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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 38

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen- stellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König- reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.' Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor- dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt- schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.) In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold- küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen. Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei- mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut- schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels und Seeverkehrs.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 20

1906 - München : Oldenbourg
20 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. in vereinzeltem Kampf dem römischen Schwert, die Noriker, wie es scheint, der römischen Politik ohne Kampf. Das Ende beider Volksstämme war ihr Untergehen im römischen Reichs- und Staatsbürgertnm mit seinem kosmopolitischen internationalen Gepräge, in dem die Besonderheiten jedes selbständigen Volkstums verschwinden mußten. Sprache, Kult, Staatseinrichtungen, Lebensführung, Tracht und Sitte waren schließlich die des Reiches. Nur soweit sich Kunst und Handwerk des La Tene in dem provinzial-römischen Stil erhalten haben, geben sie auch in dieser Zeit noch Kunde von dem einstigen selbständigen, künstlerischen Empfinden und technischen Geschick des Volkes. Meisterhaft verstand sich Rom auf. die Durchführung der politischen Ziele wie auf nivellierende Knlturbeeinslnsfung. Es kam in den eroberten Provinzen zu keiner nationalen Erhebung mehr während der römischen Weltherrschaft. Die politische Geschichte der Provinzen Norikum und Rätien (dem Vindelikien angegliedert war) bietet, soweit wir sie aus den Schriftstellern kennen, nichts von Belang. Die Kulturgeschichte aber weist viele interessante Einzelheiten des provinzial-römischen Lebeus während seiner säst 500 jährigen Dauer auf. Man richtete sich alsbald nach der Unterwerfung des Gebietes auf die Dauer darin ein. Die Grenze bildete erst die Donau, später der sogenannte Limes, eine markierte Zoll- und Reichsgrenze gegen die Germanen, die an strategisch wichtigen Punkten durch dahinter liegende Kastelle ihrem ganzen Laus entlang gesichert war. Im Binnenlande waren Befestigungen nicht nötig, wie hier auch ständige Garnisonen außer kleinen Wach- und Etappenposten nicht vorhanden waren. Das Militär lag in den Grenzkastellen. Ein Hauptaugenmerk war dem Straßennetz gewidmet, dessen Grundlagen die vorrömischen Verkehrswege bildeten, soweit nicht militärische und politische Gründe eine Änderung verlangten. Das gleiche war mit den bisherigen Städten der Fall, die fortbewohnt wurden; Neugründungen von Städten, die sich durch ihre römischen Namen sofort kennzeichnen, wie z. B. Augusta Vindelicorum, Castra Regina ii. s. w., waren aus politischen und strategischen Gründen veranlaßt. Man lebte unter den Jnliern und Flaviern bis in die Zeit Mart Aurels in tiefem Frieden; man fühlte sich vor den Germanen jenseits der Grenze so sicher; daß §■ B. hart am Limes ein reich ausgestattetes, mit Kunstwerken geschmücktes Wohnhaus sich befand (Westerhofen b. Ingolstadt). Überreste von Staatsgebäuden, Tempeln, Foren wurden in größeren Orten gefunden, wie in Augsburg, Regensburg, Kempten, Salzburg, Epfach re. Im ganzen römischen Teile unseres Landes wurden große Meierhöfe mit vielen Funden von landwirtschaftlichen Geräten und Gebrauchsgegenständen aufgedeckt. Von allen römischen Bauwerken aber hat sich über dem Boden außer der eingebauten Porta praetoria in Regeusburg und der (vielleicht römischen) Heidenmauer iu Lindau nichts im Lande erhalten. Was noch an römischem Mauerwerk vorhanden ist, steckt unter dem Boden und muß erst ausgegraben werden, wie z. B. die Grundmauern der Limeskastelle und ihrer Gebäulichkeiten.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 51

