeben, erhielt er die Priesterweihe. Wie sehr er schon jetzt in Ansehen stand, beweist eine Abordnung ferner Person an den Erzbischof von Kent in einer wichtigen kirchlichen Angelegenheit. Ueber-dem erwachte in Winfried der Trieb, das Evangelium den Heiden zu verkündigen, und namentlich zog es ihn zu den Friesen. So ging er denn im Jahr 716 in Begleitung einiger Brüder von London aus nach Horstedt (Duerstedt), unweit Utrecht. Allein die Zeitlage war eben wegen des ausgebrochenen Krieges ungünstig, und Winfried sah sich genöthigt, vorerst wieder sich in sein Kloster zurückzuziehen. Den einmal gefaßten Vorsatz aber gab er nicht aus. Er bereitete sich im Stillen zu späterem Dienste vor; dann ließ er sich Empfehlungsbriefe geben von dem Bischof Daniel von Wincester, und mit diesen begab er sich zuerst in's Frankenreich und dann im Jahr 718 nach Rom. Ohne Zustimmung und Segen des römi« sehen Stuhles glaubte er das wichtige Werk nicht unternehmen zu dürfen. Auf dem päpstlichen Stuhle saß Gregor Ii., ein geborner Römer. Dieser gab dem ergebenen Sohn der Kirche seinen Segen und versah ihn mit Reliquien. So trat Winfried, nachdem er den Winter über noch in Rom zugebracht und sich ferner auf sein Werk vorbereitet hatte, im Mai 719 seine Reise an. Diese ging zuerst nach Ostfranken, wo das Heidenthum neben dem Christenthum wieder neue Wurzeln geschlagen hatte, wie in Thüringen, oder wo es noch gänzlich herrschte, wie in Niederhessen. Da seine Versuche, in Thüringen das gesunkene kirchliche Leben wieder herzustellen, wenig Erfolg hatten, begab sich Winfried zu den Friesen, wo er nach Radbods Tode den Willibrord mit bestem Erfolg unterstützte. Er hätte Willibrords Nachfolger werden können, denn ihm ward nach dessen Ableben das Bisthum Utrecht angetragen; allein er schlug es aus und wandte sich nun seinem früheren oststänkischen Missionsgebiete wieder zu. In Pfalzel bei Trier nahm er den Enkel der dortigen Aebtissin Ad-dula. Namens Gregor, zu sich, und dann schlossen sich ihm noch ferner zwei oberhessische Gutsbesitzer, Dettik und Deorulf, an, die erst, noch selber Heiden, durch ihn vollständig zum Christenthum waren gebracht worden. Auf einem Basaltberge ohnweit der Ohm _ in Oberhessen erhob sich das Kloster Amanaburg (Amöneburg), und auch in Niederhessen hatte Winfried die Freude, sein Werk mit Segen gekrönt zu sehen. Sein römisch-kirch- *) Hagenbach, Kirchengeschichte von den ältesten Zeiten bis zum 19. Jahrhundert in Vorlesungen Ii. S. 25—33.

16. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 87

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
87 eifrigen Gehlfen. Diesem gelang es auch, den Radbod zur Taufe zu bewegen. Der König hatte schon einen Fu in das Taufbecken gesetzt, da srug er Wulfram: Wo ist die Mehrzahl der Friesen und ihrer Könige und Vter, im Himmel oder in der Walhalla?" Wulfram erwiderte: Irre dich nicht, o Fürst! Deine Vorgnger, die Fürsten der Friesen, die ohne das Sakrament der Taufe gestorben sind, liegen gewi unter dem Urtheil der Verdammnis." So will ich", sagte der trotzige Friese, weil ich den Umgang meiner Voreltern nicht entbehren kann und nicht mit wenigen Un-ansehnlichen im Himmel wohnen mag, lieber bei der Religion meiner Vter beharren." Mit diesen Worten trat er von dem Taufbecken zurck. Er ist auch als Heide gestorben (719). Sein Nachfolger Poppo war dem Christenthum weniger feind, so da die Missionare, unter ihnen auch Bonifatius, ungestrt arbeiten konnten. Bei Willibrord machte sich das Alter geltend, er hatte aber die Freude, sein Bisthum immer krftiger wachsen zu sehen. Wiederholt freilich strte noch der Kampf zwischen Franken und Friesen die stille Arbeit; als aber 736 Karl Mattel wieder nachdrcklich gesiegt hatte, kamen auch fr den greisen Missionar noch einige Friedensjahre. Hochbetagt starb er am 7. November 739. 739. Der berhmteste von allen Missionaren, welche in Deutschland gearbeitet haben, und welcher daher den Ehrennamen Apostel der Deutschen" erhalten hat, ist Winfried, spter Bonifatius genannt. Er war 680 oder 682 zu Kirton von vornehmen Eltern 680755. geboren. Der Vater hegte den Wunsch, der Sohn mchte in kniglichen Diensten eine wichtige Stellung erhalten. Dieser aber fand schon als Knabe das grte Vergngen in der Gesellschaft und den Gesprchen der Geistlichen, begehrte auch bald in ein Kloster einzutreten. Erst nach einer heftigen Krankheit des Vaters, die von der Familie als eine gttliche Zchtigung angesehen wurde, durfte Winfried in das Kloster Exeter eintreten. Hier studirte er eifrig die heilige Schrift und setzte diese Studien in dem kleinen Kloster Nutscelle unter dem Abte Winbert fort, beschftigte sich auch mit der Jugenderziehung. In seinem 30. Jahre wurde er zum Priester geweiht und schon als Gesandter in geistlichen Angelegenheiten zwischen dem Könige und dem Erzbischof von Eanterbury verwandt und wegen seiner Einsicht hoch geschtzt, so da ihm eine ehrenvolle Laufbahn in der Heimat geffnet schien. Der Eifer aber zur Mission trieb ihn aus dem Lande. Er ging 716 nach Friesland, mute aber, der ungnstigen Ver-Hltnisse wegen, bald zurckkehren. Seine Klosterbrder whlten ihn nun zum Abte, aber auch diese Wrde hielt ihn nicht zurck. Mit einem bischflichen Schreiben an den Papst verlie er 718 feine Heimat auf's neue, besuchte zuerst die heiligen Orte in Frankreich und ging dann nach Italien, wo der Papst ihn freundlich aufnahm und ihn zu den Thringern wies. Bei diesem Stamme war das Christenthum nicht ganz unbekannt, aber es war vielfach unrein und mit heidnischen Elementen vermischt. Nur kurze Zeit verweilte er hier und ging noch einmal zu den Friesen, glaubte aber dann doch dem Papste nicht ungehorsam sein zu drfen, so da er sich wieder nach Mittel-Deutschland wandte, an die Ufer der Lahn, wo er in Amnaburg den Grund zu einem Kloster legte, auch eine Anzahl Bekehrter taufte. 723 machte Bonifacius eine zweite Reise nach Rom. Er berichtete der seine bisherige Missionsarbeit und wurde vom Papste Gregor zum Bischof der neuen deutschen Kirche geweiht, wobei er diesem gelobte, in der Einheit des katholischen Glaubens zu verharren, auf keine Weise in irgend etwas diese Einheit Strendes einzustimmen. Er wolle zum Besten der katholischen Kirche dem Apostel und dessen Nachfolger, dem Papste, seine Mitwirkung nicht versagen. Mit den Kirchenvorstehern, deren Verfahren den alten Anordnungen der Vter wider

