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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 15

1896 - Leipzig : Hirt
15 und grausamsten Weise. Sie hofft, ihren Widerstand gegen die Vermhlung mit Hartmut dadurch brechen zu knnen, da sie ihr die niedrigsten Dienste einer Magd zumutet; sie mu Holz herbeitragen und die Zimmer heizen; auch trennt sie die immer grausamer werdende Normannenknigin von den Jungfrauen, die zugleich mit Gudrun geraubt worden waren. Vergebens bittet Hartmut, als er zurckkehrt und von der blen Be-Handlung hrt, die Mutter um Schonung; auch seine Schwester Ortrun, die herzliches Mitleid mit der unglcklichen Gudrun hatte, vermag deren Los nicht zu bessern. Immer ingrimmiger wird Gerlind, als sie nichts ausrichtet. Gudrun mu schlielich die Gewnder nicht nur der Knigin, sondern sogar des Gesindes am Meeresstrande waschen und ist vor Schlgen nicht sicher, wenn sie der bsen Knigin vor Augen kommt. Wohl empfindet sie die ihr angethane Schmach tief, doch ihr Herz bleibt geduldig und ihr Sinn treu; die Hoffnung auf Rettung hlt sie aufrecht. Und eine ihrer Jungfrauen, namens Hildburg, fleht so lange, bis ihr gestattet wird, die Arbeit der vereinsamten Knigstochter zu teilen. Das erleichtert ihr ein klein wenig ihr bitteres Los, da sie ihrer Freundin das Leid klagen kann. 3. Als die Normannen durch den heimlichen Aufbruch bei Nacht sich der Rache der Friesen entzogen hatten, war Wate mit Herwig notgedrungen in die Heimat zurckgekehrt. Die Verluste, die sie auf dem Wlpensande erlitten hatten, waren zu groß, als da man augenblicklich an einen Heeres-zug zur Befreiung Gudruns htte denken knnen. Hilde mute sich trotz ihres Schmerzes etwa 13 Jahre gedulden, ehe die Jugend ihres Landes herangewachsen war. Auf einer Flotte fhrt dann Wate mit Gudruns Bruder Ortwin und ihrem Verlobten Herwig nach dem Normannenlande. Gerlind hat Gudrun und Hildburg trotz schneidender Klte wieder mit Wsche ans Gestade ge-sendet: da nahen sich in kleinem Nachen zwei fremde Männer, vor denen die Jungfrauen zuerst fliehen wollen; aber, freundlich begrt, geben sie doch Antwort auf die Frage, ob die vor Jahren aus Friesland geraubte Knigstochter Gudrun noch lebe. Bald stellt sich heraus, da Ortwin und Herwig mit Gudrun selbst sprechen. Der Brutigam mchte am liebsten, nachdem er die Braut in ihrem bedauernswerten Zustande erkannt hat, sie auf der Stelle wegfhren; doch Ortwin wehrt ihm: im Waffenkampfe fei die Schwester geraubt worden; auf dieselbe Weise wolle er sie auch zurck-gewinnnen. So mu Gudrun noch einmal zu der bsen Gerlind zurckkehren; doch wirst sie in sicherer Erwartung der Rettung die Gewnder, statt sie zu

