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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 38

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen- stellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König- reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.' Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor- dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt- schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.) In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold- küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei- mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut- schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 20

1906 - München : Oldenbourg
20 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. in vereinzeltem Kampf dem römischen Schwert, die Noriker, wie es scheint, der römischen Politik ohne Kampf. Das Ende beider Volksstämme war ihr Untergehen im römischen Reichs- und Staatsbürgertnm mit seinem kosmopolitischen internationalen Gepräge, in dem die Besonderheiten jedes selbständigen Volkstums verschwinden mußten. Sprache, Kult, Staatseinrichtungen, Lebensführung, Tracht und Sitte waren schließlich die des Reiches. Nur soweit sich Kunst und Handwerk des La Tene in dem provinzial-römischen Stil erhalten haben, geben sie auch in dieser Zeit noch Kunde von dem einstigen selbständigen, künstlerischen Empfinden und technischen Geschick des Volkes. Meisterhaft verstand sich Rom auf. die Durchführung der politischen Ziele wie auf nivellierende Knlturbeeinslnsfung. Es kam in den eroberten Provinzen zu keiner nationalen Erhebung mehr während der römischen Weltherrschaft. Die politische Geschichte der Provinzen Norikum und Rätien (dem Vindelikien angegliedert war) bietet, soweit wir sie aus den Schriftstellern kennen, nichts von Belang. Die Kulturgeschichte aber weist viele interessante Einzelheiten des provinzial-römischen Lebeus während seiner säst 500 jährigen Dauer auf. Man richtete sich alsbald nach der Unterwerfung des Gebietes auf die Dauer darin ein. Die Grenze bildete erst die Donau, später der sogenannte Limes, eine markierte Zoll- und Reichsgrenze gegen die Germanen, die an strategisch wichtigen Punkten durch dahinter liegende Kastelle ihrem ganzen Laus entlang gesichert war. Im Binnenlande waren Befestigungen nicht nötig, wie hier auch ständige Garnisonen außer kleinen Wach- und Etappenposten nicht vorhanden waren. Das Militär lag in den Grenzkastellen. Ein Hauptaugenmerk war dem Straßennetz gewidmet, dessen Grundlagen die vorrömischen Verkehrswege bildeten, soweit nicht militärische und politische Gründe eine Änderung verlangten. Das gleiche war mit den bisherigen Städten der Fall, die fortbewohnt wurden; Neugründungen von Städten, die sich durch ihre römischen Namen sofort kennzeichnen, wie z. B. Augusta Vindelicorum, Castra Regina ii. s. w., waren aus politischen und strategischen Gründen veranlaßt. Man lebte unter den Jnliern und Flaviern bis in die Zeit Mart Aurels in tiefem Frieden; man fühlte sich vor den Germanen jenseits der Grenze so sicher; daß §■ B. hart am Limes ein reich ausgestattetes, mit Kunstwerken geschmücktes Wohnhaus sich befand (Westerhofen b. Ingolstadt). Überreste von Staatsgebäuden, Tempeln, Foren wurden in größeren Orten gefunden, wie in Augsburg, Regensburg, Kempten, Salzburg, Epfach re. Im ganzen römischen Teile unseres Landes wurden große Meierhöfe mit vielen Funden von landwirtschaftlichen Geräten und Gebrauchsgegenständen aufgedeckt. Von allen römischen Bauwerken aber hat sich über dem Boden außer der eingebauten Porta praetoria in Regeusburg und der (vielleicht römischen) Heidenmauer iu Lindau nichts im Lande erhalten. Was noch an römischem Mauerwerk vorhanden ist, steckt unter dem Boden und muß erst ausgegraben werden, wie z. B. die Grundmauern der Limeskastelle und ihrer Gebäulichkeiten.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 51

