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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 86

1861 - Stuttgart : Hallberger
86 Mit der ganzen Wildheit jener Zeiten brach nun der Haß der Heiden in die grausamsten Verfolgungen gegen die Christen aus. Den Anfang machte Kaiser Nero, der Muttermörder, eines der größten Scheusale, von welchen die Weltgeschichte erzählt. Wir haben schon früher gehört, daß er Rom anzünden ließ und die Schuld davon auf die Christen schob. Eine Menge derselben wurden den wilden Thieren vorgeworfen; Viele, und unter diesen selbst der heilige Petrus, wurden gekreuzigt; der heilige Paulus wurde mit vielen Andern durch das Schwert hingerichtet; noch Andere wurden in Säcke genäht, die man mit Werg ausstopfte und von außen mit Pech übergoß; so grub man sie in die Erde und zündete sie an, um des Nachts den kaiserlichen Garten zu beleuchten (J34). Nach Nero's schmachvollem Ende genossen die Christen unter den Kaisern Vespasicm und Titus Ruhe, bis nach dem frühen Tode des Letzteren dessen Bruder Domitian den Thron bestieg und den Nero an Grausamkell noch zu übertreffen suchte. Der folgende Kaiser Newa that den Christen Nichts zu leid, aber der auf ihn folgende Kaiser Trajau glaubte die Christen schon aus Klugheit verfolgen zu müssen, um sich bei dem Volk nicht verhaßt zu machen. Unter seiner Regierung wurden Viele, die sich weigerten den Götzen zu opfern, gemartert und getödtet, unter diesen auch die römischen Bischöfe Clemens und Evaristus, der 120 Jahre alte Bischof Simeon von Jerusalem, ein Anverwandter Jesu, und der heilige Ignatius, Bischof von Alexandrien, ein Schüler der Apostel Pe- trus und Johannes. Der folgende Kaiser Hadrian milderte nach und nach die Ver- folgung, die mehr durch die Bosheit der Statthalter, als nach des Kaisers Willen noch fortdauerte. Unter feiner Regierung errangen der heilige Eustachius mit seiner Gattin und seinen beiden Söhnen, sowie Symphorosa mit ihren sieben Söhnen die Märtyrerkrone. Unter dem Kaiser Antonius Pins, der dem vorigen im Jahre 138 n. Chr. folgte, genossen endlich die Christen eine längst ersehnte Ruhe; aber schon im Jahre 161 begannen unter seinem Nachfolger Marc Aurel, der sonst mit vielen trefflichen Eigenschaften begabt war, die Christenverfolgungen mit erneuter Wuth, weil der Kaiser glaubte, daß nur in dem Heidenthume für Rom Heil zu finden sei. Statins, der Statthalter zu Smyrna, begann die Verfolgung, indem er alle nur erdenkliche Martern gegen die Christen anwandte. Er ließ unter andern auch den 86jährigen Greis Polykarp ns, der seit 70 Jahren der Kirche von Smyrna als Bischof vorstand, vor sich rufen und befahl ihm, den Götzen zu opfern und Jesum zu lästern. Allein Polykarpus sprach: „Wie soll ich meinen Herrn lästern, der mich selig gemacht hat?" — Der Statthalter drohte ihm mit den furchtbarsten Qualen; allein Polykarpus blieb stand-

