Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Baden
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Baden
Geschlecht (WdK): koedukativ
A. Einleitung: Allgemeiner Überblick.
1. Unser Heimatland.
Unser Heimat- oder Wohnort mit seiner Gemarkung, unser Amts-
bezirk, unser Kreis sind Teile eines größeren Landes, unseres Heimat-
oder Vaterlandes. Die oberste Gewalt in unserem Lande ist ein
Recht des Landesfürsten, des Großherzogs. Deshalb heißt unser
Land ein Großherzogtum, und weil Vorfahren unseres Großherzogs,
die auf dem Schloß Baden wohnten, sich nach diesem Markgrafen von
Baden genannt hatten, so hat auch unser jetziges größeres Land den
Titel und Namen Großherzogtum Baden erhalten.
Wir selbst, die Bewohner unseres Landes und als Angehörige des
badischen Staates Untertanen des Großherzogs, heißen Badener (nicht
Badenser!). Eine Anzahl der Bewohner unseres Landes sind Nichtbadener
(Reichsdeutsche oder Ausländer).
Karte. Die verkleinerte zeichnerische Darstellung der Flußläufe, der Gebirge,
der Eisenbahnlinien, der Orte, der Grenzen der Länder nennt man eine Karte. Die
Karte ist indes kein photographisch treues Bild eines Landes, sondern sie hat bestimmte
Zeichen der Darstellung für Flüsse, Gebirge, Orte usw., die man kennen muß. Die
Kunst eiue Karte, die, weuu sie gut ist, sehr viel sagt, zu verstehen, heißt Karteulesen^.
Fahre auf deiner Karte der Grenze des Großherzogtnms Baden nach! Suche
auch die Nachbarländer kennen zu lernen! Beachte besonders die Stellen, an denen
drei Länder zusammentreffen.
Die Nachbarländer. Im 8 grenzt Baden an die Schweiz, im 0
an das Königreich Württemberg, dazwischen eine Strecke an das
(preußische) Fürstentum Hohenzollern, im No an das Königreich
Bayern, eiu großes Land, welches Württemberg auf seiner ganzen
Ostseite umschließt. Im N liegt neben Bayern noch das Großherzogtum
Hessen. Die ^-Grenze wird gebildet durch die zu Bayern gehörende
Rheinpfalz und das im großen Krieg 1870—71 von den Franzosen zurück-
eroberte Reichsland Elsaß-Lothringen.
Mit Ausnahme der Schweiz gehören Baden und seine Nachbarländer zum Deutschen
Reich (Deutschland), an dessen Spitze der Kaiser steht. Die Südgrenze von Baden ist
daher zugleich die Reichsgrenze. An ihr wird für viele Waren, die aus der Schweiz
zu uns gebracht werden, Zoll erhoben. Daher ist sie zugleich Zollgrenze und wird von
Grenzwächtern bewacht. (Schmuggler!)
Die Gestalt Badens. Merkwürdig ist die Gestalt unseres Landes.
Im Gegensatz zu dem Nachbarland Württemberg ist Baden von 8 nach
N langgestreckt. In der Mitte, wo Württemberg weit nach W ausge-
dehnt ist, erscheint es stark verengt, während es im No und 80 sich um
dieses Land herumbiegt.
1 Unter den zahlreichen Handkarten für Schüler hat die Lenz-Urbansche (Preis
auf Leinwand aufgezogen 45 Pfg.) aus dem Verlag von Carl Winters Universitätsbuch-
Handlung in Heidelberg manche Vorzüge. Auf sie ist im folgenden öfters Bezug ge-
uommeu.
Mückle, Landeskunde d. Großherzogtums Baden. 1
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
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Die einzelnen Landschaften.
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und Berge. Landschaften, in denen Anhöhen und Hügel vorherrschen,
nennt man Hügelländer. Viele Berge zusammen bilden ein Gebirge.
Nach ihren Höhen teilt man die letzteren ein in Mittelgebirge (bis
2000 m) und Hochgebirge (über 2000 m).
Bei einer Einzelerhebung unterscheidet man den Fuß, den Ab-
hang (senkrecht, steil, schräg, sanft) und den Gipfel (Scheitel). Ist
der Gipfel sehr breit, so daß er eine kleine Hochebene darstellt, so heißt
er Platte (Plateau), ist er sehr lang, so heißt er Kamm (schmal)
oder Rücken (breit). Beispiele aus der Heimat!
