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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

3351. Bd. 1 - S. 978

1835 - Eisleben : Reichardt
978 Preußi scher Staat. 1822 eröffnete Pott- Cowlesche Stiftung bemerkenswerth. Näm- lich 1821 vermachte Richard Cowle, ein Engländer von Geburt, der sich lange als Kaufmann in Preußen aufgehalten und zuletzt zu Elbing gelebt hatte, diefer Stadt eine Summe von 200,000 Rthlr., als ein Stiftungs- Fonds, dessen Einkünfte auf folgende Weise ver- wendet werden sollen: 1) die Zinsen von 50,000 Rthlr. für das Industrie- und Kinderhaus, eine schon früher von einigen menschen- freundlichen Bewohnern Elbings gestiftete Anstalt, welche den Zweck hat, die von ihren Eltern wegen eigener Dürftigkeit verwahrloseten Kinder, so wie elternlose Waisen aufzunehmen und zu einem nützli- chen Berufe auszubilden, zugleich auch andern nothleidenden Personen tägliche Speise und andere Unterstützungen zu reichen; die Zinsen von 50,000 Rthlr. für das ebenfalls nur auf freiwillige Beitrage edler Bürger Elbings erbaute und sehr zweckmäßig eingerichtete Krankenhaus, -zur Aufnahme hülflofer Kranker nus der Stadt und deren Bezirke; die Zinsen von 30,000 Rthlr. zur Verbesserung des Gymnasiums; die Zinsen von 20,000 Rthlr. zu einer Stiftung für weibliche Dienst- boten, welche wenigstens 10 Jahre ihrer Herrschaft treu gedient haben und zur Belohnung ihrer Treue, in Wohnung, Speise und Trank lebenlang frei unterhalten werden sollen; die Zinsen von 10,000 Rthlr. sollen am 12. Januar jedes Jahres (Geburtstage Cowle's) unter die Hausarmen in Elbing in der Stille vertheilt werden; und die Zinsen der noch übrig bleibenden 40,000 Rthlr. sind zur Unterstützung meh- rerer anderer wohlthätigen Anstalten in Elbing, insbesondere zur Verbesserung einiger Armenschulen für Knaben und Mädchen bestimmt. Zu Marienburg, einer in einer sehr fruchtbaren Gegend an der Nogat gelegenen Stadt von 5500 E., ist das große und schöne Schloß der vormaligen Hochmeister des Deutschen Ordens sehenswerth, welches im letzten Viertel des 13. Jahrhundetts von dem Orden erbaut wurde und von 1309 bis 1466 die Residenz der Hochmeister war. Dieses herrliche mit vieler Pracht und Schönheit erbaute Schloß war im Laufe der Zeit sehr verfallen und ging seinem Untergange entgegen, bis in den neuesten Zeiten dasselbe wieder, so weit es möglich war, her- gestellt wurde. Der rechte Flügel desselben besteht aus 2 Gebäuden, das eine, nach der Nogat zu weit vorspringend, enthielt die Wohnun- gen des Hochmeisters und der höhern Ordensbeamten, das andere, außer 2 Kellergeschossen, in dem ersten Stockwerk das Refektorium (Speisefaal). An das Schloß ist die Ordenskirche zu St. Marien und die unter ihr befindliche unterirdische St. Annenkapelle angebaut in den Jahren von 1334—1341. Diese Kirche zeichnet sich durch die hohen, mit durchbrochener Arbeit in Stuck reichgeschmückten Fenster aus. An der südöstlichen Seite, da wo die Mauer unmittelbar aus dem tiefen Graben sich erhebt, sieht man eine Blende, die gleiche Größe mit den Fenstern hat. Auf ihren himmelblauen Seitenwänden glänzen goldene Sterne. Aus dem prächtigen Goldgründe in der Mitte der Nische tritt,