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 87

1861 - Stuttgart : Hallberger
87 haft und erlitt mit freudigem Muthe den Märtyrertod. So starben in allen Theilen des Reiches Tausende als Bekenner der heiligen Lehre Jesu. Von jetzt an gieng das römische Reich unter einer Reihe von elenden Regenten immer mehr feinem Verfalle entgegen. Die Chri- stenverfolgungen, deren man bis zum Jahre 312 zehn große zählt, dauerten fort, besonders unter den Kaisern Decins und Diokletian. Allein das Blut der Märtyrer wurde stets zur Aussaat für neue Bekenner. Die Freudigkeit, mit welcher diese Glaubenshelden, ja selbst zarte Kinder ihren Glauben an Jesus bekannten; die Standhaftigkeit, mit der sie alle Qualen und Martern er- trugen; die Zuversicht, mit welcher sie von dem ewigen Leben sprachen, und oft in den letzten Augenblicken noch, Psalmen singend oder für ihre Peiniger betend, Gott dankten, daß er sie gewürdigt, zu seiner Ehre zu leiden — dieses Alles bewog viele Tausende zur Annahme der göttlichen Lehre, und unter allen Verfolgungen blühte die Kirche Jesu stetssort herrlicher auf. 26. Eonsiantin der Große. Zur Zeit des Kaisers Diokletian herrschten vier Regenten über das römische Reich. Einer derselben war Constantinus Ch lorus, der im Jahr 306 zu Jork in England starb und seine Würde seinem Sohne Eonstarttiii hinterließ. Da nun einer der zuvor abgetretenen Kaiser, Maximian mit Namen, den Purpur wieder anlegte, und seinen Sohn Maxentius zum Mitregenten ernannte, so gab es sogar sechs Herrscher im römischen Reiche, welche einander wechselseitig bekriegten und zu stürzen suchten. Maxentius hatte sich mit einem ungeheuren Heere gegen Constantin gewendet, dessen Heer durch Mühsale und Kämpfe er- schöpft und durch zurückgelassene Besatzungen äußerst geschwächt war. Seine Soldaten murrten laut, die Heerführer riethen zum Rückzüge und Constantin befand sich somit in der schwierigsten Lage. Da erschien auf ein Mal am hellen Mittage hoch über der Sonne aus einer dunkeln Wolke ein leuchtendes Kreuz mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Constantin und das ganze Heer sahen diese Erscheinung mit größtem Erstaunen. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus mit dem gleichen Zeichen und befahl ihm, dasselbe nachmachen und dem Heere vorantragen zu lassen. Dieses geschah; und mit der Kreuzesfahne voran stürzten sich die Soldaten Constantin's auf die Feinde und errangen den vollständigsten Sieg. Maxentius floh und ertrank in der Tiber, die er so oft mit dem Blute schuldloser Gläubigen geröthet hatte. So wurde Constantin nach und nach Alleinherrscher, nachdem

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 88

1861 - Stuttgart : Hallberger
er auch den letzten seiner Mitkaiser besiegt hatte, worauf er den Christen vollkommene Religionsfreiheit gewährte und ihnen selbst prächtige Kirchen erbaute. Seine Mutter Helena hatte 'im hei- ligen Lande nach langen Nachforschungen das Kreuz des Erlösers aufgefunden und ließ auf der Stätte, wo es verscharrt gewesen war, eine prachtvolle Kirche erbauen. Constantin wählte Byzanz, das er mit herrlichen christlichen Tempeln schmückte, zu seiner Residenz; er setzte das Kreuz aus seinen Palast und ließ sich endlich taufen, nach- dem er schon vorher seine Kinder hatte christlich erziehen lassen. Constantin, der mit Recht den Beinamen „der Große" erhielt, starb im Jahre 337, betrauert von seinem ganzen Reiche, besonders aber von den Christen, die endlich ungescheut ihren Gott öffentlich an- beten durften, nachdem das Kreuz über das Heidenthum gesiegt hatte. 27. Theodosius der Große und Ambrosius. Theodosius, ein ausgezeichneter Feldherr, war von dem Kaiser Gratianus zum Mitregenten erwählt worden. Dieser große Mann wurde nach Constantin der eifrigste Beförderer des Christen- thums, indem er im Jahr 380 das Gesetz erließ, daß alle seine Böller derjenigen Religion zugethan seyn sollten, welche der Apostel Petrus die Römer gelehrt habe. Er verbot alle Arten des Götzen- dienstes und ließ überall die Denkmäler desselben wegräumen. Bei Vollziehung dieses Gebotes sahen die Aegypter mit Entsetzen und Beschämung, daß ihre Priester sich hohler Bildsäulen zum Betrüge bedient und ans denselben heraus ihre Sprüche verkündigt hatten, gleich als hätten die Götter selber gesprochen. Schon im Jahre 311 hatte Arius, ein Priester aus Alexan- drien, die Irrlehre aufgestellt: Jesus Christus sei zwar vor der Welt, aber doch, wie diese, von Gott aus Nichts erschaffen wor- den; Er sei daher keineswegs mit Gott dem Vater von gleicher Wesenheit, sondern ihm nur ähnlich und der erhabenste unter den erschaffenen Geistern. Diese Irrlehre wurde auf einem Concil zu Alexandrien, dem an 100 Bischöfe beiwohnten, mit Abscheu verworfen und Arius aus der Kirche gestoßen. Seine Anhänger hießen Arianer, und durch sie wurden viele Streitigkeiten, Verfolgungen und Gewaltthätigkeiten gegen die rechtgläubigen Christen veranlaßt. Diese Sekte hob zur Zeit des Theodosius ihr Haupt wieder empor, und kurz zuvor hatte Macedonius, der Patriarch von Constantinopel, die Kirche mit einer neuen Ketzerei zu verwirren ge- sucht. Er läugnete nämlich die Gottheit des heiligen Geistes und behauptete, er sei tief unter dem Vater und dem Sohne. Diese Irrlehren, welche schon früher der heilige Athanasius verdammt

