Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 38

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen- stellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König- reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.' Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor- dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt- schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.) In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold- küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei- mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut- schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Europa und Deutschland - S. 31

1909 - München : Oldenbourg
Natürliche, wirtschaftliche und geschichtliche Grundlagen d. deutsch. Seemacht. 31 Während der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den europäischen Kontinent sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die un- bestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furcht- bar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Nor- mannen oder Wikinger (Wik-Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen See- sahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unter- italien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby anf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hansa und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hanseaten in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Hegemonie der deutschen Haufa in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Augsburger Welfer, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welferland heißen follte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Metzer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. In deu Glaubenswirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläuften des 17. und 18. Jahrhuuderts verlor Deutschland vollkommen feine Seegeltung; der fchwerste Verlust aber knüpft sich an die Ansfcheidung Hollands aus dem Reiche 1648. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Goldküste, schon sein Nachfolger ließ das Vorhaben wieder fallen. Erst mit der Wiederanfrichtnng des Reiches 1871, dem Aufblühen der heimischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deutschen Außen- Handels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiff- banknnst und zur heutigen Entwickelung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

2. Länderkunde des Deutschen Reiches - S. 83

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die Ostsee und ihre Küste. 83 Der deutsche Außenhandel, welcher 1908 einen Gesamtwert von rund 15mil- liarden Mark darstellt (England 21 Milliarden Mark), ist zum weitaus größeren Teile Seehandel; es entfallen auf ihn reichlich 2/3 des gesamten deutschen Außenhandels. Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die in jüngster Zeit erfolgte Erwerbung eines ausgedehnten Kolonialbesitzes. 3. Geschichtliche Gründe. Auch geschichtliche Tatsachen stützen unser Anrecht auf das Meer. Wo immer deutsche Stämme an die Küste herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unternehmung^ lust und des Kriegsmutes, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den tra- gischen Kämpfen der Stämme im Binnenlande in gleich hohen Tönen das Ringen der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenliede steht die Gudrundichtung. Schon am Beginne der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römerkämpfe, treten deutsche Stämme als Herren der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvoll- kommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegenstellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik-Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hanse, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hanfe und empsing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vor- Herrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel seder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wnrde maßgebend für die Her- stellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- läufteu des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- 6*

3. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 38

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die in jüngster Zeit erfolgte Erwerbung eines ausgedehnten Kolonialbesitzes. 3. Geschichtliche Gründe. Auch geschichtliche Tatsachen stützen unser Anrecht auf das Meer. Wo immer deutsche Stämme an die Küste herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unter- nehmungslust und des Kriegsmutes, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den tragischen Kämpfen der Stämme im Binnenlande in gleich hohen Tönen das Ringen der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenliede steht die Gudrun- dichtung. Schon am Beginne der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpfe, treten deutsche Stämme als Herren der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Ba- taver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegenstellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nord- germanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik = Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Wiu- laud hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hanse, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vor- Herrschaft der deutscheu Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- rauften des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltnng; der schwerste Verlust aber knüpft sich an die Ausscheidung Hollands

4. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 38

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
\ 38 Einzelgebiete. litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nord- germanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik = Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Win- land hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hanse, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hanfe und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprnng verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vor- Herrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- läuften des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltnng; der schwerste Verlust aber knüpft sich an die Ausscheidung Hollands aus dem Reiche 1648. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Goldküste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der heimischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deutschen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwickelung des deutschen See- handels und Seeverkehrs. Hiernach hat Deutschland aus geographischen, Wirtschaft- lichen und historischen Gründen Anspruch auf Seegeltung. Ii. Die deutschen Landschaften und Stämme. 1. Das Worddeutsche Meftand. Entstehung des Bodens. Die Bodengestalt des Germanischen Tieflandes ist in der Hauptsache bedingt durch die Ablagerungen, welche die von Skandi- uavieu ausgehenden Vereisungen zurückgelassen haben. Die älteste derselben drang bis zum Fuße der deutschen Mittelgebirgsschwelle vor und überzog das

5. Länderkunde des Deutschen Reiches - S. 76

1908 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
76 Die deutschen Landschaften im einzelnen. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Bandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik-Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald daraus nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstrnpften der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald znr Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hansa und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Han- seaten in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung ver- raten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Hegemonie der deutschen Hansa in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Metzer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Her- stellnng vou Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- länften des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltung; der schwerste Verlust aber knüpft sich an die Ausscheidung Hollands aus dem Reiche 1648. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kur- sürsten an der afrikanischen Goldküste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederansrichtnng des Reiches 1871, dem Aufblühen der heimischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deutschen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwickelnng des deutschen See- Handels und Seeverkehrs. Hiernach hat Deutschland ans geographischen, Wirtschaft- lichen und historischen Gründen Anspruch ans Seegeltung.

6. Erdkunde für höhere Schulen - S. 266

1907 - München [u.a.] : Oldenbourg
266 Die deutschen Landschaften im einzelnen. und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Van- dalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanifchen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik-Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald daraus nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hansa und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hau- seaten in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung ver- raten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Hegemonie der deutschen Hansa in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich uament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Metzer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Her- ftellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- läusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltung; der schwerste Verlust aber kuüpst sich an die Ausscheidung Hollands aus dem Reiche 1648. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kur- fürsteu an der afrikanischen Goldküste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der heimischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deutschen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese sührte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwickelung des deutschen See- handels und Seeverkehrs. Hiernach hat Deutschland aus geographischen, Wirtschaft- lichen und historischen Gründen Anspruch auf Seegeltung.

7. Das Deutsche Reich - S. 93

1914 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die Ostsee und ihre Küste. 93 die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik-Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland (Weinland) hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hanse, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empsing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vor- Herrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- lauften des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltuug; der schwerste Verlust aber knüpft sich an die Ausscheidung Hollands aus dem Reiche 1648. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kur- fürsten an der afrikanischen Goldküste, schon sein Nachfolger ließ es wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen des heimischen Großgewerbes, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deutschen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwickelung des deutschen See- handels und Seeverkehrs. Hiernach hat Deutschland aus geographischen, Wirtschaft- lichen und historischen Gründen Anspruch auf Seegeltung.

