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der älteren Verfassung, so wie seine Briefe für die Geschichte
seiner Zeit als Quellen dienen. Überdies enthalten die Schrif-
ten der Redner, Dichter, Philosophen, Geographen, Grammatiker
re. noch eine Menge zerstreuter Nachrichten.
Unter den neuern Schriftstellern verdient besonders genannt
zu werden: B. G. Niebuhr, der das Gebäude einer kriti-
schen Geschichte Roms aufzuführen versuchte, mit welchem eine
ganz neue Epoche für die Behandlung der römischen Geschichte
begann. Seine „Römische Geschichte" erschien in den Jahren
1811 und 1812 in zwei Theilen, die bis zum Jahre 416 der
Stadt führen. Eine zweite völlig umgearbeitete Ausgabe erschien
1827 und 1830, wozu nach Niebuhr's Tode aus dessen Nach-
lasse im Jahre 1832 ein dritter Theil kam, der bis zum Ende
des ersten punischen Krieges reicht.
Fried. Kortüm, Röm. Geschichte von der Urzeit Ita-
liens bis zum Untergange des abendländischen Reichs. Heidel-
berg 1843.
H. E. Apel, Geschichte des röm. Staats. Leipzig 1843.
Fr. Fiedler, Geschichte des röm. Staates und Volkes,
3. Aust. Leipzig 1839.
P. Kobbe, Röm. Geschichte. Leipzig 1839.
Göttling, Geschichte der röm. Staatsverfassung. 1840.
I. H. Ernesti, Das Römerreich. 1836.
K. D. Hüllmann, Römische Grundverfassung. 1832.
K. L. Blum, Einleitung in Roms alte Geschichte. 1828.
W. Wachsmuth, Die ältere Geschichte des röm. Staa-
tes. 1819. »
C. Peter, Zeittafeln der röm. Geschichte. 1841.
§. 10. Einteilung und Übersicht der Geschichte
der Römer.
Darin unterscheidet sich die Geschichte der Römer wesentlich
von der Geschichte aller übrigen Völker, daß sie fast immer nur
eine Stadtgeschichte bleibt. Wohl haben einzelne Völker unter
großen Führern mächtige Reiche gegründet; so die Perser unter
Cyrus, die Macedonier unter Alerander dem Großen: daß aber
eine einzige Stadt sich nach und nach die Herrschaft fast über
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Niebuhr Fiedler Aust P._Kobbe H._Ernesti K._D._Hüllmann K._L._Blum W._Wachsmuth C._Peter Cyrus Cyrus
§♦ 1. Geographische Übersicht Italiens.
Italien bildet eine große längliche Halbinsel, welche fast in der
Form eines Reiterstiefels von Norden nach Süden 163 Meilen
weit in das Mittelmeer ausläuft. Dieses Mer umfließt die
Halbinsel von drei Seiten und führt auf jeder noch besondere
Namen., Auf der nordöstlichen Seite bis zur Meerenge bei
Hidruntum in Calabrien wird es nach der Stadt Adria Adria-
tisch es Meer, ehemals auch das obere Meer (maro supe-
rum) genannt, und der nordöstliche Theil desselben ist der Meer-
busen von Triest (sinus Tergestinus). Auf der südöstlichen Seite,
von Hidruntum bis zur sicilischen Meerenge, heißt es das Jo-
nische Meer und bildet den Busen von Taranto (sinus Ta-
rentinus); auf der südwestlichen das untere Meer (mare
inferum) im Gegensätze zu dem oberen Meere; es hieß auch
wohl das au so nische, tyrrhenische, tu sei sch e und li-
gustische Meer, weil Länder mit diesen Namen längs der
Küste sich ausbreiteten. Der nördlichste Busen dieses Meeres hieß
damals der ligustische (sinus Ligusticus), jetzt „Busen von Genua."