3352. Bd. 1 - S. 980

1835 - Eisleben : Reichardt
980 Preußischer Staat. gehöriger Entfernung von dem Pregel, der gleichsam einen Thalweg durch die Stadt hat, der Boden sich erhebt und zwar höher nach N. als nach S., und in der Mitte der Stadt, rückt die nördliche Höhe nahe an das Ufer mit steiler Verflachung; daher das Schiefe und Abhän- gige vieler Straßen. Auf der Höhe im N. liegt dicht vor der Stadt 72 F. höher als der Pregel, der große Ob erreich, dessen Abfluß unter dem Namen Fließ, hernach K a tz b a ch, ehemals Sobe genannt, sich durch die Stadt schlangelt, die Stadttheile Löbenicht und Altstadt von einander scheidet und hierauf in den Pregel geht. Weder öffentliche noch Privatgebaude zeichnen sich durch Pracht, Schönheit und Regelmäßigkeit besonders aus, und Königsberg steht in dieser Hinsicht vielen andern großen und mittlern Städten nach. Es bietet im Ganzen weder das Bild einer alten noch einer neuen Stadt dar; obgleich man beinahe in jeder Straße an das Alterthum erinnert wird, zeigt es jetzt immer mehr den Übergang zum Modernen. So sucht man jetzt immer mehr die Vortreppen, Beischlage, oder wie man sie hier nennt, Vorstübchen, wodurch die Straßen sehr beengt werden, wegzuschaffen und die Straßen breiter zu machen; was schon in vielen Straßen geschehen ist, nur die Kneiphöfsche Langgasse soll in ihrer alter- thümlichen Bauart erhalten werden. In der Mitte der Stadt sind die Hauser sehr zusammengedrängt, daher mehr in die Höhe als in die Breite gebaut; die Breite ist bisweilen so gering, daß nur ein Fenster Raum haben konnte. Die Giebel der Hauser sind nach der Straße gekehrt und oft mit schweren Verzierungen überladen. In den äußern Stadt- theilen stehen die Hauser oft weit auseinander, sind aber hier moderner, oft groß und geschmackvoll, doch die Mehrzahl erhebt sich nicht über das Gewöhnliche. Jetzt ist Königsberg in 3 Polizei-Jnspektionskreife und 8 Polizei-Distrikte getheilt, die altere Eintheilung war in das Schloß, die Altstadt, den Kneiphof, Löbenicht und 14 Freiheiten nebst der Frie- drich sburg, einer vormaligen am Pregel angelegten Festung oder Citadelle, die ein mit Graben umgebenes Viereck bildet, deren Gebäude, mit der Rückseite an den Wall gekehrt, ein Viereck machen, in dessen Mitte sich ein großes Zeughaus befindet. Bis zur Einrichtung des Schlosses in Ragnit zu einer Strafanstalt im I. 1823 diente die Friedrichsburg zu diesem Behufe; jetzt sind die Gebäude theils bis auf weitere Bestimmung vermiethet, theils werden sie noch von der Mili- tärbehörde benutzt. Unter den öffentlichen Gebäuden Königsbergs bemerken wir nur folgende: 1) das Schloß, worin seit dem Verlust von Marienburg die Hochmeister und die nachherigen Herzoge von Preußen ihre Residenz hatten, steht auf einer Höhe und ist zwar groß, aber nicht ausgezeich- net durch Schönheit der Bauart, indem es durch den abweichenden Bau zu verschiedenen Zeiten kein übereinstimmendes Ganzes bildet, son- dern durch die Ungleichheit seiner Theile durchaus keinen Haupteindruck macht. Der innere von allen 4 Seiten mit Gebäuden geschlossene Hof

