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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 38

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen- stellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König- reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.' Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor- dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt- schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.) In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold- küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei- mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut- schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

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1. Zur Geschichte des Weltkrieges 1914/15 : ein Lese- u. Merkbüchlein. - S. 8

1915 - Wittlich : Fischer
getastet werden. Die aufstrebende und außerordentliche Entwicklung des deutschen Handels, der deutschen Kolonien und der deutschen Flotte rief Englands Mißgunst und Neid hervor. Deutschlands Vernichtung, das sprach man jenseits des Kanals offen aus, bedeutet Englands Bereicherung. Es lag Deutschland jedoch fern, durch seinen wirtschaftlichen Aufschwung und seine Machtentfaltung England zu bedrohen oder es gar anzugreifen; es wollte vielmehr auf der großen Erde und auf dem weiten Meere nur etwas Platz, um sich neben andern Staaten ebenfalls betätigen und ausdehnen zu können. Einen Anspruch daraus hatte es jedenfalls so gut wie andere auch. Solange die Königin Viktoria, die Großmutter unseres Kaisers, regierte, trat der Gegensatz zwischen England und Deutschland weniger hervor. Das wurde aber anders, als deren Sohn Eduard Vii. (1901—1910) zur Regierung kam. Dieser ging mit Geschick und Erfolg darauf aus, möglichst viele Staaten auf seine Seite zu bringen und Deutschland abwendig zu machen. Zunächst gewann er Frankreich, trotzdem dieses lange Englands Feind gewesen war, dann auch Rußland. So entstand der Dreiverband, dessen Zweck und Ziel die Vernichtung Deutschlands ist. Selbst den Dreibund suchte Eduard Vii. zu sprengen. Auch eine Reihe von kleineren Staaten steht unter Englands Einfluß, wenn sie auch nicht alle ossen gegen uns kämpfen. So hat es Eduard fertiggebracht, daß Deutschland ringsum von Feinden umgeben und von diesen förmlich eingekreist war. Nach seinem Tode wurden seine Pläne weiter verfolgt; namentlich der Staatssekretär Edward Grey war in ihrem Sinne tätig. Bei dieser feindlichen Gesinnung Englands gegen. Deutschland mußte es mit der Zeit zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen. 5. Wie Rußland unser Feind wurde. 1. Freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden Staaten. Rußland hat lange Zeit mit Preußen und Deutschland in Frieden und Freundschaft gelebt. Im Stiege von 1806/07 war es Preußens Bundesgenosse, und auch in den Freiheitskriegen hat es treu auf dessen Seite gestanden. Zwischen den beiden Herrscherhäusern bestanden verwandtschaftliche Beziehun-

2. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 6

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6 Deutschland und England Durchschnittsbildung auch im Rrbeiterftcmbe), dem Fleiße, der Gründlichkeit und Zuverlässigkeit des ganzen Volkes. Die deutsche Tüchtigkeit zeigt sich aus jedem Arbeitsfelde. wir haben die blühendste Landwirtschaft der Welt (Iv, 81; V, 72-73). Die Tüchtigkeit des Landmanns hat es so weit gebracht, daß wir von jedem Hektar das Doppelte von dem einernten, was in anderen Ländern geerntet wird. Darum ist Englands Plan, uns auszuhungern, kläglich gescheitert. Rber die Landwirtschaft beschäftigt heute nicht mehr, sondern vielleicht sogar weniger Menschen als vor 100 Jahren (dafür vielfach Maschinen!). Der ganze Be* välkerungsüberschuß mußte sein Brot auf andre weise finden; er fand es im Gewerbe und Handel. Zwei Drittel aller Menschen in Deutschland ernähren sich heute von Industrie und Handel. Der Aufschwung der deutschen Industrie ist noch wunderbarer als der der Landwirtschaft (Iv, 81—83). Deutschland wir- Englands Mitbewerber, wir beziehen Me Rohstoffe für unser Großgewerbe aus allen Ländern der Welt und brauchen für die fertigen (Erzeugnisse auch wieder Absatzgebiete in aller Welt. Wir müssen also Auslands-Handel treiben. Die Entwicklung der Industrie hat uns gezwungen, a) je länger je mehr an dem sog. Weltverkehr teilzunehmen; b) Weltverkehr ist nicht durchführbar ohne eigne überseeische Kolonien: Deutschland Begann (1884) feine Kolonial-politik (Iv, 117). c) Weltverkehr und Kolonien bedürfen eines sicheren Schutzes auch in den fernsten Meeren: Deutschland ging tatkräftig daran, feine kleine Kriegsflotte (V, 66—67) auszubauen. Bald war der deutsche Schiffsbau so hoch entwickelt, daß auf unfern Werften nicht bloß für Deutschland, sondern auch für andere Staaten die besten Schiffe vom Stapel liefen. Bisher hatte England neben andren gewerbtätigen Völkern gestanden wie der Riese neben den Zwergen; es hatte auch in schrankenloser Willkür alle Meere und ohne besondere Anstrengung ebenso den Welthandel beherrscht. Seine Industrie, fein Handel beherrschten den Weltmarkt; seine Werften versorgten alle Völker. Länder, die sonst niemandem gehörten, gehörten ohne weiteres England. Dieser Zustand erschien dem Engländer wie ein geheiligtes Gesetz. — Und das alles sollte allmählich anders werden. Ruf allen Gebieten meldete sich der Deutsche als Wettbewerber. In der (Betriebs« und Eisenindustrie, im Maschinen- und Schiffsbau sah sich England bedroht, in einzelnen Zweigen bald überflügelt (Eisengewinnung und -Verarbeitung, chemische Industrie, Elektrotechnik, Buchgewerbe). Deutschlands Anteil am Weltverkehr steht zwar hinter dem englischen noch weit zurück, wächst aber viel schneller als dieser, und der Abstand wird jährlich geringer; in kurzer Zeit ist er vom 4. auf den 2. Platz gerückt (Iv, 114—116; V, 76—78). Unser Kolonialbesitz ist zwar verschwindend klein im vergleich zu dem Englands, ist aber doch 5—6 mal so groß wie das Deutsche Reich. Iede koloniale Erwerbung geschah unter ingrimmigem Widerstande Englands. Die deutsche Kr i egsflotte, recht eigentlich das Werk Kaiser Wilhelms Ii. (Iv, 117,124), wurde die zweitgrößte der Welt (Kaiser-Wilhelm-Kanal. Helgoland). England wird Deutschlands Heind. Alle diese Fortschritte waren durchaus notwendig, wenn Deutschland seinen Platz in der Welt behaupten und nicht wieder verkümmern sollte. England aber sah in dieser Entwicklung

3. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 24

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
24 Der deutsche Handel. Mill. M. Fische eingeführt.^) Die Hochseefischerei liefert namentlich Heringe und Kabeljaus (getrocknet: Stockfisch). — Bewundernswerten Aufschwung hat der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passagierdampfer werdeu aus deutschen Werften hergestellt. — Deutschland bildet mit England die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigendem Maße an seine Industrie und seinen Handel. Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von seinem Reichtum au Kohlen und Eisen, namentlich anch durch seine vielen Wasser- kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutfchlauds, die durch elektrische Kraft- Übertragung auf weite Gebiete hiu wirksam verteilt werden können. ^ -"v Vi. Der deutsche Handel. Unter den Ländern Europas besitzt Deutschland nächst England die gün- stigsten Bedingungen zur Entsaltuug eiues reichen Handelslebens, ja in mancher Hinsicht erscheint es seinem gefährlichsten Mitbewerber auf dem Weltmarkte sogar überlegen, wenn ihm dieser auch bisher weit vorangeschritten ist. Dies ist aber ungleich mehr in geschichtlichen als in geographischen Ursachen begründet. Mit England teilt das Reich die Lage an der Nordsee, dein verkehrsreichsten Randmeere des Atlantischen Ozeans. Aber es ist zugleich anch das wichtigste Durchgangsland des europäischen Binnenverkehrs, das breite Verbindnngsland zwischen dem agrarischen Osten und dem industriellen Westen, zwischen dem ger- manischen Norden und dem romanischen Süden Europas. Als die Hebel der modernen Industrie betrachtet man mit Recht Kohle und Eisen, und Englands Reichtum an diesen beiden Mineralien begründete nicht zum wenigsten den riesenhaften Aufschwung seines Handels und Verkehrs seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts. Aber die massenhafte Ausbeutung dieser Lager muß auch zu ihrer frühzeitigen Erschöpfung führen, wogegen eine starke Ausnutzung der deutschen Eisen- und Kohlenschätze erst begonnen hat. Unter der Auuahme der heutigen Förderungsmengen werden die Kohlenlager Englands schon nach 200 — 300 Jahren, die Deutschlands erst nach 600 —1000 Jahren erschöpft sein. Während die Eisenvorräte Englands ans 250 Millionen Tonnen geschätzt werden, veranschlagt man die deutschen auf das lofache derselben. Dazu kommt, daß Deutschlands Bevölkerung die Englands um fast 20 Millionen übertrifft, und daß die deutsche Volksbildung allgemeiner ist und mehr und mehr, wie anch die wissenschaftliche Bildung, eine praktischere Gestal- tuug annimmt. Erst vor wenigen Jahrzehnten ist Deutschland auch in die Reihe der Kolo- nialmächte eingetreten. Endlich ist Deutschlands Handelsgröße jung und erst im Werden begriffen, England hat seinen Höhepunkt erreicht und kämpft mehr für die Erhaltung seiner Vormachtstellung als um Erschließung neuer Absatzgebiete. Ju der Tat hat Deutschland im verhältnismäßigen Anwachsen seines Handels England weit überflügelt (siehe S. 2 Anmerkung). >) Wert der Fischeinfuhr 1919: 106 Mill. M.

4. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 21

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Der deutsche Handel. 21 Mill. M. Fische eingeführt.^) Die Hochseefischerei liefert namentlich Heringe und Kabeljaus (getrocknet: Stockfisch). — Bewundernswerten Aufschwung hat der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passagierdampfer werden aus deutschen Werften hergestellt. — Deutschland bildet mit England die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigendem Maße an seine Industrie und seinen Handel. Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von seinem Reichtum an Kohlen und Eisen, namentlich auch durch seine vielen Wasser- kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraft- Übertragung auf weite Gebiete hin wirksam verteilt werden können. Vi. Der deutsche Handel. Unter den Ländern Europas besitzt Deutschland nächst England die gün- stigsten Bedingungen zur Entfaltung eines reichen Handelslebens, ja in mancher Hinsicht erscheint es seinem gefährlichsten Mitbewerber auf dem Weltmarkte sogar überlegen, wenn ihm dieser auch bisher weit vorangeschritten ist. Dies ist aber ungleich mehr in geschichtlichen als in geographischen Ursachen begründet. Mit England teilt das Reich die Lage an der Nordsee, dem verkehrsreichsten Randmeere des Atlantischen Ozeans. Aber es ist zugleich auch das wichtigste Durchgangsland des europäischen Binnenverkehrs, das breite Verbindungsland zwischen dem agrarischen Osten und dem industriellen Westen, zwischen dem ger- manischen Norden und dem romanischen Süden Europas. Als die Hebel der modernen Industrie betrachtet man mit Recht Kohle und Eisen, und Englands Reichtum an diesen beiden Mineralien begründete nicht zum wenigsten den riesenhaften Aufschwung seines Handels und Verkehrs seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts. Aber die massenhafte Ausbeutung dieser Lager muß auch zu ihrer frühzeitigen Erschöpfung führen, wogegen eine starke Ausnutzung der deutschen Eisen- und Kohlenfchätze erst begonnen hat. Unter der Annahme der heutigen Förderungsmengen werden die Kohlenlager Englands schon nach 200 — 300 Jahren, die Deutschlands erst nach 600 —1000 Jahren erschöpft sein. Während die Eisenvorräte Englands auf 250 Millionen Tonnen geschätzt werden, veranschlagt man die deutschen auf das lofache derselben. Dazu kommt, daß Deutschlands Bevölkerung die Englands um mehr als 15 Millionen übertrifft und daß die deutsche Volksbildung allgemeiner ist und mehr und mehr, wie auch die wissenschaftliche Bildung, eine praktischere Gestal- tung annimmt. Erst vor wenigen Jahrzehnten ist Deutschland auch in die Reihe der Kolo- nialmächte eingetreten. Endlich ist Deutschlands Handelsgröße jung und erst im Werden begriffen, England hat seinen Höhepunkt erreicht und kämpft mehr für die Erhaltung seiner Vormachtstellung als um Erschließung neuer Absatzgebiete. In der Tat hat Deutschland im verhältnismäßigen Anwachsen seines Handels England weit überflügelt (siehe S. 2 Anmerkung). *) Wert der Fischeinfuhr 1907: 87 Mill. M.

5. Der Weltkrieg 1914/15 in der Volksschule - S. 3

1915 - Paderborn : Schöningh
— 3 — 2. Wie England unser Todfeind wurde. Ihr habt wohl schon oft gehört, daß diese oder jene Familie auf keinen grünen Zweig komme, weil sie nicht zu wirtschaften verstehe. Unter Wirtschaft verstehen wir planmäßige Tätigkeit zur Gütergewinnung. Unser Vaterland ist auch eine Familie. Es hat seit 1871 eine tadellose Wirtschaft geführt, darum ist es in die Höhe gekommen, ist groß, mächtig, zahlreich, stark geworden. Der rastlose Fleiß des deutschen Volkes, sein klarer Verstand, sein kühner Unternehmungsgeist, seine gewaltige Schaffenskraft, feine Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit zeitigten unter dem Schutze guter Gesetze solche Erfolge, daß alle Völker mit Spannung die deutsche Entwickelung verfolgten. Das reiche Deutschland bedurfte vermehrten Schutzes nach außen. In leere Kammern bricht kein Dieb ein. Auch hier versäumte Deutschland nichts: Ihm zu Schutz und Wehr wurde das Heer- und Flottenwesen verbessert und gestärkt. Stolz und stark stand unser Vaterland da, und aller Augen schauten mit Verwunderung und Neid nach ihm. Am meisten aber die Engländer! Und warum? Wir wollen ihren Neid zu verstehen suchen. Seht, früher bezog Deutschland Tuche, Baumwollstoffe, Eisenwaren aller Art aus England. Auch Maschinen, besonders Lokomotiven lieferte es uns. Nun konnten wir selbst dergleichen herstellen. Das waren große Verluste für England. Unsere Waren fanden durch ihre Güte und Brauchbarkeit sehr viele Abnehmer im Ausland. Das waren größere Verluste für England; es verlor dadurch manche Absatzgebiete. Mit Mißgunst verfolgte es unseren zunehmenden Außenhandel, und sein Neid wuchs in demselben Grade, als Deutschland reicher und angesehener wurde. Bisher lag der Welthandel in Englands Händen. Nun nahm Deutschland daran teil; bald konnte es sich würdig an Englands Seite stellen. Beide Länder hätten wohl friedlich nebeneinander bestehen können, aber England wollte keinen Nebenbuhler, von dem es annahm, daß er ihn überflügeln könne. England wollte unbedingt an der Spitze stehen, und so wuchs sein Neid sich zum Haß aus. Aus dem Hassen entstand ein Hetzen. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Aus diesem Gedanken heraus bereiteten einige englische Staatsmänner eine Treibjagd vor. Die Triebkraft war König Eduard. Treiber sollten die Nachbarvölker Deutschlands werden. Mit ihnen knüpfte er Beziehungen an und schloß Bündnisse mit ihnen, um sie gelegentlich wie wütende Hunde auf das deutsche Edelwild zu Hetzen. Und wie Kain seinen Bruder Abel aus Neid und Haß erschlug, so beschloß England den Untergang seines deutschen Bruders. — So wurde England unser Todfeind. Merke: Weil unser Vaterland so reich und tüchtig geworden war, daß es sich auch am. Welthandel beteiligen konnte, wurde England neidisch und beschloß unser Verderben. 3. Wie Frankreich unser Erbfeind wurde. König Eduards Bestreben, Deutschlands Nachbarvölker zu gewinnen, nennt man Einkreisungspolitik. Da ist^ Frankreich. Mit ihm haben wir schon manchen Strauß ausgekochten. Ihr tvißt’s aus der Geschichte. Nasch einige Beispiele. l*