Nur im Norden hängt Italien mit dem übrigen europäi-
schen Festlande zusammen. Hier bilden die Alpen mit ihren
riesigen schneebedeckten Scheiteln gleichsam den Wächter der Grenze.
Diese gewaltige Gebirgsmasse hat sich vom ligustischen Meerbu-
sen aus längs der ganzen Grenze von Frankreich, Helvetien und
Deutschland bis nach Pola in Istrien hinauf beinahe in einem
1*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Pola
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Hidruntum Calabrien Adria_Adria- Triest Hidruntum Genua Italien Frankreich Helvetien Deutschland Istrien
4
Halbkreise um Italien herumgelegt. Die einzelnen Äste und
Zweige, welche ans diesem großen Gebirgsstocke auslaufcn, füh-
ren in verschiedenen Gegenden verschiedene Namen. Zn der
westlichen Alpen kette gehören: die Seealpen vom ligusti-
schen Meere bis zum Berge Vesulus (Visa); die Kottischen Al-
pen bis zum Berge Cenis; sie sind so benannt worden nach
Cottius, der hier zur Zeit des Kaisers Augnstus, dessen Bun-
desgenosse er war, ein kleines Königreich besaß; und die graischen
(so benannt nach einer kleinen griechischen Kolonie) oder savoyi-
schen Alpen bis zum Montblanc, dem Riesen der europäischen
Berge. — Zu den Mittel- oder Centralalpen werden ge-
rechnet: die penninischen oder Walliser Alpen bis zum St. Gott-
hard(n>on8 Adüla); die lepontinischen oder Granbündner Alpen,
und die rhätischen oder Tproler Alpen (bis zum Großglockner). —
Die östliche Kette endlich besteht aus den norischen oder salz-
burger- und steierschcn Alpen (bis zur Donau bei Wien); ans
den karnischen oder kärnthischen Alpen (bis zum Terglu); und
aus den jütischen oder krainschen Alpen, die sich bis zum adria-
Meere hinziehen.
Ein Seitenstock der Scealpen sind die Apenninen. Die
scs ist das Hauptgebirge Italiens und bildet gleichsam den Rük-
ken desselben. Es durchzieht in südöstlicher Richtung das ganze
Land und theilt die ohnehin schmale Halbinsel der Länge nach
fast in zwei gleiche Hälften. In Unteritalien, an der Quelle
des Bradanus, theilt es sich in zwei Arme. Der westliche reicht
bis zum Vorgebirge Zephirium (Spartivento); der östliche bis
zum Vorgebirge Jappgium (Leuca). Selbst die Gebirgsketten
Siciliens gehören zu diesem ansehnlichen Alpenzweige, der sich
erst mit dem Vorgebirge Passaro auf vorgenannter Insel endi-
get und, einige Biegungen miteingerechnet, eine Länge von 180
Meilen hat. Die Apenninen sind nicht so hoch und rauh als
die Alpen, und stellenweise ziehen sich Waldungen bis zu ihrem
Gipfel hinauf. Am höchsten ist der Gebirgsstock in Mittelitalien,
zwischen den Mündungen der Tiber und des Aternus, in den
jetzt sogenannten Abruzzen, wo die steilsten Bergkuppen eine Höhe
von 8000 Fuß haben und von Oktober bis März mit Schnee
bedeckt sind. Der Westrand der Apenninen ist vulkanischer Na-
tur. Davon zeugen hier die vielen aus ausgebrannten Kratern
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Donau Wien Italiens Unteritalien Jappgium_(Leuca Mittelitalien
42
machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl-
ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen
Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt
den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten-
losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die
Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er-
folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen,
welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen
gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht.
Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt
ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden,
und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche
von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft,
die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von
Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter-
graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von
Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein
Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll,
sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht
bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar
Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent-
wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen
und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür-
dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe.
Dritter Ieitraum.
Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr.
Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe-
rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all-
mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als
auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann
ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden:
Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai-
sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180.
Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des
Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Sulla Cäsar Julius_Cäsar
Octavianus Cäsar Marc_Aurel Augustus
_____43_________
Thronfolger überschreiten alle Grenzen der Mäßigung und trei-
den mit dem Vermögen und dem Leben der edelsten Bürger ein
grausames Spiel. Es entsteht eine zügellose Soldatenherrschaft,
und die Prätorianer verfügen selbst über den Thron. Erst Vespa-
sian stellt die Ordnung wieder her, die auch von seinen Nachfol-
gern, den einzigen Domitian ausgenommen, bis zum Jahre 180
aufrecht erhalten wird; und das Reich blühet wieder auf.
Zweiter Abschnitt: Vom Tode des Kaisers Marc Aurel
bis zur Alleinherrschaft des Kaisers Conslantin, 324. — Commodus
zerstört die Früchte der Negierung seiner weisen Vorgänger,
und das Verderben reißt furchtbar um sich. Die Prätorianer
setzen nach Willkür Kaiser ein und ab und tobten die wenigen
Bessern, welche den Versuch wagen, die verfallene Mannszucht
wiederherzustellen. Kaiser stehen gegen Kaiser auf, und das
Reich sinkt immer tiefer.
Dritter Abschnitt: Vom Kaiser Consiantin bis zum Un-
tergänge des abendländischen Ucichcs 476 nach Chr. — Eonstantin
verlegt den Sitz der Regierung nach Eonstantinopel und ordnet
und beruhiget das Reich. Allein unter seinen Nachfolgern sinkt
es wieder; und als die Ströme der Völkerwanderung die Gren-
zen durchbrechen, kann es sich nur durch Miethstruppen noch
eine Zeitlang schützen. Durch die gänzliche Trennung der orienta-
lischen und occidentalischen Hälfte, welche nach dem Tode des
Theodosius erfolgt, wird die letztere immer mehr den Einfällen
der fremden einbrechenden Völker bloßgestellt. Eine Provinz nach
der andern geht verloren. Endlich, durch Lasterhaftigkeit völlig
geschwächt und der Wiedergeburt unfähig, fällt Rom im Kampfe
hier mit der verjüngenden Religion des Menschengeschlechts, d e m
Ehristenthum, dort mit dem überschwellenden Strome der
naturkräftigen Germanen, im Jahre 476 nach Ehr.')
') Dr. C. Peter, Zeittafeln der rom. Geschichte. Halle 1841.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
. Erster Zeitraum.
Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.)
§. 11. Vomulus. 754—716.
Die Bevölkerung Roms war anfangs nur klein, erhielt
aber bald einen bedeutenden Zuwachs durch neue Ankömmlinge
aus der Umgegend. Romulus, der erste König, inachte nämlich
den capitolstischen Hügel zu einer Freistatt (Asyl) von Landes-
flüchtigen aus andern Städten Italiens. Hier fand Jeder, wel-
cher Lust hatte, Aufnahme und genoß des Schutzes der römischen
Anbauer: Freie und Sklaven, Schuldlose und Verbrecher ohne
Unterschied. Nur eines noch fehlte der jungen Bürgerschaft —
Weiber. Nomulus schickte deshalb Gesandte nach den benach-
barten Städten und ließ um Heirathsverträge anhalten; aber
überall wurden sie abgewiesen. Ja, man fragte sogar höhnisch:
warum zu Rom nicht auch für schlechte Weiber ein Asyl eröff-
net wäre; das erst würde Gleichheit in der Ehe bringen!
Hierüber entrüstete sich Romulus und nahm seine Zuflucht zu
einem Gewaltstreiche. Er veranstaltete zu Ehren des Gottes
Neptun ein glänzendes mit Aufzügen und Wettkämpfen verbun-
denes Fest, die Consualia, und ließ die Bewohner sämmtlicher
Nachbarstädte dazu einladen. Sie folgten dieser Einladung,
und vor Allen fanden sich die Sabiner mit ihren Weibern und
Töchtern zahlreich ein.' Und während sie nun alle in harmloser
Fröhlichkeit den Festlichkeiten zuschauten; da plötzlich stürzten auf
ein gegebenes Zeichen die rüstigsten Römer in den Haufen der
Zuschauer und raubten die Töchter der herübergekommenen Gäste.
