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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 34

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Hettiiiqe, auf betten Schiffe gebaut werden. Stettiner Schiffs- Die Vulkan-Werft in Stettin und Hamburg ist die größte auf dem Kontinent. Aus kleinen Verhältnissen erwachsen, beschäftigt sie heute 13 000 Arbeiter und ein Heer von Beamten und Ingenieuren. Im Bau der großen Schnell- dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des 'Norddeutschen Lloyd war die Bulkan-Werft bahnbrechend und neben F^ö rde von Eckernförde. Die Förde wird von einem hügeligen, mit Buchenwald bedeckten Ufergelände von 30 m Höhe umsäumt. Sie hat 141cm Länge, 1 km Breite, bis 27 m Tiefe und ist eine der besten Hafenbuchten Schleswigs. Die Förden sind „ertrunkene Täler".

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 129

1906 - München : Oldenbourg
27. Eine Festschule der Meistersinger. 129 Meister erklärt werde. Mit einem Gruße stellt er fein Begehren und der Meister begrüßt ihn toieber mit einem Grnße und Gesang und legt ihm dann Fragen vor über bcn Ursprung der Kunst und ihre Gesetze. Hat er hierauf genügend geantwortet, so fingen ihm die Meister zu, daß er zu ihnen eintrete um die Meisterschaft und beit Kranz zu empfangen." „Wie nun die Bräuche der Meister find, sollt ihr bei der Singfchule erfuhren; ba geht es anders her als bei beit gewöhnlichen Zusammenkünften, wenn wir uns in den Schenken versammelt haben; ba könnt ihr auch manch herrliches Lieb hören; aber in den Feftfchulen werben nur Gedichte vorge- tragen, bereu Inhalt aus der Bibel ober aus den heiligen Sagen geschöpft ist. Wer am fehlerfreiesten singt, wirb mit einer golbenen Kette geschmückt, wer nach ihm am besten besteht, erhält einen Kranz zum Lohn; wem aber grobe Fehler nachgewiesen werben, der muß es mit Strafgeld büßen. So fließt das Leben der Meistersinger unter erbaulichen Gesängen hin, und wenn einer ans dem frohen Kreise abberufen wirb, so versammeln sich seine Genossen um sein Grab und fingen ihm das letzte Lieb." Der Nachmittag des Pfingfttages rief alles zur Feftschule zusammen; die Meistersinger, ehrwürdige alte Herren, junge Schüler, welche die Tabulatur noch studierten, Schulfreunde, welche die Poetik und Metrik der Meister schon iutie hatten, Singer, die bereits einige fremde Gesänge schulgerecht vortragen konnten, Dichter, die nach den Tönen der Meister einen eigenen Gesang zu dichten verstanden, zogen festlich geschmückt der Katharinenkirche zu. Am Eingänge derselben hielt der Kirchner zu einem Trinkgelde die Mütze hin, um das Gesindel abzuhalten, das ehrbare Leute in der Erbauung stören könnte. Die Kirche war im Innern schön aufgeputzt und vom Chore, wo die Vornehmen Platz fanden, hingen kostbare Decken herab. Gar feierlich nahm sich der Verein der edlen Meister aus, die umher auf den Bänken faßen, teils langbärtige Greise teils jugendliche Männer, alle so still und ernst, als wenn sie zu den Weisen Griechenlands gehörten. Sie prangten in Seidengewändern, grün, blau und schwarz, mit zierlich gefalteten Spitzkragen. Unter thuen fehlte auch nicht der ehrwürdige Haus Sachs, noch immer in jugendlicher Rüstigkeit. Neben der Kanzel war der Singstuhl errichtet, nur kleiner, sonst wie die Kanzel selbst und heute mit einem bunten Teppich geschmückt. Vorn im Ehor sah matt ein niedriges, mit schwarzen Vorhängen umzogenes Gerüst auf-geschlagen, worauf ein Tisch mit Pult stand; eine Kette mit vielen Schaustücken und ein Kranz aus seidenen Blumen hingen an der Seite desselben. Das war das Genterke, wo diejenigen Platz fanden, welche die Fehler der Sänger gegen die Gesetze der Tabulatur anmerken mußten. Ihrer waren vier. Der älteste hatte die Bibel vor sich auf dem Pulte liegen, um die von dem Singer angegebene Stelle, woraus sein Lied genommen, aufzuschlagen und fleißig aufzumerken, ob dasselbe mit dem Inhalte der Schrift übereinstimme, der zweite, der dem ersten gegenübersaß, hatte auf die Gesetze der Tabulatur zu Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. u

