Zur Geschichte und Kulturgeschichte.
1. Dir germanische Politik des Augustus.
Reden und Aufsätze von Theodor M o m m s e n. Berlin, 1905.
Wenn der Staat das Volk ist und die Vollendung des menschlichen Da-
seins es fordert, daß die zusammengehörigen Stämme, sei es durch freiwilligen
Entschluß, sei es durch den unwiderstehlichen Zwang außerordentlicher Ver-
hältnisse, sich zu einem Staat zusammenfassen, so ist das entsprechende negative
Gegenbild die dauernde Unfreiheit und Dienstbarkeit einer zu eigener Herr-
schaft und Herrlichkeit geschaffenen Nation. Es ist den Römern beschieden
gewesen, wie viele andere politische Phasen und Institutionen, so auch diese
beiden Gegensätze mit einer Schärfe und einer Großartigkeit zu gestalten, die
diesen ihren Bildungen gewissermaßen den Charakter der Allgemeingültigkeit
verleiht, dem Volksstaat wie der Völkerfrone, dem populus Romanus nicht
minder wie der provincia populi Romani.
Auch das römische Volkstum, jener populus, ist nicht mit leisem Druck,
nicht mit milder Hand zusammengefügt worden; die öden Täler Samniums,
die verkümmerten Reste des einst im glänzenden Städteschmuck prangenden
großen Griechenlands, Capua, das für seinen Versuch mit Rom zu wetteifern
zum Dorf herabgesetzt ward, konnten davon erzählen, daß in Italien das
Einigungswerk nicht mit dem schonenden Messer des Arztes durchgeführt
worden war. Und dennoch war dieses Einigungswerk eine große segens-
und zukunftsreiche Tat. An dem römischen Bürgermut brach die über-
legene Zivilisation der Phönikier, das unvergleichliche Genie ihres großen
Führers. Daß nicht Kunst und Geist, sondern der entschlossene Mut eines einigen
Volkes die mächtigste Macht aus der Erde ist, das zeigen die beiden größten
Kriege der Weltgeschichte, der Hannibalische Italiens und der neue nord-
amerikanischer Bürger gegen die Sklavenaristokratie. Das nomen Latinum
ist die erstgeborene der Nationalitäten, welche frei in und durch sich selbst zum
Staat zusammengefaßt wurden.
Aber wo die Götter walten, sind die Teufel nicht fern. Der populus
Romanus schuf sein Gegenstück, die provincia populi Romani. Wie dies ge-
kommen ist, wie das neugeschaffene italische Volk auf den heillosen Weg geführt
Lehmann, Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten, Vii. Teil. 1
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Theodor_M Lehmann
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Griechenlands Capua Italien Hannibalische_Italiens
168
Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode.
Op 8i so wol dar an gezemen,
daz wir’z dem Ouwaere nemen
und geben ime daz lörzwi.
sit aber noch niemen körnen si,
der ez billicher süle hän,
so helfe iu got, so läze wir’z stän.
wir’n suln ez niemen läzen tragen,
siniu wort ensin vil wol getwagen,
sin rede ensi ebene unde sieht,
op lernen schöne unde üfreht
mit ebenen sinnen dar getrabe,
daz er dar über iht besnabe.
vindaere wilder maere l,
der maere wildenaere,
die mit den ketenen liegend
und stumpfe sinne triegent,
die golt von swachen sacken
den kinden kunnen machen
und üz der bühsen giezen
stoubine mergriezen:
die bernt uns mit dem stocke schade,
niht mit dem grüenen meienblate,
mit zwigen noch mit esten.
ir schade der tuot den gesten
vil selten in den ougen wol.
op man der warbeit jehen sol,
dane gät niht guotes muotes van,
dane lit niht herzelustes an:
ir rede ist niht also gevar,
daz edele herze iht lache dar.
die selben wildenaere
si müezen tiutaere
mit ir maeren läzen gän:
wir enmugen ir da nach niht verstau,
als man si hoeret unde siht;
sone hän wir ouch der muoze niht,
daz wir die glöse suochen
in den swarzen buochen.
