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1. Das Mittelalter - S. 15

1893 - Leipzig : Dürr
— 15 — Jllyrien feine Rnhe. Er sammelte sein Volk an der ©an und be- reitete alles zu einem Zuge nach Italien vor. Stilicho wußte sich nicht anders zu Helsen, als daß er ihm Noricum (Östreich) abtrat und einen Tribut von 4000 Pfund Gold zusicherte. Aber während er den Staat ans diese Weise zu retten suchte, ward er selbst ein Opfer der Intriguen seiner Feinde am Hose. Wahrscheinlich fanden diese bei dem schwachen Honorins um so eher Gehör, als sie ihm nun auch noch zuflüsterten, daß Stilicho mit Alarich im Einverständnisse sei und ihn vom Throne stoßen wolle. Honorins ward mißtrauisch, ließ seinen treuesten Diener verhaften und ihm das Todesurteil versanden. Die Truppen drohten, wenn das Urteil nicht zurückgenommen würde, ihn mit Gewalt zu befreien, aber Stilicho war zu edel und zu stolz dazu, sich durch Unrecht Recht zu verschaffen. Er verwies die Empörer aus ihre Pflicht und erduldete so tapfer, wie er gelebt hatte, den Tod durch das Schwert. Sein Rächer ward, ohne dies ausdrücklich zu wollen, Alarich. Sobald dieser erfuhr, daß der Mann, der einzige, den er gefürchtet hatte, Italien nicht mehr schütze, stellte er neue, viel höhere Forderungen, er verlangte mehr Land, mehr Gold und Geiseln. Honorins schlug ihm alles ab. Da ergoß sich, den Wogen gleich, die den Damm durchbrochen haben, das Volk der Westgoten über Italien. Alarich belagerte Rom. Die Römer, denen die Getreidezusuhr von dem Hasen Ostia her abgeschnitten wurde, sahen sich bald durch Hunger und Seuchen gezwungen, den Abzug der Feinde mit einer hohen Summe zu ersaufen. Unterdessen saß ihr Kaiser in dem festen Ravenna trieb Hühnerzucht und verweigerte in feigem Trotze, mit Alarich über den Frieden zu verhandeln. Die Goten durchzogen nun Mittelitalien. Taufende von germanischen Sklaven, die in Italien zerstreut lebten, gesellten sich zu ihnen und verstärkten ihre Scharen, von den Alpen her kam ein neues westgotisches Heer unter Athanls (Adolf), Alarichs Schwager. Zum zweiten Male wurde Rom belagert, wieder mußten die geängstigten Römer die Barbaren um Gnade anflehen und den Abzug derselben bezahlen. Damals soll die goldene Statne der Virtns (Tapferkeit) eingeschmolzen und zu Geld gemacht worden sein, damit Alarichs Forderungen befriedigt werden konnten. Und auch mit diesem Opfer erwarben sich die Römer nur eine furze Frist der Schonung. Im Jahre 410 erschien Alarich zum dritten Male vor Rom und eroberte es. Seit Brennus abgezogen war, hatte fein siegreicher Feind wieder die stolze Hauptstadt der Welt betreten. Die Römer ließen alles über sich ergehen, und der Barbar Alarich zeigte sich edler, als sie gehofft hatten. Wohl wurde ein Heiner Teil der Stadt ein Raub der Flammen, wohl wurde geplündert, aber der hochherzige Gotenkönig