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 89

1861 - Stuttgart : Hallberger
89 i hatte, wurden auch jetzt wieder auf einem Concil zu Constantinopel unter der Regierung des Theodosius verworfen (381). Der Kaiser Gratian wurde bald nachher in einer Empörung getödtet, und Theodosius war jetzt Alleinherrscher.. Da empörten sich die Einwohner von Thessalonich gegen den kaiserlichen Statt- halter, den sie mit vielen seiner Leute ermordeten. Der sonst so edle Kaiser ließ sich in der Hitze seines Zornes zu dem grausamen Befehle verleiten, die Empörer niederzuhauen, und es wurden 7000 Menschen, Schuldige und Unschuldige getödtet. Mit Entsetzen ver- nahm das ganze Reich die Kunde von dieser grausamen That. Der Kaiser hielt sich damals zu Mailand auf, wo der heilige Ambro- sius Bischof war. Dieser schrieb an den Kaiser, stellte ihm die Größe seines Verbrechens vor, forderte ihn auf, dasselbe durch die strengste Buße zu tilgen und erklärte ihm, daß — wofern dies nicht geschehen würde, er dem heiligen Abendmahle nicht beiwohnen könne. Als nun Theodosius, durch dieses Schreiben gerührt, bald nachher in der Hauptkirche seine Andacht verrichten wollte, trat ihm der ehrwürdige Bischof entgegen, und nachdem er ihm noch einmal die Größe seines Verbrechens vorgehalten, ries er aus: „Wie willst du die Hände zum Gebet aufheben, die noch von dem Blute der Er- mordeten triefen? — Gehe also hinweg und vermehre nicht die be- gangenen Sünden mit neuen! Nimm den Bann willig an, den Gott der Herr aller Herren billigt. Dieser Bann hat eine heilende Kraft und vermag die Gesundheit der Seele wieder herzustellen." Theodosius sagte, sich entschuldigend: „Auch David hat gesündigt!" Allein Ambrosius erwiderte: „Hast du David in der Sünde nach- geahmt, so folge ihm auch nach in der Buße." Reuig und mit einer Demuth und Selbstverläugnuug, die ihn mehr zierte, als die Krone des Reichs und der Ruhm seiner Thaten, that der Kaiser Buße, acht Monate lang in Abgeschiedenheit, in Gebet und Fasten zubringend. Als ihn sein Minister Rufinus bat, seinen Kummer zu mindern, sprach Theodosius: „Ach, du kennst die Größe meines Kummers nicht! Siehe den Sklaven und Bettlern steht das Heilig- thum des Herrn offen und sie gehen ungehindert hinein und beten zu ihrem Gott; mir aber ist der Eintritt versagt und verschlossen sind mir die Pforten des Himmels, denn ich gedenke des Wortes, das der Herr geredet: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden seyn." Auf die inständigen Bitten des Kaisers nahm Ambrosius end- lich dm Bann von ihm, und als er zum ersten Male die Kirche wieder betrat, zog er seinen Kaisermantel aus, warf sich zur Erde nieder, und unter Thränen rief er aus: „Meine Seele klebt am Staube; erquicke Du mich nach Deinem Worte!" — Das Volk weinte und betete mit dem büßenden Kaiser, und Ambrosius reichte

