Vorbemerkungen.
Ohne genaue Kenntnis der Verhältnisse des engeren Vaterlandes ist
kein rechtes Verständnis für andere Länder möglich. Darum bleibt das
Heimatland das wichtigste Kapitel der Erdkunde.
Die vorliegende neue Landeskunde des Königreichs Sachsen ver-
folgt einen doppelten Zweck: sie will einmal als Ergänzung des erdkundlichen
Lehrbuchs — sei es der Seydlitzschen Geographie, sei es einer anderen —
für die Mittel- und Oberklassen dienen, will aber auch als selbständiges
Büchlein eine Erweiterung der geographischen Kenntnisse vom Königreich
Sachsen vermitteln.
Diese Bearbeitung ist auf dem Landschaftsprinzip aufgebaut und ist
bemüht, eine zusammenhängende Darstellung der natürlichen Landschaften
zu geben; dabei bietet sie auch die Möglichkeit, von der Landschaft des
Heimatortes auszugehen. Die Darstellung ist eine ziemlich ausführliche und
gibt daher auch manches, was von der Karte abgelesen werden kann. Da-
mit soll natürlich keineswegs der Gebrauch der Karte hintangesetzt oder das
Kartenlesen vernachlässigt werden, es ist im Gegenteil ein genaues Durch-
arbeiten des Textes nur an Hand der Karte möglich. Die geographischen
Grundtatsachen und der ursächliche Zusammenhang sind besonders
betont. Auch ist auf Wirtschaftliches und Bürgerkundliches gebührend
Rücksicht genommen. Von Worterklärungen sind nur diejenigen gegeben
worden, die ein geographisches Interesse bieten. Das Zahlenwerk — selbst-
verständlich nicht zum Auswendiglernen bestimmt — soll zum Vergleichen
und Nachdenken anregen. Die Einwohnerzahlen beruhen, soweit nicht anders
bemerkt, auf den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1910; im
Terte finden sich abgerundete, in den Tabellen am Schlüsse genaue Zahlen.
Großer Wert wurde auf das Bildermaterial gelegt, wie wohl am besten
ein Blick in das Buch zeigt. Die den Abbildungen beigefügten erläuternden
Unterschriften sollen die Sprache der Bilder noch verständlicher machen und
teilweise auch ergänzen.
Für Berichtigungen und Verbesserungsvorschläge wird der
Verfasser stets dankbar sein.
Kamenz, im März 1912.
Professor Dr. W. Muhle.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
6
A. Einleitende Gesamtbetrachtung.
§ 5, 6
Grenze, zwar folgt sie manchmal dem Rücken eines Höhenzuges, doch sind solche durch
die geographischen Verhältnisse gegebenen natürlichen Grenzstrecken nur kurz gegen den
willkürlich vom Menschen festgesetzten Grenzverlauf. Die vielen Gebietserwerbungen
und -abtretungen im Laufe der Jahrhunderte erklären denzickzackverlauf. So kommt
es auch, daß eine Anzahl kleiner, wenige Quadratkilometer umfassender Gebietsteile,
die zum Königreich Sachsen gehören, außerhalb der eigentlichen Grenzlinie im thürin-
gischen Lande liegen^, während umgekehrt im W einige nichtsächsische Ländereien, deren
größte sich bei Limbach befindet, ringsum von sächsischem Gebiete umschlossen sind^.
Zieht man die Grenze Sachsens zu geraden Linien zusammen (Fig. 1),
so ergibt sich ein nahezu rechtwinkliges Dreieck, dessen Eckpuukte etwa
durch Leipzig, Bad-Elster und Görlitz bezeichnet werden. Die nordsüdlich
verlaufende Dreiecksseite ist gegen 150 km, die Nordseite gegen 200 km,
die dritte Seite etwa 250 km lang. Die wirkliche Grenzlinie aber beträgt
mehr als 1200 Km, was ihre reiche Entwicklung erkennen läßt.
Bezeichnet ist die Grenze meist durch Grenzsteine, wozu häufig uoch Grenzgräben
kommen.
§ 6. Die Südgrenze Sachsens ist zugleich Grenze des Deutschen Reiches gegen
Osterreich, weshalb auch bei ihrer Überschreitung Zoll erhoben wird^d. h.
es ist beim Einbringen von Waren oder Vieh über die Grenze an den Staat,
in den die Einfuhr erfolgt, eine gesetzlich geregelte Geldabgabe zu entrichten.
