Die deutschen Landschaften und Stämme. 41
im Herzen Deutschlands Leipzig (600 000 @.), im O. Breslau (510 000 E.). Die
gleiche günstige Randlage besitzen die Städte Aachen (155000 E.), Düssel-
dorf (360000 (5.), Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (300 000 E.),
Braunschweig (145000 E.), Magdeburg (280 000 E.), Halle (180 000 E.),
Dresden (über y2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen
Gebirgsland und Ebene begünstigte hier die Bildung großer Gemeinwesen.
b) Die mittlere Zone der Sandlandschaften, Seen und Moore. Nordwärts
der Lößzone nehmen ausgedehnte Sandflächen, die den Schmelzwassern der Glet-
scher entstammen, weite Strecken ein; sie sind entweder Heiden (z. B. die Tuchler
Heide an der Brahe in Westpreußen und die Gegend um Lüneburg) mit vorwalten-
der Schafzucht oder erbringen nur mäßige Ernten an Kartoffeln, an Roggen,
Gerste oder Hafer. Ausgedehnte Reviere sind mit Kiefernwaldungen bedeckt.
Stellenweise wechselt in diesem Teil der Niederung mit dem dürren Sand
tonreicher Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Land-
manns besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Ackerbau-
gebiete.
Im nw. Teil der Mittelzone wird der Abfluß des Wassers auf den Sandflächen
vielfach gehemmt; daher finden sich hier häufig Moore, deren hauptsächlichsten
Produkte Tors, Buchweizen und spärliches Getreide sind.
Im ganzen ist die Mittelzone der Nordgermanischen Niederung wenig ertrags-
sähig. Dagegen eignet ihr eine Verkehrslage von höchster Wichtigkeit; ist
sie doch das Bindeglied zwischen den Staaten Ost- und Westeuropas.
Demzufolge entstand hier, und zwar hauptsächlich in der großen Tiefland-
mulde, die einst das gemeinsame Bett der norddeutschen Ströme als Sammelbecken
der Gletscherwässer am Rand der Vereisung gewesen (s. S. 42), namentlich an jenen
Stellen, wo sich mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen
Verkehrs schneiden, die zweite Reihe wichtiger Siedlungen des Germanischen
Tieslands: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt a. O.,
Küstrin, Posen (155 000 E.), Bromberg, Thorn. Im Herzen der Niederung
erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des Deutschen
Reichs, Berlin (2 Mill. E. Groß-Berlin fast 4 Mill. E.). Insbesondere mit der
Ausdehnung des Verkehrs kamen auch die Vorzüge der geographischen Lage Berlins
immer mehr zur Geltung. Heute ist es nicht nur der politische Vorort des Deutschen
Reichs und die drittgrößte Stadt der Welt, sondern auch ein Brennpunkt wirt-
schaftlicher und geistiger Kultur, die größte Industriestadt Deutschlands und eine
der großen welthistorischen Metropolen, in denen die Völkergeschicke entschieden
werden.
c) Die Küstenzone. Art der Küste, wo Schlamm und Schlick des Meers sich
mit den jüngsten Ablagerungen der Flüsse vereinigen, bildete sich der schwere Mar-
schenboden, der sich wie ein Saum um das belgische, holländische und deutsche
Binnenland legt und fette Wiesen und goldne Weizenfelder trägt. Hier an den Ge-
staden des Meers, wo der Welthandel seine Stapelplätze hat, liegt die dritte Städte-
folge der Niederung: Emden, Bremen, Hamburg, Kiel (210000 E.), Lübeck
Stettin (235 000 E.), Danzig (170 000 E.) und Königsberg (250 000 E.).
Bevölkerung. Die deutschen Küsteninseln der Nordsee und die Marschen-
küste vom Dollart bis zur dänischen Grenze bewohnt der kerndeutsche Stamm der
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands_Leipzig Breslau Minden Hannover Braunschweig Magdeburg Dresden Westpreußen Lüneburg Westeuropas Potsdam Berlin Frankfurt Posen Bromberg Thorn Berlin Groß-Berlin Berlins Deutschlands Emden Bremen Hamburg Kiel Stettin Danzig Königsberg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 43
Friesen, der unserer Kriegs- und Handelsflotte die trefflichsten Matrosen liefert,
der durch seine Deichbauten dem Meer den fruchtbaren Schwemmlandboden der
Marschen abgerungen, ihn mit Gehöften und Dörfern besiedelt hat und durch muster-
hafte Feldwirtschaft zu Wohlstand, ja Reichtum gelangt ist.
