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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 41

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 41 im Herzen Deutschlands Leipzig (600 000 @.), im O. Breslau (510 000 E.). Die gleiche günstige Randlage besitzen die Städte Aachen (155000 E.), Düssel- dorf (360000 (5.), Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (300 000 E.), Braunschweig (145000 E.), Magdeburg (280 000 E.), Halle (180 000 E.), Dresden (über y2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen Gebirgsland und Ebene begünstigte hier die Bildung großer Gemeinwesen. b) Die mittlere Zone der Sandlandschaften, Seen und Moore. Nordwärts der Lößzone nehmen ausgedehnte Sandflächen, die den Schmelzwassern der Glet- scher entstammen, weite Strecken ein; sie sind entweder Heiden (z. B. die Tuchler Heide an der Brahe in Westpreußen und die Gegend um Lüneburg) mit vorwalten- der Schafzucht oder erbringen nur mäßige Ernten an Kartoffeln, an Roggen, Gerste oder Hafer. Ausgedehnte Reviere sind mit Kiefernwaldungen bedeckt. Stellenweise wechselt in diesem Teil der Niederung mit dem dürren Sand tonreicher Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Land- manns besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Ackerbau- gebiete. Im nw. Teil der Mittelzone wird der Abfluß des Wassers auf den Sandflächen vielfach gehemmt; daher finden sich hier häufig Moore, deren hauptsächlichsten Produkte Tors, Buchweizen und spärliches Getreide sind. Im ganzen ist die Mittelzone der Nordgermanischen Niederung wenig ertrags- sähig. Dagegen eignet ihr eine Verkehrslage von höchster Wichtigkeit; ist sie doch das Bindeglied zwischen den Staaten Ost- und Westeuropas. Demzufolge entstand hier, und zwar hauptsächlich in der großen Tiefland- mulde, die einst das gemeinsame Bett der norddeutschen Ströme als Sammelbecken der Gletscherwässer am Rand der Vereisung gewesen (s. S. 42), namentlich an jenen Stellen, wo sich mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen Verkehrs schneiden, die zweite Reihe wichtiger Siedlungen des Germanischen Tieslands: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt a. O., Küstrin, Posen (155 000 E.), Bromberg, Thorn. Im Herzen der Niederung erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des Deutschen Reichs, Berlin (2 Mill. E. Groß-Berlin fast 4 Mill. E.). Insbesondere mit der Ausdehnung des Verkehrs kamen auch die Vorzüge der geographischen Lage Berlins immer mehr zur Geltung. Heute ist es nicht nur der politische Vorort des Deutschen Reichs und die drittgrößte Stadt der Welt, sondern auch ein Brennpunkt wirt- schaftlicher und geistiger Kultur, die größte Industriestadt Deutschlands und eine der großen welthistorischen Metropolen, in denen die Völkergeschicke entschieden werden. c) Die Küstenzone. Art der Küste, wo Schlamm und Schlick des Meers sich mit den jüngsten Ablagerungen der Flüsse vereinigen, bildete sich der schwere Mar- schenboden, der sich wie ein Saum um das belgische, holländische und deutsche Binnenland legt und fette Wiesen und goldne Weizenfelder trägt. Hier an den Ge- staden des Meers, wo der Welthandel seine Stapelplätze hat, liegt die dritte Städte- folge der Niederung: Emden, Bremen, Hamburg, Kiel (210000 E.), Lübeck Stettin (235 000 E.), Danzig (170 000 E.) und Königsberg (250 000 E.). Bevölkerung. Die deutschen Küsteninseln der Nordsee und die Marschen- küste vom Dollart bis zur dänischen Grenze bewohnt der kerndeutsche Stamm der

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1. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 108

1875 - Leipzig : Brandstetter
108 sie ist aber nicht mehr gesund und wird schädlich, wenn zu schnell die Heimath in der Provinz verlassen wird, obgleich auch noch Arbeit und Erwerb zu finden sein würden, und wenn die Uebersiedelung stattfindet in der Meinung, daß in Berlin leicht Jedermann sein Glück mache. Dieses Vorurtheil scheint aber jetzt weit verbreitet zu sein und zur Ver- größerung von Berlin viel beizutragen; während zu anderen Zeiten Städte und namentlich große Städte wuchsen, weil die Landbevölkerung durch irgend welchen Druck genöthigt war, Zuflucht und Ernährung in ihren Mauern zu suchen. Man braucht nicht zu besorgen, die Entwickelung von Berlin würde bei mäßiger Einwanderung keinen oder einen lahmen Fortgang nehmen; es ist viel eher Grund zur Besorgniß gegeben, daß eine übermäßige und zu hastige Einwanderung die eigentümlichen Leiden und Schäden allzu großer Städte nach Berlin einführen möchte. Uebrigens ist bereits auf den übermäßigen Andrang ein wohlthäti- ger Rückschlag erfolgt und der schrecklichen Wohnungsnoth, in welcher Hunderte von Familien obdachlos umher irrten, zum großen Theil ab- geholfen, wie folgende statistische Angaben beweisen. Gegenwärtig, d. h. im Frühjahr 1874, sind in Berlin nahezu 15,606 Häuser mit 184,583 Wohnungen und Gelassen vorhanden, also 539 Häuser mit 8307 Wohnungen mehr als im ersten Quartal 1873. Von diesen sind 183,148 mit einem Miethswerth von 43,757,000 Thaler vermischet, 1435 mit einem Miethswerth von 401,000 Thaler unvermiethet. Die Zahl der unvermieteten Wohnungen und Gelasse ist also im letzten Jahre um 393 gestiegen. Was aber die Einwanderung nach Berlin betrifft, so wird man ihre große Bedeutung aus folgenden Ziffern ermessen können. Auf 100 in Berlin geborene Kinder kamen: 21 auswärts geborene im Alter von 0—14 Jahren. Dagegen: 239 auswärts geborene Erwachsene! Vor vier Jahren hatte Berlin in runder Summe: 177,000 Erwachsene, die in Berlin geboren, 420,000 „ die auswärts geboren waren. Dagegen kamen auf 183,000 in Berlin geborene Kinder nur 39,000 eingewanderte. Einer solchen fortgesetzten Strömung des Ein- und Aus- wanderns gegenüber wird der alte seßhafte Kern fast ohnmächtig. Im Jahre 1871 wanderten ein: 93,347 männliche Personen, 40,346 weibliche „ zusammen 133,693 Personen und es wanderten aus: 53,495 männliche Personen, 24,264 weibliche „_ zusammen 77,759 Personen.

