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1. Vertiefende Wiederholung der Geschichte Deutschlands und Brandenburg-Preußens, Bürgerkunde - S. 93

1912 - Leipzig : Hirt
Deutschlands Weltstellung. 93 3. Die deutsche Landwirtschaft. Whrend zu Anfang des 19. Jahrhunderts Land-die Bewohner des platten Landes ausnahmslos und die stdtische Bevlkerung roilwt' zur Hlfte Ackerbrger waren, beschftigte die Landwirtschaft im Jahre 1907 nur noch 28,6% der Gesamtbevlkerung. Der grte Teil der Arbeiter, die die Landwirtschaft verlor, hat sich der Industrie zugewandt. Trotzdem erzeugt der deutsche Landwirt infolge rationellerer Bearbeitung des Bodens und Benutzung mannigfachster Maschinen auch heute noch in Europa, abgesehen von dem ge-waltigen Rußland, das meiste Getreide. Die Hauptgetreideart Deutschlands ist der Roggen; der Ertrag war 1910 = 105mill. Doppelzentner (Rußland = Haupt-195 Mill. Doppelzentner). Ebenso bedeutend sind die deutschen Gersten- und probu!te' Hafer ernten. Jedoch reichen die Getreideertrge nicht fr die Ernhrung des deutschen Volkes aus; es mu jhrlich fr 700 Millionen Mark Getreide aus andern Lndern eingefhrt werden. Das meiste Getreide beziehen wir aus Rußland, dann aus Argentinien, den Vereinigten Staaten und Osterreich-Ungarn. In der Kartosselerzeugung steht Deutschland an der Spitze der Kulturlnder. Der Ertrag war 1910 = 43,5 Mill. t Kartoffeln. In der Erzeugung von Rbenzucker nehmen wir ebenfalls den ersten Platz ein, 1910 = 2570 Mill. kg, wovon wir jhrlich fr 200 Mill. ausfhren konnten.- Die deutsche Viehzucht kann trotz ihrer groen Leistungsfhigkeit den Viehzucht. Bedarf an Fleisch fr die Bevlkerung nicht decken. Der deutsche Pferde- und Rindviehbestand kommt gleich hinter dem Rulands. Es mssen aber jhrlich noch 100 000 Pferde und 200 000 Stck Rindvieh eingefhrt werden. In der Schweinezucht steht Deutschland wieder an der Spitze, 1910 = 22 Mill.; trotzdem ist auch hier eine Einfuhr von jhrlich 4050 000 Stck erforderlich. Das Gedeihen der Landwirtschaft ist sr das ganze Volk von der grten staatliche Wichtigkeit. Wenn uusre buerliche Bevlkerung in Not gert, so leiden dadurch 5flr?or9e' alle brigen Kreise des Volkes, besonders die industriellen Arbeiter. Es ist des-halb eine der wichtigsten Aufgaben des Staates, fr das Wohl der Landwirt-schaft zu sorgen. Zu ihrer Frderung unterhlt der Staat landwirtschaftliche Hochschulen und Akademien und untersttzt die landwirtschaftlichen Schulen. Er hat besondre Gesetze erlassen, die belstnde abstellen und eine Zersplitterung der Bauerngter verhten sollen. Die Viehzucht frdert der Staat besonders durch die Unterhaltung von Gestten, durch Ausstellungen, Prmien n. dgl. 4. Die deutsche Industrie. Die deutschen industriellen Erzeugnisse bilden einen erheblichen Teil der Weltproduktion. Deutschland besitzt einen groen Vorrat an Kohlen und Metallen. In der Eisengewinnung behauptet Deutsch-es mit 12 Mill. t Roheisen (England 10 Mill.) den ersten Platz in Europa. Sl Ebenso steht es in der Gewinnung von Silber und Zink obenan. Deutsch- We-land liefert ein Drittel alles Zinks der Erde. In der Kohlen-, Blei- und Salzgewinnung steht es an zweiter Stelle und in der Gewinnung von Kupfer an dritter Stelle. Die Verwertung dieser Schtze durch die deutsche Industrie ist seit 1870/71 fo gestiegen, da die deutschen Fabrikate nicht nur Industrie, unsern eignen groen Bedarf decken, sondern da ein sehr groer Teil ins Aus- Georg- Eckert-1 netitui fr internationale Schutbuchforschung Braunschwelg -Sohulbuchbibrothek -

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1. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde - S. 287

1910 - Leipzig : Voigtländer
165. Deutschlands Weltstellung. 287 fremder Arbeiter ausgeglichen werden kann. Noch hat Deutschland eine leistungsfhige Landwirtschaft aufzuweisen, was uns einen wesent-lichen Vorsprung vor dem ganz der Industrie verfallenen England verschafft; aber unsere Landwirte haben wegen der starken Einfuhr billigen Getreides aus Rußland, Nordamerika und Argentinien einen schweren Stand. Ob Getreide- und Viehzlle zur Untersttzung der Zlle heimischen Landwirtschaft zulssig sind, ist eine heiumstrittene Frage. Sie wird insbesondere von den Vertretern mancher Industriezweige verneint, denen durch die Abwehrmatzregeln anderer Staaten der Absatz ihrer Produtte erschwert wird. 4. Deutschland als Industriestaat. In der I n b u st r i eb^b Deutschlands sollen 42,8 o/o seiner Bevlkerung den Lebensunterhalt erwerben. Sie beruht zum Teil auf der landwirtschaftlichen Produktion, z. B. bei der Erzeugung von Rbenzucker, der Bier-^^laam formieret, der Branntweinbrennerei und der Tabakfabrikation. Grten- " ^ " ne teils ist sie aber durch das Vorhandensein reicher mineralischer Bodenschtze hervorgerufen, die in mustergltig betriebenen Berg-werken Mtage gefrdert werden. Von besonderer Bedeutung ist fr das Emporblhen unserer Industrie der Umstand, da Steinkohlen Steinkohlen und Eisen nicht nur in reicher Menge und vorzglicher Gte, son- Eisen dern auch in nicht allzu groer Entfernung voneinander aufgefunden werden. Hier sei noch beispielsweise darauf hingewiesen, da Deutschland das Hauptzinkland der Erde ist, und da man bisher nur in Zink Deutschland die fr die Landwirtschaft so wichtigen Kalisalze ge- Kaltsalze funden hat, auf denen unsere erstklassige chemische Industrie mit ^emt^e beruht. Hervorragendes leistet auch die deutsche Textilindustrie, ilttv welche teils aus einheimischen, teils aus fremden Rohstoffen oder Halb- tnbuftrte fabrikaten ihre vielbegehrten Waren herstellt. Deutschland ist auf fast allen Gebieten der Industrie ein gefrchteter Konkurrent der brigen Industriestaaten, insbesondere Englands, Belgiens und Amerikas, ge-worden und erschliet sich fortwhrend neue Absatzgebiete. Auch auf der letzten Weltausstellung in Brssel 1910 erregten wieder W-w . die Leistungen der deutschen Industrie lebhafte Bewunderung. Die Brssel mo Kanonen von Krupp in Essen, die Lokomotiven von Borsig in Berlin und Hentschel in Kassel, die elektrischen Apparate von Siemens in Industrie-Berlin, die Seidenwaren von Krefeld und das Leinen von Bielefeld ercu0n"e sind weltberhmt und finden beraldkufer. Leider hat die Maschinen-arbeit der Groindustrie den Kleinbetrieb der Handwerker Schdigung geschdigt, so da manches Gewerbe trotz aller Bemhungen des Handwerks Staates in stndigem Rckgange begriffen ist. Auch sind die Industrie-