1906 - München : Oldenbourg
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 51 Arnulf dazu noch die böhmische Mark, die kärntnische Mark und Oberpannonien verliehen erhalten. Welchem Geschlechte er angehörte, läßt sich mit vollkommener Sicherheit nicht angeben, aber unser vortrefflicher Geschichtschreiber Siegmund von Riezler hat mit triftigen Gründen die hohe Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß er von den Housiern abstammt, von jener Familie des alten bayerischen Hochadels, welche nach dem Herzogshause der Agilolfinger die mächtigste und vornehmste war. Und Luitpold selbst wurde der Vater eines ruhmvollen Geschlechts, das die Forscher mit seinem Namen verknüpfen und von dem sie wiederum mit nahezu völliger Bestimmtheit die Grasen von Scheyern, die Vorfahren der erlauchten Grasen von Wittelsbach ableiten, so daß er mit Fng und Recht als der Ahnherr unseres Königshauses gilt. Schlimm stand es damals um Deutschland. Während im Westen die Normannen die Küsten und die Uferlande plünderten, wütete:: verheerende Fehden im Innern des Reiches, namentlich der blutige Zwist zwischen den Babenbergern und den Saliern, so daß die Ungarn ihre Einfälle in die bayerischen Grenzlande alljährlich wiederholen konnten. Genauere Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert; aber wir wissen, daß sie in den Jahren 901, 902, 903 Niederlagen erlitten, daß 904 ihr Anführer Chuffal von den Bayern zum Gastmahle geladen und hier samt seinem Gefolge erschlagen wurde. Wie einst die Hunnen, die ebenfalls in den Pußten Ungarns hausten, waren sie gefürchtete Feinde. Ihr stürmischer Angriff war unwiderstehlich, ihre Todesverachtung im Kampfe war unerschütterlich, die Schnelligkeit ihrer Pferde entzog sie den Verfolgern, gestattete aber ihnen selbst eine unablässige Verfolgung. Religiöser Fanatismus trieb die wilden Heiden an; denn sie glaubten, daß sie einst im Jenseits so viele Leibeigene zur Bedienung haben würden, als sie Feinde erlegten. Dabei beseelte sie ein derartiger Blutdurst, daß sie auf den Leichen der Erschlagenen wie auf Tischen schmausten und tranken; die gefangenen Weiber und Mädchen banden sie mit deren Haarzöpfen zusammen und trieben sie nach Ungarn. Wo sie hinkamen, zerstörten sie alles, sengten, brannten und vernichteten, was sie nicht mit sich schleppen konnten. Dieser Blutdurst, die unmenschliche Behandlung der Wehrlosen, die Zerstörungswut, dazu die häßliche Erscheinung der kleinen Gestalten mit gelben, breitknochigen Gesichtern und geschlitzten Augen, ließ sie den Deutschen wie höllische Unholde erscheinen und die Schnelligkeit, mit der sie — allerorten den roten Hahn auf die Dächer setzend und das Land in eine Wüstenei verwandelnd — plötzlich mitten im Lande erschienen und hinter den Rauchwolken der niedergebrannten Gebäude mit ihrem Raube wieder verschwanden, trug nicht wenig dazu bei den von ihnen ausgehenden Schreckensbann zu vermehren. Im Jahre 906 hatten die Ungarn einen bedeutenden Erfolg errungen, unter ihren wiederholten Angriffen war das große Reich der slavischen Mähren x) Geschichte Bayerns, I, 245 ff.