Zahlreichen Zollbeamten liegt die Überwachung der Grenze zwecks Verhin-
derung von Zollhinterziehungen ob.
1 Man nennt solche Teile Exklaven. — 2 Solche Gebiete heißen Enklaven.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
§ 7-9
Größe. —- Oberflächengestalt.
7
Gröhe. Aus der Dreiecksgestalt des Königreichs Sachsen ergibt sich bei 8 7-
200 km ostwestlicher und 150 km nordsüdlicher Ausdehnung die Größe
von 15000 qkm1. Da das Deutsche Reich 540 000 qkm umfaßt, so nimmt
Sachsen etwa den 40. Teil^ des Reiches ein. Es steht unter den deutschen
Staaten der Größe nach an fünfter Stelle^.
Die gewöhnlichen Handkarten Sachsens sind in der Regel im Maßstab 1: 600000 § 8.
entworfen, so daß 1 km in der Natur lf mm der Karte entspricht. Die E eneralstabs-
karten besitzen den Maßstab 1 : 100 000 (1 km der Natur entspricht 1 cm der Karte).
Noch ausführlicher sind die Mesztischblätter, die im Maßstab 1: 25000 gezeichnet sind
(1 km der Natur entspricht 4 cm des Blattes).
Oberflächengestalt. Auch in der Vertikalgliederung kommt die § 9.
Mitteuage Sachsens zum Ausdruck, indem das Land am Mittelgebirge und
an den Ausläufern des Norddeutschen Flachlandes Anteil hat. Von N her
steigt das gesamte Land allmählich an, geht nach 8 in Bergland und schließlich
in Gebirge über. Hier erstrecken sich das Elster-, Erz-, Elbs and st ein- und
Lausitzer Gebirge. Ihnen vorgelagert sind Elsterbergland, Sächsisches
Bergland und Lausitzer Bergland. Zwischen diesen Bergländern und
dem Gebirge ist im Xv das Erzgebirgische Becken, nördlich des Elbsand-
steingebirges der Elbtalkessel eingebettet (Fig. 2).
1 Der Flächeninhalt dieses Dreiecks beträgt qkm = 15 000 qkm.
2 Genauer den 36. Teil.
s Größer sind Preußen, Bayern, Württemberg und Baden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
12
A. Einleitende Gesamtbetrachtung.
§ 27—29
§27. Die höchsten Temperaturen Sachsens weist die Gegend Leipzig-Borna und das
Elbtal von der nördlichen Landesgrenze bis nach Pirna auf, die niedrigsten das Fichtel-
berggebiet.
Die niederschlagreichsten Gegenden Sachsens treffen wir am Geising, Fichtelberg
und Auersberg, die niederschlagärmsten im Elbtal bei Riesa. Juni und Juli bringen
die meisten Niederschläge, Januar die wenigsten.
8 28. Die mit zunehmender Höhenlage abnehmende Wärme bedingt späteres
Grünen und Blühen und langsameres Reifen der Pflanzen.
Während so in der Löhnitz infolge der gegen die kalten Ost- und Nordwinde ge-
schützten Lage im Elbtalkessel sich Weinbau findet, herrliches Obst gedeiht und die Früchte
hier am frühesten im ganzen Lande geerntet werden können, so sieht es auf den Höhen
des Erzgebirges ganz anders aus. Buntblumige und obstreiche Gärten fehlen hier
gänzlich, dafür bedeckt der Nadelwald weite Flächen; Wiesen, häufig mit Moos bewachsen
und moorig, breiten sich aus? die Stelle der Weizen- und Kornfelder nehmen dürftige
Hafer- und Kartoffelfelder ein. Die Kartoffelblüte tritt in Oberwiesental etwa einen
Monat später ein als im Elbtalx.
Da somit auch die Erntezeit für Getreide und Kartoffeln oben im Gebirge vier Wochen
später als unten in der Ebene liegt, so fällt dort häufig schon Schnee, bevor die Ernte
eingebracht ist.