2. Geschichte der Neuzeit von 1786 bis 1900 - S. 128

1905 - Leipzig : Teubner
128 Viii. Die Grndung der Nationalstaaten und des Verfassungslebens. gefrdert, erreichte 1830 ihren Hhepunkt, seitdem drckte die Wollzufuhr aus Australien und Afrika sie nieder. In Sachsen z. B. ging die Zahl der Schafe von 605 000 im Jahre 1834 auf 207 000 im Jahre 1873 herab. Dafr begann der Zuckerrbenbau sich langsam zu entwickeln. Der Staat vermehrte die Landesgestte, um durch Veredlung der Pferdezucht, der auch Tierschau und Wettrennen (seit 1829) dienten, fr die so wichtige Remontierung vom Auslande unabhngig zu werben. An den Hochschulen wurden landwirtschaftliche Lehrsthle gegrndet, landwirtschaftliche und Forst-Akademien, mittlere und niedere Ackerbauschulen wurden errichtet. Maschinen fingen an die Menschenkraft zu ersetzen. Justus Liebig, der zuerst den Lebensproze der Pstanze chemisch erforschte, hob durch die Lehre und das Beispiel der chemischen Dngung die ganze Landwirtschaft auf eine hhere Stufe. Doch gewann durch all dies zunchst der mit reicheren Mitteln versehene und gebildetere Grogrundbesitzer einen Vorsprung vor dem Bauern, und manche Bauernstelle wurde aufgekauft. Landwirtschaft Bis 1871 hielt die Landwirtschaft in ihrer aufsteigenden Entwicklung und Industrie. foer Industrie fast gleichen Schritt. Ihre Leistungen erhhten sich auer-ordentlich. Wenn sich im ganzen Jahrhundert die Ertrgnisse des Pflanzen-baus etwa vervierfachten, die der Viehzucht weit mehr als verdoppelten, so kommt der bei weitem grte Teil dieses Zuwachses auf den Zeitraum von 1815 bis 1871. Daraus vor allem erklrt sich das rasche Anwachsen der deutschen Bevlkerung innerhalb jener Periode; denn gerade in den sieben stlichen Provinzen Preuens, den beiden Mecklenburg und dem Gro-Herzogtum Hessen, also dem vorwiegend landwirtschaftlichen Teile Deutschlands, nahm die Bevlkerung von 1816 bis 1871 um 91%, in dem brigen mehr industriellen Teile nur um 23% zu. Die Getreidepreise richteten sich nach rtlichen Verhltnissen und waren innerhalb Deutschlands, ja schon Sachsens oft sehr verschieden. Vor dein Bau der Eisenbahnen und dem der See-dampser hatte das deutsche Getreide keinerlei Wettbewerb zu frchten; die Landwirte wnschten keinerlei Schutzzlle, freilich war anderseits das Volk bei Miernten (wie 1842 oder 1847) auch noch Hungersnten ausgesetzt. Aber nach der groartigen Entwicklung der Verkehrsmittel seit den 50 er Jahren wurden die Ernten der billig produzierenden ckerbaustaaten Rußland, sterreich und Nordamerika und schlielich die Verhltnisse des Weltmarktes fr die heimischen Getreidepreise magebend. Der aufkommende Grohandel brachte die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft zum Stocken. Diese blieb seitdem hinter der Industrie zurck. 2. Erfindungen, Industrie und Fabrikwesen, Beginn der sozialen Bewegung. Anfangs gingen die Erfindungen noch aus rein praktischer Erfindungen. Beobachtung und Kombination hervor. Der Deutschbhme Jos. Ressel zeigte 18-26 die Verwendbarkeit seiner iai2 erfundenen Schiffsschraube, König und Bauer stellten 1814 ihre Buchdruckerschnellpresse, I. N. Dreyse .1827 die Zndnadel, Fr. Krupp den 1815 von jikolai in Essen erfundenen .Gustahl, der Amerikaner Howe 1.844 die Nhmaschine her. Bald aber entsprangen die folgenreichsten Erfindungen den Naturwissen-schaften. Die bedeutendste von allen war die des Kaeltelegraphen durch die beiden Gttinger Gelehrten Ua.u, den grten Mathematiker der

3. Rheinisches Realienbuch - S. 133

1917 - Breslau : Hirt
Ii F. Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. 133 F. Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. 1. Deutschlands Stellung in der Gütererzeugung der Welt. 1. Bodenbau. Für jedes Land sind unter den landwirtschaftlichen Erzeug- nissen die Körnerfrüchte die wichtigsten. Wenn Deutschland kein Getreide aus- führte, könnte es seinen Bedarf an Roggen und Hafer vollständig decken. Dagegen muß es erhebliche Mengen an Weizen und besonders an Gerste vom Auslande beziehen. Weizen erhalten wir vor allem aus Rußland, Argentinien, der Union, Australien und Rumänien, Gerste fast ausschließlich aus Rußland. Die Getreide- zufuhr umfaßt ein Fünftel unseres Gesamtbedarfs. Auch die Erzeugnisse an Obst, Wein, Hülsenfrüchten müssen durch Einfuhr ergänzt werden. Mit welchen drei Erzeugnissen der Landwirtschaft steht Deutschland an der Spitze der Welterzeugung? 2. Viehzucht. Wie der Bodenbau, so hat auch die Viehzucht Deutschlands — mit Ausnahme der Schafzucht — ständig zugenommen. In der Pferde- und Rindviehhaltung wird Deutschland in Europa heute nur von Rußland über- troffen, in der Ziegen- und Schweinezucht steht es unter den europäischen Staaten an erster Stelle. Trotz der großen Eigenerzeugung müssen noch für etwa iy2 Milliarden Mark tierische Erzeugnisse eingeführt werden. 3. Seefischerei. Während die deutsche Landwirtschaft und Viehzucht in ihren Leistungen die von der Natur gezogenen Grenzen beinahe erreicht haben, ist die Hochseefischerei noch einer bedeutenden Weiterentwicklung fähig, denn ihr Feld ist das weite Weltmeer. An der Seefischerei der Welt ist Deutschland augenblicklich mit rund 35 Mill. Mk. beteiligt, aber für den dreifachen Betrag beziehen wir frische und geräucherte Fische noch vom Auslande. 4. Bergbau. Kein Land der Erde vermag eine so schnelle Steigerung in der Förderung unterirdischer Schätze aufzuweisen wie das Deutsche Reich. In der Ge- winnung der wichtigsten Erzeugnisse des Bergbaus, von Kohle und Eisen, steht Deutschland mit der Union und England an der Spitze, und zwar in der Ge- winnung von Roheisen nur hinter der Union, von Kohlen hinter der Union unv England. Beträchtlichen Anteil hat es an der Zink-, Silber-, Blei- und Kupfer- förderung der Erde. Der Bedeutung der Kalisalze für Landwirtschaft und In- dustrie verdankt der Kalisalzbergbau Deutschlands die schnelle Entwicklung zu hoher Blüte. Deutschland ist der erste Bergbaustaat Europas; denn der Vor- sprung Englands in der Kohlenerzeugung wird schon jetzt reichlich ausgeglichen durch die Mehrförderung Deutschlands an andern Mineralien, namentlich an Kali, Eisen und Zink. 5. Industrie. Die deutsche Eisen- und Metallindustrie nimmt in Europa den ersten Platz ein und wird nur von derjenigen der Vereinigten Staaten über-

4. Deutsches Reich, Königreich Sachsen - S. 82

1917 - Leipzig : Hirt
82 Überblick über das Reich. § 173. Forstwirtschaft. Die vom deutschen Walde gelieferte Holzmenge genügt für den Bedarf bei weitem nicht, weshalb das Deutsche Reich eine beträcht- liche Holzeinfuhr aufweist. Die musterhaft betriebene Landwirtschaft (Acker- und Gartenkultur) baut je nach der Bodenart und dem Klima Roggen, Kartoffeln, Hafer, Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte und Gemüse an. Den Bedarf an Lebensmitteln kann die deutsche Landwirtschaft nicht mehr decken, auch ab- gesehen von der Ausfuhr. Eine beträchtliche Einfuhr (§ 288) muß aushelfen. Rübenzucker wird mehr als in anderen Ländern gewonnen und in großen Mengen ausgeführt (1910 für etwa 200 Mill. Mark). Der Weinbau wird sorgfältig gepflegt * (Fig. 58). Die Viehzucht blüht besonders in den Gegenden der Wiesen und Weiden. Trotzdem vermag das Land den Bedarf an Fleischt nicht zu decken, weshalb viel Vieh eingeführt werden muß. Die Geflügelzucht steht weit zurück hinter der anderer Länder. Darum ist die Eiereinfuhr beträchtlich (§ 288,3). Der Großgrundbesitz hat im ostelbischen Gebiete noch eine weit höhere Bedeutung als in Westdeutschland. Im W verlor er seine herrschende Stellung, und der selbständige Bauernstand gelaugte zu stärkerem Einfluß. Erklärung: Ssw Weinbau, «n. Rübenbau, Tabelle Willi Hopfen. 58. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Deutschen Reiches. 1 Der deutsche Wein erzielt einen durchschnittlichen Jahresertrag von 125 Mill. M. 2 Die Zahl der Schlachtungen betrug 1909 für Sachsen gegen 730 000 Stck. Rind- vieh. 1 300 000 Stck. Schweine, 220 000 Stck. Schafe.

