Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 38

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen- stellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König- reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.' Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor- dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt- schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.) In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold- küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei- mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut- schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 20

1906 - München : Oldenbourg
20 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. in vereinzeltem Kampf dem römischen Schwert, die Noriker, wie es scheint, der römischen Politik ohne Kampf. Das Ende beider Volksstämme war ihr Untergehen im römischen Reichs- und Staatsbürgertnm mit seinem kosmopolitischen internationalen Gepräge, in dem die Besonderheiten jedes selbständigen Volkstums verschwinden mußten. Sprache, Kult, Staatseinrichtungen, Lebensführung, Tracht und Sitte waren schließlich die des Reiches. Nur soweit sich Kunst und Handwerk des La Tene in dem provinzial-römischen Stil erhalten haben, geben sie auch in dieser Zeit noch Kunde von dem einstigen selbständigen, künstlerischen Empfinden und technischen Geschick des Volkes. Meisterhaft verstand sich Rom auf. die Durchführung der politischen Ziele wie auf nivellierende Knlturbeeinslnsfung. Es kam in den eroberten Provinzen zu keiner nationalen Erhebung mehr während der römischen Weltherrschaft. Die politische Geschichte der Provinzen Norikum und Rätien (dem Vindelikien angegliedert war) bietet, soweit wir sie aus den Schriftstellern kennen, nichts von Belang. Die Kulturgeschichte aber weist viele interessante Einzelheiten des provinzial-römischen Lebeus während seiner säst 500 jährigen Dauer auf. Man richtete sich alsbald nach der Unterwerfung des Gebietes auf die Dauer darin ein. Die Grenze bildete erst die Donau, später der sogenannte Limes, eine markierte Zoll- und Reichsgrenze gegen die Germanen, die an strategisch wichtigen Punkten durch dahinter liegende Kastelle ihrem ganzen Laus entlang gesichert war. Im Binnenlande waren Befestigungen nicht nötig, wie hier auch ständige Garnisonen außer kleinen Wach- und Etappenposten nicht vorhanden waren. Das Militär lag in den Grenzkastellen. Ein Hauptaugenmerk war dem Straßennetz gewidmet, dessen Grundlagen die vorrömischen Verkehrswege bildeten, soweit nicht militärische und politische Gründe eine Änderung verlangten. Das gleiche war mit den bisherigen Städten der Fall, die fortbewohnt wurden; Neugründungen von Städten, die sich durch ihre römischen Namen sofort kennzeichnen, wie z. B. Augusta Vindelicorum, Castra Regina ii. s. w., waren aus politischen und strategischen Gründen veranlaßt. Man lebte unter den Jnliern und Flaviern bis in die Zeit Mart Aurels in tiefem Frieden; man fühlte sich vor den Germanen jenseits der Grenze so sicher; daß §■ B. hart am Limes ein reich ausgestattetes, mit Kunstwerken geschmücktes Wohnhaus sich befand (Westerhofen b. Ingolstadt). Überreste von Staatsgebäuden, Tempeln, Foren wurden in größeren Orten gefunden, wie in Augsburg, Regensburg, Kempten, Salzburg, Epfach re. Im ganzen römischen Teile unseres Landes wurden große Meierhöfe mit vielen Funden von landwirtschaftlichen Geräten und Gebrauchsgegenständen aufgedeckt. Von allen römischen Bauwerken aber hat sich über dem Boden außer der eingebauten Porta praetoria in Regeusburg und der (vielleicht römischen) Heidenmauer iu Lindau nichts im Lande erhalten. Was noch an römischem Mauerwerk vorhanden ist, steckt unter dem Boden und muß erst ausgegraben werden, wie z. B. die Grundmauern der Limeskastelle und ihrer Gebäulichkeiten.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 51

