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1. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 209

1910 - Leipzig : Wunderlich
Lamprecht, Karl, 1856 in Jessen a. d. Schwarzen Elster geboren, entstammt dem evangelischen Pfarrhause. Vorgebildet auf dem Gymnasium zu Wittenberg und der Fürstenschule zu Psorta, studierte er in Göttingen, Leipzig und München. Nach Abschluß seiner Studienzeit ward er Probekandidat am Friedrich-Wilhelm- Gpmnasium zu Köln, habilitierte sich 1880 in Bonn, wurde 1881 nach Mar- bürg und 1891 nach Leipzig berufen, wo er jetzt noch wirkt. Allgemeine An- erkennuug fand sein „Deutsches Wirt- schaftslebeu im Mittelalter", während fein großartig angelegtes Hauptwerk, die ,,Deutsche Geschichte", neben aufrichtiger Bewunderung den schärfsten Widerspruch weckte. Das Werk liegt in 12 Bänden, denen sich 3 der jüngsten Vergangenheit gewidmete Ergänzungsbände zugesellen, abgeschlossen vor. L. ist „der bedeutendste Vertreter jener kulturgeschichtlichen For- schungsweise, die sich die Ergründnng der historischen Entwicklung des mensch- lichen Seelenlebens in seinen vielseitigen Äußerungen zum Ziel gesetzt hat und von diesem Grunde aus alles geschichtliche Werden in umfassender Betrachtung zu begreifen strebt." „Gegenüber einer Be- trachtungsweise, die vornehmlich in den Individuen die bewegende Kraft des historischen Verlaufes erblickt, tritt er, ohne den großen Persönlichkeiten einen wesentlichen Anteil am historischen Leben absprechen zu wollen, für die über- wiegende Bedeutung der sozialpsychischen Faktoren in der Geschichte ein. Die Annahme transzendenter Einwirkungen schließt er aus der geschichtswissenschaft- lichen Betrachtung aus. Er steht auf dem Boden einer historischen Entwicklungs- lehre. Wenn schon es empirisch feststeht, daß Freiheit und Notwendigkeit in engster Verschlingung das menschliche Tun be- herrschen, so hat die Geschichtsforschung als Wissenschaft die Aufgabe, den ge- fchichüichen Prozeß nach Möglichkeit als eine Folge regelmäßiger Kausalzusammen- hänge Nachzuweisen; dabei ist aber nicht der Begriff einer mechanischen, sondern einer psychischen Kausalität zugrunde zu legen. Der Kern seiner Anschauung ist die Aufstellung einer Reihe einander sich ablösender Kulturzeitalter. Er nannte sie die Kulturzeitalter des Symbolismus, des Schmieder, Lektüre zur Gesch. des 19. Jahrl lister. 209 Typismus, des Konventionalismus, des Individualismus und des Subjektivis- mus". (Nach Prof. Dr. Kötzschke in Heft 44 der „Woche" 1909). Daran schließt sich die zeitgenössische Geschichte als Periode der Reizsamkeit. Lenz, Max, 1850 in Greifswald geboren, ist Professor der Geschichte an der Uni- versität Berlin. Bedeutsame Werke: Martin Luther; Geschichte Bismarcks; Napoleon; Ausgewählte Vorträge und Aufsätze. List, Friedrich, Nationalökonom, geb. 1789 in Reutlingen, war 1817—1819 Professor der Staatswissenschaft in Tübingen, wurde wegen einer Petition, die eine Reihe von Mißständen der Verwaltung und der Rechtspflege rügte, zur Festungshaft verurteilt, 1825 vom Asperg wieder ent- lassen, siedelte sich in Pennsylvanien an, wurde, nach Europa zurückgekehrt, 1830 Konsul der Vereinigten Staaten in Ham- burg, widmete sich nun mit Eifer der Eisenbahnidee und stritt für die Er- Weiterung des Zollvereins, Aufrichtung eines nationalenhandelssystems und Grün- dung einer deutschen Flotte. In seinen Bestrebungen vielfach enttäuscht, wollte er, seelisch verstimmt und körperlich leidend, in den Alpen Erholung suchen, kam aber nur bis Kufstein, wo er sich erschoß. Marcks, Erich, 186 l in Magdeburg ge- boren, lehrte in Leipzig und Heidelberg Geschichte und ist jetzt Professor an der Hamburgischeu Wissensch. Stiftung. Hauptwerke: Gaspard v. Eoligny; Kaiser Wilhelm I.; Königin Elisabeth von Eng- land und ihre Zeit; Zu Bismarcks Gedächtnis; Bismarcks Gedanken und Erinnerungen, kritische Würdigung; Bis- marck, eine Biographie, I.teil 1815—1848. Marx, Karl, geb. 1818 in Trier, seit 1849 dauernd in London, wo er 1883 starb. Nach seiner Werilehre wird auch die menschliche Arbeitskraft als Ware aufgefaßt. Für diese Ware zahlt der Kapitalist — nach Marx' Ansicht — dem Arbeiter gerade nur so viel, als notwendig ist, um sie, die menschliche Arbeitskraft, zu erhalten. Die Leistungen des Arbeiters seien aber, meint Marx, mehr wert, und dieses Mehr werde ihm vom Kapitalisten entzogen. Maßmann, Germanist und Förderer des Turnwesens, 1797—1874. 14