1906 - München : Oldenbourg
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 51 Arnulf dazu noch die böhmische Mark, die kärntnische Mark und Oberpannonien verliehen erhalten. Welchem Geschlechte er angehörte, läßt sich mit vollkommener Sicherheit nicht angeben, aber unser vortrefflicher Geschichtschreiber Siegmund von Riezler hat mit triftigen Gründen die hohe Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß er von den Housiern abstammt, von jener Familie des alten bayerischen Hochadels, welche nach dem Herzogshause der Agilolfinger die mächtigste und vornehmste war. Und Luitpold selbst wurde der Vater eines ruhmvollen Geschlechts, das die Forscher mit seinem Namen verknüpfen und von dem sie wiederum mit nahezu völliger Bestimmtheit die Grasen von Scheyern, die Vorfahren der erlauchten Grasen von Wittelsbach ableiten, so daß er mit Fng und Recht als der Ahnherr unseres Königshauses gilt. Schlimm stand es damals um Deutschland. Während im Westen die Normannen die Küsten und die Uferlande plünderten, wütete:: verheerende Fehden im Innern des Reiches, namentlich der blutige Zwist zwischen den Babenbergern und den Saliern, so daß die Ungarn ihre Einfälle in die bayerischen Grenzlande alljährlich wiederholen konnten. Genauere Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert; aber wir wissen, daß sie in den Jahren 901, 902, 903 Niederlagen erlitten, daß 904 ihr Anführer Chuffal von den Bayern zum Gastmahle geladen und hier samt seinem Gefolge erschlagen wurde. Wie einst die Hunnen, die ebenfalls in den Pußten Ungarns hausten, waren sie gefürchtete Feinde. Ihr stürmischer Angriff war unwiderstehlich, ihre Todesverachtung im Kampfe war unerschütterlich, die Schnelligkeit ihrer Pferde entzog sie den Verfolgern, gestattete aber ihnen selbst eine unablässige Verfolgung. Religiöser Fanatismus trieb die wilden Heiden an; denn sie glaubten, daß sie einst im Jenseits so viele Leibeigene zur Bedienung haben würden, als sie Feinde erlegten. Dabei beseelte sie ein derartiger Blutdurst, daß sie auf den Leichen der Erschlagenen wie auf Tischen schmausten und tranken; die gefangenen Weiber und Mädchen banden sie mit deren Haarzöpfen zusammen und trieben sie nach Ungarn. Wo sie hinkamen, zerstörten sie alles, sengten, brannten und vernichteten, was sie nicht mit sich schleppen konnten. Dieser Blutdurst, die unmenschliche Behandlung der Wehrlosen, die Zerstörungswut, dazu die häßliche Erscheinung der kleinen Gestalten mit gelben, breitknochigen Gesichtern und geschlitzten Augen, ließ sie den Deutschen wie höllische Unholde erscheinen und die Schnelligkeit, mit der sie — allerorten den roten Hahn auf die Dächer setzend und das Land in eine Wüstenei verwandelnd — plötzlich mitten im Lande erschienen und hinter den Rauchwolken der niedergebrannten Gebäude mit ihrem Raube wieder verschwanden, trug nicht wenig dazu bei den von ihnen ausgehenden Schreckensbann zu vermehren. Im Jahre 906 hatten die Ungarn einen bedeutenden Erfolg errungen, unter ihren wiederholten Angriffen war das große Reich der slavischen Mähren x) Geschichte Bayerns, I, 245 ff.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 362

1906 - München : Oldenbourg