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 17

1896 - Leipzig : Hirt
17 Die immer schwcher werdenden Nachkommen Chlodwigs wurden ver-drngt von einem krftigeren Geschlechte, dessen tchtigster Spro Karl der Groe war. Er zeichnete sich aus durch einen stattlichen Krper von heldenhafter Gre, durch klare, groe, feurige Augen, einnehmende Gesichts-zge, Wohllaut der Stimme, feste mnnliche Haltung. Von Natur heiter und freundlich, konnte er doch auch furchtbar zrnen und strafen. Eine ge-waltige Willenskraft, unermdliche Thtigkeit, ein wunderbarer Scharfblick machten ihn zum geborenen Herrscher, und doch fhlte er sich nirgends be-friebigter als im Kreise seiner Familie, fr die er zrtlich und gewissenhaft sorgte. Aufgewachsen unter Kriegsleuten und voller Lust an den Gefahren und Beschwerbeu, die Krieg und Jagb mit sich bringen, suchte er boch bis in sein hchstes Alter hinein sich die Bilbung, die ihm infolge mangelhafter Erziehung fehlte, anzueignen. Als Mann noch lernte er die bamals seltene Kunst des Schreibens, und in schlaflosen Stunden bte er die schwere Hand in der Fhrung des Griffels. 2. Nur ein solcher Mann konnte die Zersplitterung der germanischen Stmme beseitigen und ihre Einheit herstellen. 30 Jahre kmpfte er gegen die wilden Sachsen, die mit List und Ge-Walt sich in ihren Wldern und Smpfen gegen die Unterwerfung strubten. Einen König, der alle Krieger zum Kampfe gegen den Feind gefhrt htte, hatten sie noch nicht; sie whlten einen Herzog, dem nur freiwillig Gehr-sam geleistet wurde, so weit jeder wollte. Wibukinb so hie er war anfangs unermdlich im Kampfe und erschpfte die Gebulb des Gegners so sehr, da dieser sich zu den hrtesten Maregeln entschlo. Es ist das bunkelste Blatt in der Geschichte Karls, ba er, freilich aufs uerste ge-reizt durch einen heimtckischen berfall seines Heeres, an einem Tage 4500 Sachsen hinrichten lie. Er erreichte durch diese Grausamkeit nicht einmal seinen Zweck, die Sachsen von allen ferneren Anfstanbsversuchen abzuschrecken. Im Gegenteil: als Wibukinb jetzt racheschnanbenb durch die Gauen seiner Lanbsleute eilte, ba strmten ihm so groe Scharen von Kriegern zu, ba er statt der kleinen Kmpfe, auf die er sich bisher hatte beschrnken mssen, zwei groe Felbschlachten wagen konnte. Zu seinem Unglck: beim gnzlich besiegt mute er nun einsehen, ba jeher Widerstand gegen die Kriegskunst Karls vergeblich sei. Zur Weihnachtszeit kam er (785) an das Hoflager des Frankenknigs, um sich taufen zu lassen. Seinem Beispiele folgte die Mehrzahl der Sachsen. Damit hrte der Kampf allmhlich auf; Karl hatte die groe Ausgabe Wagner, Deutsche Lebensbilder. 2