Das ganze Westelbische Gebiet erfüllen, abgesehen von den Inseln und Küsten-
strichen, die Niedersachsen, der größte und wichtigste Volksstamm des Tieflands.
Der vielfach von dürrer Geest oder ödem Moor gebildete Boden zwingt zu harter,
wenig lohnender Arbeit, verlangt große Wirtschaftsgebiete und begünstigt die Einzel-
siedlung. So manche Charaktereigenschaften des Niedersachsen erklären sich hieraus,
so namentlich sein gemessenes Wesen, seine Vorsicht, seine ernste, ruhige Gemütsart,
seine Einfachheit und Bestimmtheit auf der einen Seite, Selbstbewußtsein und hoher
praktischer Sinn, gepaart mit starker Freiheitsliebe, auf der andern Seite, Eigen-
schaften, die in der ruhmvollen Geschichte der Niedersachsen von Hermann dem Che-
ruskersürsten bis zu den Befreiungskriegen und namentlich in den berühmten Staats-
männern und Geschichtschreibern, die diesem Boden entsprossen sind (Stein, Har-
denberg, Bismarck; Möser, Schlosser, Niebuhr, Curtius), glänzend hervortreten.
Dagegen war der sächsische Boden für Entfaltung der Künste weniger günstig.
(Hebbel und Reuter.)
Ebenfalls zum großen Teil von Sachsen besiedelt jist -das Ost-
elbische Land; es war seit dem Ausgang der Völkerwanderung slavisch, ja selbst
über die Elbe hinaus in das Gebiet der Altmark und des Obermains waren Slaven
gedrungen und seßhaft geworden. Unter den großen Sachfenkaifern und später unter
den Hohenstaufen begann die Wiedergermanisierung des Ostens, das größte
nationale Werk des deutschen Volkes im Mittelalter, das indessen noch heute nicht
vollendet ist. Polen bevölkern noch großenteils Oberschlesien, Posen und West-
Preußen, Teile des frühern Königreichs Polen; gegen hunderttaufend Mafuren
sind in Ostpreußen seßhaft, ebenso die noch etwas zahlreichern Litauer. Diese
gehören dem Stamm der Letten an, der den Slaven verwandt ist. Die Kolo-
nisation des überwiegend deutschen Ostpreußen war das große Werk des Deutsch-
ritterordens.
Erwerbszweige. Im Ostdeutschen Tiefland (Ostelbien) überwiegt die
Land Wirtschaft. Roggen- und Kartoffelbau waltet in den n. Provinzen vor, ge-
mifchter Anbau in Schlesien, und zwar in beiden Gebieten vorherrschend in Form
des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntweinbrennerei
und Pferdezucht. Doch entfaltet auch die Industrie mehrorts eine bedeutsame
Wirksamkeit. Abgesehn von den großen Werften an der Küste, blüht die Tuch-
industrie besonders in der Mark Brandenburg, so in Luckenwalde, Kottbus, Guben,
dann in Görlitz in Schlesien; Berlin selbst ist die größte Industriestadt des Reiches.
Staßsurt hat große Salzlager, die Provinz Posen Braunkohlenlager, die Samland-
küste liefert Bernstein, Rügen Kreide.
Im Westdeutschen Tiefland wird an der Kultivierung der Moore eifrig
gearbeitet. (S. I S. 56.) Mehrfach sind auch schon in öder Landschaft wohlhabende
Moorkolonien (Fehnkolonien) aufgeblüht. Das glänzendste Beispiel ist Papenburg
in Hannover. Auch die Heide weicht mehr und mehr der Kultur. Große Strecken
werden aufgeforstet oder berieselt und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft
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Extrahierte Personennamen: Hermann Bismarck Niebuhr Curtius Hebbel Reuter Bernstein
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
119"
7. Politische Ubersicht über die Norddeutschen Staaten.
A. Die Provinzen des Königreichs Preußen.
K 179. Abgesehen von dem Stadtkreis Berlin und dem Fürstentum
Hoh'enzollern wird Preußen für die Verwaltung in zwölf Provinzen geteilt,
diese wieder (außer Schleswig-Holsteiu) in mehrere Regierungsbezirke.