362 69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. Mann unterscheiden. Besonders imposant waren die ungeheuern Massen schwerer Kavallerie, namentlich der majestätischen Grenadiere ä cheval anzusehen. Diese zogen iu einem großen, doppelten Vierecke von immenser Ausdehnung in schräger Richtung über die Ebene; mir fielen dabei die Worte Schillers ein: „Schwer und dumpfig, (Eine Wetterwolke, ( Durch die grüne (Eb’ne schwankt der Marsch, Zum wilden, eisernen Würfelspiel Streckt sich unabsehlich das Gefilde." Das Geplänkel um die Stadt herum dauerte fort und fort. Inzwischen wurden verschiedene Batterien nahe vor die Stadt postiert, welche ihre furchtbaren Geschosse iu dieselbe schleuderten. Bald zeigten hohe Rauchsäulen und auflodernde Flammen die Wirkungen. Es brannte beinahe gleichzeitig in zwei verschiedenen Richtungen und bei der herrschenden Windstille stieg der Rauch in rötlich-grauen Säulen himmelhoch, schauerlich majestätisch empor. Da ich das alles gleichsam zu meinen Füßen vor sich gehen sah und ein Plätzchen fand, wo ich ungestört zeichnen konnte, packte ich sogar meine Farben aus und entwarf an Ort und Stelle ein Aquarell von dem brennenden Regensbnrg. Gegen Abend hatte man eine Bresche in die Stadtmauern geschossen. Und mit wahrer Todesverachtung begannen die Franzosen den Sturm und waren auch bald in die Stadt eingedrungen. Der Kampf dauerte nun in den Straßen fort, bis die Österreicher Schritt für Schritt zurück über die Brücke auf das jenseitige User der Donan geworfen waren. Bei diesem Gefechte wurde die ganze Vorstadt Stadtamhof ein Raub der Flammen. Napoleon, welcher den ganzen Tag Hindurch anwesend war und allenthalben gesehen wurde, stand gegen Abend nicht ferne von mir auf der Anhöhe mit einer ungeheuren Suite vou mehr als hundert Köpfen; fast alle Generale mit ihren Adjutanten hatten sich in einer Entfernung vou etwa 40 bis 50 Schritten hinter ihm versammelt. Das Ganze war prachtvoll von der Abendsonne beleuchtet. Uuverwandt blickte er nach der Stadt in das mittlerweile bedeutend gewachsene Feuer. Er schien mir unheimlich, ich dachte an Nero. — 69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. Von Karl v. Landmann.* Nach dem Siebenjährigen Kriege trat allenthalben in Deutschland ein Stillstand in der Entwicklung des Heerwesens ein und nebenbei machte sich eine Vernachlässigung der kriegsmäßigen Ausbildung ' zu Guusteu des Wach-uud Paradedienstes sowie militärischer Spielereien mehr ober minder geltend. Auch in Bayern war es mit dem Heerwesen zu Ende des 18. Jahr-hnnberts nicht glänzenb bestellt, wenngleich anzuerkennen ist, daß Kurfürst Karl Theodor der Verbesserung der Heereseinrichtungen sein Augenmerk zuwendete.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 597

1906 - München : Oldenbourg
125. Einnahme von Orleans. 597 Die 2. und 4. Kavallerie-Division begleiteten auf beiden Flügeln, die 6. sollte westlich die Flanke sichern. Nördlich von der Loire erstreckt sich die eintönige, aber fruchtbare Landschaft der Beauce, der Kornkammer von Paris. Diese „schöne Au", eine leicht gewellte Ebene, erzeugt uns ihrem weichen, unerschöpflich tragfähigeu Tonboden die herrlichsten (Getreide-ernten und nährt einen bedeutenden Viehstand, besonders Pferde und Schafe. Daher liegt Dorf an Dorf, Ferme an Ferme; die Bevölkerung ist dicht und wohlhabend, doch selbst ihre Landsleute urteilen über sie ungünstig. Für den großen Krieg eignet sich das Land wenig; die Gegend ist schwer zu übersehen, der starke Anbau hindert die Truppenbewegungen, beherrschende Punkte gibt es kaum. Weder die Artillerie noch die Kavallerie vermögen sich dort recht Zur Geltung zu bringen und der Kamps muh sich meist