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 138

1906 - München : Oldenbourg
138 29. Albrecht Dürer. sagen wir: aus einem Bilderbuche —, worin das Leben der Jungfrau Maria dargestellt wird. Über solche Holzschnitte und Bilderbücher soll später Genaueres gesagt werden. Einstweilen betrachten wir einmal den, der vor uns liegt. Er stellt die heilige Familie in ihrer häuslichen Beschäftigung dar: Joseph, der Zimmermann, geht seiner Arbeit nach, während Maria neben ihm am Spinnrocken sitzt und das Christkind wiegt. Ein religiöses Bild also, eine Szene aus dem Neuen Testament. Allein wollte man sie in irgend einem Evangelium aufsuchen, man würde sie nirgends finden. Das ist von Wichtigkeit. Dürer ist kein Illustrator, d. h. kein Künstler, der irgend eine in einem Buche geschilderte Szene genau in der Zeichnung darzustellen sucht; er erfindet vielmehr aus dem Geiste der Schilderung heraus ganze Szenen oder wenigstens Einzelheiten, die nirgends beschrieben sind. Er steht unabhängig neben seinem textlichen Vorbilde. Nun könnte es freilich noch eine andere Art Vorbild für ihn geben. Für eine Reihe biblischer Szenen hat sich in den Wandmalereien und den Bildern in Handschriften (den „Miniaturen") ein Herkommen gebildet, das festsetzte, welche Szene dargestellt werden sollte und in welcher Weise — in der Hauptsache wenigstens — sie aufzufassen sei. Allein auch solche Vorbilder existieren für diese Szene nicht, sie ist Dürers eigene Erfindung und gerade deshalb sehr bezeichnend für seine persönliche Kunstweise. Dürer war in erster Linie religiöser Maler. Er selber sagt einmal in einer uns erhaltenen Handschrift: „Dann durch Malen mag angezeigt werden das Leideu Christi und würd gebraucht im Dienst der Kirchen. Auch behält das Gemäl die Gestalt der Menschen nach ihrm Sterben." Damit umschreibt er selbst seine Hanpttätigkeit, zumal in seinen Bildern; nur in einigen Kupferstichen .und Zeichnungen greift er über diese Grenzen hinaus. Und innerhalb derselben beschäftigt ihn tatsächlich das am meisten, was er in jenen Worten voranstellt: das Leiden Christi, das Leben Christi überhaupt, während er die vor ihm so beliebte Heiligenlegende selten behandelt; das liegt übrigens im Zuge seiner Zeit, die mehr und mehr durch die deutschen Bibeln angeregt wurde, schon lange vor der Reformation. Eine häufig wiederkehrende Darstellung bleibt auch bei ihm wie bei seinen Vorgängern das Christkind im Arme seiner Mutter, die ja auch auf unserem Bilde die Hauptperson ist. Wer an das Marienideal der italienischen Hochrenaissance gewöhnt ist — ein jeder hat doch zu Hause eine der berühmten Madonnen Rafaels gesehen —, der ist wohl von dieser Maria enttäuscht. Es ist ein herbes Gesicht, das nichts vom weichen Linienfluß jener Italiener zeigt. Wer sich aber mehr mit diesem Gesichte beschäftigt, wird bald finden, daß es manche fein beobachtete persönliche Züge aufweist, die den Italienern ja so häufig fehlen. Wenn diese am Spinnrocken sitzende Maria manchem etwas hausbacken vorkommt, so mag er dazu bedenken, daß in Deutschland zu jener Zeit nicht jener äußerliche Glanz und Prunk herrschte wie in den viel reicheren Städten