3353. Bd. 1 - S. 981

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 981 bildet ein längliches Viereck, 333 F. lang und 213 breit. Die Halste der Nordseite ist allein noch so, wie der Deutschs Orden sie erbaut hatte; die andern Theile sind spater, und zu sehr verschiedenen Zeiten gebaut. Über der Schloßkirche' geht ihrer ganzen Lange nach der 263-$. lange und 57 F. breite sogenannte Moskowitersaal. Seine Höhe betragt nur 19 F. und die Decke ist von Holz. Der 240 F. hohe Schloßthurm, aus den jetzt 555 Stusen bis zur Gallerie führen, gewahrt die umfassendste Aussicht auf die ganze Stadt und ihre Um- gebungen, und westlich über das frische Haff. Vor dem Schlosse ist der Marstall, dessen Hofraum vom Schloßplatz durch eine Mauer getrennt wird, deren Mitte einen Bogen bildet, in welchem die bron- zene Bildsäule des Königs Friedlich I. auf einem mit Marmor beklei- deten Fußgestelle steht. 2) das n e u e S ch a u sp i e l h a u s, das schönste Gebäude Königsbergs, 1809 eingeweihet, hat eine Lange von 221 F. und 91 F. Breite und faßt 1500 bis 1600 Personen. 3) die Dom- kirche, deren äußere Lange mit dem 160 F. hohen Thurme 294 F. betragt. Im Innern ist die Kirche 133 F. lang, 82 breit, der Chor 114 F. lang, 34 F. breit. Die Höhe der Kirche im Schiffe betragt 54, des Chors 43 F. Das Gewölbe ruht auf 12 Pfeilern. Man findet in der Domkirche viele merkwürdige Grabdenkmäler und eine sehr große, vortreffliche Orgel. 3) das 1800 neu errichtete Bör- sengebäude, welches auf Pfählen über dem Pregel steht und mit seinen Verzierungen, wiewohl es bloß von Holz erbaut ist, Vortheilhaft in die Augen fällt. 4) die Burgkirche (Deutsch-reformirt) mit Säulen Korinthischer Ordnung an den Eingängen, einer zierlich gear- beiteten Kanzel, einem metallenen, über 1000 Pfd. schweren Kron- leuchter und einer durch Wohlklang und Starke sich auszeichnenden Orgel. 5) die katholische Kirche, von Außen 147 F. lang und 87 breit, die innere Höhe beträgt 45, die Höhe des Dachs 95 und des Thurms 192 Fuß. Die vordere Seite hat 4 große bis an das Dach gehende Pilaster; zwischen denen der Haupteingang und zwei schön verzierte Nebenthüren sind. Der Thurm ist mit einer Kuppel versehen. Das Innere der Kirche ist einfach. Die 5 M. südlich von Königsberg gelegene kleine Stadt Preu- ßisch Ey lau, von 2100 Menschen bewohnt, ist bekannt durch eine große zweitägige Schlacht, welche am 7. und 8. Februar 1807 von 64,000 Russen und 6000 Preußen unter dem Oberbefehl des Russi- schen Feldherrn Benningsen gegen 90,000 Franzosen unter Napoleon geliefert wurde. Mit einer beispiellosen Erbitterung ward von beiden Seiten gekämpft, und beide Heere hatten äußerst gelitten, so daß auf jeder Seite der Verlust an Todten und Verwundeten 25,000 Mann betrug, und beide Heere nach der Schlacht sich fast im Zustande der Auflösung befanden. Kanonen waren auf keiner Seite genommen, so wie auch keine Gefangenen gemacht worden. Benningsen, unbekannt mit dem sehr großen Verluste seiner Gegner, glaubte nicht genug Kräfte

3354. Bd. 1 - S. 982

1835 - Eisleben : Reichardt
982 Preußischer Staat. zur Fortsetzung des Kampfes auf den folgenden Tag zu haben, zog sich in der Nacht nach Königsberg, ohne daß Napoleon im Stande war, ihn lebhaft zu verfolgen; denn die Korps von Augereau und Davoust waren fast ganz aufgerieben und nur das Korps von Ney und die Garde befanden sich noch im schlagfertigen Stande. Der Rückzug der Russen war daher Napoleon sehr willkommen. Auch die kleine, von 2300 Menschen bewohnte und an der Alle, 6 M. südöstlich von Königsberg gelegene Stadt Fried land ist durch eine große Schlacht am 14. Junius 1807 bekannt. 75,000 Franzosen unter Napoleon schlugen hier 66,000 Russen unter Ben- uingsen. Die letztem standen längs des linken Ufers der Alle, und hatten diese und die Stadt Friedland hinter sich. Die Franzosen tref- fen erst nach und nach von früh Morgens bis Nachmittags um 3 Uhr auf dem Schlachtfelde ein. Daher haben die Russen Vormittags einige Vortheile und dringen vor. Damit begnügt sich Benningsen, und statt die schöne Gelegenheit zu benutzen, die eintreffenden Franzo- sen im Einzelnen zu schlagen, laßt ec sich durch das Geschützfeuer der- selben und ihre Plankeleien hinhalten und sieht ruhig zu, wie die feindliche Armee sich immer mehr verstärkt. Diese geht, nachdem end- , lieh ihr letztes Korps angekommen ist (Nachmittags um 3 Uhr) zum kraftvollsten Angriff über und wirft sich auf die Mitte der Russischen Stellung, wahrend der rechte Französische Flügel unter Ney in die linke Seite der Russen dringt. Deßhalb zieht sich der linke Flügel der Russen nach Friedland zurück und da gleichzeitig auch ihr Mittelpunkt gedrängt wird, so müssen die Vortheile, welche ihr rechter Flügel über die Franzosen erhalten hat, aufgegeben werden, und der allgemeine Rück- zug des Heeres wird nun nothwendig. Der Übergang über die Alle, welche hier steile Ufer hat, ist für die hart bedrängten Russen mit groß- ßem Verluste verbunden; viele ertrinken darin. Der Verlust der Russen betrug 20,000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen, der Französische nur 6000 Mann nach ihren Berichten. So hatte Napo- leon den vollständigsten Sieg erfochten, allein den Ruhm der verzweif- lungsvollen Tapferkeit mußte er selbst seinen Gegnern zollen, sie hatten sich aufs tapferste geschlagen, sich durch das brennende Friedland und mitten durch die Franzosen einen Weg gebahnt, und lieber den Tod in den Fluthcn gesucht, statt sich gefangen zu geben. Die Folge die- ses Siegs war das Ende des Kriegs und der Frieden zu Tilsit (s. S. 868). Ende des ersten Bandes.