1906 - München : Oldenbourg
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 51 Arnulf dazu noch die böhmische Mark, die kärntnische Mark und Oberpannonien verliehen erhalten. Welchem Geschlechte er angehörte, läßt sich mit vollkommener Sicherheit nicht angeben, aber unser vortrefflicher Geschichtschreiber Siegmund von Riezler hat mit triftigen Gründen die hohe Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß er von den Housiern abstammt, von jener Familie des alten bayerischen Hochadels, welche nach dem Herzogshause der Agilolfinger die mächtigste und vornehmste war. Und Luitpold selbst wurde der Vater eines ruhmvollen Geschlechts, das die Forscher mit seinem Namen verknüpfen und von dem sie wiederum mit nahezu völliger Bestimmtheit die Grasen von Scheyern, die Vorfahren der erlauchten Grasen von Wittelsbach ableiten, so daß er mit Fng und Recht als der Ahnherr unseres Königshauses gilt. Schlimm stand es damals um Deutschland. Während im Westen die Normannen die Küsten und die Uferlande plünderten, wütete:: verheerende Fehden im Innern des Reiches, namentlich der blutige Zwist zwischen den Babenbergern und den Saliern, so daß die Ungarn ihre Einfälle in die bayerischen Grenzlande alljährlich wiederholen konnten. Genauere Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert; aber wir wissen, daß sie in den Jahren 901, 902, 903 Niederlagen erlitten, daß 904 ihr Anführer Chuffal von den Bayern zum Gastmahle geladen und hier samt seinem Gefolge erschlagen wurde. Wie einst die Hunnen, die ebenfalls in den Pußten Ungarns hausten, waren sie gefürchtete Feinde. Ihr stürmischer Angriff war unwiderstehlich, ihre Todesverachtung im Kampfe war unerschütterlich, die Schnelligkeit ihrer Pferde entzog sie den Verfolgern, gestattete aber ihnen selbst eine unablässige Verfolgung. Religiöser Fanatismus trieb die wilden Heiden an; denn sie glaubten, daß sie einst im Jenseits so viele Leibeigene zur Bedienung haben würden, als sie Feinde erlegten. Dabei beseelte sie ein derartiger Blutdurst, daß sie auf den Leichen der Erschlagenen wie auf Tischen schmausten und tranken; die gefangenen Weiber und Mädchen banden sie mit deren Haarzöpfen zusammen und trieben sie nach Ungarn. Wo sie hinkamen, zerstörten sie alles, sengten, brannten und vernichteten, was sie nicht mit sich schleppen konnten. Dieser Blutdurst, die unmenschliche Behandlung der Wehrlosen, die Zerstörungswut, dazu die häßliche Erscheinung der kleinen Gestalten mit gelben, breitknochigen Gesichtern und geschlitzten Augen, ließ sie den Deutschen wie höllische Unholde erscheinen und die Schnelligkeit, mit der sie — allerorten den roten Hahn auf die Dächer setzend und das Land in eine Wüstenei verwandelnd — plötzlich mitten im Lande erschienen und hinter den Rauchwolken der niedergebrannten Gebäude mit ihrem Raube wieder verschwanden, trug nicht wenig dazu bei den von ihnen ausgehenden Schreckensbann zu vermehren. Im Jahre 906 hatten die Ungarn einen bedeutenden Erfolg errungen, unter ihren wiederholten Angriffen war das große Reich der slavischen Mähren x) Geschichte Bayerns, I, 245 ff.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 360