§ 29. Gewässer. Ein ausgedehntes Flußnetz überzieht das Königreich
Sachsen. Der Lauf der meisten Gewässer ist, dem Hauptabfall des Landes
entsprechend, nach N gerichtet. Als Hauptader durchzieht in nordwestlicher
Nordsee
Ostsee
A
(Fichtelgebirge) Elstergebirge Erzgebirge Elbsandstein- Lausitzer Bei
u. Elsterberg- u. Sächsisches gebirge u. Lausitzer
land Bergland
Lausitzer Bergland (Jsergebirge)
u. Lausitzer Geb.
3. Übersicht über die Flüsse Sachsens.
1 1883 begann die Kartoffelblüte in Dresden am 25. Juni, in Plauen am 1. Juli,
in Freiberg am 7. Juli, in Annaberg am 12. Juli, in Oberwiesental am 25. Juli.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
§ 30—32
Gewässer.
13
Richtung die Elbe das Land. Sie kommt vom Riesengebirge und ist bei ihrem
Eintritt in Sachsen bereits zu einem schiffbaren Strome, dem einzigen des
Landes, angewachsen.
Zur Elbe und damit zur Nordsee gehört das gesamte Flußsystem
Sachsens (Fig. 3) mit Ausnahme des äußersten^ 0. Weiße Elster, die
Mulden, S ch Warze Elster und Spree sind die Sammeladern für Sachsens
Gewässer, die freilich erst außerhalb des Landes ihr Wasser dem Elbstrom zu-
führen. Nur die Neiße strömt der Oder und damit der Ostsee zu.
In vorgeschichtlichen Zeiten hatte die Mulde einen anderen Lauf, indem sie § 30.
etwa von Grimma aus westwärts zur Saale floß. Im N der Lausitz war ein ostwestlich
gerichteter Flußlauf vorhanden, der zur Elbe führte und die gesamten Gewässer der
Lausitz, auch die der Neiße sammelte: das große Görlitz-Wittenberger Urstromtal.
Zu den fließenden Gewässern kommt noch eine größere Anzahl stehender, § 31.
die meist gruppenweise sich finden, wie die Seen von Hubertusburg, die
Teiche von Moritzburg und die der Lausitz, deren größter 1 qkm groß ist.
An Kanälen hat Sachsen nur den Grödel-Elsterwerdaer Floß-
graben aufzuweisen, der aber für die Schiffahrt bedeutungslos geworden ist, § 32.
da er keine Verbindung mit der Elbe mehr besitzt. Der Elster-Saale-
Kanal, der im Xv Leipzigs beginnt, aber noch lange nicht vollendet ist, soll
ein Großschiffahrtskanal werden.
Da die Landesgrenze im Gebirge meist diesseits des Lammes verläuft, so liegen die
Quellen vieler Flüsse in Böhmen. Aus Sachsen geht nur ein einziger größerer
Fluß, die Zwota, nach 8. Uber die Größe der einzelnen Flußgebiete inner-
halb Sachsens gibt folgende Übersicht Aufschluß:
Vergleich der Flußgebiete.
Fluß Flußgebiet
Mulden . . . 5480 qkm
Elbe..........3340
Weiße Elster . 2790 „
Röder .... 930
Schwarze Elster 890 »
Spree .... 790 ..
Neiße . . — 610 „
Die Länge der Mulde von der Quelle der Zwickauer Mulde bis zum Austritt der
vereinigten Mulde aus Sachsen beträgt 200 km.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
§ 42—48
1. Das Elsterbergland und das Elstergebirge.
17
Ist der Obstbau des Vogtlandes weniger ertragreich, so gedeihen dafür in den § 42.
weiten Wäldern große Mengen von Waldbeeren, besonders Preiselbeeren. Durch
Sammeln derselben finden viele Bewohner einen Teil ihres Unterhalts. Zum Versand
gelangen die Beeren meist von Brambach aus, wo in manchen Jahren gegen 100 000 kg
aufgeliefert werden.
Im S finden sich häufig moorige Wiesengründe, in der Nähe von Bad-Elster § 43.
auch ausgedehnte Moore. Da Mineralquellen hier vorhanden sind, und die
reine Höhen- und Waldluft Gesunden und Kranken sehr wohl tut, so ist dieser Ort
zum bedeutendsten Bade Sachsens emporgeblüht^. Die Wässer des Brambacher
Sprudels werden auch in den Handel gebracht. Gegenwärtig geht man an die
Ausnutzung der in Brambach vorhandenen radioaktiven Wasser, der stärksten des ganzen
Landes.