3355. Bd. 1 - S. 965

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 965 noch hohe Giebel an ihrer Vorderseite. Doch sind schon viele alte Häuser umgebaut worden; die nach der Straße gerichteten Giebel ver- schwinden, nur die über den Thüren oder an den Ecken angebrachten Bildwerke sind auch bei den neugebauten Hausern geblieben. Die Wohn- häuser sind meistens 3 bis 4 Stockwerk hoch, das Erdgeschoß unge- rechnet, mit der schmalen Seite der Straße zugekehrt und mit langen Hosen versehen, in denen sich wieder bewohnte Hinterhäuser besinden. Die Vorstädte, welche bei der Belagerung 1806 und 1807 größten- theils niederbrannten, und nachher massive Hauser erhielten, haben eine beträchtliche Breite, ihre Häuser sind mit der breitem Seite der Straße zugekehrt und haben größtentheils ein geschmackvolles Äußere. Die Albrechtsstraße, an welcher das Regierungsgebäude, das schönste Gebäude in Breslau steht, ist eine der besten Straßen, aber die schönste unter allen ist die Friedrich-Wilhelmsstraße in der Nicolai- vorstadt, mit lauter neuen, zum Theil recht ansehnlichen Gebäuden. Unter den Plätzen ist der große Ring der vorzüglichste und der Hauptplatz alles Verkehrs, ein schöner, großer, regelmäßig 4eckigec Platz, nur leider nicht frei, da in der Mitte das Rathhaus nebst vielen andern öffentlichen und Privatgebäuden steht. Mit diesem Platze steht der Blücherplatz, ehemals der Salz ring genannt, in Verbindung, jetzt unstreitig der schönste Platz in der Stadt. In ftiner Mitte steht seit 1827 die bronzene, 10 F. 3 Zoll hohe Statüe Blüchers auf einem 16 F. 3 Zoll hohen Fußgestelle von Granit. In der Schweidnitzer Vorstadt ist der Tauenziensplatz merkwür- dig, weil ihn das Denk- und Grabmal des 1791 als Gouverneur von Breslau gestorbenen Generals Tauenzien schmückt. Das Piedestal ist von weißem Marmor, auf welchem ein Sarkophag von grauem, Mar- mor ist, und auf diesem ruht eine aus Sandstein gearbeitete Minerva. Auf dem Sarkophage sieht man Tauenziens Brustbild. Eigentlich machen alle ehemals gesonderten Stadttheile jetzt ein Ganzes aus, jedoch unterscheidet man noch im gemeinen Leben Stadt und Vorstädte. Erstere liegt ganz am linken Oderufer und zerfällt wieder in Alt- und Neustadt. Zu den Vorstädten gehören auf der linken Oderseite folgende 3 die eigentliche Stadt umgebende Vorstädte, nämlich die Nikolaivorstadt, wohin man aus der Stadt über die aus Gußeisen bestehende auf 11 eisernen Bogen ruhende, schöne, 2865 Ctr. schwere Königsbrücke gelangt; die Schweidnitzer Vorstadt, reich an Gärten, und die Ohlauer Vorstadt. Zu den Vorstädten auf Inseln der Oder und am rechten Oderufer gehören: der Bürgerwerder, die Odervorstadt, die Hinter- und Vorderbleiche, die Sandinsel, der Dom und der Hinterdom mit Neu- Scheitnig. — Unter den vielen Kir- chen Breslau's zeichnen sich folgende vorzüglich aus, und zwar unter den evangelischen: 1) die Eli sabe thkir che, in der Mitte des 13ten Jahrhunderts erbaut, im Innern 52 Ellen hoch und 114 lang, das mittlere Gewölbe der in 3 Schiffe abgetheilten Kirche wird von 18

