Erste Abtheilung.
Gespräche zur Erweckung der Aufmerksamkeit
und des Nachdenkens.
-dieses Buch, meine lieben Kinder, heißt ein Kinder-
freund. Wir sagen von einem Manne, er ist ein Kinder-
freund, oder ein Freund der Kinder, wenn er den Kinder!)
aut ist und denselben Nutzen und Freude bereitet. —
Ihr habt euch daher unter diesem Buche ein solches zu
denken, dessen Inhalt euch Nutzen und Freude gewahren
wird, wenn ihr fleißig in demselben leset, und das Ge-
lesene behaltet. —
Zunächst erzähle ich euch Etwas von einem Manne,
Namens Walther. Derselbe war ein lieber guter Mann
und hatte vier Kinder, welche August, Lotte, Louise
und Karl hießen und der eben genannten Reihe nach 12,
10, 8 und 5 Jahre alt waren.
Herr Walther benutzte jede Gelegenheit, seine Kinder
zu verständigen, geschickten und besonders ehrlichen Men-
schen zu erziehen. Man hörte ihn deshalb öfter sagen:
Kinder, ehrlich währt am längsten! Oder: Ein guter Na-
men ist besser, denn tausend große Schätze Goldes u. s. w.
Dieser gute Herr Walther pflegte unter Anderem zu
passenden Zeiten mit seinen Kindern nützliche Gespräche
anzustellen, welches gewöhnlich des Abends, im Winter im
warmen Stübchen, und im Sommer im Freien geschah.
Da ich Herrn Walther oft besuchte, so konnte ich
diesen Gesprächen zuhören; und weil ich glaube, dass die-
selben auch für euch manches Nützliche enthalten, w theile
ich davon hier Folgendes mit
Kindecfn'rnd. A
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Extrahierte Personennamen: Namens_Walther August Lotte Karl Karl Walther Walther Walther
Gespräche zur Erweckung der Aufmerksamkeit. 3
August. Der Sohn heißt Fritz. .
Lotte. Und die Tochter Hannchen. Als Win-
ter's im vorigen Sommer hier bei uns zum Besuch waren,
erfuhr ich, dass Hannchen mit mir und Fritz mit August
im Alter ist.
Water. Gut. Über diese Kinder habe ich mich recht
gefreut. Ich will euch deshalb von ihrer Lebensweise
Einiges erzählen, damit sie euch zum Muster dienen mögen.—
Sie stehen des Morgens pünktlich um 6 Uhr auf, ohne
sich vorher erst wecken zu lassen. Und nach dem Erwachen
des Morgens und vor dem Einschlafen des Abends sprechen
sie leise ein Gebet.
Louise. Aber wie werden sie so genau wach?
Vater. Ihr Vater hat sie so gewöhnt^ und der
sagt: „Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt er nicht
davon, wenn er alt wird. (Spr. Sal. 22, 6.) Wer ein
brauchbarer Mensch werden will, muss auch zu rechter Zeit
von selbst aufstehen können!" — Und er hat Recht.
Karl. Soll ich denn auch schon um Sechs auf-
stehen, lieber Vater?
Water. Rein, mein Söhnchen, wenn du erst noch
einige Jahre älter bist. Jetzt kannst du so lange schlafen,
bis dich deine Mutter weckt.
Karl. O, das ist gut.
August und Lotte. Wir wollen uns auch so ge-
wöhnen, dass wir um 6 Uhr aufstehen, und Mutter soll
uns gewiss nicht oft mehr zu wecken brauchen.
Vater. Das soll mich freuen. — Sind dann Fritz
und Hannchen Winter ein Weilchen auf und nicht mehr
besonders warm, so waschen sie sich mit ganz kaltem Wasser
die Hände, das Gesicht, die Ohren, den Hals und meistens
auch die Brust und spülen den Mund tüchtig mit kaltem
Wasser aus.
August. Das machen wir gerade so, Varer.