B. Die langgestreckte Ebene, die im W unseres Landes bis zum
Rheine reicht, heißt die Rheinebene. (1) In ihr liegt das kleine Gebirge
des Kaiserstuhls.
Östlich der tiefgelegenen Rheinebene, deren mittlere Erhebung
ü. d. M. nur etwa 150 m beträgt, erhebt sich (wie wir nach der seitlichen
Profilskizze uns schön vorstellen können) im 8 das ausgedehnte, massige
Gebirge des Schwarzwaldes (2) bis 1500 m Höhe; weiter nördlich folgt
in allmählichem Übergang das niedrige Hügelland des Kraichgaus (3)
mit 250 m mittlerer Höhe, das im N zu dem bis über 600 m sich erheben-
den (höchster Berg 620 m) kleinen Gebirge des Odenwaldes (4) ansteigt.
Der Odenwald gehört nur in seinem s. und sö. Teil zu Baden. So
wie er gegen 8. sich zum Kraichgau senkt, so geht er sö. der Linie Mos-
bach-Wertheim in das etwa 350 m hohe hügelige Bauland (5) über.
Auch der Schwarzwald gehört nicht ganz zu Baden. In Württemberg
senkt er sich zum Schwäbischen Stufenland, über dem sich weiter
im 80, sehr steil der schwäbische Jura erhebt.
Der Jura ist ein langgestreckter, nicht sehr breiter Gebirgszug, der
auch unser Land durchquert und sich in die Schweiz hinein fortsetzt. Der
Unterlauf der Wutach trennt den badischen Jura (6) vom Schwarz-
wald. Nördlich vom Wutachknie aber schiebt sich zwischen Schwarzwald
und Jura die kleine, hochgelegene Hügellandschaft der Baar (7) ein mit
etwa 750 m Höhe, der Anfang des Schwäbischen Stufenlandes. (Vergl.
Profilskizze am unteren Kartenrand!).
Der badische Jura senkt sich quer zu seiner Richtung gegen So.
und geht bei den Orten Engen und Meßkirch allmählich in die hügelige
Landschaft des Seekreises (8) über (500 m mittlere Höhe).
Aufgabe 1. Welches sind Gebirge (Mittelgebirge), Hügelländer, Hoch-und Tief-
ebenen im Großherzogtum Baden?
2. Ordne diese 8 Landschaften a. nach der Höhe, b. nach der Größe (ungefähr).
3. Welches ist die gestreckteste der Landschaften?
4. Versuche dieselben in groben Zügen in einem Faustrelief darzustellen (mit
Plastilin, Ton oder Sand)!
C. Innerer Bau. Alle die Gebirge und Hügelländer unseres Landes
sind aus festen Gesteinen mancherlei Art aufgebaut. Nur an der Ober-
släche find dieselben unter dem Einfluß des Wetters (Frost, Hitze, Wasser,
Luft) verwittert und dadurch in Gesteinsbrocken und schließlich in lockere
Erdkrume verwandelt worden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Die einzelnen Landschaften. 5
Die Wissenschaft, die den inneren Bau der Erdrinde erforscht, heißt Geologie;
eine Karte, die die Gesteine an der Oberfläche der verschiedenen Erdstellen angibt,
heißt geologische Karte. (S. 4).
1. Die höchsten Teile des Schwarzwaldes und Teile des Odenwaldes
bestehen aus Granit oder aus Gneise Beide siud aus kleinen Mineral-
kristallen (Feldspat, Quarz und Glimmer) zusammengesetzt und heißen
darum kristalline Gesteine. Bei ihrer Verwitterung geben sie einen
fruchtbaren Lehmboden.
Granit und Gneis sind die tiefsten Gesteine der Erdrinde, die man
bis jetzt auf der Erde gefunden hat (Urgesteine). Über ihnen folgen der,
wo sie nicht an die Oberfläche treten, andere Gesteine in einer gewissen
Reihenfolge übereinander. Diese folgenden Gesteine bilden Schichten und
heißen darum Schichtgesteine; Granit und Gneis dagegen sind Massen-
gesteine. Viele gleichartigen Schichten zusammen haben einen gemein-
samen Namen.
2. Zunächst auf den kristallinen Gesteinen liegen Schichten aus
buntem (vorwiegend rotem) Sandstein mit einzelnen wenigen Ton-
schichten dazwischen. Man nennt diese zusammen den Buntjandstein.