17. Lehrbuch der mittleren Geschichte - S. 47

1882 - Berlin : Habel
X 47 von 690—710), und der heilige Corbinian aus Chartres ca. 700 (f 730), der die Marienkirche zu Freising stiftete. — Auch in Alamannien waren zu Anfang des achten Jahrhunderts fränkische Bekehrer thätig. Alle diese Stiftungen indessen standen völlig einheitslos nebeneinander, sie entbehrten alle der höheren Leitung und Aufsicht, erst einem Angelsachsen, dessen vaterländische Kirche von Anfang unmittelbar von Rom aus gestiftet war, gelang es eine deutsche Kirche zu gründen. c) Angelsächsische Apostel. Schon ehe er Papst war hatte Gregor der Große den Plan gefaßt, die Angelsachsen zu bekehren. Im Jahre 596 schickte er den Abt Augustinus 596 mit vielen Mönchen nach England. Dieselben breiteten zunächst das Christentum in Kent aus, von wo aus die Heils- lehre, allerdings nicht ohne Kamps, weiter um sich griff. Auch schottische Geistliche nahmen nun an der Bekehrung teil, doch wendete sich die neue Kirche Rom zu, von wo aus der Grieche Theodor von Tarsus nach Canterbury vom Papste als Erzbischof geschickt war. So war im Beginn des achten Jahrhmiberts das ganze angelsächsische Volk römisch-katholisch. Bald gab sich bei den Angelsachsen die Neigung kuub, das Evangelium ihren Brübern auf dem Festlanbe zu bringen. Willibrob aus Northumberlaub kam ca. 690 mit elf Ge- 690 fährten nach Friesland, predigte daselbst mtb gründete dann das Kloster Echternach. Später, als das abgefallene Friesland wieder von Karl Martell unterworfen war, wurde Willibrod Bischof von Utrecht. Unter Willibrods Gefährten war Winfried, von Papst Gregor Ii. Bonifacius genannt; er ist vorzugsweife der Apostel der Deutschen geworden. Winfried war um das Jahr 682 zu Kirton in Wessex 682 geboren, in Klöstern gebildet und schon srüh vom Könige von Wessex mit wichtigen Sendungen betraut worden. Nachdem er in Friesland einige Jahre ohne Erfolg gewirkt, ging er nach Rom, wo er sich von Gregor Ii. im Jahre 719 Voll- 719 macht zur Bekehrung der Deutschen geben ließ. So begab er sich im Verein mit Willibrod abermals zu den Friesen. Seit 722 722 Bischof durchzog er 723 Hessen und gründete das Kloster 723 Amanaburg (Amöneburg). In demselben Jahre eilte er wiederum nach Rom, weil er glaubte, einer höheren Weihe zu bedürfen. Von Gregor mit neuen Vollmachten und von Karl Martell mit einem Schutzbriese versehen, entfaltete er nun in Hessen (wo er beim Dorse Geismar in der Nähe von Fritzlar [oder bei dem thüringischen Geismar zwischen Mühlhausen und Eschwege?^ die Donnereiche fällte) und Thüringen eine gesegnete Wirksamkeit. Er gründete die Bistümer zu Würzburg, Büra-

