Die deutschen Landschaften und Stämme. 41
im Herzen Deutschlands Leipzig (600 000 @.), im O. Breslau (510 000 E.). Die
gleiche günstige Randlage besitzen die Städte Aachen (155000 E.), Düssel-
dorf (360000 (5.), Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (300 000 E.),
Braunschweig (145000 E.), Magdeburg (280 000 E.), Halle (180 000 E.),
Dresden (über y2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen
Gebirgsland und Ebene begünstigte hier die Bildung großer Gemeinwesen.
b) Die mittlere Zone der Sandlandschaften, Seen und Moore. Nordwärts
der Lößzone nehmen ausgedehnte Sandflächen, die den Schmelzwassern der Glet-
scher entstammen, weite Strecken ein; sie sind entweder Heiden (z. B. die Tuchler
Heide an der Brahe in Westpreußen und die Gegend um Lüneburg) mit vorwalten-
der Schafzucht oder erbringen nur mäßige Ernten an Kartoffeln, an Roggen,
Gerste oder Hafer. Ausgedehnte Reviere sind mit Kiefernwaldungen bedeckt.
Stellenweise wechselt in diesem Teil der Niederung mit dem dürren Sand
tonreicher Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Land-
manns besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Ackerbau-
gebiete.
Im nw. Teil der Mittelzone wird der Abfluß des Wassers auf den Sandflächen
vielfach gehemmt; daher finden sich hier häufig Moore, deren hauptsächlichsten
Produkte Tors, Buchweizen und spärliches Getreide sind.
Im ganzen ist die Mittelzone der Nordgermanischen Niederung wenig ertrags-
sähig. Dagegen eignet ihr eine Verkehrslage von höchster Wichtigkeit; ist
sie doch das Bindeglied zwischen den Staaten Ost- und Westeuropas.
Demzufolge entstand hier, und zwar hauptsächlich in der großen Tiefland-
mulde, die einst das gemeinsame Bett der norddeutschen Ströme als Sammelbecken
der Gletscherwässer am Rand der Vereisung gewesen (s. S. 42), namentlich an jenen
Stellen, wo sich mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen
Verkehrs schneiden, die zweite Reihe wichtiger Siedlungen des Germanischen
Tieslands: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt a. O.,
Küstrin, Posen (155 000 E.), Bromberg, Thorn. Im Herzen der Niederung
erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des Deutschen
Reichs, Berlin (2 Mill. E. Groß-Berlin fast 4 Mill. E.). Insbesondere mit der
Ausdehnung des Verkehrs kamen auch die Vorzüge der geographischen Lage Berlins
immer mehr zur Geltung. Heute ist es nicht nur der politische Vorort des Deutschen
Reichs und die drittgrößte Stadt der Welt, sondern auch ein Brennpunkt wirt-
schaftlicher und geistiger Kultur, die größte Industriestadt Deutschlands und eine
der großen welthistorischen Metropolen, in denen die Völkergeschicke entschieden
werden.
c) Die Küstenzone. Art der Küste, wo Schlamm und Schlick des Meers sich
mit den jüngsten Ablagerungen der Flüsse vereinigen, bildete sich der schwere Mar-
schenboden, der sich wie ein Saum um das belgische, holländische und deutsche
Binnenland legt und fette Wiesen und goldne Weizenfelder trägt. Hier an den Ge-
staden des Meers, wo der Welthandel seine Stapelplätze hat, liegt die dritte Städte-
folge der Niederung: Emden, Bremen, Hamburg, Kiel (210000 E.), Lübeck
Stettin (235 000 E.), Danzig (170 000 E.) und Königsberg (250 000 E.).
Bevölkerung. Die deutschen Küsteninseln der Nordsee und die Marschen-
küste vom Dollart bis zur dänischen Grenze bewohnt der kerndeutsche Stamm der
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands_Leipzig Breslau Minden Hannover Braunschweig Magdeburg Dresden Westpreußen Lüneburg Westeuropas Potsdam Berlin Frankfurt Posen Bromberg Thorn Berlin Groß-Berlin Berlins Deutschlands Emden Bremen Hamburg Kiel Stettin Danzig Königsberg
Das Deutsche Reich, — E. Norddeutsches Tiefland.