6. 1870 - 1914 - S. 71

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
71 5. Zu Seite 68. Wie schon S. 23/24 ausgeführt wurde, ist der tiefste Grund für Englands Neid und Haß der unvergleichliche Aufstieg Deutschlands in Industrie, Handel und Landwirt- schaft. Folgende Angaben werden diese glänzende Entwicklung anschaulicher machen. A. Industrie. 1. Schon 1907 hatte Deutschland mehr Industriearbeiter als England; 1913 war das Verhältnis 11:9 Millionen. 2. In der Kohlenförderung hatten wir England 1913 fast eingeholt (siehe S. 23. 1913 = 280 : 290.) 3. Noch deutlicher zeigt sich der schnelle Aufstieg in der Eisenindustrie. a) In der Eisenerzgewinnung hatten wir England schon 1903 geschlagen (siehe S. 23. 1913 = 25:15.) b) In der Roheisenerzeugung wurde England nach 1900 überholt. 1870 1890 1900 1910 1913 Deutschland . . . 4 41/, 8 15 18 Mill. t England . . . . 6 7v. 8 10 97* „ „ Noch 1865 erzeugte England mehr Roheisen als alle anderen Länder der Welt; jetzt ist unsere Erzeugung allein doppelt so groß, trotzdem Kohle- und Eisenerzstätten bei uns ge- trennt liegen, in England aber nebeneinander. e) Auch in der Veredlung des Eisens zu Stahl wurde England schon 1893 glänzend geschlagen, nachdem wir durch das Thomasversahren die Lothringer- Erze phosphorfrei machen konnten, wobei mir noch die Thomasschlacke als vorzügliches Düngemittel gewannen. 1890 1893 1900 1913 Deutschland. . . Vl 4v» 6ll 17 Mill. t England.... 4 4 5 7 „ „ ei) Endlich wurde England 1913 in der Maschinen-Ausfuhr überholt. 1900 1913 Deutschland . . . . 180 680 Mill. Mark England . . . . . 400 670 „ 4. Am überragendsten war aber die Vormachtstellung der deutschen chemischen In- dustrie, besonders in der Herstellung von Teerfarben und Heilmitteln — die ja auch das Handels-11-Boot von König nach Amerika brachte. — Auch in anderen Industrien war Deutschland anderen Ländern überlegen. J5. Handel. 1. Zugleich wuchs auch unser Handel immer mehr. 1860 1870 1890 1900 1913 Deutschland . . . lx/2 4 8 11 22 Milliarden M. England .... 4 8 11 17 26 Im Handel mit den Ländern Europas überflügelten wir das Britenreich. 2. Unsere Handelsflotte hatte sich seit 1900 verdoppelt, die Englands hatte nur um Vs zugenommen. 1913 war freilich das Verhältnis noch 3:12 Mill., aber Deutsch- land hatte doch alle Staaten außer England überholt. 6. Landwirtschaft. Zugleich ging Deutschlands Landwirtschaft nicht zurück, wie in England, sondern die Ernteerträge nahmen infolge der wissenschaftlichen Betriebsweise und der gesteigerten Anwendung von künstlichen Düngemitteln — Kali hat ja nur Deutschland — immer mehr zu (vgl. die da-Erträge des Weizens 1913: Deutschland 23, England 21, Frankreich 13, Amerika 10, Rußland 9 dz). So konnte Deutschland trotz der Zunahme der Bevölkerung (1870 — 40, 1913 — 65 Mill.) seine Bewohner ernähren. Die Auswanderung nahm ab (sie betrug in den letzten Jahren durchschnittlich nur 25 000) und Deutschland wurde ein mächtiges, reiches Land.

7. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 83

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 83 — Deutschland und England bekundet. In der Folge kam auch zwischen beiden ein Abkommen zustande, das sich auf die portugiesischen Kolonien und deren etwaige Austeilung bezieht. Leider kam es 1899 vor Samoa zu recht scharfen Gegensätzen zwischen britischen und deutschen Kriegsschiffen; doch gelang es, noch in diesem Jahre einen Vertrag zustande zu bringen. Die bisher von England, Deutschland und den Vereinsstaaten gemeinsam verwalteten Samoainseln wurden derart geteilt, daß Deutschland den größten Anteil, die Union die östlichen Inseln erhielt. Dafür trat Deutschland an England zwei große Salomoninseln ab und verzichtete zugunsten Englands auf feine Ansprüche ans die Tongainseln. Gleichzeitig ward das Hinterland von Togo unter England und Deutschland geteilt, doch so, daß der britische Anteil weit größer ausfiel. Während des südafrikanischen Krieges flammte in Deutschland wie im ganzen übrigen Europa die Begeisterung für die Buren hoch auf. Das war natürlich, reizte aber die britische Empfindlichkeit. England beschlagnahmte mehrere deutsche Handelsdampfer an der Küste von Natal, angeblich, weil sie Konterbande an Bord hätten, doch mußte es sie wieder freigeben. Diese Verstimmungen schienen aber wieder überwunden zu sein, da der deutsche Kaiser bei dem Tode Viktorias gleich nach England eilte. Als dann Venezuela deutsche und britische Untertanen in ihren Rechten und Ansprüchen verletzte, traten England und Deutschland gemeinsam auf und erzwangen auch die Bezahlung der verlangten Geldsummen. Dennoch hetzte man in England weiter gegen Deutschland und die britischen Staatsmänner, unterstützt von ihrem schweigsamen, reiselustigen Könige Edward Vii., schlossen seit 1902 eine Reihe von Abkommen, die auf die deutsche Weltstellung ihren nachteiligen Einfluß ausüben mußten. Vielfach hatte man in D eutschland den Eindruck, als ob es von Britannien „eingekreist" oder „eingekesselt" werden sollte. Diesen Eindruck verstärkten die Veränderungen, welche das britische Flottenamt vornahm. Die britische Flotte erhielt nicht bloß die allergrößten Schlachtschiffe mit den allerschwersten Geschützen. Sie ward nicht bloß von allen veralteten Fahrzeugen befreit. Vor allem ward die britische Flottenmacht anders verteilt. Früher hatte England in Gibraltar stets eine sehr starke Flotte in Bereitschaft, um jederzeit französische Gelüste dämpfen zu können. Seit dem Abkommen Englands mit Frankreich (1904^, worin sich beide völlig verständigten und sozusagen die jahrhundertlange Erbfeindschaft austilgten, verminderte man die britische Mittelmeerflotte und vereinigte die Hauptflotte in der Nordsee, in dem Kanal und dem Nordatlantik. In Rosyth baute man einen neuen Kriegshafen. Die neue Front der britischen Kriegsflotte richtet offenkundig ihre Front gegen Deutschland (und vielleicht auch gegen die Union). Die Briten haben offen erklärt: „Die herkömmliche Rolle 6*

8. Teil 1 - S. 9

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
England. 9 versuchen. Vor England müssen wir immer weiter auf der Lut sein und müssen viele Soldaten und Kriegsschiffe haben, damit wir England immer wieder und immer gründlicher besiegen können, wenn es wieder anfängt. Merkworte: England hat ringsherum viel Meeresküste; darum viel Landel, Reichmm, bequemes Leben. Deutschland durch Fleiß reich geworden. Engländer verlieren ihre Kunden. Eduard Vii. gründet Dreiverband: England, Frankreich, Rußland. Wollen Deutschland vernichten. Zweiter Abschnitt: Deutschland und seine Feinde. Wer die Schuld an dem großen Weltkrieg trägt, haben wir gesehen. Sch.: England. Es war auf Deutschlands Äandel und Reichtum neidisch. Sie fürchteten, sie müßten nun fleißiger arbeiten, wenn nicht alle Leute ihre Waren aus Deutschland beziehen sollten. Aber die Engländer haben es sehr schlau angefangen. Denn ihr seht ja, mit wem unsere Soldaten vor allem zu kämpfen haben. Sch.: Mit Franzosen und Russen. Daß das den Engländern lieb war, wenn ihnen die die Kastanien aus dem Feuer holten, können wir uns schon denken. Warum wohl? Sch.: Da brauchten sie nicht selber zu kämpfen. Und das taten sie nicht gern. Wißt ihr wohl, wo die gesundesten Leute leben und wo unsere tüchtigsten Soldaten herstammen? Sch.: Vom Dorfe. Jawohl. Die Engländer haben aber kaum noch Bauern und Landwirte. Man kann sich ja in England so viel leichter Geld verdienen als mit der schweren Landarbeit. Sch.: Mit dem Äandel. Darum haben die Engländer auch gar kein großes Äeer. 3hr wißt ja, wie der Deutsche Staat zu seinen Soldaten kommt.