2. Das Mittelalter - S. 19

1893 - Leipzig : Dürr
— 19 — Häusern bestehende weitläufige Stadt, in der seine ebenfalls hölzerne Burg den Mittelpunkt bildete. Hier hielt er Hof. Deutsche Fürstensöhne standen nnt Holzzaune Wache, denn nicht selten fanden sich germanische Heerkönige mit Gefolge hier ein, nahmen an seinem Rate teil und bewahrten ihm, dem Nomadenkönige, die Trene. Gesandte kamen und wurden zugleich mit den Gästen ans Gold und Silber herrlich bewirtet, während Etzel selbst mit hölzernen Tellern und den einfachsten Speisen sich begnügte. Auf einem erhöhten Platze im Hintergründe des Saales saß er mit seinen Söhnen und schaute dem glänzenden Treiben zu, in einer anderen Abteilung des niedrigen Gebäudes wohnten feine Frauen. Trotz der Herrschergaben, die ihn auszeichneten, blieben seine Sitten barbarisch. So hatte er seinen Bruder Bleda ermorden lassen, um in den Alleinbesitz der Herrschaft zu gelangen! Mitten in seiner Machtfülle reizte ihn ein Zug in die Donau- und Rheingegend, der darauf berechnet war, dem weströmischen Reiche ein schnelles Ende zu bereiten. Es scheint auch, das; Geiserich, der Vandalenkönig, mit dem er immer in Verbindung stand, ihn in diesem Vorhaben bestärkte, um sich selbst vor Angriffen von Seiten Roms zu sichern. Beutefucht und das Bestreben, sein unruhiges Volk zu neuen Siegen zu führen, gaben wahrscheinlich den Ausschlag, und so zog er denn im Jahre 451 mit einem Heere von 500 000 Mann die Donau auswärts. Ostgoten und andere deutsche Völker leisteten Heeresfolge, weiterhin schlossen die Thüringer und Alamannen sich an. So verstärkt überschritt er den Rhein. Der erste Stoß traf die Burgunder. Ihre Hauptstadt Worms wurde erobert, ihr König Gundiear (Günther) mit seinem Gefolge getötet. Der Untergang des bur-gundischen Königshauses lebte in der Sage fort und bildet, freilich in veränderter Gestalt, den Hauptinhalt des zweiten Teiles des Nibelungenliedes. Darauf wandte steh Etzel, „die Geisel Gottes", westwärts und zerstörte auf die furchtbarste Weise Metz im Gebiete der Franken. Dann belagerte er Orleans. Schon waren die Mauern zertrümmert, aber noch hielt der glaubensstarke Bischof den Mut der Verteidiger aufrecht, da nahte der so heiß erflehte Entsatz. Aetius, der Feldherr des Kaisers Valentiuian Iii., hatte mit bewundernswürdiger Thatkraft und Klugheit deu Rest der römischen Heere zusammengerafft und die in Gallien seßhaften germanischen Völker vermocht, sich ihm anzu- schließen; die Westgoten unter ihrem Könige Theodorich, die Franken an der Somme, die Sachsen im heutigen Holland, die Burgunder, selbst die Briten aus der Bretagne (Armorika) fehlten nicht. Mit dieser Macht schlug er den Weg nach Orleans ein. Attila kam ihm entgegen,