Aus ihm bestehen der 0 und N des Schwarzwaldes und der größte
Teil des Odenwaldes. Bei ihrer Verwitterung geben die Schichten
des Buntsandsteins einen mageren Sandboden, der nur da fruchtbar
ist, wo reichliche Tonschichten mit verwittert sind.
An einzelnen Stellen kommen zwischen dem kristallinen Untergrund und dem
Buntsandstein noch andere Gesteinsschichten vor, nämlich 1. Das Rotliegende (ein
grober roter Sandstein) am Ausgange des Murgtals, 2. Kohlenkalk mit Steinkohle
bei Gengenbach im Kinzigtal.
Wo der Buntsandstein tiefer in der Erdrinde liegt, folgen über ihm
die unten und in der Mitte aus tonigen, im oberen Teil aus touarmen,
grauen Kalksteinen bestehenden Schichten des Muschelkalkes, so ge-
nannt wegen des Reichtnmes an Muscheln und anderen Versteinerungen.
So iu der Baar, im Kraichgau und im Bauland. Durch Verwitterung
entsteht aus dem oberen Muschelkalke ein kalkreicher, öfters steiniger,
mäßig fruchtbarer Lehmboden, während die tonreicheren unteren und
mittleren Schichten einen besseren, steinarmen Lehmboden liefern.
An einzelnen Stellen der drei genannten Gebiete ist der Muschel-
kalk überlagert von dem Keuper, der aus mächtigen Tonschichten mit
einzelnen Schichten von gelbem, grauem, braunem und rotbraunem
Sandstein dazwischen besteht (Bauten aus solchem Sandstein) und da-
durch mit dem Buntsandstein manche Ähnlichkeit hat.
Die Schichten des Buntsandsteins, Muschelkalkes und Kenpers
werden zusammen als „Trias" bezeichnet.
Der am Ostrand der Baar und des 8. Schwarzwaldes sich steil erhe-
bende Jura sprosil am unteren Kartenrand!] besteht aus Schichten in
ihrer Beschaffenheit und Farbe etwas verschiedener Kalksteine, die man
zusammen uach dem Gebirge, das sie bilden, als Jura bezeichnet und
in schwarzen, braunen und weißeu Jura gegliedert hat. Wie die
1 Eine Sammlung badischer Gesteine sollte jede Schule besitzen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Die Gewässer.
7
Die Hauptsammelader der meisten Bäche unseres Landes ist
der Rhein. Die Wassermenge, die er in der Sekunde durchschnittlich bei
Mannheim vorbeiführt, beträgt 1450 ehm.1 Der Rhein kommt aus der
Schweiz. Dort hat er seinen Ursprung in den hohen mit Eis und Schnee
bedeckten Bergen der Alpen. Nachdem er auf Schweizer Gebiet zuletzt
in nördlichem Lauf noch ein breites Tal [Karte!] durchflössen hat, ergießt
er sich in den Bodensee, durch den sein Lauf in die westliche Richtung
umgebogen wird. Er verläßt den Bodensee bei Konstanz und stießt dann
in den Unter- oder Zeller See. Später schneidet er zwischen Schaff-
hausen und Waldshut den Jura und fließt dann zwischen Schweizer Jura
und Schwarzwald in westlicher Richtung weiter bis Basel. Hier biegt
er nach N um, durchfließt in gestrecktem, etwas nach 0 gebogenem Lauf
die Rheinebene, durchschneidet dann unterhalb Mainz [Karte von Deutsch-
land ! ] das Rheinische Schiefergebirge und ergießt sich schließlich iu die
Nordsee.
Der Oberlauf des Rheins bis Basel heißt Oberrhein, das Mittel-
stück von Basel bis zum Ausfluß aus dem rheinischen Schiefergebirge
Mittelrhein, das Endstück Niederrhein.
Zahlreich sind die Nebenflüsse, die dem Rhein aus den Gebirgen
und Hügelländern unseres Landes znsließen. Die bedeutendsten der-
selben sind: a) Vom Schwarzwald: im 8 die Wutach, im Sw die
Wiese, in der Mitte die Kinzig und im N die Murg [zeigen von der
Quelle zur Mündung!]. b) Vom Odenwald und Schwäb. Stufen-
laud: der in der Baar entspringende Neckar, c) Aus dem fränkischen
Stufenland: der Main.