9. Der Lehrstoff der ersten Klasse - S. 23

1905 - Breslau : Hirt
195. Die Zeit Friedrich Wilhelms Iii. nach den Befreiungskriegen. 23 verurteilt) der König begnadigte alle zu lngern Freiheitsstrafen. Erst das Jahr 1840 brachte den meisten die Freiheit. 5. Aufhebung der Verfassung in Hannover (1837). Im Jahre 1837 starb der englische König Wilhelm Iv. ohne Kinder. In England folgte ihm seine achtzehnjhrige Nichte Viktoria als Knigin. Das Knigreich Hannover, das seit 1714, wo Kurfürst Georg von Han-nover als nchster mnnlicher Verwandter der Knigin Anna als König von England folgte, mit England durch die Person des Herrschers ver-banden war, mute jetzt aus der Personalunion ausscheiden, weil in Hannover die weibliche Erbfolge nicht zulssig war. König von Han-nover wurde Herzog Ernst August von Cnmberland (18371851). Sofort nach seinem Regierungsantritt hob er die Verfassung vom Jahre 1833, der er schon frher als Prinz und mutmalicher Thronerbe die Anerkennung versagt hatte, auf. Das Volk und die Beamten ertrugen diesen Verfassungsbruch stillschweigend. Blo sieben Gttinger Pro-fessoren, Jakob und Wilhelm Grimm, Albrecht, Dahlmann, Weber, Ewald und Gervinus, verweigeren daraufhin dem neuen Könige den Eid. Sie wurden smtlich ihrer Stellen entsetzt, Dahlmann, Gervinus und die Gebrder Grimm auerdem uoch des Landes verwiesen. Ganz Deutschland mibilligte diesen Staatsstreich,- nur der Bundestag schritt nicht ein. 195. Der Zollverein*). 1. Preuens und Deutschlands Not. Infolge der Kontinental-sperre, die Napoleon ctnt 21. November 1806 von Berlin aus fr Deutschland verfgte, hatten auch Preuens Handel und Gewerbe groen Schaden gelitten. Der auswrtige Markt fr Leinen und Tuch war während der Kriegszeit fast gauz an England bergegangen. Zwar waren auch in Preußen neue Fabriken entstanden, um die Waren her-zustellen, die man frher aus England bezogen hatte; deren Bestand aber wurde nach Aushebung der Festlandsperre 1813 gefhrdet, als England seine während der Sperre massenhaft aufgespeicherten Waren zu billigen Preisen in Deutschland einfhrte. Dem Absatz der deutschen Waren im eignen Lande standen die vielen Grenz- und Binnenzlle hindernd im Wege; die im eignen Lande hergestellten Waren muten infolgedessen viel teurer verkauft werden als die auslndischen, weil die letztem nicht mit Zllen belastet waren. Siebenundsechzig verschiedene Zollsysteme mit ebenso zahlreichen Zollgrenzen bestanden damals im Preuischen Staate. Fast jede Stadt war wieder durch eine Akzise vom Lande getrennt, aller Verkehr durch die lstigen Kontrollen gehemmt." Whrend England fr seine Jndnstrieerzengnisse ein gutes Absatz-gebiet in Deutschland fand, verbot es durch die Kornbill 1814 die *) Quellenbuch S. 372 und Erg. zum Sem.-Lesebnche S. 90.

10. Hamburger Kriegsbuch - S. 320

1915 - Hamburg : Pudbrese
320 Vi. Am Jahresende. Frankreich begegneten wir immer wieder dem Revanche-gedanken. Mit Rußland kam es zwar zu einzelnen Vereinbarungen, aber seine feste Allianz mit Frankreich, sein Gegensatz zu dem uns verbündeten Österreich-Ungarn und ein von pan-slawistischen Machtgelüsten gezüchteter Deutschenhatz machten Vereinbarungen unmöglich, die im Falle von politischen Krisen die Höchstgefahr ausgeschlossen hätten. Verhältnismäßig am freiesten stand England da. Die insularische englische Deckungsart hat aber im Laufe dev-Jahrhunderte einen politischen Grundsatz mit der straft eines selbstverständlichen Dogmas ausgestaltet, den Grundsatz nämlich, daß England eine Schiedsrichtergewalt über die Welt führe, die es nur aufrecht erhalten könne durch die unbestrittene Seeherrschaft einerseits und durch das Gleichgewicht der Kräfte auf dem Kontinent andererseits. Ich habe niemals versucht, diesen alten englischen Grundsatz durch Zureden zu brechen. Was ich für möglich hielt, war, daß die wachsende Macht Deutschlands und das wachsende Risiko eines Krieges England zur Einsicht nötigen könnten, dah dieser alte Grundsatz unhaltbar und unpraktisch geworden und ein friedlicher Ausgleich mit Deutschland vorzuziehen sei. Jenes Dogma aber lähmte immer wieder die Möglichkeit der Verständigung. Einen neuen Anstoß erhielten die Verhandlungen durch die Krisis von 1911. Auch England war zwar bereit, sich über einzelne Fragen mit uns zu verständigen. Oberster und erster Grundsatz seiner Politik aber blieb: Deutschland muß in der freien Entfaltung seiner Kräfte im Schach gehalten werden durch die balance of power. Dies ist die Grenzlinie für die freundschaftlichen Beziehungen für Deutschland. Zu dem Zwecke Stärkung der Tripleentente bis zum äußersten! Wir haben es an Warnungen bei der englischen Regierung nicht fehlen lassen. Noch zu Anfang Juli dieses Jahres habe ich der englischen Regierung andeuten lassen, daß mir ihre geheimen Verhandlungen mit Rußland über eine Marinekonvention bekannt seien. Vierzehn Tage später trat dann ein, was ich vorausgesagt hatte. Wir haben aus dieser Lage der Dinge die Konsequenzen gezogen. Schnell hintereinander habe ich Ihnen die größten Rüstungsvorlagen gebracht, die die deutsche beschichte kennt, und Sie haben in voller Kenntnis der Gefahr

11. Deutschland und seine Kolonien mit besonderer Hervorhebung der natürlichen Erwerbsquellen und der industriellen Betätigung, Deutschlands Anteil am Welthandel und Weltverkehr - S. 23