489
in der Niederlausitz und südlich von Eberswalde. Die bald abgetra-
' genen Rüdersdorfer Kalkberge östlich von Berlin sind wegen ihres Kalk-
reichtnms berühmt; Sperenberg südlich von der Reichshauptstadt hat
Gipsbrüche und ein großes, bisher noch nicht in Abbau genommenes
Steinsalzlager. Nicht weit von Berlin sind in der Nachbarschaft reicher
Tonlager große Ziegeleien entstanden. Das Havelgebiet erzeugt bedeutende
Mengen Torf, der als Brennstoff nach Berlin versandt wird.
Fast 40% der Bewohner leben von Industrie, der die Rohstoffe und
Steinkohlen auf den Wasserstraßen und Eisenbahnen zugeführt werden. Den
Mittelpunkt der industriellen Tätigkeit bildet Berlin.
249. Kaiserpfalz in Posen.
1910 wurde das prächtige Schloß vollendet und seiner Bestimmung übergeben. Es ist ein Meisterwerk
deutscher Baukunst und ein Bollwerk des Deutschtums im Posener Lande.
Iii. Staaten und Siedlungen. 1. Die Provinz Posen besteht im wesent- § 319.
lichen aus dem früher polnischen Gebiete an den schiffbaren Flüssen Warthe und
Netze. Nur der No ist Weichselgebiet.
Wo die alten Straßen von Leipzig und Berlin nach Warschau die Warthe über-
schreiten, entstand die Hauptstadt der Provinz: Posen (160, Bild 249). Sie wurde
als Brückenstadt in wichtiger Lage der erste Bahnknotenpunkt der Provinz und wegen
der Nähe der russischen Grenze stark befestigt. Als Handelsplatz für Wolle und Ge-
treide und als Mittelpunkt der auf der Landwirtschaft fußenden Industrie (Brennerei,
Zuckerfabrikation, Maschinen) erhebt sie sich an Bedeutung weit über die große
Zahl der Landstädte des Regierungsbezirks. Von diesen sind besonders gewerb-
tätig Lissa (20) und Rawitsch (12). Am Wege nach Thorn liegen die altebischoss-
stadt Gnesen (25), jetzt ein Jndustrieort (Weberei), und Hohensalza (25, Salz-
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Extrahierte Personennamen: Lissa
Extrahierte Ortsnamen: Niederlausitz Eberswalde Berlin Sperenberg Berlin Berlin Berlin Posen Leipzig Berlin Warschau Thorn Gnesen
504
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Handelsplatzi bearbeitet wie Liverpool vorwiegend bestimmte Gebiete der Erde,
diese aber sehr tatkräftig. So errang er die führende Stellung in einigen besonderen
Handelswaren und wurde einer der größten europäischen Tabak- und Reis-
Märkte, ein Haupteinfuhrhafen für Baumwolle und Schafwolle. Hervorragend ist
durch den Norddeutschen Lloyd und andere Schiffahrtsgesellschaften Bremens
Reederei; sie dient hauptsächlich dem Verkehr mit der Union (New Jork, Baltimore,
New Orleans), mit Südamerika, Ostasien und Australien.
Bremen wurde am Rande eines Geestrückens (Bremen — Randstadt; vgl. ver-
brämen!) an der Stelle angelegt, wo die alte Cöln-Hamburger Straße einen leich-
ten Übergang fand, und bis zu der die Flutwelle die früher kleineren Segelschiffe
hinauftrug. Die Stadt ist im Gegensatz zu Hamburg weitläufig gebaut. Be-
deutend sind die Industrie für Schiffsbedarf, Woll- und Baumwollverarbeituug,
die Schiffswerften, Tabak- und Zigarrenfabriken. Da das Weserschiffahrtsgebiet
klein und wenig leistungsfähig ist, wurde Bremen für den Handel mit dem Binnen-
lande auf den Landverkehr verwiesen und ein Knotenpunkt wichtiger Eisenbahnen.
