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bett prächtigen, zweistöckigen (Srfer, der in feinem giebelcirtigen Abschluß fast benfelben Ansban wie der stattliche Türeingang zeigt. i Der 3vjährige Krieg: Wie aber schon gesagt, hielt bic
Besserung der Verhältnisse nicht an; durch den 30jährigen Krieg, in dem Erfurt furchtbar zu leiben hatte, würde fein Wohlstanb voliftänbig vernichtet (f. Das Erfurter Laub im 30jährigen Kriege, Nr. 47). Von den großen Heerführern biefer Zeit, sah die Stadt nur den Schwebenkönig Gustav Aböls, der am 22. September 1731 einritt (f. Nr. 48, 49, 50 u. 51). Er zeigte sich sehr hulbvoll und schenkte Erfurt viele Kloftergiiter; auch der Universität nahm er sich warmherzig an. Durch eine Verfügung vom 9. Oktober 1632 aus Nörblingen überließ er Erfurt alle weltlichen Rechte, die einst dem Erzbischof zugeftanben hatten, den Mainzer Hof, die fünf Kiichenbörfer, die beiben Stifter, 8 Klöster und enblich die noch dem katholischen Gottesbienste geweihten Pfarrkirchen. Er wollte die Stadt „für die dem evangelischen Wesen treu geleistete Assistenz" belohnen und zur Wieberaufrichtung der „fast gar zerfallenen uralten Akabemie" beitragen, zu bereu Förberung er schon im Jahre vorher der Stadt das Negier Kloster überwiesen hatte. Der Oberhoheit behielt der König sich freilich „in alleweg" vor. Doch schon der Prager Friebe 1635 brachte eine Aenberung der Erfurt so günstigen Verhältnisse. Der Kurfürst und die Klöster traten nach dem Abzüge der Schweden wieber in ihren alten Be-sitzsianb ein, ebenso würden die beiben Stiftskirchen von den
Evangelischen geräumt. Die Universität, welche auch die ihr zugelegten Kloftergiiter wieber verlor, sank in den alten traurigen
Zustanb zurück; benn der Rat war nicht imstanbe, ihr den Verlust aus eigenen Mitteln zu becken. Zwar kehrten die Schweden
unter Bauer schon im folgenben Jahre in die Stadt zurück, nachdem sie biefetbe am 19. Dezember heftig beschossen hatten (f. Nr. 52); aber sie kümmerten sich nicht um ihre Verwaltung. Der Rat konnte nach eigenem Ermessen schalten und walten, und auch dem Kurfürsten von Mainz, feinen Beamten und der katholischen Geistlichkeit sicherten die Schweden die Erhaltung ihrer Güter und Rechte zu. Die ihnen gänzlich überlassene Eyriaksburg würde ebenso wie die Stadt aufs neue befestigt. Den hohen und starken Turm am Brühler Tor ließen die Schweden nieberreißen, auch legten sie den Wall weiter zurück, um die Burg mehr von der Stadt zu entfernen und biefe ihr unterzuorbnen. — Währenb der noch übrigen Dauer des Krieges finb die Schweden in Erfurt geblieben. Der letzte Teil der fchwebifchen Besatzung hat sogar erst 2 Jahre nach dem Friebensschlnß die Stadt verlassen, die nun auch baran beulen konnten, das Friebensfest zu feiern, herzlich froh, daß die schreckliche Kriegszeit enblich vorüber war (f. Nr. 53, 54, 55).
Innerhalb des balb 20jährigen Aufenthaltes der Schweden, in welcher Zeit die Stadt boliftänbig frei von Mainz gewesen,
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130 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
ttähö in skit 1637 Ferdinand Iii., seine Zustimmung gegeben hatte, zur Unter-1637-1657. zeichnung des Friedens.
Bestim- Was zunächst die Gebietsverhältnisse anlangt, so wurde fol-
mungen , ;
über gendes bestimmt:
verhält- Frankreich wurde für seine Teilnahme am Kriege dadurch ent-
nlf,e" schädigt, daß ihm außer den Bistümern Metz, Toul und Verdun, die es bereits 1552 gewonnene hatte, die Landgrafschaft Elsaß abgetreten wurde; französische Fahnen wehten also nunmehr am Rhein, und Süddeutschland stand französischen Einfällen offen.