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 18

1896 - Leipzig : Hirt
18 gelst, Norddeutschland zum Christentum zu bekehren und seinem Reiche einzuverleiben. 3. Ebenso gelang es ihm das Langobardenreich in Italien zu unter-werfen und im nrdlichen Spanien das Gebiet zwischen Pyrenen und Ebro zu gewinnen. Als er auch gegen die ruberischen Avaren (in Ungarn) glcklich gekmpft hatte, war sein Staat so groß geworden, da er dem frheren rmischen Kaiserreiche glich und die Bezeichnung Karls als König der Gre des Reiches nicht mehr entsprach. Deshalb kam er auf den Ge-danken, eine hhere Wrde anzunehmen. Fest aber hatte sich den Seelen der Germanen die Erinnerung an die Macht und Herrlichkeit der rmischen Kaiser eingeprgt, so da fr sie dieser Titel den Inbegriff hchster Welt-licher Macht und Majestt darstellte. Deshalb lie sich Karl, als er im Jahre 800 das Weihnachtsfest in Rom feierte, zum rmischen Kaiser ausrufen und vom Papste krnen. Er erneuerte also die Wrde, die 300 Jahre geruht hatte, und mit ihm begann eine Reihe von Fürsten, die 1000 Jahre lang auf Grund ihres Titels die Geschicke des mittleren Europa zu bestimmen unternahmen. 4. 14 Jahre regierte Karl nach der Annahme des Kaisertitels noch sein ausgedehntes Reich. Rastlos sorgte er fr seine Unterthanen; nicht blo ihr Wohlstand, sondern auch ihre geistige Bildung lag ihm am Herzen. Eine eigene Schule richtete er an seinem Hofe ein; in diese muten alle seine Diener, die hohen wie die niederen, ihre Shne schicken. Einmal trat er selbst unter sie und lie sie prfen. Die guten Schler stellte er aus seine rechte, die schlechten auf die linke Seite. Da fand er heraus, da die letzteren meist die Vornehmen waren. Darauf wandte er sich zu den fleiigen Kindern: Ich freue mich, meine lieben Kinder, da ihr so gut einschlagt; bleibt dabei, und werdet immer besser; mein Lohn soll euch nicht fehlen. Ihr aber (er kehrte sich zornig zur Linken), ihr Shne der Edlen, ihr feinen Burschen, die ihr euch so reich und vornehm dnkt, und des Wissens nicht not zu haben meint, ihr faulen, unntzen Buben; ich sage euch, euer Adel und eure hbschen Gesichter gelten nichts bei mir; ihr habt nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Flei wieder gut macht." Seine Franken sollten den Schatz von Kennt-nissen, den Griechen und Rmer bereits besessen hatten, sich aneignen; sie sollten aber auch das Erbteil ihrer Vorfahren an Sagen und Helden-gedichten nicht vergessen. Diese sammelte er eifrig, und lie sie zusammen-schreiben. Ein so guter Christ Karl war, eine so unbefangene Freude hatte er doch auch an den heidnischen Jugenderinnerungen seines Volkes. Er

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 20

1896 - Leipzig : Hirt
20 konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knaben aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte. Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen. Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen. 2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit. Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares fonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater fo lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen herum: der Riese

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 5

1896 - Leipzig : Hirt
1. Armin. 1. Einst wanderte ein junger Frstensohn aus Deutschland nach Rom, der glnzenden Hauptstadt der Welt. Voll Staunen betrachtete er die sich weit ausdehnende Stadt am Tiberflusse mit ihren Marmorpalsten, ihren prchtigen Tempeln, ihren groartigen Bdern. Verwundert schaute er in das Gewhl der Volksmenge, die sich voll Begierde nach Genu und in dem hastigen Bestreben, Gold und Reichtmer zu erraffen, aus allen Weltteilen zusammengefunden hatte. Die grte Bewunderung aber erregte in ihm der Anblick des Heeres, das, in Eisen gehllt, kunstvoll aufgestellt jedem Winke des Befehlshabers gehorchte. In dieses trat er ein, um sich Ruhm zu erwerben. Seine Tapferkeit verschaffte ihm bald die Stellung eines Ritters; goldene Ehren-zeichen wurden ihm zu teil und doch: hier war er kein freier Mann; hier mute er den stolzen Nacken beugen und gehorchen; Wahrheit, Auf-richtigkeit und Treue zierten feine Kriegsgefhrten nicht. Da ergriff ihn die Sehnsucht nach den Wldern der Heimat, nach den biederen Stammes-genossen, bei denen das Sprichwort galt: ein Mann, ein Wort; ein Wort, ein Mann!", die nicht heuchelten und einander betrogen, wo jeder Freie dem andern gleich stand. Und Armin kehrte zurck ins Cheruskerland, unverdorben, aber gereift an Wissen und Verstand. 2. Gar bald wurde ihm klar, da die glatten, schlauen Rmer all-mhlich sein Volk knechten wollten, und wenn nicht jemand klug dem Un-heil wehrte, so war Deutschland verloren; denn seine Fürsten und Stmme waren uneins und der Macht Roms infolgedessen nicht gewachsen. Schon lauerte in der Nhe ein Feldherr des Kaisers Angnstus*), Namens Varus, darauf, die Deutschen nach und nach an rmische Gensse und Sitten zu gewhnen, um sie schlielich mit seinem starken Heere zu unterjochen. Der Oheim Armins Segest war berzeugt, da man am besten thue, ohne unntzen Kampf sich den Rmern zu fgen. Htten alle so gedacht, so wre es mit dem deutschen Volke vorbei gewesen; es wre spurlos unter-gegangen. *) Es Begab sich aber zu der Zeit, ba ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, ba alle Welt geschtzt wrbe." Luk. 2, 1.