1. Die Provinz Ostpreußen hat zu vier Fünfteln deutsche und evangelische
Bevölkerung. Im 3 wohnen etwa 300000 das Polnische redende Masnren,
im No etwa 100 000 Litauer. Die Pferde- und Rinderzucht ist bedeutend.
Der Handel ist beengt, da die russischen Zölle das Hinterland abschließen.
Die Küste fällt an vielen Stellen steil zum Meere ab.
Aufgabe. Ordne — ohne dies einzuprägen — die Städte nach den Regie-
rungsbezirken Königsberg, Gumbinnen, Allenstein!
§ 180. 2. Die Provinz Westpreußen besteht aus dem mit Zuckerrüben
reich bebauten Weichseldelta und den höher gelegenen sandigen Gebieten.
Die Bevölkerung ist zur Hälfte evangelisch, zu zwei Dritteln deutsch; ein
Drittel ist polnisch, da Westpreußen einst zu Polen gehörte. Im Nw
heißen die Bewohner Kassubeu.
Aufgabe. Ordne die Städte nach den Regierungsbezirken Danzig und
Marienwerder!
Aufgaben über Ost- und Westpreußen. 1. Nenne die Grenzen beider
Provinzen! 2. Was ist hinsichtlich der Boden- und Küstenbildung beiden
Provinzen gemeinsam? 3. Verbinde die Südostspitze Schlesiens mit der
Ostgrenze Westpreußens und bestimme danach die Lage Ostpreußens zum
übrigen Deutschen Reich! 4. Welche Flüsse gehen zur Ostsee, welche zur
Weichsel? 5. Nenne die wichtigsten Seen! 6. Suche (in beiden Provinzen) die
dir aus der Geschichte bekannten Orte auf! 7. Sprich im Zusammenhang über
beide Provinzen nach folgender Ordnung: 1) Lage, 2) Grenzen, 3) Bodenunter-
schiede, 4) Gewässer, 5) Bevölkerung und Beschäftigung, 6) Städte, 7) Geschichtliches.
§ 181. 3. Die Provinz Pommern. — Aufgaben. 1. In welche beiden Teile
zerlegt die Oder die Provinz? 2. Vergleiche beide Teile hinsichtlich ihrer
Größe! 3. Was ist über die Richtung der vom Höhenzuge kommenden
Flüsse zu sagen? 4. Wo fließt die Peene, wo die Persante? 5. Welche
Städte liegen in Vorpommern, welche in Hinterpommern? 6. Ordne die
Städte nach den Regierungsbezirken Stettin, Köslin, Stralsund!
7. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 182. 4. Die Provinz Schleswig-Holstein. Das „meerumschlungene"
Schleswig-Holstein bildet nur einen Regierungsbezirk. Die fast ganz evan-
gelische Bevölkerung ist bis zur Flensburger Förde deutsch, im N dänisch.
Die Haupterwerbsquelle ist die Viehzucht, da das Land Seeklima mit
reichen Niederschlägen hat und von allen deutschen Landschaften am Wald-
ärmsten ist. Die Mitte ist sandiges Weideland, fruchtbar find die Ränder,
am fruchtbarsten ist die Marsch an der Westküste.
Aufgaben. 1. Bestimme Lage und Grenzen! 2. Vergleiche die Provinz
mit den anderen preußischen Provinzen hinsichtlich ihrer Lage zum Meere!
3. Wo durchzieht der Baltische Landrücken die Provinz? 4. Worin besteht
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Königsberg Allenstein Danzig Marienwerder Schlesiens Westpreußens Ostsee Pommern Hinterpommern Stettin Stralsund Schleswig-Holstein Baltische
120
C. Länderkunde.
die Schönheit der Ostküste? 5. Wie sind Nord- und Ostsee miteinander
verbunden? 6. Welche Städte liegen an der Ostsee, welche an der Nordsee?
7. Wie Aufgabe 7 in § 180.
Zeichnung: Die Provinz Schleswig-Holstein. Zn berücksichtigen:
Der Kaifer-Wilhelm-Kaual, die Inseln Fehmarn und Alfen, die Buchten
der Ostküste nebst Städten, die Halligen, die Nordfriesischen Inseln.