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 90

1861 - Stuttgart : Hallberger
90 ihm endlich die heilige Eommunion; er aber setzte seine Buße stille fort bis an sein Ende und erließ auf Verlangen des heiligen Bischofs das Gesetz, daß kein Todesurtheil mehr vor dreißig Tagen vollzogen werden dürfe, damit der Kaiser Zeit gewinnen möge, vor- eilige Todesnrtheile zu widerrufen. Theodosius starb 395 und hinterließ das Reich seinen zwei Söhnen, welche sich in die Regierung theilten. Are ad ins erhielt das Morgenland mit der Hauptstadt Constantinopel und Ho- norins das Abendland mit der Hauptstadt Rom. Von nun an gab es also zwei römische, von einander ganz unabhängige Kaiserreiche, von denen jedoch das abendländische unter meh- reren schwachen Regenten bald seiner Auslösung entgegen gieng. Im Jahre 476 setzte nämlich Odoaker, der Anführer deutscher Volks- stämme, die den Römern als Hilfsvölker dienten, den letzten Kaiser Romulus Angustulus ab, und gründete so das erste deutsche Königthum in Italien. Nach 17 Jahren wurde ihm jedoch sein Reich durch die Ostgothen, die damals in Pannonien oder Ungarn wohnten, wieder entrissen, indem diese ihn besiegten, zum Tode ver- urtheilten und ihren geliebten Theodorich zum Könige von Italien ausriefen. Das morgenländische Kaiserthum erhielt sich fast 1000 Jahre länger und wurde besonders durch Iustinian wieder zu großer Macht erhoben. Seine Feldherrn Narfes und Belisar zerstörten das vand alische Reich in Afrika und eroberten das nach Theodorich wieder tiefgesunkene ostgothische Reich, welches aber später von den Langobarden in Besitz genommen wurde. Auf Iustinian folgten meistens Regenten, die keiner besondern Erwähnung werth sind und unter denen nach und nach die schönsten Provinzen an aus- wärtige Feinde verloren giengen. Dennoch erhielt sich das ost- römische Kaiserthnm bis zum Jahre 1453, wo es die Türken zerstörten und auf seinen Trümmern das türkische Reich gründeten. 28. Die altcu Deutschen. Deutschland, unser Vaterland, war vor 2000 Jahren ein un- freundliches, rauhes und kaltes Land, voller Sümpfe und Wal- dungen, welch' letztere vielen wilden Thieren, wie z. B. Bären, Wöl- fen und Auerochsen zum Aufenthalte dienten. Sogar das Rennthier, das nur in einem kalten Klima leben kann und jetzt nur noch in den nördlichsten Erdgegenden heimisch ist, wurde ehemalsin Deutsch- land häufig gefunden. Auch die Bewohner unseres Vaterlandes, unsere Urväter, die alten Deutschen, waren damals so wild und rauh, wie ihre Heimat. Sie wußten Nichts von Wissenschaft und Bildung; sie kannten keine Schrift, trieben keine Gewerbe, hatten