Endlich ist noch der Perlenfischerei zu gedenken. Vor ungefähr 50 Jahren fand man § 44.
jährlich etwa 60 helle Perlen, 1908 dagegen nur noch 8. Die zunehmende Verunreinigung
der Gewässer durch die Industrie hat die Perlenfischerei fast gänzlich vernichtet. Perl-
muscheln findet man zwar noch; doch muß die Adorfer Perlmuschelindustrie ihr
Material jetzt meist von auswärts (aus Böhmen und Bayern) beziehen.
Bergbau. An Erzen ist das Vogtland arm. Bei Klingental an § 45.
der Landesgrenze ist neuerdings der Abbau der dort lagernden Kupfererze
wieder aufgenommen worden.
Das Vorkommen von Topasen am Schneckenstein bei Schöneck ist nur von unter-
geordneter Bedeutung. In der Göltzsch ward früher Gold gefunden.
Industrie und Handel. Die Viehzucht liefert Häute, die Nadelwälder § 4<>.
geben Lohe, fließendes Wasser steht zur Verfügung, und so kommt es, daß
die Gerberei im Vogtlande eine Stätte gefunden hat. Damit ist häufig
Lederfabrikation verbunden, die z. B. in Plauen rege betrieben wird.
Die durch die früher sehr ausgedehnte Schafzucht gewonnene Wolle führte § 47.
zur Web er ei, und zeitig schon ward, besonders in und um R eich enb ach, Tuch-
weberei betrieben. Reichenbach hat eine Höhere Webschule. Bald ertt-
wickelten sich weitere Zweige der Woll- wie Baumwollweberei, und heute
steht auch im Vogtlande die Textilindustrie obenan. Die dazu nötige
Wolle wird jetzt meist aus Australien und dem Kaplande eingeführt. Große
Spinnereien, Wäschereien, Bleichereien, Färbereien, Webereien und Appre-
turanstalten in Reichenbach, Mylau, Netzschkau, Lengenfeld, Treuen,
Elsterberg, Greiz verarbeiten die Rohprodukte zu Tuchen, Flanellen,
Kleiderstoffen, Filzen, Tischdecken, Tüchern und Schals, welch letztere besonders
nach dem Orient und Indien ausgeführt werden. In Olsnitz blüht die Tep-
pichweberei sowie die Herstellung von Möbelstoffen und Läufern,
in Adorf die von Plüschen.
Plauen ward^ zum Mittelpunkt der Weißwarenindustrie (Gardinen, § 48.
Tülle, Schleier, Spitzen, Betteinsätze, Kragen) und der Weißstickerei und
hat sich hierfür den ersten Platz auf dem Weltmarkte erobert. Hauptabsatz-
gebiete sind England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Auer-
bach, Falkenstein und Olsnitz sind Hauptsitze dieser Zweige.
Hat auch die Maschinenindustrie immer mehr die Handindustrie, die als Hausindustrie
betrieben wird, verdrängt, so hat doch besonders in der Stickerei und Spitzenindustrie
die Heimarbeit noch ein weites Feld in der Verrichtung des Zäckelns-, Vernähens,
Aufnehmens und Verknüpfens von Fäden, Ausschneidens, Ausbesserns, Wiebelns usw.
i Jährlich gegen 10 000 Kurgäste. — 2 D. i. Abschneiden der Fäden.
Muhle, Landeskunde Kgr. Sachsen. 2
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
24
B. Landschaftsgebiete.
§ 64—66
Mit zunehmenderhöheabnehmendetemperaturunddamit steigende
Niederschlagsmengen sind die Grundtatsachen, auf denen das Gebirgs-
klima beruht.
Mit der Höhe nehmen natürlich auch die als Schnee fallenden Niederschläge zu.
Es fallen z. B. im X Sachsens noch nicht tv der Niederschläge als Schnee, aber auf dem
Erzgebirgskamm ?. Vorherrschend sind nordwestliche Winde, die zufolge der starken
Steigung amauersberg und in deraltenberger E egend besonders reichliche Nieder-
schlüge spenden, so daß diese Landschaften sogar das Fichtelberggebiet übertreffen und
die höchsten Niederschlagsmengen Sachsens aufweisen (vgl. Tabelle S. 11).
