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1. Die deutsche Kultur - S. 24

1907 - Leipzig : Brandstetter
Laubbäume an. Dieses ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzuchtgebiet. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen werden in Fülle gebaut. Prächtige Laub- und Nadelholzwälder breiten sich über ganz Deutschland aus. Vis zur Mainlinie und noch darüber hinaus reicht das Gebiet des Weinbaues. Die deutschen Kulturgewächse brauchen eine hohe Sommerroärme zur Reifung ihrer Früchte (Wein 18mais 17°, Obstbäume und Weizen 14°, Gerste 12,5° mittlere Sommerwärme), vertragen dagegen mehr Kälte als ozeanische Pflanzen. Günstig wirkt auf das Gedeihen der Pflanzen, daß regenarme Gegenden in Deutschland selten sind (die trockenste Provinz ist Posen) und daß der Regen zu allen Jahreszeiten fällt. Perioden anhaltender Trockenheit sind selten, besonders im Westen. Die Pflanzenwelt hat daher fast stets die zu ihrem Wachstum nötige Feuchtigkeit. Häufiger kommt es vor, daß der Regen zu lange anhält, namentlich im Sommer, wo er nicht selten die Erntehoffnungen des Landwirtes vernichtet. Im allgemeinen hat Deutschland ein günstiges Klima, wenn wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit besserem Klima gibt (z. B. Frankreich). Deutschland ist ebenso fern von der Armut des Nordens, wie von der Fülle des Südens. Seine Bewohner müssen ihre Kräfte anspannen, um ihre Nahrung dem heimatlichen Boden zu entlocken, aber sie finden doch noch Zeit, das Leben zu genießen und für höhere Zwecke zu verwerten. 7. Abschnitt. Die Geschichte der deutschen Bodenkultur. 1. Die Bodenkultur in der deutschen Urzeit. Die Besiedelung des deutschen Landes durch die Germanen war im wesentlichen zunächst so erfolgt, daß die einziehenden Völkergruppen sich womöglich schon geurbartes Land angeeignet hatten. Weder links noch rechts des Rheines bis zur Elbe fehlte es an solchem; denn hier konnten die germanischen Siedler die keltischen Wohnsitze einnehmen. Freilich glich das weite Land vielfach noch einer undurchdringlichen Wildnis. Dichte Wälder, weite Sümpfe, rauschende Ströme erfüllten es. Rauh und unwirtlich erschien das Land, da die Sonnenstrahlen nur spärlich in die Wildnis drangen. Wilde Tiere hausten in zahlreicher Menge in den Wäldern: Bären, Wölfe, Luchse, Elen-24

2. Die deutsche Kultur - S. 26

1907 - Leipzig : Brandstetter
giebigkeit besonders beliebt. Die Schinken des Schweines wurden überall als Delikatesse betrachtet. Nicht unbedeutend war die Ziegenhaltung, sowie die Zucht von Hausgeflügel, wie Hühnern und Gänsen, Enten, Kranichen und Schwänen. Einen günstigen Einfluß auf die Bebauung des Bodens übte die Bekanntschaft mit den Römern aus. Die Deutschen sahen, wie die fremden Siedler mit besseren Geräten und auf eine bessere Weise den Acker bearbeiteten. Von ihnen lernten sie Gärten anzulegen, allerlei Arten von Gemüse zu pflanzen, Obstbäume zu veredeln und Zierpflanzen zu pflegen. Neue Obstarten, wie Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche, Blumen, wie Rosen, Lilien, Nelken, Geranien, vor allem aber die Anlagen von Weinbergen sind den Römern zu danken. Durch die Bekanntschaft mit der fortgeschritteneren Kultur der Römer, durch die Zunahme der Bevölkerung wuchs die Zahl der Felder, und immer weitere Strecken Landes wurden unter den Pflug genommen. Der nomadisierende Deutsche wurde zum seßhaften Ackerbauer, die Landwirtschaft zum Volksernährer, Deutschland ein Ackerbau st aat. 2. Die Landwirtschaft zur Frankenzeit. Durch die näheren Berührungen der Franken mit der römischen Kultur, in die sie bei ihrem Vorrücken auf römischem Gebiete gekommen waren, änderten sich auch ihre wirtschaftlichen Zustände. Als vollends nach Befestigung und Abrundung des fränkischen Reiches durch Chlodwig die auswärtigen Kriege eine Zeitlang aufhörten, konnte sich ein Teil der Bevölkerung friedlichen Beschäftigungen zuwenden. Der gesamte Grundbesitz einer Dorfgemeinde wurde in zwei Teile zerlegt. Die eine Hälfte, die A l l m e n d e, d. h. das Gemeineigentum, umfaßte Wald, Moor und Weide, die andere das Ackerland. Dieses wurde in Streifen, Gewanne, verteilt, und jeder Hofbesitzer erhielt einen solchen. Alle Hofbesitzer waren genötigt, in demselben Teile der Flur die gleiche Frucht zu bauen. Das gesamte Ackerland wurde in drei Teile zerlegt. Ein Drittel bestellte man mit Wintergetreide (Roggen, Spelz), ein Drittel mit Sommergetreide (Gerste, Hafer) und das letzte Drittel blieb als Weideland brach liegen. Im nächsten Jahre und im folgenden wurde gewechselt, so daß immer ein Ackerteil brach lag; im vierten fing man wieder von vorne an. Dieses Verfahren nannte man die Dreifeld erwirtschaft nach dem Flurzwang, den man von den Römern in Gallien gelernt hatte. Der Flurzwang war nötig, um gemeinsam den Kampf gegen die Urgewalt einer wilden Natur aufnehmen zu können. Er blieb lange zu Recht bestehen, um