2. Lehrbuch der astronomischen Geographie - S. 80

1909 - Bielefeld [u. a.] : Velhagen & Klasing
80 Der geozentrische Ort der Sonne bewegte sich vom 21. Dezbr. bis zum 21. März durch die zweite Hälfte der südlichen Zeichen: Steinbock, Wassermann, Fische, der heliozentrische Ort der Erde durch die entgegengesetzten Zeichen: Krebs, Löwe, Jungfrau. Denkt man sich einen vom Sonnen- zum Erdmittelpunkte gerichteten Sonnen- strahl und diesen gleich einem Bleistifte die Punkte aufzeichnend, welche er bei der Reise der Erde um die Sonne und bei der gleichzeitig erfolgenden Rotation der Erde während eines Jahres trifft; so würden dadurch zwei Spiralen auf die Erdoberfläche gezeichnet werden, die mit den während eines Jahres von der Sonne am Himmel scheinbar durchlaufenen harmonieren. So findet die spiralförmige Bewegung der Sonne durch die gleichzeitig stattfindende Rotation und Revolution der Erde ihre ein- fache Erklärung. 5. Erläuterung der verschiedenen Mittagshöhen der Sonne in den ver- schiedenen Jahreszeiten. Sonne und Erde verharren beständig in derselben Ebene, und doch scheint uns die Sonne vom 21. Dezbr. bis zum 21. Juni sich stets höher zu erheben, vom 21. Juni bis zum 21. Dezbr. sich zu senken. Der Schlüssel zum Ver- ständnis liegt ebenfalls in dem Neigungswinkel der Erdachse gegen die Bahn und der dadurch bedingten Veränderlich- keit der Lage des Horizontes zur Sonne. Zur Erläuterung wählen wir die Stellungen der Erde in Ii und Iv, Fig. 60, wie sie Fig. 61 noch einmal etwas vergrößert zeigt. Es bezeichnet in Ii Punkt B Berlin in 521/20 nördl. Br. Die durch B gehende Tangente sei der astronomische Horizont für Berlin in seiner Lage am Mittage des 21. Juni, und die in B errichtete Senkrechte Bz die Vertikale, a aber das Auge des Beobachters. In Ii wird der Punkt w des nördlichen Wendekreises senkrecht getroffen, und darum wird hier die Sonne im Zenite, in 90° Höhe gesehen. Von dem nördl. Wende- kreise ist Berlin 521/2° — 231/,2° = 29° entfernt; es muß daher auch das Zenit z für B 29° von der Sonne oder diese von jenem entfernt sein. In der Fig. ist Winkel Jsmz, sowie der ihm gleiche Winkel saz (wenn nämlich as parallel 31s ist, was wegen der großen Entfernung der Sonne von der Erde angenommen werden kann) = 29°. Ein von a aus nach der Sonne gerichtetes Fernrohr as macht daher mit dem Horizonte (der Mittagslinie) oder der ihm parallelen Linie ae den Winkel sae — 61°, und dies ist die Mittagshöhe der Sonne für Berlin am Mittage des 21. Juni. Es neigt sich, wie der Augenschein lehrt, das Südende des Horizontes sehr tief unter die Sonne. Eine andere Lage zur Sonne hat der Horizont in Iv, am Mittage des 21. Dezbr. Hier wird der Punkt w' im südl. Wendekreise senkrecht getroffen, und dieser Punkt in 231¡2° südl. Breite ist von Berlin, i?, 52*/2° -f~ 23^2° = 76° entfernt. Da für w die Sonne in 90° Höhe steht, so muß sie von Berlin 76° vom Zenite abstehen, und Winkel z'31' S und der ihm gleiche Winkel z' a' s' (a' s' ist als parallel mit 31' S anzusehen) sind = 76°. Es steht mithin die Sonne in 90° — 76* = 14 Mittags- höhe, und das nach ihr gerichtete Fernrohr a' s' macht mit dem Horizonte den Winkel s' a' e' = 14°. Zeichnet man sich die Lage des Horizontes für Berlin für die Mitternacht des 21. Juni und des 21. Dezbr. in b resp. so sieht man unmittelbar, daß der Horizont Fig. 61.

3. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 262

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
— 262 Das gewerbliche Berlin. seeischer Wolle gehandelt. Im Jahre 1908 betrug die Wolleinfuhr 6337 t, die Ausfuhr 6647 t. Endlich ist Berlin einer der wichtigsten Handelsplätze in Eisen, Fellen und Leder, Vieh, Tabak, Zucker und Kolonialwaren, ins- besondere aber in den Erzeugnissen seiner eigenen Industrie. 2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik, und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch schon in den vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen 11—20, und es wurden im 6.-9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621, bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge- nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkerungszu- nahme der Vodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und Arbeitslöhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich daher, ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten Provinzen zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich ver- vollkommnet und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden von Berlin aus geleitet und liefern ihre Halb- oder Ganzfabrikate erst nach Berlin, wo letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt werden; erstere verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung vieler Fabriken nach auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der Stadt auch in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der lediglich in der Industrie beschäftigten Personen ist von 288 0oo i. I. 1882 aus 404000 i. I. 1895, also um 40°/o gestiegen. Gegenwärtig beschäftigt die Industrie beinahe 650000, mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen, Personen. Der Kunstsinn, [die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande zu hohem Ansehen gebracht. Es bestanden i. I. 1908 für Nähmaschinen, Fahrräder u. dergl. 548 Handelsbetriebe und 234 Betriebe für Edelmetall- waren. Für den Maschinenbau gab es i. I. 1907 3300 Betriebe mit 70000 Arbeitern, und die Jahresproduktion hatte einen Wert von 260 Mill. Mark. Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr den außer- halb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner Werkstätten mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste Vertiesuug in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu möglichster Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner Werk- zeugmaschinenbau zu größter Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die Elektro- technik hat die Berliner Maschinenindustrie unter der Führung eines Werner von Siemens eine neue Stufe erklommen und aus dem ganzen Erdball Er- folge über Erfolge erreicht. In 413 Betrieben waren i. I. 1908 über 36000 Personen mit der Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten, Anlagen usw. beschäftigt. Einen Anhalt für die Bedeutung der wichtigsten Berliner Industriezweige für das Jahr 1908 gibt folgende Aufstellung: Gewerbszweig Metallverarbeitung Maschinen und Instrumente Chemische Industrie Betriebe Tätige Personen 3963 43 874 3308 95007 511 5246

4. Schul-Lesebuch - S. 131

1856 - Berlin : Stubenrauch
131 20. Das alte Berlin. Berlin war um das Jahr 1450 die ansehnlichste Stadt in den Marken; seine Bürger wußten sich etwas und pochten auf ihren Reichthum und ihre Macht. Mer wenn dü heut die Stadt sehen könntest, wie sie dazumal war: du würdest sie klein nennen. Wo im heutigen Berlin große Stadttheile stehen und Tausende von Menschen in stattlichen Häusern wohnen, war noch -Feld und Wiesenland, darauf die Berliner ihr Vieh zur Sommerszeit wei- den ließen, oder es war mooriges Land, das man zur Frühlings- und Herbsleszeit nicht betreten konnte. Es führen mehrere Stra- ßen der Stadt noch jetzt den Namen „Wallstraße"; die liegen mitten in der Stadt, und du kannst lange gehen, ehe du von da aus zu einem Thore gelangst. In alten Zeiten aber waren hier etwa die Wälle gezogen, mit denen Berlin umgeben war, und da- hinter erhob sich die Mauer der alten Stadt. Die war fest ge- baut aus starken Steinen und hoch genug, daß sie die Stadt vor den Feinden zu schützen vermochte, und darauf waren Wartthürme errichtet. Auf ihnen befanden sich Wächter, die lugten Tag und Nacht in das Land und auf die Landstraßen hinaus. Wenn sie etwas Verdächtiges erspäheten, so stießen sie in's Horn, daß die drinnen in der Stadt sich zur Vertheidigung bereit machten. Wenn die Sonne unterging, so schloß man die Thore fest zu und ver- wahrte sie wohl mit Effenstangen. Es wäre nicht wohlgethan ge- wesen, sie offen zu lassen. Denn in den Wäldern, die um Berlin her waren, trieb sich verdächtiges Gesindel umher, und Schnapp- hähne fanden sich genug, welche nach dem Gute der reichen Bür- ger lüstern waren. Es ist wohl vorgekommen, daß sich Rotten solcher Gesellen heimlich in die Stadt schlichen und arg darinnen wirthschafteten. Wenn aber das Thor einmal geschlossen war, wurde es Niemandem mehr geöffnet. Denn trau du Einem, der Abends spät noch Einlaß begehrt in eine Stadtl Ein guter Mann wußte sich einzurichten, daß er in's Quartier kam, ehe die Sonne zur Ruhe ging. Das alte Berlin bestand aus zwei Städten, welche die Spree von einander trennte. Die Stadt auf dem rechten Ufer hieß Ber- lin, die andere führte den Namen Cölln. Diese Namen haben sich erhalten bis auf den heutigen Tag. Beide Städte waren durch eine Brücke verbunden, welche die lange Brücke hieß. Der Name ist geblieben; es ist die, auf der das Standbild des großen Kur- fürsten steht. Heut freilich ist die Brücke nicht sonderlich lang; aber in alten Zeiten floß die Spree in breiterem Strome durch die Stadt; denn ihre Gewässer waren noch nicht eingedämmt. Am Ende der langen Brücke im alten Berlin stand das gemeinsame Rathhaus beider Städte, das heut nicht mehr ist. Auf seinem 9*