§ 183. 5. Die Provinz Posen. Posen ist die ebenste aller preußischen
Provinzen mit zum Teil fruchtbarem Weizeuboden. Drei Viertel des Bodens
sind Ackerland, Wiese, Weide oder Garten, etwa ein Fünftel ist Wald.
Pferde- und Schafzucht blühen. Es ist halb so dicht bevölkert wie Schlesien,
reichlich 60 E. kommen auf 1 qkm. Im wenig fruchtbaren W wohueu
Deutsche, im 0 und 80 Poleu. Die größere Hälfte spricht das Polnische
und ist römisch-katholisch.
Aufgaben. 1. Bestimme die Grenzen der Provinz! 2. Welche alten Fluß-
lause liegen in Posen, und wie sind sie sür den Verkehr nutzbar gemacht?
3. Ordne die Städte nach den Regierungsbezirken Posen und Bromberg!
4. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 184. 6. Die Provinz Schlesien. Schlesien hat eine zusammengesetzte
Bevölkerung. Von den reichlich 5 Mill. E. sind über 1 Mill. Polen
(Oberschlesien), 60000 Mähren, 25 000 Wenden (Lausitz), 15000 Tschechen.
Aufgaben. 1. Weise nach, daß die Provinz wie ein Keil in slawische
Gebiete eingeschoben ist! 2. Wie weisen Gebirge, Flüsse und Bodenverteilung
auf die Verbindung mit Preußen? 3. Welche natürlichen Bodenabschnitte
enthält die Provinz? 4. Welche Städte liegen an Flüssen, welche abseits
der Flüsse im Gebirge oder in der Ebene? 5. Ordne die vorgekommenen
Städte nach den drei Regierungsbezirken Oppeln, Breslau, Liegnitz!
6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 185. 7. Die Provinz Brandenburg. Größe 40000 qkm, reichlich
6 Mill. E., davon über 2 Mill. in Berlin. Durchschnittlich 103 auf 1 qkm..
Die Provinz umfaßt das Tieflaud zu beideu Seiten der Oder bis zur
unteren Havel und Elbe. Mit der fruchtbaren Ukermark reicht sie auf die
Mecklenburgische Seenplatte.
Der Boden ist zwar gut bewässert, aber meist sandig und teilweise
morastig. Sehr ausgedehnt sind die Kiefernwälder. Die Haupterwerbs-
quelle der Bewohner, die fast sämtlich der evangelischen Kirche angehören,
bildet die vornehmlich auf die Bedürfnisse Berlins eingerichtete Bewirt-
schaftnng des Bodens, ferner Schafzucht und die Verarbeitung der Wolle.
Weil in Brandenburg durch Wafferstraßen und Eisenbahnen Rohstoffe und
Kohlen leicht beschafft werden können, ist die Provinz eins unserer
größten Industriegebiete geworden, dessen Mittelpunkt Berlin ist.
Aufgaben. 1. Wo liegt der Boden am tiefsten? 2. Wo bilden Flüsse die
Grenze?" 3. Welche Städte liegen a) an der Oder und Warthe, b) an der
Spree und Havel, c) abseits von Flüssen? 4. Ordne die Städte nach den
Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt a. O.! (Berlin bildet einen
Verwaltungsbezirk für sich.) 5. Sprich im Zusammenhang über Berlin (Lage,
Geschichte, Bedeutung)! 6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Nordsee Posen Schlesien Posen Bromberg Oberschlesien Oppeln Breslau Liegnitz Berlin Berlins Brandenburg Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Berlin
50. Sächsische Kulturebene zwischen Halle a. S. und Kothen mit dem Petersberg.
Eine der reichsten Gegenden unseres Vaterlandes liegt zwischen Halle a. S. und Kothen. Der waldlose und baumarme Boden zwischen der Saale und Mulde ist äußerst
fruchtbar und besonders ergibig an Zuckerrüben, die links auf dem Bilde ausgehoben, abgeschnitten und in Ochsenwagen abgefahren'werden zu der Zuckerfabrik, deren
beide Schlote links vor der Windmühle sich emporrecken. Die Schollen der Äcker, deren Ernte vor der Dieme rechts gedroschen wird, werden von den vier Scharen des
Dampfpfluges tief umgebrochen, ufii bald neue Saaten aufzunehmen. Links an der Bahn fördert eins der zahlreichen Bergwerke, auf die der 250 m hohe Petersberg
herabschaut, Braunkohlen zutage.