Bremerhaven (25) hat mindestens 8 m Niedrigwasser und 11 m Hochwasser,
so daß die größten Dampfer während mehrerer Stunden täglich einlaufen können.
Dadurch wurde es für deu Großverkehr wichtiger als Bremen. Die großen Schiffe
übertragen hier ihre Ladung auf Flußschiffe, die zu den Speichern in Bremen
fahren. Während Bremens Hafen offene Becken hat, bedarf Bremerhaven wegen
des Gezeitenunterschiedes von 3,3 in der Docks, die durch große Flügeltüren ge-
öffnet und geschlossen werden. Großartig sind die Hafenanlagen des Norddeutschen
Lloyd. Bremerhaven ist Freihafen, der erste deutsche Auswandererhafen, der
Ausgangspunkt der Lloydschiffahrt nach Amerika und der Reichspostdampserlinie
nach Ostasien (abwechselnd mit Hamburg) und nach Australien. Die Stadt ist mit
den hannoverschen Orten Geestemünde und Lehe (s. o.) zu einer Siedlungs-
gemeinschaft von fast 100000 Einwohnern zusammengewachsen.
3. Die westlichen Tieflandsbuchten.
I. Einzellandschaften.
§ 328. 1. Die Cölner Bucht, a) Natur. Sie bildet den südlichen, noch von
Gebirgen umrahmten Teil des großen Niederrheinischen Flachlandes,
der sich rheinaufwürts bis oberhalb Bonn erstreckt. Das dreieckige, von
Verwerfungslinien begrenzte Einbruch gebiet ist von jüngerön Gesteinen
ausgefüllt und teils mit mächtigen Schotter- und Sandmassen des diluvialen
Rheins und der Maas, größtenteils aber mit fettem Lehmboden überdeckt.
Die Flüsse haben breite, flache Täler ausgefurcht und in ihnen fruchtbares
Schwemmland abgesetzt. Moor- und Bruchlandschaften sowie langgestreckte,
ruheude Wasserflächen bezeichnen am nördlichen Niederrhein vielfach die
1 Zwar hat nach Hamburg und Bremerhaven-Geestemünde Stettin den größten See-
fchiffsverkehr, aber Bremen hat im Welthandel eine bedeutendere Stellung. Außerdem
muß Bremen mit Bremerhaven, Geestemünde und Nordenham als ein einheitliches Wirt-
schaftsgebiet betrachtet werden. Die Seeflotte Bremens machte 1910 55o/0 der hamburgi-
schen aus und übertraf die gesamte preußische Seeflotte fast um das Dreifache, an Be-
satzungsmannschaften (über 23000) fast um das Doppelte.
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478
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
241. Panorama von Plön. (Im Hintergrunde
Die mächtigen Schmelzwasser des zurückweichenden Gletschers durchbrachen ältere Endmoränen
2. Der Baltische Landrücken.
§ 316. I- Bodengestaltung und Bewässerung. Wenn auch die langgestreckte
Bodenanschwellung des Baltischen Landrückens durch ein älteres Grund-
gebirge, dessen Köpfe an verschiedenen Stellen zutage treten, vermutlich
vorgezeichnet ist, so hat sie ihre heutige Oberslächeugestaltung doch in erster
Linie durch die Wirkungen der Eiszeit erhalten und wird in der Haupt-
sache auch durch eiszeitliche Ablagerungen gebildet. Der Geschiebelehm, dem
die ertragreichen Landstriche ihre Fruchtbarkeit verdanken, ist vielfach mit
bogenförmig verlaufenden, verschieden breiten und stellenweise stattlich hohen
Hügelreihen, den End- und Seitenmoränen einstiger Gletscher, bedeckt. Den
Endmoränen der zurückweichenden, hier jedoch lange im Stillstand ver-
harrenden Eisdecke entsprechen die drei großen Bogen des Baltischen Höhen-
zuges:
1. der Preußische Höhenzug um die Danziger Bucht,
3. der Pommersche und Mecklenburgische Höhenzug um die Pommersche
Bucht,
3. der Schleswig-Holsteinische und Jütische Höhenzug um die Südwestbucht.