An Schweden fiel Vorpommern, dazu die früheren Bistümer Bremen und Verden; so beherrschte es die Mündungen der Oder, Elbe und Weser.
Brandenburg erhielt von dem pommerschen Erbe nur Hinter--pommern, dazu als Entschädigung die Bistümer Cammin, Minden, Halber-stadt und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg, dessen Ad-
ministrator, ein sächsischer Prinz, im Jahre 1680 starb.
Die Rheinpfalz wurde dem Sohne Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde geschaffen.
Die Schweiz und die Niederlande wurden endgültig vom
deutschen Reiche losgetrennt.
Kirchliche Ferner wurden die religiösen Verhältnisse geordnet. Der
mutigen, gewaltige, anfangs von großen Erfolgen begleitete Versuch der katholischen Partei, den Protestantismus auf der ganzen Linie zurückzudrängen, war schließlich mißlungen. Beide Bekenntnisse wurden von neuem als gleichberechtigt anerkannt und nunmehr endlich auch die Reformierten in den Religionsfrieden aufgenommen. Hinsichtlich der geistlichen Güter bestimmte man, daß diejenigen, die 1624 katholisch gewesen seien, katholisch, die, welche sich damals in protestantischem Besitz befunden hätten, protestantisch bleiben sollten.
Ver- Endlich wurden wichtige Bestimmungen über die Reichst) er-
rechtlichefassung getroffen. In dem Kamps zwischen Kaisertum und Fürstentum wunsen. hatte das letztere den Sieg errungen. Den Fürsten wurde durch den westfälischen Frieden die volle Landeshoheit zugesprochen, insbesondere das Recht, Bündnisse untereinander und sogar mit fremden Mächten, außer gegen Kaiser und Reich, abzuschließen.
Deutschland am Ende des dreißigjährigen Krieges.
Zerspittte- § 140. Die politischen Verhältnisse. Die Folgen des großen Krieges
5)Ä= waren für Deutschland in jeder Beziehung verhängnisvoll; zunächst auf dem
tauttf.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Iii Ferdinand Friedrichs_V. Friedrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Verdun Rhein Schweden Brandenburg Minden Magdeburg Rheinpfalz Deutschland Deutschland
Rain am Lech geschlagen hatte. Tilly wurde bei Rain durch eine Kanonenkugel tödlich verwundet und starb zu Ingolstadt. Nun wurde Wallenstein vom Kaiser wieder zum Obergeneral ernannt und sammelte in kurzer Zeit ein starkes Heer. Bei Lützen in der Nähe von Leipzig wurde die Entscheidungsschlacht geschlagen. Gustav Adolf fiel, aber sein Heer erfocht den Sieg, und Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Nach Gustav Adolfs Tod übernahm der Herzog Bernhard von Weimar den -Oberbefehl des schwedischen Heeres. Er wurde von dem kaiserlichen Heere (1634) bei Nördlingen geschlagen.
Schwedisch-französischer Krieg 1635—1648. Der König von Frankreich hatte Gustav Adolf mit Hilfsgeldern unterstützt. Nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen schickten die Franzosen auch Truppen nach Deutschland. Sie hatten dabei hauptsächlich die Absicht, Elsaß, Lothringen und andere Länder auf dem linken Rheinufer zu gewinnen. Noch dreizehn Jahre dauerte der Krieg. Unser armes deutsches Vaterland wurde furchtbar ausgeraubt und verheert. Als endlich Friede geschlossen wurde, glich der größte Teil von Deutschland einer Wüste.
Ter westfälische Friede (zwischen Frankreich und Deutschland in Münster, zwischen Schweden und Deutschland in Osnabrück geschlossen) machte 1648 dem dreißigjährigen Kriege ein Ende. Die lutherischen und die reformierten Stände erhielten völlig gleiche Rechte mit den katholischen und behielten die Kirchengüter, die sie im Jahre 1624 besessen hatten.