3. Die deutsche Kultur - S. 33

1907 - Leipzig : Brandstetter
der Kartoffel, einer Gabe Amerikas. Während sie bereits 1588 als botanische Seltenheit gepflanzt wurde, ging ihre Verbreitung als Nährfrucht sehr langsam vonstatten. 3m Jahre iß40 kam sie nach Hessen-Darmstadt, Westfalen und Niedersachsen, 1647 nach Graun-schweig, 1650 nach Berlin und erst 1740 in das Murgtal und in die Dörfer der Schwäbischen Alb. Als „sündhafte Teufelswurzel" wurde die Kartoffel von den Geistlichen beim Bauernvolk verlästert. Da und dort nutzte deshalb die Regierung (in der Mark und in Pommern) den Anbau den Bauern gewaltsam aufnötigen. Von den Soldaten Kaiser Karls V. und durch die spanischen Kriegsvölker des Dreißigjährigen Krieges wurde der Tabak nach Deutschland gebracht. Der Genuß desselben wurde so lange verboten, bis man herausfand, daß durch den Anbau der Landwirtschaft ein Dienst erwiesen würde. Bereits 1630 wurde in Bayern und Thüringen Tabak gebaut, und seine Kultur verbreitete sich 1681 nach Brandenburg, 1697 nach Hessen und in die Pfalz. (Aus dem sonnigen Arabien kam der Kaffee, der ein so treuer Gefährte des Tabaks werden sollte. Von England her, wo 1652 das erste europäische Kaffeehaus aufgetan wurde, kam die Sitte des Kaffeetrinkens nach Deutschland.) Mit den auswärtigen und überseeischen Pflanzen und Nahrungsstoffen kamen eine Menge neuer Heilkräuter nach Deutschland, die dann in botanischen Gärten gepflegt wurden. In den deutschen Küchengärten wurden zu Anfang des 17. Jahrhunderts gepflanzt: Kohl, märkische Rüben, rote Rüben, Mohrrüben, Rettiche, Meerrettiche, Kresse, Gurken, Kürbisse, Kartoffeln, Petersilie, Sellerie, Erbsen, Salat, Zwiebeln, Knoblauch, Tabak, Wirsing, Zipollen, Winterendivien, Kops- und Blumenkohl. Die Blumengärten damaliger Zeit prangten mit Anemonen, Violen, Hyazinthen, Rosen, Skabiosen, Rosmarin, Lilien, Nelken, Mohn, Thymian, Lavendel, Salbei, Lack und Tulipanen. 5. Die Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. 2benn auch schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein dankenswertes Bemühen mancher Regierung hervortrat, für Hebung der Landwirtschaft zu sorgen, so begann doch der Aufschwung derselben erst nach dem Siebenjährigen Kriege. Die wirtschaftlichen Zustände namentlich Preußens hatten durch den Krieg bedeutend gelitten. Wenn wir hören, daß König Friedrich Ii. mehr als 70 Mill. Mark verwendete, die angerichteten Verwüstungen zu beseitigen, daß er nicht weniger als 800 Dörfer wieder aufbauen ließ, für 45 000 obdachlose Familien Wohnsitze beschaffte, 35 000 Pferde und 40 000 Scheffel Saatkorn verteilte, so können wir uns eine Vorstellung von der Größe des 5ofmann, Die deutsche Kultur. 3 qq