1911 - München : Oldenbourg
Der deutsche Handel. 23 Deutschlands Lieferanten 1908. Dentschlands Abnehmer 1908. Anteil an der deutschen Einfuhr in %. Anteil an der deutschen Ausfuhr in %. Durchgangsland des europäischen Binnenverkehrs, das breite Verbindungsland zwischen dem agrarischen Osten und dem industriellen Westen, zwischen dem germanischen Norden und dem romanischen Süden Europas. Die Ausnutzung der deutschen Eisen- und Kohlenschätze hat erst begonnen. Unter der Annahme der heutigen Förderungsmengen werden die Kohlenlager Englands schon nach 150 Jahren, die Deutschlands erst nach 600—1000 Jahren erschöpft sein. Während die Eisenvorräte Englands auf 250 Millionen Tonnen geschätzt werden, veranschlagt man die deutschen auf das 10 fache derselben. Dazu kommt, daß Deutschlands Bevölkerung die Englands um fast 20 Millionen übertrifft, daß die deutsche Volksbildung allgemeiner ist und mehr und mehr, wie auch die wissenschaftliche Bildung, eine praktischere Gestaltung annimmt. Insbesondere hat die Beschäftigung mit fremden Sprachen in Deutschland wesentlich zugenommen. Erst vor wenigen Jahrzehnten ist Deutschland auch in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten. Endlich ist Deutschlands Handelsgröße jung und erst im Werden begriffen, England hat feinen Höhepunkt erreicht und kämpft mehr für die Erhaltung seiner Vormachtstellung als um Erschließung neuer Absatzgebiete. In der Tat hat Deutschland im verhältnismäßigen Anwachsen seines Handels England weit überflügelt (siehe S. 2 Anmerkung). Heute (1910) ist der deutsche G e samt-Außenhand el mit 17y2 Milliarden M. der zweitgrößte der Welt. Nur der Außenhandel Großbritanniens mit 24,7 Milliarden M. geht noch darüber hinaus (s. Fig. S. 22 oben). In der Einfuhr überwiegen die Rohstoffe für Jndustriezwecke und die Nahrungs-und Genußmittel. Unsere hauptsächlichsten Lieferanten sind die Ber. Staaten, Rußland, Österreich-Ungarn, Großbritannien, Argentinien. In bet Ausfuhr stehen obenan diefabrikate (s. Fig. S. 22 unten). Unsere bedeutendsten Abnehmer sind im wesentlichen dieselben Länder, von

12. 1870 - 1914 - S. 23

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
23 lands gegen das kulturverwandte germanische Reich war dis Eifersucht aus den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands im letzten Jahrzehnt, besonders nach 1895. 3. Englands Neid auf Deutschlands wirtschaftlichen Aufstieg. Schon früher (S. 16) ist gezeigt worden, wie Deutschlands Handel und Industrie nach 1871 gestiegen war, aber anfangs ging es doch nur langsam; allmählich aber holte Deutschland die anderen Länder ein und überflügelte sie sogar. Während wir früher vorwiegend ein acker- bautreibender Staat waren, der noch Getreide ausführte, blühte nun unsere I n d u st r i e immer mehr aus.*) In der Kohlenförde- rung näherten wir uns England immer mehr. 1875 förderte England dreimal so viel wie wir, 1890 nur noch zweimal so viel. 1875 1890 1900 1913 Deutschland . . . 50 90 150 280 Mill. t. England . . . . 150 180 220 290 „ „ In der Eisenerz gewinnung hat Deutschland sich England immer mehr genähert und es schon 1903 überholt. 1875 1890 1900 1903 1913 Deutschland ... 2 5 8 10 25 Mill. t. England .... 8 8 8'/, 0 15 „ „ Früher konnten wir die reichen Cisenlager Elsaß-Lothringens nicht ver- werten, da sie zu viel Phosphor enthielten; erst als es 1878 durch das Thomasverfahren gelang, das Eisen phosphorsrei zu machen, konnte es zu Stahl verarbeitet werden. Der Handel Deutschlands war von 1890 bis 1900 von 8 aus 11 Milliarden gestiegen, der Englands nur von 15 aus 18. Früher erfolgte der Handel Deutschlands größtenteils unter fremder Flagge; allmählich hatte es aber selbst Werften angelegt und Schisse gebaut. Vald hatte es nicht nur die größten Schiffahrtsgesellschaften, Hamburg- Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd, sondern auch die schnellsten und besten Schisse der Welt. Unsere Kaufleute eroberten Schritt für Schritt die Welt, die bisher England allein versorgt hatte, weil sie mit guten Sprachkenntnissen ausgerüstet waren und sich den Völkern bester anzupassen wußten als die selbstbewußten Engländer. Bisher war England das Industrieland, der Kaufmann der Welt gewesen, jetzt war Deutschland sein Nebenbuhler geworden. Das erregte seine Eifersucht, und aus diesem Handelsneid ging die deutsch- feindliche Stimmung hervor, die sich allmählich zum Haß auswuchs und einer der Hauptgründe des Weltkrieges ist. Seit 1887 versuchten die Engländer die deutschen Waren dadurch zu verdrängen, daß sie auf alle deutschen Erzeugnisse den Stempel „Made in Germany" d. h. in *) Daneben blieb unsere Landwirtschaft nicht nur bestehen — im Gegensatz zu England — sondern nahm auch einen glänzenden Aufschwung, s. Anm. 5 S. 71.

13. Allgemeine Wirtschaftsgeographie in kurzgefaßter Darstellung und Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft - S. 65

1913 - Breslau : Hirt
Ii. Deutschlands Stellung in der Weltproduktion. 65 früher geradezu monopolartige Stellung der englischen Industrie durch Deutschland im Verein mit anderen Staaten gebrochen. Englands Aus- fuhr an Fabrikaten kam nicht weiter voran, während die Deutschlands in schnellem Tempo wuchs. Unter den Verteidigungsmaßnahmen, die Eng- land gegen die eindringenden Konkurrenten ergriff, ist das bekannteste jenes Gesetz, das für alle in England und den englischen Kolonien ein- geführten Waren die Anbringung der Herkunftsangabe verlangt. Aber das „Made in Germany", das die deutschen Fabrikate als minderwertig brandmarken sollte, wurde bald zu einem Ehrentitel und wichtigem Re- klamezeichen. Deshalb hat man jetzt die Absicht, es wieder zu beseitigen, um die weitere Ausbreitung des deutschen Exportes in die Länder englischer Flagge zu erschweren. Es wurde vor kurzem im englischen Unterhanse ein Gesetzentwurf eingebracht, nach dem die Herkunftsbezeichnung künftig durch die einfache Angabe „Not british" ersetzt werden soll. Nun, die deutsche Industrie wird sich im Vertrauen auf die Güte ihrer Erzeugnisse auch damit abfinden. Anderseits haben sich doch seit reichlich einem Jahr- zehnt die Verhältnisse nicht unwesentlich geändert. Seit dieser Zeit hat die englische Industrieausfuhr allmählich wieder zugenommen, um schließ- lich in den letzten Jahren seinen Konkurrenten auch im prozentualen Wachs- tum recht nahe zu kommen. In dieser vielfach bei uns unbekannten oder im Triumphgefühl der erreichten großen Erfolge nicht beachteten Tatsache liegt für unsere Industrie die Mahnung, im Wettbewerb nicht zu erlahmen. 2. Das Wachstum der deutschen Industrie. Das schnelle Aufblühen § 69. der deutschen Industrie ergibt sich aus der steigenden Zahl der Industriearbeiter und der verwendeten Arbeitskräfte. Die Zahl der Arbeiter stieg von reichlich 7mill. im Jahre 1882 auf mehr als 13 Mill. im Jahre 1909, hat sich also fast verdoppelt. Die Statistik der Dampfmaschinen zeigt in derselben Zeit eine Vermehrung der Pferde- kräfte von 3,4 Millionen auf 8,8 Millionen, also eine reichliche Verdoppe- lung. Dazu kommt eine immer schneller zunehmende Verwendung der durch Wasserkräfte erzeugten elektrischen Energie. Die große Bedeutung der Industrie für das deutsche Wirtschaftsleben kommt auch in der Tatsache zum Ausdruck, daß der Anteil von Fabrikaten an der Ausfuhr des Gesamt- Handels im Durchschnitt der letzten 5 Jahre etwa 62% beträgt. 3. Die Industriezweige. Die wichtigsten Industrien Deutsch- § 70. lands sind die Metall-, die Web- und die chemische Industrie. Die deutsche Eisen- und sonstige Metallindustrie nimmt in Europa den ersten Platz ein, sie wird in der ganzen Welt nur von der Englands erreicht und von der der Vereinigten Staaten übertroffen. Maschinen und andere Eisen- und Metallwaren machen mehr als ein Sechstel unserer gesamten Ausfuhr aus. An zweiter Stelle steht die Textilindustrie, deren Erzeug- nisse ein reichliches Achtel zu unserer Ausfuhr stellen. Wie in allen In- dustriestaaten ist auch bei uns die Baum Wollindustrie von besonderer E. von Seydlitz, Wirtschaftsgeographie. 5