o
Ö
c
W
s
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90
C. Länderkunde,
A. Das Ostelbische Flachland.
Die Bodeiifvrm ist vielgestaltiger als im Westelbischen Flachlande. Da
sich zwischen den beiden Landrücken der Boden zu einer Mulde senkt und
vor dem Nördlichen noch ein Küstenstrich an der Ostsee liegt, so unterscheidet
man vier Landstriche! den Südlichen Landrücken, die Tieslands-
mulde, die Baltische Seenplatte und die Ostseeküste.
Der Südliche Landrücken.
§ 138. Der Südliche Landrücken steht an Höhe und Geschlossenheit
dem Baltischen nach. Er heiß tin Niederschlesien östlich der Oder Katzen-
gebirge oder Trebnitzer Höhen, westlich Niederlausitzer Höhen,
in Brandenburg Fläming. Jenseits der Elbe setzt er sich in der Lüne-
burg er Heide bis an die Nordsee fort und besteht an vielen Stellen aus
sandigen Heideflächen mit Wacholdern und Kiefernwäldern. Ans den gün-
stigeren Bodenstrecken mit Lehmboden wird überall Ackerbau getrieben; der
Obstbau ist stellenweise bedeutend, und in der Gegend von Grünberg sind
die Hügel mit Wein bestanden. Außerdem hat sich auf dem mittleren Teile
eine rege, durch Einwanderung von Flandern her begründete Tuchindustrie
entwickelt, deren Hauptorte Sagan, Sorau, Forst, Gubeu, Kottbus und
Luckenwalde siud.
2. Die Tieflandsmulde.
§ 139. Aufgaben. Beachte den gleichmäßigen Verlauf der Flüsse nach
folgenden Fragen! l. Wo fließen Weichsel und Oder in nordwestlicher Richtung?
2. Welche Ähnlichkeit zeigen die Flußstrecken Thorn—bromberg und Küstrm—
Oderberg sam Finow-Kanal) ? 3. Wie laufen von diesen Punkten die beiden
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92
C. Länderkunde.
Durch die in dem Nördlichen Landrücken vorhandenen Niederungen brach
das Wasser sich Bahn und schuf so die Unterläufe der Oder und Weichsel,
die in ihrem Lauf große Ähnlichkeit haben. Nachdem im Gebiet der alten
Flußläufe jahrtausendelang ein unwirtliches Nebeneinander von Sand und
Sumpf bestanden, schuf die rastlose Tätigkeit der Herrscher Preußens durch
Trockenlegung und Äanalbau andere Verhältnisse.
Durch Friedrich Wilhelm I. wurde das Havelläudische Luch entwässert,
wodurch ein vortreffliches Wiesenland gewonnen wurde. Au den höher ge-
legenen Stellen wurde der Ackerbau ausgenommen. Eine großartige Schöpfung
war die Trockenlegung und Rodung des Oderbruches durch Friedrich den
ö9. Straße des Dorfes Leipe im Spreewalde.
Der Tpreewald bestand früher meist aus Eichen. Diese sind gerodet, und der weit gröhere Teil des Waldes
ist in vorzügliche Wiesensluren, in Gemüseäcker und Gärten verwandelt. Im Rest des Waldes herrscht
die Erle, auch Esche und Weide gedeihen üppig. Jedes Gehöft nimmt meist eine Insel ein. Die von
Schlingpflanzen umrankten Wohnungen sind Blockhäuser mit Strohdächern.