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 22

1896 - Leipzig : Hirt
22 das hielt der Jngling und Mann: Roland wurde der tapferste Held in des Oheims Diensten. In unzhligen Kmpfen (gegen die Langobarden und Sachsen, gegen die Avaren und Wenden) zeichnete er sich aus und ge-wann herrliche Waffen, wie sein Schwert Durand arte und sein elfen-beinernes Horn Olifant. Aber seine Tapferkeit und Tugend erregte in spteren Jahren den Neid und Ha seines Stiefvaters Genelun. Einst zog König Karl nach Spanien, um dort die Heiden zu bekmpfen. Alle seine Helden begleiteten ihn, auch Roland und Genelun. Bis Saragossa drang das Heer glcklich vor; doch dort verteidigte sich tapfer der feindliche Fürst. Er geriet in groe Be-drngnis, und da nahm er den listigen Plan eines greisen Ratgebers an, die Franken durch scheinbare Unterwerfung zu tuschen und dann zu vernichten. Eine Gesandtschaft schicken die Heiden zum König Karl; sie bieten ihm an. Christen zu werden und Geiseln zu stellen. Da bert er mit seinen Getreuen, ob er diese Bedingungen annehmen solle. Roland durchschaut den Trug und erklrt sich dagegen; Genelun aber wirft ihm Blutdurst und Ruhmsucht vor und drngt zur Annahme. Nun erbietet sich der junge Held als Gesandter nach Saragossa zu ziehen und die Absichten der Feinde auszukundschaften. Karl mag ihn aber nicht von sich lassen; da schlgt Roland seinen Stiefvater fr diesen wichtigen Auftrag vor. Genelun er-bleicht vor Furcht und verwnscht Roland, als wenn dieser ihn dem sicheren Tode htte berliefern wollen. Doch vermag er sich dem Befehle des Knigs nicht zu entziehen. Mit einer stattlichen Ritterschar zieht er hinein in die Stadt; das Herz schwillt ihm vor Rachedurst; treulos verbindet er sich mit den Heiden: Roland soll dem Tode geweiht werden. Als er zu Karl zurckkehrt, giebt er vor, die Unterwerfung der Feinde verbrgen zu knnen. Deshalb rt er dem Könige, mit dem Heere zurck-zukehren und Roland als Statthalter in Spanien zu lassen. Es geschieht so: bald nach dem Abmarsch Karls sieht sich Roland mit seiner kleinen Schar einem gewaltigen Heere gegenber. Wohl verrichtet er Wunder der Tapferkeit; dreimal schlgt er die Feinde trotz ihrer berzahl zurck; aber mehr und mehr schmilzt das Huflein der Seinen zusammen. Da kommt es zum vierten Male zum Kampfe mit neuen Feinden; unter starkem Getse dringen sie vor, ihr lauter Kriegs-gesang erfllt das Ebrothal bis zu den Pyrenen. Kampfesfreudig strzen sich Rolands Freunde in der Feinde Menge; mit seinem Schwerte Dnrandarte bricht sich der Held selbst eine blutige Bahn; aber die Zahl der Feinde nimmt immer noch zu, die Seinigen drohen zu erliegen.