4. Die deutsche Kultur - S. 38

1907 - Leipzig : Brandstetter
b) Von der landwirtschaftlich benutzten Bodenfläche wird 3/s mit den für uns wichtigsten Feldfrüchten, Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln, bebaut. Unter diesen steht der Roggen mit etwa V4 des Gesamtanteils allen voran. Lockerer mit Sand reichlich vermischter Boden ist der beste Roggennährboden. Niedere Temperaturen schaden ihm wenig; darum klettert er mit dem Hafer am höchsten im Gebirge hinan. Der Hafer nimmt in bezug auf Größe der Anbaufläche die zweite Stelle unter den deutschen Getreidearten ein. Seine Kultur ist in Deutschland am sichersten. Er bequemt sich fast jeder Bodenart und Bodenlage an, liebt aber weder anhaltende Trockenheit noch zu hohe Wärme, weshalb er auch südliche Gegenden mehr meidet. Der Haferbau ist wie der Roggenbau über ganz Deutschland fast gleichmäßig verbreitet. Der Weizen verlangt besseren Boden und wärmeres Klima. Sein Anbau ist darum auf kleinere Flächen beschränkt. Unter den Hauptweizengebieten steht Elsatz-Lothringen obenan; in weitem Abstande folgen Hessen-Nassau, Bayern, Provinz Sachsen, Braunschweig, Lippe und Waldeck. Am geringsten ist der Anbau in ganz Norddeutschland und in den höheren Mittelgebirgslandschaften. In Württemberg, wie überhaupt in Südwestdeutschland wird Spelz angebaut. Gerste, die ebenfalls guten Boden verlangt, baut man vorwiegend im östlichen Deutschland, in Bayern und Württemberg. Der Buchweizen ist die Hauptfrucht der Sand-und Moorgegenden. Der Anbau von Hülsenfrüchten und Futterkräutern ist neben dem des Getreides von nur geringer Bedeutung. c) Eine weite Verbreitung hat in Deutschland der Kartoffel-bau gefunden. Die Kartoffel, die neben dem Brote das unentbehrlichste Nahrungsmittel geworden ist, nimmt mit dürftigem Boden fürlieb. Wir finden sie bis in die höchsten Gebirgstäler, aber auch in der fruchtbarsten Ebene breitet sie sich auf Kosten des Getreides und anderer Kulturpflanzen immer mehr aus. Im Kartoffelbau nimmt Deutschland die erste Stelle in der ganzen Welt ein. Es werden jährlich über 40 Mill. t Kartoffel erzeugt, die als Nahrungsmittel für Menschen und Tiere, aber auch in der Industrie (namentlich zur Herstellung von Branntwein und Spiritus) Verwendung finden. d) Von hervorragender Bedeutung ist in der neuesten Zeit der Anbau der Zuckerrübe geworden. Deutschland ist das erste Zucker-land der Welt, denn es übertrifft nicht nur alle europäischen Staaten, sondern auch die tropischen Zuckerrohrländer. Es liefert 1/3 des gesamten Rübenzuckers und 1/6 des gesamten Zuckers der Erde überhaupt. Die Ausfuhr nach Großbritannien, nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nach Japan und den verschiedenen europäischen Staaten beträgt jährlich mehr als 1 Mill. t im Werte von 220 Mill. Mark. 38