Die Nebeltage mehren sich in den höheren Lagen. Die geringste Bewölkung zeigt
der September. Groß ist aus dem Ramtne auch die Zahl der Tage mit Rauhfrost,
deren es auf dem Fichtelberge durchschnittlich über 100 jährlich gibt. Ist auch das Bild
des Rauhfrostwaldes zauberhaft schön, so wird doch bei stärkerer Reifbildung den Bäumen
großer Schaden zugefügt.
11. Hochmoor bei Eottesgab. Dieses Moor, in dessen Hintergrunde sich der etwa 1100 m hohe
Spitzberg erhebt, ist ein in der Hauptsache aus Torfmoosen aufgebautes Moosmoor. Moorkiefern
und Zroergbirken, Heidelbeere und Heide. Riedgras und Moosbeere unterbrechen die einförmigen Moos-
Polster, aus denen häufig schwarze Wasserflächen hervorsehen. Die Fläche sämtlicher erzgebirgischen
Moore mag noch über 100 qkm betragen. „Die Torfmoore des Erzgebirges sind für Sachsen das, was
für die Schweiz die Gletscher sind."
65. Die auf den: Kamme lange anhaltende Schneedecke begünstigt den immer
mehr aufblühenden Wintersport in hohem Maße. Auersberg, Fichtelberg
und Altenberg sind Hauptpunkte für seine Ausübung geworden.
Während früher mit dem Scheiden des Sommers auch die Besucher des Gebirges
verschwanden, sind jetzt im Winter in den Zeiten günstiger Schneeverhältnisse die ge-
nannten Punkte oft stärker besucht als im Sommer.
66. Bewässerung. Das Erzgebirge ist gut bewässert, und die großen
Waldmengen auf seinem Kamme sind treffliche Aufspeicherer der reichlichen
Niederschläge jenes Gebiets. Die Haupteutwässerung geschieht nach N.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
§ 66-69
2. Das Erzgebirge.
25
Die Abflüsse entstehen häufig aus moorigen Wiesengründen. Denn der breite Kamm
erschwert an vielen Stellen dem Wasser einen raschen Abfluß. Bei wasserundurch-
lässigem Untergrund bilden sich so Sümpfe und Teiche. Vom Rande aus breiten sich
dann Torfmoose aus und erfüllen mit der Zeit das ganze Becken. Neue Vegetation
entsteht auf der untersinkenden abgestorbenen, bis schließlich die Verfilzung zur Torf-
bildung führt und der Wasserspiegel bis auf einige Tümpel ganz verschwindet.
Die Moore mit ihren niedrigen Sumpfkiefern- und Zwergbirkenbeständen sind treff-
liche Aufspeicherer des Wassers (Bild 11). Die größte Moorfläche Sachsens ist der
Kranich s e e1 bei Carlsfeld, dessen Moorlager bis 15 m Mächtigkeit erreichen. In mooriger
Gegend liegt auch der Filzteich bei Schneeberg.
Heute hat man mehrfach Torfstiche angelegt. Die gewonnenen Torfziegel werden
von den Bewohnern anstatt der hier teuren Kohle und des immer wertvoller werdenden
Holzes als billiges Feuerungsmaterial verwandt. Teilweise ist man auch an die Ent-
Wässerung der Moore herangetreten.
Auf dem Komme des Gebirges liegt südlich von Dresden bei Moldau die § 67.
Quelle der Freiberger Mulde, südlich von Leipzig inmitten des großen
Schönecker Waldes die der Zrvickauer Mulde. Diese beiden Flüsse, die sich
oberhalb Grimma zur Mulde vereinigen, umspannen, zwei Fangarmen
gleich, fast das ganze Erzgebirgsgebiet und sammeln dessen Hauptgeroässer,
die ihnen von der Innenseite aus zufließen.
Die Zwickauer Mulde nimmt bei Aue das vom Fichtelberg kommende Schwarzwasser
und weiter abwärts bei Wechselburg die aus Zwönitz^ und Würschnitz3 entstehende
Chemnitz^ auf. Der Freiberger Mulde fließt von rechts die Bobritzsch^, von links
die Striegis und die Zschopau« zu. Letztere ist die Hauptader des mittleren Erz-
gebirges. Unter ihren Nebenflüssen ist die Flöha der bedeutendste.
Die östlichsten Erzgebirgsflüsse gehen zur Elbe, so die Gottleuba, Müg-
litz und die aus der Roten und Wilden Weißeritz entstehende Weißeritz?.