3356. Bd. 1 - S. 969

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 969 wird daher diese Festung oft das Schlesische Gibraltar, der Haupttheil aber auf dem Schloßberge mit Recht der Wunderbau genannt. Der Wall liegt 2040 F. über dem Meere, der Brunnen in den Felsen gesprengt, ist 177 F. tief und die Aussicht auf Schlesien und die Grafschaft Glatz eine der reichsten. Drei Reihen Kasematten können 5000 Mann fassen. Die Lust ist hier so rauh, daß man selbst im Sommer in den Kasematten eine geheizte Stube ertragen kann. Außer dem Haupttheil der Festung auf dem Schloßberge, sind noch Neben- werke auf dem Spitzberg, dem Hohenstein, der großen und kleinen Strohhaube und dem Hahnenkamm, welche Werke durch einen bedeck- ten Gang mit einander verbunden sind. Der Zobten ist der höchste Berg des Zobtengebirges, welches man als die nördlichste Abtheilung des Eulengebirges betrachten kann, die als ein kleines Gebirge für sich rechts von der Peila, zwischen der Weistritz und der Lohe vorzüglich im Kreise Schweidnitz sich erhebt, und sich gegen das linke Ufer der Lohe verflacht. Der Zobten, von wel- chem das ganze Gebirge den Namen führt, ist höher als die übrigen Berge des Zobtengebirges, erreicht aber doch nur eine Höhe von 2200' F. über der Meeresflache und ist in der Nahe der Stadt Zobten, von welcher der gangbarste und allenfalls auch fahrbare Weg auf den Zob- ten führt, wohin man in 1 Stunden gelangt. Der Weg geht zwi- schen dem Mittel- und Sto-llberge hinauf, dann an mehreren soge- nannten Stationen oder Bildern aus dem Leben Jesu vorbei. Hier- auf trifft man die große steinerne Bildsäule einer Jungfrau ohne Kopf, die einen Fisch im Schooße halt. Neben ihr sitzt ein Bar, der aber nicht so kennbar ausgehauen ist. Die Sage erzählt: Als noch eine Burg auf dem Zobten war, habe die Burgfrau (eine Gräfin), ihr Mäd- chen in die Stadt hinab geschickt, um dort einen Hecht für ihren kran- ken Lieblingsbar zu kaufen; der Bar sey unterdessen aus dem Schlosse gelaufen, habe das Mädchen auf jener Stelle getroffen und ihr den Kopf abgebissen. Höher gelangt man zum Pumperfleckchen, einer Stelle, wo es hohl klingt, wenn man klopft. Weiter hinauf erblickt man einen großen Steinblock, der eine Art Höhle bildet. Ganz oben brei- tet sich eine Wiese von einigen 100 Schritten aus. Auf ihr erhebt sich der eine Gipfel des Zobten, welcher eine Felsmasse und auf der noch übrigen kleinen Flache eine Kapelle tragt, zu der man von unten herauf auf 60 Stufen gelangt. Jährlich am Feste der Heimsuchung Maria oder den ersten Sonntag nach dem 2. Julius wird hier ein feierlicher Gottesdienst gehalten, zu dem sich eine sehr große Volksmenge auf dem Berge versammelt, der alsdann auch, wie ein Jahrmarkt mit Buden besetzt ist. Wenige 100 Schritte von der Kapelle, auf dem zweiten Gipfel des Berges sieht man noch die Spuren einer alten Ritterburg, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts zerstört worden ist. Ein seit 1822 in dem Thürmchen über der Kapelle angelegtes Observatorium oder Schau- warte gewahrt unstreitig die weiteste und vielseitigste Aussicht in und