Vater. Ich weiß es. Nun kämmen sie sich das
Haar schlicht, ziehen sich gehörig an, und unter dieser Be-
schäftigung trinken sie nach uno nach ein kleines Glas
frisches Wasser.
August. Ein halbes Glas kann ich auch trinken,
aber ein ganzes nicht.
Lotte. Ich kann das Wasser nüchtern nicht vertra-
gen; als ich es einmal versuchte, ward ich unwohl.
A 2
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Extrahierte Personennamen: August Fritz Fritz August Louise August Fritz August August
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 5
Louise. Was machen sie denn nach der Schule?
Vater. Fritz besorgt sein Vieh wieder, und ver-
richtet allerlei kleine Arbeiten im Hofe und Garten.
Lotte. Und Hannchen?
Vater. Die wird gewöhnlich von ihrer Mutter
mit Nähen und Stricken beschäftigt. Die letzte Stunde
vor Abend spielen sie wieder.
Karl. Was spielen sie denn, Vater?
Vater. Eure gewöhnlichen Spiele, und außerdem
eins, das ich noch nicht kannte; dieses will ich euch näch-
stens lehren. —
Lotte. Schön, Vater.
Vater. Fritz pflegt sich in dieser Zeit auch häufig
mit seinem Jakob zu beschäftigen. Er wollte ihm noch
gern die Worte sprechen lehren: „Guten Tag, Fritz!"
Aber Jakob wollte nicht recht, und wenn Fritz dann böse
wurde, so rief der Rabe gleich: Spitzbub! —
Äuguft. Ich wollte ihn bezahlen!
Karl. Hat denn Fritz Winter auch einen kleinen Teckel?
Vater. Das nicht, Söhnchen, aber einen großen
Hektar hat er.
Karl. Kann denn der auch sitzen, wie mein Teckel?
Vater. Nein. Aber wenn Fritz ausgeht, so trägt
er dessen Stock; auch einen Korb kann er tragen.
Karl. Ah! Hörst du, mein Teckelmännchen, das
musst du auch noch lernen! —
Lotte. Womit beschäftigen sich denn die Kinder des
Abends?
Vater. Zuerst lernen sie ihre Schullectionen, und
darauf erzählt der Vater ihnen gewöhnlich lehrreiche und
angenehme Geschichten; auch müssen die Kinder öfters auö
der Bibel vorlesen.
Karl. Wann gehen sie denn zu Bett?
Vater. Um Neun. Auch habe ich gefunden, dass
sie sehr rhnlich und ordnungsliebend sind. Ihre
Kleidungsstücke, Bücher und Schulsachen findet man immer
genau an den dafür bestimmten Plätzen. — Ich wünschte,
dass ich dies auch von euch sagen könnte. Mit August
und Lotte geht es so ziemlich; — aber mit dir, Louise,
"bin ich in dieser Hinsicht noch gar nicht zufrieden.
Louise. (Mit Thränen in den Augen.) Ich will ordent-
licher werden, lieber Vater!
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Extrahierte Personennamen: Jakob Fritz_Winter Fritz August Louise Louise
H Gespräche zur Erweckung
Vater. Das sollte mich sehr freuen; denn Rein-
lichkeit und Ordnungsliebe sind für den Menschen,
der ein brauchbarer sein will, unerlässlich nothwendig. Ferner
sind Fritz und Hannchen äußerst verträglich und nie hört
man sie mit einander zanken. — Mit den Dienstboten der
Ältern reden sie artig; und wenn sie Etwas von ihnen
wünschen, so bitten sie dieselben darum. — Aber ganz vor-
zügliches Lob verdienen sie wegen ihres Betragens gegen
die Altern. Sie zeigen deutlich, dass sie es wissen, dass
die Ältern ihre treuesten Freunde und, nächst Gott,
ihre größten Wohlthäter sind; — denn sie thun Alles,
was sie ihnen nur an den Augen absehen können. Wissen
sie den Ältern eine Freude zu machen, so unterlassen sie
es gewiss nicht; und was diese ihnen heißen, geschieht
pünktlich und gern. Man kann deshalb mit Recht von
diesen Kindern sagen: sie ehren und lieben ihre
Altern herzlich und beweisen ihnen freudig den
pünktlichsten Gehorsam. -
Lotte. (Wehmüthig.) Bist du denn mit uns nicht
zufrieden, lieber Vater?