Das Gefälle der Erzgebirgsflüsse ist zum Teil sehr bedeutend. Es beträgt für §68.
den Kilometer bei der
Freiberger Mulde bei 124 km Lauflänge durchschnittlich 5,7 m,
Zwickauer Mulde » 170 » » „ 3,8 »
Zschopau " 127 „ 6,9 "
Flöha 78 „ " „ 7,4
Roten Weißeritz >< 36 " „ 19,1
Daher richten diese Flüsse bei Hochwasser häufig erheblichen Schaden an, weshalb man
auch hier zur Anlage von Talsperren schreitet, deren größte die jetzt im Bau befindliche
von Malter im Tale der Roten Weißeritz ist, die 9,5 Mill. cbm Wasser fassen soll.
Zahlreiche der tiefeingeschnittenen und oft vielfach gewundenen Fluß- § 69.
täler ragen durch landschaftliche Schönheit hervor (Bild 9).
1 Das Wort hängt mit dem slawischen granica = Grenze zusammen, so daß Kranich-
'ö £e.e e bedeutet. Auch heute noch zieht die Landesgrenze mitten hindurch.
2 X). t. Klmgbach.
3 D. i. Oberbach.
4 D. i. Steinbach (Chemnitz = Kamnitz = Kamenz).
5 D. i. Biberbach.
6 D. i. Tosende, was auf ihr starkes Gefälle hinweist.
7 D. i. die Reißende.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
26
B. Landschaftsgebiete.
§ 69—71
§ 70.
§ 71. Von den Mineral- und Heilquellen des Erzgebirges seien Wiesen-
bad bei Annaberg, Warmbad bei Wolkenstein, Berggießhübel und Gott-
leuba^ genannt.
So sind das Schwarzwasser- und Bockautall äusserst reizvoll. Häusig schmücken
Burgen die Talränder, wie im Zschopautal. Besonders tief eingesägt, stellenweise bis
300 in, hat die Sehma^ ihr Tal. Unweit der Schlösser Stein und Hartenstein befindet
sich im Muldental, inmitten schönen Buchenwaldes, die Prinzenhöhle^. Der Rabe-
nauer und Plauensche Grund sind landschaftlich hervorragend, galt letzterer doch,
bevor man die romantischen Gründe und Felsen der Sächsischen Schweiz kannte,
als Perle Sachsens. .Kipsdorf im Tale der oberen Roten Weißeritz ist durch seine
Lage inmitten ausgedehnter Waldungen zur vielbesuchten Sommerfrische geworden.
Und herrlich liegt im
engen Tale der Wil-
den Weißeritz Tha-
ran dt mit der Forst-
akademie. Hier ziehen
sich an den steilen
Talwandungen Herr-
liche Buchenwälder
(Heilige Hallen) hin,
an die sich der aus-
gedehnte Grillen-
burger Wald an-
schließt. Im Müglitz-
tat erhebt sich Schloß
Weesenstein (Bild
12), ins Flöhatal grüßt
Schloß Pnrschen-
stein, und tief unter
Schloß Scharfenste in
tost die Zschopau.
Sind auch die
Flüsse des Erzge-
birges nicht schiff-
bar,soliefernsiedoch
kostbare Wasser-
kräfte, die schon
frühzeitig für Wä-
scheu, Poch- und
Hammerwerke vom
Bergbau, später für
Mühlen und Fa-
briken ausgenutzt
wurdeu, heute viel-
fach die Antriebs-
kraft für elektrische
Maschinen abgeben.
12. Schloß Weesenstein. Im anmutigen Müglitztals, dessen Hänge
besonders zur Frühlings- und Herbstzeit mit ihrem Mischwald aus Eichen,
Buchen, Birken und Fichten ein farbenprächtiges Bild gewähren, erhebt sich
über dein gleichnamigen Dörfchen das malerische Schlos; Weesenstein.
Förmlich eingearbeitet ist es in die Felsen, die bis in die oberen Stockwerke
und selbst am Turme zum Teil die künstlichen Mauern ersetzen.
* Bockau bedeutet Buchenfluß. — " D. i. die Kalte.