8. Länderkunde von Europa - S. 4

1914 - München : Oldenbourg
4 Anhang. Volkes so enqe verknüpft wie mit der Nordsee. Zur Nord- und Ostsee hin senkt sich der deutsche Boden und dorthin ziehen unsere größten und wichtigsten Ströme; diese wiederum weisen dem Verkehr seine natürlichen Bahnen zum Meere. Sie verlängern gewissermaßen das Meer tief ins Binnenland hinein, tragen dorthin ozeanisches Wesen und jede Verbesserung der deutschen Wasserstraßen, jeder neue Schiffahrtskanal bringt das Meer dem Binnenlande näher und zeigt ihm deutlich seinen segenbringenden Einfluß. So werden die Flüsse zu den Saugadern des ozeanischen Verkehrs. Kein Land in Europa, außer Rußland, übertrifft das Reich in der Ausdehnung und Trefflichkeit seiner Flußstraßen. Deutschlands Handel und Gewerbe sind deshalb aufs engste mit der Schiffahrt auf der Nordsee verknüpft und es ist kein Zufall, daß hier seine wichtigsten Seestädte entstanden sind. Seiner Natur nach ist Deutschland vorwiegend Nordseeland und das alte Reich, das seinen Schwerpunkt in Italien suchte statt im Norden, mußte an diesem weltgeschichtlichen Jrrwm zugruude gehen. Die deutsche Handelsflotte ist nach der englischen die größte in der Welt, sie über- trifft die französische um das Doppelte und die deutschen Küsten liefern für die deutsche Mariue eine Bemannung, wie sie nirgends auf der Welt trefflicher gefunden wird. So war es ein von der Natur dem deutschen Volke vorgezeichneter Weg, daß es bald nach seiner Einigung an die Erwerbung überseeischer Gebiete ging, ohne die ein europäischer Großstaat auf die Dauer kaum Bedeutung erlangen kann. In all diesen Tatsachen berührt sich das Deutsche Reich mit England, das ähnliche Naturbedingungen hat und mit dem es allmählich in scharfen Wettbewerb geraten ist. Darum sind die Augen der Welt heute wiederum mehr denn je nach den Gestadeländern der Nordsee gerichtet, wo auch die stärksten Kriegsmarinen versammelt sind, um das Meer dem friedlichen Verkehr offen zu halten. Hier werden auch wohl die entscheidenden Seeschlachten der Zukunft geschlagen werden, nicht minder folgenschwer wie die Weltschlachten der Vergangenheit. Schon einmal, im 14. und 15. Jahrhundert, als auch die süddeutschen Städte durch den Handel mit Italien emporzublühen begannen, hatten die Deutschen die Seeherrschaft in der Nord- und Ostsee gewonnen, ja die Ostsee besaß damals sogar eine höhere Bedeutung als die Nordsee, Lübeck stand mächtiger da als Hamburg. Es war die Blütezeit der Hanse, deren Flotten die nördlichen Mächte erzittern machten. Aber die lose Verbindung mit dem Reiche, das Übel der alten Reichsordnung, ward den Hansestädten zum Verderben. Ohne die Unterstützung der Reichsmacht, um die sie sich nur wenig bekümmert hatten, waren sie zu schwach,, den emporkommenden nordischen Staaten auf die Dauer erfolgreich zu wider- stehen, und der Dreißigjährige Krieg vernichtete vollends den Wohlstand der deutschen See- städte, die Flußmündungen der deutschen Ströme wurden den Fremden ausgeliefert. Immer- hin erhielt sich die hanseatische Macht in England bis ins Zeitalter der Königin Elisabeth. Nach dem Untergange der spanischen Seemacht in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ward das kleine Holland die Beherrscherin der Meere und des Welthandels; aber auch dieses war durch seine Ablösung vom Reiche ebensowenig wie die Hanse imstande, dauernd seine Seeherrschaft zu erhalten. Diese ging im Wettbewerb zwischen Frankreich und England endgültig an England über, das heute noch das Zepter über die Meere schwingt. Aber auch Britanniens Seeherrschaft ruht auf einer sehr schmalen Basis, auf dem eigentlichen England, das nur zweimal so groß ist wie Bayern. In Deutschland ist die Erinnerung an die große Zeit der Hanse nie ganz erloschen und zum ersten Male flammte die Begeisterung für eine starke deutsche Flotte im Jahre 1848 machtvoll auf, wo der Dichter Herwegh sang: „Wach auf, mein Volk, mit neuen Sinnen, Blick in des Schicksals goldenes Buch, Lies aus den Sternen dir den Spruch: Du sollst die Welt gewinnen!" Küstensiedelungen. London und Hamburg zählen zu den ersten Häfen der Erde. Diesen folgen Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam, Bremen; ferner Götaburg,

9. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 37

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die deutschen Meere und ihre Küsten. 37 wir schon aus diesem Grunde ein lebhaftes Interesse daran haben, den Verkehr zur See aufrechtzuerhalten, um gegebenenfalls den in der Fremde lebenden Stammesgenossen den Schutz des Vaterlandes angedeihen zu lassen^). In den überseeischen Gebieten sind in landwirtschaftlichen und gewerblichen Unternehmungen 9 Milliarden deutscher Kapitalien angelegt, vor allem in Amerika; aber auch in Afrika, Australien und manchen Teilen Asiens arbeiten Hunderte von Millionen deutschen Geldes. Unsere Industrie bezieht einerseits einen großen Teil ihrer Rohstoffe (nahezu 3/4) aus fernen Ländern, z. B. Baumwolle, Seide, Wolle, Tabak, Kaut- schuk, anderseits bedarf sie der Beziehungen zu diesen Ländern für den Absatz ihrer Erzeugnisses. Die deutsche Handelsflotte hat in den letzten Jahrzehnten so große Fortschritte gemacht, daß sie heute in ihrer Leistungsfähigkeit unter allen Welt- Handelsflotten den zweiten Rang einnimmt. Der deutsche Außenhandel, welcher 1907 einen Gesamtwert von rund 17 Milliarden Mark darstellt (England 23 Milliarden Mark), ist zum weitaus größeren Teile Seehandel; es entfallen auf ihn reichlich 2/3 des gesamten deutschen Außenhandels. Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die in jüngster Zeit erfolgte Erwerbung eines ausgedehnten Kolonialbesitzes. 3. Geschichtliche Gründe. Auch geschichtliche Tatsachen stützen unser Anrecht auf das Meer. Wo immer deutsche Stämme an die Küste herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unter- nehmnngslust und des Kriegsmutes, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den tragischen Kämpfen der Stämme im Binnenlande in gleich hohen Tönen das Ringen der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenliede steht die Gudrun- dichtung. Schon am Beginne der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpfe, treten deutsche Stämme als Herren der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Ba- taver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegenstellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Äugeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen 1) 1907 wanderten 31696 Deutsche aus. Im Auslande leben 3 Millionen geborene Deutsche und 700000 Reichsangehörige. 8—9 Mill. sprechen in den Vereinigten Staaten die deutsche Sprache. 2) Einsuhrwerte wichtiger von Übersee bezogener Rohstoffe i. I. 1907: Baumwolle . , 571 Mill. Mk. Chilesalpeter . . 127 Mill. Mf. Kautschuk und Petroleum ... 80 „ Guttapercha 114 „ „ Palmkerne u. Kopra 79 Seide .... 194 „ „ Jute.....66 „ ,,