1906 - München : Oldenbourg
360 68. Napoleon bei Abensberg und Regensburg. Gesichte, den kalten Zügen, dem ernsten, scharfen Blicke einen fast unheimlichen Eindruck; der Glanz der vielen Uniformen um ihn her erhöhte den Kontrast dieser unscheinbaren Erscheinung. Napoleon befahl, daß man aus den verschiedenen bayerischen Regimentern Offiziere herausrufen solle, ließ diese einen Kreis um sich und den Kronprinzen schließen und hielt an sie eine Ansprache, welche der Kronprinz ins Deutsche übersetzte. Unter anderm sagte er, daß er sie in einem Monate nach Wien führen und Bayern den Schaden, welchen ihm jetzt Österreich zufüge, reichlich ersetzen wolle. Ein lautes Vivat erscholl, als er geendet, der Kreis loste sich und Napoleon stieg vorn Pferde. Er entfernte sich, nur von Wrede begleitet, 9in9( in eifrigem Gespräche mit diesem auf und ab, stand still, sprach wieder im Gehen, die Hände auf den Rücken gelegt und den Kops etwas gesenkt, stand abermals still und klopfte Wrede auf die Schulter. Man konnte sichtlich bemerken, daß er mit ihm sehr zufrieden und in guter Stimmung war. Napoleon sammelte darauf seine Generale um sich, ließ eine große Karte auf dem Boden ausbreiten, fetzte sich nieder und traf feine Dispositionen. Man sagte, er habe die Punkte bezeichnet, wo er die Österreicher schlagen wollte. Die vielen militärischen Größen hier aus dieser Anhöhe um den Mann, welcher bereits die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogen hatte, versammelt und sich bewegen zu sehen war für mich als stillen Beobachter von größtem Interesse. Während dessen hatten die Truppen Stellung genommen. Napoleon war unerwartet erschienen und mit ihm ein starkes französisches Heer, das im Vereine mit den Bayern und Württcmbergern sich nach allen Richtungen ausbreitete. Es schien als wüchsen die Leute aus der Erde heraus. Nachdem die Dispositionen getroffen waren, flogen die Generale und Adjutanten nach allen Richtungen auseinander; auch Napoleon bestieg fein Lieblingspferd wieder, den Ali, welchen er aus Ägypten mitgebracht; noch sehe ich ihn lebendig vor mir, wie er den Hügel hinabfprengte und um die Ecke eines Waldes verschwand. Bald daraus donnerten die Geschütze auf allen Seiten. Prachtvoll, wahrhaft imposant waren die großen Massen französischer Kürassiere, welche in langen, geschlossenen Reihen in vollem Trab ins Treffen rückten; der Boden zitterte unter ihren Bewegungen und die Scheiden ihrer Schwerter erzeugten dabei einen eigentümlichen, unheimlichen Ton. Dieser Anblick machte einen gewaltigen Eindruck, man fühlte sich leicht zu dem Gedanken veranlaßt, daß solche Massen alles niederwerfen müssen; und doch war ich schaudernd Zeuge, wie später auch diese Eisenmänner ganze Felder mit ihren Leichen überdeckten. Der Mut mich immer so weit vorzuwagen als nur möglich verschaffte mir, als es schon zu dämmern begann, noch einen höchst interessanten Anblick. Sch hatte mich nämlich bis an den Platz vorgedrängt, auf dem Napoleon stand und wunderte mich selbst, daß ich dort geduldet wurde. Aber es war so lebendig in seiner Nähe, daß meine unbedeutende Persönlichkeit gar nicht bemerkt wurde.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 563

1906 - München : Oldenbourg
117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. 563 Nun bogen wir in einen Waldweg ab. Er hatte genau die Richtung auf jene französische Schimmelbatterie, die wir schon vorhin von oben bemerkt hatten. An einer Lichtung passierten wir den ersten bayerischen Verbandplatz. Da walteten die Ärzte schon ihres schaurigen Amtes. Wir waren froh, daß uns der Wald bald wieder aufnahm. Nichts wirkt auf die Leute ungünstiger als der Anblick von Amputationen, wie sie dort gerade an einem Unteroffizier des 10. Regiments vorgenommen wurde. 7/ „Vorwärts, Jäger! Laufschritt! Vorwärts!" Meine Kompagnie war an der Spitze. Der Weg verbreiterte sich zu einer Lichtung. „Donnerwetter! Was soll das heißen? Das sind ja unsere Leute, die zurückweichen!" Eine schwache Abteilung unserer Avantgarde war in der Flanke gefaßt worden. Eine ganze feindliche Division, die 1. des 7. französischen Korps, hatte sie von links gepackt und drohte sie vollständig aufzurollen. „Meine Herren, halten Sie Ihre Züge fest geschlossen! Wir dringen durch und reißen sie mit!“ — Ich hatte unserem kleinen Hauptmann eine so mächtige Stimme gar nicht zugetraut. Wir sprangen zu unseren Jägern. „Uns nach, Jäger! — Fest beisammen bleiben! — Keinen der Unsrigen durchlassen! — Vorwärts, Jäger! Laufschritt, vorwärts!" Kein Mann blieb zurück. Wie eine feste Mauer drang unsere Kompagnie durch und riß die Wankenden mit sich. Rechts von uns machten es 36*