Vater. O doch! Aber weil ich bisweilen noch man-
che kleine Fehler an euch bemerke, als Unordnung, Zanken
u. s. w., so wünsche ich herzlich, dass ihr euch auch diese ab-
gewöhnen und ganz wie Fritz und Hannchen werden möch-
tet: und darum habe ich auch von der Lebensweise dieser
Kinder erzählt, damit ihr euch darnach richten könnet. —
August. Du sollst sehen, Vater, dass ich bald eben
so artig sein werde, wie Fritz Winter.
Lotte. Und ich wie Hannchen.
Louise. Ja, und ich auch.
Karl. Ich will auch nicht wieder unartig sein, lie-
der Vater!
Vater. Schön, meine Kinder! Ihr würdet dadurch
euren Ältern die größte Freude bereiten, und sie würden
euch dann immer recht herzlich lieb haben.
Louise. Gieb Acht, Vater, wir halten Wort; wir
müssten ja dich und Mutter sonst gar nicht recht lieb haben!—
Vater. Also ihr hättet uns recht lieb?— Ei, das
glaube ich fast nicht! —
Alle Kinder. O ja, o ja! (Die Kinder liefen nult auf
ihre Ältern zu, umarmten und küssten sie. Der kleine Karl ließ eiligst
leinen Teckel fallen, kletterte feiner Mutter auf den Schooß und erstickte
sie fast mit Knffen.)
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Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz August Fritz_Winter Louise Louise Karl_ließ Karl
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 7
Die Ältern. Ihr seid liebe gute Kinder! Ja,
wenn 'ihr uns so lieb habet, dann werdet ihr auch gewiss
recht artig werden. Der liebe Gott erhalte euch uns! —
August. D wie freu' ich,mich der Gabe,
Dass ich gute Ältern habe,
Die für mich vom Morgen
Bis zum Abend sorgen.
Lotte. Die mich kleiden und ernähren,
Mich das Böse meiden lehren,
Mich in allen Pflichten
Liebreich unterrichten.
Louise. O, ich will sie wieder lieben,
Nie mit Vorsatz sie betrüben,
Will mich stets bestreben.
Tugendhaft zu leben.
Zweites Gespräch.
Einiges über die Schute.
Vater. Heute, mein lieber Karl, erzählst du uns
wol einmal Etwas?
Karl. Ich? Wovon denn, Vater? Von meinem
Teckel?
Vater. Nein, von deinem Teckel können wir nicht
immer sprechen. Weißt du Nichts von der Schule? '
Karl. Ich gehe ja noch nicht in die Schule.
Vater. Das ist wahr, aber darum weißt du doch
vielleicht Etwas von der Schule?
Karl. Nein.
Louise. Wie der Mann in der Schule heißt, weißt
du doch gewiss schon?
Karl. Ja, das ist der Lehrer.
Vater. Siehst du, das war schon Etwas. —
Louise. Soll ich nun einmal Etwas von der Schule
sagen?
Vater. O ja.
Louise. Die Knaben, die in die Schule gehen,
heißen Schüler und die Mädchen Schülerinnen.
Vater. , Gut. Nun Lotte.
Lotte. Der Lehrer lehrt, und die Schüler und
Schülerinnen lernen. — '
Vater. Recht. Aber was lernen denn die Kinder
m der Schule?
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Extrahierte Personennamen: August Louise Karl Karl Louise Louise
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 9
bekommen haben. August, Louise, Lotte! habt ihr in der
Schule auch schon Schläge erhalten?
Kinder. Noch nie, Vater.
