Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 60

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
60 Einzelgebiete, C. Deutschland als Staatengebilde. Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaat, der aus 26 Staaten besteht (s. I.s.79). Die obersten Reichsgewalten sind Kaiser, Bundesrat und Reichstag. Die Kaiserwürde kommt stets dem König von Preußen zu. Der Kaiser ist der oberste Befehlshaber des Heers und der Marine; er erklärt Krieg und schließt Frieden, vertritt das Reich und ernennt die Reichsbeamten. Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der einzelnen (26) Regierungen. Der Reichstag wird aus den Abgeordneten gebildet, die in den 397 Wahlkreisen durch gleiches, direktes und geheimes Wahlrecht nach Stimmenmehrheit gewählt werden. Bundesrat und Reichstag üben die Reichsgesetzgebung aus. Der oberste Beamte des Reichs ist der Reichskanzler. Als politische Einheit nimmt das Reich die Beziehungen zu fremden Staats- wesen wahr. Reichsangelegenheiten sind z. B. die Vertretung des Reichs im Ausland durch Gesandte und Konsuln. Auf allen wesentlichen Gebieten des Volkslebens be- steht Rechtseinheit. Das bürgerliche Recht, das Strafrecht usw. sind einheitlich geordnet. Einheitliche Rechtsgrundlagen gelten für das gewerbliche Leben und den Handel. Auch Maß-, Münz- und Gewichtswesen haben eine einheitliche Regelung erfahren. Dazu kommt die große und vielseitige Sozialgesetzgebung, durch welche das Deutsche Reich weit über seine Grenzen hinaus bahnbrechend gewirkt hat. Das Reich ist ferner eine wirtschaftliche Einheit. Es gibt innerhalb des Reichs keine Binnenzölle oder andere Schranken des Verkehrs mehr. Insbesondere ist auch das Nachrichtenwesen einheitlich geregelt und verwaltet; nur Bayern und Württemberg verwalten selbst ihr Post- und Telegraphenwesen. Einheitlichkeit herrscht endlich im Reich in bezug auf das Heerwesen und die Marine. Das bayerische Heer hat jedoch einige Reservatrechte. Die einzelnen Staaten sind konstitutionelle Monarchien mit Ausnahme der Freien Städte, welche republikanisch regiert werden. Auch Elsaß- Lothringen, das unter einem kaiserlichen Statthalter steht, erfreut sich einer konstitutionellen Verfassung. Zur Bestreitung der gemeinschaftlichen Ausgaben dienen die aus den Zöllen und einigen Steuern fließenden gemeinschaftlichen Einnahmen, und, soweit diese nicht hinreichen, Beiträge der einzelnen Bundesregierungen nach Maßgabe ihrer Be- völkerung (sog. Matrikularbeiträge).

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 27

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Große. 27 Sein Reich war ein Weltreich; er gebot über Germanen und Romanen. Er war der Schirmherr der abendländischen Kirche, der Beschützer des abendländischen Christentums. Unter diesen Umständen erwachte der Gedanke, das abendländische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die römischen Verhältnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Hi. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines fränkischen, von Karl abgesandten Grafen zurückkehren können. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar Katserder Peterskirche die Kaiserkrone auf das Haupt, und das Volk begrüßte Wänazt. ihn unter lautem Jubel als römischen Kaiser. So war ein Germane Nach- 800' folger der Cäsaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an äußerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrönung einen gewaltigen Zuwachs; Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahrhunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht für die deutschen Könige gewesen. Karls Regententätigkeit. § 27. Karls Persönlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Per M. Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die twett‘ Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persönlichkeit hat uns sein jüngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mächtigem Körperbau, festem Gang, schönem, grauem Haar und heiterem, gütigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen härtete er den Körper ab; in Speise und Trank war er mäßig. Er kleidete sich nach fränkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, römische Kleidung anzulegen; seine Gewänder ließ er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemüt; er war ein zärtlicher Vater seiner Söhne und Töchter, die er ungern von sich ließ, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gütig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfüllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in höheren Jahren wünschte er nachzuholen, was man früher an ihm versäumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und ließ sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich über gelehrte Dinge; selbst beim Mahle ließ er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn für die Heldensagen des deutschen Volkes und ließ sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 38