3. Das Mittelalter - S. 24

1893 - Leipzig : Dürr
— 24 — weil der Ostgotenkönig Theoderich der Große, der Schwiegervater des Westgotenkönigs Alarich Ii. war und das Reich desselben in seinen mächtigen Schutz genommen hatte. Trotzdem beharrte Chlodowech dabei, vielleicht vertraute er auf den geheimen Beistand der katholischen Römer int südlichen Gallien. Alles wurde ohne Aussehen zu machen vorbereitet, und plötzlich überschritt er in bester Ordnung die Loire. In aller Eile raffte Alarich Ii. ein Heer zusammen, in welches allerdings auch viele katholische Römer eingestellt wurden, und bei Voullon bei Poitiers rangen die beiden germanischen Stämme in blutiger Schlacht miteinander (507). Die Westgoten wurden geschlagen, Alarich selbst fiel von Chlodowechs Lanze durchbohrt. Nnn durchzog Chlodowech das westliche Land, sein Sohn Theuderich die Auvergne und der Burgunder Gundobad die Provence. Schon hatte Chlodowech die westgotische Hauptstadt Toulouse bezwungen und den Königsschatz gehoben, da erschien der Ostgotenkönig Theoderich mit einem starken Heere und gebot als Vormund seines unmündigen Enkels, des Sohnes Alarichs, deut fränkischen Eroberer Halt. Im raschen Siegeslaufe gewann er die Provence zurück und machte dadurch Chlodowech zu Friedensverhandlungen geneigt. Die Frauken behielten das Land bis zur Garonne, das übrige bis zu den Pyrenäen und Spanien verblieb den Westgoten, nur die Provence schlug Theoderich zu Italien, das er beherrschte. So hatte sich Chlodowech ein großes Reich begründet, und es fehlte nur noch, daß die fränkischen Teilkönige ihm ihre Gebiete abtraten. Dahin brachte er es mit Hinterlist und Mord. Die christliche Taufe hatte seinen Charakter nicht geändert, denn um die Mittel, durch die er seine Pläne verwirklichen wollte, war er nie verlegen. Den Kronprinzen der ripuarischen Franken überredete er, seinen alten gelähmten Vater umzubringen, und als der Mörder ihn einlud, mit ihm die Schätze des Ermordeten zu teilen, schlug er dem Thoren mit dem schweren Deckel der Truhe, in die dieser sich hinabbeugte, das Haupt ab. Mit leichter Mühe überredete er dann die Ripuarier, ihn an Stelle des Gerichteten als König anzuuehmeu. Einen anderen Verwandten überzog er mit Krieg, nahm ihn samt dem Sohne gefangen und ließ dann beide erst scheren — dies war der größte Schimpf für einen fränkischen Edlen, dann ermorden. Einen dritten König und dessen Bruder hieb er mit eigner Hand nieder, als sie gebunden vor ihn gebracht wurden, weil er Angehörige des Königsgeschlechtes in Fesseln nicht ersehen könne. Nachdem er alle regierenden Vettern und deren Söhne aus dem Wege geräumt hatte, klagte er öffentlich, daß ihm kein lieber Verwandter übrig geblieben fei, der ihm im Unglücke

4. Das Mittelalter - S. 33

1893 - Leipzig : Dürr
— 33 — 12. Albion. Unter den germanischen Hilfsvölkern, mit denen Narses Italien erobert hatte, waren Langobarden. Nach der Einnahme Roms ließ er sie klüglich über die norditalische Grenze hinüberschaffen, denn noch furchtbarer als in der Schlacht geberdeten sie sich nach derselben, ihre Raubsucht kannte kein Maß. Die Entfernung der Ruhestörer war jedoch nur ein Notbehelf. Nicht umsonst hatten sie die Herrlichkeiten Italiens, die reichen Städte, die üppigen Gefilde kennen gelernt; als sie zu ihrem Volke zurückkehrten, entzündeten sie in diesem die Sehnsucht nach dem schönen Lande. Die Langobarden waren aus der Gegend der Mittelelbe nach und nach bis in das heutige Nordungarn vorgerückt. In ihrem ungestümen Wesen traten die Eigenheiten des halbwilden germanischen Volkstums: die Leidenschaften des Krieges, des Beute-machens und Wanderns, noch grell und uugeschwächt hervor. In Alboin erhielten sie einen König, der an Tollkühnheit und trotziger Wildheit alle übertraf. Zuerst erprobte er seine Kraft im Kampfe mit den Gepiden in Pannonien. Schon als junger Mann erschlug er den Sohn des Gepidenkönigs; da er aber nur von dem Könige eines anderen Volkes wehrhaft gemacht werden konnte, fo begab er sich mit 40 Genossen zu dem Vater des Erschlagenen, forderte, auf das heilige Recht der Gastfreundschaft pochend, die Wehrhaftmachung und erlangte sie. Zum Dank raubte er die Tochter des zweiten Sohnes des Gepidenkönigs und begehrte sie zur Ehe. Zwar gelang es den Gepiden, sie ihm wieder zu entreißen, aber der alte König war im Kampfe gefallen, und trotzig standen sich nun Alboin und der Vater der Braut an der Spitze ihrer Völker gegenüber. Rachedürstend verband sich Alboin mit den Avaren, einem mongolischen Volke, das aus Asien über den Don nach Europa vorgedrungen war, wie einst die Hunnen. Mit deren Hilfe überwand er die Gepiden, erschlug den König und nahm dessen Tochter Rofamunde zur Frau. Nun überließ er den Avaren das Land der Gepiden sowie fein eigenes und führte die Langobarden nach Italien. Als er, die Juli-scheu Alpen überschreitend, in die Po ebene hinabstieg, war Narfes nicht mehr Exarch von Ravenna. Nach 15 jähriger, sehr kluger und gerechter Regierung war auch er in Ungnade gefallen und hatte sich grollend nach Neapel zurückgezogen. Bereitwillig öffneten die ober-italischen Städte dem Eroberer ihre Thore, nur Pavia ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung. Alboin hatte beschlossen, die widerspenstige Stadt vom Erdboden zu vertilgen, aber als fein Pferd beim Einzuge stolperte, ward er leicht durch einen frommen Diener zur

