38 Einzelgebiete.
Schon am Beginn der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer-
kämpse, treten deutsche Stämme als Herrn der nordischen Meere auf, und man
staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Bataver
in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegen-
stellten.
Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht
bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen
Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue König-
reiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten
und waren die unbestrittenen Herrn des westlichen Mittelmeers, das damals nach
ihnen den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die
fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nordgermanischen
Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik — Bucht), denen
gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das
Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne
Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Winland hießen, und bald darauf
nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste
gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht.'
Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutscheu Städte
erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hansa, die sich bald zur Beherrscherin der nor-
dischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhof zu London, in Bergen,
in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmenfee hatte. England stand wirt-
schaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen
Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und
Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch
die Könige von Dänemark und Schweden die Vorherrschaft der deutschen Hanse in
den nordischen Staaten.
An den großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit beteiligten sich nament-
lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, aber
bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu halten
vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten
von Amerika und gab dem Land den Namen, und Merkators Projektionsmethode
wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. (S. S. 107.)
In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegsläusten
des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland seine Seegeltung; der schwerste
Verlust knüpft sich an das Ausscheiden Hollands aus dem Reiche 16-18. Vereinzelt
steht das Kolonialunternehmen des Großen Kurfürsten an der afrikanischen Gold-
küste, schon sein Nachfolger ließ das Projekt wieder fallen.
Erst mit der Wiederaufrichtung des Reiches 1871, dem Aufblühen der hei-
mischen Industrie, der zunehmenden Auswanderung und dem Anwachsen des deut-
schen Außenhandels gewann Deutschland rasch wieder Seegeltung, und diese führte
bald zur Erwerbung von Schutzgebieten, zu einem ungeahnten Aufschwung der
deutschen Schiffbautechnik und zur heutigen Entwicklung des deutschen Seehandels
und Seeverkehrs.
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Extrahierte Personennamen: Karls Sterling_von_Osterlinge Merkators_Projektionsmethode
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen England Nordafrika Island Sizilien Unteritalien London Bergen Gotland Nowgorod Jlmenfee England England Schweden Augsburg Venezuela Amerika Deutschland Hollands Deutschland
Teutschlands Naturgrenzen. 3
kriege, 30 jähriger Krieg, Span. Erbfolgekrieg, die Napoleonischen Kriege), und die
Donaustraße vermittelte bis zum Emporkommen der italienischen Städterepubliken
den Handel nach der Levante. Regensburg ward der Stapelplatz orientalischer
und indischer Waren und die reichste und blühendste Stadt Deutschlands. Noch
heute ist die Donaulime der Hauptträger des binnenländischen Orientverkehrs (Orient-
Expreßzug).
c) Längs der bayerisch-böhmischen Grenze öffnen sich dem Verkehr zwei
wichtige Senken:
1. die Linie Schwandorf—furth—pilsen—prag (über den Tauser Paß)
und
2. die Waldsassener Senke, die von Wiesau nach den böhmischen Bädern führt.
Wie von N., so drangen im Mittelalter auch durch diese Tore die germanischen
Kolonisatoren ins Tschechenland vor, und umgekehrt ergossen sich durch diese Pässe
die kriegerischen Scharen der Hussiten. Heute befördert der Güterverkehr durch
diese Lücken hauptsächlich böhmische Kohle, Pilsener Bier, böhmischen Hopfen und
böhmische Glaswaren.
d) Die sächsisch-böhmische Grenze. Der geschlossene Aufbau des Erz-
gebirgstocks und sein Steilabfall gegen Böhmen drängen den Verkehr hauptsächlich
ins Elbtal und in die Lausitzer Senke, die durch die Lausitzer Neiße zur Oder ent-
wässert wird. Hier liegen in rascher Folge hintereinander die drei Industriestädte
Reichenberg in Böhmen, Zittau in Sachsen und Görlitz in Schlesien. Auch an der
überaus belebten Elbstraße folgt zwischen Dresden und Aussig Stadt auf Stadt:
Pirna, Königstein, Schandau, Tetschen.
e) Große Verkehrs- und kriegsgeschichtliche Bedeutung haben die Sudeten-
pässe (S. das Kärtchen S. 49!) und zwar (abgesehen vom Reichenberger Paß):
1. die Landshuter Senke am Ostrand des Riesengebirgs (Bahnlinie
Landeshut—josefstadt—königgrätz),
2. das Tal der Glatzer Neiße (Bahn von Glatz nach Brünn und
Wien),
3. die Odersenke oder Mährische Pforte (Bahnlinie Oderberg Brünn—
Wien).