Ein nur kleiner Teil unseres Landes: die Baar, der benachbarte
Teil des Schwarzwaldes, des Juras und der nördliche Teil des See-
kreises wird durch die Donau entwässert. Dieselbe entsteht aus zwei
Schwarzwaldflüssen, der Brigach und der Breg^, durchbricht in nö.
Richtung den Jura und fließt dann nach Osten dem Schwarzen Meere
zu. [Karte von Europa!].
C. Merke: Das ganze Gebiet, aus dem einem Fluß das
abfließende Wasser zuströmt, heißt sein Einzugsgebiet.
Die Grenze zweier sich berührender Einzugsgebiete nennt
man ihre Wasserscheide.
Aufgabe. 1. Verfolge auf der Karte die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau,
zwischen Rhein und Neckar!
2. Bestimme nach der Karte die Wasserscheide anderer Nachbarflüsse, namentlich
solche in deiner Heimat!
D. Die Arbeit der fließenden Gewässer in der Natur. Das fließende
Wasser leistet allerlei Arbeit. [Beobachtungen in der Heimat!]
Im Gebirge, wo das Gefäll und damit die Stoßkraft der Flüsse
groß ist, nehmen diese, besonders bei Hochwasser, lockere Erde, Sand
und Steine, ja oft auch größere Felsblöcke mit sich fort. Diesen Vor-
1 Bei Hochwasser 7000 cbm, bei Niederwasser 600 cbm (unterhalb der Neckar-
mündung).
52 Volksvers: Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
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8
Einleitung: Allgemeine Übersicht.
gang, durch den die meisten unserer Täler gebildet worden
sind, nennt man Ausnagung oder Erosion1. Die so gebildeten
Täler heißen Ausnagungs- oder Erosionstäler.
An einem Tal unterscheidet man die Talsohle und die Talwände, den
Anfang oder Talschluß und die Talmündung (Talausgang).
Im Oberlauf der Flüsse, wo die Stoßkraft am größten ist, geht die
ausnagende Tätigkeit derselben vorwiegend in die Tiefe. Später, bei
geringerem Gefäll, macht der Fluß gerne seitliche Windungen; dann
erodiert er auch nach der
Seite. [Beob.!]. Dort sind
die Täler daher schmal,
im Querprofil V-förmig;
weiter unten werden sie
breiter und haben die
weite V-Form mit breiter,
ebener Talsohle, der so-
genannten ,, T alaue"
(Abb. 1).
Wird das Gefäll der
Flüsse geringer, so können
zuerst die gröberen und
schließlich auch die klei-
neren Felsstücke nicht
mehr fortgestoßen werden, sie bleiben liegen. Die durch zahllose Stöße
gerundeten Steine heißen Geröll. Bei sehr geringem Gefäll, z. B. in der
Ebene, wird auch Sand und Schlamm abgelagert. Nur die aller-
feinsten Sinkstoffe — die „Flußtrübung" — werden bis zum Meere
transportiert.
Merke: Die Gebirge- und Hügelländer sind vorwiegend Orte der
Abtragung, die Ebenen und das Meer dagegen Orte der Ablagerung.
4. Klima.
A. Unter ,,Klima" versteht man die Witterungserscheinungen
eines Ortes.
Bei uns ist es im Durchschnitt der wechselnden Jahreszeiten mäßig
warm, auch fallen genügend Regen für die wachsenden Pflanzen.
Allerdings gibt es auch zu trockene und zu feuchte Jahre, in denen viele Pflanzen
zu Grunde gehen. Beispiele!
B. Am Klima unterscheidet man darnach:
1. die Temperatur (gemessen mit Thermometer);
2. die Niederschläge: Regen, Schnee, Hagel, Reif und
Tau (gemessen mit einem offenen Gefäß, dem Regen-
messer, in mm Höhe).
Abb. 1. Talformen.
1 Vom lat. e-rodere = nagen, ausnagen, aushöhlen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
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12
Einleitung: Allgemeine Übersicht.
Das sind bei uns die W- und Sw-Winde, die das ganze Jahr hindurch
die häufigsten sind (Regenwinde). Weniger häufig siud die 0- und No-
Winde; sie wehen über weite Läuderstreckeu und sind darum trocken;
sie bringen „schönes Wetter". (Windrose, Wetterfahne!).
Die Niederschlagsmenge ist im ganzen Lande sehr ungleich.