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 80

1906 - München : Oldenbourg
80 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. den ackerpau und das viech ban auf die krieg, benen es nit vast nachläuft: pleibt gern bahaim, raist nit vast auß in frembbe lanb; trinkt ser, hat vil kinber; ist etwas unfreuntlicher und ainmüetiger2) als die nit vil auß kommen, gern anhaims eralten2), wenig Hantierung treiben, srembe lenber und gegent haimsuechen; achten, nit der kausmannschast, kumen auch die kaufleut nit vast zu inen. Und im ganzen Baierlanb sein breierlat ftänb, die ba zu eren und Verwaltung lant und leut gebraucht werben. Der getnain man, so auf dem gä3) und lanb sitzt, gibt sich auf den ackerpau und das viech, ligt bem-felbigen allain ob, bars sich nichts ongefchaft der obrifait und ersten, wirb auch in kamen rat genomen ober lanbfchaft ervobert; boch ist er funft frei, mag auch frei lebig aigen guet haben, bient seinem Herren, der funst kain gewalt über in Hat, jerliche gülb4) zins und scharwerk tuet simst was er will, sitzt tag und nacht bei dem wein, schreit singt tanzt kart fpilt; mag wer6) tragen, schweinsspieß und lange meffer. Große und überflüssige Hochzeit, totenmal und kirchtag haben ist erlich7) und unsträflich, raicht fainem zu nachtail, fumpt fainem zu übel. In nibern Baiern, so sich des rechtpuechs nit braucht, sitzen sie auch an der lanbfchrannen8) und müeffen urtail fchepfen, auch über das pluet richten. Die von den stauben fein prelaten, abl, purger. Prelaten haben große mechttge reiche gotsheuser, sotten tag und nacht zu bestirnter zeit des gotsbienst mitsambt iren geistlichen brüebern außwarten, got und feine heiligen loben, bansen und für die fürsten (so solche clöfter, pfrüenb und stiften geftift haben) pitten. Man will sprechen, sie fein reicher und vennügen mer ban die andern zwen stenb, man gibt in mer gelts und guets ban den andern zwaien stenben mitsambt den fürsten und helts für mechtiger. Der abl wont auf dem lanb außerhalb der stet, vertreibt fein zeit mit hetzen paißen9) jagen; reiten nit zu Hof ban wer bienst und solb hat Die bürg er regieren ir stet und märst felbs, fein hanbwerchsleut Wirt paurn, etlich framer fragner ober fürfeufl10), die armen tagwerfer und taglöner. Ganz wenig haben ain ausfoimnen von iren gülden und zinsen und jerlichem einkommen ober aufheben und werben „die von dem gefchlecht" genant. Es fein auch wenig kaufleut, die großen hanbl füeren. Die fürsten haben vollen gewalt von allen andern bingen, so lanb und leut antrift, zu hanbeln, und alle treffenlich fachen werben bergseichen zu Hof vor den fürften außgericht, es fei ban fach11), bas man stiegen12) müeß ober fteuer und bergleichen anlegen sol ober zwitracht und uneinigfeit zwischen den Herrn erwachsen und erstanben ist. Wo bergleichen groß seltsam ungewönlich 1) eigensinniger. — 2) daheim altern. — 3) Gau. — 4) Entgelt. — 5) Fronarbeit. — 6) Wehr. — 7) ansehnlich. — 8) Landgericht. — 9) baizen. — 10) Fürkäusler = Kleinkrämer. — n) es sei denn der Fall. — 12) Krieg führen.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 110