Noch ist der värwaere mer:
von Steinahe Bliker 2
diu siniu wort sind lussam.
si worhten frouwen an der ram
von golde und ouch von siden,
man möhte s' undersniden
mit kriecheschen borten. —-
Wen mac ich nü mer üz gelesen?
ir ist und ist genuoc gewesen
vil sinnec und vil rederich.
von Veldeken Heinrich
der sprach üz vollen sinnen:
wie wol sanc er von minnen!
wie schöne er sinen sin besneit!
ich waene, er sine wisheit
üz Pegases urspringe nam,
von dem diu wisheit elliu kam.
i’ ne hän sin selbe niht gesehen;
nu hcere ich aber die besten jehen,.
die dö bi sinen jären
und sit her meister wären,
die selben gebend im einen pris,
er impete daz erste ris
in tiutescher zungen:
dä von sit este ersprungen,
von den die bluomen kämen,
dä si die spaehe üz nämen
der meisterlichen fünde;
und ist diu selbe künde
sö witen gebreitet,
so manege wis geleitet,
daz alle, die nu sprechend,
daz die den wünsch dä brechend
von bluomen und von risen,
an Worten unde an wisen.
Der nahtegalen der ist vil,
von den ich nü niht sprechen wil:
siue hoerent niht ze dirre schar,
dur daz sprich’ ich niht anders dar,
wan daz ich iemer sprechen sol:
si kunnen alle ir ambet wol
und singend wol ze prise
ir süeze sumerwise;
ir stimme ist lüter unde guot,
1 Wolfram von Eschenbach.
2 Ein wenig bekannter pfälzischer Dichter.
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Extrahierte Personennamen: Steinahe_Bliker Heinrich Heinrich Wolfram_von_Eschenbach
23. Walther von der Vogelweide.
201
Die höheren Lebensjahre stimmen den Dichter ernster: sein Minne-
lied ist fast ganz verstummt; er klagt in herben Tönen über den Verfall
der Minne, der Zucht und heitern Fröhlichkeit, über die Vergänglich-
keit und Nichtigkeit alles Irdischen, die ihm bei einem Besuche
seiner Jugendheimat besonders auffällt. Sein Sinn richtet sich auf himm-
lische Dinge; er sehnt sich nach dem Heiligen Lande, in der freudigen
Hoffnung, daß dort all sein Leid gestillt, und seliger Friede über ihn
kommen werde. Ob er jedoch an dem Kreuzzuge Friedrichs (1228) teil-
genommen hat, ist zweifelhaft. Noch erhebt sich seine Muse zu einem
Marienleich voll würdiger Kraft und erhabener Feierlichkeit, da rafft ihn
der Tod, etwa gegen das Jahr 1230, dahin. Er fand die letzte Ruhe-
stätte auf dem stillen, von einem Kreuzgange umschlossenen Hofe des neuen
Münsters zu Würzburg 1.
Verfall der Sangcskunjl.
Owe hovelichez singen,
daz dich ungefüege dcene
selten ie ze hove verdringen !
daz die schiere got gehoene!
owe, daz din wirde also ge-
liget,
des sint alle dine friunde untre,
daz muoz eht so sin, nü si also:
frö 2 Unfuoge, ir habt gesiget.
Der uns freude wider brsehte,
diu reht und gefüege wsere,
hei wie wol man des gedachte,
swä man von im seite msere!
Weh dir, höffsch edles Singen,
Daß dich ungefüge Töne
So von Hof zu weichen zwingen!
Ob sich Gott dir nie versöhne?
Weh, wie nun dein Preis danieder-
liegt !
Keinen deiner Freunde sieht man froh:
Muß es denn so sein, so sei es so:
Unfug, du hast obgesiegt.
Wer uns Freude wieder brächte,
Die der rechten Kunst entspränge.
Wie man rühmend sein gedächte,
Wo sein Name nur erklänge!