Großeu, der stolz sagen konnte: „Hier habe ich eine Provinz erworben, für
die ich keine Soldaten zu halten brauche." Nach dem Siebenjährigen Kriege
unternahm der König die Kultivierung des Netze- und Warthebruchs,
wo eine völlig veränderte Gegend entstand: die Stadt Bromberg, die jetzt
58 000 E. zählt, war damals ein elender Ort mit 500 E. Die Kulturarbeit
setzte sich fort in den die Oder und Elbe verbindenden Kanälen, von denen
der Große Kurfürst 1650 mit dem Müllrofer Kanal den ersten angelegt
hatte, liberall wurden alte Flußläufe benutzt. Der Bromberg er Kanal
verband Brahe und Netze, und dadurch wurde der Wasserweg geschaffen,
auf dem das Holz der russischen Wälder nach dem Innern Preußens gelangen
konnte. Der Finow-Kanal verbindet Oder und Havel, an ihm liegt Ebers-
walde mit einer Forstakademie. Zweimal werden die Havelläuse verbunden
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
98
C. Länderkunde,
H 150. An der Elbmündung, dort, wo von W her die hohe Geest
unmittelbar an die Nordsee tritt, folgt Cuxhaven, von den Hamburgern
ums Jahr 1300 angelegt, um dem See- und Strandraub der Kllsteubewohner
entgegenzutreten. Heute ist es eine sehr wichtige befestigte Marinestation.
Auf der Insel Neuwerk baute Hamburg den ersten deutschen Leuchtturm.
Hamburg gegenüber liegt Harburg mit bedeutenden Gummifabriken.
Zwischen beiden Städten vermitteln die großen Elbbrücken und der neue
Elbtunnel den Verkehr.
Aufgabe. Suche in der Heimat eine Fläche, die den Hamburger Hasen-
anlagen an Größe etwa gleichkommt!
Zeichnung: Die Elbe von Magdeburg bis zur Mündung. Neben-
ftiiffe: Havel, Ilmenau, Schwinge.
5. Die Baltische Seenplatte.
§ 151. Aufgaben. — 1. Erkläre den Namen! 2. Welche Flüsse durch-
brechen die Seenplatte? Welche Hauptabschnitte entstehen dadurch? 3. Wie
ändern sich Breite, Höhe und Seenbedeckung in der Richtung von 0 nach W?
4. Wie wechselt, die Breite des Küstenstreifens? 5. Welche Flußtäler liegen
nördlich von der Preußischen Seenplatte? 6. An welcher Küste verläuft der
Landrücken in Schleswig-Holstein?
§ 152. a) Die Preußische Seenplatte. Aus dem Tieflande der unteren
Weichsel steigt der Boden auf zu den Oberländischen Seen. Sie liegen
zwischen einem mannigfaltig gegliederten Hügelland und stehen durch
den Oberländischen Kanal mit dem Flüßchen Elbiug in Verbindung.
Hier liegt Elbing, bekannt durch seine Maschinenwerkstätten und durch
die Schiffswerft von Schichau. Unter den waldumkränzten Seen, denen
das Land Mafureu seine Schönheit verdankt, ist der Spirdingsee einer
der größten Deutschlands. Im 3 und No liegen große Waldgebiete,
„Heiden" genannt, die Rominter sim No) und die Johannisburger Heide,
mit sast 1000 qkm das größte zusammenhängende Waldgebiet Preußens.
In den tiefer gelegenen Teilen, besonders am Unterlauf des Pregels
und der Memel, finden sich ausgedehnte Wiesen- und Weidegebiete mit
vortrefflicher Viehzucht. Im ebenen Pregelgebiet liegt Trakehnen mit
berühmtem Gestüt. In einer Sumpflandfchaft des Memeldeltas wird noch
der Elch gehegt. Die Landschaft Litauen ist ein Teil des früheren Groß-
fürstentums Litauen, das sich von der Memel bis zur Düna erstreckte.
Die alte Hauptstadt Tilsit liegt am Flußübergang und hat die größte
deutsche Holzbörse. stilsiter Käse!)
Aufgaben. 1. Welche drei größeren Flüsse entfließen den Seen nach N?
2. Wo liegt die Quelle der Memel, und wie heißt der Fluß auf russischem
Gebiet? 3. Vergleiche die Memelmündung mit der des Pregels!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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105
Das Ostdeutsche Tiesland.
Rücken kommt vom'„Oberland" die Drewenz, die auf einer kurzen Strecke die Grenze bildet;
die übrigen Flüsse erreichen gleich nach ihrer Entstehung Rußland.