1906 - München : Oldenbourg
Ho 25. Die Anfänge der Ludwig-Maximilians-Unwersität in Ingolstadt. Die vierte Fakultät war die der Artisten oder philosophische. Sie hatte in der ersten Zeit der Jngolstüdter Universität die größte Bedentnng unter allen Fakultäten. Ihre Statuten waren ziemlich genau denen der Wiener Universität nachgebildet. Damals trat in den philosophischen Fakultäten aller Hochschulen ein eigentümlicher Gegensatz zweier Richtungen auf, die „via aniiqna“ und die „via moderna“. Dieser Gegensatz fand auch in Ingolstadt seinen Ausdruck, indem die Artistenfakultät hier wieder in zwei Fakultäten zerfiel, deren jede ihren Dekan und ihr Konsilium hatte. Auch in dieser Fakultät war das Ziel alles Studiums die Promotion. In wissenschaftlicher Hinsicht wurde die Fakultät völlig vom Geiste des Aristoteles beherrscht. Wer Baccalaureus werden wollte, mußte Grammatik, Rhetorik, Logik, Astronomie (Sphaera materialis), Arithmetik und die ersten Bücher des Euklid studiert haben. Zum Magisterexamen aber waren noch eingehendere Studien über die Werke des Aristoteles erforderlich sowie Metaphysik, Ethik und die Theorie der Planeten. Die Artistenfakultäten jener Zeit sahen eben ihren Gegenstand immer noch in den uralten sieben freien Künsten (artes liberales sen ingenuae). Als solche galten: Grammatik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie, Dialektik und Rhetorik. Die Mitglieder der Artistenfakultät wohnten in sogenannten Bursen beisammen. Es wurde überhaupt kein Student zu einer Promotion zngelaffen, der nicht entweder im Kollegium oder in einer autorisierten Burse wohnte. Ausgenommen von diesem Zwange waren bloß die Reichen, die sich einen eigenen Magister halten konnten, sodann jene armen Studenten, die bei einem andern Studenten als dessen Diener wohnten, endlich die Jngolstädter Bürgerssöhne. Die Bursen standen unter der Oberaufsicht der Fakultät; jede Burse Hatte zum Vorstande einen ehrenwerten Magister, welcher als Honorar Wohnung und Kost in der Burse, außerdem wöchentlich Geldzahlungen, Repetitionsgelder und Geschenke erhielt. Er präsidierte bei Tisch, visitierte die Zimmer der Mitglieder, beobachtete ihre Besuche und schloß die Burse im Sommer bei Sonnenuntergang, im Winter um 6 Uhr abeuds. Wer bei Torschluß noch außen war, mußte dem Dekan angezeigt werden. Nächtliches Aussteigen war verpönt (dürfte aber trotzdem eine sehr beliebte Turnübung gewesen sein); bei Strafe waren auch verboten: Poltern und Schreien vor den Türen des Hanfes, unschickliches Musizieren, Spiel um Geld, Schimpfworte und Prügel sowie das Tragen von Waffen. Die in der Burse wohnenden Studenten durften unter sich nur lateinisch sprechen. So waren die wichtigsten Einrichtungen der vier Fakultäten. Mit diesen Einrichtungen und einer durchschnittlichen Zahl von 5—600 akademischen Bürgern trat die Jngolstädter Hochschule vollberechtigt in den Kreis ihrer Schwestern ein. Schon in den ersten zwei Jahren zählte sie unter ihren Studenten junge Leute aus Württemberg, aus der Schweiz, aus Hessen, Thüringen, Sachsen, Österreich und sogar aus Paris. Bald fanden sich auch