Die einzelnen Reichsstände erhielten die Landeshoheit und das Recht, mit auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen.
An Frankreich wurde der österreichische Teil des Elsaß, an Schweden Vorpommern abgetreten. Überdies behielten sich Frankreich und Schweden das Recht vor, als Bürgen des westfälischen Friedens sich jederzeit in die deutschen Angelegenheiten einzumischen.
Vom westfälischen Frieden an hatte der Kaiser keine Regierungsgewalt mehr in Deutschland. Seit dem Jahre 1664 hatte das Reich eine ständige Regierungsbehörde, die aus den Gesandten der einzelnen Reichsstände bestand, Reichstag genannt wurde und zu Regensburg ihren Sitz hatte.
2. Wallenstein.
Albrecht von Wallenstein (eigentlich Waldstein) war der Sohn ernes protestantischen Edelmannes in Böhmen. Nach dem Tode seines Vaters wurde er durch seinen Oheim in eine Erziehungsanstalt der Jesuiten nach Olmütz gebracht, wo er zum katholischen Bekenntnis übertrat. Nach Vollendung seiner Studien
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Extrahierte Ortsnamen: Ingolstadt Leipzig Frankreich Schweden Deutschland Lothringen Deutschland Frankreich Deutschland Schweden Deutschland Osnabrück Frankreich Elsaß Schweden Frankreich Deutschland Olmütz
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die spanischen Besitzungen in Italien, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien, ferner die spanischen Niederlande (Belgien) und die Festungen Kehl, Breisach und Freiburg im Breisgau, welche die Franzosen seit dem Jahre 1685 besaßen. Die Engländer behielten die starke Festung Gibraltar, die sie während des Krieges erobert hatten. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln, die mit Ludwig Xiv. verbündet und darum in die Reichsacht erklärt worden waren, wurden in ihre Länder wieder eingesetzt.*)
Viii. Die Lrirlrenkriege.
1. Belagerung von Wien. 1683.
Nachdem die Türken (1453) Konstantinopel erobert hatten, dehnten sie im Lause der folgenden hundert Jahre ihre Macht über die ganze Balkanhalbinsel, die Länder an der untern Donau und fast über ganz Ungarn aus. Auch nach Österreich und Steiermark machten sie häufig Raubzüge, verheerten das Land und schleppten die wehrlosen Einwohner in die Sklaverei. Wien wurde von ihnen im Jahre 1529 belagert, jedoch durch die tapfere Verteidigung des Grasen Salm gerettet. Um das Jahr 1600 geboten türkische Statthalter zu Raab, Komorn, Ofen. König Ludwig Xiy. von Frankreich hetzte den Sultan zum Kriege gegen Österreich, damit er um so leichter seinen Länderraub an Deutschlands Westgrenze vollbringen konnte.
Im Jahre 1683 brach der Großvezier Kara Mustapha mit einem Heere von 200000 Mann in Niederösterreich ein und belagerte Wien. Die Kaiserstadt wurde nur von 20 000 Streitern, Soldaten, Studenten der Universität und Bürgern unter dem Befehle des Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt. Sechzig Tage dauerte die Belagerung, achtzehn Sturmangriffe wurden von den Türken gemacht, aber der Heldenmut der Verteidiger vereitelte alle Anstrengungen des übermächtigen Feindes.