5. Die deutsche Kultur - S. 40

1907 - Leipzig : Brandstetter
hat man große Gärtnereien angelegt. Der Gemüsebau wird besonders in der Nähe der Großstädte stark betrieben. Aber auch größere von der Natur bevorzugte Landschaften haben große Gemüse- und Blumenländereien. (Erfurt, Quedlinburg, Liegnitz, Bamberg, Nürnberg, Ulm, Straßburg, die Wetterau und die Vierlande bei Hamburg.) b) Der Obstbau wird in allen Gegenden Deutschlands betrieben. Edle Obstsorten werden besonders am Mittelrhein, in Thüringen, Sachsen, Franken, Schwaben und in der Pfalz gezogen. Der volkswirtschaftliche Gewinn des Obstbaues wird immer mehr anerkannt. In Deutschland gibt es ungefähr 170 Mill. Obstbäume, im Durchschnitt kommen also 3 Bäume auf einen Einwohner. Die deutschen Obsternten decken aber bei weitem nicht den einheimischen Bedarf. Zu einem Obstertrag von jährlich 300 000 t im Werte von 50 Mill. Mark wird noch jährlich für den gleichen Betrag Obst in frischem und getrocknetem Zustande vom Auslande (Österreich-Ungarn, Italien, Frankreich, Amerika, Serbien) bezogen. c) Das Weinbaugebiet Deutschlands ist nicht groß, da der Wein nur in den vom Klima besonders begünstigten Gegenden gedeiht. Solche Gebiete sind der Südabhang des Taunus (Rüdesheim, Johannisberg, Markobrunn, Hochheim), die Oberrheinische Tiefebene, das Rheintal bis Koblenz, das Mosel-, Neckar- und Maintal. Minder gesegnete Weingegenden finden wir bei Dresden, Grünberg und Naumburg a. d. Saale. Welche Würdigung der hier gebaute Wein erfährt, sagt das Rheinweinlied: „Thüringens Berge, zum Exempel, bringen Gewächs, sieht aus wie Wein, Ist's aber nicht; man kann dabei nicht singen, Dabei nicht fröhlich sein," und das Spottlied: „In Jena preßt man Trauben aus Und macht sogar noch Wein daraus." Die Ernteerträge sind durch die Gunst oder Ungunst des Klimas einem bedeutenden Wechsel unterworfen. Gute Jahre wechseln mit schlechten, so daß der Wert der Ernte im einen Jahr 200 Mill. Mark, im nächsten dagegen nur 50 Mill. Mark beträgt. Einer durchschnittlichen Ausfuhr im Werte von 21 Mill. Mark (nach England und den Bereinigten Staaten) steht eine Einfuhr von 42 Mill. Mark (aus Frankreich, Italien, Spanien, Österreich-Ungarn) gegenüber, wozu noch für über 10 Mill. Mark an frischen Trauben (hauptsächlich aus Italien) kommen. 40