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 7

1896 - Leipzig : Hirt
7 dafr erhalten. Wie wohlfeil wird doch die Knechtschaft erkaufte rief Armin. Und dann sprachen sie gegen einander, Flavns von Roms Gre, des Kaisers Macht, von der Strafe des Abfalls, dem Lohn des Gehorsams, von der Sicherheit fr Weib und Kind; Armin von der Pflicht gegen das Vaterland, von der angestammten Freiheit, von den Schutzgttern Deutsch-lands; er beschwor den Bruder mit den dringendsten Bitten; mit ihm sagte er flehe die Mutter, er mchte sein Haus, seine Familie, sein Volk nicht verlassen noch verraten. Immer heftiger wurde Rede und Gegenrede. Die Brder gaben ihren Pferden die Sporen und jagten in den Strom hinein; aber von beiden Seiten eilten die Gefhrten herbei und riffen sie zurck. 5. Wie gegen seine nchsten Verwandten, so hatte Armin auch gegen einen eiferschtigen deutschen Fürsten, namens Marbod, zu kmpfen. Schlielich erlag der Held den kleinlichen Nachstellungen seiner eignen Familie. Weil er angeblich nach der Knigswrde strebte, wurde er hinter-listig von seinen Angehrigen umgebracht. So uneins waren die Deutschen, wenn es galt, den gefhrlichen Feinden entgegenzutreten, und so blen Dank empfing der Mann, der sein Vater-land befreit hatte. 2. Weoderich der Groe (493526). 1. Das Rmerreich war alt und morfch geworden; ein germanischer Heerfhrer, Odoaker, hatte es 476 zerstrt. Aber noch immer befeindeten sich die nahe verwandten Stmme der Germanen. Um das schne Italien fr sich selbst zu gewinnen, zogen die Ostgoten gegen Odoaker heran. An ihrer Spitze stand ein heldenhafter Fürst, Namens Theoderich, der, hnlich wie Armin, in seiner Jugend unter den Rmern gelebt hatte. Achtjhrig war er als Geisel nach Konstantinopel gekommen; aufgeweckten Geistes hatte er den Rmern ihre Bildung, ihre Knste im Kriege und Frieden abgelauscht; dann war er zu seinem Volke zurckgekehrt, das, uneins in sich, auseinander zu fallen drohte. Mit starker Hand einigte der junge Theoderich die Oftgoten. Dann fhrte er sie, voll Sehnsucht nach den herrlichen Gesilden des Sdens, in Odoakers Gebiet. Ein harter Kampf entbrannte: Germanen gegen Germanen; endlich siegte der Gotenknig. Aber fo gefhrlich erschien ihm der Gegner, da er ihn trotz des gegebenen Wortes meuchlings mit eigner Hand ttete. 2. Diese Frevelthat warf einen dunklen Schatten auf die Regierung