3357. Bd. 1 - S. 971

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 971 er am linken Fuße 6 Zehen hatte. Auf dem Orte, wo der Leichnam gefunden wurde, ließ die heilige Hedwig eine Kapelle erbauen, wozu sich nach und nach mehrere Hauser fanden und das jetzige Dorf Wahlstatt entstand, auch wurde spater die Kapelle in eine Kirche umgeschaffen. — In den neuesten Zeiten ist in der Gegend dieses Dorfes, zwischen Iauer und der Katzbach eine wichtige Schlacht vorgefallen. Nämlich 80,000 Russen und Preußen unter Blücher schlugen am 26. August 1813 75,000 Franzosen unter Macdonald. Man nennt diese Schlacht die Schlacht an der Katzbach, weil sie vorzüglich an den Ufern dieses Flusses geliefert wurde. Blücher hatte die Absicht, seinen Geg- ner Macdonald anzugreifen als dieser ihm zuvorkam, am 26. August bei dem heftigsten Regen über die Katzbach ging und zwei Korps der Alliirten zurückdrängte. Sogleich erhielten diese Befehl sich zu halten und Blücher griff nun seinerseits den Feind zwischen E i ch h o lz und Weinberg an. Nach heftigem Kampfe mit dem Bajonett und Flin- tenkolbe, da keine Flinte des heftigen Regenwetters wegen losging, ward das Französische Centrum durchbrochen und ihr rechter weit vorgedrun- gener Flügel nun in die linke Flanke und in den Rücken gefaßt. So war die Schlacht entschieden und jetzt wurden die Fliehenden gegen die durch den Regen sehr angeschwollenen Flüsse Katzbach und wüthende Neiße geworfen, wo sehr viele, die sich nicht gefangen gaben, ertranken. Eine Französische Division, gegen 8000 Mann stark, die den Verbündeten in den Rücken hatte kommen sollen, war nun abgeschnitten, und wurde theils' getödtet, theils gefangen genommen. Blücher trieb das fliehende Heer, das sich wieder setzte, aber stets geworfen wurde, an den Bober, griff es den 29. August dort an und mit Noth entkam Macdonald in der Nacht vom 29. auf den 30. August über den Bober nach Gör- litz, mit etwa 12,000 Mann. Der ausgetretene Pober hinderte die weitere Verfolgung. 103 Kanonen, 250 Munitionswagen, 13,000 Gefangene rc. waren die Frucht des Sieges, nach welchem, da das Dorf Wahlstatt in der Nahe lag, Blücher den Ehrennamen Fürst Blü- cher von Wahlstatt bekam. Unweit des Dorfes Eichholz ist auch ein Denkmal dieser glorreichen Schlacht errichtet, welches aus einem 22 F. hohen Obelisk von Gußeisen, mit dem eisernen Kreuze auf der Spitze besteht. Hirschberg, die vorzüglichste Handelsstadt des Schlesischen Rie- sengebirges, mit 6700 E., liegt in dem reizenden Hirfchberger Thals, auf einem Hügel, zwischen dem linken Ufer des Bober und dem rechten des hier sich einmündenden Zacken, und besteht aus der innern Stadt und den Vorstädten, welche den größern Theil von Hirschberg ausmachen. Die meisten Häuser sind massiv und wohl gebaut. Unter den öffent- lichen Gebäuden zeichnen sich aus; die katholische Pfarrkirche St. Erasmi, ein schönes Gothisches Gebäude zu Anfang des 14ten Jahrhunderts errichtet, 85 Ellen lang, 76 breit und 42 hoch, mit einem aus Qua- dern aufgeführten, 150 Ellen hohen Thurm, einer vortrefflichen Orgel