Sie ist am geringsten in der Rheinebene, über die die W-W trifte ungehin-
dert hinwegwehen. Sobald aber diese Winde an das Gebirge kommen,
siud sie gezwungen, in die Höhe zu steigen, dabei werden sie abgekühlt,
der Wasserdampf verdichtet sich zu Tropfens und diese fallen als Regen
nieder. Daher regnet es im Gebirge mehr und ergiebiger als in der Ebene.
Frage. Auf welcher Seite der Gebirge werden die meisten Niederschläge fallen
(bei gleicher Meereshöhe)?
C. Unser Land besitzt eine große Anzahl von Wetterbeobachtlmgsstationen,
die täglich die Temperatur, die Winde und die Niederschläge beobachten. Auf Grund
dieser Beobachtungen hat man eine gute Kenntnis von unserem Klima. (Tabelle der
mittleren Temperaturen. Karte der Regenmengen, siehe Abb. 3 und Tabelle S. 10).
Ausgaben. 1. Beobachte und zeichne einen Monat lang ans die Temperatur
morgens 7 Uhr, mittags 2 Uhr und abends 9 Uhr und berechne daraus a) die tägliche
7 h —I- 2 h -I— 2 9 h
Mitteltemperatur nach der Formel —--~—--- b) die Mitteltemperatur des
Monats. (Womöglichjanuar oderjnli.) Vgl. dein Ergebnis mit denangaben der Tabelle!
2. Wann fiel der erste Schnee 19..? (am......)
D. Das Klima ist sehr wichtig für das Wachstum und Gedeihen der
Pflanzen und darum auch für das Leben der Tiere und Menschen.
Wo es zu kalt ist, wo das ganze Jahr der Boden gefroren ist, da kann nichts
wachsen, da können auch auf die Dauer keine Menschen leben. Ebenso, wo es an
Wasser fehlt (Wüste).
E. Das Klima ist an einem Orte der Erde nicht immer dasselbe.
Es wechselt in sehr langen Zeiträumen. Vor vielen tausend Jahren
lebten in unserem Lande Tiere des kalten Nordens, wie das Nenntier;
da gab es keine Wälder bei uns, und die höheren Gebirgsteile waren mit
Eis bedeckt. Das war die Eiszeit.
Vor der Eiszeit war es wärmer bei uns als jetzt; da wuchsen in der Bodensee-
gegend Lorbeeren n. a. südländische Bäume. Das war die Brannkohlenzeit (Tertiär-
zeit), so genannt, weil aus Pflanzen jener Zeit die Braunkohle entstanden ist.
5. Pflanzen- und Tierwelt.
A. 1. Jede Pflanze braucht zu ihrem Wachstum und zum Reifen
ihrer Früchte Wärme und Feuchtigkeit und zwar ist das bei ver-
schiedenen Pflanzenarten oft sehr verschieden.
In unserem Klima kann daher nur eine begrenzte Anzahl der
auf der Erde vorkommenden Pflanzenarten gedeihen. Auch
müssen unter den einzelnen Landschaften selbst wieder Unterschiede be-
stehen, indem in der warmen Rheinebene Pflanzenarten noch zu leben
vermögen, die auf dem Feldberg bald absterben würden. Beispiele!
1 1 cbm Luft kann enthalten bei —19" 2,2 gr Wasserdampf, bei 9° 4,8 gr, bei
19° 9,4 gr, bei 29° 17,2 gr, bei 39° 39,1 gr.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
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Einleitung: Allgemeine Übersicht.
Die Bedeutung der Natur Verhältnisse für den Menschen:
A. Die Bedeutung des Bodens.
1. Die Bodenformen beeinflussen das Klima und dadurch die
Bewohnbarkeit, den Pflanzenbau und die Viehzucht und dadurch
wieder die Ernährungs- und Erwerbsverhältnisse des Menschen. Die
Bodenformen sind ferner von größter Bedeutung für den Verkehr.
(Ebene, Gebirge!)
2. Die Bodenbeschaffenheit (Bodenart) beeinflußt den Pflan-
zenbau und damit die Ernährungs- und Erwerbsverhältnisse des
Menschen. (Kalk-, Lehm-, Sand- und Kiesböden!)
3. Die Bodenschätze sind wichtig für den Hausbau (Steine,
Kies, Sand, Kalk) und für die Industrie (Erze, Kohlen).
B. Die Bedeutung der Gewässer.
1. Die Bäche und kleineren Flüsse haben durch ihr Gefäll Kräfte,
die der Mensch zur Arbeit in den Mühlen oder in Fabriken benutzt.