10. Das Deutsche Reich - S. 92

1914 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
92 Die deutschen Landschaften im einzelnen. 2. Wirtschaftliche Gründe. Die starke Zunahme der Bevölke- rung des Deutschen Reiches jährlich um 800000 Seelen) veranlaßt alljährlich Tausende unserer Landsleute zur Auswanderung in überseeische Gebiete, so daß wir schon aus diesem Grunde ein lebhaftes Interesse daran haben, den Verkehr zur See aufrechtzuerhalten, um gegebenenfalls den in der Fremde lebenden Stammes- genossen den Schutz des Vaterlandes angedeihen zu lassen^). In den überseeischen Gebieten sind in landwirtschaftlichen und gewerblichen Unternehmungen an 10 Milliarden deutscher Kapitalien angelegt, vor allem in Amerika; aber auch in Afrika, Australien und manchen Teilen Asiens arbeiten Hunderte von Millionen deutschen Geldes. Unsere Industrie bezieht einerseits einen großen Teil ihrer Rohstoffe (nahezu 3/4) aus fernen Ländern, z. B. Baumwolle, Seide, Wolle, Tabak, Kaut- schuk, anderseits bedarf sie der Beziehungen zu diesen Ländern für den Absatz ihrer Erzeugnisses. Die deutsche Handelsflotte hat in den letzten Jahrzehnten fo große Fort- schritte gemacht, daß sie heute in ihrer Leistungsfähigkeit unter allen Welt- Handelsflotten den zweiten Rang einnimmt. Die Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen sind sogar zwei der größten aller Schiffahrtsgesellschaften der Erde. Der deutsche A u ß e n h a n d e l, welcher 1910 einen Gesamtwert von rund 17:/2mil- liarden Mark darstellt (England 24 Milliarden Mark), ist zum-weitaus größeren Teile Seehandel; es entfallen auf ihn reichlich 2/3 des gesamten deutschen Außenhandels. Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die in jüngster Zeit erfolgte Erwerbung eines ausgedehnten Kolonialbesitzes. 3. Geschichtliche Gründe. Auch geschichtliche Tatsachen stützen unser Anrecht auf das Meer. Wo immer deutsche Stämme an die Küste herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unternehmungs- lnft und des Kriegsmutes, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den tra- gischen Kämpfen der Stämme im Binnenlande in gleich hohen Tönen das Ringen der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenliede steht die Gudrundichtung. Schon am Beginne der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römerkämpfe, treten deutsche Stämme als Herren der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvoll- kommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegenstellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Festlandes, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren i) 1910 wanderten an 25 000 Deutsche aus. Im Auslande leben 3 Millionen geborene Deutsche und 700000 Reichsangehörige. Etwa 10—11 Millionen sprechen in den Vereinigten Staaten die deutsche Sprache. *) Einfuhrwerte wichtiger von Übersee bezogener Rohstoffe i. I. 1910: Baumwolle . . 560 Mill. Mf. Chilesalpeter , . 133 Mm. Mk. Kautschuk und Petroleum . . . 74 „ Guttapercha . 270 „ „ Palmkern u.kopra 178 Rohseide . . . 146 „ „ Jute.....43 „

11. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 280

1910 - München : Oldenbourg
280 144. Deutschland. Mit ihnen unterhält es äußerst regen Verkehr und deren Verbindungswege untereinander führen vielfach durch deutsches Land. Nichts aber ist für die Entwicklung und Förderung der Handelsbeziehungen Deutschlands belang- reicher als dessen Lage am Meer. Ist doch das Meer die Quelle der Völker- größe und unentbehrlich für die Erhaltung und Mehrung des deutschen Handels, wie ja daraus erhellt, daß auf der Berührung Deutschlands mit der Salzflut in hervorragendem Maße dessen wirtschaftlicher Aufschwung in den letzten Jahrzehnten beruht. Das Meer, die älteste und beste aller Verkehrsstraßen, verknüpft unser Vaterland einerseits mit den Gegengestaden der Ostsee, während die Nordsee auf den Atlantischen Ozean und die trans- atlantischen Länder hinweist. Nicht weniger als 7/i0 seines gesamten Außen- handels gehen bereits über See. Deutschland ist eben kontinental und ozeanisch zugleich, letzteres besonders im Norden und Westen. Von den Einflüssen des Meeres wird besonders auch das Klima im nordwestlichen Teile des Reiches beherrscht und die deutschen Ströme, deren Zahl und Größe nur von den russischen übertroffen wird, namentlich Rhein, Elbe und mehr und mehr auch die Oder, tragen ozeanisches Wesen tief ins Innere des Landes hinein. Schon zur Zeit der Hansa nahmen denn auch die Deutschen eine gebietende Stellung auf den nordischen Gewässern ein; deutsche Kaufleute legten Quartiere in London, Bergen, Wisby (Gotland) und Nowgorod (am Jlmensee in Rußland) an und die Flotten Lübecks und Hamburgs machten die Königsthrone von Schweden und Norwegen erzittern. Hauptsächlich der Dreißigjährige Krieg, der Deutschlands Wohlstand auf Jahrhunderte vernichtete und dessen Flußmündungen den Feinden auslieferte, gab der Hansa und vor allem dem Ostseehandel den Todesstoß und England riß das Erbe der Hansa an sich. Erst mit dem wirtschaftlichen Zusammenschlnsse der deutschen Volks- stämme, namentlich aber seit der Wiederausrichtung des Deutschen Kaisertums im Jahre 1871 gewann Deutschland mit erstaunlicher Raschheit wiederum Seegeltung und heute ist ihm nur mehr die englische Handelsflotte, freilich noch um mehr als das Fünffache, überlegen. Die Vorteile der geographischen Lage werden noch vermehrt durch die Oberflächengestaltung des deutschen Bodens. Nahezu die Hälfte vom Boden des Deutschen Reiches entfällt auf das Tiefland (250 500 qkm); aber auch das Bergland, welches die andere Hälfte einnimmt (278700 qkm), stellt dem Verkehr nirgends wesentliche Hindernisse entgegen; insbesondere ist es durch breite und tiefe Talungen und Paßeinsenkungen allenthalben aufge- schlossen und von Eisenbahnen durchschnitten- Ja selbst die Alpen, die uns von den sonnigen Gestaden des Mittelmeers trennen, sind durchbohrt oder überschient worden und so ist uns auch dieses Meer jetzt wesentlich nähergerückt. Dank der glücklichen Verteilung seiner Erhebungen erfreut sich unser Vaterland auch in allen seinen Teilen einer reichlichen Bewässerung; senden doch die Gebirge nach allen Richtungen das lebenspendende und leben-