3 Bekannt durch den sächsischen Prinzenraub, 1455. -
4 D. i. dichter Jagdwald.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
§ 72-75
2. Das Erzgebirge.
27
Pflanzenkleid. Dichter Urwald bedeckte einst das ganze Erzgebirge. Sind § 72.
nun auch diese alten Bestände überall längst verschwunden, so trägt doch das
obere Gebirge auch heute noch dichten, forstwirtschaftlich genutzten Wald.
Die zahlreichen Meiler, die Hammerwerke und Schmelzöfen lichteten im Mittelalter
die Waldbestände in erschreckender Weise, so daß man zeitig schon an den Schutz der Wal-
düngen denken mußte. War früher überall ein Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen
zu finden, so ist dies heute anders. Der Laubwald ist fast ganz auf die Täler beschränkt.
In ihm herrscht die Buche vor, die basaltischen Boden bevorzugt. Zur größten Aus-
dehnung ist der Fichtenwald gelangt, der den höchsten Ertrag bringt Tannen- und
Lärchenbestände finden sich nur noch vereinzelt. Die Zwergkiefern kommen auf dem
Moorboden, die Birken überall verstreut vor. Heidekraut, Farne, Moose und Flechten
sind Begleiter des Gebirgswaldes, der reich an Beeren und Pilzen ist.
Wild findet sich in den großen Wäldern des Erzgebirges noch zahlreich.
Bei Moldau liegt das königliche Jagdschloß Rehefeld.
Landwirtschaft und Viehzucht. Der Ackerbau zieht sich im Erzgebirge bis § 73.
auf den ftamm hinauf, bei Oberwiesental bis in eine Höhe von mehr als 1000 m.
Der Gneis begünstigt durch seine leichte Verwitterungsfähigkeit die Bildung der
Ackerkrume am meisten. Da das östliche Erzgebirge vorwiegend Eneisgebiet ist, so finden
sich hier die ausgedehntesten Felder. Ungünstiger ist das Glimmerschiefer- und Granit-
gebiet der Mitte und im W. Hier treffen wir daher vorwiegend Waldungen.
Auf vielen Feldern besitzt der Ackerboden noch nicht die Stärke von 15 cm
und ist häufig sehr mit Steinen gemischt. Kartoffeln, Roggen und Hafer
sind die drei Hauptprodukte des erzgebirgischen Ackerbaues.
Man pflegt im Erzgebirge bei der Bestellung der Acker mit den Feldfrüchten zu
wechseln und nach einer Reihe von Jahren das Feld als Weideland brachliegen zu lassen.
Zahlreich sind die Futterwiesen, die sich namentlich in den höheren
Lagen finden und bei reicher Bewässerung saftigen Graswuchs geben. In der
Viehzucht steht die Rindviehzucht obenan, aber weit der des Vogtlandes nach.
Obstbäume treten um so mehr zurück, je höher man ins Gebirge hinauf- § 74.
kommt, da oben das Reifen ausgeschlossen ist. Der im Liede des Erzgebirglers
eine große Rolle spielende Vogelbeerbaum ist dort der Baum am Hause,
der Baum der Landstraßen.
Bergbau. Einst stand der Bergbau des Erzgebirges in hoher Blüte. § 75.
Bereits im 12. Jahrhundert begann in der Freiberger Gegend der Abbau
der reichen Silbererze. Überall wurden neue Gruben erschlossen, das Erz
ward der Lebensquell, der nach und nach zahlreiche neue Gründungen her-
vorrief, wie die alten Bergstädte Annaberg2, Schwarzenberg, Schneeberg,
Altenberg, Marienberg, Johanngeorgenstadt^, Oberwiesental, Jöhstadt und
auf böhmischer Seite Gottesgab und Ioachimstal. Der Silberbergbau
prägte der Gegend sein Bild auf, doch war auch die Blei-, Kupfer- und Eisen-
gewinnung bedeutend.
Neben den Huthäusern türmten sich hohe Schutthalden auf. Gräben führten den
Pochwerken und Wäschen das Betriebswasser zu. Eisenhammerwerke und Hochöfen
besorgten die Weiterverarbeitung der Erze.
1 Der Abschlag des Fichtenwaldes geschieht durchschnittlich nach 80 Jahren, worauf
die Wiederaufforstung erfolgt.
2 Gegründet Ende des 15. Jahrhunderts am Fuße des Schreckenberges.
^ Aus Böhmen vertriebene protestantische Bergleute gründeten die Stadt.
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