in kleineren Gefechten von Ort zu Ort hinziehen. Unter den zahlreichen Städten ist die wichtigste das nur 270 km Don Paris entfernte altberühmte Orleans, am rechten Ufer der prächtigen, schiffbaren Loire, mit den Vorstädten auf dem linken Ufer durch eine schöne, über 300 m lauge Brücke verbunden. Reich an stattlichen Bauten, ein Hauptsitz der Industrie, mit wissenschaftlichen Anstalten ausgestattet und umgeben von breiten Boulevards, erfreut sich die Stadt mit ihren mehr als 50000 Einwohnern eines blühenden Wohlstandes und vermittelt den Verkehr des Südens mit dem Norden und namentlich mit Paris. General von der Tann stieß auf das erste der neu aufgestellten französischen Korps, das Xv., unter de la Motterouge, das 128 Geschütze und 60000 Leute, fast nur junge Mannschaft, zählte. Trotz feiner Stärke wich der Feind, in seinen Flanken von der Kavallerie umklammert, nach längerem, für ihn verlustreichem Gefecht bei Artenay (10. Oktober) vor den ersten drei bayerischen Brigaden. Der Rückzug wurde so fluchtartig, daß Motterouge das nördliche Loireufer zu räumen beschloß. Am folgenden Tage marschierte Tann in breiter Front nach Süden gegen Orleans. Die 22. Division auf dem rechten Flügel geriet zuerst au den Feind und stürmte nach langem Gefecht das etwa eine Stnnde nordwestlich von Orleans gelegene verschanzte Dorf Ormes, konnte dann aber nur Frontmarsch der Bayern von Artenay gegen Orleans.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 286

1906 - München : Oldenbourg
286 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. Von Anton Hoffmann.') Die bange Nacht ist um — blaugrau schleicht der zagende Tag ins Schneefeld. Aus mattroter Sonnenscheibe süllt glanzlos durch den Dunst ein sahler Schein über die Ebene, von deren kalten, westlichen Schatten sich eine frostige Schneewand emporringt, aurorafarbige Flatterwölkchen voraussendend, die im grüngelben Licht des östlichen Horizontes untertauchen. Drüben im Feld unterhalb Sendling ist die Arbeit getan, aus vielen Hunderten zerfleischter Leiber dampft das Blut zum Himmel. Kaiserliche Husaren und Grenzvölker, verwilderte, im lebenslangen Krieg gegen den Erbfeind der Christenheit erbarmungslos gewordene Räuber, schweifen zwischen den zuckenden Haufen umher, gewohnt in der armseligen Habe der Unterlegenen Ersatz für seltene Löhnung zu finden, plündernd und letztes, flackerudes Leben mordend, im mildesten Falle die bis aufs Hemd Ausgeplünderten im Schnee ihrem Schicksal überlassend. Bis zur schmerzhaften Kapelle am Kirchhof St. Stephan können wir den Leidensweg verfolgen an den dunklen Silhouetten Gefallener; noch folgen verspätet einzelne Reiterschwärme, denen der Gesechts-lärm neue Arbeit und neue Beute verspricht. Dort in den Auen längs der Stadtmauer zwischen Isar- und Angertor, zwischen Jsararmen, Mühlen und Bleichen verröchelten heute in früher Morgenstunde schon Hunderte, die die erste wilde Jagd niederstreckte. Stumm und regungslos liegt die turmreiche Stadt im Morgenlicht, winken von den Höhen jenseits der Isar die Vorstädte Giesing, Au und Haidhausen; ba lauschen Tausenbe banger Menschen beklommenen Herzens dem Kampflärm vor den Mauern, dem Laufschritt bitrch die Straßen eilenben Fußvolkes, dem Hufschlag vorbeitrabenber Geschwaber. Als die Musketensalven unten im Felb in die ungeorbiteten Haufen schmetterten, die Husaren ihre unbänbigen Mähren in das wirre Gebränge hetzten, ba brach der letzte geschlossene Wiberstanb der Lanbesverteibiger.-) ') „Führer durch das Kolofsal-Rundgemälde, aufgestellt auf der Theresienhöhe 2 a bei München." Selbstverlag, 1905 München. 2) Die gesamte Streitmacht der „churbayrischen Oberlandesdefension", ca. 5000 Mann starf, war gegen München herangezogen, entschlossen mit Hilfe der Bürgerschaft die Landeshauptstadt der schwachen kaiserlichen Besatzung zu entreißen, die Wegführung Bauer mit Sense.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 287