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 262

1903 - Essen : Baedeker
262 Das gewerbliche Berlin. 2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik, und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch' schon in den vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen lo—20, und es wurden im 6.—9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621, bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge- nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkerungszunahme der Bodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und Arbeits- löhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich daher, ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten Provinzen zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich vervollkommnet und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden von Berlin aus geleitet und liefern ihre Halb- oder . Ganzfabrikate erst nach Berlin, wo letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt werden; erstere verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung vieler Fabriken nach auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der Stadt auch in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der lediglich in der Industrie beschäftigten Personen ist von 288000 i. I. 1882 auf 404000 i. I. 1895, also um 40°/o gestiegen, und der jährliche Verbrauch von Stein- kohlen weist in derselben Zeit eine Zunahme von mehr als 50°/o, der von Braunkohlen um 200 o/o auf. Die Zahl der in der Bekleidungsindustrie tätigen Personen beläuft sich auf 200000. Ein feiner Geschmack, geweckt und gepflegt durch zuge- wanderte Ausländer, gefördert durch öffentliche Lehranstalten und ständig angeregt durch den steigenden Fremdenzufluß, haben bewirkt, daß die Berliner Bekleidungsindustrie unter der Leitung hervorragender Unternehmer und Kauf- leute einen Weltruf erlangt hat. Der Umsatz an Mänteln erreicht gegen- wärtig etwa 150 Millionen Mark; davon gehen ungefähr zwei Drittel ins Ausland. In der Herstellung von Kopfbekleidungen, Schmnckfedern, künst- lichen Blumen, Besatzartikeln, feinen Pelzwaren steht Berlin unerreicht da. Der Kunstsinn, die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande zu hohem Ansehen gebracht. Für die Herstellung von Gold-, Silber- und Schmuckwaren bestehen über 5oo Werkstätten mit *2300 Arbeitern, und unedle Metalle — Eisen ausgenommen — werden in 720 Werkstätten von 9100 Arbeitern zu den mannigfaltigsten Gebrauchsgegenständen auch für die Ausfuhr verarbeitet. Seit 1870 hat der Maschinenbau schnell an Ausdehnung gewonnen; bei der letzten Gewerbezählung bestanden 450 Anlagen mit 17000 Arbeitern. Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr den außerhalb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner- Werkstätten mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste Vertiefung in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu mög- lichster Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner- Werkzeugmaschinenbau zu größter- Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die Elektrotechnik hat die Berliner Maschinenindustrie unter der Führung eines Werner von Siemens eine neue Stufe erklommen und auf dem ganzen Erd- ball Erfolge über Erfolge erreicht. Einen Anhalt für die Bedeutung der wichtigsten Berliner Industriezweige gibt die folgende Ausstellung:

6. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 255

1911 - Breslau : Hirt
255 Bürger) errichtet worden. Diese Denkmülerreihe hat der Kaiser der Stadt Berlin zur Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit als einen bleibenden Ehrenschmuck gestiftet. Den Abschluß bildet auf dem Kemperplatz ein schöner Brunnen mit dem Roland. Mit ihm erhielt Berlin als Geschenk des Kaisers ein Wahrzeichen wieder, das vor viereinhalb Jahrhunderten ein Hohen- zoller dem damals trotzig widerstrebenden Berlin genommen hatte. Der Siegessäule gegenüber leuchtet die vergoldete Kuppel des Reichstagsgebäudes. Vor ihm erhebt sich das gewaltige Denkmal Bismarcks, des Begründers des Deutschen Reiches. 6. Die Hoch- und Untergrundbahn. Roch eine besondere Sehenswürdigkeit Berlins sollten wir kennen lernen, die Hoch- und Untergrundbahn. Durch die südlichen Stadt- teile sich hinziehend, verbindet sie den Osten und Westen Berlins untereinander und durch eine besondere Linie, die sich beim Leip- ziger Platz abzweigt, mit dem Zentrum des alten Berlins, dem Spittel- markt. Der größere Teil der Strecke, etwa 10 Kilometer lang, ist als Hochbahn erbaut. Der Schienenweg, nur auf eisernen Trägern ruhend, führt hier etwa in der Höhe des ersten Stockwerks der Häuser längs der Mitte verkehrsreicher Straßen entlang. Beim Rollendorf- platze senkt er sich in einen riesigen, unterirdischen Tunnel hinab, der, etwa 5 Kilometer lang, im äußersten Westen der Nachbarstadt Char- lottenburg endigt. Die in Abständen von 2 bis 4 Minuten abgelassenen kleinen Züge von 3 bis 4 Wagen, deren jeder etwa 40 Personen faßt, werden durch elektrische Kraft getrieben und haben vor der Stadt- bahn den Vorteil, daß sie weniger Geräusch verursachen. Sie be- fördern für geringes Entgelt des Morgens viele Tausende von Be- rufsarbeitern aller Stände in kürzester Frist nach ihren Arbeitsstätten und abends wieder zurück zu ihrem Heim. 7. Wie für Reinlichkeit und Gesundheit gesorgt wird. Bei unsern Wanderungen durch Berlin fiel uns besonders die Sauberkeit auf, durch welche die Stadt sich auszeichnet. Trotzdem die Hauptreinigung der Straßen nachts geschieht, sind doch auch am Tage zahlreiche Arbeiter beschäftigt, die Spuren jeder Verunreinigung sofort zu entfernen. Sprengwagen fahren unablässig auf und ab, den Staub zu löschen. Zur Entfernung der Abwässer ist die Kanali- sation angelegt. Es wurde uns mitgeteilt, daß sich unter der Stadt ein ganzes Retz von Kanälen ausbreitet. Aus jedem Hause führt ein Tonrohr in den Straßenkanal. Dieser mündet wieder in den

7. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 494

1890 - Meißen : Schlimpert
— 494 — der fürstlichen Residenz, als sich Friedrich Iii. an Stelle des Kur- hntes die Königs kröne aufsetzte. Damals entstand die „Königs- straße" der Stadt, auf der er als Friedrich I. einzog, um die Huldigung seiner Bürger entgegen zu nehmen. Als einen Herrscher- sitz ließ er in der Nähe der alten Burg das prächtige „königliche Schloß" erbauen, in dessen „weißem Saale" heute uoch die Vertreter des Volkes den königlichen Herrn würdig begrüßen. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sorgte weiter dafür, daß neben den kömglichen Bauten auch schmucke Bürgerhäuser ent- standen und erklärte Berlin für eine offene Stadt, damit sie in ihrer Ausdehnung durch Wall und Graben nicht behindert werde. Den Straßen aber fügte er freie Plätze au, die er je uach ihrer Grundform das Viereck („Pariser Platz"), das Achteck („Leipziger Platz") und das Rondel („Belle-Alliance-Platz") nannte. Mehr noch that Friedrich der Große für Berlin, insofern er Vogt- Kinder herbeizog, die das Gewerbe ihrer Heimat mit uach Berlin verpflanzten, und ein Opernhaus erbaute, in dem die musikalische Kunst eine Heimat finden sollte. Auch die Könige Friedrich Wilhelm Ii. Iii. und Iv. fuhren fort, die Stadt zu erweitern, mit öffentlichen und privaten Bauten zu schmücken, mit dem Ruhmeszeichen ihrer Thaten zu zieren itnb ihr einen europäischen Ruf zu geben, so daß sie in der Königszeit zu einer statt- lichen Hauptstadt emporwuchs. Eine riesenhafte Ausdehnung nach Außen und eilte majestä- tische Entfaltung im Inneren aber hat Berlin besonders in den beiden letzten Jahrzehnten gewonnen, seitdem es eine Kaiserstadt geworden ist. Der königliche Palast Wilhelm I. ist zum kaiser- lichen Palais, das ehemalige kronprinzliche Palais zum Palast der Kaiserin Friedrich erhoben, ferner auch der Grundstein zu einem monumentalen Reichstagsgebäude gelegt und die Bau- fünft mächtig angeregt worden, dem geschichtlichen Aufschwünge unseres Volkes entsprechend, Berlin mit kunstvollen Denkmälern und bürgerlichen Bauwerken zu zieren. In der Kaiser- zeit hat sich Berlin zur mächtigeu und prächtigen Haupt-- stadt des deutschen Reiches erhoben. Zusammenfassung. 3. Die glänzende Hauptstadt des deutschen Reiches ist Berlin aber nicht nur durch die Fürsorge der Fürsten, sondern auch durch die militärische Tüchtigkeit des Volkes geworden. Auf Schritt und Tritt begegnet uns daher auch in den Straßen, auf den