1 Nach einer handschriftlichen Sage soll Walther in seinem Testamente verfügt
haben, daß auf seinem Grabstein den lieben Vögelein täglich dreimal Weizenkörner
und in vier eingehauenen Löchern Wasser gegeben werden sollte. Die Grabschrift
im Kreuzgange lautete:
Pascua qui volucrum vivus, Walthere, fuisti,
Qui flos eloquii, qui Palladis os, obiisti!
Ergo quod aureolam probitas tua possit habere,
Qui legit, hic dicat »Deus, istius miserere!“
Der du die Vögel fo gut, o Walther, zu weiden verstandest,
Blüte des Wohllauts einst, der Minerva Mund, du entschwandest!
Daß nun der himmlische Kranz dir Redlichem werde beschieden,
Spreche doch, wer dies liest: „Gott gönn' ihm den ewigen Frieden!"
(Simrock.)
2 frö — frouwe (Frau).
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Geyer.
3
reits 1491 urkundlich als nicht mehr vorhanden bezeichnet, wahrscheinlich war sie
durch Brand zerstört worden. Bezüglich des Glockengusses fehlen allerdings gleich-
zeitige Nachrichten; auch ist in dem bekannten Manifest, welches der Kurfürst am
Jakobitagc (26. Juli) 1455 erließ, vorn Glockenläuten nicht die Rede. Peter
Albinus ist der älteste bekannte Chronist, der den Prinzenraub ausführlich erzählt,
und er sagt in seiner Neuen Meißnischen Chronik (1580): „Es haben sich die
Hofleute nicht gesäumet, sondern von Stund an in alle Gegenden geschickt und
sind zum Teil selbst ausgeritten, den Sturmschlag in allen Städten und Dörfern
angehen lassen, daß also das ganze Land rege wurde." Albinus, als geborner
Schneeberger, kannte die Gebrauche des Erzgebirges; er wird wohl nicht ohne
Grund voin Sturmläuten berichtet haben.
Das wichtigste Zeugnis giebt uns der um die Geschichtsforschung in Geyer
so hochverdiente Pastor Blüher, der der Prinzenglocke eine besondere Aufmerksam-
keit gewidmet hat und der den Umguß der Glocke auf Kosten des Kurfürsten für
wahr hält. Nach demselben waren auf der einen Seite der Glocke die Bildnisse
der beiden jungen Fürsten angebracht, auf der andern Seite sah man Kunz auf
der Erde liegend und das Pferd am Zügel haltend, daneben den Fürsten Albrecht
und den Köhler. Oben um die Glocke stand der Vers:
Filiólos Curt abripiebat Saxonis: Ergo
Redditionem hoc aes Christiparae memorat.
und unten:
Aufugiente Ducum plagiario rupta, sed Alrai
Ensiferi sumtu sinn reparata Patris.
A. Mcccclyi.
Blüher hat beide Distichen in folgender Übersetzung wiedergegeben:
Kurt entführte die fürstlichen Prinzen, die himmlische Jungfrau —
Diese Glocke bezeugt's — gab sie uns gnädig zurück.
Ob des fliehenden Räubers der Prinzen laut stürmend zersprang ich.
Doch aus fürstlichem Schatz ward ich wieder verjüngt.
Im Jahre 1580 besichtigte Herzog Albrecht die Prinzenglocke. Sie wurde
nach der Zerstörung der St. Niklaskirche im Turme der Lorenzkirche aufgehängt.