5. Das Mittelalter - S. 39

1893 - Leipzig : Dürr
— 39 — Nachfolger, Omar, ein im höchsten Grade einfacher und glaubenseifriger Mann, betrieb von Medina aus den Krieg mit dem größten Eifer. Durch die Eroberung von Damaskus und Autiochia wurde die Unterwerfung Syriens vollendet, auch Jerusalem mußte uach längerer Belagerung sich ergeben. Da die Einwohner aber nur mit dem Kalifen selbst den Vertrag abschließen wollten, so machte sich Omar auf deu Weg. Auf einem Kameel reitend, einen Sack mit Korn, einen zweiten mit Datteln und einen Schlauch voll Wasser hinter sich, bloß von zwei Dienern begleitet, erschien er vor der Stadt und bewilligte den Christen gegen ein Kopfgeld und unter der Bedingung, daß sie von ihren Gotteshäusern die Glocken und Kreuze entfernten, freie Religionsübung. Sein Feldherr Amru eroberte Ägypten und Persien. Alexandria öffnete feine Thore erst nach einer vierzehnmonatlichen Belagerung; aber daß Amru aus Omars Befehl die große berühmte Bibliothek habe verbrennen leisten, ist nicht zu erweisen, sie war schon früher der Zerstörung anheimgefallen. Bei der Besitzergreifung von Ägypten kam ihnt zu statten, daß die als Ketzer verfolgten christlichen Kopten, welche die göttliche Natur Christi nicht gelten lassen wollten, den Schutz der Araber suchten. Omar wurde von einem persischen Gefangenen ermordet. Auch fein Nachfolger Othman, ein energieloser Mann, starb eines gewaltsamen Todes; er wurde bei einem Aufstande durch Steinwürfe getötet. Nun erst gelangte Ali zum Kalifat. Allein da er nur von einer Partei, den Schiiteu (welche die Sunna, die Überlieferung, verwarfen) gewählt worden war, so brach ein snrchtbarer Bürgerkrieg ans, der mit dem Untergänge Alis und des ganzen Hauses Mohammeds endete. Der Anführer der Gegenpartei war Moawijah, ein Geschlechtsverwandter des ermordeten Othman und Statthalter von Syrien. Indem er Ali beschuldigte, an dem Morde seines Vorgängers indirekt wenigstens teilgenommen zu haben, warf er sich zugleich zum Bluträcher des Ermordeten auf und gab dadurch dem Kriege selbst einen erbitterten Charakter. Greuel häuften sich auf Greuel, bis Ali endlich von drei Fanatikern, welche das entsetzliche Gemetzel durch Beseitigung der Anführer beendigen wollten, getötet ward. Moawijah entkam und behielt das Kalifat. Mit ihm gelangte das Haus der Omajjaden zur Herrschaft. Er und seine Nachfolger erwählten Damaskus zu ihrer Residenz. Unter den Omajjaden dauerten die Bürgerkriege fort, aber auch die Eroberungen erlitten keine Unterbrechung, ein deutliches Zeichen, daß der fanatische Bekehrungseifer, den der Islam seinen Bekennern einflößte, noch im Steigen begriffen war. Als das wichtigste Ziel der Glaubenskriege hatte Mohammed Konstantinopel bezeichnet, dahin richteten die Omajjaden wiederholt ihre Heerzüge, und die Ohnmacht des