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 91

1861 - Stuttgart : Hallberger
91 keine Münzen, ja nicht einmal ordentliche Wohnungen und Kleider. Sie wohnten in Höhlen und Hütten, die sie aus Baumstämmen er- bauten und mit Rasenstücken oder Thierfellen bedeckten. Die Häute von Thieren, die sie auf der Jagd erlegt hatten, dienten ihnen als Kleider und zur Nachtzeit als Betten. Sie scheuten die Arbeit und lagen oft ganze Tage aus ihrer Bärenhaut in ihren Hütten, woher es auch kommt, daß man jetzt noch einen faulen Menschen einen Bärenhäuter nennt. Die angenehmste Beschäftigung war für sie die Jagd; auch liebten sie das Spiel so sehr, daß Mancher all' seine Habe, seine Waffen, seine Kinder, ja sogar seine eigene Freiheit verspielte und dem Gewinnenden willig als Sklave folgte. Auch die Liebe zum Trünke war ein Hauptfehler unserer Vorväter. Man bereitete näm- lich schon damals aus Gerste ein dem Bier ähnliches Getränke, mit welchem sie sich öfters berauschten. — Bei diesen Fehlern besaßen die alten Deutschen aber auch eben so große Tugenden. Ihre Auf- richtigkeit, Redlichkeit und Treue dürften uns jetzt noch zum nachahmungswürdigen Muster dienen. Nie brach der deutsche Mann sein Wort; es wurde treuer gehalten, als jetzt manchmal der hei- ligste Eid. Die Tapferkeit unserer Väter, bei ihrer körperlichen Größe und Stärke, machte sie gefürchtet und berühmt bei allen um- wohnenden Völkern. «schon im Jahre 113 v. Chr. wollten mehrere germanische Volksstämme in das römische Gebiet eindringen, um ihre rauhe und kalte Heimat mit wärmeren und gesegneteren Gegenden zu vertau- schen. Die Römer geriethen in Schrecken über das Aussehen und die Tapferkeit dieser Barbaren, wie sie die Germanen nannten. Fünf gegen sie gesandte römische Heere wurden geschlagen und un- aufhaltsam drangen die Deutschen vorwärts. Da rettete Marius, ein rauher, kriegerischer Mann, das Vaterland. Er schlug die Teu- tonen bei Aquä Sextiä (jetzt Aip in Südfrankreich) und ein Jahr später die Cimbern in der Gegend von Verona, und Rom war von der drohenden Gefahr wieder befreit. Dies sind die ältesten Nachrichten, die wir über das deutsche Volk besitzen. Als Cäsar Gallien unterworfen hatte, gieng er selbst zwei Mal über den Rhein, um Gallien gegen die Einfälle der ge- fährlichen Nachbarn zu schützen. Er schätzte die Deutschen wegen ihrer Treue und Tapferkeit und nahm Viele von ihnen gegen die Gallier und nachher gegen andere Feinde Noms in Sold. Als aber Augustus die Herrschaft über die Römer erlangt hatte, ließ er Fe- stungen am Rhein anlegen, und Drusus, sein Stiefsohn, machte bedeutende Eroberungen im Westen und Norden Deutschlands. Nach ihm führte Tiberius zwei Jahre lang den Oberbefehl über das römische Heer in Deutschland. Er suchte die Deutschen mehr durch