In Schlesien vereinigen sich diese Sudetenwege alle in Breslau, dem Zen-
trum des Schleichen Bahnnetzes.
Mit Osterreich hat Deutschland die längste Grenzstrecke gemein; Donau,
Elbe, Oder und zahlreiche wichtige Schienenwege, 39 an der Zahl, verknüpfen die
beiden Staaten miteinander; eine tausendjährige Geschichte, die gleiche Nationalität
sowie der Dreibund verbinden sie auch politisch aufs engste. Durch Österreich-Ungarn
führen Deutschlands Wege nach dem Orient und der Adria, durch Deutschland Öfter-
reichs Wege nach der Nordsee und ihren Gestadeländern und nach den Vereinigten
Staaten von Amerika. Diese Umstände zusammen haben die natürlichen Verkehrs-
schranken zwischen den beiden Ländern überwunden und einen äußerst regen Waren-
austausch erzeugt. Deutschlands Ausfuhr nach Österreich ist nächst der nach England
die größte. (1911: 918 Mill. M., Einfuhr 739 Mill. M.)
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Extrahierte Personennamen: Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Donaustraße Deutschlands Orient-
Expreßzug Tschechenland Reichenberg Zittau Sachsen Schlesien Dresden Aussig Pirna Schandau Wien Oderberg Wien Schlesien Breslau Deutschland Donau Deutschlands Adria Deutschland Nordsee Amerika Deutschlands England
Das Christentum und die Germanen.
23
Winnen. Man erzählte, er habe einst auf dem römischen Sklavenmarkt schöne germanische Knaben zum Verkauf ausgestellt gesehen; auf die Frage welchem Volke sie angehörten, antwortete man ihm, es seien Angeln; da sagte er: „Sie sollen Engel werden." Die Angelsachsen nahmen das Christentum mit großem Eifer an; bald zogen angelsächsische Missionare aus, um das Evangelium weiterzutragen. Willibrord predigte es den Friesen, welche von der Rheinmündung nach Osten wohnten und mit den Franken seit langer Zeit im Grenzkriege lebten.
Noch bedeutender aber wirkte Winfried oder, wie ihn der Papst Bonifattus. später nannte, Bonifatius. Er stammte aus einem edlen Geschlecht in Wessex. Früh war er in ein Kloster eingetreten. Als er die Priesterweihe empfangen hatte, ging er zu den Friesen, um dort zu predigen. Nachdem er darauf ein erstes Mal in Rom geweilt und sich vom Papst selbst die Vollmacht hatte geben lassen, den Deutschen das Christentum zu bringen, wirkte er besonders in Hessen und Thüringen. Als ein gewaltiger Prediger, der die Gemüter entflammte und mit sich fortriß, als starke Persönlichkeit, die furchtlos der Gefahr entgegenging, unbeirrt ihr Ziel verfolgte, zugleich Ehrfurcht gebot und Liebe weckte, wurde er zum Apostel der Deutschen.
Zu Geismar in Hessen fällte er eine dem Donar geweihte Eiche, ohne, wie die Heiden glaubten, von der Rache des Gottes ereilt zu werden. Ergründete Kirchen, stellte Geistliche an, baute Klöster, unter denen Fulda hervorragt. Vom Papste wurde er zum Erzbischof ernannt und erhielt seinen Sitz in Mainz; als solcher schuf er Bistümer, teilte ihnen ihre Sprengel zu und organisierte so, unterstützt von Pippin, die germanische Kirche. Er ist es auch gewesen, der die Bischöfe des Frankenreichs veranlaßte, sich zum Gehorsam gegen den Papst zu verpflichten; er hat dies für nötig erachtet, um zu verhindern, daß die fränkische Geistlichkeit von neuem in Verwilderung und weltliches Leben herabsänke.
In seinem Alter lebte wieder die Sehnsucht in ihm auf, den Friesen das Evangelium zu predigen. Im Friesenlande ist er von einer heidnischen 754. Schar überfallen und, da er jede Gegenwehr verbot, getötet worden; feine Leiche liegt in Fulda begraben.