Ein deutsches Heer von 60000 Mann unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen rückte zum Entsätze
*) Ludwig Xiv. überlebte den spanischen Erbfolgekrieg nur um ein Jahr. In seiner Familie war es in letzter Zeit immer einsamer um ihn geworden. Leinen Sohn und seinen Enkel hatte der Tod ihm schon entrissen. Im Jahre 1715 starb Ludwig, verlasseu von der Liebe des Volkes, das er durch die vielen Kriege und seine Prachtliebe arm gemacht hatte. Lo sehr waren alle Bande der Ehrfurcht gelockert, daß das Volk den Sarg des Königs bei seiner Überführung nach St. Tems mit Fluch- und Schimpf-worten begleitete, ihn mit L-chmutz und Steinen bewarf. In ganz Frankreich wurde die Nachricht von dem Tode des Despoten wie eine Erlösung aus langer Knechtschaft mit Jubel begrüßt. Ludwig hinterließ eine ■Schuldenlast von über zwei Milliarden, einen sittenlosen Hofadel, einen verarmten Bürger- und Bauernstand. Und sein Nachfolger Ludwig Xv. überbot seinen Vorgänger an Verschwendung und Sittenlosigkeit.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Neapel Mailand Sardinien Belgien Kehl Breisach Freiburg Wien Konstantinopel Donau Ungarn Wien Frankreich Deutschlands Niederösterreich Starhemberg Frankreich
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Ix. Derkull der Bistümer Metz, Lull und Verdun.
Infolge der Reformation kam es zwischen Katholiken und Protestanten zu einer Reihe blutiger Kriege. Der erste war im Jahre 1547 und wirb der schmalkalbische Krieg genannt. Kaiser Karl V. siegte und belehnte seinen Bundesgenossen, den protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, zum Danke mit dem Kurfürstentum Sachsen. Bald bar auf trat aber Moritz auf die eeite der Protestanten und uerbünbete sich zur Verstärkung seiner Macht mit dem französischen Könige Heinrich Ii. Für die Hilfe, die bei König leisten sollte, würden ihm nach einem Vertrage die stabte Metz, Tull und Verbun überlasten.
' Tull und Verbun besetzte Heinrich Ii. sofort; baraus wanbten die Franzosen sich gegen Ranzig, setzten die Herzogin ab, die für ihren minberjährigen Sohn regierte, und ließen den jungen Herzog nach Paris bringen. Run sollte auch Metz an die Reihe kommen; aber hier ging die Eroberung nicht so leicht. Da gebrauchte der König List und Verrat. Die Einwohnerschaft war in zwei Parteien gespalten, die eine hielt zu Frankreich. Mit ihrer Hilfe brachte es der französische Felbherr Montmoreney bahin, daß ihm gestattet wnrbe, mit einem Fähnlein bnrch die Stadt zu ziehen und jenseits auf einer Wiese sein Lager aufzuschlagen. Kaum waren die Tore geöffnet, so brangen mehrere Tansenb Mann ein, die freilich nur eine Fahne bei sich hatten. Sie besetzten die Stadt, und das ganze französische Heer rückte nach. Die Mitglieber des Rates, die Wiberstanb leisteten, würden umgebracht. Da es boch noch Ilnzufriebene gab, stellte sich Montmoreney krank und lub die übrigen Ratsherren an fein Bett, weil er fein Testament machen wolle. Sobald sie versammelt waren, sprang er von seinem Lager und burchbohrte den Ältesten mit feinem Degen. Dann brang seine Leibwache durch Tür und Fenster und schlug die übrigen nieber. Damit war der Wiberstanb gebrochen. Einige Tage später kam der König selbst und verlangte den Eib der Treue. Wer nicht gehorchte, würde mißhanbelt. Trotz aller Drohungen wanbte sich ein Teil der Metzer Bürger an das Reichskammergericht nach Speier uyb führte Klage über das Geschehene. Die Verfasser und die Überbringer der Klageschrift würden in der Mosel ersäuft.
Auch Straßburg hoffte der König auf ähnliche Weise in feine Hänbe zu bekommen. Aber hier zeigte sich die Bürgerschaft klüger. Gleich beim Beginn des Krieges nahm der Rat 5000 Lanbsknechte in Solb, die unter den Oberbefehl des Kriegsobersten Klaus von Hattstatt gestellt würden; die Festungswerke würden in aller Eile ausgebessert, selbst alte Grabsteine mußten dazu bienen; um die Wette arbeiteten die Bürger an der Befestigung.