4. Das Mittelalter - S. 22

1893 - Leipzig : Dürr
I — 22 — dinien und Sicilien hausten die Vandalen, die Westgoten breiteten sich in Spanien ans. So endete das weströmische Kaiserreich im Jahre 476. Aber in der Erinnerung der Völker lebte die Idee des Imperiums fort; der altgeheiligte Thron galt nur für unbesetzt, bis Karl der Große das abendländische Kaisertum erneuerte. Oboafer war ein kluger Herrscher. Um Ostrom nicht zu reizen, ließ er sich boit dem dortigen Kaiser als Patrizins (Statthalter) in Italien bestätigen. Die Römer in Italien söhnte er dadurch mit seiner Herrschaft aus, daß er die römischen Beamten beibehielt und die Erhebung der Stenern ihnen übertrug. Obgleich Arianer, wie seine germanischen Krieger, erkannte er doch die römisch-katholische Kirche an. Die germanischen Nachbarn brachte er teils durch Verträge, teils durch kräftiges Einschreiten zur Ruhe. So bewog er die Vandalen dnrch ein Jahrgeld, ihre Raubzüge nach Sardinien und Sicilien einzustellen, dagegen verteidigte er die Alpenpässe energisch gegen die von Osten her andrängenden gotischen Völker. 9. Chlodewech. Wenige Jahre nach dem Untergange des weströmischen Reiches entstand im nördlichen Gallien ein mächtiger germanischer Staat, an den sich nach und nach die wild durcheinander wogenden deutschen Völkerschaften anschlossen und durch den sie zur Seßhaftigkeit gelangten: das Reich der Frauken. Diese waren zwar in zwei große Stämme geschieden, die salischen Franken zwischen Maas und Schelde und die ripuarischeu au beiden Ufern des Niederrheines, auch war ihr Land durch Erbteilungen ihres Königsgeschlechtes in mehrere kleine Reiche zerfallen, allein sie erkannten doch ihre Zusammengehörigkeit in Krieg und Frieden an. Im Jahre 481 erbte der fünfzehnjährige Chlodowech die Königskrone über ein Teilreich der salischen Franken an der Somme. Dieser Jüngling entwickelte bald außerordentliche Herrschergaben. Gruud-züge seiues Wesens waren eine trotzige, zur Gewaltthätigkeit geneigte Entschlossenheit, welche den halbwilden Zustand der Germanen jener Zeit charakterisiert, und eine berechnende Verschlagenheit, welche sich in unsicheren Zeiten leicht herausbildet. Indem er so alles in sich vereinigte, was man von einem Helden im rücksichtslosen Kampfe um das Dasein verlangen konnte, bekam er seine von der Kultur noch sehr wenig berührten Franken in die Gewalt und konnte hoffen, mit ihrer Hilfe seine Eroberungsgelüste zu verwirklichen. Im Jahre 486 rückte er in Gemeinschaft mit einem anderen fränkischen Teilkönige südwärts und griff die vollständig abgeschnittene und vergessene römische Statt-

5. Das Mittelalter - S. 53

1893 - Leipzig : Dürr
— 53 — der Sau und, diese überschreitend, bis zum Adriatischen Meere, im Süden reichte die äußerste Spitze des fränkischen Reiches tief nach Unteritalien und ins Ebrothal hinein. Gegen solche Macht verblaßte die Herrlichkeit des byzantinischen oder oströmischen Kaisertums in Konstantinopel fast gänzlich, und es regte sich in den abendländischen Völkern der Wunsch, die weströmische Kaiserkrone auf Karls Haupte in neuem Glanze wiedererstehen zu sehen. Nicht nur die dem Frankenreiche eingeordneten Römer hegten diesen Wunsch, auch die Germanen, ja er entsprach geradezu einem Grundzuge des deutschen Wesens: Freiheit im kleineu, am eigenen Herd, im Gau, im Stamme, aber ehrfurchtsvolle Unterordnung unter eine hohe Würde, Nachahmung des Fremden ohne Preisgebung der nationalen Eigentümlichkeiten. Mit diesem Wunsche der Nationen fiel auch das kirchliche Interesse zusammen. Der Papst bedurfte des weltlichen Schutzes, aber der weltliche Schirmherr sollte seine Würde ans der Hand der Kirche empfangen. So entstand das abendländische Kaisertum, mit welchem wohl eigentlich das deutsche Mittelalter seinen Anfang nimmt. Der Papst/der das Kaisertum wieder belebte, war Leo Iii. Als Karl am Weihnachts- und Neujahrsfeste 801*) in der Peterskirche am Altare betend kniete, setzte ihm Leo die Kaiserkrone aus das Haupt, und das Volk brach in lauten Jubel aus. Der Ruf: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten Kaiser der Römer!" erschütterte den weiten Raum, und alle Anwesenden, der Papst voran, huldigten dem Kaiser Karl. Auch nachdem Karl der Große mit der Kaiserkrönung die Höhe seiner Bestrebungen erreicht hatte, zog er wiederholt zu Felde, um feine Eroberungen zu befestigen oder abzurunden. Wie er erst um das Jahr 804 die Unterwerfung Sachsens beendete, ist schon erwähnt worden. Durch Errichtung der Bistümer Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn und Münster übergab er gleichsam der Kirche die weitere Kultivierung des Landes. Noch später ward Karl in einen schweren Krieg mit dem Dänenkönige Godofrid verwickelt, der sich mit den slavischen Wilzen verband und Sachsen und Friesland brandschatzte. Als Karl im Jahre 810 mit Heer und Flotte ankam, um die Räuber zu züchtigeu, waren diese schon mit der Beute entflohen. Aber da Godofrid von seinen eigenen Leuten ermordet ward und sein Sohn den Frieden suchte, so ging die Gefahr vorüber. Karl fandte feinen gleichnamigen Sohn nach dem Norden und Osten, um die Slaven zum Gehorsam zurückzuführen, und dies geschah in *) Fielen damal-r uvch zusammen.