§ 23. Deutsche Bistümer und Klöster. So nahm das Christentum auf germanischem Boden zu. Bistümer hatten bereits in vielen der Bummer, alten Römerstädte bestanden, z. B. in Köln, Mainz und Trier, in Straßburg und Augsburg. Dazu traten nunmehr die von Bonifatius gegründeten Bistümer, z. B. Würzburg, Regensburg. Salzburg.
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36
Tie deutsche Katserzeit 919 — 1250.
Quedlinburg, Merseburg. Ferner schuf der König auch in Sachsen, dessen Verteidigung bisher wesentlich dem Heerbann der Bauern obgelegen Reiterei, hatte, eine Reiterei von Lehnsleuten, die geeignet war, den Kampf mit den ungarischen Reiterheeren aufzunehmen.
Wender/ Diese Truppen erprobte er zuerst im Kriege gegen die Wenderu.
trteßc' mit denen die Sachsen seit alters in Grenzfehde lagen. Mitten im Winter, als die Sümpfe des Havelbruchs gefroren waren, eroberte er Brennabor, die Hauptstadt der Heveller, das heutige Brandenburg. Auch andere slavische Stämme zwang er zur Unterwerfung; an der Elbe legte er die Burg Meißen an; auch der Herzog von Böhmen mußte sich demütigen. Mit diesen Kämpfen begann die Wiedereroberung und Germani-sierung der Gebiete östlich von der Elbe und Saale, die einst durch die Völkerwanderung für das Deutschtum verloren gegangen waren.
An der Spitze eines streitbaren Heeres stehend. konnte Heinrich nunmehr / den Ungarn den Tribut verweigern. Als sie infolgedessen im Jahre 9j& Ungarn-wiederum nach Sachsen einfielen, trat er ihnen bei Riade, d.h. wohl *933!° am Unstrutried, entgegen. Mit dem Schlachtruf „Kyrie eleison" stürmten die gewappneten sächsischen Reiter, Schildrand neben Schildrand, auf den Feind; in ihrer Mitte ritt der König, vor dem das Heeresbanner mit dem Bilde des Erzengels Michael flatterte. Diesem Angriff hielten die Ungarn nicht stand, sondern ergriffen die Flucht; ihr Lager wurde erstürmt.
936. Im Jahre 936 starb Heinrich auf seiner Pfalz Memleben an der Unstrut und wurde zu Quedlinburg begraben. Er hatte das Reich neu begründet, in Sachsen Burgen und ein schlagfertiges Heer geschaffen, den Erbfeind zurückgeschlagen, die deutschen Grenzen nach Osten und Norden vorgerückt. Mit seiner Regierung beginnt eine Zeit der Macht und des Glanzes für die deutsche Nation.
Otto I. der Grofte 936 — 973 § 37. Die Niederwerfung der aufständischen Herzöge und die Neuordnung des Reichs. Heinrichs I. Sohn Otto war ein Fürst von hoheits-
Heinrich I.
-j-936.
I___________________________________
Otto I. Heinrich von Bayern. Bruno,
1973. | Erzb. v. Köln.
Otto Ii. Heinrich der Zänker.
-s-983.
Otto Hi. Heinrich Ii.
t1002. f 1024.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Otto_I. Heinrichs_I. Otto Heinrich_I. Otto_I. Heinrich_von_Bayern Heinrich Bruno Otto Heinrich Otto Heinrich_Ii Heinrich
50
Die deutsche Kaiserzeit 919 —1260.
zog mit, wohl aber hohe Adlige, zumeist französischer Herkunft, doch auch ein deutscher Fürst, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Auf griechischen Schiffen setzten die Kreuzfahrer über den Bosporus nach Kleinasien hinüber, wo sie viele Kämpfe mit den Türken zu bestehen und viele Mühseligkeiten auf dem öden, wasserlosen Hochland zu erdulden hatten. Noch schlimmere Nöte warteten ihrer, als sie Anti-ochia in Syrien acht Monate lang belagerten. Aber sie nahmen die Stadt endlich durch Verrat und schlugen darauf, begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze, mit der einst der Kriegsknecht dem Herrn am Kreuz die Seite durchstochen haben sollte, ein übermächtiges feindliches Heer in die Flucht. Dann näherte sich der Rest des Kreuzheeres der heiligen Stadt Jerusalem. Sie wurde im Juli 1099 unter furchtbarem Blutvergießen erstürmt und zur Hauptstadt eines christlichen Staates gemacht, dessen erstes Haupt, Gottfried von Bouillon, sich in seiner Demut uur Beschützer des heiligen Grabes nennen wollte; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an.