Vater. Hörst du nun wol, mein lieber Karl, nur
träge, unartige und ungehorsame Kinder erhalten
Strafe in der Schule, aber nicht die artigen und flei-
ßigen. — Will also Karl einst vor Strafe in der Schule
sicher sein, was braucht denn nur von ihm zu geschehen?
Lotte. Karl braucht nur artig und fleißig zu sein.
Vater. Sieh, Karl, und das wirst du doch gewiss
auch sein, wenn du erst zur Schule gehst, nicht wahr?
Karl. Ja, Vater, lass mich nur bald hin nach der Schule.
Vater. Das ist recht, mein Söhnchen!
Wir sprachen vorhin davon, was den Kindern in der
Schule gelehrt wird. Und ihr habt daraus gesehen, meine
lieben Kinder! wenn keine Schulen wären, so würden viele
Menschen nicht lesen, rechnen, schreiben, nicht singen und
nicht beten können, nichts von Gott und wenig von der
Welt wissen) und würden daher solche Menschen nicht viel
besser, als wilde Menschen sein.
August. Es ist doch sehr gut, dass Schulen sind!
Vater. Das wollt'ich meinen. Die Schulen ha-
den sehr großen Nutzen für die Menschen. — Es
ist daher auch sehr billig, dass die Kinder die Schulen ehren
und achten und dieses auf alle Weise zu zeigen suchen. Sie
müssen deshalb recht pünktlich hingehen zur Schule, damit
sie durch zu spätes Kommen in derselben nicht stören.
Lotte. Auch müssen die Kinder sich ordentlich wa-
schen, kämmen und reine Kleider anziehen, wenn
sie zur Schule gehen. —
Louise. Und auch ihre nöthigen Bücher und andere
Schulsachen nicht vergessen. —
Vater. Ei, ei! Was ihr schon wisst!
Louise. Ja. (Leise.) Sag's nur nicht Mutter, wie
oft du uns erinnert hast!
Vater. Ah, ich merke es wohl. Hast du nichts von
den Ermahnungen der Mutter behalten, August?
August. O ja; die Kinder sollen auch anständig
in der Schule sein.
Vater. Das heißt: sie sollen keine hässliche Mienen
machen, sich nicht auf die Bank oder den Tisch legen, den
Kopf nicht stützen, Tische und Bänke nicht zerschneiden,
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Extrahierte Personennamen: August Louise Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Gott August Louise August August
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 11
lichen Maiabend in den Garten gehen, es ist wunder-
schön darin!
Kinder. Ach ja, liebes Väterchen, ja, ja, das ist
herrlich! (Alle spazierten nun in d^n Garten.)
Vater. Hier unter diesem blühenden Apfelbaume,
meine Lieben, setzt euch neben mich. Erst einige Monate sind
seitdem verflossen, als der Teich dort mit einer dicken Eis-
decke überlegt und die Erde hart, wie ein Stein, gefroren war.
August. Als wir hier mit dem Schlitten fuhren.
Karl. Ja, Vater, und wir den großen Schneemann
machten.
Vater. Als die Baume so kahl und trocken, wie
ein dürrer Besen, aussahen, und der eisige Nordwind mit
wildem Geheul in den nackten Baumwipfeln tobte. —
Stellt euch das unfreundliche Bild des öden Winters noch
einmal recht lebhaft vor, und vergleichet damit die gegen-
wärtige Pracht des Gartens und der ganzen lieben Natur;
besonders betrachtet hier unsern wahrhaft festlich geschmück-
ten Apfelbaum!
August. O seht nur, seine ungeheure Blüthenzahl!
Lotte. Ja, und dieser Blüthen Farbenpracht!
Louise. Ach, und wie duften sie?
Mutter. Seht nur, wie der liebe Baum immer
noch schöner wird! Die untergehende Sonne wirft ihre
letzten Strahlen auf ihn, und ist es, als wenn die ganze
zahllose Blüthenmenge in einem Goldmeere schwämme!
Lotte. Und jene Bäume sind auch so schön, Mutter.