1906 - München : Oldenbourg
55. Eine L>zene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 287 Nun galt's nicht Kampf mehr um Sieg und Freiheit, jetzt ging es ums arme Leben. Der Rücken war noch frei bis zur nahen Dorfumfassuug; dort in Zäunen und Heckeu gab es noch Hindernisse für die Verfolger, in Häusern, Scheunen, Ställen noch Deckung gegen das mörderische Blei, auf Straße und Feldweg vielleicht noch ein Entkommen. Was noch stand, wirbelte in Haufen die Hänge und die hohle Straße am Kirchhof hinauf. Hier hetzt der kaiserliche Geueral Kriechbaum selbst sein Fußvolk den Fliehenden auf den Nacken. In dichten Massen schieben sich die Kolonnen den Berg heran, inmitten der Kommandant des Entsatzkorps mit seinem Gefolge, Grenadiere voraus, die den vom freien Feld sich Zurückziehenden auf dem Fuße folgen. Schonungslos wird hier das Dolchbajonett gebraucht, die neue Waffe de's Fußvolks, welche, mit dem Holzheft in die Mündung gepflanzt, die Muskete zum wuchtigen Spieß machte. Was nützt dagegen die dünne Seuseuklinge, was Gabel, Sichel und Knüppel! Nur der wuchtige Morgenstern, von nervigem Arm geschwungen, die schneidende Axt und die altertümliche Hellebarde mag dagegen bestehen. „Zum Freithof" brüllt da oben der Sensenmann an der Mauer und durch die enge Psorte schiebt sich das hastige Getümmel um Schutz bei Altar und geweihtem Boden zu finden. ofamm&ier schütze. Das Spundbajonett im Lauf der Infanterie-muskete hindert den Schuß, aber oben von der Mauer blitzt es, pafft und knallt es wie beim Scheibenschießen. Hier halten noch Jsarwinkler im grünen Rock mit dem kurzen gezogenen Radschloßstutzen stand gegen den geschlossenen Ansturm des kaiserlichen Fußvolkes. Wohl werden auch hier schon die Grabhügel zum harten, kalten Sterbebett derer, die aus dem Gemetzel im Wiesengrund hierher sich noch schleppend verbluteten, und die alte Kirche aus ferner, eisenharter Zeit sah nie noch solch Getümmel um ihre altersgrauen Mauern, wo das Blut der Gemordeten, das über die Altarstufen rieselte und an die falten Wände spritzend verrauchte, dem Ort des Friedens und ewiger Ruhe selbst die Weihe nahm. der kurfürstlichen Prinzen zu hindern und, einmal im Besitz der Hauptstadt, von hier aus der österreichischen Herrschaft ein Ende zu machen. Hauptsächlich waren es wehrhafte Männer vom Oberlauf der Isar und dem Land zwischen Loisach und Mangfall — Jsarwinkler — die selbstbewußt, trotzend auf eigene Kraft, den blutigen Strauß wagten.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 574

1906 - München : Oldenbourg
574 119. Der Straßenkampf in Bazeilles. noch unvollkommene Vorstellungen. Es wurde mit der blutdürstigen Rachgier lebenslänglicher Todfeinde gestritten. Auf deutscher Seite langgenährter Haß, auf französischer die Erbitterung hochmütiger Weltbeherrscher über die Anmaßung herausfordernder Parvenus. War es doch unbewußt bei jedem einzelnen ein Zweikampf der zwei kriegerischesten Nationen der Neuzeit um die Welthegemonie! Dieses instinktive Bewußtsein riß wohl auch die Einwohner fort sich an dem Blutbade zu beteiligen. Sie taten es in der Uniform von Nationalgardisten, aber wie Meuchelmörder. Man hat erzählt, die Bayern hätten ganze Familien in die Flammen gestoßen; aber ich habe selber gesehen, wie ein bayerischer Jäger ein altes