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 285

1906 - München : Oldenbourg
r>4. Die Sendlinger Von den Wällen schlugen die Bomben schwer. Die Landsleut' in der Milten, Die haben viel hart gestritten. Sie flohen über die Heide breit Durch tief verschneite Fluren, 3m Rücken und an jeder Seit’ Kroaten und Panduren. Dort sind wohl ihrer tausend und meh Unter Rosseshufe gesunken Und haben den blutigen Weihnachtschnee Als Wegzehrung getrunken. Ein Friedhof steht am Hügelrand Den erklommen die Bauern mit Knie und Hand, Auf dem Glatteis ringend im Einzelkampf Unter Kolbenstoßen im Pulverdampf, Bis von dem Rest der treuen Schar Der steile Hof erklettert war. Da stieß in ein verschneites Grab Der greise Schmied den Fahnenstab: .Hie lieber bayrisch sterben Als kaiserlich verderben!" Heiß kochte der Schnee, die Nacht war lang, Durchs Knattern der Musketen Zog sich's wie Orgel- und Glockenklang, Wie fernher wanderndes Beten. Und ein Bauer ein weißes Tuch aufband, Er tat's an der Sense schwenken, (Er mußte des Jammers im bergigen Land, Der Witwen und Waisen gedenken. - „Bon der Iugspitz bis zum Wendelstein Nur Sturmgeläut' und Feuerschein, Derweil zwischen Hufschlag, Schnee und Blei Wir fruchtlos fallen vor Hahnenschrei. Wir haben's verspielt ohne Nut) und Lohn, Drum, feindlicher Obrist, gib uns Pardon, Bauernschlachl (1705). 285 Daß die Dreihundert, die wir noch sind, Heimziehen dürfen zu Weib und Kind — " Drauf ist unter Blitz und Knallen Der Sprecher vom Stein gefallen. Da schlossen ums flammende Gotteshaus Die Landsleut' eine Kette Und knallten und schrien in die Nacht hinaus Eine furchtbare Weihnachtmette. Als der Hahn im Dorfe zu krähen begann, War all ihr Blei verschossen, Sie hingen würgend Mann an Mann Auf den schäumenden Ungarrossen. Und als an die Glocken der Frühwind fuhr, Da stand von den Bauern ein einziger nur, Das war der stärkste Mann des Lands, Der Schmied von Kochel, der Meier Hans; Mit einer Keule von Eisenguß Drasch er sie nieder zu Pferd und Fuß. Doch als die Sonne zur Erde sah, Seine sieben Söhne lagen da Ums Fähnlein, das zerfetzte; Der Vater war der letzte. Nun tröst’ euch (Bott im Himmelreich, Ihr abgeschiednen Seelen! Es wird von solchem Bauernstreich Noch Kindeskind erzählen. Wohl manch ein Mann, wohl manch ein Held Geht um in deutschen Weisen, Wir wollen den, der Treue hält, Vor allen andern preisen, Der trotz Verrat und Hochgericht Von seinem Wort kein Iota bricht. Jetzt aber sagt, wo kehren wir ein ? Ich denk', heut’ soll's in Sendling sein. Vorbei am Friedhof führt die Straß', Da grüßen mir unters verschneite Gras: „Hie lieber bayrisch sterben Als kaiserlich verderben!"