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 21

1906 - München : Oldenbourg
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. 21 Auch von Kunstwerken, mit denen sich der reiche und gebildete Römer gern umgab und wovon gewiß auch in die Grenzprovinz manches gelangte, haben sich nur wenige Bruchstücke erhalten (Statueureste, Skulpturen, Bronzen), die jetzt in den Museen aufbewahrt sind. Überhaupt ist von italischem Import wenig zum Vorschein gekommen; die meisten Überreste gehören einheimischen provinzialen Erzeugnissen an. Die gewöhnlichen Wohnhäuser waren nicht hoch, wahrscheinlich kaum mit einem Obergeschoß versehen. Jedes hatte aber mindestens ein heizbares Gemach , dessen Erwärmung aber nicht oberirdisch durch Öfen, sondern durch Leitung der Wärme in die Seitenwände und den Fußboden von unten geschah (Hypokaustensystem). Die Wände waren zu diesem Behufe mit hohlen Kacheln verkleidet, über welche erst der Verputz kam. Die Zimmer waren mit Wandmalereien (Arabesken, selten Figuren) geschmückt, der Fußboden, meist Estrich, war manchmal auch mit Mosaiken geziert. Die Zimmer hatten Fenster mit Glastafeln in Eisenrahmen. Man hatte keine großen Wohnräume, schon wegen der Schwierigkeit der Beheizung. Die Türen waren von Holz mit eisernem Beschläge; Schlösser und Schlüssel sind vielfach erhalten. Die Häuser selbst waren nicht aus gebrannten Ziegelsteinen, sondern aus Feld- und Bruchsteinen in reicher Mörtelbettuug gebaut. Ziegel verwendete man nur zum Bodenbelag, zu den Hypokausten und als Platten zum Dacheindecken. Bei dem Wohnhaus war meist getrennt von diesem ein Baderaum. Zahlreich sind im Schutt der Wohnhäuser die Überreste der häuslichen Gebrauchsgegenstände aller Art, besonders von Keller-, Küchen- und Tafelgeschirr, letzteres die sogenannten Sigillaten, hartgebranntes, rotes, mit Firnis überzogenes Tongeschirr in Becher-, Schalen- und Tellersorm. Jedes Haus hatte davou einen großen Vorrat. In einer Abfallgrnbe eines römischen Hauses bei Friedberg am Lechrain konnten Reste von 168 verschiedenen Gefäßen erhoben werden. Außer Küchengeschirr aller Art, großen Vorratsbehältern für Flüssigkeiten kamen Reste feinen Tafelgeschirrs von roter und schwarzer Farbe mit Bildwerk und von niedlichen Toilettegefäßchen in allen Farben vor. Auch Glasgefäße waren in Gebrauch. Aus Bronze und Eisen wurden Lampen, Glocken, Schlüssel, Messer, Gabelu, Seiher, Gesüßhenkel, Schnellwagen, Gewichte, Schreibgriffel, Scheren, Handwerkszeug aller Art, Garteninstrumente, Nadeln zum Netzstricken u. s. w. fast bei jedem Wohnhaus gefunden. An landwirtschaftlichem Inventar fanden sich in ausgegrabenen Meierhöfen: Wagenbestandteile und Pferdegeschirr aller Art, Sensen und Sicheln, Kuhglocken, Radschuhe, Ketten, Pflugeisen u. f. w. Die römischen Muster vieler dieser Gegenstände blieben für das Mittelalter und selbst für unsere Zeit vorbildlich. Auch an Körperschmuck ergaben die Hausfunde reicheres Material als die Gräberfunde. Es sind bei uns zwar keine so kostbaren Schmucksachen zutage gekommen wie vielfach in Gallien und am Rhein, immerhin legen auch bei uns einzelne Fnnde von Fibeln, Armreifen, Nadeln, Fingerringen