Mit gewaltiger Macht kam Heinrich Ii. nach Zabern und verlangte von den Straßburgern zunächst eine große Menge
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Extrahierte Ortsnamen: Verdun Sachsen Paris Frankreich
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Proviant, Getreide, Brot und Wein; dann sollten seine Landsknechte in die Stadt eingelassen werden, da sie lange im Felde gelegen und allerlei Dinge sausen müßten, wie Schnürstiefel, Leinwand, Tuch. Doch vou letzterem wollten die Bürger nichts wissen. Von Zabern 'ans rückte der König gegen Straßburg vor. soll vou den Hausbergen ans die Stadt in Augenschein genommen haben, stand aber von jeglichem Angriff ab. Dann zog er nach Hagenau, daraus nach Weißen bürg und verließ dann das Elsaß, da niederländische Truppen in sein eigenes Gebiet eingefallen waren. So blieb Straßburg für diesesmal durch sein treues festhalten zu Kaiser und Reich vor einer Überrumpelung bewahrt und rettete dadurch auch seine eigene Selbständigkeit. Es blieb bis aus weiteres eine freie deutsche Reichsstadt.
Kaiser Karl V. hörte mit Schrecken von dem Verluste der lothringischen Städte. Obgleich der Winter schon im Anzug war, rückte der Kaiser doch vor Metz (1552). Die Franzosen hatten aber inzwischen die Stadt zu einer starken Festung umgeschaffen und reichlich mit Lebensmitteln versehen. Die Geschütze wurden gegen die Stadt gerichtet, aber mit wenig Ersolg. Es brach ein früher, harter Winter herein; Seuchen rafften einen Teil des Belagerungsheeres dahin; der Kaiser lag selbst an der Gicht darnieder. -L0 wurde er genötigt, die Belagerung auszuheben, und voll schmerz über sein Unglück trat er am zweiten Weihnachtstage den Rückzug an. Metz blieb in den Händen der Franzosen.
X. Aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges.
Während des dreißigjährigen Krieges wurde das Reichsland, besonders das Elsaß, schwer heimgesucht. Das erstemal war es zur Zeit des Pfälzer Krieges. Als Ernst von Mansfeld in Diensten des Winterkönigs, des Kurfürsten Friedrich V., gegen -Lilly nach der Pfalz zog,^drang er auch in das Elsaß ein. Da der Kaiser in Böhmen L-ieger geblieben, hoffte er, ihm hier Schaden zufügen zu können.
Das Elsaß stand nämlich damals großenteils unter der Herrschaft des habsburgischen Hauses. Es besaß die Landgrafenwürde im Elsaß, die Landvogtei über die zehn freien kaiserlichen Städte und beherrschte die um Hagenau gelegenen vierzig Reichs-dörser. Zudem war der Sundgau dem Hanse Österreich durch Erbschaft zugefallen. Denn im Jahre 1324 hatte der Erzherzog Albrecht die Tochter des letzten Grafen von Pfirt geheiratet. Tiefer südliche Teil wurde von einem österreichischen Landvogt von Ensis-hetm aus verwaltet. Er war ein habsbnrgischer Beamter.
Mansfeld hatte es zunächst aus Hagenau, den Sitz des kaiserlichen Landvogtes, abgesehen. Anfangs verteidigten sich die Hagen-aiter mit ihren Kanonen tapfer-; doch waren sie Mansfelds großer
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ernst_von_Mansfeld Ernst Friedrich_V. Friedrich_V. Albrecht Albrecht
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Macht nicht gewachsen. Die Stadt mußte sich ihm ergeben. 100000 Gulden verlangte der Sieger von den Reichsdörsern, eine gleiche Summe von dem Grasen von Hanan-Lichtenberg. Nun wandte sich Mansseld gegen Zabern. Aus dem Wege dahin nahm er die reiche Abtei Maursmünster ein, plünderte trotz der größten Gegenwehr der Bauern die umliegenden Orte und legte manche in Asche. Zabern konnte er nicht einnehmen. Daran hinderten ihn die Teste Lage der Stadt, der rauhe Winter, der ins Land gezogen, und der Mangel an Schießbedars. Unverrichteter Sache kehrte er wieder nach Hagenau zurück. Einzelne Abteilungen seines Heeres drangen inzwischen bis in das Ober-Elsaß vor, besetzten Colmar und Ensisheim und nötigten überall den Einwohnern große Geldsummen ab. _ _
Aus einem zweiten Zuge nahm Mansseld das Städtchen Ros-heini, steckte es in Brand und richtete unter den Bewohnern ein furchtbares Blutbad an. Allein ein zweiter Versuch, Zabern zu nehmen, mißglückte wie das erstemal. Während dieser Belagerung schloß Friedrich V. von der Psalz mit dem Kaiser Frieden. Deshalb hob Mansseld die Belagerung von Zabern^ auf_ und zog über Deutsch-Lothringen nach den Niederlanden. Auf diesem Zuge wurde fein Nachtrab im Grauftal von den Zabernern überfallen, und viele wurden getötet.