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
38 Die deutsche Katserzett 919 — 1250. sie beim Mahle niederstoßen; unter furchtbarem Blutvergießen dämpfte er alle Aufstände und dehnte die deutsche Herrschaft bis zur Oder aus. Und doch wurde auch dieser rauhe Krieger von dem Zuge der Frömmigkeit erfaßt, der damals so viele trotzige Herzen beugte; er legte vor seinem Tode sein Amt nieder, machte eine Pilgerfahrt nach Rom und fand seine letzte Ruhestätte in dem von ihnen gegründeten Kloster Gernrode am Harz. Nach seinem Tode wurde die wendische Mark in drei Teile geteilt: die Nord mark, aus der später die Mark Brandenburg erwuchs, die Mark Lausitz und die Mark Meißen. Wie aber einst in Karls Sachsenkriegen, so gingen auch jetzt der Krieger und der Geistliche Hand in Hand. Um die Wenden zu bekehren, Bistümer, gründete Otto das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Havelberg, Brandenburg, Zeitz (später Naumburg) und Meißen. Erster § 38. Ottos erster Römerzug. Neue Aufstände und die Besiegung Romerzug. ^ yngarn Unter Otto beginnen die schicksalsvollen Feldzüge deutscher Heere nach Italien. Dieses Land war seit langer Zeit von Bürgerkriegen erfüllt und in völliger Zerrüttung. Als nun die Witwe des letzten Königs, Adelheid, gegen ihre Feinde Otto um Hilfe anrief, zog dieser im Jahre 951 über die Alpen. Zu Pavia vermählte er sich mit ihr. Sie war seine zweite Gemahlin; die erste, Editha, eine angelsächsische Prinzessin, war gestorben. Zugleich nahm Otto den Titel eines Königs der Langobarden an. Doch kam es zunächst nicht zu einer völligen Eroberung des Landes. Empörung Da brachen in Ottos Familie Streitigkeiten aus. Sein Sohn £unbfü Liudolf und sein Schwiegersohn Konrad waren erbittert über den Äonrab§' großen Einfluß, den Adelheid und zugleich Heinrich von Bayern am Hofe gewonnen hatten. Sie empörten sich, und so begann von neuem der Bürgerkrieg. Zudem benutzten auch die Ungarn die Gelegenheit, in das von inneren Wirren zerrissene Deutschland einzufallen. Aber gerade die äußere Gefahr führte dem Könige viele wieder zu. die auf der Seite der Aufrührer gestanden hatten. Liudolf und Konrad verloren ihren Anhang und unterwarfen sich, von Reue erfüllt; ihre Herzogtümer wurden ihnen genommen. Ungarn- Und nun konnte Otto mit der Macht seines ganzen Reiches den fc6iab*naufungarn entgegentreten. Auf dem Lechfelde bei der Stadt Augsburg, S955.be die sich unter der Führung ihres wackeren Bischofs der feindlichen Belagerung erwehrt hatte, kam es zur Schlacht. Zwar gelang es den Ungarn, das deutsche Heer zu umgehen und die Nachhut zu schlagen. Dann aber siegte die deutsche Tapferkeit; ein großer Teil der Feinde ertrank im Lech, viele