6. Das Mittelalter - S. 41

1893 - Leipzig : Dürr
— 41 — wurde dem Kalifen gesandt. Der Sieg der Mauren war ein voll-kommener und hatte die Folge, daß ihnen bald die ganze Halbinsel gehorchte. Die Christen, welche sich nicht unterwerfen wollten, zogen sich tu die nördlichen Gebirge zurück, von wo ans sie später nach und nach wieder siegreich nach dem Süden vorrückten.. Das Haus der Omajjaden nahm bald darauf ein schreckliches Ende. Abul Abbas, ein Nachkomme Alis, wußte sich einen bedeutenden Anhang zu verschaffen und wurde zum Kalifett ausgerufen. Sei es, daß sich die Omajjaden durch ihre despotische Willkür und Genußsucht verhaßt gemacht hatten, sei es, daß der Heiligenschein, welcher die Abkömmlinge aus dem Hause des Propheten umgab, seine Wirkung übte, der Kalif von Damaskus sah sich von dem Heere verlassen, als er dem Gegner die Schlacht anbieten wollte. Zwar sammelte er neue Streitkräfte und verteidigte sich in Ägypten, aber er wurde geschlagen und in einer christlichen Kirche von den Verfolgern getötet (750). Furchtbar war die Rache, welche Abul Abbas oder vielmehr dessen Feldherr und Oheim, der blutige Abdallah au den Omajjaden nahm. Alle Glieder des Hanfes wurden ermordet, selbst die Säuglinge in der Wiege nicht verschont. Nnr einer, Abderaman mit Namen, entkam, ans unzähligen Gefahren wunderbar errettet, durch Nordafrika noch Spauieu und gründete dort das Kalifat von Cor-dova. Die Abbafiden machten Bagdad zu ihrer Residenz. 4. I>as fränkische Ueich. 1. Die Merovinger. Während das Germanentum im Süden unter dem Einflnfse römischer Sittenverderbnis elendiglich zu Grtutde ging, gewann im Norden das germanische Wesen unter Führung des Frattkenvolkes die Oberhand. Unter Chlodowechs Söhnen hatte der älteste, Theuderich dett Vorraug im Rate der Brüder und residierte in Rheims. Da er nicht nur das Frankenland, sondern auch das der Ala-ittslttneit beherrschte, so waren seilte Nachbarn int Osten die Thüringer, in mächtiges Volk, das sich von den Donangcgettden bis zum Harze ausbreitete und so das gauze mittlere Germanien inne hatte. Theuderich strnii) anfangs mit Herinittfried, dem Könige der Thüringer, im besten Einvernehmen, aber die Eintracht wurde bald gestört, und es kam zum Kriege. Theuderich forderte die Sachsen in Norddentschland