Der Kreuz- § 5z, Der Kreuzfahrerstaat. Der neue Christenstaat reichte
Mmft00t' nach Norden bis über den Euphrat und umfaßte außer dem Königreiche Jerusalem mehrere Vasallenstaaten. Die königliche Gewalt war freilich schwach; weder die Vasallen noch die Kirche waren immer bereit, sich dem Machtworte des Königs unterzuordnen. Und doch wäre Eintracht und Gehorsam nötig gewesen; denn der neue Staat stand auf der Spitze des Schwerts, und in stetem Kampfe mußte der erworbene Besitz gegen die Mohammedaner verteidigt werden. Nur dadurch konnten sich die Christen im Morgenlande behaupten, daß immer neue Scharen bewaffneter, kampfbereiter Pilger aus dem Abendlande nachzogen; und in der Tat fehlte es lange Zeit hindurch keineswegs an Zuzug frommer oder Abenteuer aufsuchender Ritter.
Eine besondere Bedeutung für die Kriegführung mit den Ungläubigen
Der Ritter-hatten die geistlichen Ritterorden, die hier entstanden, zunächst otben- die Orden der Tempelritter und der Johanniter, zu denen später kurz nach dem dritten Kreuzzuge der Orden der Deutschritter trat. Die Mitglieder dieser Orden zerfielen in Geistliche. Ritter und dienende Brüder, die besonders die zur Pflege der Pilger errichteten Krankenhäuser zu versorgen hatten. Sie vereinigten in eigenartiger Weise mönchisches und ritterliches Wesen, indem sie die Mönchsgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams mit dem Gelübde des Kampfes gegen die Ungläubigen verbanden.
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54
Die deutsche Katserzeit 919 -1250.
angemaßten Rechte und stellte anstatt der gewählten Bürgermeister Beamte an ihre Spitze, die er selbst ernannte. Als sich Mailand gegen ihn erhob und die kaiserlichen Gesandten schimpflich vertrieb, legte er sich vor die Stadt und nahm sie nach zweijähriger Belagerung 1162 ein. Auf Wertung Gnade und Ungnade mußten sich die Mailänder unterwerfen. Im Büßer» Mailands, gewande und mit Stricken um den Hals zog die Bürgerschaft vor dem Kaiser vorüber, und die Flaggenstange des mailändischen Fahnenwagens senkte sich vor seinem Thron. Dann wurden die Tore und Mauern niedergelegt und ein Teil der Stadt zerstört; den Bewohnern wurde befohlen sich in vier Flecken anzusiedeln. Nie war ein deutscher König in Italien mächtiger gewesen.
§ 57. Friedrich im Kampfe mit Papst Alezander Iii. und den Lombarden. Aber bald folgte ein Umschwung. Damals bestanden unter den Kardinälen, d. H. den hohen römischen Geistlichen, zwei Parteien; die eine wählte den Kardinal Roland, der als Papst den Namen Alexander Iii. annahm, die andere einen Gegenpapst. Für den letzteren trat Friedrich ein und wurde deshalb von Alexander mit dem Banne belegt; so begann der zweite der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum. Im Jahre 1167 zog Friedrich mit einem starken deutschen Ritterheere gegen die päpstliche Hauptstadt. In der römischen Campagna trugen die un^wck- Deutschen einen glänzenden Sieg davon, nahmen Rom ein und zwangen Römerzug. foen Papst §ur Flucht. Da brach auf dem fieberreichen römischen Boden plötzlich eine Seuche aus und raffte in wenigen Tagen die Blüte des deutschen Heeres dahin; mit dem Reste mußte Friedrich einen schnellen Rückzug eintreten. Für die lombardischen Städte aber war dies Unglück das Zeichen zum Aufruhr; sie Vertrieben die kaiserlichen Beamten, schlossen einen Bund zur Verteidigung ihrer Freiheit, und Mailand erstand wieder aus seinen Trümmern. Dazu erbauten die Lombarden eine Bnndes-festung, die sie nach des Papstes Namen Alessandria nannten.