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 88

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
88 Die £ett der zunehmenden Auslösung des Reichs 1273—1519. England. Das englische Königreich war aus den kleinen angelsächsischen Staaten zusammengewachsen; um 900 wurde es von Alfred beherrscht, der den Einfällen der seebeherrschenden Dänen entgegentrat und als Gesetzgeber und Ordner des Reiches sich die größten Verdienste erwarb. Im Jahre 1006 wurde England durch die Schlacht bei Hastings von dem Normannenherzog Wilhelm erobert, der in der Geschichte den Beinamen der Eroberer trägt. Dem normannischen Geschlechte folgte das Haus Anjou-Plantagenet, das ebenfalls französischen Ursprungs war und zahlreiche französische Landschaften als Lehen besaß. Diesem Hause entstammten der sühne, aber unstete Ritter Richard Löwenherz, der am dritten Kreuzzug teilnahm, und sein heimtückischer Bruder Johann ohne Land, der sich vor Papst Innocenz Iii. demütigen mußte (§ 61) und fast den gesamten Besitz auf dem Festlande an Philipp August von Frankreich verlor. Im vierzehnten Jahrhundert begann eine neue, hundertjährige Periode englisch-französischer Kriege, dadurch hervorgerufen, daß Eduard Hl nach dem Aussterben des Hauses der Capetinger Ansprüche auf den französischen Thron erhob. In glänzenden Schlachten siegte damals die englische über die französische Ritterschaft. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trug Eduard Iii. bei Cröcy, unweit der Küste des Kanals, einen glänzenden Sieg davon; König Heinrich Iv., aus dem Hause Lancaster, einst als Kronprinz der Genosse John Falstaffs und zu allerlei tollen Streichen aufgelegt, als König tüchtig und willenskräftig. siegte im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts bei Azincourt, das nicht fern von Cröcy liegt. Anders ward es seit dem sieghaften Auftreten der Jungfrau von Orleans, Johanna d’Arc, eines gottbegeisterten lothringischen Bauernmädchens, welches Karl Vii. zur Krönung nach Reims führte. Zwar fiel sie nachher in die Hand der Engländer und wurde 1431 als Hexe verbrannt; aber die Macht Eng. lands ging zurück, und schließlich mußte es die französischen Eroberungen wieder ausgeben. Für die innere Entwickelung Englands war es bedeutsam, daß sich ein Parlament ausbildete, eine Vertretung der oberen Stände des Volkes, die in ein Oberhaus und ein Unterhaus zerfiel und das Recht der Steuerbewilligung besaß. So wurde England früh zum Verfassungsstaat. In die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts fallen die furchtbaren Bürgerkriege zwischen den Häusern Lancaster und Aork, die man nach den Abzeichen der beiden Parteien als die Kriege der roten und der weißen Rose bezeichnet. Sie wurden im Jahre 1485

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 155

1911 - Erfurt : Keyser
- 155 - die anderen. (Sr trug einen Elenskoller und einen grauen Hui mit grüner Feder. Sein Haar war blond, und ein starker Schnurrbart und spitzer Kinnbart zierten sein Gesicht. Freundlich blickten seine blauen Augen umher, und deutsche Grußesworte kamen aus seinem Munde. Man sah, er freute sich herzlich über den warmen Empfang der Erfurter, die mit Hüteschwenken, Tücherwehen und Kränzewerfen sich nicht genug tun konnten. Aufenthalt in Erfurt: Vor seinem Absteigequartier wurde er vom Erfurter Rate aufs ehrerbietigste begrüßt. Dann begab sich der König in seine Gemächer. Doch er rastete nicht lange. Schon nach kurzer Zeit erschien er wieder im Sattel. Er stattete dem Petersberg einen Besuch ab. An der Schwelle des Klosters begrüßten ihn knieend die frommen Brüder mit ihrem Abte. Freundlich hieß er sie ausstehen, entblößte selbst sein Haupt und setzte sich mit ihnen zur Tafel, zwanglos sich unterhaltend. Noch drei Tage verweilte Gustav Adolf in der Stadt. In dieser Zeit umritt er einmal den Stadtwall und besichtigte die Eyriaksbnrg. Mancherlei Gedanken über eine stärkere Befestigung der Stadt sollen ihm dabei durch den Kops gegangen sein. Bevor er dann abreiste, mußte der Rat versprechen, solange der Religionskrieg dauern würde, ihm treu und untertänig zu sein. Weitermarsch: Am Montag wurde zum Ausbruch geblasen. Vormittags zwischen 8 und 9 gings mit klingendem Spiel zum Brühlertor hinaus durch den Treienbrunnen nach Süden. Der Weg führte über Molsdorf, Arnstadt, Ilmenau und Schlensingen ins Werratal und von da an den Main. (Nach Pros. Als. Kirchhofs.) 4-9. Gustav Adolfs Leutseligkeit. Heute noch bewahrt die Riemer-Jnnnng in Erfurt ein Andenken auf, das Zeugnis von Gustav Adolfs Leutseligkeit gibt. Als der König sich einmal von der „hohen Lilie" in den nahe gelegenen Gasthof „zum Propheten" (heute „Thüringer Hof") begab, um nach einem feiner Pferde zu sehen, hörte er aus einem Zimmer lautes Stimmengewirr. Er trat ein und erfuhr von den Versammelten, daß die Riemer-Innung soeben einen der Ihren zum Ritter schlage, d. h. nach bestandener Lehrzeit seierlich in die Gesellenschast ausnehme. Gustav Adols sragte, ob er zusehen dürste. Da dies aber nicht erlaubt war, wurde ihm bedeutet, daß er beiwohnen könne, wenn er selbst vorher zum Ritter geschlagen wäre. Der König willigte sreudig ein und wurde unter dem üblichen Gebrauch zum Ritter geschlagen. Er leerte auch den großen, tbm dargereichten Zinnpokal, den Willkommenbecher, und loste sich mit dem herkömmlichen Geschenk. Noch zur Stunde hängt am „Willkommen" der Erfurter Riemer das ovale, vergoldete Schaustück, welches damals die Innung wohl aus des Königs Hand erhalten hat. Es zeigt auf der einen