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 24

1896 - Leipzig : Hirt
24 schsischen Städte diesen Ursprung an, z. B. Merseburg (hier schlug Heinrich I. 933 die Ungarn) und Quedlinburg (wo der König samt seiner Gemahlin bestattet wurde). 2. Ihm folgte (936) sein Sohn Otto I. Der Vater hatte ihn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger ausgewhlt, weil er der Tchtigste unter seinen Shnen war. Daraus entwickelten sich aber blutige Kmpfe. Der altere Bruder Thankmar, wie der jngere Heinrich, trachteten nicht nur nach der Krone, sondern sogar nach dem Leben des Knigs, bis jener im Aufruhr erschlagen wurde, diesen aber die Mutter Mathilde, welche all dies Elend erlebte, zur Unterwerfung bewog. Auch den starren Sinn des knig-lichen Sohnes wute diese edle Frau zur Vershnung zu stimmen. 3. Und doch war dies noch nicht das grte Leid fr Otto I., da die Brder sich gegen ihn emprten. Er war jung vermhlt worden mit einer Frstentochter aus England Edith a; aus dieser glcklichen Ehe stammte ein Sohn Ludolf, der in allem das Abbild des Vaters zu werden versprach. Da starb die Mutter eines vorzeitigen Todes. So tief Otto das geliebte Weib betrauerte, mancherlei Verhltnisse zwangen ihn zu einer zweiten Ehe. 4. Schon Heinrich I. hatte in seinen letzten Lebensjahren den Gedanken gehabt, mit Deutschland, das durch ihn geordnet und mchtig geworden war, Italien zu verbinden, Rom zu erobern und sich die Kaiserkrone auf-zusetzen, wie Karl der Groe es gethan hatte. Diesen Plan des Vaters, dessen Ausfhrung durch den Tod verhindert worden war, nahm jetzt Otto I. auf. Bald kam auch aus Italien eine Botschaft, die jedem Zaudern ein Ende machte. 5. Im nrdlichen Italien (Lombardei) wurde die jung verwitwete Knigin Adelheid von einem Fürsten bedrngt, der um ihrer Krone willen sie mit seinem Sohne vermhlen wollte. Als die Frstin von dem auf-gedrungenen Freier nichts wissen mochte, wurde sie gefangen genommen und in einen dsteren Kerker am Gardasee geworfen. Aber von hier aus gelang es ihr durch einen treuen Boten die Hilfe des deutschen Knigs anzurufen. Nicht vergebens: Otto, ohnehin entschlossen, auf den Wegen Karls des Groen zu wandeln, htte hochsinnig, wie er war. der Bitte einer schtz-losen Frau sich nicht entzogen. So sammelte er denn ein Heer, und voraus schickte er seinen schon ziemlich herangewachsenen Sohn Ludolf, den er bereits mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben betraut hatte. Doch dieser war noch zu jugendlich-unbedacht, um etwas auszurichten. Erst Otto selbst befreite Adelheid und gewann die anmutige, hochgebildete

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 9

1896 - Leipzig : Hirt
die Langobarden, ins Land. Unter ihrem Könige Alboin bemchtigten sie sich (568) besonders des nrdlichen Italiens. Noch heut erinnert der Name Lombardei an dieses Volk. Aber die Stellung zu gewinnen, welche frher Rom und Italien an der Spitze eines Weltreiches eingenommen hatten, der-mochten sie so wenig, wie es die Ostgoten im stnde gewesen waren. 3. Siegfried und Kriemhild. 1. Zu Worms am Rhein herrschten einst drei Könige der Burgunder: Gunther, Gernot und Giselher. Sie hatten eine Schwester, die durch Anmut und Schnheit weithin berhmt war. Es erfuhr davon der Knigs-shn Siegfried, der am Niederrhein in der Stadt Tanten aufwuchs und durch seine Kraft und Khnheit schon in jungen Jahren sich groen Ruhm erworben hatte. Einmal hatte er einen gefhrlichen Drachen, der einen groen Schatz bewachte, gettet. Siegsried badete sich im Blute des erschlagenen Ungetms und bekam dadurch eine undurchdringliche Hornhaut, die ihn vor allen Wunden schtzte. Nur auf die Schulter war ihm ein Lindenblatt gefallen; dort wurde seine Haut nicht fest, weil sie das Drachenblut nicht berhren konnte. Dies war die einzige verwundbare Stelle an seinem Krper. Ein anderes Mal kmpfte er gegen ein Volk von starken Zwergen, die Nibel-ungen, und berwand sie. Da muten sie ihm einen ungeheuer reichen Schatz an Gold, Edelsteinen und kostbaren Kleinodien sowie ein unsichtbar machendes Gewand, das die Strke von 12 Mnnern verlieh, die Tarn-kappe, ausliefern. Dieser starke Jngling zog mit einem stattlichen Gefolge gen Worms, weil er um die holde Kriemhild werben wollte. Dort kannte niemand den Recken, da er in die Thore der Stadt einritt. Da fragten die Könige ihren Verwandten Hagen, der weit umhergekommen war auf seinen Kriegsfahrten, wer der jugendschne Held sei. Hagen hatte ihn zwar noch nie gesehen, doch erriet er sofort, da dies nur Siegfried, der Drachentter und Herr des Nibelungenschatzes, sein knne. Auf seinen Rat wurde Siegfried freund-lich aufgenommen; denn man hoffte, da er mit seiner Heldenstrke den Burgundern in ihren Kriegen beistehen wrde. Wirklich half er ihnen im Kriege gegen die Sachsen so wacker, da sein Ruhm auch in das Frauengemach zu Kriemhild drang und ihr Herz mit Bewunderung fr den Helden erfllte. Noch traute sich Siegfried nicht, um die Jungfrau zu werben; erst als Gunther von ihm verlangte, er solle ihm Helsen die heldenstarke Knigin Brunhilde zu gewinnen, da