2 a. Fruchtbarkeit der Seenplatten. Der durch Berg und Tal meist lebhaft
bewegte Nordabhang ist vielfach fruchtbar, da häufig der Geschiebe-Ton
freiliegt; der Südabhang ist einförmiger und meist von ausgespülten Gletscher-
Sanden überlagert (z. B. die sandige Priegnitz, zum Teil Brandenburg, zum
Teil Mecklenburg angehörig); wenig fruchtbar ist die ganze Pommersche Seen-
platte (viel Schaf- und Gänseweide; pommersche Gänse!). — Die fruchtbarsten
Gebiete sind: 1. Ostholstein (Wagrien), 2. die Nordwest-Ecke Mecklen-
bnrgs an der Lübecker Bucht, 3. die Uckermark, links von der Oder, ihr
gegenüber 4. der „Pyritzer Weizacker", 5. das große Mittelstück des Ost-
preußischen Rückens. — Die Pommersche und namentlich die Preußische
Platte weisen gewaltige Wälder auf (die Tucheler Heide auf der Pommerschen
Platte, aber in Westpreußen, 80 km laug; die Johannisburger Heide
zwischen den ostpreußischen Seen im Lande der slawischen Masnren, 50 km lang;
die Rominter Heide im äußersten Osten, wohin auch noch Wölfe aus Rußland
herüberkommen; bekannt durch die kaiserlichen Jagden). — Das Samland Ost-
preußens (zwischen den beiden Haffen) ist durch feinen Bernstein bekannt.
Bernstein findet man auch an anderen europäischen Küsten, z. B. an der Nordsee, an Dal-
matiens und Siziliens Küste, auch auf dem Festland, z. B. in Schlesien, aber nirgends tritt er
in solcher Menge und Güte auf wie hier. Er findet sich in einer zur Brannkohlen-(Tertiär-)For-
mation gehörigen Erdschicht, die man wohl die „blaue Erde" nennt, und die im Samlaud an 30 m
unter der Oberfläche liegt. Die Hanptgewinnnngsart ist der bergmännische Betrieb bei Palm-
nicken, 1 km von deri „Berusteiuküste" (zwischen Pillan und Brüsterort). Bei Stürmen spült
auch die See Bernsteine an den Strand, auch fischt man sie aus dem Wasser heraus.
2 b. Fruchtbarkeit der beiden großen Quertäler. Sowohl die Oder wie die
Weichsel, die beide aus dem Urtal nach Norden abbiegen, haben fruchtbare Täler,
die Weichsel ganz besonders in ihrem 50 km langen Delta, dem 1500 qkm großen,
völlig ebenen Werder (Karpatenschlamm!), das die Dentsch-Ordensritter aus einem
Sumpfe zum „Garten Preußens" machten. Aber im Frühjahr droht oft Über-
schwemmnngsgefahr durch Deichbruch. Die von Süden hertreibenden Eismassen
verstopfen dann im Norden, wo das Eis noch eine feste Decke bildet, dem Wasser
den Weg! Das ist besser geworden, seitdem man der Weichsel mittels eines 300 m
breiten Kanals einen direkten nördlichen Weg in die Ostsee gab (bei Schiewenhorst).
Die alte (Danziger) Weichsel ist seitdem ein toter Flußarm, doch wird durch Schleu-
sen dafür gesorgt, daß Flußschiffe längs ihr nach Danzig gelangen können.
Städte im Gebiet des Nördlichen Höhenzuges.
a) An der Oder: Schwedt O, mit Tabak- und Zigarrenfabriken; ein Jahrhundert lang
der Sitz der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt. — Stettin siehe § 68 d.
d) An der Weichsel: Thorn sehr starke Festung, nahe der Grenze. — Unweit des Weichsel-
knies an der Brahe Promberg Ausgangspunkt des Bromberger Kanals nach der Netze. —
Kulm O, am Rande des fruchtbaren Kulmerlaudes gelegen. — Graudenz □, mit der Festung
out biete, 1807! Rechts abseits von der Oder an einem kleinen Nebenflüßchen der Regierungs-
sitz Marienwerder O. Art der Nogat Marienburg O; das herrliche mittelalterliche Schloß
war früher die Residenz des Ordensmeisters vom deutschen Ritterorden I f. Text u. Bill, l, § 701. _
Art der Oder: Tirschau O, mit zwei mächtigen Weichselbrücken, doppelt so lang wie die Ham-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Das Ostdeutsche Tiefland.