8. Kleines Lehrbuch der astronomischen Geographie - S. 66

1877 - Berlin : Stubenrauch
66 zum Verständnis liegt ebenfalls in dem Neigungswinkel der Erdachse gegen die Bahn und der dadurch bedingten Veränderlichkeit der Lage des Horizontes zur Sonne. Zur Erläuterung wählen wir die Stellungen der Erde in Ii und Iv, Fig. 37, wie sie Fig. 38 noch einmal etwas vergrößert zeigt. Es bezeichnet in Ii Punkt B Berlin in 521/2° nördl. Br. Die durch B gehende Tangente sei der astronomische Horizont für Berlin in seiner Lage am Mittage des 21. Juni, und die in B errichtete Senkrechte die Vertikale, a aber das Auge eines Beobachters. In Ii wird der Punkt w des nördlichen Wendekreises senkrecht getroffen, und darum wird hier die Sonne im Zenithe, in 90° Höhe gesehen. Von dem nördl. Wendekreise ist Berlin 52v — 23%° = 29° entfernt; es muß daher auch das Zenith z für B 29° von der Sonne oder diese von jenem entfernt sein. In der Fig. ist Winkel S Mz, sowie der ihm gleiche Winkel saz (wenn nämlich as parallel Ms ist, was wegen der großen Entfernung der Sonne von der Erde angenommen wer- den kann) = 29°. Ein von a aus nach der Sonne gerichtetes Fernrohr a s macht daher mit dem Horizonte (der Mittagslinie) oder der ihm parallelen Linie a e den Winkel sae = 61°, und dies ist die Mittagshöhe der Sonne für Berlin am Mittage des 21. Juni. Es neigt sich, wie der Augenschein lehrt, das Südende des Horizontes sehr tief unter die Sonne. Eine andere Lage zur Sonne hat der Horizont in Iv, am Mittage des 21. Decbr. Hier wird der Punkt w' im siidl. Wendekreise senkrecht getroffen, und dieser Punkt in 23y2° siidl. Br. ist von Berlin, B, 52ya° -f- 23v2° — 76° ent- fernt. Da für w4 die Sonne in 90° Höhe steht, so muß sie von Berlin 76° vom Zenithe abstehen, und Winkel z' M's und der ihm gleiche Winkel «■ a' s' (a'z' ist als parallel mit M' S anzusehen) sind = 76°. Es steht mithin die Sonne in 90° — 76° — 14° Mittagshöhe, und das nach ihr gerichtete Fernrohr a' s' macht mit dem Horizonte den Winkel s' a\ e — 14°. Zeichnet man sich die Lage des Horizontes für Berlin für die Mitternacht des 21. Juni und des 21. Decbr. in b resp. b', so sieht man unmittelbar, daß der Horizont für b um Mitternacht des 21. Juni parallel dem Horizonte für B' am Mittage des 21. Decbr. ist. Es muß also an dem ersteren Tage um Mitter- nacht die Sonne so tief unter als am letzteren Tage zu Mittag über dem Ho- rizonte stehen, wie es wirklich der Fall ist. Ferner sieht man, daß der Horizont für b' um Mitternacht des 21. Decbr. dieselbe Lage hat, wie der für B zu Mittag des 21. Juni, weshalb sich wieder dieselbe Größe für die Tiefe unter resp. die Höhe über dem Horizonte für die beiden genannten Tage ergeben muß. Fragen. Welche Verhältnisse würden für die Erde eintreten, wenn die Erdachse in die Ebene der Bahn fiele und ebenfalls ihren Parallelismus bewahrte? Für den Planeten Uranus besteht nahezu diese Lage. § 18. Das Wichtigste von den Zonen. 1. Unterscheidung der fünf Zonen. Durch die angegebene Lage der Erd- achse zur Ebene der Erdbahn werden eigenthümliche Verhältnisse hinsichtlich der Beleuchtung und der Erwärmung der Erde in verschiedenen Breiten hervor- gerufen, welche Veranlassung zur Unterscheidung von sogenannten Zonen ge- geben haben. Wegen des Neigungswinkels der Erdachse zur Ebene ihrer Bahn von 66 y/ liegen die Oerter, welche innerhalb eines Jahres von den Sonnenstrahlen Fig. 38.

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts - S. 214

1911 - Langensalza : Beltz
214 Friedrich der Große. 4. „Die Offiziere waren kaum aus dem Garten hinaus, so richtete sich der König auf und sah die Maschine in ungewöhnlicher Positur dastehen. Er tat einen Blick auf mich; es war, als wenn mich die Sonne durchstrahlte; er schickte einen Gärtner, die Briefe abzuholen, und als er solche in die Hände bekam, ging er in einen andern Gang, wo ich ihn nicht sehen konnte. _ Kurz darauf kam er wieder zurück zu dem Gewächse, hatte die Papiere in der linken Hand aufgeschlagen und winkte damit, näher zu kommen. Ich hatte das Herz und ging gerade auf ihn zu. O wie allerhuldreichst redete mich der große Monarch an: „Lieber Thüringer! Er hat zu Berlin durch fleißiges Informieren der Kinder das Brot gesucht, und sie haben Ihm betm Visitieren der Sachen auf dem Packhofe Sein mitgebrachtes thüringer Brot weggenommen. Wahr ist es, die Batzen sollen in meinem Lande nichts gelten: aber sie hätten auf dem Packhofe sagen sollen: ,Jhr seid ein Fremder und wisset das Verbot nicht. Wohlan, wir wollen den Beutel mit den Batzen versiegeln; gebt solche wieder zurück nach Thüringen und lasset Euch andere Sorten schicken,' aber nicht wegnehmen. Gebe Er sich zufrieden; Er soll sein Geld zurückerhalten. Aber, lieber Mann, Berlin ist schon ein heißes Pflaster; sie verschenken da nichts; Er ist ein fremder Mensch; ehe Er bekannt wird und Information bekommt, so ist das bißchen Geld verzehrt; was dann?" - - Ich verstand die Sprache recht gut; die Ehrfurcht war aber zu groß, daß ich hätte sagen können: Ew. Majestät haben die Allerhöchste Gnade und ber-sorgen mich. — Weil ich aber so einfältig war und um nichts bat, so wollte er mir auch nichts anbieten. — Und so ging er denn von mir weg, war aber kaum sechs bis acht Schritte gegangen, so sah er sich nach mir um und gab ein Zeichen, daß ich mit ihm geben solle. Der König unterhielt sich mit mir längere Zeit auf das leutseligste und fragte nach meinen Studien auf der Universität und nach meinen Lehrern. Als die Essenszeit herangekommen war, nahm er mich mit in das Schloß und ließ mich köstlich bewirten. Das tat mir gar gut; denn ich hatte nichts zu essen und keinen Heller Geld in der Tasche. Als ich mich satt gegessen hatte, verabschiedete ich mich höflichst vom Küchenmeister und bat ihn, dem Könige meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Dann ging ich hinaus, um die Wanderung nach Berlin anzutreten. Des Königs Schreiber kam mir nach und nahm mich mit zum königlichen Proviantwagen, der gerade vor dem Schloßtor hielt. ,Jhr Leute', sagte er, ,der König hat befohlen, ihr sollt diesen Fremden mit nach Berlin fahren, aber kein Trinkgeld von ihm nehmen? Dann steckte mir der gute Mann im Aufträge des Königs noch einen Schwanzdukaten und einen Fried-richsdor zu und ging ins Schloß zurück. Ich bedankte mich nochmals für alle königliche Gnade, setzte mich auf den Wagen und fuhr nach Berlin." Überschrift: Wie der König Linfenbarths Bitte huldvollst entgegennimmt, ihn bewirten und mit dem königlichen Gespann nach Berlin zurückfahren läßt. 5. Wie Linsenbarth seine Batzen wiederbekommt. „Als wir nach Berlin kamen, ging ich sogleich auf den Packhof, gerade in die Expeditionsstube und überreichte das königliche Schreiben. Der Packhofsinspektor erbrach es; bei Lesung desselben verfärbte er sich, bald bleich, bald rot, schwieg still und gab es dem zweiten. Dieser nahm eine Prise Schnupftabak, räusperte und schneuzte sich, setzte eine Brille auf, las es, schwieg still und gab es weiter. Der letzte endlich regte sich, ich sollte näher kommen und eine Quittung schreiben: daß ich für meine 400 Reichstaler ganze

10. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 262

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
262 Das gewerbliche Berlin. 2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik, und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch schon in den vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen 10—20, und es wurden im 6.-9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621, bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge- nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkernngsznnahme der Bodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und Arbeits- löhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich daher, ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten Provinzen zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich vervollkommnet und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden von Berlin aus geleitet und liefern ihre Halb- oder Ganzfabrikate erst nach Berlin, wo letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt werden; erstere verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung vieler Fabriken nach auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der Stadt auch in beit letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der lediglich in der Industrie beschäftigten Personen ist von 288oo0 i. I. 1882 auf 404000 i. I. 1895, also um 40 o/o gestiegen, und der jährliche Verbrauch von Stein- kohlen weist in derselben Zeit eine Zunahme von mehr als 50°/o, der von Braunkohlen um 200 °/o auf. Die Zahl der in der Bekleidungsindustrie tätigen Personen beläuft sich auf 200000. Ein feiner Geschmack, geweckt und gepflegt durch zuge- wanderte Ausländer, gefördert durch öffentliche Lehranstalten und ständig angeregt durch den steigenden Fremdenzufluß, haben bewirkt, daß die Berliner Bekleidungsindustrie unter der Leitung hervorragender Unternehmer und Kauf- leute einen Weltruf erlangt hat. Der Umsatz an Mänteln erreicht gegen- wärtig etwa 150 Millionen Mark; davon gehen ungefähr zwei Drittel ins Ausland. In der Herstellung von Kopfbekleidnngen, Schmuckfedern, künst- lichen Blumen, Besatzartikeln, seinen Pelzwaren steht Berlin unerreicht da. Der Kunstsinn, die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande zu hohem Ansehen gebracht. Für die Herstellung von Gold-, Silber- und Schmuckwaren bestehen über 5oo Werkstätten mit '2300 Arbeitern, und unedle Metalle — Eisen ausgenommen — werden in 720 Werkstätten von 9100 Arbeitern zu den mannigfaltigsten Gebrauchsgegenständen auch für die Ausfuhr verarbeitet. Seit 1870 hat der Maschinenbau schnell an Ausdehnung gewonnen; bei der letzten Gewerbezählnng bestanden 450 Anlagen mit 17000 Arbeitern. Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr den außerhalb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner Werkstätten mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste Vertiefung in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu mög- lichster Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner Werkzeugmaschinenbau zu größter Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die Elektrotechnik hat die Berliner Maschinenindnstrie unter der Führung eines Werner von Siemens eine neue Stufe erklommen und aus dem ganzen Erd- ball Erfolge über Erfolge erreicht. Einen Anhalt für die Bedeutung der wichtigsten Berliner Industriezweige gibt die folgende Aufstellung:

11. Schul-Lesebuch - S. 131

1863 - Berlin : Stubenrauch
131 20. Das alte Berlin. Berlin war um das Jahr 1450 die ansehnlichste Stadt in den Marken; seine Bürger wußten sich etwas und pochten auf ihren Reichthum und ihre Macht. Aber wenn du heut die Stadt sehen könntest, wie sie dazumal war: du würdest sie klein nennen. Wo im heutigen Berlin große Stadttheile stehen und Tausende von Menschen in stattlichen Häusern wohnen, war noch -Feld und Wiesenland, darauf die Berliner ihr Vieh zur Sommerszeit wei- den ließen, oder es war mooriges Land, das man zur Frühlings- und Herbsteszeit nicht betreten konnte. Es führen mehrere Stra- ßen der Stadt noch jetzt den Namen „Wallstraße"; die liegen mitten in der Stadt, und du kannst lange gehen, ehe du von da aus zu einem Thore gelangst. In alten Zeiten aber waren hier etwa die Wälle gezogen, mit denen Berlin umgeben war, und da- hinter erhob sich die Mauer der alten Stadt. Die war fest ge- baut aus starken Steinen und hoch genug, daß sie die Stadt vor den Feinden zu schützen vermochte, und darauf waren Wartthürme errichtet. Auf ihnen befanden sich Wächter, die lugten Tag und Nacht in das Land und auf die Landstraßen hinaus. Wenn sie etwas Verdächtiges erspäheten, so stießen sie in's Horn, daß die drinnen in der Stadt sich zur Vertheidigung bereit machten. Wenn die Sonne unterging, so schloß man die Thore fest zu und ver- wahrte sie wohl mit E'senstangen. Es wäre nicht wohlgethan ge- wesen, sie offen zu lassen. Denn in den Wäldern, die um Berlin her waren, trieb sich verdächtiges Gesindel umher, und Schnapp- hähne fanden sich genug, welche nach dem Gute der reichen Bür- ger lüstern waren. Es ist wohl vorgekommen, daß sich Rotten solcher Gesellen heimlich in die Stadt schlichen und arg darinnen wirthschafteten. Wenn aber das Thor einmal geschlossen war, wurde es Niemandem mehr geöffnet. Denn trau du Einem, der Abends ivät noch Einlaß begehrt in eine Stadt! Ein guter Mann wußte sich einzurichten, daß er in's Quartier kam, ehe die Sonne zur Ruhe ging. Das alte Berlin bestand aus zwei Städten, welche die Spree von einander trennte. Die Stadt auf dem rechten Ufer hieß Ber- lin, die andere führte den Namen Cölln. Diese Namen haben sich erhalten bis auf den heutigen Tag. Beide Städte waren durch eine Brücke verbunden, welche die lange Brücke hieß. Der Name ist geblieben; eö ist die, auf der das Standbild des großen Kur- fürsten steht. Heut freilich ist die Brücke nicht sonderlich lang; aber in alten Zeiten stoß die Spree in breiterem Strome.durch die Stadt; denn ihre Gewässer waren noch nicht eingedämmt. Am Er.de der laugen Brücke im alten Berlin stand das gemeinsame Rathhaus beider Städte, das heut nicht me^r ist. Auf seinem 9*

12. Teil 3 - S. 7

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 7 — mit der unseres Vaterlandes! Vergleiche sie mit der unserer Vaterstadt! b. Ist Berlin immer eine so große Stadt gewesen? O nein! Einstmals war Berlin ein armseliges Fischerdorf. Dort, wo heute prächtige Paläste stehen, befanden sich ärmliche Hütten aus Holz und Lehm gebaut. Noch vor fünfhundert Jahren war Berlin nicht viel größer, als es unsere Vaterstadt war. Zur Zeit des großen Kurfürsten, also vor ungefähr 250 Jahren, besaß es gegen 6000 Einwohners) c. Wie ist es gekommen, daß Berlin eine so große und prächtige Stadt geworden ist? Das hat Berlin weniger seiner Lage (Weit vom Meere — nicht an einem großen Flusse gelegen!) als viel- mehr der Fürsorge seiner Fürsten zu danken. So ließ der große Kur- fürst „die wüsten Plätze mit neuen Häusern besetzen, aus dem wilden Dickicht auf der Spreeinsel einen großen Lustgarten schaffen, die Straßen pflastern und mit Laternen versehen. Seine Gemahlin, die Kurfürstin Dorethea, sorgte mit ihm für eine Erweiterung der Stadt und legte westlich vom Schlosse die nach ihr benannte „Doretheenstraße" an. Diese prächtige Straße führt von der Spreeinsel aus westlich, der Straße unter den Linden parallel, und mündet in den Tiergarten. — (Einzeichnen in den Plan.) Die schon vorhandene Hanpstraße der Stadt aber bepflanzte sie mit vier Reihen schöner Linden, weshalb diese heutigen Tages noch „Unter den Linden" heißt, obgleich an Stelle dieser Bäume mehrfach Kastanien getreten sind." (Schreper.) Auch Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, und sein großer Sohn Friedrich Ii. haben viel für Berlin gethan. Am meisten aber hat Berlin an Nmfang, Bevölkerung und Schönheit unter der Regierung unseres Heldenkaisers Wilhelm I. ge- Wonnen. Nene Stadtteile mit prächtigen, palastähnlichen Häusern sind entstanden, ältere unansehnliche Häuser sind eingerissen worden n. s. w. d. Wie ist dafür gesorgt, daß Berlin, das doch keine besonders günstige Lage hat, von allen Seiten bequem zu erreichen ist? Verbindungen zu Wasser und zu Lande sind hergestellt worden. Zahl- reiche Eisenbahnlinien ziehen von Berlin aus nach allen Himmels- gegenden. Durch Kanäle ist die Spree mit der Oder verbunden, sodaß Berlin durch Wasserwege sowohl mit der Ostsee (Spree, Friedrich-Wilhelms- kaual, Oder) als auch mit der Nordsee (Spree, Havel, Elbe) iu Ver- biudung steht. Zusammenfassung und Einprägung des Materials an der Hand folgender Übersicht. Die Kaiserstadt Berlin. 1. Lage und Größe Berlius. (Vergleiche!) 2. Entwicklung Berlins (Fischerdorf, der große Kurfürst, Friedrich Ii., Kaiser Wilhelm.) 3. Sehenswürdigkeiten Berlins. *) 1820 hatte Berlin 200 000, 1850 schon 400 000, 1870 800 000 Bewohner.