2. Auch leitet er ihr Wasser auf die Wiesen, um das Wachstum
des Grases zu befördern.
3. Die großen Flüsse, die Ströme, sind die natürlichen Straßen
der Länder. Auf ihnen fährt man mit Schiffen bis zum Meere.
4. Die Gewässer liefern mancherlei Nahrung (Fische, Krebse).
5. Das Quellwasser dient zum Trinken.
6. Manche Quellen sind heilkräftig.
C. Bedeutung des Klimas.
1. Das Klima bedingt die Bewohnbarkeit eines Landes.
2. Da vom Klima das Wachstum und Gedeihen der Pflanzen
abhängt, so ist es wichtig für Ackerbau und Viehzucht,
3. Das Klima beeinflußt den Verkehr. (Schneewehen im Gebirge,
Eisgang, Hoch- und Niedrigwasser der Flüsse, Sturm auf dem See).
D. Bedeutung der Pflanzen- und Tierwelt.
1. Wildwachsende Pflanzen hefern Nahrung (Pilze, Beeren), Arznei-
stoffe.
2. Der Wald nützt durch sein Holz, durch die gute Luft, die er
erzeugt, und als Wasserreservoir.
3. Tiere des Waldes und der Gewässer dienen dem Menschen zur
Nahrung.
4. Am wichtigsten sind die Pflanzen und Tiere, die unter der
Pflege (Kultur) des Menschen in einem Lande gedeihen, die Kultur-
pflanzen und die Haustiere.
6. Tie Bevölkerung.
A. Das Großherzogtum Baden besitzt für den Menschen günstige
Naturverhältnisse. Daher ist es reich besiedelt.
Im Großherzogtum Baden wohnten zur Zeit der letzten Volks-
Zählung (1. Dezember 1910) 2,142,832 Menschen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
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Einleitung: Allgemeine Übersicht.
Unter den übrigen Berufsarten ist der der Beamten im Dienste von
Gemeinde, Kirche, Staat und Reich der wichtigste. Beispiele!
(Beachte die Bezeichnungen kaiserlich, großherzoglich!)
Von Bedeutung für die Allgemeinheit sind die Ärzte und Apotheker.
Dem Schutze des Vaterlandes dient das Militär, das in verschie-
denen Städten (Garnisonen) untergebracht ist.
D. Religionsbekenntnis. Die Bewohner Badens sind zum größten
Teil Christen. Die Mehrheit derselben ist römisch-katholisch, die Minder-
heit evangelisch-protestantisch. Nur eine genüge Zahl sind Judeu (Jsrae-
liteu) oder Sonstige. Zahl der Katholiken: 1 207 000, der Protestanten:
770 000, der Inden: 26 000.
Manche Landesteile sind katholisch, andere evangelisch, noch andere gemischt.
Diese Unterschiede kommen von der einstigen Zugehörigkeit zu verschiedenen Ländern,
die entweder ganz katholisch oder ganz evangelisch oder gemischt waren. (S. 25.).
Die Katholiken unterstehen in kirchlichen Dingen dem Erzbischos,
die Protestanten dem (eo.) Landesherrn, der zugleich Laudesbischof
ist und einen Prälaten als Vertreter hat, die Israeliten dem Oberrat.
E. Stammesart der Bewohner. Die Bewohner Badens gehören
hauptsächlich zwei Stämmen des deutschen Volkes au. Im N wohnen
vorwiegend Franken, im 8 Alemannen. Die Mnrg und die Oos bilden
die Grenze zwischen beiden, zwischen Unter- und Oberland. Doch ist
durch Wanderungen herüber und hinüber die Grenze keine scharfe mehr;
erst in größerer Entfernung treten die Unterschiede der beiden Stämme
in Charakter und Sprache, in: Hausbau, Kleidung und Sitten deutlich
hervor.
Der Ale manne ist ruhig und bedächtig, ernst und verschlossen,
zum Sinnen geneigt, von tiefem Gemüt, gegen Fremde zurückhaltend,
unter Freunden aber zu allerlei Scherzen aufgelegt. Im Gegensatz zu
ihm ist der Franke rascher in seinen Entschlüssen und Handlungen; er
ist offen, vertraulich, schließt leicht Freundschaft, liebt die Geselligkeit,
wobei es oft recht lärmend zugeht, ist redselig, schlagfertig und witzig.