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e) Auf der Pommerschen Platte, und zwar 1. in Pommern: Pyritz, im fruchtbaren
Pyritzer Weizacker. — Stargard /X (Alte Burg) an der Jhna, alte Hauptstadt von Hinter-Pom-
mern (15. Meridian, Mitteleuropäische Zeit). — Neustettiu, in der Pommerschen Schweiz. —
(Köslin, Stolp und Lauenburg siehe §68b.) — 2. Ju Westpreußen: Tuchel, am Südrand der
112 km langen Tucheler Heide (Kiefernwald). — 3. In Posen, am Südrand der Platte: Schneide-
mühl O-
f) Anf der Ostpreußisäieu Platte: die Schlachtörter Preuße Eylau und Friedland,
1807! — Jnstcrburg A, an der Verewigung der Pregelquellslüsse, wichtiger Bahnknoten. —
Gumbinnen O, an einem Quellfluß des Pregels, Regierungssitz; ostwärts das größte preußische
Landesgestüt, Trakehnen; Eydtknhnen, Grenz- und Zollort (jenseits der Grenze das russische
Wirballen). — Südl. vou Gumbiuuen in der Rominter Heide das kaiserliche Jagdhaus Theer-
bude. — Ganz im Südosten der Provinz Ly ck O. — Allenstein O, an der Alle (Nebenfluß des
Pregel), Regierungssitz. — Tannenberg, südwestl. von Allenstein, Schlacht 1110.
c) Der Südliche Höhenzug.
§ 71 Den Südlichen Höhenzug lernten wir bereits in seinen einzelnen Teilen kennen.
Es sind 1. die kohlen- und erzreiche Oberschlesische Platte (Tarnowitzer Höhen)
mit ihren Industriestädten (§ 58), 2. die sandigen Hügel, die Schlesien durch-
ziehen (Katzenberge und Niederschlesische Heide) §58, 3. die Nieder-
Lausitz (§57a), 4. der wasserarme, unfruchtbare Rücken des Flä ming mit Lucken-
walde O, dem Hauptsitz der dortigen Tuchweberei, 5. die sandige Platte der
Alt mark (frühere Mark Nordsachsen, Ausgangspunkt des Preußischen Staates)
mit dem wichtigen Bahnknoten Stendal /X und 6. die Lüneburger Heide
(§ 65). Ein Gebiet ist immer noch sandiger als das andere, und die Lüneburger
Heide setzt allen die Krone auf. Auf dem schleichen Anteil und in der Lausitz ist
der Boden zur Hälfte mit Wald bestanden, also immerhin noch gut ausgenutzt;
in der Lüneburger Heide war der Waldbestand vor der Neuaufforstung auf '/20
herabgesunken.
Städte im Gebiet des Südlichen Höhenzuges.
a) Auf der Oberschlesischen Platte (s. §62?.)
b) Im Gebiet der Katzenberge, der Niederschlesischen Heide und der Nieder-
lansitz. — In den Katzenbergen oder Trebnitzer Höhen Trebnitz und Oels (s. § 62 e). — In
der Niederschlesischen Heide die Tuchweberstädte Sprottan, Sagau und Sorau (s. §62 f).—
In der Niederlausitz die Brandenburgischen Tuchweberstädte Kvttbns, Forst, Guben und außer-
dem Spremberg, mit Brauukohleugrubeu (s. § 62 a).
c) Im Gebiet des Fläming der Tuchweberort Luckenwaldes und das kleine Jüter-
bog, noch mit alter Ringmauer, Fabrikstadt; (südl. davon der Schlachtort Bennewitz, 1813!). —
Am Südrand Wittenberg (s. §56b).
d) In der Altmark (Provinz Sachsen): Ter Bahnknoten Stendal O, Tangermünde O
a. d. Elbe, noch mit mittelalterlichen Mauern und Toren; Salzwedel O, eine alte Hansastadt.
e) In der Lüneburger Heide (s. §66c).
d) Die Senkung zwischen den beiden Höhenzügen
(oder das Gebiet der großen Talungen; die Provinzen Brandenburg und Posen).
£ 72 Das Gebiet der großen Talungen oder der Urströme wird vom Nördlichen und Süd-
lichen Höhenzug eingeschlossen. Da diese sich nach Westen hin einander nähern, so wird das Taluugs-
gebiet nach dieser Richtung immer schmäler. Die gewaltigen Gletscherwasser spülten unendliche
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