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 92

1861 - Stuttgart : Hallberger
92 List als Gewalt zu unterwerfen und wußte, wie früher Cäsar, sie zu Kriegsdiensten im römischen Heere zu bereden; auch die kaiser- liche Leibwache war fast ganz aus Deutschen gebildet. So kamen viele junge Deutsche, unter diesen auch Hermann oder Armin, der Sohn eines.cheruskerfürsten, nach Rom, lernten dort die römische Kriegskunst näher kennen, und Letzterer erwarb durch seine Tapfer- keit sogar die römische Ritterwürde. 29. Die Hermannsschlacht. Als Hermann wieder in sein Vaterland zurückkehrte, führte der römische Feldherr Varus den Oberbefehl in Deutschland und gab sich alle Mühe, römische Gesetze, Sitten und Sprache daselbst einzuführen. Er zog die Deutschen vor sein Gericht, legte ihnen entehrende Strafen auf und erlaubte sich Bedrückungen aller Art. Mit tiefem Schmerz sah Hermann die schmähliche Erniedrigung sei- nes Vaterlandes und befürchtete die baldige vollständige Unterjochung seines sonst so hochherzigen und freiheitsliebenden Volkes. Mit ge- wandtem Geiste und kühnem Muthe faßte er den großen Plan zur Befreiung Deutschlands, verband sich im Geheimen mit den Häupt- lingen mehrerer deutschen Volksstämme und trat selbst an die Spitze der Verschwörung. Als nun die Deutschen gerüstet waren, mußten die Völker an der Ems, Lippe und Weser Unruhen erregen. Hermann, zum Scheine noch immer ein Freund der Römer, befand sich, als die Nachrichten hievon im Lager anlangten, selbst bei dem Feldherrn Varus und beredete diesen, in Person mit seinem ganzen Kriegs- heere gegen die Aufrührer zu ziehen, um diese empfindlich zu züch- tigen. Varus folgte diesem Rath, obwohl S egest es, Hermann's Schwiegervater, aus Haß gegen seinen Schwiegersohn, den Feldherrn warnte und ihm sogar rieth, Hermann und alle übrigen Anführer der Deutschen, die noch im römischen Heere dienten, fesseln zu lassen, weil er wisse, daß sie den Römern Verderben geschworen hätten. Varus gab jedoch dieser Warnung kein Gehör. Mit seinem ganzen Heere, bestehend aus 3 Legionen und 6 Cohorten (ungefähr 21,000 Mann) der besten römischen Soldaten nebst vielen Wagen, brach er auf, um die entstandenen Unruhen mit Gewalt zu unterdrücken. Hermann erhielt sogar den Befehl über die Nachhut des Heeres, welche ganz aus deutschen Hilfstruppen bestand. Er benützte hie ihm dadurch gegebene Gelegenheit sogleich, um im Rücken des Heeres die Straßen und Brücken zu zerstören und dadurch den Rückzug unmöglich zu machen. Hierauf vereinigte er sich mit andern Deut- schen, und als die Römer durch wilde, morastige Gegenden, mitten im Teutoburger Wald, gekommen waren, stürzten die Deutschen von

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 93

1861 - Stuttgart : Hallberger
93 allen Seiten auf sie los, während sie von Hermann im Rücken an- gegriffen wurden. Vergebens suchte Varus sein zerstreutes Heer zu sammeln, umsonst ließ er seine überflüssigen Packwagen verbrennen; weder das Fußvolk noch die Reiterei fand in dieser Wildniß Raum, um die römische Kriegskunst zu bewähren. Zwei Tage und zwei Nächte lang, unter fortwährendem Regen, dauerte der schreckliche Kampf und endete mit der vollkommensten Niederlage der Römer, von denen nur wenige den deutschen Schwertern entrannen, um die Schreckensbotschaft nach Rom zu bringen. Varus wurde selbst schwer verwundet und stürzte sich in sein eigenes Schwert, um den Feinden nicht lebendig in die Hände zu fallen. Dieses große Ereigniß im Jahr 9 nach Christus rettete die Freiheit unserer Väter, und dem kühnen deutschen Helden Hermann verdanken wir, daß wir noch Deutsche sind und daß noch deutsch auf der Erde gesprochen wird. In Rom aber verbreitete die Nach- richt von dieser Niederlage Angst, und Schrecken, und der Kaiser Augustus war darüber so bestürzt, daß er gleich einem Wahn- sinnigen den Kopf an die Wand stieß, seine Kleider zerriß und mehr- mals verzweifelnd ausrief: „Varus, Varus, gieb mir meine Le- gionen wieder!" Die Römer fürchteten sogar, daß die Deutschen nach Italien vordringen und Rom angreifen würden; allein diese freuten sich, ohne ihren Sieg weiter verfolgen zu wollen, der wieder- erlangten Freiheit, und der Name ihres hochherzigen Retters wurde hoch gefeiert. 30. Die Völkerwanderung. In dem Zeitraume von dem Siege über die Römer bis gegen Ende des vierten Jahrhunderts bekriegten deutsche Volksstämme sich oft wechselseitig, und es war keine Eintracht mehr unter ihnen wahr- zunehmen. Mehrere Völkerschaften trachteten nach fruchtbareren Wohn- plätzen unter einem milderen Himmel. Von jetzt an wurden die Römer öfter durch vereinigte deutsche Stämme innerhalb ihrer Gren- zen angegriffen, und diese Einfälle wurden für das römische Reich bald um so gefährlicher, weil die Deutschen selbst von einem neuen furchtbaren Feinde in ihrem Rücken gedrängt wurden. Um das. Jahr 375 brachen die Hunnen, ein mongolischer Volksstamm, aus Asien herüber und setzten über die Wolga, wo sie die Alanen trafen und mit sich fortrissen. Im südlichen Rußland stießen sie auf die Ostgothen, welche sich theils mit ihnen vereinig- ten, theils zu den Westgothen zurück wichen. Diese zogen von Ruß- land und Polen her gegen das oströmische Reich, schlugen den Kaiser Valens, durchstreiften ganz Griechenland, wendeten sich gegen Rom, welches sie im Jahr 410 eroberten, und gründeten einige Jahre