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 287

1906 - München : Oldenbourg
55. Eine L>zene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 287 Nun galt's nicht Kampf mehr um Sieg und Freiheit, jetzt ging es ums arme Leben. Der Rücken war noch frei bis zur nahen Dorfumfassuug; dort in Zäunen und Heckeu gab es noch Hindernisse für die Verfolger, in Häusern, Scheunen, Ställen noch Deckung gegen das mörderische Blei, auf Straße und Feldweg vielleicht noch ein Entkommen. Was noch stand, wirbelte in Haufen die Hänge und die hohle Straße am Kirchhof hinauf. Hier hetzt der kaiserliche Geueral Kriechbaum selbst sein Fußvolk den Fliehenden auf den Nacken. In dichten Massen schieben sich die Kolonnen den Berg heran, inmitten der Kommandant des Entsatzkorps mit seinem Gefolge, Grenadiere voraus, die den vom freien Feld sich Zurückziehenden auf dem Fuße folgen. Schonungslos wird hier das Dolchbajonett gebraucht, die neue Waffe de's Fußvolks, welche, mit dem Holzheft in die Mündung gepflanzt, die Muskete zum wuchtigen Spieß machte. Was nützt dagegen die dünne Seuseuklinge, was Gabel, Sichel und Knüppel! Nur der wuchtige Morgenstern, von nervigem Arm geschwungen, die schneidende Axt und die altertümliche Hellebarde mag dagegen bestehen. „Zum Freithof" brüllt da oben der Sensenmann an der Mauer und durch die enge Psorte schiebt sich das hastige Getümmel um Schutz bei Altar und geweihtem Boden zu finden. ofamm&ier schütze. Das Spundbajonett im Lauf der Infanterie-muskete hindert den Schuß, aber oben von der Mauer blitzt es, pafft und knallt es wie beim Scheibenschießen. Hier halten noch Jsarwinkler im grünen Rock mit dem kurzen gezogenen Radschloßstutzen stand gegen den geschlossenen Ansturm des kaiserlichen Fußvolkes. Wohl werden auch hier schon die Grabhügel zum harten, kalten Sterbebett derer, die aus dem Gemetzel im Wiesengrund hierher sich noch schleppend verbluteten, und die alte Kirche aus ferner, eisenharter Zeit sah nie noch solch Getümmel um ihre altersgrauen Mauern, wo das Blut der Gemordeten, das über die Altarstufen rieselte und an die falten Wände spritzend verrauchte, dem Ort des Friedens und ewiger Ruhe selbst die Weihe nahm. der kurfürstlichen Prinzen zu hindern und, einmal im Besitz der Hauptstadt, von hier aus der österreichischen Herrschaft ein Ende zu machen. Hauptsächlich waren es wehrhafte Männer vom Oberlauf der Isar und dem Land zwischen Loisach und Mangfall — Jsarwinkler — die selbstbewußt, trotzend auf eigene Kraft, den blutigen Strauß wagten.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 288

1906 - München : Oldenbourg
288 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. Des Verhaus knorriges Astwirrsal vermochte den Stürmern nicht halt zu gebieten, nicht Schutz den Verteidigern zu geben, denn schlecht taugt zum Nahkampf das zum Streitgerät geformte Ackerwerkzeug, nutzlos ist es auf die Ferne. Man ballt sich zu Knäueln zusammen die Wehr vorstreckend; so lehrten es die kriegserfahrenen Offiziere und Soldaten, die aus dem Verbände der aufgelösten kurbayerischen Regimenter in die Reihen der Landesverteidiger traten — „lieber dem Teufel zu dienen denn dem Kaiser". Der Leiter des gesamten Aufstandes, der Jägerwirt von Tölz, auf schnaubendem Schecken reitend, starrt trüb und unschlüssig die Straße hinab, wo es in erdrückenden Massen heraufzieht. — „Alles verloren!" — „Wenn's schon zum Sterben ist, dann drauf!" „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben!" Da werfen die Verzweifelnden und Zagenden sich den Grenadieren des Regiments „Bischof von Osnabrück" entgegen, die das Dorf umgehend durch die Gaffe einbrechen. ^ Der kleine Tambour schaut zaghaft ins Getümmel: das ist anders, als wenn man sich daheim im Dorfwirtshaus au die Gurgel fuhr ober mit dem Schlagring die Kopse zerbeulte, das ist bitteres Sterben in einem erbarmungslosen Ringen. Da „scheppert" die dünne Sensenklinge gegen den starren Gewehrlauf, die Axt gegen die Partisane, hier würgt das Messer gegen den Degen, ba prasselt tödliches Blei in die Leiber. Doch auch durch die Dorfgasse wälzt sich im Laufschritt von Neuhofen und Thalkirchen herüber fränkisches Fußvolk vom Regiment „Jahnns von Eberstätt". Es soll der Arbeit nicht viel mehr finden. In dichtem Knäuel bahnt hauend, stechend und schießenb der Haufe der Isarwinkler sich eine Gasse ins Freie, mit ihnen der französische Garbekapitän Gauthier, einer ihrer Führer. Ihr sicheres Blei hält die Verfolger in Achtung und wenn auch viele stürzenb den Weg zeichnen zur Heimat, die Braven erreichen fechtend den schützenden Wald. Den breiten „crabatischen" Krummsäbel oder die lauge Radschloßpistole in der Faust jagen über den Heil. Geisthof die Cusanihusaren herein von de Wendt, dem Kommandanten der kaiserlichen Besatzung Münchens, selbst geführt. Mit Roß und Waffen wohl versehen boten biefe Reiter von den Usern der Dran, Sau und östlichen Donau als leichte, flüchtige Scharen dem ihre Dienste, der ihnen Sold und Beute versprach. Schrecken und Furcht, aber auch Haß und bitteres Rachegefühl erweckten überall ihre barbarischen Gepflogenheiten. Hoch in den Bocksätteln mit ausgezogenen Kuieeu sitzend neigen sich die Vordersten zu wahllosem Hieb und Schuß in die dichte Masse der Sensenmänner, die die Wucht des Galoppsprunges hinwegsegt. Manch nervige Bauernfaust klammert sich da in die Zügel oder die haarige Roßschnauze, daß das Tier scheuend auffährt oder vorprellend den