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 10

1896 - Leipzig : Hirt
10 offenbarte Siegfried seine Liebe und erhielt das gewnschte Versprechen. Nun wurde die Knigstochter selbst befragt; gern willigte sie ein, dem khnen Manne als Gattin in die Heimat zu folgen. Doch ehe die Ver-mhlung festgesetzt wurde, mute Siegfried mit Gunther nach der Insel Island fahren. 2. Dort herrschte jene kampflustige Jungfrau, die geschworen hatte keinen Mann sich zu whlen, der sie nicht im Wettkampfe zu besiegen ver-mchte. Sie war fo gebt, da ihrem schweren Speer kein Gegner trotzen konnte; sie war so stark, da sie ein Felsstck weithin schleuderte; sie war so gewandt, da sie in voller Rstung diesen Wurf durch ihren Sprung bertraf. So htte Gunther mit eigner Kraft Brnnhild nie zu erringen vermocht; deshalb sollte ihm der starke Siegfried zum Siege verhelfen. Das wre nicht ausfhrbar gewesen, wenn Siegfried nicht die Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte, besessen htte. Durch diese verborgen trat er beim Kampf vor den Burgunderknig, hielt den Speerwurf anstatt Gunthers aus und streckte seinerseits Brun-hild zu Boden. Das Felsstck warf er viel weiter als die Gegnerin und sprang, Gunther mit sich tragend, noch der den Steinwurf hinaus. So gewann scheinbar Gunther den Sieg, und nun mute die stolze Brunhild dem Burgunderknige als Gattin nach Worms folgen. Gern wre sie Siegfrieds Weib geworden, wenn dieser sie nicht verschmht htte. Nur eins trstete sie: Siegfried hatte sich selbst als Unterthan Gunthers bezeichnet. Zu gleicher Zeit fand die Vermhlung Gunthers mit Brunhild, Siegfrieds mit Kriemhild in Worms statt. Dann zog Siegfried mit seiner Gemahlin nach Tanten und erfreute sich zehn Jahre lang eines un-getrbten Glcks. 3. Brunhild wunderte sich, da Siegfried ihrem Gemahl in keiner Weise Dienste und Abgaben leistete, wie der Unterthan dem Herrscher schuldig ist. Sie drang so lange darauf, da er mit seiner Gemahlin in Worms erscheinen mge, bis eine Einladung nach Tanten erging, allerdings nur zur Feier eines Festes. Sie wurde angenommen, und die im Besitz ihres Siegfried beglckte Kriemhild freute sich ihre Heimat wieder zu sehen- Aber bald stachelte der Hochmut Brunhild an, sich als Knigin der Kriemhild zu erheben. Sie nannte Siegfried den Dienstmann Gunthers^ Zornig fuhr Kriemhild in die Hhe und verbat sich diesen Schimpf. Um der Gegnerin zu beweisen, da sie ihr gleichstnde, erklrte sie, bei dem Kirchgange vor Brunhild den Dom betreten zu wollen. Doch vor allem Volke beschimpfte die Burgunderfrstin die Feindin und gebot ihr: Eine Eigen-
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