3358. Bd. 1 - S. 975

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 975 Wechsel geführt wurde von 1230—1284, sich zu Herren des Preußen- landes machten; und 1309 nahm der damalige Hochmeister dieses Ordens zu Marienburg seinen Sitz. Durch die weise Regierung des Ordens gelangte Preußen bald zu einem hoher; Wohlstände und zu einer ansehn- lichen Bevölkerung. Auch wurde das Deutsche (die Muttersprache der meisten Ordensritter), in Preußen herrschend. Doch durch ihr Waf- fenglück und den Erfolg ihrer Kampfe wurden die Ritter nach und nach hingerissen zu Hochmuth, zu Ausschweifungen und Zügellosigkei- ten ; Druck und Tyrannei lasteten auf dem Volke unerträglich, so daß die Preußen, um davon befreit zu werden, sich den Polen unterwarfen, welche auch in der Schlacht bei Tannenberg 1410 die Ritter schlugen, wodurch die Macht des Ordens den ersten Stoß bekam, und es wäre den Polen fast gelungen ganz Preußen zu einer Polnischen Provinz zu machen, wenn sie ihren Vortheil besser benutzt hatten. Allein verge- bens belagerten sie Marienburg, und der Ordens-Comthur Heinrich von Plauen erhielt dem Orden den Besitz Preußens. Jedoch blieb der Orden nur noch bis zum I. 1466 im Besitze ganz Preußens, denn nach einem 13jährigen Kriege gegen die Polen ssay er sich durch den zu Thorn am 19. October 1466 abgeschlossenen Frieden genöthigt, die westliche Halste des Landes (Westpreußen) an die,Polen abzutreten, das seit jener Zeit Polnisch oder das königliche Preußen hieß, und die östliche Halste (Ostpreußen) von Polen zu Lehen zu nehmen. Ein solches Verhältniß aber mußte den Rittern, die von jeher gewohnt waren, sich als unabhängige Macht zu betrachten, unerträglich seyn. Sie grif- fen zu den Waffen, um sich von dieser Lehnshoheit Polens frei zu machen. Sechs Jahre dauerte der Krieg von 1519—1525, wo durch den Frieden von Krakau, der die Verfassung Preußens ganz und gar umgestaltete, die Macht der Deutschen Ritter gänzlich dahin sank. Das Ordensland wurde in ein weltliches, Polen lehnbares Herzogthum ver- wandelt und der letzte Ordensmeister, Albrecht von Brandenburg wurde in diesem Frieden als erblicher Herzog von Preußen, jedoch unter Pol- nischer Oberhoheit anerkannt. Jetzt ward auch die Reformation in Preußen eingeführt. Mit dem Aussterben dieser neuen Herzoge von Preußen kam 1618 das Herzogthum Preußen an das Haus Branden- burg, doch unter Polnischer Belehnung. Von den fernern Schicksa- len Preußens sehe man S. 864 nach. Westpreußen blieb bis zum Jahre 1772 bei Polen, wo es gleichfalls an das Brandenburgische Haus kam (s. S. 866). a) Westpreußen. t Danzig, jetzige Hauptstadt Westpreußens, eine der größten Städte und eine der stacksten Festungen des Staates, liegt auf dem linken Ufer der Weichsel, eine kleine M. von der Mündung dieses Stro- mes in die Ostsee, in einer überaus fruchtbaren Gegend, welche durch die wechselnden Höhen, Thaler, fetten Fruchtselder, Garten, Wälder,