Die bestürzten Eltern flohen jammernd und weheklagend nack-
allen Seiten auseinander.
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7
K. 3 Oberitalien.
Dieses wurde erst zur Zeit des Augustus zu Italien ge-
rechnet und viele Militairkolonien in demselben gegründet. Es
umfaßte drei Landschaften: Liguria, Gallia eisalpina oder togata
und Venetia nebst Carnia und Jstria.
1. Liguria umfaßte zur Zeit des Augustus den Küstenstrich,
welcher im Norden vom Po, im Osten von der Trebia und
Macra, im Westen vom Varus und im Süden vom ligustischen
Meere begrenzt wird. Die Bewohner btefer, Gebirgsgegend be-
schäftigten sich vorzüglich mit der Jagd und trieben auch schon
einen ziemlich lebhaften Handel. Genua war ihr Haupthandels-
platz. Dahin brachten sie ihre Waaren, besonders Thierfelle,
Holz und Honig. Dort erschienen auch schon die Karthager, diese
Waaren abzuhohlen, vor allen aber die Massilier, die hier eine
eigene Stadt, Nicäa, das heutige Nizza, gründeten. Bei Vada
Sabatia, dem heutigen Savöna, fangen die Seealpen an.
2. Gallia cisalpina, d. i. das diesseits der Alpen gelegene
Gallien, hat seinen Namen von den Galliern erhalten, die schon in
alter Zeit, lange vor dem berühmten Zuge des Hannibal, über die
Alpen gegangen waren und die alten Einwohner des Landes,
die Tusker, aus diesen fruchtbaren Ebenen vertrieben hatten.
Die neuen Bewohner nahmen mit vielen römischen Kolonisten
auch römische Sitten und Gebräuche an; und von dem Anlegen
der Toga insbesondere, der Nationaltracht der Römer, erhielt das
romanisirte Gallien auch den Namen Gallia togata, im Gegen-
satz zu dem jenseitigen Gallien, welches liraeoata genannt wurde,
weil die Bewohner die bei den Römern ungebräuchlichen Hosen
(braoeas) trugen. Die Landschaft war außerordentlich fruchtbar
und voll blühender Städte, welche einen lebhaften Verkehr trie-
den, der durch den Padus oder Po sehr befördert wurde. Die-
ser ist der Hauptstrom des Landes. Er theilt dasselbe der Länge
nach in zwei Theile. Der nördliche heißt Gallia transpaüana
oder das jenseits des Po gelegene Gallien, der südliche Gallia
eispaüana oder das diesseits gelegene.
In dem ersteren, dem nördlichen Theile, strömen aus den
Alpen mehre Flüsse dem Po zu und nehmen alle ihren Lauf
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Liguria Augustus Varus Gallia Hannibal
46
während schon die Pfeile herüber und hinüber flogen, und die
Männer niederstreckten; da plötzlich stürzten sich die geraubten
Sabinerinnen mitten zwischen die streitenden Gatten und Väter,
fleheten zu diesen, sie nicht zu Wittwen, zu jenen, sie nicht zu
Waisen zu machen. Dieser Anblick rührte die Heere und ihre
Führer. Es erfolgte eine tiefe Stille. Gerührt traten die bei-
derseitigen Führer in die Mitte und schlossen Friede und, Freund--
schaft. Fortan sollten die Sabiner des Titus Tatius, Quinten
genannt, mit den Römern zu einer Bürgerschaft vereinigt sein,
hundert Sabiner Mitglieder des von Romulus gestifteten Senats
werden, und beide Könige gemeinschaftlich regieren. Aber nur
. fünf Jahre dauerte die gemeinschaftliche Negierung. Als Titus
Tatius bei einem Opferfeste in Lavinium erschlagen worden war,
blieb Romulus allein König, und es war beschlossen, es solle
fortan nur ein König sein, und dieser in wechselnder Ordnung
von dem einen Volke aus dem andern gewählt werden. Beide
Stämme führten seit ihrer Vereinigung den Namen: „Das
Volk der Römer und der Quirlten."-)
Zu diesen beiden gleichberechtigten Volksstämmen gesellte
sich frühzeitig ein dritter, die Luceres, wahrscheinlich Etrus-
ker,^) die aber den beiden ersten an Rechten nicht gleichstanden
2) Populus Romanus (et) Quirites, woraus später populus Rom.