13. Das Deutsche Reich - S. 13

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 13 — Wir könnten noch viele Straßen und Plätze, Gebäude und Denk- mäler in Berlin aufsuchend) Wir wollen uns aber mit dem begnügen, was wir bis jetzt gesehen haben. Gib es noch einmal an? Zur sachlichen Besprechung. a. Wieviel Leute mögen in Berlin wohnen? In Berlin wohnen fast soviel Leute, als im ganzen Großherzogtum Baden, nämlich mehr als 2 Millionen.2) Vergleiche die Einwohnerzahl Berlins mit der unseres Vaterlandes! Vergleiche sie mit der unserer Vaterstadt? b. Ist Berlin immer eine so große Stadt gewesen? O nein! Einstmals war Berlin ein armseliges Fischerdorf. Dort, wo heute Paläste stehen, hatten einst die Wenden ihre ärmlichen Hütten aus Holz und Lehm gebaut. Noch vor dreihundert Jahren war Berlin nicht viel größer, als es unsere Vaterstadt ist. Zur Zeit des Großen Kurfürsten, also vor ungefähr 250 Jahren, besaß es gegen 6000 Einwohner. c. Wie ist es gekommen, daß Berlin eine so große und prächtige Stadt geworden ist? Das hat Berlin weniger seiner Lage sweit vom Meere — nicht an einem großen Flusse gelegen!), als vielmehr der Fürsorge seiner Fürsten zu danken. So ließ der Große Kurfürst „die wüsten Plätze mit neuen Häusern besetzen, aus dem wilden Dickicht auf der Spreeinsel einen großen Lustgarten schaffen, die Straßen pflastern und mit Laternen versehen. Seine Gemahlin, die Kurfürstin Dorothea, sorgte mit ihm für eine Erweiterung der Stadt und legte westlich vom Schlosse die nach ihr benannte „Dorotheenstraße" an. Diese prächtige Straße sührt von der Spreeinsel aus westlich, der Straße „Unter den Linden" parallel, und mündet in den Tiergarten. — ^Einzeichnen in den Plan.) Die schon vorhandene Hauptstraße der Stadt aber bepflanzte sie mit vier Reihen schöner Linden, weshalb sie heutigentags noch „Unter den Linden" heißt, obgleich an Stelle dieser Bäume mehr- fach Kastanien getreten sind." sschreyer.) Auch Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, und sein großer Sohn Friedrich Ii. haben viel für Berlin getan. Unter ihrer Re- gierung wurde z. B. der Tiergarten, der ursprünglich Wald Die fast eine Stunde lange Friedrichstraße mit ihren glänzenden Läden, großen Hotels und zahlreichen Bier-, Wein- und Kaffeehäusern. — Die leipziger Straße mit ihren Riesenkaufhäusern (Tietz, Wertheim usw.!). 2) Berlin umfaßt 63 qkm und hatte bei der Volkszählung 1910^2070000 Bewohner. Unter den Hauptstädten Europas nimmt es hinsichtlich seiner Ein- wohnerzahl und räumlichen Ausdehnung die dritte Stelle ein. 3) 1820 hatte Berlin 200 000, 1840 = 300 000, 1850 schon 400 000, 1870 = 800 000, 1885 = 1 310 000, 1895 = 1 676 000, 1900 = 1 900 000, 1910 — 2 070 000 Bewohner.

14. Kurzgefaßtes Lehr- und Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. uncounted

1913 - Berlin : Mittler
Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung von E. 8. Mittler & Sohn, Berlin Sw68, Kochstraße 68-71 Sammlung von Lehrmitteln für Fach* und Fortbildungsschulen. Herausgegeben von Dr. Otto Knörk, Direktor der kaufmännischen Schulen der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin. Le français pratique Jgsjs commerçante et industrielle par Dr. Otto Knork, Directeur des écoles commerciales de Berlin, et Gabriel Puy- Fourcat, Officier d’académie, Professeur aux écoles commerciales de Berlin. Illième édition. M 2.40, geb. M 2.80. Frankreichs Handel und In fllictvif* Französisches Lesebuch Uuolllci nebst Anleitung zur Korrespondenz von Dr, Otto Knörk, Direktor der kaufmännischen Schulen in Berlin. Zugleich 2. Auflage von „Le français pratique“ Ii. Teil. M 2.50, geb. M 2.80. The Correspondent’s Guide, Hilfsbuch der englisch-deutschen Han- delskorrespondenz. Von Professor Ernst Brandenburg, Oberlehrer an den kauf- männischen Fortbildungsschulen zu Berlin. 2. Auflage. M 1.—, geb. M 1.50. Gregory’s Fledglings agedcseat of some of them. By A.lindenstead, B. A. Master of English at the Commercial Evening -Schools of Berlin &c. Geb. M 2.10. Woman in Domestic, Social, Buchführung für Kaufleute, Von F. Wende, Leiter der 2. kauf- männischen Schule zu Berlin. L Teil: Einfachere Vorfälle des Waren- geschäfts. Zweite Auflage. 95 Pf., geb. M 1.20. Ii. Teil: Schwierigere Vorfälle mit Be- rücksichtigung des Kommissions-, Spe- ditions- und Partizipations - Geschäfts. Amerikanische Buchung. Steuer- erklärung. 75 Pf., geb. M 1.—. Kaufmännisches Rechnen. Von Paul Rietdorf, Rektor in Berlin und Lehrer der kaufm. Schulen d. Ältesten d. Kaufmannschaft. I. Teil. M 1.10. Allgemeine Handelskunde. Von Max Behm, Direktor einer städti- schen Pllichtfortbildungsschule inberlin. I. Teil. 2. Auflage. 90 Pf., geb. M 1.26. Ii. Teil. 2. Auflage. 90 Pf., geb. M 1.25. ! Wirtschaftsgeographie Deutschlands und seiner Hauptvei kehrs- länder. Von A. Wolf! und H. Pflug, Lehrer ander Handelsschule fürmädchen. ; I. Teil: Das Deutsche Reich. Dritte Auflage. M 2.20. Ii. Teil: Die Hauptverkehrsländer. Zweite neubearbeitete Auflage. M 2.20. Dasselbe. Ausgabe B. M 1.25. and Professional Life: being Glimpses from Woman’s World. By A. Lindenstead, B. A. Master of English at the Commercial Evening Schools of Berlin &c. Geb. M 2.40. Kurzgefasstes Lehr-u. Lese- buch für kaufmännische Cf.l|y|1pn Von Or- Otto Knörk, fcjl/illucu« Direktor der kaufmänni- schen Schulen in Berlin. Zweite Auf- lage. (Vorliegend.) Bürgerkunde. schaftlicher Sekretär der Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin und Lehrer an den kaufmännisch" Auflage. 4. bis 6. Lehrbuch der sehen und Stenograph! zu Berlin. Dritte Tausend. Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler &

15. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 7

1882 - Leipzig : Spamer
Berlin und Kölln in der Markgrafenzeit. 7 gehegt. In dem nämlichen Jahre soll Berlin mit Ringmauern umgeben worden sein. Die älteste bekannte Urkunde des Raths von Berlin fällt etwa in die Zeit von 1255 und zeigt uns als Stadtwappen den rothen brandenburgischen Adler- unter einem mit mehreren Thürmen versehenen Stadtthore. Im Märkischen Museum der Stadt Berlin wird ein uralter Siegelstempel der Gemeinde ver- wahrt, der neben dem Adler zwei stehende Bären als Schildhalter oder, wie Andere wollen, als Wächter enthält. Sind diese Thiere, wie anzunehmen, mit Beziehung auf Albrecht den Bären, als den Eroberer des Landes, gewählt, so könnte dieses Wappen vielleicht noch älter erscheinen; jedenfalls finden wir in diesem Siegel den ersten Anklang an das jetzige Siegel der Stadt, in welchem der aufrecht schreitende Bär das Hauptstück bildet. Wahrscheinlich ist aber der Hang des Mittelalters Ortsnamen symbolisch zu deuten und Berlin mit „Bär", speziell mit Albrecht dem Bären als vermeintlichem Gründer, in Verbindung zu bringen, die Veranlassung zur Aeuderuug des Siegels gewesen und das letzt- erwähnte Bärensiegel jünger als das erstgedachte Adlersiegel, wie dies Fidicin bestimmt ausspricht.*) Für das schnelle Anwachsen Berlins unter den askanischen Markgrafen zeugt, daß um 1270 bereits ein zweites Rathhaus, auf der Stelle des jetzt in der Königsstraße belegenen, sowie die St. Marienkirche in der Nähe des Neuen Marktes erbaut ward. Obwol die Laudesherren nicht dauerud in der Stadt residirten, thaten sie doch Vieles zur Förderung derselben. 1298 bestätigte Markgraf Otto Iv. (mit dem Pfeile) der Stadt Berlin die Freiheiten, Gnaden und Gewohnheiten, welche ihr von den „alten Fürsten der Mark" verliehen worden, darunter das Niederlagsrecht. Letzteres bestand darin, daß für alle Berlin passirenden Kaufmannsgüter nicht allein für den Transit eine Abgabe zu zahlen war, sondern daß sie auch eine bestimmte Zeit in der Stadt selbst seil gehalten werden mußten. Hierdurch wurde Berlin ein ansehnlicher Stapel- und Handels- platz, welcher z. B. nach Hamburg hin ein lebhaftes Korngeschäft betrieb. Der im Jahre 1295 den Tuchmachern zu Berlin ertheilte Freiheitsbrief, welcher die Güte, Bereitung und das Färben der Tücher nach gewissen Grundsätzen regelt, auch Beschauanstalten vorschreibt, bezeugt die Wichtigkeit dieses noch heute blühenden, echt märkischen Manufakturzweiges bereits für jene entlegene Zeit. Trotz dieser Wohlhabenheit kam weder in dieser Zeit noch überhaupt im Mittelalter Kunst und Wissenschaft in Berlin und Kölln sonderlich zur Geltung. Außer den Kirchen waren um diese Zeit nur wenig steinerne Gebäude in Berlin, selbst das nach der Vereinigung beider Städte im Jahre 1307 an der Langen Brücke, jetzt Kurfürstenbrücke, errichtete gemeinschaftliche Rathhaus hat man sich als einen bloßen Holzbau zu denken. Kein Wunder, wenn unter solchen Um- ständen Brände leicht eine große Ausdehnung gewannen und daß fürchterliche Feuersbrünste, wie die iu den Jahren 1348 und 1380, fast die ganze Stadt in Asche legen konnten. Auch nach diesen Katastrophen ist die Bauart lange Zeit, ja bis in dieses Jahrhundert hinein, im Wesentlichen eine leichte — ausgemauertes Fachwerk — gewesen; daher hat sich auch vou den nach der Feuersbrunst vom *) Der Berliner Bär ist früher abwechselnd mit oder ohne Ring (Halsband) dargestellt worden. Seit dem Jahre 1876 ist der Ring ans Antrag des Verfassers durch Magistratsbeschluß aus dem Stadtwappen entfernt, aus dem gezähmten Bär also wieder der freie Bär geworden.

16. Teil 1 - S. 56

1903 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
Erdkunde. Merlin. Berlin ist meine Baterfta-t. Ich wohne in Berlin. Alle, die beständig in Berlin wohnen, sind Berliner. Ich bin in Berlin zu Hause oder daheim. Hier ist meine Heimat. Hier wohnen auch meine Geschwister, meine Mutter und mein Vater. Berlin ist deshalb meine Vaterstadt. Berlin liegt an der Spree. Die Spree tritt im 0 in die Stadt Berlin ein und verläßt sieim W. Sie hat also einen ostwestlichen Lauf. Da die Gegend, nach der ein Fluß fließt, tiefer liegt als die, aus der er kommt, so muß Berlin W tiefer liegen als Berlin 0. Die Spree im W Berlins heißt daher die Unterspree und die im 0 Berlins die Oberspree. An der Oberspree, also stromaufwärts, liegen Treptow und Stralau-Rummelsburg. Stromaufwärts gelangen wir an den Anfang oder die Quelle der Spree. An der Unterspree oder strom- abwärts liegt Charlottenburg. Stromabwärts kommen wir .an die Mündung der Spree. Die Spree ist nicht sehr tief. Ihr Wasserstand wird durch einen senkrecht stehenden Maßstab, der bis auf den Grund geht, ge- messen. Dieser Maßstab heißt Pegel. Der gewöhnliche oder mittlere Wasserstand der Spree betrügt nur 2 m. Das Spreewasser sieht in Berlin trüb und schmutzig aus. Es wird verunreinigt durch den Straßenstaub, den der Wind hineinfegt, durch Papierstückchen, Obst- reste, die die Menschen hineinwerfen, durch Schmutzwässer aus Lastkähnen und Häusern. Der Grund des Flusses ist schlammig. Der Schlamm wird beim Baggern mit der Baggermaschine heraus- geholt. Durch das Baggern soll die Spree ihre natürliche Tiefe be- halten, sonst würde der Schlamm immer höher steigen, und die Spree- kühne (Zillen) könnten nicht mehr auf der Spree fahren. Über die Spree führen Brücken, damit die Menschen und Wagen von einem Ufer zum andern gelangen können. Brücken sind also Straßen über einen Fluß. Stege, z. B. der Schlütersteg, dienen nur dem Personenverkehr. Die Spree hat ein rechtes und ein linkes Ufer. Man hat das rechte Ufer rechts und das linke Ufer links, wenn man auf den: Flusse st r o m a b w ä r t s

17. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 11

1887 - Berlin : Springer
11 Auf Friedrich I folgte in der Mark sein zweiter Sohn, Friedrich Ii mit den eisernen Zähnen, welcher 1440—1470 regierte. Er war ein besonnener und energischer Fürst, mischte sich wenig in die Reichsgeschäfte und verwandte alle seine Kraft auf die Förderung seines Landes. Ihm gelang es, die Macht der märkischen Städte herabzudrücken, welche sich in den unruhigen Zeiten zu fast völliger Selbständigkeit erhoben hatten, untereinander gegen jede Vergewaltigung verbunden waren und an dem Hansabunde einen starken Rückhalt besaßen. Die Gelegenheit gaben dem Kurfürsten die Städte Berlin und Kölln. Diese Städte hatten im Jahre 1307 sich zu einer vereinigt, auf der langen Brücke, die sie verband, ein gemeinschaftliches Rathaus erbaut und einen gemeinsamen Rat eingesetzt, von dessen Mitgliedern ein Drittel Kölln und zwei Drittel Berlin angehörten. Berlin besaß die völlig freie Selbstregierung mit Einschluß der höchsten Gerichtsbarkeit, und so sehr war der Rat die höchste Obrigkeit in der Stadt und deren 20 Dörfer umfassenden Weichbild, daß selbst der Kurfürst der Genehmigung des Rates bedurfte, wenn er in die Stadt anreiten und hier in seinem Hause Hof halten wollte. Indessen auch in Berlin, wie in vielen anderen Städten, haderten damals die Gewerke und die Gemeinde mit dem Rate, der sich aus den Geschlechtern ergänzte, und die Zwietracht wurde hier so groß, daß die Gewerke sich Beschwerde führend an den Kurfürsten wandten und seinen Beistand anriefen. Da erlangte Friedrich im Jahre 1442 mit 600 Reitern, nicht ohne Zuthun der Gewerke, den Eintritt in die Stadt, und nun traf er Anordnungen, welche die Stellung der Stadt zu dem Landesherrn völlig umgestalteten. Die Verbindung der beiden Städte wurde aufgelöst; jeder wurde ein eigner Rat, meist aus den Gewerken, gegeben und für den jährlich neu zu wählenden Rat sollte die landesherrliche Bestätigung eingeholt werden. Ferner verlor Berlin die Gerichtsbarkeit und auch das Recht, mit anderen Städten Bündnisse zu schließen. Endlich wurde, um die beiden Städte in Abhängigkeit zu erhalten, auf der Stelle, wo jetzt das Königliche Schloß steht, eine landesherrliche Burg erbaut. Ein so kräftiges und erfolgreiches Vorgehen gegen die mächtigste Stadt verfehlte natürlich nicht, auf die übrigen märkischen Städte einen tiefen Eindruck zu machen; auch