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 166

1911 - Erfurt : Keyser
- 166 — währte er den neuen Landeskinder eine zehnjährige Steuerfreiheit. Seinem Rufe folgten wohl 20 000 Familien ans Schwaben, Franken, Niedersachsen und der Schweiz. Den größten Zufluß hatte das preußische Land aber aus Salzburg. Not der Salzburger: Dort hatte der Erzbischof seinen evangelischen Untertanen besohlen, katholisch zu werden oder auszuwandern. Doch nur wenige bekehrten sich, die anderen wurden mitten im Winter ausgewiesen und lagerten einen Monat lang an der Grenze Bayerns aus freiem Felde. Sie wandten sich in ihrer Not an den König Friedrich Wilhelm, und dieser wurde ihnen ein treuer Helfer und Beschützer. In einer öffentlichen Bekanntmachung erklärte er sie für seine Schützlinge und bot ihnen sein Königreich Preußen als Zufluchtsort und neue Heimat an. Zug der Salzburger nach Preußen: Im Frühling 1732 machten sie sich mit Sack und Pack und Weib und Kind auf den Weg. Friedrich Wilhelm schickte ihnen Bevollmächtigte entgegen, welche ihnen täglich für den Mann 4, sür die Frau 3, sür ein Kind 2 Groschen Reisegeld zahlen und sie leiten mußten. Die Hauptzüge gingen, die Richtung auf Berlin hallend, ans verschiedenen Wegen durch Schwaben, Hessen, Sachsen und Thüringen. Die Salzburger im Erfurter Gebiet: Hierbei berührten einige Haufen das Erfurter Gebiet, und am 8. August 1732 zogen mehr als 800 Salzburger an der Stadt selbst vorüber. Sie kamen vom Steiger her über Daberstedt nach dem Schmidtstedtertor und gingen von da außerhalb des Krämpser- und Johannestores nach Ilversgehofen auf das Ried, wo sie sich lagerten. Die Auswanderer, die meist zu Fuß kamen und Stäbe in den Händen hatten, sangen, während sie einherzogen, sromme Lieder, vor allem ihr Lieblingslied: „Ich bin ein armer Exulant, Also tu ich mich schreiben. Man tut mich ans dem Vaterland Um Gottes Wort vertreiben." Etliche der Salzburger trugen Kinder und kleine Wiegen auf dem Rücken. Die Männer waren mit kurzen Tuchjacken, weilen, unten zugebundenen Hofen und dickbesohlten Riemenschuhen bekleidet, die Frauen mit großen Strohhüten, kurzen Röcken und wollenen Miedern. Auf Wagen, die zum Teil mit ihren eigenen, großen und starken Pferden bespannt waren, führten sie Kranke, Altersschwache und Kinder nach. Keinen hörte man über die erduldeten Bedrückungen klagen, und die Bürger, die ihnen zum Empfang entgegengeeilt waren und sie begleiteten, konnten sich nicht genug über das „sehr gelassene, stille Wesen" der Salzburger wundern. Sie schenkten ihnen viel Geld, Bücher, Kleider, Schuhe und Strümpfe und brachten ihnen eine Sammlung von 570 Reichstalern, zu welcher die Geistlichen von der Kanzel herab aufgefordert hatten, nach Weißensee nach.