6. Europa - S. 52

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
— 52 — kein Körnchen einzuführen brauchte. Wenn das auch gegenwärtig anders geworden ist, so steht die Getreideeinfuhr doch weit hinter der Deutschlands zurück, sie beträgt nicht mehr als die des 18 mal kleineren Belgiens. Um das recht zu würdigen, muss bedacht werden, dass das Land hinsichtlich seiner Volksdichte an 7. Stelle steht, nicht an 11., wie die Kornkammer Rumänien oder gar an 16., wie Russland. Für die Vorzüglichkeit des französischen Bodens spricht ferner der bedeutende Anbau von Zuckerrüben und Obst. Die Provence (provangs) besonders ist bekannt durch herrliche Südfrüchte und vorzügliches Tafelöl. An sonnigen Geländen gedeiht des Erdteils bester Wein. Unübertroffen sind die Marken von Bordeaux (bordö 1 w 45) und Medoc (0 w 45), desgleichen der Burgunder- (4 ö 47) und Champagnerwein (4 ö 49). Das Klima ermöglicht die Zucht von Seidenraupen und die Ge- winnung von Rohseide. Wo Boden und Klima weniger günstig sind, gedeihen wenigstens noch schätzbare Mengen von Flachs und Kartoffeln. Das Meer gewährt Sardinen usw. Nicht weniger reich ist das Innere der Erde. Erwähnt wurden schon die Steinkohlen von St. Etienne (4 ö 45) und die des Ardennengebirges (5 ö 50). Letzteres birgt zwischen Lüttich (6 ö 51) und Lille (Iii 3 ö 51) das grosse belgisch-französische Kohlenbecken. c) Aus alledem ergibt sich, dass Frankreich ein reiches Land ist. Um den Wert seines Weizens zu ermessen, ist folgendes zu bedenken. Kein Handelsgut führen die Staaten Europas in solchen Mengen ein wie den Weizen, für keines geben sie wieder so bedeutende Summen aus an das Ausland. Der Weizen ist nach Umfang und Wert das erste Handelsgut der Welt und hat in den letzten Jahren sogar die Baumwolle überholt. Einen hohen Handels- wert besitzt auch der Zucker, in dessen Erzeugung Frankreich ebenfalls bereits den 3. oder gar den 2. Rang erworben hat. Die Millionen, die das Land für seine Seide und seinen Wein einnimmt, gehen ebenfalls bereits in die Hunderte. (Näheres ersiehe aus der Besitztabelle.) Immer finden wir das Land mit an vorderster Stelle. Seine Weinmenge wird gegenwärtig nur von Italien erreicht, die Menge seiner Rohseide nur von diesem Lande überholt. So ist sein Wohl- stand weltbekannt. Ohne Schwierigkeit vermochte es 1871 an Deutschland eine Kriegsentschädigung zu zahlen von 5 Milliarden Francs *). d) Wenn nun erwogen wird, dass 45 vom Hundert aller Franzosen sich landwirtschaftlich ernähren (Deutsche 35), so könnte es verwunderlich erscheinen, dass Frankreich unter den Industrie- ländern aufgezählt wird. Aber schon aus seiner Getreideeinfuhr geht hervor, dass es für den Erdteil nicht die Bedeutung einer Kornkammer hat. Wohl aber besitzt es drei bedeutsame Gross- industriebezirke. Das bereits erwähnte nördliche Kohlenbecken liefert (besonders Lille 3 ö 51) allerhand Textilerzeugnisse, das *) 1 Milliarde — 1000 Millionen. 1 Franc = 80 Pfg.

7. Europa - S. 39

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
— 39 — denn unsere Bahn ist die (schon in No. 6 genannte) berühmte Brenner- bahn (11 ö 47). Aus einsamer Höhe grüssen uns die schneebedeckten Berghäupter der Tiroler Alpen. Bald folgt unser Zug dem munteren, klaren Wasser der Etsch. Im Westen blinken die Fluten des Garda- sees (11 ö 45). Vor uns tauchen die Festungswälle Veronas auf. Wir haben „das Land der Sehnsucht" erreicht, dem alle die fremdartigen Insassen unsers Blitzzuges zustreben: der reiche Eng- länder, der wissensdurstige Deutsche, der blasse Kranke dort in der Ecke, der von dem schönen Lande baldige Genesung erhofft. Bisher vernahm unser Ohr die anheimelnden Laute der Mutter- sprache; „von der Etsch bis an den Belt" (10 ö 55) reichte ja einst unser Vaterland. Nun aber hören wir nur noch die fremden, wohlklingenden, singenden Laute des Italienischen. Unser Zug überschreitet den breiten Rücken des Po, des Hauptstromes von Italien. Dieser konnte sich zu einer ähnlichen Breite wie die Elbe entwickeln, denn er durchmesst die grösste italienische Ebene. Seit Jahrtausenden setzten die Wässer hier fruchtbare Schlammerde ab, die sie raschen Laufes dem Südhange der Alpen entrissen. Heute noch soll die Pomündung jährlich 70 cm weiterrücken, sodass ursprüngliche Küstenorte heute im Lande liegen. b) Die natürliche Mauer der Alpen schützt gegen rauhe Winde. So entwickelte sich die Lombardische Tiefebene zum „Garten Europas". Schon an den Ufern des Gardasees begegnen wir Mengen von Südfrüchten, wie Zitronen, Mandeln, Feigen. Die Myrte, der Lorbeer und die Edelkastanie schmücken schon hier die Landschaft. In der Poebene erhöhen zahlreiche Bewässe- rungskanäle noch die Fruchtbarkeit des Landes. Ringsum erblickt das Auge nun weit ausgebreitete Reis- und Maisfelder, Walnuss- und Maulbeerpflanzungen, und der Boden ist hier in einem Masse ausgenützt, wie fast nirgends wieder in Europa.*) c) Aber wir befinden uns erst im „Vorhof e Italiens". Nach- dem wir Bologna hinter uns haben, überschreitet unsere Bahn die Apenninen. Diese durchziehen Italien seiner ganzen Länge nach. In dem erdbebenreichen Hochlande der Abruzzen (14 ö 42) er- reichen sie ihre bedeutendste Höhe. Hier erhebt sich der Gran Sasso d'italia bis zur Höhe der Zugspitze (11 ö 47). An der Westseite lassen die Apenninen einigen Platz zur Entwicklung des Arno und Tiber und der Römischen und Campanischen Tief- ebene (14 ö 41). Diese Ebenen entwickeln eine ähnliche Frucht- barkeit wie die Poebene, übertreffen sie aber an landschaft- licher Schönheit. Sie sind das Hauptziel derer, die zum Ver- gnügen nach Italien reisen. Daher wird auch unsere Bahnlinie (Florenz—rom—neapel) viel mehr benützt als die längere Strecke Alessandria (8 ö 45)—Brindisi (18 ö 41). Dass uns das Dampfross weit nach dem Süden geführt hat, verrät uns besonders die hier gedeihende Baumwollstaude. Hier lacht ein ewig blauer Himmel. *) In guten Jahren wird Gras 5 —6 mal gemäht.