Dem Unterschied im Charakter entsprechen Unterschiede der Sprache,
des Dialekts. Die Sprache des Alemannen mit ihren rauhen Kehllauten
ist schwerfälliger als die des lebhafteren Franken.
Beispiele und Gegenbeispiele einzelner Wörter:
alem.: schribe, Hus, guet, Bnebe, grüen, Chind.
frön!.: schreibe, Hans, gut, Bube, grün, Kind.
Alemannische Kinderreime sind:
1. Stork, Stork, Schnibelschnabel,
Flieg über's Becke Hus
Hol zwei Wecke rus
Mir ein, Dir ein
Und de bösi Bnebe (Meidli) kein!
2. Schneck, Schneck, streck d'hörner us,
Oder i wirf dir e Stein nfs Hus!
3. Es schneit, es schneit, daß Fetze geit,
Der Nikolaus ist uimme weit. (Seekreis).
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Franke Hans Stork Stork Becke Schneck Schneck Nikolaus
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Baden
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Baden
Geschlecht (WdK): koedukativ
18 Einleitung: Allgemeine Übersicht.
Diese Menschen wohnten in Holzhäusern oder in Pfahlhäusern, die sie ins Wasser
oder in Sümpfe hinein bauten.
2. Um 500 v. Chr. wanderte das erste geschichtlich bekannte Volk
in unser Land ein: die Kelten, die die früheren Bewohner unterwarfen
oder verdrängten.
Dieses Volk hatte eine hohe Kultur. Sie waren tüchtige Landwirte und geschickte
Handwerker. Sie kannten schon die Töpferscheibe und verrieten in der Verzierung
ihrer Geräte und in der Herstellung vou Zieraten einen hohen Kunstsinn.
Die Kelten wohnten in Einzelsiedlungen. Sie legten aber auch Dörfer und be-
festigte Städte an, die zugleich Marktorte waren. Einzelne Berge wurden am Gipfel
mit einer Ringmauer umgeben, um in Kriegszeiten dort eine Zuflucht zu haben.
Keltischen Ursprungs sind zahlreiche unserer Fluß-, Gebirgs- und Ortsnamen.
So der Name des Rheins (Rhenus = der Fließende), des Neckars (Nicer^der Wachsende),
der Wiese (Flußgott Vesncins?), der Dreisam (Trigisana = die sehr laufende), der
Kinzig (Kinziche, viell. v. kelt. cand = weiß oder griech. kent = eilen.) Keltische Orts-
namen vgl. S. 41.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurden die friedliebenden Kelten durch
wild von No eindringende germanische Horden (Sneven) vertrieben,
die, als sie noch weiter nach W ins heutige Frankreich (damals Gallien)
vordringen wollten, aber von den Römern unter Julius Cäsar geschlagen
und weit über den Rhein zurückgeworfen wurden.
Im 1. Jahrhundert n. Chr. machten die Römer, die auf der linken
Rheinebene schon mehrere feste Städte (Straßburg, Speyer, Worms,
Mainz) gegründet hatten, unser Land und Teile von Württemberg und
Bayern zu einer Provinz des römischen Reiches. Als Grenzgebiet
gegen die unruhigen Germanen erhielt die neue Provinz, das Dekn-
maten-^ oder Zehntland eine starke Besatzung. An der Grenze wurde
ein Wall mit Graben und Wachttürmen, der Pfahlgraben (lim6s),
angelegt, der am Ostrand des Odenwaldes in der Richtung zur Donau
unser Land durchzog [Karte!], und es wurdeu befestigte Orte,Kastelle,
erbaut, die mit Soldaten besetzt wurden. Gepflasterte Heeresstraßen
verbanden die Kastelle mit den großen Städten (Garnisonen) am linken
Rheinufer^.
Unter römischer Herrschaft wurde unser Land zum zweitenmal ein Kulturland.
Zur Besiedlung des Landes zogen die Römer aus Gallien keltische Bauern und Hand-
werker herbei. Auch ausgediente römische Soldaten blieben da wohnen.
Ackerbau und G e werbe wurden in römischer Weise betrieben. Nene Pflanzen
wurden eingeführt, edles Obst, Gemüse und Wein. Bewässernngs- und Entwässernngs-
gräben wurden angelegt und Sümpfe in Acker- und Weideland verwandelt. Wälder
wnrden gelichtet und darin Siedlungen gegründet. Die Häuser baute man aus
Stein, (in Ziegeleien hergestellten) Backsteinen und Holz.