Mutter. Ja, heute Abend können wir mit Recht
von unserm Garten sagen:
Ringsum grünen die Hecken,
Ringsum blühen die Bäume,
Ringsum zwitschern die Vögel,
Ringsum summet das Bienenvolk.
Vater. Horch, was ist das? (Man hörte cm liebli-
ches Flöten.)
Alle. Ah, da ist die liebe Nachtigall wieder!
Vuter. Sie sitzt dort in der Linde.
Louise. Ei, tausendmal willkommen, Freundinn
Nachtigall!
Lotte. O wie köstlich singt das liebe Vögelchen!
August. Ja, das klingt ein wenig angenehmer,
als wenn des Winters der kalte Nordwind oben in der
Linde pfeift. —
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Extrahierte Personennamen: August August Louise Louise August
12
Gespräche zur Erweckung
Vater. Gut, August, dass du mich an den Winter
erinnerst. . Ich sagte euch vorhin, ihr möchtet den Garten,
wahrend ihr jetzt seine Pracht bewundert, euch noch einmal
vorstellen, wie er vor ein paar Monaten, nämlich im Win-
ter, aussah. Habt ihr das gethan?
Lotte. Ja, Vater. Aber ich muss gestehen, wenn
ich's nicht selbst erlebt hätte, so würde ich es kaum glau-
den, dass aus dem öden, nackten Wintergarten ein so schö-
ner Blumengarten hätte werden können.
August. Ich kann es auch nicht recht begreifen,
wie es zugeht. —
Vater. Wir wissen zwar wohl, dass mit der Früh-
lingswärme in die Bäume, wie in alle Pflanzen, ein Saft
steigt, aus dem die Blätter und Blüthen, wie auch spater
die Früchte, werden; aber ganz genau anzugeben, wie sich
das Eine aus dem Andern entwickelt, das vermag kein
Mensch. — Wir können daher diese großen Natur-
be^ebenbeiten nur anstaunen und bewundern; — und
müssen vann in tiefer Demuth bekennen: Der Urheber
und Regierer dernatur ist unaussprechlich groß!
Er ist ein allmächtiger, weiser, gütiger Gott;
und unser lieber Vater! — Damit ihr aber im-
mer klüger und verständiger werdet, ist cs nöthig, dass ihr
euch nicht allein über die Schönheit des Gartens freuet,
sondern ihr müsst auch alle Pflanzen, zu denen auch die
Bäume gehören, genau besehen und betrachten, und euch
ihr Wachsthum, ihren Namen und Nutzen merken. —
Karl. Erbsen kenne ich schon, Vater.
Louise. Ja, das glaube ich, weil Mutter voriges
Jahr dir so schöne Schoten davon gegeben hat.
Karl. Dieses Jahr bekomme ich wieder Erbsen
Nicht wahr, liebe Mutter?
Mutter. Will sehen, wenn du recht artig bist. —
Vater« Wenn ihr denn des Sommers auf Alles
im Garten recht genau achtet, so werdet ihr sehen, dass
jedes Beet und fast jeder Baum nützliche und schöne
Früchte bringen; und ist es gerade, als wetteiferten alle
Kräuter, Sträucher und Bäume im Geben herrlicher
Früchte mit einander^ —
Lotte. Ja, wie viele Stachelbeeren haben wir
voriges Jahr gehabt!
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Extrahierte Personennamen: August August Demuth Louise
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 13
Louise. Und so viele Kirschen! Ach, sie schmecken
mir heute noch gut!
August. An Zwetschen, Äpfeln und Birnen hat
es aber auch nicht gefehlt.
Vater. Seht ihr, welche Menge Sachen es also
im Garten gegeben hat? — und viele habt- ihr noch nicht
einmal genannt! So dienet Alles, nach Gottes Weisheit,
zum Segen, und der Mensch sollte Nichts nützen? — Darum
suchet auch ihr, meine lieben Kinder, den fruchtbaren Bäu-
men ähnlich zu werden! Das heißt: strebet aus allen
Kräften möglichst viel Gutes zu thun! so werden
euch Gott und gute Menschen lieb haben und ihr werdet
euch glücklich fühlen!