Noch mehr hatte das Elsaß zur Zeit des schwedisch-sranzösischen Krieges zu leiden. Nach dem ^.ode Gustav Adolss hatte der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer übernommen. Einige Jahre später schloß er mit den Franzosen einen Vertrag, wonach ihm die Landvogtei im Elsaß zugesprochen wurde. Außerdem sollte er jährlich eine Unterstützung von vier Millionen Livres erhalten. Dasür mußte er sein Heer unter den Befehl des Königs von Frankreich stellen und es überall hinführen, wohin es der König verlangte. So hatte Bernhard zunächst da* nötige Geld und die Unterstützung der Franzosen in seinen Unternehmungen. Das Elsaß den Franzosen, die schon seit 1633 das Herzogtum Lothringen besetzt hielten, zu überlassen, hatte aber Bernhard keine Lust. Denn er wollte sich am Oberrhein ein eigenes Herzogtum gründen.
Jetzt wurde das Elsaß von kaiserlichen, schwedischen, wei-marischen, französischen Truppen durchzogen. Kampf reihte sich an Kampf, Belagerung an Belagerung. Durch Plündern, Sengen, Brennen verwüsteten die Soldaten das ganze Land. Die Einwohner litten unsäglich darunter. Das zeigte sich am deutlichsten bei der Belagerung von Breisach. Diese Festung mußte Bernhard nehmen, denn von ihrer Einnahme hing der Besitz des Ober-Elsaß ab. Als er vor ihr lag, nahten sich die Kaiserlichen zum Entsatz, und mit ihnen wollte sich der Herzog von
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Mansseld Gustav_Adolss Gustav Bernhard_von_Weimar Bernhard Bernhard Bernhard
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Lothringen verbinden. Dieser rückte aus dem St. Amarintalebrei-sach zur Hilfe heran. Da brach Herzog Bernhard sofort während der Nacht auf und kam bei Tagesanbruch nach Sennheim. Auf dem Ochsenfelde entspann sich die Schlacht. Der Herzog oon Lothringen wurde geschlagen.
Dann begann die Belagerung Breisachs mit Unterstützung der Franzosen aufs neue. Die Stadt wurde enge eingeschlossen, kein Mensch ans- oder eingelassen. Der Preis der Lebensmittel erreichte bald eine unglaubliche Höhe. Für einen Sester gemahlene Frucht gab eine Frau Kleinodien im Wert von 80 Tlr., ein Ei kostete 1 Gulden, ein Huhu 5 Gulden, ein Pfund Salz 12 Batzen, eine Katze 2—3 Gulden, ein Pfund Hundefleisch 7 Batzen. Die Offiziere uährten sich von Brot, das aus Haser gebacken war; das Brot der gemeinen Soldaten bestand aus Kleie und Mehl aus Eichenrinde. Selbst Tierhäute vou Pferden, Ochsen und Eseln wurden eingeweicht und gegessen. Bald kam die Hungersnot mit all ihren Schrecken über die Belagerten. Kinder wurden aufgefangen, geschlachtet und gekocht. Selbst Leichname wurden ausgegraben und dienten als Speise. Gefangene Soldaten gruben mit ihren Händen Löcher in die Mauer und labten sich ant Kalk. Biele starben des Hungertodes. Der tapfere Befehlshaber von Breifach, Herr von Reinach, konnte sich nicht mehr länger halten. Mit allen Ehren durfte er samt seiner Besatzung, die noch gegen 500 Mann betrug, aus der Stadt ziehen. Bernhard nahm die Feste, die ihm das Ober-Elsaß sicherte.