Quhitium entstand. Nach der völligen Verschmelzung der beiden Volks-
stämme in einander blieb Romani im Allgemeinen der historische und
politische Name der Römer nach außen, gegen andere Völker; Quirites
der politische nach innen, in Beziehung auf den eigenen Staat und die
Mitbürger als ein Ganzes, und somit die übliche Anrede an die Bürger
als solche. — Wovon übrigens die mit den Römern vereinigten Sabiner
den Namen „Quinten" führten, ist ungewiß. Einige meinen, von ihrer
Hauptstadt Cures, andere von dem Orte Quirium, der auf einem Hügel lag,
der selbst hiernach der quirinalische genannt wurde; andere endlich von der
Sabinerlanze quiris, so daß Quirites ursprünglich Waffengenossen bedeutete.
3) Hiernach leiten Cicero und Andere folgerichtig den Namen Lu-
ceres ab von Lucumo, als einem Anführer derselben und Bundesgenossen
des Romulus; und diese Ableitung wird um so glaublicher, als Lu-
cumo von den Römern in den Vornamen Lucius umgeändert ist, und
Lucumvnen überhaupt an der Spitze etruskischer Volksabtheilungen stan-
den. Livius dagegen sagt: Lucerum nominis et originis causa incerta
est. — Unter den Neuern hält Niebuhr sie für die von dem dritten Kö-
nige Roms, Tullus Hostilius, nach Rom verpflanzten Albaner.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Titus_Tatius Romulus Titus
Tatius Populus_Romanus Livius Tullus_Hostilius
47
und lange Zeit hindurch weder Sitz noch Stimme im Senate
hatten. Aus der Verbindung dieser drei Stämme bildete sich
der römische Staat.
In der Sage erscheint Romulus nicht bloß als der Stifter
Roms, sondern auch als der Gründer der ältesten Verfassung
desselben. Jedoch manche Einrichtungen, die er selbst getroffen
haben soll, waren erst das Ergcbniß allmäliger Entwicklung und
Fortbildung; andere waren schon vorhandene, altitalische, die in
den neuen Staat eingeführt wurden. In der ältesten Zeit be-
stand die Bevölkerung Roms aus zwei Ständen: aus freien
Bürgern, welche den neuen Staat mit gestiftet hatten und welche
als solche alleinige Grundbesitzer und Inhaber aller Ehrenrechte
waren; und aus Clienten ^) oder Hörigen. Letztere waren erb-
unterthänige Leute der Altbürger Roms, und standen unter dem
besonderen fast väterlichen Schutze ihrer Gutsherren, die deshalb
auch Patrone genannt wurden. Die meisten Clienten bekamen
von ihren Patronen Ländereien zur Nutznießung und übernah-
men dafür verschiedene Verpflichtungen. Unter andern mußte
der Client mit beitragen zum Brautschatze, wenn die Tochter
des Patron heirathete, zum Lösegelde, wenn der Patron in Ge-
fangenschaft gerathen war. Der Patron dagegen mußte seinem
Clienten in allen Angelegenheiten mit Rath und That zur Seite
stehen, ihn vor Gericht vertreten, kurz er mußte für ihn sorgen,
wie ein Vater für seine Kinder. Es war natürlich ehrenvoll,
viele Clienten zu haben; lag doch schon hierin das Zutrauen
ausgesprochen, das man zu der Einsicht und Redlichkeit des Pa-
trons hatte. Neben den Clienten bildeten M) mit der Zeit, theils
durch Niederlassung einzelner Ankömmlinge aus der Umgegend,
theils durch die Verpflanzung ganzer Bürgerschaften eroberter
Städte nach Rom, Hierselbst ein dritter Stand, die freie Ge-
meinde der Plebejer, die an Masse die Altbürger weit überwog.