12. Das Deutsche Reich - S. 31

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die deutschen Meere und ihre Küsten. 31 Photographie vom Kunstverlag Wescr-Krell. werft „Vulkan". schiffen, neben Seglern größten Stils,'Leichtern und anderen Schiffstypen werden dort auch Schlachtschiffe ersten Ranges für die deutsche sowie für fremde Marinen hergestellt. Der Fortschritt der deutschen Schiffbautechnik begünstigte in hohem Maße die schnelle Entfaltung des deutschen Seeverkehrs. die einmündenden schiffbaren Flüsse und ganz besonders auch die Nähe der Gegengestade, alle diese Umstände zusammengenommen boten die günstigsten Bedingungen dar für die Anfänge der deutschen Seeschiffahrt. An der buchtenreichen wendifchenküsteim Südwesten der Ostsee mit den Städten Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald war der Hauptsitz der Hanse, und von hier aus trugen die Hansen den Ruf deutscher Kraft und Macht weithin über die Gestadeländer der Ost- und Nordsee. Die Ostsee, ein Binnenmeer, wurde dank ihrer eigenartigen Natur die Wiege der deutschen Seeschiffahrt und des deutschen Seehandels. In den Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts freilich verfiel wieder die Macht der Hanse, da ihr jede Stütze von Kaiser und Reich gegen ihre zahlreichen und erstarkten Feinde fehlte. Wohl ging der Große Kurfürst von Brandenburg (1640—88) an die Gründung einer Flotte. Aber seine Nachfolger hatten kein Verständnis für seine weitschauenden Pläne, seine Unternehmungen verfielen, Deutschland war meerfremd geworden. Seit der Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums gewann indes das Deutsche Reich mit erstaunlicher Raschheit wieder Seegeltung, und auch die Bedeutung der Ostsee hat sich infolgedessen wieder wesentlich gehoben, zumal nun auch der Nordostseekanal das ganze Ostseegebiet dem Weltverkehr näher gerückt und die Industrie in der Mark und in Schlesien sich wesentlich gehoben hat. Heute ist Stettin (235 000 E.) infolge des Aufschwunges der Reichshauptstadt die erste preußische Seehandelsstadt an der Ostsee. Lübeck, Stralsund, 3*

13. Länderkunde, Verkehrsgeographie, Elementare mathematische Erdkunde, Allgemeine Erdkunde - S. 83

1911 - Leipzig : Hirt
§ 52. 3. Kiautschou. — 4. Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten. 83 Faktoreien in London, Brügge, Wisby und Nowgorod zuerst die deutsche Hanse. Dieser Bund deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber durch die Selbstsucht der die Hansestädte beherrschenden Patriziergeschlechter, durch die Erstarkung der ausgesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen erfolgten Entdeckung neuer See- und Handelswege um 1500 ging die Hanse ihrem Untergang entgegen (1630). b) Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, während des Unabhängigkeitskampfes im 16. und 17. Jahrhundert den Entdeckern der neuen Seewege, den Spaniern und Portugiesen, die von diesen in Besitz genommenen Küstenländer in Südafrika und in Süd- und Südostasien. Die Niederländer konnten jedoch bei ihrer geringen Volkszahl diese Gebiete nicht genügend besiedeln und behaupten. Infolgedessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien fest. Zu derselben Zeit erwarben sie auch Nordostamerika. Hier wurden sie wieder von Germanen, den Engländern, im 18. Jahrhundert'verdrängt, und seitdem zeigt das britische Volk den großartigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte kennt. Es hat sich ein außerordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche zu eigen gemacht. Sein wichtigster Besitz ist das Indische Kaiserreich, eine Pflan- zungs- und Handelskolonie, die 300 Millionen Einwohner zählt. Als Sied- lungskolonien sind das Britische Nordamerika, Australien und Süd- afrika zur Aufnahme des englischen Volksüberschusses von hervorragendster Be- deutung. Eine starke Stütze der meerbeherrschenden Macht Großbritanniens bilden zahlreiche Flotten- und Kohlenstationen in den drei Ozeanen. Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder auf, zuerst in Algier. Sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie jetzt nächst den Engländern den größten kolonialen Besitz in Tropenländern und in Algerien ein wertvolles und gesundes Siedlungsland haben. Im 19. Jahrhundert entwickelten die Niederländer, die in unerreichter Weise ein jeder Arbeit abholdes Tropenvolk zur Arbeitsamkeit erzogen, zunächst die Insel Java zur Hauptquelle ihres Reichtums und zum dicht bevölkerten tropischen Paradies. c) Das noch nicht geeinte deutsche Volk, das seit dem Untergange der Hanse nur einen der Kosten wegen bald wieder aufgegebenen kolonialen Versuch des Großen Kurfürsten an der Oberguineaküste erlebt hatte, blieb zu dieser Zeit des kolonialen Aufstrebens seiner beiden westlichen Nachbarn von ähnlichen Strebungen völlig unberührt, und auch nach seiner politischen Einigung im Jahre 1871 standen ihm zunächst noch andere Aufgaben im Vordergrunde. So waren die besten Teile der Erde von anderen Völkern in Besitz genommen, als Handelsentwicklung und dichte Bevölkerung auch die Deutschen zur Umschau nach Kolonien drängten. 1883 erwarb der Bremer Kaufmann Lüderitz das erste Stück von Deutsch - Süd- Westafrika, das 1884 vom Deutschen Reiche als erstes Schutzgebiet übernommen ist. Das Schutzgebiet von Togo und Kamerun wurde im Jahre 1884 unter G. Nachtigals hervorragender Betätigung erworben und begründet. Unter steten, von Beginn der deutschen Kolonialpolitik an geübten Quertreibereien und mehr oder weniger geglückten Verhinderungsversuchen der Engländer folgte noch in dem- selben Jahre durch Karl Peters' kühne Tatkraft die Besitzergreifung von Deutsch- Ostafrika. Auch die Grundlage zum deutschen Besitz in der Südsee ist 1884 durch die verdienstvolle Tätigkeit von O. Finsch in und bei Neuguinea gelegt. 1898 wurde die Kiautschöubucht auf 99 Jahre von China gepachtet, 1899 die Inselgruppe der Marianen und K a r olin en von Spanien gekauft und zuletzt die älteste 6*

14. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 96

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
96 I. Das deutsche Städtewesen im Mittelalter. skandinavischen Neichen mit starken Widerständen des Adels zu ringen hatte und daher bis ins 16. Jahrhundert hinein mehr die Interessen des Herrscherhauses als die der Nation wahrzunehmen genötigt war. Ähnlich stand es im 15. Jahrhundert in England während der Rosenkriege. Als sich aber auch im Norden das Königtum mit den anderen nationalen Gewalten fester zusammenschloß, machte sich für die Hansen empfindlich der Nachteil geltend, daß hinter ihren Ansprüchen nicht ein starkes politisches Gemeinwesen stand, das den neuen Gewalten des Nordens gewachsen war. Daher konnte Elisabeth von England es wagen, die Jahrhunderte alten Vorrechte des Stahlhofs aufzuheben, ohne sich um die ohnmächtigen Einsprüche der Hanse zu kümmern. Ähnlich erging es in den skandinavischen Reichen, die in der Neformations-zeit zu innerer Einheit und äußerer Macht gelangten. Auch in der Äeimat ging es mit der Hanse zurück: die norddeutschen Landesfürsten zwangen die größere Zahl der Landstädte, den Bund zu verlassen: so Kurfürst Friedrich Ii. Eisenzahn die brandenburgischen seit 1442. Es bröckelte besonders seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts ein Glied nach dem andern ab, bis schließlich nur noch Lübeck, Bremen und Hamburg übrigblieben. Den Todesstoß erhielt der hansische Handel durch die großen Entdeckungen. Der Schwerpunkt des europäischen Handels verschob sich nach Westen, wo Engländer und Holländer die ersten Handelsmächte wurden. Während der Stürme des Dreißigjährigen Krieges fanden die letzten Tagfahrten der Hanse statt. Die Selbständigkeit der Städte innerhalb des politischen Lebens in Deutschland nahm überhaupt mit dem Ausgang des Mittelalters ein Ende, zumal seitdem innere Streitigkeiten zwischen den Geschlechtern und Zünften ihre Kräfte lähmten und ihre Verfassungen immer demokratischer wurden. Nur eine Anzahl von Reichsstädten, wie Nürnberg, Augsburg, Frankfurt a. M., konnten auch noch in der Reformationszeit eine einigermaßen selbständige Politik treiben, da sie feit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Reichs st andfcha ft, d. h. Sitz und Stimme im Reichstage, erlangt hatten. Auch innerhalb der Landesherrfchaften befaßen die Städte als Glieder des ständischen Landtages einen oft nicht unbedeutenden Einfluß, der allerdings im Offen durch den der Ritterschaft weit überboten wurde. Der Absolutismus machte der Selbstverwaltung der Territorialstädte im wesentlichen ein Ende, wenn ihnen auch ein eingeschränktes Wahlrecht der Magistrate belassen wurde. In den Reichsstädten fristete sie bis zur Mediatisierung durch den Reichs-deputafionshauptfchluß von 1803 ein kümmerliches Dasein. Erst das 19. Jahrhundert brachte einen neuen Aufschwung des deutschen

15. Deutschland (Oberstufe), Mathematische und Astronomische Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Handels- und Verkehrsgeographie - S. 51