Nun verlangten die Franzosen, daß Bernhard seine Eroberungen unter ihre Hoheit stelle. Doch davon wollte er nichts wissen. Er wollte als ein deutscher Reichsfürst und Herzog des Elfasses dieses Laud dem deutschen Reiche erhalten. So geriet er in Streitigkeiten mit den Franzosen. Ehe diese zum Austrag kamen, erkrankte er plötzlich, und bereits nach vier Tagen starb er zu Neuenburg im Jahre 1639. Der rasche Tod hat zu der Sage Veranlassung gegeben, er sei von den Franzosen vergiftet worden. Bernhard hatte in seinem Testament verordnet, daß die von ihm eroberten Landschaften beim deutschen Reiche verbleiben sollten. Aber die Franzosen gewannen die Offiziere seines Heeres durch Geld sür sich; diese lieferten ihnen die eingenommenen oberrheinischen Plätze aus und stellten sich farnt den Truppen unter ihren Oberbefehl.
Viel besser als in Breisach sah es in dieser Zeit im übrigen Elsaß nicht aus. Hungersnot herrschte in den Städten Thann, Ruf ach, Colmar, Schlettstadt, Straßburg, Hagenau. Auf den Straßen fand man verhungerte Menschen, die noch Gras und Wurzelu im Munde hatten. Um einen Laib Brot konnte man einen ganzen Schatz Reben kaufen. Äcker oder Rebberge zu bebauen, lohnte sich nicht. Denn die verschiedenen Truppen nahmen
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Breisachs Reinach Bernhard Bernhard Bernhard Thann
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Bürger selbst ihre Wälle, Türme und Mauern niederreißen. Mit der Freiheit von Colmar war es zu Ende.
Diese Wegnahme von Colmar, bald darauf auch die von Schlettstadt und Weißenburg, fällt in die Zeit, in welcher der Kaiser im Bunde mit Holland und Spanien mit Ludwig Xiv. einen Krieg führen mußte. Man nennt diesen den zweiten Raubkrieg. Denn um Länder mit Gewalt wegzunehmen, zu rauben, hatte ihn der französische König unternommen. In diesem Kampfe standen treu zum Kaiser Karl Iii., der Herzog von Lothringen, und Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg. Das deutsche Elsaß wiederzuerobern, sahen diese als ihre Hauptausgabe an. Der große Kurfürst erschien mit einem Heere von 20000 Mann am Rheine. Unter dem Jubel der Bevölkerung hielt er im Jahre 1674 in Straßburg seinen Einzug. Nach Bereinigung der kaiserlichen, brandenbnrgischen und lothringischen Truppen war die Lage des französischen Generals Türenne sehr gefährlich.
Er zog sich deshalb vor der Übermacht über die Zaberner Steige hinter die Vogesen zurück. Die Deutschen glaubten sich sicher und bezogen sorglos Winterquartiere. Allein Türenne ruhte nicht. Trotz des Winters zog er jenseits der Vogesen nach Süden. Plötzlich kam er im Dezember 1674 über Belfort aufs neue ins Elsaß und besiegte die Kaiserlichen bei Ensisheim. Dann rückte er nach Norden. Auf die Nachricht vom Herannahen der Franzosen stellten sich die Verbündeten (angeführt von dem kaiserlichen Feldherrn von Bonrnoville, dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Lothringen) zwischen Colmar und Türkheim auf. Vor sich hatten sie den Logelbach; der rechte Flügel wurde durch das Gebirge, der linke durch die Stadt Colmar gedeckt. Starke Verschanzungen mit zahlreichen Geschützen machten ihre Stellung unangreifbar. In dieser Not wußte sich aber Türenne zu helfen. Er zog über Egisheim, wo er übernachtete, auf ungebahnten Wegen, in tiefem Schnee längs des Gebirges durch Hohlwege*) und marschierte hinter Winzenheim vorbei in das Münstertal. Sofort nahm er Türkheim. Von hier aus griff er die Verbündeten von der Seite an. Ihre feste Stellung nützte ihnen jetzt wenig. Nach vier Stunden war der Kamps zugunsten der Franzosen entschieden. Es war am 5. Januar 1675. Noch vor Ende des Winters sahen sich die Verbündeten genötigt, über den Rhein zurückzugehen.