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 289

1906 - München : Oldenbourg
55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 289 Widerstand zu Boden reißt. Mancher ©ant, in dessen Brnst die Sense zischend sich vergraben, kollert mit plumpem Fall hauend und schlagend in den Schnee, aber brutale Hiebe lösen die knochigen Hände von den Zügeln und der bransende Reitersturm rächt den Fall des Kameraden. In den Haufen verstreut erkennt man an den Uniformen Soldaten aufgelöster bayerischer Regimenter, die hier mit ihren bäuerlichen Kriegsgenossen die Mannentrene zu ihrem Fahneneid mit dem Leben bezahlen. Schon klimmen am Hang beim Wimbauernhof auch grauröckige Musketiere herauf. Noch schwanken die Vordersten vor der entschlossenen Haltung eines verzweifelten Häufleins; da duckt sich ein herkulisch gebauter, waffenloser Knecht zum Sprung gegen den zaudernd das Gewehr vorstreckenden Musketier, doch die Chargierten treiben die Zaghaften an zum Vollzug des Mordwerks. Da hieben die Zimmerlente von der Au, die sich den Aufständischen ange- schlossen hatten, ihre letzten Späne, da schlagen die Schmiede vom Oberland ihre letzten nervigen Schläge, der Letzten einer jener heldenhafte Schmied Balthes, von dem kein Dokument zu berichten weiß, den aber treues Volks-gedeukeu überliefernd aufstellte als das Urbild starren, zähen Mutes und nimmerwankender Treue zur Fahne seines Landes. Mit der Linken das Symbol kriegerischer Treue aus Herz drückend, mit der hammergewohnten Rechten den schmetternden Morgenstern regierend, stiernackig dem Feinde Trotz bietend und nicht achtend des ihn umtobenden Verderbens sei er uns dnrch alle Zeiten die Jdealgestalt bayerischen Löwenmutes und bayerischer Treufestigkeit. Das Feld war geräumt, der Sieg erfochten; aus den Leichenhaufen, aus den Häusern, Ställeu und Scheunen sollte die blutgesättigte Soldateska sich jetzt ihren Lohn holen. Beutegierig brachen Husaren, Panduren und Kroaten in die Höfe, die Türen krachten und von neuem verrichteten Jatagan, Säbel und Faustrohr entsetzliche Arbeit. Inmitten des über sie zusammenschlagenden Verderbens verkrochen sich die geängstigten Bewohner hilflos in ihren Hütten, retteten zwar das Leben, ihre Habe aber fiel der Plünderung zum Opfer. Die Baueru-Artillerie, kleine, wirkungslose Stücke, die sonst in den Klöstern zu Tegernsee und Benediktbenern friedliche Dienste zum „Antiaß-schießen" taten, fallen neben sechs Fahnen und einigem Fuhrwerk als Trophäen den Siegern in die Hände, mit ihnen die Führer: die Leutnants Clanze und Aberle und als letzter der kurfürstliche Hauptmann Mayer, der, nachdem Widerstand nutzlos, um dem überlebenden Rest der Landesverteidiger das Leben zu erwirken, selbst seine Person einsetzte. Über das Feld aber, gegen den Forstenrieder Wald tobt die Verfolgung. Längst schon ist der Ort eingekreist dnrch zahlreiche Reiterei, die den Ring immer enger schließend jeden der Fliehenden wie parforce gejagtes Wild hetzt. ffronleber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. lg