8. Das Deutsche Reich - S. 30

1905 - Berlin : Mittler
30 Er gleicht hinsichtlich seiner Entstehung, Bodenzusammensetzung, Erhebung und Abfälle fast ganz genau seinem Gegenüber, dem Schwarz - walde. Seine höchste Erhebung besitzt er im 1424 m hohen Sulzer Beiehen. 2. Nachdem man nach Norden zu ein leicht gesenktes Bergland, das sogenannte Wasgaubergland, überschritten, gelangt man zum nördlichsten Teile des Westrandes der Tief- ebene, nämlich zu der Hart und der Gruppe der Donners- berge. Die erstere besteht aus einem plateauartigen Buntsandsteingebiet, das durch eine tiefe Einsattlung von den Porphyrkegeln der Donners- berge getrennt ist. Ein Schienenweg, der Mannheim, Kaiserslautern und Metz verbindet, benutzt diese Senkung. Die Hart samt den Donnersbergen teilen die Pfalz in zwei wirt- schaftlich grundverschiedene Gebiete, nämlich Westrich und Vorderpfalz. Worin äufsert sich der liolie wirtschaftliche Wert der ober- rheinischen Tiefebene und ihrer Randgebirge? Vor allen Dingen im Bodenbau. Jede Gegend erhält durch ihre Bodenerzeugnisse ein charakteristisches Gepräge. Daher zerfällt die ganze Landschaft in mehrere landwirtschaftliche Bezirke. I. Bodenbau. 1. Ackerbaubezirke. Neben unsern wertvolleren Getreidearten werden vor allem Handelsgewächse angebaut. Im ganzen Elsaß sind 5 °/0 des Bodens dem Raps-, Rübsen- und Flachsbau gewidmet. Der Breisgau liefert Zichorie, das Hanauer Land Hanf, die Ebenen von Straßburg, Speier, Worms, Mainz und Darmstadt erzeugen hauptsächlich Zuckerrüben, Worms und Mainz auch noch Spargel in großer Fülle. 2. Weinbaubezirke. Der Weinbau wird besonders begünstigt durch den Kalk- gehalt der Lößschichten, der die Wärme der Sonnenstrahlen gierig aufsaugt und so zur schnelleren Erwärmung des Bodens erheblich beiträgt. Zwar wird er in allen Gegenden der Tiefebene betrieben (über 25 000 ha sind allein im Elsaß mit Wein bepflanzt), jedoch wird er am meisten in folgenden Bezirken gepflegt: A