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 399

1906 - München : Oldenbourg
73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. 399 Sechs blühende Töchter erwuchsen in seinem Hause; aber wenn er von den erlauchten Prinzessinnen sprach, nannte er sie niemals anders als „meine Mädeln", und wenn er mit ihnen spazieren ging, wies er mit Stolz darauf: „Das ist mein Postzug!" Und nachdem sich die ersten zwei vermählt hatten, fügte er lachend hinzu: „Jetzt kaun ich nur mehr vierspännig fahren!" Die Einrichtung des Schlosses-zeigte eine wahrhaft rührende Einfachheit: Jede der Tochter hatte nur ein einziges Zimmer; die Möbel waren mit buntem Pers überzogen und ein schmalfüßiges Spiuett stand in der Ecke. Wenn man des Morgens vorüberging, hörte man eifrig durchs offene Fenster die Skala spielen oder es ward eine Lehrstunde erteilt; nachmittags sah man die jungen Prinzessinnen rudern, und wenn ein Spaziergang nach Egern führte, ward nicht selten die öffentliche Führe benutzt. Mit beiden Händen vor dem Munde riefen sie dann jodelnd hinüber: „Überfahren, überfahren!" Ja, als Elisabeth, die spätere Königin von Preußen, nach Jahren wieder in ihr heimatliches Tegernsee kam, erbat sie sich von ihrem hohen Gemahl die Gnnst, daß sie wieder wie damals selber nach dem Schiffe rufen dürfe. Friedrich Wilhelm Iv. aber fand au diesem zwanglosen Gebaren so viel Reiz, daß er es gern teilte. „Willst im deinem Vater einen Gruß von mir bestellen?" sprach er eines Tages zu meiner kleinen Schwester, die unter der Gartentüre stand, und als das Kind ernsthaft erwiderte: „Ich kann ja feinen Gruß bestellen, ich weiß ja nicht, wer du bist", fügte er lachend hinzu: „Sag nur vom Herrn Friedrich Wilhelm." Bei König Max I. verging wohl kein Tag, ohne daß er irgend ein Banernhans betrat oder mit dem nächsten besten Holzknechte ein Gespräch anband ; die Sente ließen sich dabei vollkommen gehen und redeten, wie's ihnen eben in den Sinn kam. Der eine klagte, wie schwer es sei ein großes Bauerngut richtig zu regieren. „Was soll denn ich erst sagen," erwiderte der König, „ich muß das ganze Land regieren!" „Wissen S' was," sprach der Bauer, „da tat i's halt an Ihrer Stell' anial a Zeit verpachten." Meister Hansstüngl, der vor knrzem starb und in der Nähe von Dietramszell geboren war, traf als halbgewachsener Junge eines Tages den König ohne zu wissen, wer vor ihm stand. „Wo bist du deuu her?" fragte der König. „Aus dem Tegeruseer Landgericht", erwiderte der Junge. „Was, aus dem Tegeruseer Landgericht?" rief jener mit ungeheuchelter Freude, „dann sind wir ja Landsleut', da bin ich ja auch daheim." Ungeschent nannten die Sennerinnen, die in der Nähe der K'ottenbrunner Alm ihre Weiden hatten, den König „Herr Nachbar". Und wenn er ans einem seiner Gänge den blauen Ranch ans einem Hanse steigen sah, dann blieb er bisweilen stehen und ries durchs offene Küchenfenster: „Was gibt's denn heut?" „Knödel gibt's", erscholl es von innen. „Ah, das ist recht,"

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 539

1906 - München : Oldenbourg
112. Prinz Karl von Bayern. 539 Baviere«; so steht sein Bild in der Erinnerung derer, die ihn zu Beginn der zwanziger Jahre in Kreuth gesehen, wenn er neben dem Stuhle seines Vaters stand und dieser sachte den Arm um seine Hüfte legte. Die übrigen Kinder des Königs machten sich eben zu einem Ausflug auf den Weg. „Möchtest du mitgehen, Karl?" fragte ihn der Vater in seiner milden Weise. „Wenn du nicht recht gern mitgehen willst, dann bleib bei mir!" Und wie ein Freudenstrahl flog es über das Antlitz des guten Max, wenn sich der Sohn dann plaudernd bei ihm niederließ, er war ja vor allen anderen sein Liebling. Bis in die spätesten Jahre blieb ihm diese vornehme Schönheit eigen, aber sie war nur die äußere Erscheinungsform jenes fürstlichen Zuges, der durch sein ganzes Wesen ging. Noch unendlich entschiedener und prägnanter trat dieser Zug in seinen geistigen Eigenschaften, in feinem Charakter, in seiner Lebensgewohnheit hervor. All sein Denken und Fühlen war getragen vom Selbstbewußtsein seiner Würde, aber nicht nur der Rechte, sondern vielleicht noch mehr der Pflichten, die ihm diese Würde gab, war er sich bewußt. Er war vielleicht der reinste Typus jener echten Aristokratie, die immer mehr in unserer Zeit verschwindet; er war die lauterste Verkörperung der historischen Idee: noblesse oblige. Selbst in den kleinsten Beziehungen des täglichen Lebens betätigte sich dieser Zug; nicht nur im Sinne des Kavaliers, sondern im höchsten und besten Sinne des Wortes war er ein „ritterlicher Charakter". Auch denen gegenüber, die unter ihm standen, hat er niemals diese Noblesse vergessen, und wenn er die volle Ehrerbietung in Anspruch nahm, die seiner Stellung gebührte, so erwiderte er sie seinerseits durch jene feinfühlige und rücksichtsvolle Art, in der sich die Achtung vor den Menschen kundgibt. Kein geringschätziges Wort kam über seine Lippen, gegen hoch und niedrig wahrte er die gleiche Delikatesse und selbst der gemeine Mann fühlte die innere Vornehmheit heraus, die in diesem Benehmen lag. Seine Pünktlichkeit ist beinahe sprichwörtlich geworden, aber auch sie beruhte auf seiner rücksichtsvollen Natur, sie war ihm keine äußere, sondern eine innere Gewohnheit. Wenn er nur zehn Minuten später kam, als feine Ansage gelautet, so sandte er einen Diener voraus um den unfreiwilligen Aufschub zu melden und mehr als einmal entschuldigte er sich nach Wochen, wenn er Personen nicht ersannt und sie deshalb vielleicht weniger herzlich begrüßt als sonst. Einen Nachbar hatte er mündlich beruhigt, daß er ihm nicht die Aussicht durch Erhöhung einer gegenüberliegenden Scheuer verbauen werde, und als nach 30 Jahren der Neubau jener Scheune wirklich nötig war, da konnten die dringendsten Gründe der Zweckmäßigkeit ihn nicht bewegen das Dach auch nur um einen Zoll zu erhöhen. „Der Mann, dem ich es versprochen, ist zwar seit 15 Jahren tot und die ©einigen wissen viel-