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 557

1906 - München : Oldenbourg
116. Die ersten Siege. 557 Am Fuße des zusammenstürzenden Kirchturmes trafen die einzelnen deutschen Regimenter von verschiedenen Seiten her zusammen. Endlich war der letzte Widerstand in Fröschweiler. gebrochen. Die Schlacht war damit endgültig entschieden. Der Feind warf sich auf die Rückzugsstraßen. Mac Mahon selbst, der von dem mißlungenen Angriff seiner Reiterei unverwundet zurückgekommen war, leitete den Rückzug. „Den Degen" — so schilderte ihn ein französischer Bericht in diesem Augenblick — „hatte er an der Klinge gefaßt und schwang ihn wie eine Keule. Unablässig bearbeitete er mit den Sporen sein großes, schaumbedecktes, schwarzes Pferd, das dritte Pferd an diesem Tage. Sein Rock hing in Fetzen, seine Krawatte war fort, das offene Hemd ließ die nackte Brnft sehen. Er aber zündete sich eine Zigarre an und gab kaltblütig die Rückzugsbefehle." Doch was halfen Befehle, wo schon alle Ordnung aufgelöst war! Schou längst hatte die sinnlose Angst alle Truppenteile erfaßt und trieb sie dahin, wo nur ein Ausweg zur Rettung noch zu entdecken war. Der Reiterangriff hatte wenigstens einem Teile der französischen Armee Luft gemacht und ihm Zeit und Gelegenheit zum Entweichen verschafft; diese Gelegenheit wurde auch allerseits so schnell wie möglich benutzt. In wilder Flucht zogen sich die fran-zösischen Regimenter, die trotz äußerster Tapferkeit keinen Erfolg hatten erringen können, zurück, Geschütze, Fahnen und zahlreiche Gefangene in den Händen der Sieger zurücklassend. Die Straße nach Hagenau bedeckte sich mit Flüchtlingen: es war ein schauderhaftes Durcheinander unter dem nachgesendeten Geschützfeuer der Deutschen, das sich von Minute zu Minute zu verdoppeln schien. Als der Abend einbrach, wurde die Unordnung in der Dunkelheit noch entsetzlicher, Geschrei, Geheul, Flüche, ein höllisches Wettrennen nach der Eisenbahn zu der Station Brumath. Hier galoppierten ledige Pferde, den Sattel unterm Bauche schleppend, zum Stadttore vou Hagenau herein; dann folgte ein Kürassier auf blut- und schaumbedecktem Pferde, ohne Küraß, ohne Waffen: dann ein Kanonier auf ungesatteltem Pferde — auf allen Gesichtern lag unaussprechliche Angst. Dann kamen ganze Schwärme von Reitern; oft saßen zwei Znaven auf einem Pferde. Andere schwangen ihre Säbel und hieben wie wahnsinnig auf die armen Pferde ein; wieder andere warfen den Helm, den wuchtigen Säbel und den schwerfälligen Panzer von sich um schneller vorwärts zu kommen. Nun mischte sich auch Fußvolk unter die Reiter; die militärische Ordnung war vollständig gebrochen. Das waren keine Soldaten mehr, die da vorbeirasten; das waren arme, furchtsame Kinder geworden, einzig und allein auf die Sicherung ihrer schon mehr oder weniger schadhaften Haut bedacht. Immer größer ward der Lärm; unter die Haufen der Kürassiere mischten sich Ulanen und Husaren; alles drängte sich durch die Straße; ledige Pferde liefen, als wären sie von gleicher Furcht getrieben, an allen Orten mit dem Schwarme; Zugpferde mit abgeschnittenen Zugsträugen, von Fußsoldaten oder Kanonieren geritten. Wie
   bis 10 von 394 weiter»  »»
394 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 394 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 6
2 2
3 1
4 91
5 52
6 6
7 63
8 4
9 9
10 75
11 26
12 5
13 0
14 21
15 0
16 50
17 1
18 0
19 1
20 48
21 3
22 5
23 64
24 7
25 1
26 11
27 10
28 45
29 2
30 17
31 5
32 0
33 3
34 0
35 1
36 31
37 133
38 6
39 2
40 3
41 2
42 12
43 40
44 1
45 15
46 17
47 1
48 106
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 26
1 199
2 180
3 124
4 118
5 12
6 21
7 34
8 56
9 316
10 25
11 29
12 29
13 53
14 146
15 51
16 235
17 956
18 11
19 326
20 57
21 106
22 64
23 462
24 28
25 70
26 161
27 13
28 65
29 71
30 14
31 224
32 26
33 19
34 33
35 52
36 65
37 36
38 40
39 101
40 13
41 106
42 75
43 309
44 26
45 166
46 32
47 29
48 51
49 18
50 19
51 82
52 224
53 13
54 54
55 103
56 88
57 1
58 22
59 81
60 128
61 161
62 10
63 41
64 67
65 183
66 44
67 98
68 128
69 36
70 46
71 104
72 61
73 46
74 27
75 48
76 63
77 354
78 63
79 13
80 20
81 19
82 215
83 136
84 41
85 85
86 31
87 77
88 74
89 56
90 42
91 46
92 748
93 28
94 224
95 70
96 58
97 60
98 400
99 12

