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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. uncounted

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
Kesselringsche Hofbuchhandlung. — Verlag — (E. v. Mayer) Frankfurt a. M. — Leipzig. Von der kgl. Regierung in Kassel durch Reskript vom 15. Januar 1895 empfohlen: Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk ttassel v.n D. Idollrdeber, früher Lehrer an der Franckeschuls zu Frankfurt a. M. Gr. 8°. 70 Seiten. Mit 1 Titelbild, 15 Abbildungen und 1 Karte. == preis in Umschlag geheftet 5v pfg. = » Die Karte in der Größe von 34x30 cm daraus einzeln 20 Pfg. » Bei diesen aus der Praxis entstandenen Heimatkunden ist auf möglichste Be- schränkung des Lehrstoffs gesehen, um das Gedächtnis des Schülers nicht zu sehr zu belasten. Die Namen und Zahlen sind auf das erforderlichste Maß beschränkt und der Inhalt in kurzen aber vollständigen Sätzen wiedergegeben. Dem Texte sind kurze Erzählungen ans der Geschichte und Sage sowie Be- schreibungeu eingefügt, um den Unterricht anregender zu gestalten. Letztere sind in kleinerer Schrift gedruckt und heben sich deutlich von dem übrigen Texte ab. Gerade hier- durch unterscheidet sich die vorliegende Heimatkunde von den bereits bestehenden. Zur Veranschaulichung der merkwürdigsten Orte und Denkmäler, sowie der berühmtesten Persönlichkeiten enthalten die Büchlein verschiedene Abbildungen. Die jedem Werkchen beigegebene Karte ist genau dem Texte angepaßt, in verschie- denen Farben ausgeführt und bietet ein klares Bild des heimatlichen Bezirks. Schulha-ükarte der preußisc Hessen ^ s u D. Xdol tr 0) - _ früher Lehrer an der Frai -g - ^ ksurt a. M. Maßltab J: 643000. Größe Zg ^ - - — den ausgeführt. Preis unaufgezogen 20 Psg., i o ■ - gezogen 50 Pfg.

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 1

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
1. Name. Unser Heimatkreis bildet mit 16 anderen Kreisen den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden. Dieser ist nach der Hauptstadt Wiesbaden benannt. Er führt im allgemeinen auch deu Namen Nassau, weil das ehemalige Herzogtum Nassau den größten Teil des jetzigen Negieruugs- bezirks Wiesbadeu umfaßte. 2. Umriß, Gestalt und Größe. Zeige den Umriß oder die Grenze des Regierungsbezirks Wiesbaden! Nassan ist ein ziemlich abgerundetes Land; nur im Nordosten hat es einige Ausläufer. Zeige deu nördlichsteu Punkt unseres Regierungsbezirks! Snche den südlichsten Punkt auf! In der Richtung von Norden nach Süden hat der Bezirk [eilte größte Ausdehnung. Sie mißt 140 Kilo- meter oder gegeu 30 Stundenx). Zeige den östlichsten und deu westlichsten Punkt I Der Flächeninhalt beträgt ungefähr 5600 Quadratkilometer oder 100 Quadratmeilen. 3. Oberfläche. Die Oberfläche Nassaus zeigt Berg- und Hügelland, Ebenen und Täler. Letztere sind nach den sie durchfließenden Gewässern benannt. A. Gebirge. Uuser Regierungsbezirk ist größtenteils Berg- und Hügellaud. In seinem südliche« Teile erhebt sich das ziemlich hohe Taunusgebirge. Dieses bildet mit seinen höchsten Erhebungen einen 75 km langen Rücken oder Kamm, der von Nordosten nach Südwesten zieht. Der Taunusrücken wird auch die Höhe genannt. In dem östlichen höheren Teile erheben sich nahe beieinander die drei höchsten Taunusgipfel: der Große Feld- berg, der Kleine Feldberg und der Altkönig. Der Große Feldberg, 880 m hoch, ist der höchste Berg des ganzen Regierungsbezirks. Sein Gipfel ist abgeplattet und bildet eine große waldentblößte Fläche, ein Feld, elches nur mit Heidekraut und Moos bewachsen ist. Er gewährt eine weite, herrliche Aussicht. Auf ihm stehen drei Gasthäuser und ein Aussichtsturm. Hier wird alljährlich im Sommer das sehr besuchte Feld- ') 5 km — 1 Wegstunde. Wvllweher, Regierungsbezirk Wiesbaden. 1