Die Freude über die schöne Glocke ist nicht von langer Dauer gewesen, schon
1535 ist sie abermals zersprungen. Der Umguß der neuen großen Glocke hat
im Jahre 1539 stattgefunden, ob mit Beisteuer Heinrichs des Frommen, wie
vermutet wird, ist nicht erwiesen, er geschah jedoch unzweifelhaft in der berühmten
Hilligerschen Gießhütte in Freiberg. Die große Glocke ist 1,60 m ijod), ihr
Durchmesser beträgt 1,80 m, ihr Ton gilt allgemein als ausgezeichnet. In dem
breiten Laubwerkfries, das sie umgicbt, sind kleine Medaillons angebracht, die
Karl V., Ferdinand I. nebst Gemahlinnen re. darstellen. Vorzüglich gelungen ist das
Rundbildnis Heinrichs des Frommen, wovon wir auf der Bildertnfel eine Abbildung
bringen. Außerdem ist noch der Bibelspruch Johannes 3: Also hat Gott die
Welt re. und die Jahreszahl 1539 auf der Glocke angebracht. Die Angaben
über die Schwere der Glocke sind schwankend, ein Glockengießer versicherte mir,
daß sie über 100 Zentner wiegen müsse. Sei dem, wie ihm wolle, die Geyersche
Gemeinde hängt mit großer Liebe an ihrer Glocke. Dies zeigte sich besonders
im Jahre 1839, als die dreihundertjährige Geburtstagsfeier derselben feierlich
begangen wurde. Und noch heute ruft der eherne Mund der großen Prinzenglocke
die Gemeinde zum Gotteshause und begleitet mit ihrem Schwünge des Lebens
wechselvolle Stunden! Hermann Lungwitz.
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Extrahierte Personennamen: Geyer Peter
Albinus Albinus Schneeberger Albrecht Curt Alrai
Ensiferi A._Mcccclyi Albrecht Albrecht Heinrichs Heinrichs Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I. Heinrichs Heinrichs Hermann_Lungwitz
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zweiter Abschnitt.
Das Drbrn im tzaule.
I. Familienleben und bauswirtschaftlicher Ginn.
22. Kaussegen.
Mo Glaube, da Hirbf,
Mo Lifbr, öa Friröp,
Mo Frisör, öa Srrrrn,
Mo Legen, da Gott,
Mo Gott, keine Fat.
23. Wein Wateryaus.
In Straßburg und Köln, in Frankfurt und Berlin habe ich viele schöne
Häuser gesehn. Da waren solche mit Türmchen und Balkon, mit Pfeilern
und Hallen, mit zierlichen Figuren und prachtvollen Läden. Da waren auch
große, herrliche Paläste, wo Fürsten und reiche Leute wohnen, wo Palmen
hinter den Fenstern grünen, von lieblicher Musik umrauscht, wo Purpur und
Seide, Gold und Silber, Diamanten und Juwelen zu Hause sind. Da habe
ich auch Kirchen und Dome gesehen, majestätische Bauwerke, die ich mit Ehr-
furcht und Bewunderung angestaunt.
Und dann? Und dann ist immer wieder vor meine Seele ein Haus
getreten — so ganz anders wie diese. Es hat nicht Türmchen und Balkon,
die auf Marmorpfeilern ruhen. Es steht nicht in Straßburg und Berlin, hat
nicht Palmen noch Springbrunnen; keine Diamanten und Juwelen zieren
seine Räume. Es liegt weitab vom Lärm und Glanz der Städte, weitab
von der Straßenbahn und von elektrischem Licht; auch weitab vom Geräusch
der Landstraße, wo die Automobile und Motorräder vorübersausen — wo's
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Mo_Gott
Extrahierte Ortsnamen: Mo_Lifbr Straßburg Frankfurt Berlin Straßburg Berlin
173
Iv. Beruf und öffentliches Leben.
155. D’r alt Foerschter vum „Heidekopf“.
(Straßburger Mundart.)
1. Pfingschte! ruefe d’Voejelstimme
Üs’m Eichwald nab in’s Dhaal,
D’Angelmuck, ’s Heimisel, d’Imme
Singe Alii im Choral,
Weichi Kiricheglocke saime
Ihre Klang in d’Andacht nin, —
Wache uff, die wo noch draime,
Pfingschte lacht im Sunneschin.
2. Pfingschte! rueft vum Baam e
Zisel, *)
Pfingschte! d’Schwaelmle üs’m Schöpf,
Un bim klaane Foerschterhisel
Dort am Fueß vum „Heidekopf15)
Lüschtert uff de Buechewelle,
Matt vum erschte Morjegang,
Schun d’r „Arie“3) in de helle
Doen vum nette Voejelsgsang.