9. Das Deutsche Reich - S. 32

1905 - Berlin : Mittler
32 — 4. Hopfenhau. Den Hauptsitz des Hopfenanbaus in der oberrheinischen Tiefebene findet man ebenfalls im Unter- Elsaß. Im Jahre 1902 wurden hier fast 4000 ha mit Hopfenpflanzungen gezählt, die 29 000 dz dieser würzigen Dolden lieferten, d. i. etwa 1/5 des in ganz Bayern gewonnenen Hopfens. Ganz besondere Sorgfalt und liebevolle Pflege läßt man in der oberrheinischen Tiefebene dem 5. Obstbau angedeihen. Er hat seine Heimstätte be- sonders auf der rechten Seite des Rheines, also in Baden, gefunden. Dieses steht unter den süddeutschen Staaten bezüglich der Obstkultur an erster Stelle. Im Jahre 1900 gab es in ganz Baden fast 9 Millionen Obstbäume. Am stärksten hat sich der Obstbau entwickelt an den Nordabhängen des Kaiserstuhles, am Westrande des Schwarzwaldes und seiner nördlichen Ausläufer sowie in der Heidelberger Gegend, wo Klima und Bodenzusammen- setzung ihn besonders begünstigen. 1. Anbaugebiete für Steinobst, besonders Früh- kirschen, sind a) der Westrand des Odenwaldes (sogenannte Berg- straße) und das Neckartal bei Heidelberg. b) Das Kinzigtal. c) Der Kaiserstuhl, wo 5000 bis 6000 Kirschbäume etwa 15 000 bis 20 000 Zentner Kirschen liefern. d) Die Brühler Gegend. Hier hat statt der Frühkirsche die Frühzwetsche große Handelsbedeutung erlangt. Der Ertrag beziffert sich auf 20 000 bis 25 000 Zentner im Jahre. 2. Anbaugebiete für Kernobst. Den Mittelpunkt bilden : a) Wertheim. b) Der Seekreis. Diese Gegend ist die eigentliche Obst- kammer des Landes. Der durchschnittliche Ertrag erreicht die ungeheure Menge von 148 000 Zentnern. 3. Beerenobst-Anbaugebiete. Solche sind besonders die Gegend um Heidelberg und das Murgtal. Ii. Bergbau. Der wirtschaftliche Wert der Tiefebene äußert sich endlich noch im Bergbau. Bleiglanz und Zink- blende werden bei Freiburg gewonnen. Ferner liefern die dem Großherzogtum Baden gehörigen

10. Das Deutsche Reich - S. 10

1905 - Berlin : Mittler
10 — rheinische Tiefebene deutlich zeigt. Handelsgewächse, wie Tabak, Hopfen, Zichorien, Hanf und Mohn, gedeihen dann vorzüglich. Wirken jedoch in einem Gebiete hohe Sommer- temperaturen und geringe Bewölkung zusammen, so ist dies, natürlich immer unter Voraussetzung der entsprechenden Bodenzusammensetzung, ganz besonders für den Wein- und Obstbau günstig. Daher eignet sich auch die Rheinebene mit ihren seitlich gelegenen Tälern in so hervorragender Weise für diese Kulturen. In Gegenden mit ausgedehnten Sandflächen (Mark Brandenburg) sind viele Regentage mit nicht zu großer Er- giebigkeit für den Anbau von Halmfrüchten besonders er- wünscht. So förderlich auch ergiebige Niederschlagsmengen im Sommer dem Stoppelfruchtbau sind, so hinderlich können sie jedoch leicht der Getreideernte werden, deren Güte nicht selten darunter empfindlich leidet. Höhere Temperaturen im Spätherbst begünstigen die Bearbeitung des Bodens zwischen Ernte- und Saatzeit. Heftige, lange anhaltende Stürme sind der Auf- forstung mancher Gegenden sehr hinderlich; dagegen ist ein hoher Feuchtigkeitsgehalt der Luft derselben dienlich. gl. Die natürlichen Landschaften. (Allgemeines.) Die Lage des deutschen Reiches im Gradnetz. Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen Erdhalbkugel; es erstreckt sich vom 6. bis 23.° ö. L. (Greenwich). Es reicht ferner vom 47. bis zum 56.° n. Br. und dehnt sich somit durch etwa 9 Breitengrade aus. (Genau bezeichnet, hegt der südlichste Punkt 47° 16', der nördlichste 55° 53' n. Br., der westlichste 5° 52' und der öst- lichste 22° 53' ö. L.). Welche politische Lage hat Deutschland? Mit Recht hat man es das »Herz« Europas genannt. Drei Groß- und vier Kleinstaaten umschließen es un- mittelbar in einem großen Kranze.
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