14. Von der französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 94

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
94 Die Befreiung der Volkskrfte. arbeit usw. erwies sich als unbegrndet. Das nach dem Fabrikzentrum Manchester sogenannte System des schutzlosen freien Wettbewerbes (Manchestersystem) verlor an Anhngen gegenber der arbeiterfreundlichen sozialen Richtung sowohl bei den Torys wie den Wighs. Die ffentliche Meinung wurde fr die Arbeiterschaft besonders durch die Ttigkeit des populren Charlys Schriftstellers Thomas Charlyle und des Staatsmannes Disraeli ge-Wonnen. Andere fhrende Geister und menschenfreundliche Fabrikherrn traten neben sie, und so ist das Endergebnis, da England in seiner Arbeiter-bewegnng keine Gefahr fr die bestehende Ordnung sieht. msl ^eite Kaisertum stand der Arbeiterbewegung freundlich gegenber, polinr. Napoleon Iii. hat zwar die republikanisch gesinnten politischen Organisationen der Arbeiter zerstrt, die wirtschaftlichen aber hat er untersttzt. Er suchte durch Bauttigkeit Geld unter die Arbeiter zu bringen und erreichte eine Steigerung der Lhne. Ebenso verschaffte er den hauptstdtischen Arbeitern billige Lebensmittelpreise, besonders durch Einrichtung der caisse de la boulangerie, aus der die Bcker Zuschsse bekamen, wenn die Getreide-preise hoch standen. Die staatlichen Arbeiter endlich wurden zur Alters-Versicherung gezwungen. Doch kam keine eigentliche Arbeiterschutzgesetzgebung zustande. Deutschland. Weil Deutschland ein Staatenbund vieler politischer Einheiten mit be-sonderen Charakteren war, brachen sich auch die allgemeinen wirtschaftlichen Bewegungen nur langsam Bahn. Dazu kam, da die industrielle Entwicklung Deutschlands ebenfalls langsamer vor sich ging als in England und Frank-Sozialismus reic^ dennoch machte sich in den vierziger Jahren auch eine deutsche Arbeiterbewegung bemerkbar, die durch ihre Fhrer mit den weiter entwickelten franzsischen Arbeitern in Verbindung trat. Grere Bedeutung gewann diese sozialistische Bewegung erst, als Karl Karl Marz. Marx, der Sohn eines getauften jdischen Rechtsanwalts, selbst Jurist und Schriftsteller, an ihre Spitze trat. Ausgewiesen hielt er sich in Paris und England auf. Er schlo sich der Philosophie Hegels an, indem er die Ge-schichte als ein ewiges Werden, Vergehen und Fortschreiten ansah. Jede dieser Stufen sei notwendig und berechtigt. Jedoch er verband mit diesem Gedanken den andern, da die wirtschaftlichen Verhltnisse und ihre Ent-Wicklung die einzige Quelle des gesamten kulturellen Lebens seien. Ihm Eng?ls^ sssen sich andere bedeutende Männer an, wie z. B. Friedrich Engels. Er lehrte, da der Arbeiter seinen Lohn in einigen Stunden abarbeite, alles brige, was er in den weiteren Tagesstunden schaffe, der Mehrwert, sei Uberflu, reiner Verdienst des Kapitalisten. Die Konkurrenz der Kapitalisten aber lt sie auf mglichste Steigerung des Mehrwerts bedacht sein, und so wird der Arbeiter malos ausgebeutet. Gleichzeitig entsteht ein Kampfzustand zwischen allen Kapitalisten, so da gefhrliche wirtschaftliche Krisen entstehen. Ein Kapitalist ruiniert andere. Die Opfer sind jedesmal die Arbeiter. Diese

15. 1870 - 1914 - S. 24

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
24 Deutschland angefertigt aufdrucken ließen, aber sie erreichten hiermit gerade das Gegenteil. Die fremden Waren wurden nun erst recht gekauft, weil man merkte, daß sie gut waren. Seitdem entstand in dem britischen Handelsvolk eine immer schärfere Stimmung gegen uns. Sehr bezeichnend hierfür und ein sichtbares Anzeichen für die ersten Wutausbrüche des Hasses ist ein Aufsatz in der englischen Zeitschrift „Saturday Review" im September 1897. „England . . . und Deutsch- land . . . wetteifern miteinander auf der ganzen Erde. Wo nur die Flagge der Bibel folgte und der Handel der Flagge, da steht der deutsche Geschäftsreisende im Kampf mit dem englischen Kaufmann. Gibt es irgendwo ein Bergwerk auszubauen oder eine Eisenbahn zu bauen, so kämpfen Deutsche und Engländer um den ersten Platz. Eine Million kleiner Nadelstiche erzeugt den größten Kriegsfall, den die Welt je gesehen hat. Wenn Deutschland morgen ausgelöscht wäre,gäbe es übermorgen keinen Engländer in der Welt, der nicht um so viel reicher wäre. Völker haben jahrelang um eine Stadt oder ein Erbrecht gekämpft; müssen sie nicht um einen jährlichen Handel von 300 Millionen Pfund Krieg führen________ Dieser Krieg ist gefahrlos, denn „England ist die einzige Großmacht, die Deutschland ohne Gefahr bekämpfen könnte_______" Dieser lästerliche Artikel schließt mit den Worten: „Deutschland muß also vernichtet werden". Das amtliche England blieb freilich damals noch solchen gemeinen Angriffen fern, aber ein Teil der englischen Geschäftswelt war doch von solchen Gedanken erfüllt. And es blieb nicht bei Worten, sondern die englische Presse hetzte, wie schon erwähnt, seitdem die ganze Welt gegen uns auf. Als Englands Handel wieder zunahm, trat die Handelseifersucht mehr in den Hintergrund, zumal wir Englands bester Kunde waren und umgekehrt; aber sie verschwand nicht mehr, so daß der belgische Gesandte Baron Greindl wohl mit seiner Äußerung von 1905 recht hat: „Die wahre Ursache des Haffes der Engländer gegen Deutschland ist die Eifersucht, hervorgerufen durch die außergewöhnlich rasche Entwickelung der deutschen Handelsflotte, des deutschen Handels und der deutschen Industrie". Da unser Handel den Engländern schutz- los preisgegeben war, wie „Butter an der Sonne" lag, schuf unser Kaiser Derttschland auch eine Kriegsflotte. 4. Der deutsche Flottenbau 1898. Während der ersten Negierungsjahre unseres Kaisers stand Eng- land dem Ausbau der deutschen Flotte wohlwollend gegenüber, da es sie als gefahrlos ansah. Man hielt sie für eine Spielerei, eine Laune des Kaisers. Zuerst wurde auch nur gänzlich Unzulängliches erreicht.*) Die Mehrheit des deutschen Volkes, noch ausgesprochener aber die des Reichstags, brachte der Notwendigkeit einer starken Flotte nur ein recht mangelhaftes Verständnis entgegen, und die amtliche Vertretung war nicht geschickt genug, um der Schwierigkeiten Herr zu werden. Bismarck, der wohl am schärfsten die veränderte und geschwächte Stellung Cng- ') Siehe Anm. 4 S. 70.

16. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 73

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 73 — sandte Papst Gregor (der Große) gegen Ende des 6ten Jahrhunderts Glanbensloten zu ihnen, um sie für das Evangelium zu gewinnen. Diese Männer wirkten auch mit Segen, gründeten überall Kirchen, Klöster und Schulen und brachten bald gar viele zu dem Glauben an den einigen Gott. Als nun in England das Christenthum festen Fuß gefaßt hatte, da richteten sich die Blicke auf die stammverwandten Völker in Deutschland, und mehrere kühne angelsächsische Priester zogen hinüber, denjenigen, welche noch „im Schatten des Todes saßen," das herrliche Licht zu bringen. Unter diesen kühnen, frommen Männern war Bonifacius der ausgezeichnetste, und deshalb nennt ihn die Geschichte auch den Apostel der Deutschen. Bonifacius stammte aus einer vornehmen Familie, wurde 680 in der Nähe von Exet er (eckster), im südwestlichen England geboren und erhielt in der Taufe den Namen Winfried (Friedengewinner, Sieger). Weil er von Kindheit an einen frommen Sinn und große Lernlust befaß, bestürmte er seinen Vater mit Bitten, ihn in ein Kloster zu schicken — andere Schulen gab es damals nicht —, damit er sich dort ausbilden könne. Dem Vater war das nicht ganz recht, weil er gehe ff t hatte, daß Winfried einst ein bedeutendes weltliches Amt in England bekleiden könne; aber endlich gab er doch dem Wunsche des eifrigen Knaben nach. Winfried zeichnete sich im Kloster bald vor allen seinen Mitschülern aus, nicht allein durch Kenntnisse, sondern vor allen Dingen auch durch seinen frommen, echt christlichen Sinn. In feiner Jugend hatte er oft die Lehrer klagen hören, daß noch so viele Millionen von dem Christenthum nichts wissen und wie es noth thue, daß auch denen endlich das Christenthum verkündet werde, und er hatte dann gedacht: „Bin ich nur erst ein Mann, dann will ich hinausgehen und mit Gottes Hilfe unfern heiligen Glauben verkünden." Kaum war er ins Jünglingsalter getreten, als er den Abt (Vorsteher des Klosters) um die Erlaubniß bat, nach Deutschland gehen und das Christenthum predigen zu dürfen; aber dieser willigte nicht ein, sondern sagte: „Du mußt nicht glauben, mein Winfried, daß das Amt eines Glaubensboten leicht ist. Kenntnisse und frommer Sinn genügen nicht allein; es gehört dazu ein kräftiger Körper, der Hunger und Durst, Frost, Nachtwachen und beschwerliche Märsche ertragen kann. Warte noch, mein Sohn, deine Zeit kommt auch, wenn du ein kräftiger Mann geworden bist." Traurig fügte sich Winfried; aber als er 25 Jahre alt geworden war, da ließ er sich nicht länger halten und ging mit zwei gleichgesinnten Freunden zu den Friesen an der Nordwestküste Deutschlands, unter denen schon früher der Angelsachse Willibrord das Christenthum gepredigt hatte. Aber er konnte nichts ausrichten; denn der Friesenkönig Radbod war gerade in einen Krieg mit Karl Martell gerathen und sah jeden Glaubensboten mit mißtrauischen Augen an, obwohl er früher freilich dem Christenthum

17. Teil 2 - S. 256

1910 - Hannover : Helwing
256 der Mauer vom Lande her eingeführt und genau geprüft. Mchthansische Waren wurden schonungslos abgewiesen. Der ganze Handel Englands lag in der Hand der Hansa. Ihre Macht war so groß, daß sie den König von England eine Zeit lang gefangen hielt und ihn zwang. 300 000 Mk. Kriegs- buße zu zahlen. Noch heute steht der Stahlhof in London. Er wurde 1852 an England verkauft. — Auch mit Dänemark hat die Hansa lange und er bitterte Kriege geführt und Jahrhunderte hindurch siegreich ihre Macht behauptet. Dazu machten ihr die Seeräuber („Vitalienbrüder") unter Klas Störte b ecke r und G ö d e k e Michel, die an den Küsten der Nord- und Ostsee ihre Schlupfwinkel hatten, viel zu schaffen. Auch sie erlagen schließlich dem Schwert der Hansa. 1) Verfall der Hansa. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts stand die Hansa auf dem Gipfel ihrer Macht und Größe. Handel und Wandel können mir im Frieden gedeihen. Es ist uns nun aber bekannt, daß am Ausgang des Mittelalters und im Zeitalter der Reformation in Deutschlands Städten blutige Kämpfe um die Macht zwischen Rat und Zünften ausgefochten wurden. Diese Kämpfe störten das friedliche Zusammenarbeiten der Hansa- städte sehr und schwächten ihre Macht. Im 16. Jahrh, fielen viele Städte des Binnenlandes von der Hansa ab; die niederländischen Städte hatten längst angefangen, sich von Deutschland abzusondern und auf eigene Faust Handel zu treiben. Die Fürsten der nordischen Reiche entzogen der Hansa ihre Vorrechte und machten den Handel ihrer Länder nach und nach selb- ständig. Den Todesstoß aber versetzte unserer deutschen Hansa die Ent- deckung der neuen Welt. Nun gründeten Spanier und Portugiesen, Hol- länder und Engländer fern von der Heimat große Kolonien und rn der Heimat mächtige Handelsgesellschaften. Diese Gesellschaften tauschten die Waren des Mutterlandes gegen die Schätze der Kolonien aus. Deutschland aber hatte leider keine Kolonien: sein Handel sank mehr und mehr. Die han- sischen Kaufleute besaßen nichts mehr von dem Wagemut und der Unter- nehmungslust ihrer Vorfahren. Sie begnügten sich, ihren Hering und Stock- fisch zu verkaufen und den Pelzhandel mit dem Norden festzuhalten, solange sie konnten. Ihre stolzen Handelshöse verödeten: ihre Kontore wurden ge- schlossen. Die Flagge der Engländer und Holländer beherrschte die Meere. Der schreckensvolle 30 jährige Krieg beschleunigte das rühmlose Ende der einst so stolzen deutschen Hansa. Im Jahre 1650 wurde auf der Tagfahrt in Lübeck die Hansa aufgelöst. 8 120. 2lu* der (beschichte des Kriegswesens. 1. Der deutsche Heerbann. In der ältesten Zeit der deutschen Geschichte war jeder freie, deutsche Mann ein Krieger. Seine Trutzwaffen

18. Der Weltkrieg - S. 203

1915 - Leipzig : Wunderlich
— 203 — Erde deckt." Alles ist gut, was England nützt, alles ist verabscheuens-würdig, was ihm schadet. England besaß seit Napoleons Zeiten die unbestrittene Oberherrschaft zur See. Darauf pochte es, und sein Dünkel fand keine Grenzen mehr. Es prahlte mit seiner Macht und prunkte mit seiner Flottengewalt. So rief ein englischer Minister im Unterhause aus: „Ohne Englands Erlaubnis darf auf dem Meere kein Kanonenschuß abgefeuert werden." England erklärte sich damit zum Schutzmann aller Meere. Als die Deutschen sich 1848 Kriegsschiffe kauften, da wollte England sie als Piratenschiffe behandeln. Dem ohnmächtigen Deutschen Bunde glaubte England (Palmerston) solche Schmach ungestraft antun zu können. Er spottete über die Deutschen, die sich nach 1850 auch des Welthandels, der Schifffahrt und der Industrie annehmen wollten, er höhnte, sie sollten lieber wie bisher ihren Kohl bauen und nach den Sternen gucken, denn für die Schiffahrt fehle ihnen doch der Geist und das Geschick. Nach einem Menschenalter stand es freilich anders. Da fürchtete schon England das sichtbare Wachstum des deutschen Handels und der deutschen Gewerbetätigkeit. Die Deutschen bauten ihre Kriegs- und Handelsschiffe selbst, und sie waren nicht etwa schlechter als die britischen. Der deutsche Welthandel wuchs sogar schneller als der englische. Da spottete man nicht mehr über die träumerischen Deutschen, man drohte ihnen, um sie einzuschüchtern. 1897 schrieb eine hochangesehene englische Zeitschrift (Saturday Review): In Europa gibt es zwei große und unversöhnliche, entgegengesetzte Kräfte; zwei Nationen streiten sich wie zu Napoleons Zeiten um der Welt alleinigen Besitz. Um jeden Winkel des Erdballes wetteifern England und Deutschland. Man streite um Handelsvorteile. Aus Millionen solcher Nörgeleien und Plackereien im Welthandel gehe aber der Weltkrieg hervor. Würde Deutschland heute aus der Welt vertilgt, dann gäbe es morgen keinen Engländer in der Welt, der nicht reicher würde. Völker haben ehemals jahrelang um eine Stadt gekämpft, warum sollten sie nicht um einen jährlichen Welthandel von 5 Milliarden kämpfen? 1914 war dieser deutsche Ausfuhrhandel auf mindestens 10 Milliarden angewachsen. England sei noch die einzige Großmacht, welche ohne Wagnis Deutschland angreifen und zerschmettern könne. Die deutschen Kriegsschiffe würden bald auf dem Grunde des Meeres liegen oder als gute Prisen in die englischen Häfen eingeführt werden. Hamburg und Bremen, der Kieler Kanal und die Werften würden samt allen Ostseehäfen von britischen Schiffsgeschützen in Trümmer geschossen werden. Dann würden wir zu Frankreich und Rußland sagen: Nehmt euch von Deutschland, was ihr wollt! Ihr könnt es haben. Deutschland muß vernichtet werden. Wir haben es besiegt und ihr teilt euch darein. Seit 1897 wurde es in englischen Zeitungen und Kreisen üblich, von Deutschlands Vernichtung zu reden, wie man ein Vierteljahrtausend

19. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 38

1917 - Breslau : Morgenstern
38 gegenüber unterliegen. Hierin liegt Englands Schwäche. Ein Volk, in dem durch Geburtenrückgang die Zahl der Arbeitsfähigen sich nicht vermehrt, mutz einem Volke gegenüber in Nachteil geraten, in dem der Reichtum an gesunden Kindern als ein Glück angesehen wird. Hierin liegt Frankreichs wunder Punkt. Auf seinen arbeitsfähigen Männern und Frauen beruht Deutschlands Stärke und Zukunftshoffnung. Der Reichtum eines Volkes besteht zweitens in seinem Boden. Je grötzer die bebaute Bodenfläche ist und je fruchtbarer das Land, um so reicher ist ein Volk. Nur 9,3% deutscher Erde ist unbrauchbar, rund die Hälfte durchzieht der Pflug, 16% ist Wiesen- und Weideland, das übrige ist mit Wald bestanden. Wie reich ist Deutschland da gegen- über England, das nur ein Viertel seiner Bodenfläche mit seiner eigenen Arbeit dürigt und wo 19% derselben ganz unbenutzt daliegen! Und trotz teilweise schlechteren Bodens hat unser Vaterland hinsichtlich seiner Erträge, die es aus jedem Hektar erzielt, England und Frank- reich weit überflügelt. Vom Hektar gewinnt Deutschland an Getreide und Kartoffeln jährlich 240 bis 250 Doppelzentner. So hoch konnte die Fruchtbarkeit des Landes durch sorgfältige Bearbeitung, zweck- dienliche Düngung und Verbesserung des Saatgutes gesteigert wer- den. Zum Bodenreichtum gehören auch unsre heimischen Rohstoffe, unsre Stein- und Braunkohlenlager, die auf 423,4 Milliarden Tonnen geschützt werden und über die Hälfte aller europäischen Lager aus- machen, unsre Eisenerzlager, auf rund 4 Mlliarden Tonnen geschätzt, von denen im Jahre 1912 32,7 Millionen Tonnen der Erde abgerungen wurden, unser Besitz an Kalilagern, die fast die ganze Erde mit diesem wichtigen Dungstoffe versehen, und viele andere. Zum Reichtum eines Volkes gehört drittens das volkswirtschaft- liche Kapital. Hier ist vor allem die deutsche Industrie zu nennen.. Mit 17 bis 19 Millionen Tonnen jährlicher Stahlerzeugung erreichen wir ein Viertel der gesamten Weltproduktion. Deutschlands chemische Industrie steht in der Welt an erster Stelle, und ihre Farben und Arzeneistoffe fehlten überall, als der Weltkrieg die Ausfuhr ver- hinderte. Sie schenkte uns den Luftstickstoff als wertvollen Ersah für die wegfallende Einfuhr von Chilisalpeter und machte unsre Land- wirtschaft unabhängig von diesem ausländischen Dungmittel. Auch Deutschlands Textilindustrie hat einen grotzen Anteil an unserm Volkswohlstände. Zum volkswirtschaftlichen Kapital gehören auch unsre Verkehrs- wege und -mittel. Deutschlands Fluren durchläuft ein Schienenstrang von 62 700 km Länge, die von keinem andern europäischen Lande

20. 1870 - 1914 - S. 66

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
66 ganz ungeheuer und zweifellos gegen Deutschland gerichtet, wurde das in Deutschland nicht weiter beachtet. Die russische Presse erklärte: Rußland sei stark, sehr stark und werde mit jedem Jahre stärker. Der alte Platz im Rate der Völker sei voll und ganz wieder eingenommen. Früher seien die Rüstungen Rußlands auf die Verteidigung zu- geschnitten gewesen, jetzt auf den Angriff. Um das ganze Volk kriegs- lustig zu stimmen, suchte die englisch-französische Presse die Liberalen da- durch zu gewinnen, daß sie ihnen freiheitliche Einrichtungen verhieß, und hetzte die Russen gegen die Deutschen auf, die infolge ihrer besseren Ausbildung in Rußland führende Stellungen inne hatten. Sodann log sie dem Volk vor, Deutschland habe Rußland 1904/05 in den unglücklichen Krieg mit Japan gehetzt und dann seine schlechte Lage dazu benutzt, um mit ihm einen für es höchst ungünstigen Handels- vertrag abzuschließen. Es ist bemerkenswert, daß die Zeitungen aller Länder gegen den Zweibund eine immer drohendere Sprache führten, obgleich Deutschland sich ehrlich bemühte, mit England und sogar mit Frankreich sich zu ver- ständigen. Die gesamte feindliche Presse überbot sich in Behauptungen, Deutschland erstrebe die Vorherrschaft über die Welt, und wir taten fast nichts, um dieses Lügengewebe zu zerstören. Zugleich versuchte der Dreiverband, hierdurch die Kleinstaaten Europas einzuschüchtern und zum Anschluß an ihn zu bewegen. Belgien wurde auch immer mehr für ihn gewonnen, und gemeinsame Feldzugspläne wurden bis ins einzelne ausgearbeitet. Zugleich war er bemüht, das „herzliche Einvernehmen", den Ver- band, in ein festes Bündnis zu verwandeln und sich durch weitere A b - kommen für den Krieg vorzubereiten. Gerade weil Deutschland sich mit England verständigen wollte und man eine Einigung der beiden befürchtete und verhindern wollte, wurde der Besuch des englischen Königspaares im April 1914 dazu benutzt, um ein Flottenabkommen zwischen Rußland und England zu schaffen. In ihm verpflichtete sich England, einen Teil der deutschen Ost- seeflotte festzuhalten und Transportschiffe für eine russische Landung an der pommerschen Küste zu stellen. Den Abschluß eines festen englisch- französischen Bündnisses aber lehnte Grey ab, weil er sich — wie immer — nicht schriftlich binden wollte. Dem Buchstaben nach log er also nicht, als er 1914 erklärte, es beständen keine geheimen Verein- barungen zwischen Frankreich und England; tatsächlich aber war er nicht mehr frei, sondern hatte sich und England durch seine persönlichen Ab- machungen festgelegt. Aus alledem ergibt sich doch für jeden, der sehen will, die Angrisssabsicht Englands und Rußlands. Wie unehrlich Greys Politik war, geht auch daraus hervor, daß er zu gleicher Zeit mit Deutschland scheinbare Verständigungsverträge über die Bagdad- bahn und die portugiesischen Kolonien unterzeichnete, die durch den Ausbruch des Krieges nicht verwirklicht wurden. Während die deutsche Regierung nach Kräften versuchte, auch mit Rußland in sreundnachbarlichen Beziehungen zu bleiben, begann dort,