Der Baltische Landrücken oder, wie er wegen seines Reichtums an Seen auch
heißt, die Baltische Seenplatte nimmt im ganzen nach W hin an Höhe ab. Durch-
schnittlich am höchsten ist die Preußische Seenplatte, doch gehört die bedeutendste
Erhebung, die höchste Schuttaufhäufung in Norddeutschland, nämlich der Turm-
berg (330 m, westlich vondanzig), dem Pommerscheu Laudrücken an. Die meisten
und größten Seen weist die Ostpreußische, danach die Mecklenburgische Seenplatte auf.
Die bedeutendsten Seen Ostpreußens sind derspirding- und der Mauersee, jeder
über 100qkm groß. Der größte Seenorddeutschlauds überhaupt ist der Mürihsee
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Baltischen_Höhen- Mecklenburgische_Höhenzug Pommersche
Bucht Norddeutschland
486
B. Länderkunde. —- Vi. Europa.
Seeverkehr unbrauchbaren Schlei. Flensburg (60) ist nach Stettin der zweite
Reedereiplatz der deutschen Ostsee und ein ansehnlicher Jndnstrieort. Gegenüber
Düppel, dessen Name die Erinnerung an deutsche Heldentaten weckt, erhebt sich im
Meere Alfen, eine Insel, die mit Fehmarn an Fruchtbarkeit wetteifert. Die
wichtigste Bahnkreuzung ist Neumünster (35). In einer besonders lieblichen
Seenlandschast der „Holsteinischenschweiz" liegt Plön (Bild241). Altona (175),
wie Wandsbek (35) mit Hamburg zu einer Siedlung zusammengewachsen, blüht
durch Handel und Industrie. Die beiden Städte gehören gleich den Marschen und
Inseln der Westseite und dem stark befestigten Helgoland wirtschaftlich zum
Nordseegebiet.
5. Die Großherzogtümer Mecklenburg nehmen den vorwiegend fruchtbaren
Boden der Mecklenburgischen Seenplatte ein.
a) Das Großherzogtum Mecklenburg» Strelitz weist fast ausschließlich Domänen
und Großgrundbesitz auf, daher beträgt die Volksdichte nur 36 E. auf 1 qkm.
Die Hauptstadt ist Neustrelitz (12).
b) Im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin liegt die Hauptstadt Schwerin
(45) am gleichnamigen See. Den Mittelpunkt des Verkehrs-, Wirtschafts- und
Geisteslebens bildet Rostock (70), dessen Reederei mit Kiel um die dritte Stelle
uuter den Ostseestädten ringt. Sein Seehafen Warnemünde (Buntbild S. 484)
vermittelt über Gjedser die schnellste Verbindung (Trajektdampfer) von Berlin nach
Kopenhagen (10 Stunden).
6. Die Freie und Hansestadt Lübeck (100) liegt an der für mittlere Schiffe
fahrbar gemachten Trave im Hintergrunde der am tiefsten nach Sw einschneidenden
Bucht. Sie war der am günstigsten gelegene Ostseehafen, ehe Kanäle den Elbverkehr
zum Teil der Oder zuwandten, und ehe das durch Preußen geförderte Kiel mit ihr in
Wettbewerb trat. Jhrauteil amelbhaudel hat durch den Bau des Elbe — Trave-
Kanals, der die Steckuitz-Seuke benutzt und den großen Elbschiffen die Fahrt bis
Lübeck ermöglicht, wieder eine Steigerung erfahrend Der Seeverkehr Lübecks
(skandinavisches Holz, Getreide, Kolonialwaren) ist auf die Ostsee beschränkt. Das
Aussehen der Stadt, die im Mittelalter Haupt der Hanse und lauge Zeit die wich-
tigste deutsche Handelsstadt war, mahnt mehr als das der Nordseehäfen an eine glän-
zende Vergangenheit. Größere Seeschiffe landen in dem Vorhafen Travemünde.