6. Das Mittelalter - S. 31

1893 - Leipzig : Dürr
— 31 — itügenbe Besatzung. Belisar selbst scheint ihn durch die ihm eigene Nberrednngsgabe sicher gemacht zu haben, denn unmittelbar nach dem Abzüge des Gotenheeres drang er in Rom ein. Allein es half ihm tueitig, da er mit den unzureichenden Mitteln sich kaum auf die Dauer halten konnte. Vergebens sandte er Botschaft auf Botschaft nach Konstantinopel und flehte um Unterstützung, man überließ ihn seinem Schicksale, und endlich war er froh, daß er abberufen wurde. Er verschwindet fortan vom Schauplatze der Geschichte. Die Sage berichtet, er sei aller seiner Güter beraubt und geblendet worden. Dies läßt sich nicht beweisen, aber jedenfalls fiel er in Ungnade. Totilas stand nun auf der Höhe feiues Glückes, gauz Italien bis auf wenige Seestädte, Sieilien^ Sardinien und Korsika gehorchten ihm. Er irrte sich aber, wenn er glaubte, daß Justinian den einmal gefaßten Plan aufgeben würde. An die Stelle des gestürzten Belisar trat Narses, ein schlauer, verwegener Mann. Mit reichen Mitteln ausgestattet, warb er ein Heer, das zumeist aus deutschen Söldnern, Langobarden, Geviden, Herulern zusammengesetzt war. Die Alpenpässe, welche die Ostgoten und ihre Verbündeten, die Franken, besetzt hielten, vermied er, marschierte dicht an der Meeresküste hin und kam 552 in Italien an. Sofort suchte er eine Schlacht herbeizuführen, und Totilas, der die Untreue der Italiener fürchtete, hegte denselben Wunsch. Östlich von den Apenninen (in Umbrien) trafen sich die beiden Gegner. Totilas unterlag und wurde auf der Flucht getötet, Rom fiel in die Hände des Oströmers. Die Goten riefen nun den tapferen Heerführer Tejas als König aus. Dieser führte feine Goten noch über das Gebirge nach Campanien zu. Aus den die Landschaft begrenzenden Höhen erwartete ihn Narses. Sechzig Tage lag er dem Römer gegenüber, dann stieg er in die Ebene hinab. Unweit Cumä wurde die furchtbare Schlacht geschlagen, die das Schicksal der Goten entschied. Tejas stürmte allen voran und mähte die Feinde vor sich nieder, bis der Schild, von Speeren und Pfeilen belastet, ihm zu schwer ward. Während er ihn mit einem anderen vertauschen wollte, traf ihn ein Pfeil in die Seite, und der herrliche Mann sank erbleichend zu den Toten hin, die das Schlachtfeld bedeckten. Den ganzen folgenden Tag noch kämpften die Seinen den Kampf der Verzweiflung, bis sie ermüdet und vom Hunger ermattet aufhören mußten. Viele der Überlebenden nahm Narses in seine Dienste, etwa tausend schlugen sich nach Pavia durch (552). Während nach dieser großen Niederlage die meisten italischen Städte sich dem Sieger ergaben, brach ein großer Schwarm Franken und Alamannen, die, zu spät freilich, den Goten zu Hilfe kommen wollten, in Italien ein, mehr als 75 000 Krieger. An sie schloß sich der Rest der Goteu an, darunter auch die Besatzungen,