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 94

1861 - Stuttgart : Hallberger
94 später in Spanien und Südgallien ein Reich, das längere Seit stark und mächtig blieb. Die Sueben, Burgunder und Vandalen, die an den Küsten der Ostsee gewohnt hatten, zogen ebenfalls nach dem Süden. Die Vandalen setzten später nach Afrika hinüber und gründeten dort, wo ehemals die Carthager geherrscht, ein deutsches Reich unter ihrem König Geiserich. Von hier aus zogen sie nach'italien hinüber und, erstürmten und plünderten Rom 14 Tage lang. Mit furchtbarer Wuth zerstörten sie die schönsten und herrlichsten Kunstwerke, und daher wird noch jetzt jede rohe Zerstörung eines Kunstgegcnstandes „Vandalismus" genannt. Das vandalische Reich wurde endlich von Belisar, einem Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian zerstört. Die Angeln und Sachsen setzten nach England hinüber, das von ihnen den Namen erhielt. Sie hatten den Briten gegen die Pikten und Schotten Hilfe geleistet, behielten aber nachher das be- freite Land für sich. Die Langobarden waren von den Usern der Nordsee nach dem nördlichen Italien gezogen, wo sie das mächtige Longobardenreich mit der Hauptstadt Pavia gründeten. Die Franken, welche bisher an der rechten Seite des Rheins wohnten, besiegten unter ihrem König Chlodwig die Römer, die bis dahin Gallien beherrschten, nahmen dasselbe in Besitz und machten sich auch die Alemannen, Thüringer und Burgunder zinsbar. So wurde durch die Völkerwanderung eine mächtige Ver- änderung aller Verhältnisse fast aller Länder der damals bekannten Erde veranlaßt. Die Völkerwanderung veränderte Staaten und schuf neue Sprachen; durch sie entstanden neue Sitten, Verfassungen und Gesetze; sie erzeugte eine neue Ordnung der Dinge und gab allen menschlichen Verhältnissen einen neuen Umschwung, wodurch die Zukunft der Völker bis auf die spätesten Zeiten vorausbestimmt und vorbereitet wurde. 31. Attila, die Geißel Gottes. Die Hunnen, die sich seit ihrem ersten Erscheinen in Europa in den weidereichcn Gegenden Südrußlands umhergetrieben und so- dann in Ungarn niedergelassen hatten, waren mit einem Heere von 700,000 Streitern unter ihrem König Attila, der sich selbst die Geißel Gottes nannte, durch Deutschland gezogen und unter schrecklichen Verwüstungen über den Rhein nach Frankreich einge- drungen. Schon das Aeußere dieser häßlichen Menschen war schrecken- erregend. Ein alter Schriftsteller schildert dieselben in folgender Weise: „Die. Hunnen sind klein und dick, haben fleischige Hälse

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 95

1861 - Stuttgart : Hallberger
95 und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge- sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch, das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re- ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr, so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün- dern- das Lager." Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den- noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu- rückgedrängt. Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene- dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh- lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange- drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um, und Rom ist gerettet! Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und
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