Italien war für Friedrich zum größten Teile verloren. Erst mehrere Jahre später konnte er wieder über die Alpen ziehen und den Kampf gegen die aufständischen Städte wieder aufnehmen. Vergeblich belagerte er zunächst Alessandria. Dann wandte er sich, um einen entscheidenden Schlag führen zu können, an seinen Lehnsmann und bisherigen Verbündeten Heinrich den Löwen um Hilfe. Beide trafen in einem Alpenort zusammen; aber Heinrich verweigerte ihm die Heeresfolge. So blieb das kaiserliche Heer zu schwach, um der feindlichen Übermacht widerstehen zu können. Bei segnano. Segnano unterlag 1176 die deutsche Ritterschaft nach hartem, blutigem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Roland Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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Extrahierte Personennamen: H._Erbgüter Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Barbarossas Barbarossas Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_mit_Konstanze Heinrich König_Richard_Löwenherz Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt England Lüneburg Sachsen Deutschland Mainz Mailand Unteritalien Jerusalem England Ungarn Kleinasien Jerusalem
Die Zeit Wenzels (1378-1400) und Ruprechts (1400 -1410;.
79
§ 82. Die deutschen Städtebünde. Die letzten Jahre Karls Iv. und die ersten Wenzels sind die Zeit, in der die deutschen Städte ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde der schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. Er hatte den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einerseits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der Greiner (d. h- der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwäbische Stadt gern zu einer Württembergischen Landschaft gemacht hätte, andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammentraten, dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler n. a.
Da gelang es den Städtern, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen; als der Geschlagene zum Vater zurückkehrte, schnitt dieser, wie erzählt wird, in seinem Grimme das Tischtuch zwischen sich und dem Sohne entzwei. Auch ein rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahrhundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit und Selbständigkeit nach. Darauf aber trat ein Umschlag ein. Ein städtisches Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg eingefallen war, wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig, besiegt; damals siel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang der städtischen Macht in Süddeutschland.
Länger als die Macht des schwäbischen Stüdtebnndes dauerte die 2 Gewalt der Hanse. Dieser Bund umfaßte zur Zeit seiner Blüte mehr als siebzig Städte. Ihm gehörten z. B. im Westen Köln, sodann Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, im Westen endlich Danzig, Thorn und Königsberg an. Aber auch twe Stadt Wisby auf der Insel Gotland, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen dastehen, ferner Riga in Livland waren Glieder des Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Norddeutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Ausland den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen großen Handels- und Meßstadt Nowgorod, wo ihnen der Petershos gehörte, in Bergen, wo die
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Extrahierte Personennamen: Karls Graf_von_Württemberg Eberhard_der_Greiner Ulrich Eberhard Ulrich
58
Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1250.
Papsttum zu einer alles überragenden Macht. Er hat mehrere Staaten Europas genötigt, seine Lehnshoheit anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Johann ohne Land, der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Löwenherz, sich vor ihm demütigen mußte. Vierter Er gab die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt, dem vierten Kreuz-*1204?’ zug; dieser führte allerdings nicht zur Wiedereroberung von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur Gründung des „lateinischen" Kaisertums, das sein Dasein nicht lange gefristet hat. Innocenz hat auch die Inquisition, d. H. die gerichtliche Aufsuchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen.
In dem deutschen Thronstreit gelang es Philipp allmählich, Boden Philipps zu gewinnen. Da wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittels-€ri208.n9' f> ci ch, der sich von ihm beleidigt glaubte, zu Bamberg ermordet. Jetzt Otto iv. fand Otto It., der Welfe, auch bei den Staufen Anerkennung; er konnte bald nach Italien ziehen und sich dort von Innocenz Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt setzen lassen. Als er aber einen Angriff auf das unteritalische Reich Friedrichs, des Sohnes Heinrichs Vi., unternahm, trat ihm Innocenz entgegen, sprach den Bann über ihn ans und gestattete Friedrich, dem Ruf der staufischen Partei zu folgen und sich in Deutschland als Gegenkönig ausstellen zu lassen. Anfangs war dessen Anhang nur gering; aber 1215 konnte sich Friedrich Ii. im Dome zu Aachen frönen lassen. Otto Iv. starb 1218 machtlos und verlassen auf der Harzburg.
Friedrich Ii. 1315 —1250.
Zriedrichs ii. § 62. Friedrichs Ii. Persönlichkeit, Kreuzzug und Landesverwaltung.