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 177

1911 - Erfurt : Keyser
— 177 — Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war. Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58). Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59). Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen. Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und 12

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 181

1911 - Erfurt : Keyser
— 181 — nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken. (Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.) 63. Schiller in Erfurt. Zugult und September 1791. 1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals. Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren. Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen. Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 234

1911 - Erfurt : Keyser
— 234 — und in dem etwas entfernteren, tiefen Eifenbahneinschnitt. Um das Feuer abzulenken und auf sich zu ziehen, fnhren jetzt schnell zwei Batterien am Fuße des Nordabhanges ans. Zwar versprach das Schießen gegen die bedeutende Höhe wenig Erfolg, aber der Hauptzweck wurde erreicht. Bald hatten die preußischen Geschütze ein lebhaftes und wohlgezieltes Feuer des Feindes auszuhalten. Es schien, als regne es Feuer vom Himmel. Der Lärm war betäubend, und nur mit Mühe ließen sich die Pferde halten. Trotzdem versah jeder Kanonier treu seine Pflicht. Siegreiches Vordringen der Preußen: Ans einmal wurde das feindliche Feuer schwächer, dann hörte es ganz auf. Der Feind batte den Rückzug antreten müssen. Die 7. preußische Division, die auch am frühen Morgen bei Turnau die Jfer überschritten hatte, war geradewegs auf den Mnskyberg losmarschiert. Dort angekommen, hatten einige ihrer Abteilungen fofort von Nord-osten her die Hochebene des Berges erstiegen und die Oesterreicher vertrieben. Diese mußten auch gegen 11 Uhr Münchengrätz räumen, wenn sie nicht gefangen werden wollten; denn schon hatten die Preußen oberhalb und unterhalb des Ortes die Jser überschritten und näherten sich ihm bedenklich. Im Biwak bei Dobrawuda: Gegen 3 Uhr nachmittags bezog die 8. Division endlich bei Dobrawuda Biwak. Die Kräfte der Mannschaften waren völlig erschöpft. Zumal das 32. Regiment hatte, obwohl es im Kampfe selbst nicht zur Verwendung gekommen war, furchtbar gelitten. Unter Mittag hatte es sich nahe bei Münchengrätz in einer engen Talschlucht gesammelt. Glühend heiß brannte die Sonne herunter. Mehrere Soldaten brachen durch Hitzschlag zusammen, und jeden Augenblick blieb einer im Chausseegraben zurück. Es fehlte an Wasser. Die wenigen Brunnen eines nahen Dorfes konnten nicht genug geben, und so warfen sich die Leute an stinkenden Pfützen nieder, um ihren Durst zu löschen. Die Offiziere mußten fcharf zugreifen, um es zu verhindern. — Leider herrschte der gleiche Wassermangel auch im Biwak. Der einzige Brunnen des Ortes war bald ausgeschöpft. Der nur wenige Meter breite Dorfteich mußte daher das Wasser für alle Zwecke liefern. Hier wurden Pferde getränkt, dort wuschen sich Soldaten, an einer anderen Stelle wurden Kleidungsstücke und Kochgeschirre gereinigt, daneben aber schöpften Mannschaften Wasser zum Kochen. Wahrlich, ein sonderbares Bild! Bald umzog sich der Himmel, und alles eilte, Hütten zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden die Strohdächer der Häuser abgedeckt. Ein wolkenbruchartiger Regen ging hernieder, doch konnte der Ueberflüß an Regenwasser dem Mangel an Trinkwasser nicht abhelfen. Er hatte nur das Gute, daß alle, obwohl sie tüchtig durchnäßt, erfrischt wurden. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Ins.-Reg.)