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 540

1906 - München : Oldenbourg
540 112. Prinz Karl von Bayern. leicht nicht einmal darum, aber dennoch bin ich es seinen Kindern schuldig mein Wort zu halten." Es sind dies kleine alltägliche Züge, allein sie sind vielleicht bezeichnender für seine Denkart als seitenlange Reflexionen; sie zeigen uns am klarsten jene Rechtlichkeit und jenes menschenfreundliche Wohlwollen, das Prinz Karl selbst dann noch festhielt, als er sich längst von den Menschen zurückgezogen. Diejenigen aber, denen es vergönnt war ihm näher zu treten, wurden Zeugen einer Liebenswürdigkeit, die etwas Herzgewinnendes hatte: niemals vergaß er der Dienste, die man ihm, wenn auch pflichtgemäß, erwiesen; niemals war seine Sympathie, wenn man sie je erworben, dem Wechsel der Stimmungen oder der Jahre preisgegeben. Auch hierin, auf dem Gebiete des edelsten Empsindens, war er konservativ, Pietät war ihm ein Lebensnerv; er übte das alte Ritterwort „Treue um Treue bietend." Es liegt nahe, daß ein Fürst, der seine persönlichen Beziehungen mit diesem Vollgefühle erhöhter Pflichten mißt, auch im Bereiche materieller Verbindlichkeiten die volle Hand betätigt; Freigebigkeit ist ja untrennbar von wahrer Vornehmheit. In dieser Hinsicht aber war Prinz Karl beinahe einzig, seine Generosität war ohne Grenzen und sein Wohltun ist zum Segen für Tausende geworden. Einfach und bedürfnislos für sich selbst, machte er sofort den höchsten Anspruch, sobald es galt zu repräsentieren; die Fülle und Pracht, die sich bei solchen Gelegenheiten entfaltete, war er seinen Gästen und seiner eigenen Stellung schuldig. Sie schien ihm nicht minder eine Pflicht als feine Mildtätigkeit gegen die Armen. Was er diesen geleistet hat, beziffert sich aus Millionen (und Millionen betragen die Summen, die noch nach seinem Tode diesem edlen Zwecke dienen), in allen Nöten war Prinz Karl die erste und letzte Hilfe. Freilich konnte es dabei nicht fehlen, daß auch so mancher Mißbrauch mitunterlief; es gab wohl Leute, die sich nicht scheuten ein Reitpferd für ihren Sohn und einen Logenplatz für ihre Tochter zu erbitten (wie er es selbst versicherte), doch er war großmütig genug nie seine Hand dem wirklichen Bedürfnis zu entziehen, weil manch erheucheltes Bedürfnis seine Hilfe in Anspruch nahm. Auch im Gebrauche seiner Güter galt ihm die Norm »noblesse oblige« und man fühlte wohl den Gegensatz, in dem dieser historische Reichtum zum modernen Reichsein stand. Alles, was ihn umgab, feilt Hofhält, feine Dienerschaft, der ganze äußere Apparat seines Lebens war nach diesem Stile bemessen; es hätte wohl der zehnte Teil für sein eigenes Bedürfnis genügt, aber fein Grundsatz war: Ich brauche die Leute freilich nicht, allein sie brauchen mich. So blieb das Bewußtsein fürstlicher Pflicht und Würde gleichsam der Brennpunkt seines ganzen Wesens, in dem sich all feine Neigungen, all feine Vorzüge und kleinen Schwächen konzentrierten; denn welcher Sterbliche ist