1909 - Breslau : Hirt
2. Deutschlands Seegeltung, — E. Bevölkerung. 51 Das deutsche Postwesen ist mustergültig, seine Leistung eine gewaltige. Mit der Länge der Telegraphenlinien steht Deutschland nur noch hinter Rußland zurück. Im Jahre 1907 gingen 46 Millionen Telegramme ein, und 44 Millionen wurden bei uns aufgegeben. Zwei deutsche Kabel gehen von Borkum beziehungs- weise Emden durch den Atlantischen Ozean nach New Dork, so daß Deutschland wenigstens mit der Union in freiem, von England unabhängigem Verkehr steht. Es übertrifft alle europäischen Länder weit in der Entwicklung seines Fernsprech- netzes und in der Zahl der Femgespräche. 2. Deutschlands Seegeltung. Seit dem Verfall der Hanse verschwanden die deutschen Schiffe aus den fremden Meeren. Erst 1848 sandte Bremen, das die Pflege der Segelschiffahrt nach Nord- amerika begonnen hatte, den ersten Dampfer nach New Aork. Hamburg trat in Wettbewerb und überflügelte dank seiner günstigeren Lage Bremen. Heutzutage nimmt die deutsche Flagge die zweite Stelle auf dem Atlantischen Ozean, dem Hauptverkehrsmeere der Neuzeit, ein. Im Indischen Ozean und jüngst auch im Stillen Ozean nimmt sie in erfreulichem Maße zu. Der deutsche Schiffsverkehr mit außereuropäischen Häfen ist in schnellem Wachstum. Nur durch den überseeischen Handel ist es möglich, die durch die industrielle Be- schästiguug stark verdichtete Bevölkerung zu ernähren und uuser Vaterland vor einem großen Verlust an Volkskraft durch Auswanderung zu bewahren. Der überseeische Handel aber bedarf zu seinem Schutze einer starken Kriegsflotte, die allein uns die Bürgschaft verleiht, daß „Deutschlands Zukunft auf dem Wasser liegt". Wie der deutsche Außenhandel an zweiter Stelle unter allen Ländern steht*, so nimmt auch seine Kriegsflotte zurzeit wohl die zweite Stelle^ ein, und nur teilweise gilt noch das Kaiserwort: „Bitter not tut uns eine deutsche Flotte". Daher beruht Deutschlands militärische Machtstellung hauptsächlich aus dem Landheere. Von diesem aber heißt es: „Deutschlands Heer, Deutschlands Ehr'". 600 000 Krieger im Frieden und 5 Millionen im Kriege sichern die Grenzen unsers Reichest E. Bevölkerung. Unser Reich gehört trotz der sehr bedeutenden Auswanderung (1832—95: 5,6 Mill.) zu den dichtbevölkerten Staaten. Wie in andern Ländern, so ist auch hier die Bevölkerung ungleich verteilt; arn dichtesten bewohnt sind die gewerblichsten Gegenden, so das Königreich Sachsen und die Rheinprovinz. (Vgl. die Übersichten S. 71.) a) Der Abstammung nach bildet die Bevölkerung unsers Reiches den bedeutendsten Zweig der germanischen Völkerfamilie, die auch die Engländer, die Holländer, die Flämen im Königreich Belgien, die Dänen, Norweger und Schweden sowie fast ein Viertel der Bevölkerung Österreich-Ungarns umfaßt. Etwa 55 Mill. (92%) uufers Volkes sind Deutsche; im Osten des Reiches finden sich rund 4,5 Mill. Slawen, 1 Hinter Großbritannien, vor der Union, vor Frankreich, Belgien, Österreich-Ungarn, Rußland, Italien, Kanada und China. — 2 Hinter Großbritannien. Die deutsche Kriegs- flotte ist ungefähr s) stark wie die der Union und die Frankreichs. — » Nur Rußland übertrifft das Deutsche Reich an Zahl der Krieger. 4*

16. Länderkunde von Europa mit Ausnahme des Deutschen Reiches, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 103

1909 - Breslau : Hirt
Iii. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten. 103 Iii. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten. a) Seit dem Untergange des Weströmischen Reiches sind neben den Arabern hauptsächlich die Germanen Träger kolonialer Bestrebungen gewesen. Im 9. Jahr- hundert haben die Norrnannen weithin über die Färöer nach Island ihre Siedlungen ausgedehnt, am Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts nach Grönland und Nordostamerika. Diese Niederlassungen gingen freilich bald zugrunde, dafür aber blühten die im 9. und 11. Jahrhundert gegründeten Siedlungen in Nordfrankreich, Süditalien und England schnell zu Macht und Ansehen empor. Die Unternehmungen der Deutschen im Io., 12. und 13. Jahrhundert, das sla- wische Land östlich der Elbe wiederzugewinnen, zeugen ebenfalls von germanischem Kolonisationstrieb. Eine Art von Handelskolonien indes gründete durch ihre Faktoreien in London, Brügge, Wisby und Nowgorod zuerst die deutsche Hanse. Dieser Bund deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber durch die Selbst- sucht der die Hansestädte beherrschenden Patriziergeschlechter, durch die Erstarkung der ausgesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen erfolgten Entdeckung neuer See- undhandelswege um 1500 ging die Hanse ihrem Untergang entgegen (1630). b) Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, während seines Unabhängigkeitskampfes im 16. und 17. Jahrhundert den Entdeckern der neuen Seewege, den Spaniem und Portugiesen, die von diesen in Besitz genommenen Küstenländer in Südafrika und in Süd- und Südostasien. Die Mederländer konnten jedoch bei ihrer geringen Volkszahl diese Gebiete nicht genügend besiedeln und be- haupten. Infolgedessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien fest. Zu derselben Zeit erwarben sie auch Nordostamerika. Hier wurden sie wieder von Germanen, den Engländern, im 18. Jahrhundert verdrängt, und seitdem zeigt das britische Volk den großartigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte kennt. Es hat sich ein außerordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche zu eigen gemacht. Sein wichtigster Besitz ist das Indische Kaiserreich , eine Pflan- zungs- und Handelskolonie, die 300 Millionen Einwohner zählt. Als Sied- lungskolonien sind das Britische Nordamerika, Australien und Südafrika zur Aufnahme des englischen Volksüberschusses von hervorragendster Bedeutung. Eine starke Stütze der meerbeherrschenden Macht Großbritanniens bilden zahlreiche Flotten- und Kohlenstationen in den drei Ozeanen. _ Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder aus, zuerst in Algier. Sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie jetzt nächst den Engländern den größten kolonialen Besitz in Tropenländern und in Algerien ein wertvolles und gesundes Siedlungsland haben. Im 19. Jahrhundert entwickelten die Niederländer, die in unerreichter Weise ein jeder Arbeit abholdes Tropenvolk zur Arbeitsamkeit erzogen, zunächst die Insel Java zur Hauptquelle ihres Reichtums und zum dicht bevölkerten tropischen Paradies.

17. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien - S. 87

1907 - Breslau : Hirt
D. Entwicklung und Vergleich der Kolonien der europäischen Staaten. 87 Die Unternehmungen der Deutschen im 10., 12. und 13. Jahrhundert, das slawische Land östlich der Elbe wiederzugewinnen, zeugen ebenfalls von germani- schem Kolonisationstrieb. Eine Art von Handelskolonieu indes gründete mit ihren Faktoreien in London, Brügge, Bergen, Wisby und Nowgorod zuerst die deutsche Hanse. Dieser Bund deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber hauptsächlich durch die Selbstsucht der die Hansestädte beherrschenden Patrizier- geschlechter, durch die Erstarkung der ausgesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen erfolgten Entdeckung neuer See - und Handelswege um 1500 ging die Hanse ihrem Untergang entgegen (1630). Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, während seines Unabhängigkeitskampfes im 16. und 17. Jahrhundert den Entdeckern der neuen Seewege, den Spaniern und Portugiesen, die von diesen in Besitz genommenen Küsten- länder in Südafrika und in Süd- und Südostasien. Es konnte jedoch bei seiner geringen Volkszahl diese Gebiete nicht genügend besiedeln und behaupten. Infolge- dessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien fest. Zu derselben Zeit erwarben sie auch Nordostamerika. Hier wurden sie wieder von Germanen, den Engländern, im 18. Jahrhundert verdrängt, und seitdem zeigt das britische Volk den großartigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte kennt. Es hat sich ein außerordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche zu eigen gemacht. Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder auf, zuerst in Algier, und sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie jetzt nächst den Engländern den größten kolonialen Besitz in Tropenländern haben. Zu der- selben Zeit entwickelten die Niederländer, die in unerreichter Weise ein jeder Arbeit abholdes Tropenvolk zur Arbeitsamkeit erzogen, zunächst die Insel Java zur Hauptquelle ihres Reichtums und zum dicht bevölkerten tropischen Paradies. Das noch nicht geeinte deutsche Volk, das seit dem Untergange der Hanse nur § 203. einen der Kosten wegen bald wieder ausgegebenen kolonialen Versuch des Großen Kurfürsten an der Oberguiueaküste erlebt hatte, blieb zu dieser Zeit des kolo- uialeu Aufstrebens feiner beiden westlichen Nachbarn von ähnlichen Strebungen völlig unberührt, und auch nach seiner politischen Einigung i. I. 1871 standen ihm zunächst noch andere Aufgaben im Vordergründe. So waren die besten Teile der Erde von anderen Völkern in Besitz genommen, als Handelsentwicklung und dichte Bevölkerung auch die Deutschen zur Umschau nach Kolonien drängten. 1883 erwarb der Bremer Kaufmann Lüderitz das erste Stück von Deutfch-Süd- Westafrika, das 1884 vom Deutschen Reiche als erstes Schutzgebiet übernommen wurde. Das Schutzgebiet von Togo und Kamerun wurde im Jahre 1884 unter G. Nachtigals hervorragender Betätigung erworben und begründet. Unter steten, von Beginn der deutschen Kolonialpolitik an geübten Quertreibereien und mehr oder weniger geglückten Verhinderungsversuchen der Engländer folgte noch in dem- selben Jahre durch Karl Peters' kühne Tatkraft die Besitzergreifung von Deutsch- Ostafrika. Auch die Grundlage zum deutschen Besitz in der Südsee wurde 1884 durch die verdienstvolle Tätigkeit von O. Finsch in und bei Neuguinea gelegt, 1898 die Kiautschöu-Bucht auf 99 Jahre von China gepachtet, 1899 die Marianen und Karolinen von Spanien gekauft und zuletzt die älteste Pflanzstätte deutschen Fleißes in den Tropen, der Hanptteil der Samöa-Jnseln, durch Vertrag mit Groß- britauuien und den Vereinigten Staaten von Amerika erworben. ^o hat das Deutsche Reich von den noch freien Gebieten so viel erhalten, wie zu so später Stunde möglich war, und ist eine Kolonialmacht zweiten Ranges geworden. Sein auswärtiger Besitz übertrifft die Bodenfläche des Heimatlandes fast

18. Lesebuch für Gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 360

1913 - München : Oldenbourg
360 173. Deutschland. Verkehrsstraßen, verknüpft unser Vaterland einerseits mit den Gegengestaden der Ostsee, während die Nordsee auf den Atlantischen Ozean und die trans- atlantischen Länder hinweist. Nicht weniger als 7/io seines gesamten Außen- handels gehen bereits über See. Deutschland ist eben kontinental und ozeanisch zugleich, letzteres besonders im Norden und Westen. Von den Einflüssen des Meeres wird besonders auch das Klima im nordwestlichen Teile des Reiches beherrscht und die deutschen Ströme, deren Zahl und Größe nur von den russischen übertroffen wird, namentlich Rhein, Elbe und mehr und mehr auch die Oder, tragen ozeanisches Wesen tief ins Innere des Landes hinein. Schon zur Zeit der Hansa nahmen denn auch die Deutschen eine gebietende Stellung auf den nordischen Gewässern ein; deutsche Kaufleute legten Quartiere in London, Bergen, Wisby (Gotland) und Nowgorod (am Jlmensee in Rußland) an und die Flotten Lübecks und Hamburgs machten die Königsthrone von Schweden und Norwegen erzittern. Hauptsächlich der Dreißigjährige Krieg, der Deutschlands Wohlstand auf Jahrhunderte vernichtete und dessen Flußmündungen den Feinden auslieferte, gab der Hansa und vor allem dem Ostseehandel den Todesstoß und England riß das Erbe der Hansa an sich. Erst mit dem wirtschaftlichen Zusammen- schlüsse der deutschen Volksstämme, namentlich aber seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums im Jahre 1871 gewann Deutschland mit erstaun- licher Raschheit wiederum Seegeltung und heute ist ihm nur mehr die englische Handelsflotte, freilich noch um mehr als das Fünffache, überlegen. Die Vorteile der geographischen Lage werden noch vermehrt durch die Oberflächengestaltung des deutschen Bodens. Nahezu die Hälfte vom Boden des Deutschen Reiches entfällt auf das Tiefland (250500 qkm); aber auch das Bergland, welches die andere Hälfte einnimmt (278 700 qkm), stellt dem Verkehr nirgends wesentliche Hindernisse entgegen; insbesondere ist es durch breite und tiefe Talungen und Paßeinsenkungen allenthalben aufgeschlossen und von Eisenbahnen durchschnitten. Ja selbst die Alpen, die uns von den sonnigen Gestaden des Mittelmeers trennen, sind durchbohrt oder überschient worden und so ist uns auch dieses Meer jetzt wesentlich nähergerückt. Dank der glücklichen Verteilung seiner Erhebungen erfreut sich unser Vaterland auch in allen seinen Teilen einer reichlichen Bewässerung; senden doch die Gebirge nach allen Richtungen das lebenspendende und leben- erzeugende Element. Die Ströme des Tieflandes ermöglichen wiederum eine lebhafte Binnenschiffahrt und überdies hilft ein immer mehr sich aus- dehnendes Kanalnetz den riesenhaft angewachsenen Eisenbahnverkehr entlasten und die Frachtkosten vernündern. Und durch welche Fülle landschaftlicher Schönheit entzücken Deutschlands Fluß- und Gebirgsszenerien! Welches Land hat ein Strombild wie das des Rheins aufzuweisen, einen Natur- park wie den Thüringer Wald, Waldpartien wie im Schwarzwald, Spessart und Harz!

19. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 52

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
52 I. Das deutsche Städtewesen im Mittelalter. skandinavischen Reichen mit starken Widerständen des Adels zu ringen hatte und daher bis ins 16. Jahrhundert hinein mehr die Snlerefsetf des Herrscherhauses als die der Nation wahrzunehmen genötigt war. Ähnlich stand es im 15. Jahrhundert in England während der Rosen--kriege. Als sich aber auch im Norden das Königtum mit den anderen nationalen Gewalten fester zusammenschloß, machte sich für die Hansen empfindlich der Nachteil geltend, daß hinter ihren Ansprüchen nicht ein starkes politisches Gemeinwesen stand, das den neuen Gewalten des Nordens gewachsen war. Daher konnte Elisabeth von England es wagen, die Jahrhunderte alten Vorrechte des Stahlhofs aufzuheben, ohne sich um die ohnmächtigen Einsprüche der Äanse zu kümmern. Ähnlich erging es in den skandinavischen Reichen, die in der Reformations-zeit zu innerer Einheit und äußerer Macht gelangten. Auch in der Äeimat ging es mit der Äanse zurück: die norddeutschen Landesfürsten zwangen die größere Zahl der Landstädte, den Bund zu verlassen: so Kurfürst Friedrich Ii. Eisenzahn die brandenburgischen seit 1442. Es bröckelte besonders seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts ein Glied nach dem andern ab, bis schließlich nur noch Lübeck, Bremen und Äamburg übrigblieben. Den Todesstoß erhielt der hansische Handel durch die großen Entdeckungen. Der Schwerpunkt des europäischen Handels verschob sich nach Westen, wo Engländer und Holländer die ersten Handelsmächte wurden. Während der Stürme des Dreißigjährigen Krieges fanden die letzten Tagfahrten der Hanse statt. Die Selbständigkeit der Städte innerhalb des politischen Lebens in Deutschland nahm überhaupt mit dem Ausgang des Mittelalters ein Ende, zumal seitdem innere Streitigkeiten zwischen den Geschlechtern und Zünften ihre Kräfte lähmten und ihre Verfassungen immer demokratischer wurden. Nur eine Anzahl von Reichsstädten, wie Nürnberg, Augsburg, Frankfurt a. M., konnten auch noch in der Reformationszeit eine einigermaßen selbständige Politik treiben, da sie seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Reichsstandschaft, d. H. Sitz und Stimme im Reichstage, erlangt hatten. Auch innerhalb der Landesherrschaften besaßen die Städte als Glieder des ständischen Landtages einen oft nicht unbedeutenden Einfluß, der allerdings im Osten durch den der Ritterschaft weit überboten wurde. Der Absolutismus machte der Selbstverwaltung der Territorialstädte im wesentlichen ein Ende, wenn ihnen auch ein eingeschränktes Wahlrecht der Magistrate belassen wurde. In den Reichsstädten friftete sie bis zur Mediatisierung durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 ein kümmerliches Dasein. Erst das 19. Jahrhundert brachte einen neuen Aufschwung des deutschen

20. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 74

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
74 neue Verbindungen zu Land und Wasser anzulegen seien; wie Streitig-feiten zwischen den Bundessttten zu schlichten seien u. a. Um die Verwaltung zu erleichtern, war das Gebiet der Hanse in drei, spter vier Bezirke geteilt; jeder Bezirk umfate die Städte, deren Bewohner gemeinsame Abstammung und gleichartige Handelsverhltnisse hatten. c) Bltezeit. Die Bltezeit der Hanse ist das 14. und 15. Jahrhundert, besonders nach dem ruhmreichen Kriege mit Waldemar Iv. von Dnemark. Dieser hatte die Insel Gotland erobert und die Hansestadt Wisby schwer geschdigt 1361. Die Schiffe Lbecks, die ihn strafen sollten, wurden von den Dnen vernichtet. Da rstete die Hanse eine furchtbare Flotte zu einem Feldzug gegen Dnemark, Schweden und Nor-wegen, die sich verbndet hatten. Norwegen wurde zum Frieden gezwungen, Schweden und Dnemark wurden besiegt. Der Friede zu Stralsund 1370 sicherte der Hanse die Herrschaft der die Ostsee und ihre Ksten-lnder. Seitdem dehnte sich der Handel der Hanse aus der die nordischen Reiche Dnemark, Schweden, Norwegen, England, Nordruland. In diesen Lndern durfte der Grohandel nur von Deutschen betrieben werden, während der Kleinhandel in den Hnden von Eingeborenen lag. Dieses Borrecht wute die Hanse sich lange zu erhalten. d) Verfall der Hanse. Als die nordischen Reiche immer strker wurden, suchten sie den deutschen Kaufleuten die Vorteile zu ent-ziehen. Zuerst lsten sich die russischen Ostseestdte ab; dann hob England die Vorrechte der Hanse auf; endlich machten sich die skandinavischen Städte frei Zu diesen schweren Verlusten kam die Uneinigkeit unter den Hanse-stdten. Endlich verschob sich seit Entdeckung Amerikas der Welthandel nach dem Westen Europas, zunchst nach Spanien und Portugal. Bald hatten die Städte der Hanse von ihrer Verbindung nur noch Lasten, ober keine Vorteile mehr. Daher fiel eine Stadt nach der andern ab, bis nur noch Lbeck, Hamburg und Bremen brig blieben. e) Bedeutung der Hanse: 1. Sie vertrat jahrhundertelang deutschen Geist und deutsche Tatkraft dem Auslande gegenber, und das zu der Zeit, wo das Kaisertum ohnmchtig war. 2. Sie vermittelte den Kstenlndern der Ostsee (Skandinavien, Rußland, Polen) die Kultur Sd-und Westeuropas. 3. Sie schtzte und pflegte den nordischen Handel zu Wasser und zu Lande: denn a) sie verfolgte die Seeruber und schaffte das grausame Standrecht ab, b) sie sicherte den Binnenhandel durch Be-kmpfung der Landruber.