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 2

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
bergfest gefeiert. Der Altkönig, der diesen Namen wohl von seiner erhabenen Gestalt führt, ist merkwürdig durch die riesigen Steinwälle, die seinen Gipfel zweifach umgeben. Diese Ringwälle sollen ein Werk der Keltensein. Die drei genannten Berge sind die Wetterverkünder für die ganze Gegend. Sind ihre Gipfel in Nebel gehüllt, so erwartet man Regen. Tragen ihre Häupter den ersten Schnee, dann wird sich auch in den Niederungen der Winter bald einstellen. Unter den westlicher gelegenen Taunusgipfeln find die Hohe Kanzel und die Hohe Wurzel die höchsten. Der westliche kleinere Teil des Taunus heißt das Nheingau- gebirge. Hier erhebt sich die Hallgarter Zange, welche eine prächtige Aussicht über den ganzen Rheingau bietet. Der Gebirgsrücken endet im Westen am Rheinstrom mit dem Niederwald. Nach Südeu hin fällt das Gebirge steil, nach Norden zu allmählich ab. Die Berge des Taunus Kl. Feldberg Gr. Feldberg Altkönig Falkenstein Königstein Neuenhain Cronberg Soden Der höchste Teil des Taunus. haben sanft abgerundete Formen. Die anmutigen Täler sind meist tief eingeschnitten. Eine Zierde des Gebirges bilden die großen, schönen Waldungen, welche bis auf die höchsten Berggipfel reichen. Das Haupt- sächlichste Gestein des Gebirges ist Tonschiefer. Sehr reich ist der Boden an Mineralquellen. Nördlich vom Taunus breitet sich der Westerwald (Wald i. Westen) aus. Er bildet nicht wie der Taunus eiuen Rücken, sondern eine Hoch- ebene (Plateaus, welche in drei Stufen oder Terrassen aufsteigt. Man unterscheidet deu unteren, mittleren und oberen Westerwald. Die oberste Terrasse wird der Hohe Westerwald genannt, über diese Hochfläche erheben sich die einzelnen Bergkuppen nur weuig. Die bedeuteudsteu sind: die Fuchskauten (660 m), der Saalberg oder Salzburger Kopf und der Knoten. Der Hohe Westerwald ist ziemlich kahl. Er trägt nur hier und da kleine Wälder. Zum Schutze der Dörfer und Felder hat man „Schutz- hecken", dicht neben einander gepflanzte Tannenreihen angelegt. Das Innere des Westerwaldes besteht aus Tonschiefer und Basalt. Letzterer x) Ein vorgermanisches Volk. 2) Sprich: Platoh.

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 3

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
kommt in mächtigen Massen und zerstreuten Blöcken vor. Reich ist der Boden au Mineralien. Der Hohe Westerwald birgt mächtige Braun- kohlenlager. Gegen das Lahn- und Dilltal hin finden sich viel Erze. Die Täler des Westerwaldes sind meist flach und muldenförmig. Das Bergland im nordöstlichen Teile unseres Regierungsbezirks gehört zum Nothaar- oder Rotlagergebirge. Eine bedeutende Erhebuug iu dem- selben ist die Sackpfcife, 675 in hoch. Einen Übergang vom Westenvalde zu diesem Gebirge bilden die Kalteiche und die Siegenec Höhe. Das Nothaargebirge breitet sich größtenteils außerhalb des Bezirks aus. Dort ist der Ederkopf eiu hervorragender Berg. Das Gebirge enthält viel Erze. B. Gewässer (Flüsse, Lache und lveiher), Ebenen und Täler. Das größte fließende Gewässer ist der Nheinstrom. Derselbe ergießt sich nach einem langen Laufe ius Meer. Er bildet auf eine Strecke von Ruine Katz u. St. Goarshausen. Die Lurlei. 90 km die südliche und westliche Grenze des Regierungsbezirks. Diese Strecke gehört zum Mittellaufe des Nheiues. Sie bildet nur den 15. Teil des ganzen Strvmlauses. Der Rhein fließt zuerst uach Westeu durch ein weites Tal, dessen rechte, nassauische Seite mit den Abhängen des Rhein- gaugebirges der Nheiugau heißt. Hier hat der Strom feine größte Breite, die oft gegen eine Viertelstunde beträgt. Im Rheine liegen viele und große Inseln, Auen geuaunt. Die größte derselben ist die 3 km lange Westfälische Aue uuterhalb Eltville. In alten Zeiten füllte der Rhein als ein See das ganze Tal bis zum Niederwald hiu aus. Dort hemmte ein mächtiger Felsendamm den Lauf des Stromes. Als aber der Rheiu diesen Damm durchbrach, floß der See nach und uach ab. Überreste jenes Dammes sind die Felsen des Bittgerlochs, die früher der Schiffahrt so gefährlich waren. Am Niederwald wendet sich der Strom nach Nordwesten und durchfließt ein sehr enges Tal, in welchem für die Straßen und Eisen- bahnen kaum Platz ist. Das Stromgefälle ist stärker, der Lauf rascher. Die Strombreite nimmt fast um die Hälfte ab. Die engste Stelle des Tales ist am Lurleifelfen. Daselbst ist der Rhein 23 in tief. Hohe