7. Das Mittelalter - S. 32

1893 - Leipzig : Dürr
— 32 — welche aus den Städten weichen mußten. Narses wartete klug, bis das ungewohnte Klima und unmäßiges Genießen in den üppigen Gegenden Krankheiten erzeugten und die regellose Masse anfing zusammenzuschmelzen. Dann griff er sie an, wieder bei Capua, wo sie ihr Lager ausgeschlagen hatten (554). Die höhere Kriegskunst des schlauen Römers siegte, von dem Germanenheere sollen nur wenige entkommen sein. So gingen die Ostgoten unter, denen eine große Zukunft bestimmt zu sein schien. In mehreren Dörfern am Südabhange der Alpen will man noch die Nachkommen dieses so begabten und doch so unglücklichen Volkes entdeckt haben. Italien wurde nun eine oströmische Provinz, freilich nur auf kurze Zeit. Der den Oströmern schließlich verbleibende Teil hieß später das Exarchat von Ravenna, weil der Statthalter (Exarch) in Ravenna residierte. Von den friedlichen Werken des „großen" Justinian ist besonders die Sammlung römischer Gesetze zu erwähnen, welche unter dem Namen corpus juris bekannt ist. Um eine feste Norm für die gerichtliche Praxis zu gewinnen, ließ er durch den Rechtsgelehrten Tribonins die wichtigsten Gesetze seit Hadrians Zeit, sowie die Rechtssätze und Erläuterungen der älteren Juristen zusammenstellen. Das große Werk besteht aus mehreren Teilen, von denen der Codex Justianens, welcher die früheren kaiserlichen Erlasse enthält, die Pandekten oder Erläuterungen der alten Juristen und die Institutionen, eine systematische Übersicht und Einleitung in das Rechtsstudium, die wichtigsten sind. Obgleich das corpus juris hauptsächlich den Zweck hatte, eine burchaus bespotische Regierung zu stützen, so ist es boch die Grnnblage für das Rechtsstubium geworben und hat nicht nur im oströmischen Reiche, sondern auch in Deutschland die alten einheimischen Volksrechte verdrängt. Mit einer wahren Leidenschaft gab sich Justinian feiner Neigung hin, allerlei Bauten zu unternehmen. So wurde unter ihm die abgebrannte Sophienkirche in Konftantinopel auf das prächtigste wiederhergestellt. Die Kosten zu diesen Bauten konnten nur durch die drückendsten (Steuern gedeckt werden. Das Volk seufzte unter dem Drucke und wurde außerdem von habgierigen Beamten so ausgeplündert, daß eine allgemeine Verarmung eintrat. Ein Glück war es, daß ein neuer, lohnender Industriezweig die Lust zu erwerben wieder erweckte. Um das Jahr 552 brachten persische Mönche die Seidenraupe nach Griechenland, indem sie ans China Eier dieses nützlichen Tieres in ihren hohlen Stöcken entführten. Justinian starb im Jahre 565.

8. Das Mittelalter - S. 13

1893 - Leipzig : Dürr
— 13 — erhoben ihn zu ihrem Könige und vertranten sich seiner Führung an. Ohne Säumen rückte er bor Konstantinopel und belagerte es. Da er jedoch eiuseheu mochte, daß eine so feste Stadt nicht leicht zu nehmen sei, so wandte er sich nach Thessalien und hauste dort so furchtbar, daß das Land zur Einöde ward. Sobald Stilicho von dem Geschehenen Kunde erhielt, raffte er alle Truppen zusammen, die ihm zu Gebote standen und eilte nach der Balkanhalbinsel, um dem Nachbarreiche zu helfen. Aber damit war dem Rnfinns nicht gedient. Er berbat sich die Einmischung der Weströmer. Grollend ging Stilicho nach Italien zurück. Die nächste Folge war die, daß Rnfinns von den erbitterten Trnppen bei einer Heerschau niedergestochen wurde, die weitere, daß Alarich mit den Westgoten die ganze griechische Halbinsel durchzog und alles berumstete. Kaum bermochten sich Städte wie Theben und Athen zu schützen. Damals sind die Kunstwerke, welche die Römer nicht zerstört oder fortgeschleppt hatten, in den Staub getreten und die Nachkommen der alten Griechen mit den Römern zugleich wie das Vieh zusammengekoppelt bor den unerbittlichen, beutegierigen Barbaren des Nordens Hergetrieben worden. Die Not zwang den Hof von Kou-stantinopel, von Alarich den Frieden zu erkaufen. Man überließ ihm das östliche Jllyrien (die östlich von der dalmatischen Küste gelegenen Länder) und einen Teil von Epirns. Die Westgoten bemächtigten sich außerdem eines Teiles des zum Occident gehörigen westlichen Jllyriens. Aber auch damit waren sie nicht zufrieden. Während Stilicho mit den Ostgoten kämpfte, die aus Pannonien (Oberungarn) nach Italien borbrechen wollten, unternahm Alarich, wahrscheinlich von dem Hofe in Konstantinopel in diesem Vorhaben bestärkt, einen Einfall in die Poebene. Der Schrecken, welchen feine Ankunft erregte, Verbreitete sich bis Rom. Da kam Stilicho von den Alpen her, ber-stärft durch gallische und britische Truppen, die er schnell zu sich berufen hatte und warf sich bei Verona auf den Feind. Der Kampf blieb unentschieden, aber Alarich wurde doch dadurch von weiterem Vordringen abgehalten. Da er indes fortfuhr, die Poebene zu ber-wüsten, und Stilicho auch in einem zweiten Treffen den trotzigen Recken und feine germanischen Streiter nicht zu überwältigen bermochte, so überließ er ihm Westillyrieu als Dneat, d. h. er gestand ihm den militärischen Oberbefehl über diese Probinz zu, bielleicht in der Absicht, ihn gegen andere Feinde zu gebrauchen. Ohne Zweifel war damit schon eine Soldbewilligung berbuudeu, die einem jährlichen Tribute gleichkam. 2*

9. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 77

1911 - München : Oldenbourg
Otto Iii. Heinrich Ii. 77 dauernd nach Italien zu verlegen; und zwar sollte das goldene" Rom Mittelpunkt eines Weltreiches nach rmisch-byzantinischem Muster werden. Nun unternahm der Kaiser eine dritte Romfahrt, um seine phantastischen 1001 Ideen zu verwirklichen. Damit waren aber weder die Rmer noch die Deutscheu einverstanden; die ersteren wollten keinen festen Kaisersitz in ihren Mauern, weil sie die deutsche Herrschaft ohnehin ungern ertrugen; die letzteren verlangten, da der Sitz der Regierung in Deutschland ver-bleibe, wo er tatschlich wegen der steten Grenzkmpfe gegen Dnen, labert und Franzosen als notwendig erschien. So entbrannte denn ein Aufstand in Rom gegen die kaiserlichen Plne; gleichzeitig bildete sich 1002 eine Verschwrung der deutschen Fürsten, um Otto abzusetzen. Ehe dieser gegen beide Bewegungen einschreiten konnte, starb er in der Nhe von Rom und zwar unvermhlt. Nur mit Mhe brachten seine Freunde die Leiche nach Deutschland, wo sie in Aachen neben Karl d. Gr. beigesetzt wurde. Heinrich Ii. (1002-1024). Heinrich Ii., der Sohn Heinrichs d. Znkers von Bayern, der letzte mnnliche Sprosse des schsischen Herrscherhauses, verband aufrichtige Frmmigkeit mit ruhiger Besonnenheit und zher Ausdauer. Nachdem er bei der Thronbesteigung das Herzogtum Bayern an seinen Schwager Heinrich von Luxemburg abgegeben hatte, mute er seine ganze Kraft einsetzen, um die unter Otto Iii. ins Wanken geratene Kaiser- und Knigsmacht sowohl nach auen als im Innern neu zu befestigen. 1. Die Kmpfe mit Polen. B o 1 e s 1 a v von Polen wollte die Schwche des deutschen Knigtums unter Heinrichs Vorgnger benutzen, um an der Nordostgrenze Deutschlands ein groslavisches Reich auszurichten, das auer Polen noch Bhmen und Mhren und Schlesien sowie die slavischen Lande an der mittleren und unteren Elbe umfassen sollte. Durch 14 jhrige Kmpfe (10041018) erreichte Heinrich wenigstens so viel, da das einheitliche groslavische Reich nicht zustande kam. Im Frieden von Bautzen 1018 behielt Boleslav die eroberten Marken Meien und Lausitz, mute aber die deutsche Lehensherrlichkeit vorlufig nochmals aner-kennen. Ebenso machte sich Bhmen mit seinen Nebenlndern bald wieder von Polen unabhngig und blieb ebenfalls im deutschen Lehensverband. Nur die Wenden nordstlich der mittleren und unteren Elbe verteidigten einstweilen mit Erfolg ihre Freiheit sowohl gegen Deutsch-land als gegen Polen. 2. Der Erbvertrag mit Burgund. Mit dem kinderlosen Konig Ru-dolf Iii. von Burgund, seinem Oheim mtterlicherseits (s. Stammtafel), schlo Heinrich einen Erbvertrag, der ihm die Anwartschaft auf Burgund sicherte.

10. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 20

1911 - München : Oldenbourg
20 Die das. Mittelalter beherrschenden Hauptmchte. allem auf die Westgermanen. Dazu kam, da diese bei der Unmglichkeit, sich west- und sdwrts weiter auszubreiten, jetzt zu grerer Sehaftigkeit ber-gingen und durch ihre starke Volksvermehrung sich gezwungen sahen, den Boden besser auszunutzen, das Ackerland durch Rodungen des Waldes zu vermehren, kurz aus Jger- und Kriegervlkern eigentliche Bauernvlker zu werden. Da trotzdem der Boden nicht alle Volksgenossen ernhren konnte, traten viele krperlich und geistig hervorragende Germanen in rmische Dienste, besonders Kriegs-dienste. Bald gab es im Rmischen Reich germanische Offiziere und Beamte, die allmhlich bis in die hchsten Stellen emporstiegen und oft sogar mit An-gehrigen des rmischen Adels, ja selbst der Kaiserfamilien sich vermhlten. So waren z. B. der Franke Arbogast, der Vandale Stillcho, der Sueve Riclmer in Rom fast mchtiger als die Kaiser selbst. Umgekehrt drangen rmische Kauf-leute bis tief in die reingermanischen Gebiete vor und brachten den Germanen die Erzeugnisse der rmischen Kultur. Auch Keime hherer Bildung (z. B. die Schriftkunde) sowie des Christentums gelangten auf diese Weise zu den Germanen. Verschiedene dem Lateinischen entnommene Lehnwrter der deutschen Sprache deuten noch jetzt darauf hin, da unsere Vorfahren damals viele Dinge kennen lernten, fr die sie eine einheimische Bezeichnung nicht hatten, z. B. Ziegel (tegula), Kalk (calx), Mauer (murus), Pfeiler (pila), Fenster (fenestra), Pforte (porta), Sichel (secula), Keller (cella), Strae (strata, nmlich via), Wein, Winzer (vinum, vinitor), Pfund (pondo), Kirsche (cerasus, nmlich Skirsche), Mnze (moneta), Zins (census) 2c. 3. Die Verteidigungskriege der Rmer gegen die Germanen. Die Grenzlande am Rhein und an der Donau blieben jedoch kein sicherer Besitz Roms. Bereits gelegentlich der Thronkmpfe zwischen Vitellius und Vespa-69/70 sian brach im Unterrheingebiet ein sehr gefhrlicher^) Aufstand der Bataver aus, der in Nordostgallien rasch um sich griff; der Bataver Claudius Civilis trat an die Spitze und vertrieb die rmischen Besatzungen; zahlreiche ger-manische Scharen strmten der den Rhein; die Seherin Weleda (aus dem Stamme der Brukterer) bte groen Einflu; fast ganz Gallien er-hob sich. Schon hofften die Aufstndischen auf den Anschlu der rheinischen Legionen und planten die Errichtung eines selbstndigen gallischen Reiches. Nur mit Mhe konnte die Emprung durch den rmischen Feldherrn Cerealis unterdrckt werden. Hundert Jahre spter wurde die 166/7 Donaugrenze durch die Einflle der Markomannen (167180) gefhrdet. In Verbindung mit den Quaden und anderen Vlkerschaften drangen sie bis Aquileja vor; Mare Aurel trieb sie zwar vorbergehend wieder der die Donau zurck, vermochte indes der durch Landnot" hervor-gerufenen Bewegung auf die Dauer keinen Halt zu gebieten und nahm 180 deshalb Teile der Eindringlinge (als coloni) ins Rmische Reich oder wenig-stens als Sldner in das Heer auf. Sein Sohn C o m m o d u s tat das i) Tacitus vergleicht den Bataveraufstand mit der Gefahr, die Rom von Hannibal und Sertorius drohte; Civilis befindet sich auch unter den berhmten Deutschen der Walhalla.
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