7. Das oldenburgische Fürstentum Lübeck ^Entin) liegt nördlich von Lübeck
in der „Holsteinischen Schweiz" (Bild 244).
3. Die Tieflandsmulde.
§ 318. I Oberflächenbau und Gewässer. Im N grenzt die von 0 nach W
geneigte, zur Elbe und Oder entwässernde Tieflandsmulde an die Heidesand-
strecken der Seenplatten. Im 0 laufen mehrere Urstromtäler nebeneinander
her. Sie wurden durch die gewaltigen Mengen der Schmelzwasser, die den
zurückweichenden Gletschern entströmten, breit und tief ausgefurcht und mit
Sandablagerungen (Talfandej erfüllt. Die mächtigen Fluten der Schmelz-
Wasser folgten im allgemeinen dem Rande des Inlandeises nach W. Als
i Der Elbe—trave-Kanal ist 67 km lang, 2± m tief und kann von Schiffen bis zu
1000 t Tragkraft befahren werden.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Flensburg Stettin Altona Wandsbek Hamburg Helgoland Neustrelitz Großherzogtum_Mecklenburg-Schwerin Schwerin Rostock Berlin Kopenhagen Kiel Lübecks Ostsee „Holsteinischen_Schweiz W.
Das Deutsche Reich. — E. Norddeutsches Tiefland.
487
248. Die Kanäle zwischen Elbe und Oder.
die Gletscher sich weiter nach N zurückzogen, wurde dort eine weitere, durch
einen Moränenwall von dem älteren Urstromtal getrennte Talfurche aus-
gewaschen. Durch das periodische Zurückweichen des Gletscherrandes von 8 nach
N entstanden nacheinander verschiedene breite Talsenken. (Vgl. § 310,11;
Fig. 247.) Am deutlichsten ausgeprägt ist der Talzug, der von War-
schau über Berlin nach Hamburg führt. Die einzelneu Täler waren
durch nordsüdliche Querarme noch vielfach miteinander verbunden. Der
norddeutsche Urstrom, die Urweichsel, faßte alle norddeutschen Gewässer
zwischen der Weichsel und Weser in ein Stromsystem zusammen und führte sie
ungefähr in dem heutigen Tale der unteren Elbe der Nordsee zu. Die Ströme
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14 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Niederungen. Innerhalb der Stadt Burg teilt sie sich in zwei Arme,
die gewerblichen Zwecken dienstbar gemacht sind.
C. Schätze in der Tiefe.
Obwohl der Boden oben durchweg dürftig ist, so birgt er doch oft
wertvolle Schätze im Innern. In den Sumpfgebieten sticht man Torf
(Elster, Ruthe, Fiener Bruch). Dieser ist hier ein wichtiger Brennstoff für
die Armen. Aus der Tiefe holt man Braunkohlen (Liebenwerda, Roßlau)
oder gräbt feinen oder groben Ton (Belgern, Hohenleipisch, Görzke, Ziesar).
Steinbruch von Gommern und Plötzky.
Daraus brennt man das gewöhnliche braune oder irdene Geschirr (Schüsseln,
Teller, Flaschen), das ans den Meßplätzen der größeren Städte zum Kause
angeboten wird. Ferner verfertigt man wertvolles Steingut und vorzügliche
Ofenkacheln. Aus dem Lehme und der gewöhnlichen Tonerde, die man
an vielen Orten findet, brennt man in den Ziegeleien Mauer- und Ziegel-
steine. Diese bilden das gewöhnliche Baumaterial dieser felsarmen Gegend.