Mütterchen, das in der brennenden Straße vor Mattigkeit zusammenbrach, durch einen Trunk aus seiner Feldflasche erquickte und ihr dann half das Bündel mit ihren Habfeligkeiten anf den Rücken zu heben. Ich habe ferner beobachtet, wie ein Einwohner einen verwundeten Bayern in ein brennendes Haus zu schleifen suchte und wie der Frevler von den herzueilenden Kameraden niedergemacht und dann selber in die Flammen geschleudert wurde. Keiner von beiden verdient Vorwürfe: Völkerhaß ist unerbittlich. Bazeilles war längst in Brand geschossen; Hitze und Qualm machten es in vielen Straßen unmöglich den Kamps fortzusetzen. Teilweife war ja auch der blühende Flecken fchon eingeäschert. Überall geschwärzte Ruinen! Achtzig Häuser, nicht Hütten, nicht Lehmkaten, sondern zweistöckige Quaderbauten, aus massivem Sandstein aufgeführt, lagen in Trümmern. Die heldenmütigen Verteidiger ließen sich einfach mit den Bauten verbrennen. Zuletzt trat der elementare Dämon, der in jeder Menschenbrust steckt, in seine Rechte. Man fiel sich mit den Naturwaffen an, man umkrallte und würgte sich. Ich sah Leute, die mit abgerissenem Bajonett aufeinander losgingen und sich, nur an die Vernichtung des Gegners denkend, zu gleicher Zeit beim ersten Stoße niedermachten; Offiziere, die einander ohne zu parieren den Degeu durch den Leib rannten; Sterbende, die sich in ihre Sieger krampfhaft verbissen oder Vorüberschreitende umzureißen suchten. Man warf die Verteidiger summarisch zum Fenster hinaus, daß das Gehirn umherspritzte. Man schmetterte sie von hinten mit Steinen nieder, wo sie, obwohl allerseits umgangen, bis zuletzt hinter Schutthaufen und Mauerresten am Boden liegend, feuerten ohne sich um den Todesstreich zu kümmern, der sie vom Rücken her bedrohte. Es war ein berserkerhaster Kampfzorn. Ich fah auf der Hauptstraße einen Marinesoldaten mit zerschmettertem Beine liegen, in seinem Schmerze fast verschmachtend. Ein bayerischer Oberst bot ihm einen Trunk Wasser und Wein aus seiner Feldflasche, eine aufopfernde und erbarmuugsvolle Tat mitten im Feuer. Aber der Sterbende wies ihn zurück, knirschte mit den Zähnen und lästerte Gott.— Wilde Flüche, das unheimliche Klirren des Bajonettkampses, dazwischen gellendes Angstgeschrei flüchtender Weiber, Schmerzensgebrüll! Und durch das

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 598

1906 - München : Oldenbourg
598 125. Einnahme von Orleans. langsam durch Gärten und Häuser bis zur Vorstadt Le Petit St. Jean vorrücken. Auf dem linsen f^sücjel fand die 3. bayerische Brigade, welche die große, schnurgerade Straße von Paris her verfolgt hatte, heftigen Widerstand bei Bel Air. Da von hier die auf beiden Seiten bis in die Stadt hinein dicht mit Häusern besetzte Straße leicht zu verteidigen war, suchten die Bayern im Rücken zwischen Straße und Eisenbahn vorwärts zu kommen und gerieten darüber in hartnäckigen Kampf gegen die Gasfabrik und den Bahnhof Les Anbrays; auch die 4. Brigade, die rechts neben der 3. Brigade über Saran die feindliche Linie durchbrochen hatte, konnte nur die westliche Hänser-reihe nehmen. Daher ließ Tann den entscheidenden Stoß von Nordwesten her führen, indem er um 5 Uhr die 1. Brigade zwischen die 4. und die 22. Division einschob. Es gelang den 32ern, den Bahndamm zu überschreiten und den Feind zum Weichen zu zwingen; durch die Vorstadt St. Jean stürmte dann das 1. bayerische Regiment vor bis an das den Eingang in die Stadt sperrende Zollgüter. Major von Lüneschloß Und sämtliche Offiziere setzten sich an die Spitze; durch eine gesprengte Rebentür drangen sie in die Stadt ein und bis zum Martroiplatz, auf