Auch der große Kurfürst mußte das Land verlassen. In Straßburg traf ihn neues Unglück; hier starb ihm sein Sohn. Zu dem^chmerz über den verlorenen Feldzug, über den Verlust seines Sohnes kam plötzlich die Nachricht, daß die Schweden in sein Land eingefallen seien. Sie waren von Ludwig Xiv. dazu
*) Nicht über das Gebirge.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Karl_Iii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
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Das Zeitalter der religisen Kmpfe 1519 1648.
Ferdi- feit 1637 Ferdinand Iii., seine Zustimmung gegeben hatte, zur Unter-
naitb Iii. 1
1637-1657. zeichnung des Friedens.
Bestim- Was zunchst die Gebietsverhltnisse anlangt, so wurde fol-
mutigen , , ,
der gendes bestimmt:
S: Frankreich wurde fr seine Teilnahme am Kriege dadurch ent-niffe' schdigt, da ihm auer den Bistmern Metz, Toul und Verdun, die es bereits 1552 gewonnene hatte, die Landgrafschaft Elsa abgetreten wurde; franzsische Fahnen wehten also nunmehr am Rhein, und Sddeutschland stand franzsischen Einfllen offen.
An S ch w e d e n fiel Vorpommern, dazu die frheren Bistmer Bremen und Verden; so beherrschte es die Mndungen der Oder, Elbe und Weser.
Brandenburg erhielt von dem Hommerschen Erbe nur Hinter-pommern, dazu als Entschdigung die Bistmer Cammin, Minden, Halber-stadt und die Anwartschast auf das Erzbistum Magdeburg, dessen Ad-ministrator, ein schsischer Prinz, im Jahre 1680 starb.
Die Rh einpfalz wurde dem Sohne Friedrichs V. zurckgegeben und fr ihn eine achte Kurwrde geschaffen.
Die Schweiz und die Niederlande wurden endgltig vom deutschen Reiche losgetrennt.
Kirchliche Ferner wurden die religisen Verhltnisse geordnet. Der 2s. gewaltige, anfangs von groen Erfolgen begleitete Versuch der katholischen Partei, den Protestantismus aus der ganzen Linie zurckzudrngen, war schlielich milungen. Beide Bekenntnisse wurden von neuem als gleich-berechtigt anerkannt und nunmehr endlich auch die Reformierten in den Religionsstieden aufgenommen. Hinsichtlich der geistlichen uter bestimmte man, da diejenigen, die 1624 katholisch gewesen seien, katholisch, die, welche sich damals in protestantischem Besitz befunden htten, pro-testantisch bleiben sollten.
Ver- Endlich wurden wichtige Bestimmungen der die Reichsver-Nchefassung getroffen. In dem Kampf zwischen Kaisertum und Frstentum 25. hatte das letztere den Sieg errungen. Den Fürsten wurde durch den west-Mischen Frieden die volle Landeshoheit zugesprochen, insbesondere das Recht, Bndnisse untereinander und sogar mit stemden Mchten, auer gegen Kaiser und Reich, abzuschlieen.
Teutschland am Ende des dreiigjhrigen Krieges. S 140. Die politischen Verhltnisse. Die Folgen des groen Krieges Deutsch waren fr Deutschland in jeder Beziehung verhngnisvoll; zunchst auf dem
lan?.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Iii Ferdinand Metz Elsa Friedrichs_V. Friedrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Verdun Rhein Bremen Brandenburg Minden Magdeburg Niederlande Frstentum Teutschland Deutschland