Die gold'ne Ähre lob' ich mir,
Nichts Schön'res trägt das Feld,
Giebt es wol größ're Freuden hier,
Als wenn man nützt der Welt?
Louise. (Ängstlich.) Ach Vater, Vater! sieh mal dort, dort!
Mutter. Nun was ist denn?
Louise. Ach sieh nur, dort ist ein Erdbeben! —
(Man sahe wirklich, dass aus einem nahen Beete die Erde, wie ein
Teller groß, sich bewegte, und dass daselbst nach und nach ein kleiner
Hügel entstand.)
Mutter. Sei nur still, Kind.
Vater. Nur ganz ruhig, du sollst gleich sehen, was
das zu bedeuten hat. (Der Vater nahm geschwind einen Spaten,
schlich an das frische Hügelchen, stach rasch neben demselben hinein und
strcuete den kleinen Erdhaufen weit um sich her.)
Karl. (Laut schreiend.) Ach Mutter, nimm mich aus
den Schooß, sieh, welch ein schwarzes Thier der Vater da
ausgegraben hat; ach, das ist gewiss ein junger Bär! —
Mutter. Ei, was fällt dir ein, Karl, ein junger
Bär? — Es ist ja ein Maulwurf! — Sieh, dein
Vater hat ihn schon todt geschlagen.
Karl. So? Ja vorhin sah er auch weit größer
aus, und da dachte ich, es könnte wol ein ganz junger
Bär sein. —
Lotte. Über Karl und Louise sollte man sich heute
Abend aber krank lachen.
August. Ja, wenn das Auswerfen eines Maul-
wurfes ^fur Erdbeben gehalten, und der Herr Maulwurf
selbst für einen jungen Bären angesehen wird, da muss
man wol lachen. —
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: August Louise Louise Karl Karl Karl Karl August Maulwurf
16
Gespräche zur Erweckung
Mubtev. Aber seht einmal nach jenem Hügel!
Louise. Ah, der liebe Mond geht auf!
B^er. Wie majestätisch er immer höher steigt!
August. Gleich können wir ihn ganz sehen. —
Lotte. Nun noch einen Schritt, mein freundlichermond.
Louisen. August. Jetzt, jetzt! ah, da ist er ganz!
Mutter. Nun seht einmal im Mondenscheine un-
sern schönen Apfelbaum!
Louise. Ach ja, jene Bäume sind auch so prachtvoll!
August. Ja, Alles ist heute Abend wunderschön!
Lotte. Darum lasst uns einmal den Vers singen:
„O wunderschön ist Gottes Erde!"
Alle Kinder. Ach ja, ja! (Sille gingen nun aus dem
Garten in's Haus zurück und sangen:)
O wunderschön ist Gottes Erde,
Und werth, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Enget werde,
Mich dieser schönen Erde freun!
Zweite Abtheilung.
Erzählungen
Erster Abschnitt.
- Erzählungen aus dem Leben zur Warnung und
Beförderung der Sittlichkeit.
1. Die ungezogenen Kinder.
2öenn Franz und Christian aus der Schule kamen,
so gingen sie nie still und ordentlich nach Hause, sondern
immer stürzten sie mit lautem Geschrei aus dem Schul-
hause heraus, wenn sie merkten, dass der Lehrer ihnen
nicht nachsähe. Kaum waren sie auf die Straße gekommen,
so jagten sie sich wild umher, und warfen einander mit
Erdklößen, oder auch wol gar mit Steinen. Hatte es ge-
regnet, so gingen sie nicht, wo es trocken war, sondern sie
wateten mitten durch die Pfützen hindurch und besprühten
einander mit dem schmutzigen Wasser. Wenn sie ein Huhn,
oder eine Ente, oder ein anderes Thier auf ihrem Wege
antrafen, so jagten sie es vor sich hin, warfen es mit
Steinen, und hatten eine boshafte Freude daran, das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Louise August August Louise August Franz Franz Christian