dem das Reiterstandbild der Jungfrau von Orleans prangt, die einst die Stadt vor den Engländern gerettet hatte. In den Straßen trafen sich Bayern und Thüringer; hier an der Loire wurde die bisherige Waffenbrüderschaft zur innigsten Freundschaft. Die 1. bayerische und die 43. Brigade besetzten noch am Abend die wichtigsten Gebäude und die Loirebrücke. Die glänzenden Siege beider Tage kosteten etwa 1100 Mann, von denen ein beträchtlicher Teil auf die 3. bayerische Brigade fiel. Die Franzosen verloren 4200 Mann, davon 2700 Gefangene. Zwei Tage vor der Einnahme von Orleans hatte Gambetta in Tours die Regierungsgeschäfte übernommen, das Innere und den Krieg, und mit mächtigem Wort das Volk zum Kampfe aufgerufen: „Große Pflichten werden euch auferlegt! Die erste dieser Pflichten ist, daß ihr keinen anderen Gedanken habt als den Krieg!" Gambetta trat auf als Diktator; mit der gewaltigen Kraft seines Willens riß dieser einzige, vielumfasfende Kopf Frankreich mit sich fort und ergoß einen neuen Geist durch das Volk. Ihm allein war die ungeheure Anstrengung zu verdanken, der sich das Land unterzog. Nicht weniger als elf Armeekorps, 600000 Mann, stampfte er innerhalb von vier Monaten wie aus der Erde. Bewaffnung und keineswegs schlechte Ausrüstung für diese Massen wurden blitzschnell besorgt, anfangs unter der starken Beihilfe Amerikas und Englands, deren Kaufleute bereitwilligst Gewehre und Patronen lieferten. 1404 neue Feldgeschütze kamen ins Feuer; die Granaten erhielten jetzt Schlagzündung und wirkten weit mehr als die früheren. Schnell hergestellte Kriegskarten belehrten die Offiziere über die ihnen unbekannten Gegenden; ein tüchtiges Geniekorps bildete sich aus Privatleuten, meist Technikern der Fabriken. Vortrefflich verstand die Armeeleitung das Eisenbahnnetz auszunutzen. Ganz Frankreich war ein mobiles Kriegslager.

10. Gesamtbeschaffenheit der Erde, Das Deutsche Reich - S. 70

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
70 B. Das Deutsche Reich. Nikolaikirche Reproduziert »ach einer Crinitml. Jnnen-Förde mit Handelshafen. Die Kieler Dampffähren. Die Stadt jiiel. Die Förden sind langgestreckte, flußartig schmale Meeresbuchten, die von sanften, meist schön belvaldeten Hügeln u»i> ist die Kieler Förde die am günstigsten gelegene, die geräumigste und In die vielfach hügelige und malerische Ostseeküste, die vielfach auch int Gegen- satz zur Nordseeküste mit reichen Buchenwäldern geschmückt ist, schneiden zahlreiche Buchten ein: a) an der Fördenküste: 1. in Schleswig-Holstein die Kieler Bucht und zahlreiche langgestreckte, schmale Förden, so die Förde von Kiel, Eckernförde, Schleswig und Flensburg. Vor letzterer liegt die deutsche Insel Alsen. Von Holtenau an der Kieler Förde führt der K a i s e r - W i l h e l m - K a n a l nach Brunsbüttel an der Elbmündung und verbindet so Ost- und Nordsee. Er hat vor allem für die Kriegsflotte große Bedeutung; 2. die Lübecker Bucht, in deren Hintergrund die Freie und Hansestadt Lübeck liegt; d) ander H a f f k ü st e: 3. die P o m m e r s ch e Bucht und das Stettiner Hass nüt den bei- den Inseln Usedom und W o l l i n, die von den drei Odermündungen Peene, Swine und D i e v e n o w umschlossen werden; nordwestlich davon die größte deutsche Insel Rügen, vielfach mit prächtiger Steil- küste und vielbesuchten Badeorten, z.b. Saßnitz; 4. die Danziger Bucht und das Frische H a f f mit der Frischen Nehrung und 5. das K u r i s ch e Haff mit der K u r i f ch e n 3! e h r u n g. Tie Ostieeküste ist reicher gegliedert als die Äiiste der Nordsee.
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