7. Das Mittelalter - S. 46

1893 - Leipzig : Dürr
— 46 — barem, bieses letzte Bollwerk des Römertums zu gewinnen. Wenn er nahe baran war, die Weltstabt zu erobern, so bewog ihn der Papst durch Versprechungen, auf eine gewisse Zeit Frieden zu machen, aber balb brach er beit Waffenstillstanb und begann die Belagerung von neuem. Da entschloß sich der Papst Stephan Ii. bei Pippin Hilse zu suchen. Der Frankenkönig war sogleich bereit zu vermitteln. Er schickte Gesaubte, und mit biesett vereint versuchte der Papst persönlich in Pavia vom Langobarbenkönige einen sicheren Vertrag zu erlangen, allein vergeblich. Stephan reiste nun selbst nach dem Frankenlanbe und verweilte ein Jahr baselbst. Jnbem er den König nebst bessen Gemahlin und Söhnen mit eigner Hand salbte, weihte er ihn zum Beschützer der Kirche. Im solgenben Jahre zog Pippin mit seinen Franken nach Italien. Aistnls zeigte sich nicht sehr mutig. Er schloß sich in Pavia ein und ließ sich, hart bebrängt, bazn bewegen, Geiseln zu stellen und dem Papste nicht nur das Gebiet von Rom, sonbern auch Ravenna und anbere Stabte des Exarchats zu überlassen. Kaum waren die Franken fort, so begann er den Krieg gegen Rom aufs neue. Pippin eilte zum zweiten Male herbei, wieber warb der König in Pavia eingeschlossen, wieber löste er sich durch Versprechungen. Aber biesmal übergab Pippin selbst dem Papste das römische Gebiet nebst dem Exarchat von Ravenna, machte sich zum Patrizius (Statthalter) in biesem Teile Italiens und legte so den Grunb zu dem spateren Kirchenstaate. Aistnls würde nach dem Weggange der Franken gewiß den Kampf nochmals aufgenommen haben, wenn er nicht durch einen Sturz vom Pferbe währenb der Jagb das Leben eingebüßt hätte. Pippin starb im Jahre 768. Vor feinem Tode teilte er das Reich in der Weise, daß der ältere, Karl, den nörblichen Teil (Australien und Reustrien), der jüngere, Karlmann, den fitblichen (Alamannien Elsaß, Burguub und die Provence) erhielt, Aquitanien sollten beibe gemeinschaftlich besitzen. 4. Karl der Große. In Pippins Sohne Karl erstanb dem Abenblanbe einer der größten Fürsten, die es je gegeben hat. Die ersten Jahre seiner Regierung verflossen ihm unter Familienzwistigkeiten. Mit feinem Brnber Karlmann staub er nicht im besten Einvernehmen, weil sich biefer von schlechten Räten lenken ließ, und eine unglückliche Ehe bereitete ihm ernste Verlegenheiten. Auf Zureben feiner Mutter hatte er sich mit einer Tochter des Langobarbenkönigs Desiber ins vermählt — trotz dem Abmahnen des Papstes, der eine Verbinbuug der Franken ltrtb

8. Das Mittelalter - S. 47

1893 - Leipzig : Dürr
— 47 — Langobarden sehr ungern sah. Nach nicht langer Zeit schickte er die Frau wie eine Verstoßene zu ihrem Vater znrück und lud dadurch die Feindschaft des laugobardischeu Königshauses auf sich. Im Jahre 771 starb Karlmann, und Karl wurde vom Volke zum Alleinherrscher im Frankenreiche erwählt. Aber Karlmanns Witwe wandte sich mit ihren Kindern zum Langobardenköuige, offenbar in der Absicht, um unter dessen Schutze Ansprüche auf einen Teil des Frankenreiches zu erheben. Kaum hatte Karl das ganze Frankenreich unter feinem Szepter vereinigt, so bot sich feiner staatsrnännischen Begabung und seinem Thatendurste ein großes Ziel dar in der Bekämpfung des Sachsen-volkes. Die Sachsen, ein germanischer Völkerbund wie derjenige der Frauken, hatten Norddeutfchland zwischen Ems und Elbe inne. Landschaftlich schieden sie sich in Westfalen an der oberen Sieg, Ruhr und Lippe, Engern an der Weser und Ostfalen an der Elbe, aber diese Namen bezeichneten keine Volksunterfchiede. Die Sachsen bewahrten treu die altgermanische Verfassung und Religion. Zu Marklo an der Weser wurde alljährlich eine große Volksersamm-lung abgehalten, welche über Krieg und Frieden entschied und, wenn der Heerbann aufgeboten werden sollte, einen Herzog (Heerführer) wählte. Könige gab es nicht, jeder Gau erkor sich feinen Vorsteher (Grasen), der im Gerichte den Vorsitz führte und an der Spitze der waffenfähigen Mannschaft in den Krieg zog. Die Gaugemeinde teilte sich in Stände. Die Vornehmsten waren die Edelinge, welche auch die Heiligtümer bewahrten und das Priesteramt verwalteten, den Kern des Volkes bildeten die Freien, und den untersten Platz nahmen die abhängigen aber nicht rechtlosen Lassen (Hörigen) ein. Die Verfassung hatte etwas natürlich Tüchtiges, aber das Volk entbehrte doch der einheitlichen Führung, welche dem erblichen Königtums zufällt, und dies war die Schattenseite derselben. Wurden die Sachsen von irgend einer Seite angegriffen, so wehrte sich der nächftliegcnde Gau; mußten die ungeordneten Scharen, wie es meist geschah, der Übermacht weichen, so verstand sich die Gaugemeinde zu einem Scheinfrieden, wohl gar zu einer augenblicklichen Unterwerfung, freilich nur, um bei passender Gelegenheit das Joch wieder abzuschütteln. Diese Art der Kriegführung war sehr geeignet, die Kräfte des Landes unnütz zu vergeuden. Wie sie nach 30 jährigem Kampfe den Franken unterlagen, so wären sie sicher früher oder später den Normannen oder Slaven dienstbar geworden, Der Krieg mit den Sachsen war für Karl, der unaufhörlichen Grenzstreitigkeiten wegen, unabwendbar. Er mußte die Sachsen unter seine Gewalt bringen, um Frieden zu haben, und es reizte ihn, das heidnische Volk zum Christeutume zu bekehren.