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 98

1911 - Erfurt : Keyser
— 98 — Karren, und mit lauter Stimme priesen die Händler ihre Ware an. — Mit großer Würde und Kennerblicken stolzierten die Waidhändler von Karre zu Karre und feilschten um die Waidballen. War endlich ein Verkauf zum Abschluß gekommen, dann ging's zum städtischen Kaufhaus in der Michaelisstraße, allwo in Gegenwart des Käufers der Waid gemessen und das Waidgeld, für jedes Waidmaß einen Groschen, entrichtet wurde. An der Wechselbank und bei den Gewandschneidern: Aber auch sonst herrschte in der Stadt reges Leben. Die vielen Fremden, die zum Waidmarkt gekommen waren, da sie hier Ballenwaid kaufen durften^ und die Bauern, die ein gutes Geschäft gemacht hatten, suchten zugleich die anderen Erfurter Straßen und Plätze auf, auf denen ständig Markt abgehalten wurde. Besonders auf dem Mönchsmarkte (Weniger Markt)1) schoben sich die Einheimischen und Fremden zwischen den Gaden und Bänken hindurch. Hier waren zumeist die Münzer umlagert, die am Ausgange des Marktes nach der Futterergasse hin ihre Bänke ausgestellt hatten. Der Waidhändler, der Kaufmann, der Handwerker und der Bauer — alle brauchten heute mehr als sonst gutes Geld, und so wechselten die Münzer denn ohne Unterlaß Pfennige alter Prägung ein, um aus ihren unerschöpflichen Beuteln Münzen neuer Prägung dafür zu geben (vor 1354).2) Sie kauften die kleinen Gold- und Silberbarren, die von den Kaufleuten auf die Wechselbank gelegt wurden, damit sie den Gegenwert in ersurtischem Gelde bekämen. Die Pfennige hatten vollen Wert nur für ein Jahr und mußten dann gegen solche neuer Prägung eingewechselt werden. Der Münzmeister sah scharf zu und prüfte die Beutel, ob sie nicht etwa falfchlötige Pfennige enthielten, fanden sich auch nur zwölf im Besitze des Münzers, dann gings ihm an Leib und Leben und keine Macht der Welt konnte ihn retten. Außerdem hatten die Gewandschneider-Gaden den meisten Zuspruch; nur hier durste Tuch vom Stück geschnitten und verkauft werden. An ihnen versorgten sich alle Stände, der Fürst und Graf nicht weniger als der Bauer, mit dem Gewandstoff, der ihnen taugte, und die Auswahl war überraschend groß. Der Gaden lief vom Ilgen- oder Aegidientor nach der Sülze hinüber, in deren Nähe die Kürschner ihre Pelzröcke und sonstigen Rauchwaren verkauften. Fröhliches Leben und Treiben: Auf dem Platze vor den Graden (heute Friedrich Wilhelmsplatz) hatten sich die Gaukler und Quacksalber eingefunden. Sie hatten dem Marktmeister gezollt und zeigten nun ihre Künste und priesen ihre Salben und Wnnder- !) Andere Deutungen: Wendischer Markt (s. S. 2) u. Forum parvum = Kleiner Markt, an Größe geringer oder weniger als die anderen Marktplatze. 2) Der Rat, der seit 1354 Besitzer der Münze war, lietz die Groschen und Pfennige in reinerer Mischung herstellen und nur noch umwechseln, wenn sie durch Abgreifen allzu dünn geworden waren.
   bis 10 von 73997 weiter»  »»
73997 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 73997 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2716
1 919
2 1100
3 1585
4 6311
5 24068
6 528
7 7574
8 617
9 642
10 10962
11 962
12 2618
13 591
14 989
15 1209
16 13228
17 369
18 438
19 2729
20 809
21 579
22 2055
23 653
24 1423
25 13177
26 7117
27 1475
28 2349
29 1034
30 5682
31 1412
32 641
33 4466
34 2370
35 1294
36 4115
37 23831
38 2674
39 7386
40 679
41 935
42 1021
43 2149
44 300
45 8460
46 1448
47 1838
48 1148
49 889