18. Mit einem Stahlstich - S. 331

1836 - Stuttgart : Belser
Der Pabst im Bunde mit den Franken. 331 werde. So starb er im 75. Jahre seines Lebens den Märtyrertod, und mit ihm starben viele seiner Gefär- then, unter ihnen sein Freund, Bischoff Eoban. In Winfrieds Fußstapfen trat vorzüglich sein Schüler^ der Abt Gregor, welcher der friesischen Mission sich un- terzog, sowie der Abt Sturm von Fulda, wo Winfrieds Leichnam ruht, und ihm das dankbare Deutschland in neuester Zeit ein Denkmal errichtet. Pippins Unternehmen setzte sich Anfangs eine un- erwartete Schwierigkeit entgegen. Aufaistulfs Betrieb hatte cs der Abt von Montecassino dem Mönche K a r l- mann als Gehorsamspflicht auferlegt, seines Bruders Zug zu verhindern. Da Letzterem das unerwartete Wie-, dererscheincn eines solchen Nebenbuhlers, nachdem kaum erst der Thron gegründet worden war, höchst ungelegen kam, so zögerte er nicht, seiner Person sich zu versichern, und schon im folgenden Jahre endete Karl mann in ei- nem Kloster zu Vienne oder Lyon. Nun erzwang Pip- pin den Durchgang durch den Alpenpaß von Fenestretla, und kam ohne Aufenthalt bis vor Pavia, wo er Ai- st ulf belagerte. Jndeß machte der Pabst Fricdensvor- schläge, die von allen Seiten genehmigt wurden, und de- ren Hauptinhalt in der Räumung Ravenna's und der Umgegend und in der Rückgabe aller occupirten päbst- lichen Patrimonien und zu Rom gehörigen Territorien bestand. Aistu lf und alle seine Herzoge beschworen den Vertrag. Pippin verließ mit beutebeladnem Heere Italien, und Stephan wurde durch den Missus Regius, Kapellan Folrad, und seine Gefärthen triumphirend nach Rom geleitet. Aber seine Freude sollte von kurzer Dauer seyn. Aistulf hielt keine der gemachten Bedingungen, rückte schnell bis vor Rom und verwüstete sogar den

19. Das Mittelalter - S. 70

1912 - Nürnberg : Korn
— 70 — „England ist meine Heinmt; dort taten die Eltern mich in ein Kloster und die Mönche nannten mich Bonifatius. Bald kam es mir in den Sinn, Vater und Mutter und dleheimat zu verlassen und den Heiden in Friesland von Jesus Christus zu erzählen. Drum sagte ich eines Tages zum ^Abt: „Vater, laß mich fortziehen." Allein er redete mir ab; denn er wollte erst sehen; ob es mir ernst sei. Endlich willigte er ein; ich packte Bücher und Reliquien, kirchliche Geräte und Lebensrnittel ein; die Klosterbrüder weinten beim Abschied und der Abt wünschte mir Glück. J5o reifte iä mit drei Möncben ab und nach langer Wanderung kamen wir nach London ans Meer; dort ist ein großer Markt und viele Schiffe. Wir bestiegen ein Schiff, zahlten das Fahrgeld und fuhren bei gutem Winde • übers Meer nach Friesland. Aber dort war Krieg: es verging der Sommer und der Herbst und wir konnten nichts ausrichten. Da fuhren wir wieder nach England zurück. Wie ich heimkam, war mein greiser Abt krank und lag am Sterben. Nach,sei.mm._Tüle Mrml^Mil__dll_mönck,e mm Abt wäblen; allein ich sprach: „Liebe Brüder, wie soll ich euer Abt werden, da ich scbon zur zweiten Reise gerüstet bin?" Da wählten sie einen anderen. Der Bischof gab mir einen Brief mit an den Papst; denn ich wollte diesmal zuerst nach Rom reifen. Wieder wanderte ich nach London, bestieg dort einen Schnellfegler und kam in geschwinder Fahrt übers Meer. Als der Winter schon nahe war, reifte ich mit anderen Pilgern über die schneeigen Gipfel der Alpen und kam glücklich nach, Rom. Dort betete ich in der Peterskirche am Grabe der Apostel und aina dann *um Papst und erzählte ihm, daß ich zu den Heiden nach Friesland reifen wolle. Der Papst schaute mir freundlich in die Augen, lächelte beifällig und fragte mich, ob ich einen Empfehlungsbrief von meinem Bifchof mitgebracht habe. Ich zog das Tuch hervor, in dem der Brief eingeschlagen war, und übergab ihn dem Papste, der mir fortzugehen erlaubte. Nachdem er den Brief gelesen hatte, redete er täglich mit mir, bis der Sommer und die Zeit der Abreise kam. Als nun der Mai vor der Türe stand, segnete er mich zum Abschiede und gab mir einen Brief an den Frankenkönig und viele Reliquien mit und sandte mich aus, die Völker in Deutschland zu besuchen. So. zog ich mit den drei Klosterbrüdern durch Deutschland nach Friesland. Von dort komme ich jetzt zurück, — und in den nächsten Tagen will ich bei besserem Wetter nach messen Weiterreisen.“ Mit diesen Worten stand er auf und bat, man möge ihm ein Schlafgemach anweisen. Gregor hatte mit glänzenden Augen der Erzählung des fremden Mönches gelauscht; jetzt führte er Winfried in das Fremdenhaus des Klosters, wo gewöhnlich die reifenden Mönche schliefen. Und