3. Un vum klaane Nocbbersflecke
Doent’s im Wald üs vollem Hals;
Mit’m Raenzel, mit ’m Stecke
Geht e junger Burscht uff d’Wals; *)
Er aa hoert de Gsang vum Zisel,
Schwer wurd’s Herz un schwer d’r
Fueß —
Noch e Blick uff’s Foerschterhisel,
In d’r Heimet noch e Grueß.
4. Uff d’r Buechewell, d’r Foerschter,
Sieht wie schwer em’s Furtgehn fallt;
Martin! rueft’r, nit as Erschter
Losch im Stich de Heimeiswald,
Viel dhuen in de Wolike d’hinte
Schloofe, doch e Sunn wie bitt
Soli dir uff de Haamwäy züende
W enn ’mol d’Pfingschtglock widder litt.
5. Pfingschte! rueft’s Johr druff e Zisel,
Un d’r Martin kummt jetz haarn;
Dort bim klaane Foerschterhisel
Leyt e Grab am Dannebaam, —
Schwer wurd’s Herz, d’Gedanke saime
Draehne in de Bodde nin. —
Wache uff, die wo noch draime,
Pfingschte lacht im Sunneschin!
Albert Matthis. („Ziwwelbaamholz“).
156. Der beste Empfehlungsbrief.
Auf die Anzeige eines Kaufmanns, durch welche ein Laufbursche
gesucht wurde, meldeten sich 50 Knaben. Der Kaufmann wählte sehr rasch
einen unter denselben und verabschiedete die andern. „Ich möchte wohl
wissen," sagte ein Freund, „warum du gerade diesen Knaben, der doch
keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte, bevorzugtest?" „Du irrst," lautete
die Antwort; „dieser Knabe hat viele Empfehlungen. Er putzte seine
Fuße ab, ehe er ins Zimmer trat, und machte die Tür zu; er ist daher
sorgfältig. Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten, lahmen
Manne, was seine Herzensgute und Aufmerksamkeit zeigt. Er nahm
seine Mutze ab, als er hereinkam, und antwortete auf meine Frage schnell
und sicher; er ist also höflich und hat gute Lebensart. Er hob das
') Zisel —Zeisig; 2) „Heidekopf“=Berg bei Niederbronn i. E.; 3) „Arle“=Name
des alten Försters; 4) Wals=\Vanderschaft.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Erschter
Losch Haamwäy Martin Albert_Matthis
26
„Ei sag mir's doch, du liebes Spätzchen,"
sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
„Willst mich holen — Gott befohlen!"
Fort flog eilig das Spätzchen.
43. Wie das Finklein das Bäuerlein im Scheuerlein besucht.
(Güll.)
„Bäuerlein, Bäuerlein: Tiktiktak!
Hast 'neu großen Habersack,
hast viel Weizen und viel Kern,
Bäuerlein, hab' dich gar zu gern!
Bäuerlein, Bäuerlein: Tiktiktak!
Komm zu dir mit Sack und Pack,
komm zu dir nur, daß ich lern',,
wie mau ausdrischt Korn und Kern.
Bäuerlein, Bäuerlein: Tiktiktak!
Ei, wie ist denn der Geschmack
von dem Korn und von dem Kern,
daß ich's unterscheiden lern'?"
Bäuerlein, Bäuerlein spricht und lacht:
„Finklein, nimm dich nur in acht,
daß ich, wenn ich dresch' und klopf',
dich nicht treff' auf deinen Kopf!
Komm herein und such und lug,
bis du satt hast und genug,
daß du nicht mehr hungrig bist,
wenn das Korn gedroschen ist."
44. Der Kikeriki-Hahn.
(Hoffmann von Fallersleben.)
Wenn wir des Morgens früh aufstehn
und dann nach unsern Hühnern sehn,
dann lock' ich meinen Hahn zu mir:
„Ei lieber Hahn, wie geht es dir?
Ei sag, warum
bist du so stumm?"
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]