Dagegen blieben diese im ausschließlichen Besitze aller Rechte und
Privilegien. Nur sie hatten Theil an der Negierung, nur sie
hatten den Nießbrauch der Staatsländereien (agri publici); nur
4) Der Name Client ist von xliw, duo, abzuleiten und bedeutet
Hörige; patronus von pater. „Patronus ab antiquis cur dictus sit, ma-
nifestum ; quia ut patres filiorum, sic hi numeravi inter dominos clien-
tum consueverunt.“ Fest.
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9
jetzt versandet. Diese Stadt war seit Honorius oft die Residenz
römischer Kaiser, später Sitz der ostgothischen Könige und zuletzt
eines griechischen Statthalters, welcher hier unter dem Titel Er-
arch regierte.
3. Venetia. Nach der von Augustus getroffenen Einthei-
lung begriff man unter diesem Namen nicht nur das Land der
V e n e t e s, sondern auch das der C a r n i und I st r i. Die Haupt-
flüsse sind hier: Athesis (Etsch), der Medoäcus maior (Brenta)
und Medoäcus minor (Bacchiglione); die Plavis (Piave); Li-
quentia (Livenza); der Tilaventus (Tagliamento) und der Son-
tius (Jsonzo), die alle aus den Alpen kommen und von Norden
nach Süden dem adriatischen Meere Zuströmen. Die eigentlichen
Veneter, welche den westlichen Theil der Küste bewohnten, ge-
hörten wahrscheinlich zum illprischen Volkstamme, obgleich sie sich
selbst für Abkömmlinge der alten Trojaner ausgaben. Begün-
stigt durch ihre Lage trieben sie schon früh lebhaften Handel und
gelangten zu einem außerordentlichen Wohlstände. Aus Furcht
vor den benachbarten Celten unterwarfen sie sich freiwillig den
Römern, und alle ihre Städte bekamen deshalb die Rechte der
römischen Municipien. Die Hauptstadt war Pa tavium (Padua)
am Medoäcus, der Sage nach von Trojanern unter Antenor
gegründet, der Geburtsort des Livius. Wegen ihrer Größe und
ihres Reichthumes galt sie unter dem Kaiser Tiberius für die
zweite Stadt des Reiches; ferner Verona, an beiden Seiten der
Etsch, Geburtsort des Dichters Catullus, des ältern Plinius und
des Baumeisters Vitruvius. Unter den vielen noch vorhandenen
Überresten aus der Römerzeit ist besonders merkwürdig ein ziemlich
gut erhaltenes Amphitheater. In der Nähe von Verona lag auch
das Dorf Hostilia, der Geburtsort des Cornelius Nepos.
Neben den Venetern, im heutigen Friaul, saßen die Carni,
ein Volk ungewisser Abkunft, das von Augustus unterworfen
wurde. In ihrem Lande lagen Aquileja, welches 452 n. Ehr.
von Attila zerstört wurde, und Forum Julii, das heutige Friüli.
Mit den Carni wurden auch die Jstri unterworfen. Zu den
Städten dieser gehörten Tergeste, das heutige Triest, und Pola,
die als römische Kolonie den Namen kieta« llulia erhielt.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Venetia Augustus Augustus Tiberius Cornelius_Nepos Augustus Attila Pola