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 50
1 7
2 103
3 12
4 21
5 11
6 47
7 4
8 6
9 2
10 187
11 19
12 123
13 42
14 8
15 17
16 22
17 8
18 24
19 158
20 3
21 2
22 9
23 3
24 17
25 15
26 17
27 29
28 15
29 21
30 13
31 18
32 17
33 161
34 35
35 3
36 12
37 5
38 21
39 24
40 6
41 39
42 51
43 66
44 1
45 16
46 38
47 23
48 28
49 14
50 117
51 161
52 18
53 14
54 70
55 12
56 152
57 0
58 16
59 266
60 30
61 3
62 27
63 41
64 17
65 23
66 0
67 1
68 11
69 2
70 28
71 13
72 29
73 16
74 3
75 22
76 1
77 8
78 7
79 4
80 11
81 552
82 11
83 4
84 43
85 42
86 8
87 8
88 12
89 25
90 22
91 82
92 13
93 21
94 1
95 12
96 4
97 23
98 2
99 10
100 155
101 2
102 204
103 5
104 7
105 68
106 10
107 16
108 6
109 7
110 12
111 14
112 308
113 5
114 37
115 62
116 57
117 5
118 44
119 8
120 50
121 177
122 12
123 79
124 22
125 48
126 35
127 204
128 133
129 32
130 1
131 93
132 66
133 18
134 16
135 1
136 94
137 9
138 10
139 51
140 25
141 3
142 48
143 164
144 2
145 49
146 48
147 5
148 27
149 19
150 3
151 14
152 131
153 18
154 21
155 46
156 97
157 3
158 7
159 27
160 9
161 1
162 16
163 45
164 1
165 18
166 70
167 16
168 43
169 88
170 1
171 32
172 33
173 62
174 0
175 145
176 2
177 128
178 5
179 50
180 6
181 78
182 72
183 82
184 10
185 40
186 5
187 50
188 10
189 21
190 32
191 14
192 433
193 22
194 8
195 76
196 99
197 21
198 3
199 15