5. Von der französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 132

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
132 Die Befreiung der Volkskrfte. gewaltig wachsende Bevlkerung Deutschlands ernhren konnte, so mute fr die industrielle Bevlkerung Getreide und Fleisch vom Ausland her eingefhrt werden. In diesem Falle also ergab sich ein Herabsetzen der Zlle auf Lebensmittel. Wenn jedoch die Regierung nur das Interesse der Landwirt-schaft vertreten wollte, so mute sie auf hohe Zlle fr Einfuhrartikel wie Getreide und Vieh bedacht sein. Die Sozialdemokraten wollten alle Zlle abschaffen, weil sie kein Interesse an dem Bestehen der Landwirtschaft hatten. Die Vertreter der stdtischen Industrie wollten zwar nicht die Notwendigkeit der Erhaltung einer lebens-fhigen Landwirtschast verkennen, setzten aber trotzdem die Zlle sehr gering an. Dagegen erhoben die Landwirte selbst mchtig ihre Stimmen. Es bildete sich im Frhling 1893 der Bund der Landwirte", eine groe Organi-satton der Landwirtschaft treibenden Kreise. Da die konservative Partei besonders von dem ostelbischen Adel gefhrt wurde, so suchte dieser sich auch der Leitung des Bundes der Landwirte zu bemchtigen. Und bald waren diese konservativen Fhrer auch tatschlich die eigentlichen Leiter des neuen Bundes geworden, der bald starken Einflu auf das Wirtschaftsleben des Volkes gewann. So erfreulich diese Strkung der Landwirtschaft fr die Gesundheit des Volkes war, so verlor doch die innere Politik durch Bildung solcher rein materiellen Interessengruppe an idealem Schwung und sogar an Tiefe des nationalen Empfindens. Trotz dieser Bewegung des Bundes der Landwirte wurden die Handels-Vertrge so geregelt, da das Interesse der Industrie in erster Linie gewahrt zu sein schien, weil Deutschland ein berwiegend Industrie treibender Staat geworden ist. Denn die Landwirtschaft treibende Bevlkerung macht etwa nur noch 28 /o der Bevlkerung aus gegen 69 /o, die Industrie und Handel treiben, während der Rest von 3 /o auf sonstige Berufsarten kommt. Immerhin erwies sich der mige Schutzzoll auch fr die Landwirtschaft segensreich, denn die erhhte Kaufkraft der stdtischen Bevlkerung kam der Landwirtschaft treibenden zugute. Die deutsche Landwirtschaft stieg infolge energischen Zusammenraffens ihrer Krfte zu intensiver Arbeit bald so empor, da sie sich in stndig aufstrebender Linie bewegt. Caprivi begann feine Frsorge fr Handel und Industrie ans den Aus-bau der Verkehrsstraen auszudehnen. Der Kaiser mhte sich unablssig, dem deutschen Handel neue Bahnen zu ffnen. Er erschlo ihm besonders den europischen Norden, wie er ihm spter durch eine glnzende Reise nach dem Orient neue bedeutsame Absatzgebiete sicherte. Aufs lebhafteste interessierte sich auch der Kaiser fr den Ausbau des Verkehrsnetzes. 8. Kowmal- Hingegen wurde des Altreichskanzlers schwere Hand in den Kolonial-poimf. fragen vermit. Die Englnder traten jetzt schroffer hervor und bereiteten namentlich in Ostasrika groe Schwierigkeiten. Whrend die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft die Kolonie an das Reich verkaufte, trat dieses doch an England das wichtige Snltanat Witn, Somaliland, Sansibar ab. Verdiente

6. Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet - S. 61

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. 61 2. Viehzucht. Die Pferdezucht dermnion ist berühmt. Rinder sind reichlich vorhanden, aber nicht besonders hochwertig. Der Schweinebestand übertrifft den aller Länder der Erde; auch die Schafzucht blüht. Die Geflügelzucht liefert große Mengen Eier. Übersicht (1913): Pferde.....20,1 Mill. (Rußland 24 Mill.), Rinder.....56,5 „ (Britisch-Jndien 112 Mill.), Schweine.... 61,2 „ (Deutschland 22 Mill.), Schafe.....57,5 „ (Australien 115 Mill., Argentinien 67 Mill.) Die Union ist das erste Fleischausfuhrland der Erde. Die Ausbeute an Fischen liefert fast 1/l des Weltertrages. 3. Bergbau. Beispiellos sind die Bodenschätze der Union. Der Reichtum au Kohlen läßt selbst den Englands und Deutschlands weit hinter sich. Die Union ist ferner das erste Land der Welt für Tupfer, Eisen, Blei, Zink, Quecksilber, das zweite für Gold und Silber. Übersicht: Kohlen (1911) . 450 Mill. t (England 276 Mill., Deutschland 234 Mill. t), Roheisen . . . 30 „ „ (Deutschland 18 Mill., England 10 Mill. t), Kupfer (1912) . 567000,, (England 70000, Spanien 58000 t), Blei..........442000 „ (Spanien 190000, Deutschland 165000 t), Zink..........260000 „ (Deutschland 244000, Belgien 195000 t), Gold..... 145 „ (Südafrika 264 t), Silber .... 1777 „ (Mexiko 2220, Kanada 1022 t), Quecksilber . . 720 „ (% der Weltausbeute). Die Petroleumausbeute beträgt 28,5 Am. t (=64% der Welterzeugung). Für das Jahr 1910 wurde der Gesamtwert sämtlicher mineralischen Erzeugnisse auf 7,8 Milliarden M. berechnet! 4. Industrie und Handel. Noch steht die industrielle Entwicklung der Vereinigten Staaten in den Anfängen. Aber ein Land mit solchem Überfluß an allen wichtige Rohstoffen der Industrie hat glänzende Zukunftsaussichten. Zurzeit führt die Uuio : in den meisten Industriezweigen mehr Waren ein als aus. Nur die Maschin er - industrie (namentlich landwirtschaftliche Maschinen) hat einen Ausfuhrüberschuß. Aber mit Riesenschritten holt die Union die alten Kulturstaaten. Europas ein. Nur England und Deutschland sind ihm noch voran — wer weiß wie lange noch! Der natürliche Reichtum des Landes, die Vielseitigkeit seiner Erzeugnisse macht es in einem Grade unabhängig von anderen Gebieten, wie es kein europäischer Großstaat ist. Deutschland ist in regster Geschäftsverbindung mit der Union — leider mehr Abnehmer als Lieferant. Wir sind vorläufig mit unserm Bedarf an Baumwolle, Kupfer, Petroleum völlig von den Vereinigten Staaten abhängig — für uns ein überaus drückender Zustand! Fisch er-Geistbeck-Wagner, Erdk. f. d. höh. Mädchenschulen in Sachsen. Vi. ?. 5

7. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde - S. 286

1910 - Leipzig : Voigtländer
286 Die Neuzeit. ragende Bedeutung als Ackerbau-, Industrie- und Handelsstaat. Diese Volkszahl steht Wiederum in engster Beziehung zu der groen Volkszahl, welche sich innerhalb der deutschen Grenzen zusammendrngt. Da sie das wahre Rckgrat staatlicher Macht bedeutet, kann Deutschland mit seinen 65 Millionen Einwohnern, zu denen in jedem Jahre Einflu ca. 900 000 Seelen hinzukommen, einen Einflu auf die Geschicke Europas ausben, der weit der seinen Anteil an Europas Boden hinausragt. 2. Weltlage. Wie schon angedeutet wurde, nimmt Deutschland Sensale unter den europischen Staaten eine zentrale Lage ein. Es stt unmittelbar an eine groe Anzahl hochentwickelter Staaten, und auch die brigen Lnder Europas sind mehr oder weniger gentigt, Deutschland als Durchgangsgebiet zu benutzen. Auerdem hat unser Seekste Vaterland eine weit ausgedehnte Seekste, die ihm auch die entferntesten Lnder der Erde nher rckt. Zwar ist die Baltische See nur als Mittelmeer zu werten und die Nordsee nur ein Randmeer; aber der Nordostseekanal hat der Ostsee einen neuen bequemen Ausgang geschaffen, und die Nordsee lt Deutschland einen groen Teil des auf dem Atlantischen Ozean flutenden Weltverkehrs zukommen. auiuuiung 3- Deutschland als Ackerbaustaat. Von dem Boden Deutschlands dienen 64,8 o/0 dem Ackerbau und 16 o/0 der Viehzucht; 25,9 o/0 sind mit Wald bestanden, und nur 31/3 Millionen Hektar sind bis heute als dland oder Moor dem Anbau noch nicht erschlossen. In bersans^r Landwirtschaft sind 28,6 v/o der gesamten Bevlkerung ttig, 'chaft und ihre Arbeit vermag im Ernstfalle den Bedarf des deutschen Volkes an Lebensmitteln fast allein zu decken. Es ist gar nicht zu be-Sftn? streiten, da die deutsche Staatsregierung die heimische Landwirtschaft als wichtige Grundlage der gesamten Volkskultur in jeder Weise frdern mu. Es mu ihr besonders am Herzen liegen, an die Stelle bergroer Gter kleinere selbstndige Bauernwirtschaften zu setzen und durch eine eifrige innere Kolonisation auch den letzten Rest unserer dlndereien nutzbar zu machen. Natrlich wird Die , Landwirtschaft nur dann anziehend wirken, wenn ihre Produkte mit ausreichendem Nutzen abgesetzt werden knnen. Steigt hierdurch die Kaufkraft der Landwirte, so kommt das auch indirekt wieder Den brigen Erwerbstnden zugute. Infolge der Anziehungskraft der Gro-No^der jtdte ist aber die Landbevlkerung in steter Abnahme begriffen. Wirtschaft Dadurch ist an vielen Orten ein groer Mangel an Arbeitskrften fr die Landwirtschaft eingetreten, der nur notdrftig durch Benutzung landwirtschaftlicher Maschinen und durch die Heranziehung

8. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 96

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
96 obgleich das dritte Gesetz erst drei Jahre in Kraft stand. Eine Haupt-Wirkung der Gesetze war, da die sozialdemokratische Bewegung ruhigere Bahnen einschlug. 14, Ueuer Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens. 1. Schutzzollpolitik. Etwa 35 Prozent aller Deutschen leben von der Landwirtschaft. Der Staat mu also diesen Nahrungszweig nach Mglichkeit zu frdern suchen. Das geschah durch Fortbildung des laud-wirtschaftlichen Kreditwesens, durch Untersttzung landwirtschaftlicher Ber-eine und durch Errichtung landwirtschaftlicher Schulen und Hochschulen. Die grte Gefahr aber drohte der Landwirtschaft aus dem Freihandel, dem Deutschland huldigte. Denn aus den riesigen Getreideflchen Amerikas, Rulands und Ungarns wurden groe Massen Getreide billig nach Deutsch-land eingefhrt, die den Preis des deutschen Getreides herabdrckten, so da der deutsche Landwirt nicht mehr mit dem ntigen Gewinn arbeiten konnte. hnlich erging es der deutschen Industrie. Auch sie mute mit der auslndischen einen schweren Kampf bestehen, besonders da das Ausland sich vielfach durch Schutzzlle gegen deutsche Erzeugnisse abschlo. Da ging auch Deutschland zur Schutzzollpolitik der. 1879 kam das Zollgesetz zustande, das auf Industrie- und Landwirtschaftserzeugnisse Schutz-und Finanzzlle legte. Von dem jhrlichen Ertrage derselben erhlt das Reich 130 Millionen Mark; das brige wird den Einzelstaaten zugewiesen. Hat das Reich mehr Geldbedrfnisse, so werden sie durch die Matrikular-beitrage der Staaten gedeckt. 2. Handel und Verkehr. Einen ungeahnten Aufschwung nahmen Handel und Verkehr. Der deutsche Auenhandel stand nun unter dem mchtigen Schutze Deutschlands und brauchte nicht mehr bei Englndern und Franzosen um Hilfe zu betteln. Eine einheitliche Flagge, das deutsche Schwarz-Wei-Rot, deckte fortan die Handelsschiffe des Reichs. Im Innern wurde der Verkehr erleichtert durch Einheit von Mnze, Ma und Gewicht, die 1873 eingefhrt wurde. Die Zahl der Eisen-bahnen wurde vermehrt, ebenso die der Chausseen und Landstraen. Den Gedankenverkehr befrderte ungemein die Einfhrung eines gleich-migen Briefportos fr Deutschland und sterreich-Uugarn und vor allem die Grndung des Weltpostvereins durch den deutschen General-Postmeister Stephan (1875). Der Fernsprecher (Telephon) wurde 1877 in den ffentlichen Verkehr eingefhrt und errang sich innerhalb der Ortschaften und kleinerer Entfernungen bald eine bedeutsame Stellung neben dem Telegraphen.

9. Deutsche Geschichte von 1815 zur Gegenwart - S. 70

1902 - Leipzig : Teubner
70 H. Das Aufkommen der Weltmchte an Stelle der Gromchte ic. ml Sslat Finanzzlle mig (Weizen und Roggen 1879 1 Jt fr 100 kg), 1879-1887. wurden dann bedeutend gesteigert (1885 auf 3 Jt, 1887 auf 5 Jt f. d. dz) Schutzzlle 1887.und wirkten nun als Schutzzlle fr die deutsche Landwirtschaft Dasselbe thaten fr die Industrie der Zoll auf Eisen- und Stahlwaren auf Garne und Gespinste, auf Chemikalien, Glas u. s. w. Das Tabaks-und das Branntweinmonopol wurden zwar vom Reichstage abgelehnt, dafr R?chsfinan^en a6er $a6aie und besonders Branntwein bedeutend hher besteuert. In-nanzen, ^ beffen begannen sich die Reichskassen zu fllen, die Matrikularbeitrge fielen ganz weg; bereits 1889/90 konnte das Reich den Einzelstaaten der 139 Mill. Jt und im Jahre 1900 der 450 Mill. Jt. herauszahlen, der Industrie, während die Reichsschuld 1899 nur 2200 Mill. Jt betrug. Die Industrie, besonders die Eisenindustrie, blhte von neuem aus, und die Landwirtschaft erholte sich. Auf Grund seiner erhhten Zolltarife konnte Deutschland nun auch gnstigere Handelsvertrge mit anderen Staaten abschlieen. Dies geschah durch den Reichskanzler von Caprivi unter Er-Migung des Getreidezolles aus 3.50 Jt. (Handelsvertrag mit sterreich 1892 auf 12 Jahre, ebenso mit Italien, Belgien, der Schweiz, spter mit Serbien und Rumnien, 1894 sogar mit Rußland, das bisher jeden Vertrag Die gnstigen abgelehnt hatte). Die langfristigen Handelsvertrge" gaben der Industrie einen groen Aufschwung. Die Landwirte jedoch, besonders die ostelbischen Grogrundbesitzer, erhoben bittere Klagen der die Herabsetzung der Getreidezlle. Die Lebenshaltung der unteren Klassen (ca. 90 % der Bevlkerung) hob sich, die Volkszahl stiegt) und die Auswanderung nahm stetig ab, besonders die nach den Vereinigten Staaten, wo freilich auch durch Gesetze die Einwanderung Mittelloser verhindert wurde. Die Volksvermeh-rung kam vor allem den Stdten zu gute. Die Zahl der Grostdte (mit mehr als 100000 E.), im Jahre 1816 2, stieg von 12 im Jahre 1875 auf 36 im Jahre 1900. Aus dem flachen Lande jedoch vermehrte sich die und ungnstigen Zahl der Bevlkerung wenig, oder sie ging sogar in einzelnen Landschaften Schutzzlle^ zurck. Infolgedessen entstand dort Arbeitermangel (Leutenot"), beson-ders im Osten. Man suchte ihn durch Heranziehung polnischer Arbeiter zu decken, wodurch die Gefahr fr das Deutschtum im Osten noch vermehrt wurde. 6. Die wirtschaftliche Eiltwicktung Deutschlands. 1. Die Landwirtschaft. Da den Fortschritt in der landwirtschast-Grogrund- lichen Technik und den Gebrauch der Maschinen sich zuerst die Gro-Und^Bauern, grundbesitzer angeeignet hatten, so gewannen sie den langsamen Bauern den Vorsprung ab und kauften zur Abrundnng ihres Besitzes viele Bauerngter auf. Dies nderte sich seit 1870, wo auch die Bauern, vielfach belehrt, sich eine rationellere Wirtschaft (knstliche Dngung, Tiefpflgen, Buchsh- 1) Der berschu der Geburten betrug etwa 13/00 = 420 650000; im Jahre 1899 der 800 000. Ausgewandert sind 18711896 an 2400 000; anfangs 165000 bis 200 000 jhrlich, in den letzten Jahren nur noch 33 50 000. Die Geburtsziffer sank allmhlich ein wenig, aber strker gleichzeitig die Todesziffer, dank der Volks-Hygiene.

10. Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 135

1907 - Leipzig : Hirt
-Das Deutsche Reich. 135 und Bewässerung der Ackerflächen sucht man den Ertrag möglichst zu erhöhen, und die gesteigerte Anwendung landwirtschaftlicher Maschinen verbilligt den landwirt- schaftlichen Betrieb. Trotzdem aber vermag die deutsche Landwirtschaft im Wett- streit mit dem Auslaude, dessen Bodenbearbeitung durch größere Bodenfmcht- barkeit, billigere Betriebskosten usw. begünstigt wird, nicht standzuhalten, und um einem drohenden Rückgange der deutschen Landwirtschaft zu begegnen, mußten durch die Reichsregierung Schutzzölle auf Getreide eingeführt werden. Am umfangreichsten wird der Getreidebau (Roggen, Hafer, Weizen, Gerste) betrieben, der aber bei der dichten Bevölkerung den Bedarf des Landes nur zu 5/e zu decken vermag, so daß durchschnittlich jährlich eine Mehr- einfuhr von fast 700 Mill. Mark für Getreide notwendig ist. Kartoffeln, „das Brot der Armen", erzeugt Deutschland mehr als jedes andere Land; aber bei dem ungeheuren Verbrauch (Brennereien!) wird der eigene Bedarf nicht voll gedeckt. Ebenso übertrifft Deutschland alle anderen Staaten in bezug auf den Zuckerrübenbaus (Prov. Sachsen, Schlesien, Posen, Hannover, Braun- x) Anbauflächen für Zuckerrübenbau: Rußland...... 487 000 ha Holland...... 35 000 ha Deutschland .... 411 000 „ Schweden..... 24 000 „ Frankeich..... 189 000 „ Dänemark..... 14 000 " Belgien...... 45 000 „