Die römischen Siedlungen benutzten zum Teil die frühereu keltischen Wohn-
Plätze. Es wurden aber auch neue Orte gegründet. Zahlreiche Namen heutiger Orte
weisen auf den römischen Ursprung zurück, namentlich die Ortsnamen auf -Weiler,
-weil oder -wil (vom lat. villa, später villare das Gehöft).
Die Germanen jenseits des Pfahlgrabens waren durch eine starke
Volksvermehrung genötigt, neue Wohnplätze zu suchen. Deshalb drängten
1 Von agri decumates. (Der Sinn des Namens nicht ganz klar.)
2 Unser deutsches Wort Straße kommt vom lat. strata d. h. gepflasterte Heer-
straße.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Baden
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Baden
Geschlecht (WdK): koedukativ
20 Einleitung: Allgemeine Übersicht.
Auch durch Geistliche und Mönche wurde namentlich in der Waldeiusamkeit
mancher Ort gegründet. Solch kirchliche Gründungen tragen Namen von Heiligen,
wie St. Peter, St. Blasien, St. Georgen, oder die Namen eudigeu auf -kirch, -Zell,
-kapell, heil; Beispiele: Waldkirch, Radolfzell.
Bis zum Jahre 1200 waren die meisten unserer heutigen Orte ge-
gründet. Eine der jüngsten Gründungen ist Karlsruhe (1715).
8. Die Annahme des Christentums und der höheren Kultur.
Als unsere Vorfahren in Baden einwanderten, befanden sie sich noch
in einem halbwilden Zustand. Aber sie waren voll frischer Kraft und fähig
zu lernen. Zuerst waren es die nach Gallien vorgedrungenen Franken,
die von den Römern und Kelten eine höhere Kultur annahmen, nämlich
eine bessere Form des Ackerbaus, den Garten-, Obst- und Weinbau und
mancherlei Handwerk; dazu aber auch das Christentum und edlere
Sitten.
Von den gallischen Franken wurde die höhere Kultur auch zu uns
gebracht. Große Verdienste hatten die Missionare, meist Jrländer und
Engländer, die durch Verkündigung des Christentums und vorbildliche
Tätigkeit eifrigen Anteil nahmen an der Kultivierung unseres Landes.
Die vou ihnen gegründeten Klöster verbreiteten die römische Form des Ackerbaus,
führten den Obst- und Weinbau ein, dessen frühere römische Anlagen die Alemannen
vernichtet hatten, übten und lehrten allerlei edleres Handwerk (ältere Steinbauten
in nnserm Land sind Klöster und Kirchen mit kunstvollen Holzschnitzereien und Gemälden)
und pflegten Wissenschaften und Dichtkunst (meist in lateinischer Sprache). Auch
gründeten sie neue Orte oft mitten in öder Wildnis.
Um für die Ausbreitung des Christentums feste Sützpunkte zu haben,
wurden Bischofssitze errichtet; im alemannischen Teil in Konstanz,
Basel und Straßburg, im fränkischen Gebiet in Speyer, Worms,
Mainz und Würzburg.
9. Entwicklung der Städte.
Fast alle Siedlungen unseres Landes waren ursprünglich nichts
anderes als kleine Bauernorte. Was die Menschen an Kleidung, Wohnung,
Nahrung brauchten, erzeugten sie selbst. Von auswärts brauchten sie
nichts zu kaufen; daher gab es auch kein gemünztes Geld.
Erst mit deni Aufkommen des Ritterstandes und der Vermehrung der
Kirchen entstanden Bedürfnisse feinerer Art; man verlangte nach reicheren
Gewändern, nach schönen Geräten, nach Schmuck, auch für die Wohnung
und die Kirchen. Diese Bedürfnisse wurden durch den Handel von außen
(Italien, Frankreich) her befriedigt. Namentlich am Rhein hinab und am
Bodensee entwickelte sich ein immer lebhafter um sich greifender Handel.
Als Transportmittel dienten Schiffe und Wagen.
Günstig gelegene Orte wurden zu Lager- (Stapel-) Plätzen
für die Waren. Auch erhielten diese vom Kaiser das Recht Märkte^
abzuhalten, Münzen^ zu prägen, ja sogar durch selbstgewählte Männer
(Schöffen) Gericht zu halten und durch einen Bürgermeister mit
1 Vom tat. mercatus, der Handel.
2 Vom lat. moneta, die Münze.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]