Merkwürdigerweise findet man hier aber auch besonders alte Kirchen ganz aus
Feldsteinen (Findlingen, Keßlingen) erbaut. Diese Gebäude stammen meist aus
einer Zeit, in der man die Schätze im Erdinnern noch nicht entdeckt hatte
und Felssteine nur mit großen Kosten und Umständen herbeischaffen konnte.
Bei Liebenwerda (Rotstem), bei Gommern und Plötzky finden wir große
Steinbrüche. Die Gesteinsmassen stehen, wie unser Bild zeigt, ziemlich
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Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 49
getrocknet, und sodann in Fabriken weiter verarbeitet wurden. Die
Industrie ist weiter abhängig von den Bodenschätzen, die
sich int Innern der Erde finden. In Schönebeck, Staßsurt, Westeregeln
und Aschersleben, wo wir große Steinsalz- und Kalisalz lag er
haben, werden die in den Schächten gewonnenen Rohprodukte in die
Räume der chemischen Fabriken gebracht. Hier werden sie durch Mühlen
zerkleinert oder zu Handelswaren umgearbeitet. Eine große Fabriktätigkeit
entfaltet sich in den Kohlenlagern zwischen Kalbe und Schönebeck, in
Staßsurt, Egeln und Oschersleben.
Da nun Maschinen der verschiedensten Art für die Landwirt-
schaft, für die Zuckerfabriken, für den Bergbau notwendig wurden,
so bildete sich im Elbtal, namentlich in Magdeburg und seinen Vororten
elbaufwärts bis Schönebeck, die Eisenindustrie aus. Für die Land-
Wirtschaft bauten die Maschinenfabriken Drill-, Mäh-, Dresch- und Häcksel-
Maschinen; selbst Lokomobile und Dampfpflug fehlten nicht. Man lieferte
ferner Maschinen für die Zuckerfabriken, Bergwerke und den Schiffsverkehr
usw. Die Bedingungen für die Einrichtung von Fabriken
waren vorhanden. Aus den nahen Braunkohlengruben holte man
die Brennstoffe, die infolge der geringen Entfernung nicht fo teuer
waren. Die Umgegend bildete ein gutes Absatzgebiet. Auf dem Elbe-
ström und sechs Eisenbahnlinien verschickte man die hergestellten Maschinen.
So wurde die Magdeburger Eisenindustrie allmählich in der ganzen Welt
bekannt. (Vergleiche die Zahl der Eisenbahnen, die nach der West-
elbischen Gegend führen, mit der Zahl derjenigen, die nach dem Osten
führen!)
4. Bewohner der Börde.
a) Wohlhabenheit. Durchwandern wir die Bördedörfer, fo
merken wir sehr bald, daß die Bauern und Gutsbesitzer begüterte
Leute sind. Wir besichtigen einen größeren Bauernhos. Durch den
schmalen Eingang gelangen wir von der gepflasterten Straße in den
Hof, der die Form eines großen Vierecks hat. Links von uns liegt das
zweistöckige Wohnhaus, dessen breite Seite nach der Straße liegt.
Rechts erblicken wir die breite Einfahrt für die Wagen und landwirt-
schaftlichen Maschinen. Wir treten noch ein Stück weiter vor. Rechts
von uns liegen die geräumigen Ställe mit den Futterböden. Der
Gutsbesitzer zeigt uns schwere Pferde, gutgenährte Kühe und Kälber, mit
Eisen beschlagene Zugochsen. Links liegt der Schuppen, in dem die
schweren Wagen, die Ackergeräte und Maschinen untergebracht sind. An
den Schuppen schließen sich noch Ställe für die gutgenährten Schweine
und Schafe an. Allen Tieren sehen wir es an, daß sie keine Not leiden.
In der Mitte des Hofes liegt die Düngergrube, vor uns die lange
Scheune. Durch die Scheune führt der Zugang zum Obst- und
Gemüsegarten, der durch eine Mauer eingeschlossen ist. Sämtliche
Gebäude sind aus Bruchsteinen (Grauwacke, Porphyr) und Ziegelsteinen,
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 4
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]