11. Württembergisches Realienbuch - S. 207

1909 - Stuttgart : Bonz
207 40 000 Schiffe. Die Weser ist von Bremen ab sür kleinere Seeschiffe zu- gänglich. Bedeutsamer ist die Ems durch die Verbindung mit Dortmund. Die Oder kann mit Flußschiffen bis Breslau befahren werden. Unter den deutschen Kanälen sind der Kaiser Wilhelm-Kanal und der von Dort- mund nach Emden am bedeutendsten. Unsere Handelsflotte ist die zweite der Welt geworden. Im Jahr 1870 hatte Deutschland halb soviel, jetzt besitzt es dreimal soviel Ozeandampfer als Frankreich. Die beiden Schissahrtgesellschaften in Hamburg und Bremen sind die größten der Welt. Der Ozeandampfer „Kaiserin Augusta Viktoria" ist über 200 m lang, hat einen Rauminhalt von 2000 Eisenbahnwagen und nimmt 4000 Menschen auf. Hamburg bewältigt die Hälfte des deutschen Seeverkehrs, Bremerhaven Vio desselben. Die Po st befördert jährlich 5 Milliarden Briefe und Postkarten. Im Fernsprechwesen sind wir allen anderen Ländern voraus; die deutschen Telephondrähte könnten 45mal die Erde umspannen. Das Telegraphen- netz mißt gegen 600 000 km, ist aber kleiner als das englische und französische. 9. Ein- und Ausfuhr. Für die Bedürfnisse von 60 Mill. Menschen reichen die Erzeugnisse Deutschlands nicht aus; insbesondere kann unsere Industrie ohne die ausländischen Rohstoffe nicht bestehen. Die in Deutsch- land hergestellten Waren aber müssen großenteils im Ausland abgesetzt werden. So entstand ein lebhafter Außenhandel, der von Jahr zu Jahr wächst. Rach dem Gesamtwert desselben steht Deutschland im Welthandel an zweiter Stelle; England hatte 1906 einen Umsatz von 21, Deutschland von 15, die Union von 12^2, Frankreich von 8 und Rußland von 3^2 Milliarden. Die gesamte Einfuhr betrug 1906 über 8 Milliarden Mark. Davon entfielen aus Getreide, Mais, Wein und andere Erzeugnisse des Ackerbaus sowie der Viehzucht 2 Milliarden, auf die Rohstoffe der Webindustrie, wie Baumwolle und Wolle, 1y2 Milliarden, aus Metalle 1 Milliarde. Die Ver- einigten Staaten Nordamerikas lieferten uns sür 1200 Mill., besonders Baum- wolle, Mais und Weizen, Rußland für 1000 Mill., namentlich Getreide, Holz, Pferde und Felle, Großbritannien und Österreich-Ungarn für je 800 Millionen. Die Ausfuhr steht hinter der Einfuhr um 2 Milliarden zurück. Wir verkauften im gleichen Jahr Zucker sür 230 Mill., Steinkohlen für 340 Mill., Porzellan- und Glaswaren für 100 Mill., Zink für 50 Mill. Die meisten Ausfuhrartikel liefert die Industrie, die Metallindustrie über 1 Milliarde, die Webindustrie nahezu 1 Milliarde. Unser größter Abnehmer ist Groß- britannien mit 1 Milliarde, dann folgen Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten mit je über 600 Mill., die Niederlande und Rußland mit über 400 Mill., Frankreich, Schweiz und Belgien mit einer etwas kleineren Summe. 10. Zölle und Handelsverträge. Für Waren, die vom Ausland eingeführt werden, erhebt das Reich Abgaben oder Zölle. Dadurch nahm das Reich 1905 über 600 Mill. Mark ein. Zum Schutz der Landwirtschaft besteht der Ge- treidezoll. Für 1 Doppelzentner Roggen z. B. werden 5 Mark Zoll entrichtet.

12. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 19

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Deutschlands Gewerbe und Industrie. 19 der Boden allein nicht mehr zu ernähren, Gewerbe und Handel spielen eine immer größere Rolle in unserem wirtschaftlichen Leben, besonders in den Städten, von denen viele infolge des massenhaften Zuzugs mit amerikanischer Geschwindigkeit angewachsen sind; auch manche Dörfer haben sich aus vorher unbekannten Orten zu namhaften Jndustrieplätzen aufgeschwungen. Überall in Deutschland, wo eine karge Natur den lohnenden Anbau versagt, hat sich eine rührige Industrie entwickelt, besonders im Bereich der mitteldeutschen Gebirgs- schwelle. Heute beschäftigt die deutsche Landwirtschaft nur mehr % der Gesamt- bevölkerung. Die natürliche Grundlage der deutschen Industrie bilden die großen Kohlenlager an der Ruhr und Saar, im Wurmgebiet bei Aachen, in Sachsen und Schlesien und die teilweise damit zusammengelagerten Eisengruben <s. S. 67). Deutschlands Kohlenerzeugung (1910: 152 Mill. t) bleibt in Europa nur hinter der von England zurück. In der Eisenerzeugung geht das Deutsche Reich sogar England um die Hälfte voran (f. S. 67f.); das bedeutendste deutsche Eisenlager ist das luxemburgisch-lothringische, das das Minetteeisen liefert. Die deutsche Ausfuhr von Roheisen steigt alljährlich an; sie betrug 1910: 787 000 t, 1909: 471 000 t). Was die sonstigen Mineralschätze Deutschlands betrifft, so wird es Hinsicht- lich der Gewinnung von Zink nur von der Union und bezüglich der für einzelne Industriezweige und den Bodenanbau so wichtigen Kalisalze von keinem Staat der Erde übertroffen. Die größten Zinklager gehören Oberschlesien an, die Kali- salze liefert das Magdeburg-Halberstädter Gebiet, namentlich Staßfurt. Auch Silber erzeugt das Deutsche Reich mehr als jeder andere europäische Staat, und in der Salz Produktion steht es nur hinter Großbritannien zurück. Im ganzen finden in Deutschland durch den Bergbau fast eine Million Menschen ihren Unterhalt. In vielen Zweigen des gewerblichen Schaffens hat Deutschland sich allmäh- lich in die vorderste Reihe zu bringen gewußt, so in der chemischen Industrie, in der Zucker- und Bierindustrie sowie in der Branntweinbrennerei, in der Stahl- und Waffenfabrikation, in der Elektrotechnik, in der Erzeugung von Papier und Büchern, von Spielwaren und Blei- stiften. In der Baumwollindustrie folgt es gleich hinter England, in der Seidenindustrie unmittelbar nach Frankreich. In andern Gewerben steht es mit den ersten Staaten in scharfem Wettbewerb, so in der Maschinen- und Kleineisen- industrie, in der Tabakindustrie, in der Konsektion, in der Woll- und Leinenindustrie, in der Glas- und Tonwarenfabrikation. Bewundernswerten Aufschwung hat der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passa- gierdampfer werden auf deutschen Werften hergestellt. — Deutschland steht England in der industriellen Tätigkeit nicht mehr nach und bildet mit ihm die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigen- dem Maß an seine Industrie und seinen Handel. Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von seinem Reichtum an Kohlen und Eisen, namentlich auch durch seine vielen Wasser- kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraftüber- tragung auf weite Gebiete hin wirksam verteilt werden können. (Talsperren.)