9. Das Mittelalter - S. 52

1893 - Leipzig : Dürr
— 52 — um über beit ungetreuen Vasallen zu richten, erschienen auch die bayrischen Großen und legten Zeugnis ab gegen den Herzog. Die Reichsfürsten sprachen über Tassilo das Tobesurteil aus. Karl milberte den Spruch, inbem er den Herzog, bessen Sohn und alle übrigen Familienmitglieber in Klöster verbannte. In Bayern aber würde kein neuer Herzog eingesetzt, sonbern wie im übrigen Deutschland die fränkische Herrschaft durch geführt. Nicht so schnell beruhigten sich die Avaren, sie brangen in Italien und in Bayern ein, raubten und plünberten. Nur mit Mühe würden sie durch den Heerbann der fränkischen Grenzlänber von weiterem Vorbringen abgehalten. Für Karl war bies ein Anlaß, seine Eroberungen auch auf die unteren Donaulänber auszubehnen. Nachbem fein Sohn Pippin, von Italien Herkommenb, den wilben Scharen eine empfinbliche Nieberlage beigebracht hatte, rückte der König selbst heran, 791, und unwiberstehlich wie die makebonische Phalanx schritt sein Heer in den unbekannten Osten hinein. Auf dem nörblichen Donauufer zog sein getreuer, tapferer Graf Theuberich mit den rheinischen Franken, Thüringern, Sachsen, Friesen, er selbst mit dem Hauptheer folgte auf dem linken Ufer, die Bayern führten auf dem Strome Lebensrnittel nach. Die Verschanzungen der Avaren würden erstürmt, ihre Scharen zerstreut; erst an der Raab kehrte Karl um und ging nach Bayern zurück. Uneinigkeit unter den Avaren selbst vollenbete in den nächsten Jahren bereit gänzliche Unterwerfung. Einer ihrer Oberherrscher, der Chakan, würde von dem eigenen Volke erschlagen, und so konnte der Markgraf von Friaul baran benken, die Hauptfestung, den „Ring", au der Donau, zu stürmen. Das Wagnis gelang. Unenbliche Schätze waren der Preis, benn den ganzen, in Jahrhunberten zusammengeschleppten Raub der Avaren fanb er hier aufgehäuft. Der tapfere Markgraf, Erich war fein Name, schickte den Schatz nach Aachen zu König Karl. Dieser bereicherte bamit seine Getreuen und ehrte den Papst durch kostbare Geschenke. So viel Golb kam plötzlich in Umlauf, daß der Wert besseren um den britten Teil sank und die Lebensrnittel infolgebeffen um ebensoviel im Preise stiegen. Die neueroberte Provinz warb unter dem Namen Ostmark dem Frankenreiche zugefügt. Währenb Karl selbst sich an der Unterwerfung der Donauniebe-ruitgen beteiligte, zwangen seine Grasen die Slaven jenseit der Elbe, sich der fränkischen Oberhoheit unterzuorbneu. Bis an die Ober hin traten die slavischen Stämme in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Frankenreiche. So umspannte Karls des Großen Herrschaft den größten Teil des Abenblanbes. Die Ostgrenze lief an der Elbe, Saale, auf dem Böhmerwalbe, baun au der Donau hin bis an den Einfluß