Persönlich- Friedrich, der jetzt allgemein in Deutschland anerkannt wurde, war ein frühreifer, hochbegabter Fürst, einer der geistvollsten unter den deutschen Königen, dazu hochgebildet, da er am Hofe zu Palermo einen vorzüglichen Unterricht genossen und mit christlichen und arabischen Gelehrten in Verkehr gestanden hatte. Er war ein Staatsmann von feinster Berechnung und klarstem Urteil; dazu ein hochstrebender Manp von großen Gedanken und mächtiger Willenskraft. Von Wärme des Gemüts aber war bei diesem Fürstensohne, der in frühester Kindheit Vater und Mutter-verloren und sich an kalte Verstellung hatte gewöhnen müssen, wenig zu spüren. Er konnte, wie sein Vater, von unerbittlicher Härte sein. Dazu war seine Bildung mehr italienisch als deutsch, seine Neigungen zogen ihn mehr nach Italien als nach Deutschland, sein italienischer Besitz erschien ihm als der Mittelpunkt feiner Politik; dieser gewaltige Hohen-staufe war dem deutschen Vaterlande entfremdet.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Richard_Löwenherz Innocenz Innocenz Philipp Philipp Philipps Philipps Otto Otto Otto Innocenz_Iii Innocenz Friedrichs Heinrichs Innocenz Innocenz Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Jerusalem Konstantinopel Bamberg Staufen Italien Friedrichs Deutschland Aachen Harzburg Friedrichs Deutschland Palermo Italien Deutschland
Die Zeit Wenzels (1378 — 1400) und Ruprechts (1400 — 1410.)
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und wurden reich durch Handel und Gewerbe; unter ihnen nahmen Danzig und Thorn die erste Stelle ein. Deutsche Bauern und Gutsbesitzer wurden angesiedelt und ernteten zumal in den fruchtbaren Weichselniederungen reichen Ertrag. Der Orden führte eine gute Verwaltung, hatte bedeutende Einnahmen und gewann großen Reichtum, während er zugleich nach außen machtvoll dastand.
Allmählich aber wandelten sich die Dinge. Die Ritter halten keine Verfall. Heiden mehr zu bekämpfen, zumal seit die angrenzenden Litauer Christen geworden waren, und allmählich griffen Trägheit, Genußsucht und Schwelgerei im Orden um sich. Dazu waren die Ordensritter wegen ihres Hochmuts bei den Bürgern der Städte und den Landedelleuten nicht beliebt, und gar mancher Untertan des Ordens hielt es heimlich mit den Polen, den Feinden des Ordens und des Deutschtums. Zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts brach ein neuer Krieg mit Polen aus, das seit kurzem mit Litauen zu einem großen Reich verbunden war; und in der Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde der Orden geschlagen, der Hochmeister und viele Ordensritter fielen, von den Ordenskomturen entkam nur einer. Zwar gelang es dem Feinde nicht, die Marienburg zu nehmen, und für dieses Mal wurde der Orden gerettet. Aber einige Jahrzehnte später brach der Krieg von neuem aus, und der Orden mußte 1466 im Frieden von Friede von Thorn nicht nur Westpreußen abtreten, sondern auch den Rest seines 1466! Besitzes vom König von Polen zu Lehen nehmen. So unterlag damals der deutsche Staat, der die Wacht an der Weichsel hielt, den slavischen Gegnern, weil ihn das deutsche Reich, Kaiser und Fürsten, im Stich ließen.
§ 84. Die Schweizer Eidgenossenschaft. Während sich die Lage der Bauern fast überall im Deutschen Reiche im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert verschlechterte, waren in den Alpentälern am Vierwaldstätter See Bauernstaaten entstanden, welche alle Versuche sie zu unterwerfen zurückwiesen und sich durch ihre kriegerische Tüchtigkeit zu einer machtvollen Stellung emporschwangen. Seit der Schlacht am Morgarten hatte sich die Eidgenossenschaft sehr vergrößert; acht „Orte" gehörten jetzt dazu, dabei die beiden Städte Zürich und Bern. 1386 zog wiederum ein Herzog Leopold von Österreich aus, um die Eidgenossen dem Hause Habsburg zu unterwerfen; aber wiederum erlitt sein Ritterheer bei Sempach eine Schlacht bei furchtbare Niederlage. Nach der Sage war es Arnold von Winkelried, @i386?* der die Schlacht entschied; soviel feindliche Speere, als er ergreifen konnte, erfaßte er, drückte sie sich mit den Worten: „Sorgt für mein Weib und meine Kinder!" in die Brust und bahnte so den Seinigen eine Gasse in die
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Hi. 6. Aufl. Q
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Österreich Leopold Arnold_von_Winkelried