13. Von der Französischen Revolution bis auf unsre Zeit - S. 157

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
16. Zur jngsten Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft. 157 Schdigung aussetzen wollte; Schutzzlle fr Getreide wurden ein-gefhrt.^) Trotz der hohen Entwicklungsstufe, die unsere Landwirtschaft erreicht hat, ist sie nicht imstande, den Bedarf an Getreide vllig zu decken; ein wechselnder Bruchteil mu aus dem Ausland eingefhrt werden. 2. Das Gewerbe. Die groe Bedeutung, welche die Industrie fr unser Wirtschaftsleben gewonnen hat, findet ihren Ausdruck in der Berufsstatistik: noch 1882 fanden 42,5 v. H. der Gesamtbevlkerung des Deutschen Reichs ihren Unterhalt in landwirtschaftlicher Ttigkeit, und nur 35 v. H. in gewerblichen Berufen; 1907 dagegen entfielen nur 28,6 v. H. der Bevlkerung auf die Landwirtschaft, fast 43 v. H. dagegen auf das Gewerbe (auf Gewerbe und Handel zusammen 56 v. H.). Damit hngt zusammen, da die stdtische Bevlkerung im Verhltnis zu der lndlichen gewaltig gewachsen ist: 1871 wohnten in Stdten kaum 36 v. <g., 1905 57,4 v. H. Die Grostdte sind in unerhrtem Mae gewachsen: Berlin Zhlte ohne die Vororte 1871 830000, 1910 der 2000000, Frankfurt a. M. 1871 91000, 1910 414000, Duisburg 1871 30000, 1910 fast 230000 Einwohner. Es ist eine Folge dieser Entwicklung, da der Bodenwert in den Stdten ohne Zutun der Besitzer stark gestiegen ist. Zugleich hat leider das Wohnungselend in den Grostdten eine erschreckende Hhe erreicht. Tausende von Familien mssen sich mit engen, drftigen Wohnungen behelfen und sie noch mit Schlafburschen teilen. Die Wohnungsfrage ist ein wichtiger Teil der sozialen Frage. In der gewerblichen Produktion berwog vor 100 Jahren durchaus der Kleinbetrieb, das Handwerk. Im Laufe des Jahrhunderts ist eine bedeutsame Umwlzung vor sich gegangen. Zuerst wurde durch Ein-fhrung der Gewerbefreiheit (in Preußen durch Hardenberg, vgl. 29) die berlieferte Zunftverfaffuug2) mit ihren die Warenerzeugung ein-schrnkenden Bestimmungen ausgehoben. Dann aber hat berhaupt in weitem Umfange die Handarbeit der Maschinenarbeit, der Kleinbetrieb 1) In England sind die Getreidezlle um die Mitte des 19. Jahrhunderts beseitigt worden, um, wie es die Industrie verlaugte, billigere Brotpreise zu schaffen. Hier hat sich die angebaute Flche stetig vermindert, England ist fr die Versorgung mit Brot vom Ausland abhngig, vermag allerdings auch im Falle eines Krieges die Getreidezufuhr durch seine starke Flotte sicherzustellen. 2) Die Zunstversassung wollte jedem Meister sein Auskommen gewhrleisten. Daher schrnkte sie die Zahl der Meister ein; sie verbot ihnen, ihren Betrieb der ein bestimmtes Ma zu vergrern, mehr als eine gewisse Zahl von Gesellen zu halten; sie suchte den Handwerksbetrieb auerhalb der Städte zu unterbinden-

14. Das Deutsche Reich - S. 110

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
110 Deutschlands Wirtschaftsleben. immer mehr zu steigern. In den letzten 100 Jahren hat sich der Ertrag auf diese Weise verdoppelt. Im Jahre 1912 wurden auf je 1 ha Fläche geerntet (ausgedrückt in Doppelzentnern; 1 dz = 100kg): Weizen . . . 22,6 dz (Belgien 26,6, Irland 23,4, Niederlande 26,3, Rußland 6,9, Argentinien 9,3, Bereinigte Staaten 10,7), Roggen . . 18,5 „ (Belgien 23,6, Rußland 9,0, Rumänien 8,5), Gerste . . . 21,9 „ (Belgien 28,7, Großbrit. 23,6, Rußland 8,7), Hafer. . . . 19,4 „ (Belgien 24,3, Rußland 8,5), Kartoffeln. . 150,3 „ (Belgien 175,4 Niederlande 189,6, Ruß- land 81,7). Die Zahlen zeigen deutlich die hohe Stufe der deutschen Landwirtschaft, die nur noch eine geringe Steigerung der Erträge erwarten läßt. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß eine derartige Ausnutzung des Bodens vom Landwirt be- deutende Opfer an Geld für Düngemittel fordert. Erst seit man gelernt hatte, künstliche Düngemittel zu verwenden, begann der Aufschwung der deutschen Land- Wirtschaft. Deutschland besitzt einen unschätzbaren Vorrat an künstlichem Dünger in den Kalisalzen von Staßfnrt (Jahresverbrauch für 62 Mill. M), in den phosphorhaltigen Hochofenschlacken der lothringischen Eisenwerke („Thomasmehl"). Trotzdem bezieht es jährlich noch für 179mill. M. Düngesalpeter aus Chile. So ist selbst bei den hohen Leistungen der deutschen Landwirtschaft unser Volk auf einen dauernden Zuschuß an Brotgetreide aus dem Ausland angewiesen. (Noch mehr allerdings England, das jährlich für 1200 Mill. M. bezieht!) Zu ähnlichen Schlußfolgerungen führt eine Betrachtung der deutschen Viehzucht. Im Jahre 1912 gab es in Deutschland: Pferde . . 4,5 Mill. (Rußland 24, Vereinigte Staaten 21, Ar- gentinien 7,5), Rinder . . 20,0 „ (Brit.-Jndien 112, Vereinigte Staaten 56, Rußland 35, Argentinien 29), Schweine. . 22,0 „ (Vereinigte Staaten 61, Rußland 12), Schafe ... 5,8 „ (Australien 112, Argentinien 67, Vereinigte Staaten 57, Uruguay 26, Großbritan- nien 25, Spanien 16), Ziegen ... 3,4 „ Deutschland steht in der Pferdezucht (Oldenburg, Mecklenburg, Schleswig- Holstein, Ostpreußen) innerhalb Europas gleich hinter Rußland, muß aber jähr- ttch noch etwa 100—125 000 Stück einführen (Belgien, Dänemark). Der Rindviehbestand (Marschen, Allgäu) bedarf ebenfalls einer jährlichen Zufuhr aus dem Auslande von 200 000 Stück (Dänemark, Österreich-Ungarn). Die Schweinezucht ist im Laufe des letzten Jahrhunderts gewaltig gestiegen. Deutschland hat Hierin alle Länder der Erde, mit Ausnahme der Union, überflügelt. Trotzdem wurden 1912 noch 127 000 Schweine (meist aus Rußland) eingeführt.

15. Handels- und Verkehrsgeographie - S. 33

1918 - Leipzig : List & von Bressensdorf
33 Das deutsche Volk und die Grundzüge der deutschen Reichsverfassung. Volkszahl und Volksdichte. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 hat das Deutsche Reich 65 Mill. Einwohner. Die Bevölkerungszunahme beträgt jährlich fast 1,4 °/0 = 8—900 000. Sie ist hauptsächlich zurückzuführen auf den Geburtenüberschuß über die Zahl der Todesfälle. Der Geburtenüberschuß ist in Deutschland größer als in irgend einem anderen Staate mit ähnlicher industrieller Entwicklung. Größe Bevölkerung Geburten- Land 1910 Zunahme 1875—1910 überschuß 1910 Deutschland...... Großbritannien und Irland Frankreich...... 540800 313600 536400 65 000 000 45 000 000 39 600 000 52°/0 37°/0 8°/0 13,6 °/0 H,0°/o Wo Infolge der Verbesserung der gesamten Lebenshaltung, der Fortschritte in der Gesundheitspflege und der ärztlichen Wissenschaft überhaupt zeigt sich ein ständiger Rückgang der Sterblichkeit. Es starben von der Bevölkerung in Vor 20 Jahren 1910 Abnahme Deutschland . . . Großbritannien . . Frankreich .... Rußland .... 24.3«/,, 19,4o/00 22,9 °/00 32,2 o/00 16,2o/00 13,9°/00 17,9 °/00 81,40/ao 33,3<>/o 28,4°/0 21,8°/0 2,5°/0 Während noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Aus- Wanderung gewaltige Zahlen auswies (1881:221000), ist sie heute trotz des großen Bevölkerungszuwachses fast ganz bedeutungslos geworden (1912—18500). Seit der Mitte der neunziger Jahre überwiegt sogar die Zuwanderung, fo daß das Deutsche Reich aus einem Auswanderungslande zu einem Einwanderungs- lande geworden ist. Der Grund für diese Erscheinung liegt in der großartigen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands; der Bedarf an Arbeitskräften ist stärker gewachsen als die Bevölkerung. Die Dichtigkeit der Besiedelung beträgt 120 auf 1 qkm; die Ver- teilung der Bevölkerung wird hauptsächlich beeinflußt von der Erwerbstätigkeit lim industriellen Königreich Sachsen = 320, im landwirtschaftlichen Mecklenburg- Strelitz — 36 auf 1 qkm). Deutschland besitzt 48 Großstädte, darunter 16 mit mehr als 250000 Einwohnern. ^Frankreich hat 15, England 51 Groß- ftäbte.] Nach der Nationalität seiner Bevölkerung ist Deutschland ein einheitlicher Staat mit nur geringen nichtdeutschen Volksteilen. Deutsche = 92°/0, Slawen (Polen, Wenden, Tschechen) — 4 Mill., Romanen — 400 000, ferner Dünen, Hol- länder usw. — 200 000. (Folgen der offenen Grenzen, besonders im O. und W.!) Nach der Konfession ist Deutschland nicht einheitlich: 40 Mill. = 62°/0 Bartling, Handels- und Verkehrsgeographie. Z

16. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 72

1912 - Leipzig : Teubner
72 Wirtschaftliche Entrvickelung 7. Die wirtschaftliche Entwicklung im neuen Deutschen Reiche. Seit der Neugrndung des Reiches ist Deutschlands Bevlkerung von 40 auf 65 Millionen gestiegen. Dennoch ist keine bervlkerung eingetreten, von einer solchen wrde man dann reden mssen, wenn der Verdienst immer geringer, die ganze Lebenshaltung immer armseliger geworden wre- aber das Gegenteil ist der Fall. Rlle preise sind gestiegen, aber in noch hherem Grade die Lhne. Unser Volk lebt heute besser als vor 20 Iahren.- das erkennt man z. B. an der Steigerung des Fleisch-Verbrauchs. Die Sparkassen-Einzahlungen betragen jhrlich hunderte von Millionen und nehmen bestndig zu. Deutschland gehrt heute zu den wohlhabenden Lndern. Der beste Mastab dafr ist der Rckgang der Auswanderung. Immer steigt die Zahl der Kuswanderer. wenn die wirtschaftlichen Verhltnisse ungnstiger sind als wo-anders, und sie fllt, wenn sich die Verhltnisse im vaterlande bessern. Das Deutsche Reich verlor durch Auswanderung 1881: 221000. 1910 nur 25000 Menschen. Hlso nicht blo die Bevlkerung, auch das Volksvermgen hat sich gewaltig vermehrt, wie ist das mglich? Wohl haben Rckerbau und Viehzucht ihre Ertrge gewaltig gesteigert. Deutschland kann fr seine 65 Millionen den Bedarf von Brot-getreide zu etwa %. den von Schlachtvieh fast ganz befriedigen. Rber dies allein er-klrt den wachsenden Wohlstand der Bevlkerung nicht. Die Bevlkerung will sich mcht blo nhren, sondern auch bekleiden, und die Erzeugung von Wolle und Flachs ist im Inlands sehr zurckgegangen. Der Bedarf an Spinnstoffen mu durch Einfuhr gedeckt werden. Und auch fr das Brotgetreide, welches wir aus der Ferne beziehen, zahlen wir jhrlich hunderte von Millionen. Das deutsche Volk mu auch Erzeugnisse gegen Geld in das Kusland ausfhren, sonst knnte sich das Nationalvermgen nicht steigern. Diese Ausfuhrwerte aber schafft jetzt hauptschlich die Industrie. Staatsvirtschaft und Weltwirtschaft. Deutschland wandelt sich immer mehr in einen Industriestaat um. Das ist notwendig, sonst mte unser Vaterland wirklich an bervlkerung leiden,- nicht zunehmen, sondern abnehmen wrde der Wohlstand des Volkes. Noch zu Friedrichs des Groen Zeit war jeder grere Staat ein in sich abge-schlossenes Wirtschaftsgebiet. Im eignen Lande wurden die meisten Rohprodukte ge-wonnen und die meisten Fabrikate wieder abgesetzt,- das war die Zeit der Staatswirt-schaft. Seitdem Deutschland ein Industriestaat wurde, steht es mit der ganzen Welt in verkehr. Wir leben im Zeitalter des Weltverkehrs." Rber nicht blo wir. viel frher hatten England und Frankreich die Stufe der Weltwirtschaft" erstiegen. Fast gleichzeitig mit Deutschland erreichte diese Stufe Nordamerika- allmhlich sind noch andere Kulturvlker in dieser Entwicklung gefolgt. Freihandel und Schutz der nationalen Arbeit". Bis ums Iahr isso meinte man, fr den Weltverkehr passe nur der Freihandels auch zwischen den einzelnen Kulturvlkern msse das freie Spiel der Krfte" walten (s. 5. 50.'). Rber Deutschland hat es erfahren, da dieser Satz nicht richtig ist. Trotz der 4 Nlillarden Mark, die aus Frankreich nach Deutschland gestrmt waren, erlebte es bald nach dem

17. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands - S. 149

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
A. Die Landwirtschaft und die mit ihr zusammenhängenden Industrien. 149 h. Die übrigen pflanzlichen Produkte. Sie treten in Menge und Wert sehr zurück und ihr Anbau ist oft nur von örtlicher Bedeutung. Erwähnenswert sind von ihnen hauptsächlich die Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), die Ölfrüchte (Raps und Rübsen), sowie Flachs und Hanf. Die Erbse, die unter den Hülsenfrüchten den ersten Platz einnimmt, wird am meisten in Ost- und Westpreußen, Pommern und Posen angebaut. Der Bedarf an Hülsenfrüchten kann nur mit Hilfe einer Einfuhr von M 42 Mill. (1909) gedeckt werden. Sie stammt zu 3u aus Rußland (Erbsen, Linsen) und zu aus Österreich-Ungarn (Bohnen). Von den genannten Ölsaaten wurden 1909 für M 38 Mill. eingeführt, hauptsächlich aus Britisch-Jndien, in geringeren Mengen auch aus Ruß- land und Rumänien. In bezug auf Flachs und Hanf vgl. die Leinenindustrie. Iii. Die Produktion tierischer Erzeugnisse. a. Bedeutung und Abwickelung der Viehzucht im Rahmen der deutschen Landwirtschaft. 1. Bedeutung. Die Viehzucht steht in der Gegenwart als gleichwertiger Zweig der Landwirtschaft neben dem Ackerbau. Ihre Aufgabe ist, für die Bevölkerung die notwendige Fleisch-Nahruug, für den Verkehr die nötigen Arbeitstiere, für die Industrie eine Reihe wichtiger Rohstoffe, wie Wolle, Häute, Haare, Federn usw. zu liefern. Vor allem aber ist die Viehzucht für die heutige Landwirtschaft selbst eine Notwendigkeit. Denn sie foll den Stalldünger er- zeugen, der besonders hinsichtlich der Bodenauflockerung vielfach besser als der künstliche Dünger ist. Nur durch eine ausgiebige Viehhaltung können die zahlreichen Abfälle der Landwirtschaft, wie geringwertige Kartoffeln, Stroh, Wurzeln, Abfälle, die auf Wiesen und Weiden erzeugten Futtermengen, sowie die Nebenprodukte der landwirtschaftlichen Gewerbe (f. den vorigen Abschnitt) verwertet werden. Auch kann die Landwirtschaft die Tierkraft selbst trotz der umfangreichen Mafchinenverwenduug nicht entbehren, denn die Maschinen müssen zum größten Teil durch tierische Kraft in Bewegung gesetzt werden (Säemaschine usw.). Endlich ist die Viehzucht als Nahrungsmittelproduzeutin sehr geeignet, die Ertragsfähigkeit (Rentabilität) der Landwirtschaft zu erhöhen und zu sichern und für Mißerträge des Ackerbaus einen Ausgleich zu schaffen. Da die Viehzucht sehr viel Aufmerksamkeit seitens des Landwirtes erfordert und eine Maschinenanwendung in ihr so gut wie ausgeschloffen ist, eignet sie sich besonders für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe und bringt hier auch die günstigsten Reinerträge. Welchen Umfang die Viehzucht bereits an- genommen hat, geht daraus hervor, daß die deutsche Fleischproduktion jährlich etwa 3000 Mill. kg zum Großhandelspreise (1907) von 4—■41/« Milliarden J6 beträgt, und daß die Milchproduktion auf 18—20 Milliarden l im Werte von 1,8—2 Milliarden Ji> anzusetzen ist. Würden wir von diesen Produktions- werten den Eigenverbrauch in der Landwirtschaft, die Kosten des Futterkaufs und des Transports, sowie die Zwischenhandelsgewinne abziehen, so bliebe doch noch eine Reineinnahme von M 3,6 Milliarden, wogegen z. B. die Reinein-

18. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Schutzgebiete - S. 34

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
34 Amerika, Der Obstbau ist hochentwickelt. Berühmt sind die Pfirsiche, Aprikosen, Pslau- men des kalifornischen Tales, die Apfel und Tafeltrauben des Ontariogebietes, die Orangen von Florida und Kalifornien. 2. Viehzucht. Tie Pferdezucht der Union ist berühmt. Rinder sind reich- lich vorhanden, aber nicht besonders hochwertig. Der Schweine bestand über- trifft den aller Länder der Erde; auch die Schafzucht blüht. Tie Ge- flügelzucht liefert große Mengen Eier. Übersicht (1913): Pferde.....20,1 Mill. (Rußland 24 Nm.), Rinder.....56,5 „ (Britisch-Jndien 112 Mill.), Schweine.... 61,2 „ (Deutschland 22 Mill.), Schafe.....57,5 „ (Australien 115 Mill., Argentinien 67 Mill.). Tie Union ist das erste Fleischausfuhrland der Erde. Die Ausbeute an Fischen liefert fast % des Weltertrages. 3. Bergbau. Beispiellos sind die Bodenschätze der Union. Der Reichtum an sohlen läßt selbst den Englands und Deutschlands weit hinter sich. Tie Union ist ferner das erste Land der Welt für Kupfer, Eisen, Blei, Zink, Quecksilber, das zweite für Gold und Silber. Übersicht: Kohlen (1911) . 450 Mill. t (England 276 Mill., Teutschland 234 Mill. t), Roheisen ... 30 „ „ (Deutschland 18 Mill., England 10 Mill. t), Kupfer (1912) . 567000 „ (England 70000, Spanien 58000 t), Blei..........442000 „ (Spanien 190000, Deutschland 165000 t), Zink..........260000 „ (Deutschland 244000, Belgien 195000 t), Gold..........145 „ (Südafrika 264 t), Silber .... 1777 „ (Mexiko 2220, Kanada 1022 t), Quecksilber . . . 720 „ (% der Weltausbeute). Tie Petroleumausbeute beträgt 28,5 Mill. t (=64% der Welterzeugung). Für das Jahr 1910 wurde der Gesamtwert sämtlicher mineralischen Erzeug- nisse auf 7,8 Milliarden M. berechnet! 4. Industrie und Handel. Noch steht die industrielle Entwicklung der Ver- einigten Staaten in den Anfängen. Aber ein Land mit solchem Überfluß an allen wichtigen Rohstoffen der Industrie hat glänzende Zukunftsaussichten. Zurzeit führt die Union in den meisten Industriezweigen mehr Waren ein als aus. Nur die Maschinenindustrie (namentlich landwirtschaftliche Maschinen) hat einen Aus- suhrüberschuß. Aber mit Riesenschritten holt die Union die alten Kulturstaaten Europas ein. Nur England und Teutschland sind ihm noch voran — wer weiß wie lange noch! Der natürliche Reichtum des Landes, die Vielseitigkeit seiner Erzeug- nisse macht es in einem Grade unabhängig von anderen Gebieten, wie es kein europäischer Großstaat ist. Teutschland ist in regster Geschäftsverbindung mit der Union — leider mehr Abnehmer als Lieferant. Wir sind vorläufig mit unferm Bedarf an Baumwolle, Kupfer, Petroleum völlig von den Vereinigten Staaten abhängig — für uns ein überaus drückender Zustand!

19. Allgemeine Wirtschaftsgeographie in kurzgefaßter Darstellung und Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft - S. 62

1913 - Breslau : Hirt
62 Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. Wenn Deutschland kein Getreide ausführen würde, so könnte es seinen Bedarf an Roggen und Hafer gerade decken. Dagegen mutz es erhebliche Mengen an Weizen und besonders an Gerste einführen. Weizen holen wir vor allem aus dem Europäischen Rußland, Argentinien, der Union, Australien und Rumänien, Gerste fast ausschließlich aus Rußland. Der Wert der gesamten jährlichen Getreideernte Deutschlands stellt sich in: Durchschnitt des letzten Jahrzehnts auf etwa 4 Milliarden Mark, der der Getreideeinfuhr auf etwa den vierten Teil davon. Das ist für einen so dicht bevölkerten und industriell so stark tätigen Staat kein ungünstiges Verhältnis; baut doch Deutschland außer dem zehnmal größeren Rußland das meiste- Getreide unter allen Staaten Europas. Ahnlich wie im Anbau von Körnerfrüchten liegen die Verhältnisse in Deutschland hinsichtlich der Erzeugung von Obst, Wein, Hülsenfrüch- ten und Holz. Es werden beträchtliche Mengen davon erzeugt, sie reichen aber nicht ganz ans, um den heimischen Bedarf zu decken, und müssen durch Einfuhr ergänzt werden. Der deutsche Tabakbau vermag nur ^ der vom deutschen Raucher beanspruchten Tabakmenge zu liefern, und da natur- gemäß besonders die besseren Sorten eingeführt werden müssen, so ent- fallen vom Werte der in der deutschen Tabakindustrie verarbeiteten Tabake auf die fremden Produkte. Mit drei Erzeugnissen der Landwirtschaft aber steht Deutschland an der Spitze der Weltproduktion, nämlich im Zucker-, im Kartoffel- und im Hopfenbau. In der Erzeugung von Zucker übertrifft es selbst die tropischen Rohrzuckerländer, und in der deutscheu Ausfuhr steht der Zucker an fünfter Stelle. § 65. 2. Viehzucht. Wie der Bodenbau, so hat auch die Viehzucht Deutsch- lauds ständig zugenommen, allerdings mit Ausnahme der Schafzucht, die infolge der überseeischen Konkurrenz bedeutend zurückgegangen ist. Dagegen hat sich seit 1873 der Bestand an Pferden und Ziegen um rund je 1 Million, an Rindvieh um 6, an Schweinen aber um 16 Milli- onen vermehrt. So wird Deutschland in der Pferde- und Rindviehhaltuug in Europa heute nur von Rußland übertroffen, in der Ziegen-und Schweine- zucht aber steht es unter den europäischen Staaten an erster Stelle und hat in letzterer nur noch die Vereinigten Staaten vor sich. Der Bedarf an Fleisch und tierischen Erzeugnissen ist aber, namentlich in den dichtbevölkerten Industriegebieten, so bedeutend, daß trotz der großen Eigenerzeugung noch für etwa 1^ Milliarden Mark tierische Erzeugnisse eingeführt werden müssen, wovon fast | Milliarde Mark auf lebendes Vieh entfällt. Etwa je 120 000 Stück Pferde und Schweine und 300 000 Stück Rindvieh gehen jährlich hauptsächlich aus Rußland, Osterreich und Däne- mark, Pferde auch aus Belgien, über die deutschen Grenzen.

20. Württembergisches Realienbuch - S. 173

1909 - Stuttgart : Bonz
173 der Hopfen; die Zichorie vermehrte sich um die Hälfte. Der gesamte Ertrag der württembergifchen Landwirtschaft erreicht nahezu 500 Mill. Mark. Obst- bäume zählt man gegen 9 Mill. Der Erlös für Obst kommt in guten Jahren dem höchsten Erlös für Wein ziemlich nahe. Neben Baden erzeugt Württemberg das meiste Obst Deutschlands; als Weinland gehört es zu den vier Hauptweingebieten, und im Hopsenbau kommt es gleich nach Bayern. Die Viehzucht wendet sich in erster Linie dem Rindvieh zu, von dem Württemberg 1 Mill. Stück mit einem Wert von 280 Mill. Mark besitzt. Pferde zählt man 115 000, Schafe doppelt soviel, Schweine V2 Mill., Ziegen 90 000. Von 9 Mill. Hektoliter jährlichem Milchertrag wird fast die Hälfte zu Butter und Käse verwendet. Die Geflügelzucht hat stark zugenommen; trotzdem müssen noch 300 000 Stück Geflügel eingeführt werden. In der Bienenzucht entfaltet sich ein reger Eifer. — Der Gesamtwert des Viehstandes hat sich in den letzten 25 Jahren um mehr als die Hälfte gehoben und betrügt 390 Mill. Mark. Zur Förderung der Landwirtschaft dienen die Dar- lehenskassen und bedeutende staatliche Beitrüge an landwirtschaftliche Vereine, zum landwirtschaftlichen Fest in Cannstatt, zur Hagelversicherung, für land- wirtschaftliche Schulen und Anstalten, z. B. in Hohenheiin und Weinsberg. Unsere Wälder bestehen zu 2/5 aus Laub- und zu 3/5 aus Nadelwald; der Staat erzielt aus ihnen einen Reinertrag von 13 Mill. Mark. Der Torf Oberschwabens ist als Ersatz für die Steinkohle von Bedeutung. Der Bergbau fördert 8^/2 Mill. Doppelzentner Salz, wovon */2 Mill. ausgeführt wird, und gegen 8 Mill. Tonnen Eisenerz, durch dessen Ver- arbeitung gegen 14 Mill. Mark gelöst werden. In der Gewinnung von Steinsalz werden wir nur von der Provinz Sachsen übertroffen. Gute Bausteine liefern der Buntsandstein, der Lettenkohlensandstein und verschiedene Keupersandsteine. Die Zementindustrie hat sich auf der Alb entwickelt; Ziegeleien finden sich innerhalb Deutschlands nur in Bayern noch mehr als bei uns. 3. Wie Württemberg zu den fruchtbarsten Landschaften unseres großen Vaterlandes zählt, so ist es auch ein wichtiger Jndustriebezirk geworden. Hervorragendes in der Bearbeitung der Metalle leisten z. B. Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn, Gmünd, Geislingen, Aalen, Ebingen, Balingen, Obern- dorf, Schwenningen, Tuttlingen; in der Gewebe- oder'textilindustrie Reut- lingen, Göppingen, Laichingen, Ulm, Heidenheim, Jsny, Sindelsingen, Calw. Der Mittelpunkt des süddeutschen Buchhandels ist Stuttgart. In Ravens- burg wurde einst die erste Papierfabrik errichtet; in Cannstatt erstand das Automobil und in Friedrichshafen das größte lenkbare Luftschiff. — Die Württembergische Industrie ernährt die Hälfte der Bevölkerung. Von 1902 bis 1907 stieg die Zahl der Arbeiter von 170 000 aus 220 000, darunter weib- liche Personen über ein Viertel. Doch ist unsere gewerbliche Entwicklung hinter dem Durchschnitt des Deutschen Reiches zurückgeblieben; dementsprechend hat die landwirtschaftliche Bevölkerung Württembergs weniger stark ab-