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 4

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 4 — Felswände erheben sich auf beiden Stromseiten. Die Abhänge find meist mit Reben bepflanzt. Die schönen Ortschaften sind vielfach von Burgen überragt. Viele Schiffe beleben die grünlichen Fluten des Nheiustromes. Der Rhein ist der schönste Strom Deutschlands und der ganzen Welt, besonders soweit er Nässau angehört. Zuflüsse des Rheines von der rechten Seite sind: 1. Der Main, der größte Nebenfluß des Nheiues, fließt in westlicher Richtung und mündet bei der Stadt Mainz. Meist ist der Main nur Greuzfluß von Nafsan. Nur fein uuterer Lauf gehört auf eine Strecke von 40 km dem Regierungsbezirke an. Diese Strecke ist etwa 1/i2 des ganzen Maiulauses. Zu beiden Seiten des Flusses breitet sich die Main- ebene (Tiefebene) aus, welche mit der südlich ziehenden Rheinebene zu- fammenhängt und mit dieser früher von einem großen See bedeckt war. Sie liegt gegen 100 rn über dem Meeresspiegel. Der Fall des Maines ist gering. Das Mainwasser besitzt gewöhnlich eine bräuulichgraue Farbe. Die Breite des Flusses beträgt ungefähr 150 rn. Am Main liegt Frank- fnrt, die größte Stadt des Regierungsbezirks. Dem Main strömt rechts die Nidda oder Nied zu. Sie entspringt ans dem Vogelsberg, dessen südlichster Ausläufer bei Frankfurt eudet. Dieses Flüßchen schwillt im Frühjahr, wenn der Schnee im Gebirge schmilzt, oft stark an und überschwemmt weithin seine Ufer. Die Nidda durchfließt ebeuso wie der Main kein Tal, sondern eine weite Niedernng, welche mit der Mainebene zusammenhängt. Sie mündet bei der Stadt Höchst. Außerhalb des Bezirks ergießt sich iu die Nidda die Wetter, nach welcher die umliegende Gegend den Namen Wetterau führt. Der Wetter fließt vom Taunus die Ufa zu. Die Nidda nimmt aus dem Tannns den Erlenbach und den Urselbach auf. Beide Bäche entspringen in der Gegend des Feldbergs. Außer der Nidda empfängt der Main den Schwarzbach oder die' Kriftel. Sein Tal, das Lorsbacher Tal genannt, ist das ansehnlichste und schönste im südlichen Taunus. Hohe Berge mit malerischen Felsen schließen es ein. Daher wird es auch die Nassauische Schweiz geuaunt. 2. Die Walluf. Das Tal dieses kleine» Baches scheidet den eigent- lichen Tannns von dem Rheingangebirge. 3. Die Wisper, welche ein tiefes und enges Waldtal durchströmt. Aus diesem Tale weht gewöhnlich ein scharfer Wind durch das Rhein- tal hin, der sogenannte Wisperwind. 4. Die Lahn, der dritte Fluß des Bezirks, ist auf der Karte unseres Regierungsbezirks ganz dargestellt. Ihr Lauf hat eine Länge von 225 km. Sie entspringt ans dem Ederkopf in einer Höhe von 600 in. Ihre Miiit- bnng (bei Lahnstein) liegt 62 m über dem Meeresspiegel und bildet den