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 480

1906 - München : Oldenbourg
480 100. Burg Hohenschwangau. selten begegnet und dessen Liebeslieder an die schöne Elsbeth in der Mauesse-schen Handschrift stehen. Er war um 1200 Burgherr zu Schwangau, also zur eigentlich klassischen Zeit des deutschen Minnegesanges. Reich bewegt ging sein Leben dahin; er verkehrte mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit und auch Walter von der Vogelweide, der eben um jene Zeit durch die bayerischen Alpen zog, hat aller Vermutung nach aus Hohenschwangau Einkehr gehalten. Den Höhepunkt seiner Fahrten aber, seiner Taten und Leiden bildete der Kreuzzug nach Syrien, wo er ans dem tiefsten aller Liederbronnen schöpfte, aus dem Heimweh. Bald wandelt sich für Schwangau das Bild; die sonnigen Töne verschwinden und an ihre Stelle tritt die tiefste Tragödie, welche die deutsche Geschichte jemals gesehen: es ist der Abschied Konradins. Der unglückliche letzte Sprosse des Staufengeschlechts war am 25. März 1252 auf der Herzogburg zu Trausuitz bei Landshut geboren; sein Vater, Kaiser Konrad Iv., hatte ihn nicht mehr gesehen. Seine Mutter aber war Elisabeth, die Tochter des bayerischen Herzogs Otto des Erlauchten, die mit 15 Jahren vermählt und mit 22 Jahren verwitwet war; dann lebte sie am Hofe ihres Bruders Ludwig des Strengen und längere Zeit auf der Burg zu Schwangau, bis sie nach fünfjährigem Witwenstande dem mächtigen Grafen Meinhard von Tirol die Hand reichte. Der kleine Konradin war über diese zweite Ehe so ungehalten, daß er es verweigerte sich zu erheben, wenn seine Mutter in den Saal trat; er war das Königskind, sie aber hatte sich zur Gräsin erniedrigt. Oft genug freilich wich diese Härte, die bei dem leidenschaftlichen und stolzen Sinne des Knaben keineswegs unglaublich scheint, weicheren Herzenstönen und dann sehen wir nur die schöne, junge Mutter, die das Verhängnis ihres Hauses ahnend in der Seele trägt und bekümmert niederschaut auf den blonden Sohn, der ahnungslos diesem Verhängnis entgegenreift. Die alte Streitfrage, ob Konradin wirklich in Hohenschwangau von seiner Mutter und von der Heimat Abschied nahm, bevor er nach Italien ins Verderben zog, „erwächst beinahe zur urkundlichen Gewißheit" durch einen Stiftsbrief, den Elisabeth mit Bezug auf die Abreise ihres Sohnes den Nonnen von Voldepp ausgestellt. Derselbe ist datiert von „Schloß Schwangau", den 22. August 1267, und als Zeugen dienen die sämtlichen Edlen und Ritter, denen wir nun auf dem ganzen Zuge als ständigen Begleitern Konradins begegnen. Sie hatten sich offenbar auf der Burg Schwangau zur Heeresfolge versammelt; hier war demnach der Ort ihres Auszugs und Abschieds. Das Ende dieses Weges freilich ward mit Blut in die Tafeln der Geschichte geschrieben, als der letzte Staufe auf dem Marktplatze zu Neapel enthauptet ward. Noch mancher Held aus den folgenden Kaisergeschlechtern hielt auf Hohenschwangau Rast: Ludwig der Bayer, der am Plansee sein Jagdgebiet
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