18. Landeskunde der Mark Brandenburg und Berlins - S. 88

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Nach einer Ausnahme von F. Albrecht Schwartz, Hosphotograph, Berlin Nw 87. 76. Berlin, Friedrichsgracht. Holländischer Einfluß, wie der Name sagt, 2. Hälfte des 17. Iahrh. Die Jungfernbrücke mit Ausnahme der vierkantigen Rohrlegung ganz nach altholländischem Vorbild. Tie beiden großen Häuser rechts alte Patrizierhäuser aus eben der Zeit, dahinter der spitze, charakterlose Turm der oft abgebrannten Petrikirche, in der Mitte typisches altberlinisches Bürgerhaus. Nach einer Ausnahme von F. Albrecht Tchwartz, Hosphotoaraph, Berlin Nw 87. 77. Fischerstraße in 33 e r Ii n. Aus dem ältesten Teil von Alt-Kölln. Das Haus „Zum Nußbaum" und das dahinter liegende mit dem Mansardendach zeigt den Charakter Berlins aus dem Anfange des 19. Jahr- Hunderts und damit, daß, von den Staatsgebäuden und wenigen anderen abgesehen, auch Berlin ehedem ein nahezu kleinstädtisches Gepräge hatte. Die wenigen noch erhaltenen Winkel von „Alt°Berlin" sind dem baldigen Verschwinden ausgesetzt, s. z. B. das Nachbarhaus.

19. Bürgerkunde - S. 71

1909 - Karlsruhe : Braun
Die Mittelbehörden 71 n. Die Mittelbehördeir. Die Geschäfte der allgemeinen Landesverwaltung führen für die Provinzen der Oberpräsident und der Provinzialrar, für die Regie- rungsbezirke der Regierungspräsident und der Bezirksausschuß, für die Kreise der Landrat und der Kreisausfchuß, in den Stadtkreisen der Chef der Ortspolizei und der Stadtausfchuß. 1. Die Provinzialbehörden. An der Spitze der Verwaltung steht der O b e r p r ä f i d e u t. Er führt die Aufsicht über die Behörden feiner Provinz lind entscheidet selbständig in den die Provinz berührenden Angelegenheiten, sowie bei Beschwerden gegen die Regierungspräsidenten. Ihm zur Seite stehen ein Oberpräsidialrat, der ihn zugleich vertritt, und eine Anzahl vor: Räten. Er ernennt die Amtsvorsteher und Standesbeamten. Es liegt ihm ob, die Rechte des Staates gegen die katholische Kirche 31t vertreten. Er führt den Vorsitz im P r o v i n z i a l s ch u l k o l le- gi u m , welches die höheren Schulen beaufsichtigt, und im Medi - zinalkollegium, das Gutachten über medizinische Fragen abzu- geben hat, ferner im Provinzial rat. Dieser besteht aus dem Oberpräsidenten oder dessen Stellvertreter, einem höheren Verwal- tungsbeamten, den der Minister des Innern ernennt, und fünf Mit- gliedern, die der Provinzialausschuß aus den Provinzeingesessenen (regelmäßig auf sechs Jahre) erwählt. Der Provinzialrat entscheidet über Beschwerden gegen Beschlüsse des Bezirksausschusses und hat den Polizeiverordnungen des Oberpräsidenten seine Zustimmung zu erteilen. Gegen Beschlüsse des Provinzialrats, welche Rechtsver- letzungen enthalten, kann der Oberpräsident Klage beim Oberverwal- tungsgericht erheben. Weitere Provinzialbehörden sind: die P r o v i n z i a l st e u e r - direktionen (für die Verwaltung der indirekten Steuern, der Stempelsteuer und der Erbschaftssteuer); die Eisenbahndirek- tionen ; die O b e r b e r g ä m t e r; die G e n e r a l k o m Mis- sionen (s. unten Nr. 593 und 1004). Diese Behörden stehen nicht unter, sondern neben dem Oberpräsidenten. 2. Der Stadtkreis Berlin nimmt eine Sonderstellung ein. Berlin gehört nicht zur Provinz Brandenburg, sondern ist in der Verwaltung ein selbständiger Bezirk für sich. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg ist zugleich Oberpräsident von Berlin. Provinzialschulkollegium, Medizinal- kollegium, Generalkommission sind für Berlin und Provinz Branden- burg gemeinschaftlich. Ein Provinzralrat für Berlin besteht nicht, sondern dessen Geschäfte sind für die erste Instanz an den Oberpräsi-

20. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 101

1868 - Wesel : Bagel
101 nach ihrem Willen gehen. Es begann in Berlin eine Herrschaft des Pöbels. Im Mai wurden aus dem ganzen Lande Deputirte nach der Hauptstadt gesendet, um ein Staatsgrundgesetz (Constitution) zu entwerfen. Aber die meisten dieser Männer kannten weder Maß, noch Ziel. Da sollte das Bestehende fast ganz über den Haufen geworfen werden, die königliche Macht ein Schatten sein, ja, es mögen manche wohl den Gedanken gehegt haben, den König und das Königliche Haus zu beseitigen und aus dem Königreich Preußen eine Republik zu machen. Männer, die dem Könige Treue und Gehorsam geschworen hatten, vergaßen ihren Eid; Behörden, die mit kräftiger Hand Recht und Ordnung handhaben sollten, verloren die Besinnung. Aufrührerische Massen führten das große Wort und gebehrdeten sich, als ob sie die Herren des Landes wären. Die National- Versammlung, so hieß die Versammlung der Deputirten in Berlin, überstürzte sich ganz in ihren Befehlen und in ihrem Uebermuthe. Alle Augenblicke mußte der König die Mi- nister wechseln, weil bald diese, bald jene den Widerstrebenden nicht gefielen. Die treuen Männer, welche in der Versammlung saßen, vermochten gegen die Widerstrebenden nichts auszurichten, ja, sie waren ihres Lebens nicht sicher. Endlich konnte der König nicht umhin, dem gesetzlosen Treiben ein Ende zu machen. Er ernannte Minister, welche Leib und Leben einsetzten, um Recht und Ordnung in das Land zurückzuführen. Der König hatte bald nach dem Aufruhre in Berlin mehrere Garde-Regimenter und einige Heerhaufen aus West- falen nach'schleswig-Holstein gesandt, um den dortigen Landen gegen die Dänen zu helfen. Die Preußen gingen unter Anführung des Generals von Wrangel auf die Feinde los. „Drauf" hieß es, und die Dänen wurden geschlagen. Jetzt rief man die Regimenter nach Berlin zurück, um dort Ruhe zu schaffen, man erklärte die Hauptstadt in Belagerungszustand und machte der Pöbelherrschaft ein Ende. Dann löste man im December 1848 die National- Versammlung auf, gab ein Staatsgrundgesetz und befahl im Jahre 1849, daß statt der bisherigen National-Versammlung zwei Kam- mern als Vertreter des ganzen Volks einberufen werden und diese die gegebene Verfassung Nachsehen und festsetzen sollten. Gegen Ende des Jahres waren die Deputirten mit dieser Arbeit fertig. Am 6. Februar 1850 beschworen der König, die Königlichen Prin- zen, die Minister, die Kammern und viele hohe Beamte feierlich die Verfassung. Bald nachher geschah es also im ganzen Lande. Jedes Jahr versammeln sich die beiden Kammern, von welchen die erste „das Herrenhaus", die zweite „das Haus der Abgeordneten" heißt, in Berlin. Das preußische Volk wählt für daß Haus der Ab- geordneten alle drei Jahre Männer, „Deputirte" oder „Abgeordnete" genannt, welchen man die Papiere über Einnahme und Ausgabe,