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 63

1884 - Hannover : Helwing
Bonifacius. 63 14. izonifacius, a. Wirksamkeit des Bonifatius. Whrend in der Vlkerwanderung die wandernden deutschen Völker von den besiegten Rmern das Christen-tum annahmen, lebten die inneren deutschen Stmme im Heidentum fort. Einzelne Pflanzsttten des Christentums wurden bei ihnen durch Misstonare aus Irland gegrndet; in grerem Umfange geschah dies durch die Angelsachsen, die der Papst Gregor der Groe zur katholi-fchen Kirche bekehrt hatte. Sie wandten sich zunchst zu den Friesen, weil sie noch deren Sprache verstanden. Der bedeutendste dieser Sendboten war Winfried, der spter Bonifacius genannt wurde. Er kam zu den Friesen, als sich diese unter ihrem Könige Radbod aufs neue ihren Gtzen zu-gewandt hatten. (715.) Es wurden dem Meeresgotte sogar Menschen geopfert, die, am Strande aus-gesetzt, beim Steigen der Flut von der Brandung ergriffen und in die Tiefe gezogen wurden. Radbod wollte sich. wie die Sage erzhlt, vor seinem Tode taufen lassen. Schon mit dem Fue im Taufwasser stehend, fragte er den Geist-lichen, ob seine Vorfahren im Gimmel, seien. Als dieser es verneinte, trat er mit den Worten zurck: Lieber will ich mit meinen Vorfahren in der Hlle sein, als bei den armm Christen im Himmel." Als Winfried bei den Friesen nichts ausrichten konnte, ging er zum Papste nach Rom, und dieser riet ihm, den Vlkern im innern Deutsch-land das Evangelium zu predigen. Er ging zu den Hessen und Thringern, lehrte und taufte viele, legte in ihrem Lande Klster an, damit an ihnen das christliche Leben einen Halt habe, und baute Kirchen. Bei Fritzlar (sdwestlich von Kassel) stand eine ungeheure, dem Donar geheiligte Eiche. Um diese versammelten sich die Heiden zur Anbetung. In einer Rede zeigte Bonifacius ihnen die Nichtigkeit ihrer Götter. Gott, der seine Liebe in der Sendung seines Sohnes allen Menschen bezeugt, ist der allein Mchtige, die Gtzen sind eitel und nichts. Vor euren Augen werde ich diese, eurem Gotte geweihte Eiche umhauen, und ihr werdet sehen, da niemand herbei-kommt, sie vor dem Falle zu schtzen." Die Axtschlge drhnten durch den Wald, die Heiden erwarteten, da der Hammer Donars den Frevler vernichten werde; aber krachend und ohnmchtig zerfiel der Baum in vier Stcke. Bonifacius lie aus demselben ein Bethaus bauen, und viele Heiden lieen sich taufen. Der Papst ernannte Winfried zum Bischof der neuen deutschen Kirche und gab ihm den Ehrennamen Bonifacius, d. i. Wohlthter. Unter den von Bonifacius gegrndeten Klstern sind besonders Fritzlar und Hersfeld und vor allem Fulda zu nennen. Nachdem er zum Erz-bifchof von Mainz ernannt war, hatte er seinen Sitz in dieser Stadt. t>. Tod des Bonifacius. Am Abende seines Lebens beschlo Boni-facins, noch einmal zu den Friesen zu gehen. Voll Todesahnung lie