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 5

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 5 — tiefsten Punkt Nassaus. Eiu Teil des oberen Laufes und der ganze untere Lauf des Flusses gehören dem Regierungsbezirke an. Das Lahntal ist im ganzen eng, weil von links der Taunus und von rechts der Westerwald an den Fluß herantrete» und steile Bergwände bilden; nur bei Limburg ist es offener und erweitert sich zu dem flachen und srnchtbaren Limbnrger Becken. Der Fluß macht bedeutende Krümmungen und umschließt oft Strecken Landes wie Halbinseln. Ähnlich dem Nheintal ist auch das Lahn- tal sehr freundlich und reich an Naturschönheiten. Die Lahn ist der eigent- liche Fluß Nassaus, weil sie uicht wie Rhein und Main an der Grenze, sondern mit ihrem schönsten und wichtigste« Teile mitten durch das Land fließt. Mit ihren Znslüsseu macht sie das größte Gebiet des Regierungs- bezirkes aus. Die linken Zuflüsse der Lahn kommen vom Taunus. Die Weil eut- spriugt am Feldberg und durchfließt ein schönes, vielfach enges und felsiges Tal. Am Feldberg hat auch die Ems ihre Quelle. Dieselbe nimmt links den Wörsbach aus. Das untere Emstal ist flach und sehr fruchtbar; es wird der „Goldene Grund" genannt. Flach und ausgezeichnet durch Fruchtbarkeit ist auch das untere Tal der Aar; es führt deu Namen „Land auf der Aar", früher hieß es „Goldene Grafschaft". Die letzten linken Zuflüsse der Lahn, Dörsbach und Mühlbach, habeil in ihrem uutereu gewundenen Laufe felsige und schluchteuartige Täler. Im unteren Dörs- bachtale findet mau auf eine Strecke von 3 Stunden nur ein Dutzeud Mühlen, aber kein Dorf. Wegen seiner Einsamkeit und Wildheit wird das Tal Jammertal geheißeu. Die rechten Lahnzuflüsse Dill, Elb und Gelbach entspringen auf dem Westerwalde. Das Flüßcheu Dill hat feinen Ursprung in der Nähe der Lahnquelle. Sein Tal ist im ganzen offen und freundlich. Flach ist das untere Elbtal, während das Tal des stark gekrümmten Gelbachs gegen das Ende hin tief und eng wird. Gelbach-, Mühlbach, und Jammertal gehören zu den großartigsten und wildesten Tälern des ganzen Lahngebietes. 5. Die Sayn, auf dem Westerwald eutfpringend. 6. Die Wied mit dem Holzbach gehört nur mit dem oberen Laufe dem Regierungsbezirke an. 7. Die Sieg. Sie hat ihren Ursprung auf dem Ederkopf. Dieselbe fließt zwar außerhalb des Bezirks, nimmt aber aus demselben die Nister auf. Diese entspringt in der Gegend des Salzburger Kopfes. Ihr Tal bildet eine muldenförmige Vertiefung. In Schlangenwinduugeu erreicht die Nister die Grenze; ihr Tal wird hier tief und schluchtenartig und heißt hier die „Kroppacher Schweiz". Alle bis jetzt genannten Flüsse und Bäche senden ihr Wasser dem Rheine zu. Daher liegt unser Regierungsbezirk fast ganz im Stromge- biete des Rheines.

7. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 6

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 6 — Nur die Eder schickt ihr Wasser einem anderen Strome, der Weser zu. Sie entspringt wie Lahn und Sieg am Ederkops und durchfließt in vielgewundenem, schönen Tale den nördlichsten Teil des Bezirks. Nassau ist reich an Wasserstraßen; es besitzt drei schiffbare Flüsse: Rhein, Main und Lahn. Größere stehende Gewässer (Seen) hat es nicht. Dagegen finden sich auf dem Westerwald?, besonders im Gebiete der Wied, größere Weiher oder Teiche, welche zur Fischzucht angelegt sind. Der größte derselben ist der Dreifelder Wciher oder Sceweiher, V- Stunde lang und 125 da groß. Er liefert beim Ausfischen 500 Zentner Karpfen und Hechte. Der Taunus liegt zwischen Rhein, Main, Nidda, Wetter und Lahn. Er sendet den genannten Flüssen Bäche zu und bildet demnach die Wasser- scheide zwischen ihnen. Der Westerwald wird von Rhein, Lahn, Dill und Sieg begrenzt und bildet zwischen diesen Flüssen die Wasserscheide. 4. Klima. Das Klima (die herrschende Witterung) Nassaus ist im ganzen ge- mäßigt und gesund. Warm sind die tieferen Teile des Landes, das Main-, Rhein- und Lahntal. Am mildesten aber ist die Gegend südlich der Taunus- höhe, da letztere die kalten Nordwinde abhält. Kälter ist es ans den Höhen der Gebirge. Die rauheste Gegend ist der Hohe Westerwald. Hier ist der Winter am längsten und kältesten. Fußhoher Schuee bedeckt überall das Gebirge. Kalte Winde sausen über die weite, kahle Hochfläche und treiben den Schnee zusammen, daß oft Türen und Fenster zugeschneit werden. Spät wird es Frühling. Wenn er aber endlich kommt, so kleidet er in kurzer Zeit alles in frisches Grün. 5. Fruchtbarkeit. Bodenanbau (Bodenkultur'). Der Boden unseres Regierungsbezirks ist meist fruchtbar und dabei gut augebaut. Unbebaute und wüste Strecken kommen auf dem Hohen Westerwald? vor. Sie werden als Viehweiden benutzt. Das angebaute Land (Kulturland) zerfällt in Gartenland, Ackerland, Wein- berge, Wiesen und Wald. Das fruchtbarste Ackerlaud findet man in der Mainebene, an der mittleren Lahn und in den unteren Tälern der Ems, Aar und Elb. Weinberge finden sich überall am Rhein (besonders im Nheingan), an einzelnen Stellen des Main- und Lahntales. Die herrlichsten Wieseugründe hat der untere Westerwald, vornehmlich das Dilltal. Die größten und schönsten Waldungen besitzt der Tamms und der untere Westerwald. Wenig Wald trägt der Hohe Westerwald und die I) Abschnitt 5 kann auch nach den Kreisen, vor dem Abschnitte 8 durchge, nommen werden.

8. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 7

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 7 — Maingegend. Etwa 2/s der Oberfläche des Regierungsbezirks ist mit Wald bedeckt. Nassau ist eines der waldreichsten Länder Deutschlands. 6. Bewohner. Verwaltung. Einteilung. Der Regiernngsbezirk Wiesbaden hat 1213 000 Einwohners. Er ist im allgemeinen dicht bevölkert. Auf 1 qkrn kommen im Durchschnitt 216 Bewohner. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den Talgegenden, besonders am Main, Rhein, an der Lahn, Ems und Elb. Hier liegen die meiste» großen Ortschaften. Weniger bevölkert sind die Gebirgs- gegenden. Die Bewohner des Regieruugsbezirks heißeu im allgemeinen Nassauer. Sie gehören dem fränkischen Stamme an und bilden einen kleinen Teil des deutschen Volkes. Ihre Haupterwerbszweige siud Laud- Wirtschaft, Viehzucht, Bergbau, Obst- und Weinbau, Gärtnerei, Schiff- fahrt, Fischfang, Gewerbe, Handel, Wissenschaft und Kunst. Die meisten Bewohner gehören der christlichen Religion an. 3/s derselben bekennen sich zur evangelischen, 2/ö zur katholischen Kirche. Die wenigen Juden (*/34) leben im Lande zerstreut. Für Schulbildung ist in unserem Regie- rungsbezirke gut gesorgt. Fast jedes Dörfchen hat feine Volksschule. Höhere Schulen finden sich in allen größeren Städten. Die oberste Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist die Regierung zu Wiesbaden. Sie besteht aus Abteilungen mit Regierungs« raten, an deren Spitze der Regiernngspräsident steht. Der Bezirk wird eingeteilt in 17 Kreise, die nach Größe und Einwohnerzahl sehr ver- schieden siud. An der Spitze des Kreises steht der Landrat; er wobnt in dem Kreishauptort. Die höchste Gerichtsbehörde ist das Oberlaudesgericht zu Frankfurt. Landgerichte sind zu Frankfurt, Wiesbaden und Limburg. Die Laudgerichtsbezirke zerfallen in Amtsgerichtsbezirke; zu letzteren ge- hört eine Anzahl Ortschaften. 7. Die Kreise mit den wichtigsten Ortschaften. Der Regierungsbezirk zählt gegen 1000 Gemeindeverbände. Diese zerfallen in Stadtgemeinden (Städte) und Landgemeinden (Flecken und Dörfer). Einzeln liegende Gebäude siud: Höfe, Mühleu, Fabriken, Hütten- werke, Gruben, Schlösser, Burgen, Klöster, Kirchen usw. Wir merken uns nur die bedeutendsten Orte. 1. Stadtkreis Wiesbaden. Derselbe liegt am Südabhang des Tamms und besteht nur aus der Stadt Wiesbaden mit ihrer großen Gemarkung. Wiesbaden, ehemals i) Nach der Volkszählung von 1910.

9. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 8

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
Hauptstadt des Herzogtums Nassau, jetzt königliche Nesideuz und Haupt- stadt des Regierungsbezirks, liegt lieblich iu einem Talkessel uur eine Stunde vom Rhein entfernt. Das Klima ist äußerst mild und gesuud. Im Jahre 1800 hatte die Stadt nur 2000 Einwohner; jetzt zählt sie deren etwa 109 000 (2/3 ev., ]/3 kath.). Wiesbaden, die „Krone der Taunusbäder", ist als Kurort weltberühmt; es wird jährlich von fast 200 000 Fremden besucht. Seiue größte Merkwürdigkeit ist der Koch, brunnen, dessen Wasser zu kocheu scheint, aber nur 66 Grad (C) Hitze erreicht. Unweit des Kochbrunueus liegt der großartige Neubau des Kur- Hauses mit deu zwei Kolonnaden (Säulengängen). An eine der letzteren schließt sich das" neue Hoftheater au. In den prächtigen Kuraulagen be- finden sich mehrere Teiche und ein Springbrunnen, der seinen Strahl 30 in hoch empor schleudert. Etwa iu der Mitte der Stadt ist der Marktplatz. Diesen umgeben die evangelische Hauptkirche mit fünf hohen schlanken Türmen, das königliche Schloß und das fchöue Rathaus. Sehenswert sind ferner die katholische Hauptkirche, die Synagoge und das Museum mit den verschiedenen Sammlungen. Zu den schönsten und be- lebtesten Straßeu der Stadt gehöreu die Wilhelmstraße, die Rheinstraße, die Taunus- und die Ringstraße. Der neue, große Bahnhof vereinigt die fünf Eisenbahnlinien, welche hier einmünden. Von den Bildungsan- stalten erwähnen wir die drei Gymnasien, die Blindenanstalt, das Land- wirtschaftliche Institut auf dem Hose Geisberg und das Chemische Labo- ratorium. Wiesbaden ist Garnison (d. i. ein Standort von Truppen), der Sitz eines Landgerichts, einer Handelskammer, einer Landwirtschafts- kammer und des Konsistoriums, der höchsten evangelischen Kircheubehörde des Bezirks. (Nur Frankfurt hat sein eigenes Konsistorinni). Es ist eine der reichsten und lieblichsten Städte Deutschlands und mit einem Kranze von Villen und Gärten umschlungen. Herrlich sind seiue Umgebungen. Aus dem Nerotale mit seinen reizenden Anlagen führt eine Drahtseilbahn auf den Neroberg. Auf ihm steht die russisch-griechische Kapelle, eine kostbare Kirche mit 5 vergoldeten, weithin leuchtenden Kuppel«. Iu ihr befindet sich die Grnft und das schöne Denkmal der Herzogin Elisabeth, der Gemahlin des letzten Herzogs von Nassau. Vom Neroberge aus dehnen sich prachtvolle, von grünen Wiesentälern durchzogene Buchen- wälder bis über deu Rücken des Taunus hiu aus. Auf diesem erhebt sich das herzogliche Jagdschloß Platte mit eiuem Wildpark und prächtiger Ferusicht nach Süden. Z. tandtreis Wiesbaden. Dieser Kreis nmgibt den Stadtkreis Wiesbaden, liegt ebenfalls am südlichen Abhang des Tannns und grenzt an Rhein und Main. Die Kreishauptstadt ist Wiesbadeu. Am Rheiu liegt Biebrich, eiue Stadt von

10. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 10

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 10 — 22 000 Einwohnern, früher die zweite Residenz der Herzöge von Nassau. Zu. dem schönen, herzoglichen Schlosse, dem schönsten Fürstensitz am Rhein, gehört ein großer Park. In einem großen Gebäude befindet sich die Unter- offizierschule. Viele Fabrikeu liegen in der Nähe. Auf der Adolfshöhe gegen Wiesbaden erhebt sich das nassauische Laudesdenkmal. Das Nachbar- dorf Schierstein besitzt eineu Winterhafen. Von hier landeinwärts gelegen ist das Dorf "Frauenstein, das eine uralte Linde aufzuweifeu hat. In der Nähe des Maines auf einem sonnigen Nebenhügel liegt das Städtchen Hochheim. Es ist berühmt durch seiueu ausgezeichneten Wein („Hoch- heimer"), feilte große Schaumweiusabrik und einen sehr besuchten Markt. Die Gegend nördlich von Hochheim heißt das „Blaue Ländchen". Die Frauen der größtenteils evangelischen Bevölkerung tragen dunkelblaue Kleider. Unweit des Fleckens ^Flörsheim (am Main) liegen das Dorf und das ehemalige Bad ^Weilbach mit kräftigen Schwefelquellen. Im Taunus, unfern der Platte, erhebt sich der ^Trompeter, über dessen Höhe die alte Trompeterstraße von Wiesbaden nach Idstein führt. Von diesem Berge erzählt man nachstehende Sage. *Der Trompeter und das seltsame Kegelspicl. Ein Trompeter, der Liebling des Kurfürsten von Mainz, war von seinem Herrn nach Jdstem gefandt worden und kehrte gegen Abend zurück. Um sich in dem einsamen Walde die Zeit zu kürzen, setzte er die Trompete an und entlockte ihr die lieblichsten Klänge. Während er harmlos so dahin ritt, ruhte im Waldesdickicht eine Räuberschar, die sich dort eine seltsame Kegelbahn angelegt hatte. Die Gebeine Er- mordeter sollten als Kegel und die Schädel derselben als Kugel dienen. Eine Kugel und ein Kegelpaar fehlten noch, Willkommen erschien den Räubern daher der nahende Reiter. Rasch fielen sie dem Pferde des Trompeters in die Zügel und herrschten diesen an: „Das war dein Totenlied!" „Wohlan," versetzte der Beherzte, „so hört nur noch mein Lieblingslied, bevor ich sterbe!" Ruhig ließ die wilde Bande ihn auf eine nahe Eiche steigen. Weithin durch den Abendwind getragen erklang das Lied: „Wenn wir in höchsten Röten sind!" Als aber der Klang des Hornes immer voller ins Tal rauschte, da schössen die Räuber den Trompeter von der Eiche her- unter und ermordeten ihn vollends. Die Schenkelgebeine des Unglücklichen machten die Kegelzahl voll, und fein Haupt diente als Kugel. Im hellen Mondenscheine be- gaim nun das entsetzliche Spiel. Unterdessen wartete der Kurfürst auf die Rückkehr seines geliebten Trompeters. Da er ein Unglück ahnte, sandte er ihm Husaren ent« gegen. Schon aus weiter Ferne hörten diese die Notklänge und beeilten sich, zu Hilfe zu kommen. Sie erreichten aber die Stätte der Not zu spät. Starr standen sie-da und sahen eine Weile dem gräßlichen Spiele zu. Dann aber ergriffen sie die Mörder ihres Freundes und brachten sie nach Mainz, wo diese kurz darauf hingerichtet wurden. — Ein Steinhaufen wird noch jetzt als Ruhestätte und Denkmal des unglücklichen Trompeters bezeichnet. 3. Nreis Röchst. Er breitet sich in der Mainebene und an den Abhängen des Taunus aus. Main, Nidda und Schwarzbach durchfließen ihn. Die Kreis- Hauptstadt Höchst a. M. mit 17 000 Einwohnern und einem Gymnasium *) Was mit einem Sternchen bezeichnet ist, kann beim Unterrichte noch etwa wegfallen.
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