10. Das Mittelalter - S. 56

1893 - Leipzig : Dürr
— 56 — in den Marken ein kriegerischer Geist, und die Markgrafen waren meist in unaufhörlichen Fehden abgehärtete, trotzige Heldennaturen, deren Leben im Lager und auf dem Schlachtfelde verfloß. Die wichtigsten Marken waren die Ostmark an der Donau, die thüringische Mark an der ^aale, Unstrut und Gera, die Nordmark (spätere Altmark) an der Elbe, die Mark Schleswig an der Eider, die spanische Mark an dem Ebro. Wie für den Staat, so sorgte Karl der Große auch für die Kirche, Me ihm nächst feinen politischen Plänen besonders am Herzen lag. Wo und wie er konnte, unterstützte er die Diener der Kirche in ihrem Wirken, ließ Gotteshäuser und Klöster erbauen und pflog mit den angesehensten Bischöfen und Äbten einen regen Verkehr. Ans der Hofgeistlichkeit entnahm er die meisten seiner Räte, und der Vorsteher derselben, der Erzkaplan, stand an der Spitze der kaiserlichen Kanzlei. Die Marienkirche in Aachen wurde mit großer Kunst und großen Kosten im edelsten Stile ausgeführt, aus Rom und Ravenna entnahm er die Marmorsäulen, mit denen er sie verzierte. Um den Kirchengesang zu verbessern, berief er Sänger aus Italien an den Hof. Er drang darauf, daß die Predigt in deutscher Sprache gehalten wurde, und wie schwer es auch den an das Lateinische gewöhnten Geistlichen ankam, sie mußten es lernen. Damit es ihnen an Stoff und Vorbild nicht fehle, regte er den gelehrten Langobarden Paul Warnefried an, Predigten und erbauliche Betrachtungen ans den Kirchenvätern zusammenzustellen, die bei den Nachmittagsgottesbieusten vorgelesen werden sollten. Die Sorge, welche er den kirchlichen Einrichtungen und der Bildung der Geistlichen zuwandte, gab ihm ein Übergewicht über den Klerus, der seinem Eifer kaum zu folgen vermochte. Karl der Große war thatsächlich das Haupt der Kirche, feine Verordnungen beziehen sich ebensowohl auf die religiösen, wie auf die weltlichen Angelegenheiten, alle wichtigen Stellen wurden nur nach feinem Willen besetzt, die Konzilien traten auf seinen Befehl zusammen und erhielten die Bestätigung ihrer Beschlüsse von ihm, sogar der Papst war ihm Unterthan. Auch für Wissenschaft und Kunst sorgte Karl der Große, und dies kann man als die Krone seiner Bestrebungen betrachten. Denn er selbst hatte feine wissenschaftliche Erziehung genoffen und vermochte kaum in späteren Jahren mühsam das Schreiben zu erlernen. Aber sein Interesse für geistige Unterhaltung war ein so reges, daß er sich sogar beim Mahle vorlesen ließ. Erstaunlich war, was er sich durch eisernen Fleiß aneignete, rasch fand er sich in schwierigen Untersuchungen zurecht, seine eigene Rede war leicht und sicher, Lateinisch sprach er geläufig, und auch das Griechische verstaub er. Der Umgang
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