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 702
1 5475
2 413
3 2771
4 2679
5 376
6 840
7 937
8 5975
9 4307
10 595
11 1250
12 1571
13 777
14 773
15 761
16 8432
17 23368
18 495
19 4132
20 1207
21 5136
22 897
23 4180
24 2546
25 794
26 1119
27 306
28 2811
29 1035
30 323
31 633
32 1038
33 345
34 1243
35 483
36 3291
37 1235
38 3439
39 8029
40 1143
41 10722
42 12109
43 1907
44 1298
45 7169
46 1234
47 397
48 607
49 596
50 646
51 660
52 2604
53 716
54 9768
55 807
56 1107
57 486
58 688
59 2564
60 9641
61 1368
62 392
63 1380
64 1200
65 1277
66 1198
67 783
68 5372
69 1570
70 1106
71 3575
72 7702
73 1001
74 1086
75 7464
76 3087
77 17129
78 806
79 1662
80 320
81 620
82 7455
83 1256
84 5133
85 859
86 1236
87 7299
88 660
89 305
90 977
91 3354
92 18454
93 307
94 22870
95 2460
96 1027
97 682
98 6173
99 125

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21093
1 12115
2 9822
3 13498
4 7322
5 16058
6 27805
7 19409
8 4666
9 19066
10 15052
11 10130
12 23634
13 16026
14 14709
15 9313
16 14204
17 8469
18 13745
19 21532
20 4764
21 11320
22 10287
23 4295
24 22230
25 19302
26 14297
27 11030
28 18404
29 17363
30 12547
31 7731
32 17077
33 69761
34 22298
35 11385
36 8078
37 10189
38 7762
39 27982
40 17064
41 7188
42 19170
43 22174
44 13645
45 6088
46 13641
47 19642
48 9530
49 10935
50 26551
51 39696
52 26668
53 7103
54 38469
55 16085
56 7167
57 5676
58 14591
59 70119
60 8504
61 14520
62 22059
63 5713
64 10465
65 19188
66 7247
67 15486
68 6056
69 6797
70 7931
71 15849
72 10952
73 15839
74 10909
75 15857
76 8252
77 13413
78 19069
79 9458
80 20483
81 110253
82 7268
83 19900
84 15935
85 11557
86 10083
87 9834
88 10928
89 13412
90 9148
91 22548
92 10098
93 8291
94 11167
95 19035
96 7157
97 14364
98 11297
99 11864
100 61542
101 9486
102 25618
103 17550
104 10624
105 8650
106 8318
107 13091
108 7447
109 16867
110 13821
111 16134
112 13851
113 10790
114 14846
115 10311
116 13954
117 5533
118 8516
119 21331
120 10486
121 26048
122 11445
123 14328
124 23856
125 16601
126 10455
127 30701
128 8090
129 16521
130 9281
131 39141
132 11451
133 28212
134 10861
135 5900
136 60985
137 9650
138 7402
139 13537
140 15753
141 7526
142 24916
143 21728
144 7803
145 23701
146 9609
147 5523
148 16477
149 9154
150 10383
151 14502
152 30444
153 9177
154 12784
155 18368
156 22686
157 16246
158 10712
159 14106
160 10917
161 9210
162 9385
163 8882
164 10788
165 15016
166 25843
167 7361
168 11357
169 9906
170 7490
171 20569
172 14095
173 34987
174 8737
175 68843
176 15700
177 54366
178 7195
179 26970
180 10456
181 8868
182 34310
183 84687
184 15135
185 6482
186 7512
187 10250
188 26096
189 11596
190 6408
191 13174
192 14920
193 23297
194 10771
195 14808
196 31427
197 11305
198 11370
199 16505