3359. Bd. 1 - S. 977

1835 - Eisleben : Reichardt
977 Preußischer Staat. auf der Straße neben der Treppe, in der ganzen Lange des Hauses, benutzte man dadurch, daß man neben der Treppe zu beiden Seiten Zimmer anbaute, welche mit einem flachen Dache bedeckt wurden und von der Straße her Fenster und Eingänge erhielten. Das flache Dach wurde mit einer steinernen oder eisernen Brustwehr umge- den und diente zum Altane. Die Gewölbe unter dem Altane wurden zu Kramladen oder Werkstätten für Handwerker eingerichtet. Dies sind die Beischlage. Sie sind jetzt oft mit großen Fenstern und kostba- ren Ladenthüren gezieret, und die obere Einfassung des Altans ist oft mit durchbrochenen Verzierungen aus Stein versehen. An großen öffent- lichen Platzen und an prachtvollen öffentlichen Gebäuden fehlt- es in Danzig sehr; die Marktplatze sind im Grunde mehr breite Straßen, als große freie Platze. Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen fol- gende vorzüglich bemerkt zu werden; 1) die lutherische Oberpfarrkirche zu St. Marien, im 14. Jahrhunderte erbaut, eine Kreuzkirche mit 18 j Altaren und dem berühmten Gemälde, das jüngste Gericht darstellend, welches man für das Werk eines Niederländischen Malers hält. Außer dem sehr hohen Glockenthurme ist das Dach dieser Kirche noch mit 10 Thürmchen versehen. 2) Das neue Komödienhaus, im edlen Style erbaut, eine mit einer Kuppel versehenen und mit Kupfer gedeckten Rotunde, deren Fronton von 4 Dorischen Säulen getragen wird; im Innern ist dieses Gebäude geschmackvoll eingerichtet und verziert. 3) Das alte Zeughaus, mit steinernen Verzierungen an den Giebelspitzen, welches 2 Hauptgeschosse und an der Hauptseite zwei gewölbte Ein- gänge hat. Aus beiden Ecken der 'Hauptseite springt ein achteckiger Thurm hervor. Das untere Geschoß besteht in einem einzigen von Pfeilern getragenen Gewölbe, das obere Geschoß enthält 4 Säle mit mancherlei Merkwürdigkeiten aus alten Zeiten. — Danzig ist eine der wichtigsten Seehandelsplätze des Staates. 1830 hatte es 76 eigene Seeschiffe mit 16,058 Lasten, und in seinen Hafen (Neufahr- wasser) liefen 1182 Seeschiffe mit 113,192^Lasten ein und 1171 Schiffe ' mit 112,564 Lasten aus; für 2,325,000 Rthlr. wurden aus dem Auslande ein und für 7,977,600 Rthlr. (worunter allein für beinahe 6 Millionen Rthlr. Waizen) ausgeführt. Seitdem hat der Seehan- del sehr abgenommen, so daß 1833 nur 536 Schiffe mit 47,678 Lasten ^ ein- und 545 Schiffe mit 52,642 Lasten ausliefen. — In der Nähe von Danzig zwischen der Mottlau und der Weichsel liegt der Dan zig er Werder, eine Niederung oder Marschgegend von der üppigsten Fruchtbarkeit, mit Dörfern und Baumgärten besäet, welche einen hohen Grad von Wohlstand verkündigen. Die häusliche Ein- richtung ist wie die eines wohlhabenden Bürgers; die Bewohner haben die feinsten Möbeln und in ihren Häusern herrscht viel Luxus. In der ansehnlichen Stadt Elbing, welche in einer sehr frucht- baren Ebene, am schiffbaren, ins frische Haff sich einmündenden Flusse Elbing liegt, und 2100 H. mit 18,000 E. hat, ist vorzüglich die 62

3360. Bd. 1 - S. uncounted

1835 - Eisleben : Reichardt
Nachträge. Zu Seite 95. Der Kampf in Portugal zwischen den beiden Brüdern hat sich damit beendigt, daß Maria Ii. da Gloriosa, Tochter Pedro's, als Königin von Portugal regiert, jedoch beschrankt durch eine Konstitution. Zu S. 112. Ferdinand Vii, bisheriger König von Spanien, ist 1834 gestorben, und an seiner'stelle regiert die minderjährige Toch- ter desselben Maria Jsabella, unter Vormundschaft ihrer Mutter Chri- stiane Marie, doch durch eine Konstitution beschrankt. Don Carlos, des Königs Bruder, macht auf den Thron Ansprüche, und sucht sie mit den Waffen in der Hand geltend zu machen. Noch jetzt ist der mit großer Erbitterung geführte Kampf nicht entschieden. Zu S. 486. Der Kaiser von Österreich Franz ist 1835 gestor- den und der bisherige Kronprinz Ferdinand hat den Thron bestiegen. Zu S. 670. Das Fürstenthum Lichtenberg ist nicht mehr Sachsen Coburg-Gothaisch, sondern seit 1834 an Preußen gegen gewisse Entschädigungen überlassen. Herzog von Sachsen-Altenburg heißt Joseph, indem der vorige - Herzog Friedrich 1834 gestorben ist. Zu S. 755. Die Nebenlinie Hessen-Rothenburg ist 1834 ausge- siorben und ihr Landesantheil an den Kurfürsten von Hessen gefallen.
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