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1. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 175

1911 - Leipzig : Wunderlich
Erläuterungen. 175 Glacis, fr. (von glatia, Ebene) Feldbrustwehr, Wehrabhang. Granvella, der Ältere, Staatssekretär Karls V., gest. 1550. Sein Nachfolger als Staatssekretär wurde sein Sohn, der spätere erste Minister der Statthalterin Margarete von Parma in den Niederlanden. Hausrath, Adolf, geb. 1837 in Karlsruhe, protestantischer Theolog, Vertreter der historisch-kritischen Richtung, 1867 Professor in Heidelberg, gest. 1909. Seine Lutherbiographie ist wissenschaftlich gründlich, berücksichtigt die neuesten Forschungen und empfiehlt sich außerdem durch Klarheit und Schönheit der Darstellung, heraldisch, die Wappenkunde betreffend; Heraldik, Wappenkunde, herus Ketha, Herr Käthe. Immunität, Freiheit von Abgaben und Lasten, Befreiung von der Zuständigkeit der gewöhnlichen Gerichte. Insten, Häusler, Jnlieger. Jsabella von Kastilien, vermählt mit Ferdinand dem Katholischen, begründete die Größe Spaniens, gest. 1504. Jonas, Justus, Reformator, Professor der Theologie zu Wittenberg, später Superintendent in Halle, Koburg und Eisfeld, gest. 1555. Julius Hl., Papst von 1550—1555. Kantonsystem, ältere Art der Heeresergänzung, bei welcher ein räumlich begrenzter Bezirk eine bestimmte Anzahl Rekruten stellte. Koben, oft auch Kofen, ein Verschlag für Tiere, namentlich für Schweine. Kommissar, Beauftragter, Geschäftsführer. Komnenen, byzant. Herrscherfamilie, regierte 1057—1204 in Konstantinopel, 1204—1461 zu Trapezunt. Komtur (v. lat. commendator, Befehlshaber), ein Ordensritter, dem zur Verwaltung und Nutznießung ein bestimmtes Gebiet zugewiesen ist. Koser, Reinhold, geb. 1852 in Schmar-sow bei Prenzlau, 1884 Professor in Berlin, 1891 in Bonn, später Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, Vorsitzender der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae historica, lebt jetzt in Charlottenburg. Sein zweibändiges Werk „König Friedrich der Große", dem das Werk „Friedrich der Große als Kronprinz" vorausgeht, ist die um« sassendste und gründlichste Biographie, die wir über den „größten aller Monarchen der Erde" (Treitschke) besitzen. Siehe auch die Notiz unter Petersdorff! Kossäten, Hintersassen, Kleinhäusler, Landleute, welche nur ein Haus, Garten und einzelne Felder, kein Bauerngut besitzen. Kugler, Bernhard, geb. 1837 in Berlin, zuletzt Professor der Geschichte in Tübingen, gest. daselbst 1898. Hauptwerk: Geschichte der Kreuzzüge. Kumanen, mongol. Volksstamm, verbreiteten sich im 11. Jahrh, von der Wolga her über Europa, siedelten sich teilweise in Ungarn an. Lahn, plattgedrückter, bandsörmigerdraht; Goldlahn, Silberlahn. Lamprecht, Karl, geb. 1856 in Jessen a. d. Schwarzen Elster, wirkt seit 1891 als Professor der Geschichte an der Universität Leipzig. Hauptwerk: „Deutsche Geschichte" in 12 Bänden nebst 3 Ergänzungsbänden. Näheres siehe im Register der Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts. Laßbauern, Lassen, dienstpflichtige Bauern, Hörige. Lavifse, Ernest, franz. Historiker, Professor für neuere Geschichte an der Fa-cult6 des lettres in Paris. letalem morbum, tödliche Krankheit. Ludwig Xi., König von Frankreich, 1461—1483. Mahabharata, Heldengedicht der Inder. mandamus, wir beauftragen, wir befehlen. Marcks, Erich, Historiker, jetzt Professor an der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung. Marot, französischer Dichter. Montanisten, christl. Sekte des 2.Jahrh., nach Montanus, der als Prophet in Phrygien auftrat, genannt. Morisken, die nach der Eroberung von Granada unter christliche Herrschaft gekommenen Mauren. Offizial, ein Minister oder Geheimer geistlicher Rat eines geistlichen Fürsten oder Bischofs. Oncken, Wilhelm, geb. 1838 in Heidelberg, weil. Universitätsprofessor m Gießen. Er gab die „Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen" (48 Bände) heraus,

2. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 85

1905 - Paderborn : Schöningh
Marcks: Die Persnlichkeit Wilhelms I. 85 sie vielleicht gegeben haben wrden, wenn wir damals so stark gewesen wren, um mit Sicherheit einen guten Erfolg vorauszusehen bedurfte, um den groen franzsischen Krieg schon damals herbeizufhren. Bon da ab, 1868, 1869, sind wir bis 1870 ununterbrochen in der Befrchtung vor dem Krieg, vor den Verabredungen geblieben, die zur Zeit des Herrn von Beust in Salzburg und anderen Orten zwischen Frankreich. Italien und sterreich getroffen wurden, und von denen man besorgte, da sie auf unsere Kosten geschehen waren. Es war damals die Befrchtung vor dem Kriege so groß, da ich in dieser Zeit als Ministerprsident den Besuch von Kaufleuten und Industriellen erhalten habe, die mir sagten: Diese Unsicherheit ist ja ganz unertrglich; schlagen Sie doch lieber los! lieber Krieg als lnger in diesem Druck auf allen Geschften zu verharren! Wir haben ruhig abge-wartet, bis auf uns losgeschlagen wurde, und ich glaube, wir haben wohl daran getan, uns so einzurichten, da wir die Angegriffenen blieben und nicht die Angreifer waren. Literatur der die ersten Regierungsjahre Wilhelms I. und die Kriege in den Jahren 1864 und 1866. Quellen: Das Staatsarchiv. Sammlung der offiziellen Aktenstcke von Aegidi und Klauhold seit Juli 1861. Ernst Ii., Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha, Aus meinem Leben und aus meiner Zeit. 3 Bde. Berlin 188789. Denkwrdigkeiten aus dem Leben des Generalfelvmarfchalls v. Roon. 2 Bde. Breslau. 4. Aufl. 1897. Graf Helmut v. Moltke, Gesammelte Schriften und Denkwrdigkeiten. 8 Bde. Berlin 189193. v. Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. 2 Bde. Stuttgart 1898. Die politischen Reden des Fürsten Bismarck. Gesamtausgabe von Horst Kohl. 12 Bde. Reclamsche Ausgabe 13 Bde. Cronbachs Ausgabe 3 Bde. Fürst Bismarck und die Parlamentarier. 3 Bde. Breslau 1894-96. Bismarckbriefe 18441870. (Famitienfmefe.) 5. Aufl. Bielefeld 1891. Bismarck. Politische Briefe aus den Jahren 1849 bis 1889. 2. Aufl. Berlin 1890. Bearbeitungen: Marcks, Kaiser Wilhelm I. Leipzig. 4. Aufl. 1900. v. Sybel, Begrndung des Deutschen Reiches durch Wil-Helm I. 3., 4. und 5. Bd. Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 18591866. 2 Bde. Stuttgart. 5. Aufl. 1901. Der deutsch-dnische Krieg 1864. Herausgegeben vom Groen Generalstabe. 2 Bde. Berlin 1886, 87. Tanera, Die deutschen Einigungskriege: I. Schleswig-Holstein 1848, 1864. Ii. Der Krieg von 1864. v. Lettow- Vorbeck, Geschichte des Krieges von 1866 in Deutschland. 3 Bde. Berlin 18961902. 21. Die Persnlichkeit Wilhelms I. Sern Erich Eards. > Kaiser Wilhelm I. Leipzig, Duucker und Humblot. 4. Aufl. 1900. S. 126. Der Verfasser schildert, wie sich Wilhelm I. während seines langen Lebens in die verschiedenen Zeitstrmungen eingelebt hat, und fhrt dann fort: Keiner einzigen hat er sein ganzes Selbst hingegeben und eben darum von jeder das jedesmal Notwendige aufnehmen und annehmen knnen. Und 1 Erich Marcks, geboren 1861, lehrte an den Universitten zu Berlin, Frei-brg i. Br., Leipzig und ist seit 1901 als Professor der Geschichte in Heidelberg ttig. Er schrieb u. a. Gaspard v. Coligny, sein Leben und das Frankreich seiner Zeit. Stuttgart 1892 ff, Kaiser Wilhelm I. (erweiterter Sonderabdruck aus der Allgemeinen deutschen

3. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. VIII

1910 - Leipzig : Wunderlich
Viii Inhaltsverzeichnis. Seite Das erste Jahr des Ministeriums Bismarck...........106 Von Wilhelm Maurenbrecher, Gründung des Deutschen Reiches 1859 bis 1871. Leipzig 1903. Verlag von C. E. M. Pfeffer. 3. Auflage. Seite 83—105. Nikolsburg...........................124 Von Otto Fürst v. Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. (Stutt- gart 1898. I. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger. 2. Band. Seite 32—50. Die Emser Depesche......................137 Von Otto Fürst v. Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. 2. Band. Seite 78—93. Ebenda. Der französische Krieg und die Begründung des Reichs 1870—1871 148 Von Erich Marcks, Kaiser Wilhelm I. Leipzig 1899. Verlag von Duncker & Humblot. 3. Auflage. Seite 304—329. Nb. Da dieser Artikel der 3. Auflage entnommen ist. so sei auf Wunsch des Verlags ausdrücklich bemerkt, daß das Werk „Kaiser Wilhelm I." bereits in 5. Auflage vorliegt. Persönlichkeit und letzte Jahre Kaiser Wilhelms 1........164 Von Erich Marcks, Kaiser Wilhelm I. Seite 375—392. Ebenda. Die soziale Bewegung.....................176 Von Georg Kaufmann, Politische Geschichte Deutschlands im 19. Jahr- hundert. 4. Band der Sammlung „Das 19. Jahrhundert in Deutsch- lands Entwicklung." Berlin 1900. Georg Bondi. Seite 654—668. Stellung der deutschen Kolonialpolitik innerhalb der kolonialen Bestrebungen der übrigen Großmächte...........187 Von Karl Lamprecht, Deutsche Geschichte. 2. Ergänzungsband, 2. Hälfte. 1. u. 2. Auflage. Berlin 1904. Weidmannsche Buchhandlung. Seite 660-670. Fürst Bismarck als Typus der naturalistischen und Kaiser Wil» Helm Ii. als solcher der idealen Reizsamkeit.........195 Von Karl Lamprecht, Deutsche Geschichte. 2. Ergänzungsband, 2. Hälfte. Seite 28—43. Ebenda. Register............................207

4. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 211

1910 - Leipzig : Wunderlich
Ranke Geschichte, war Professor in Bonn, Marburg, München, dann wieder in Bonn und von 1874 an Direktor der Staatsarchive in Berlin. Auch parla- mentarisch war er vielfach tätig: 1848 war er Mitglied der kurhessischen Stände- Versammlung, später des Erfurter Parla- mentes, 1862—64 und 1871—80 Mit- glied des preußischen Abgeordnetenhauses und 1867 des konstituierenden Reichs- tages des Norddeutschen Bundes, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß. Er starb 1895 in Marburg. — Bon Bis- marck erhielt S. 1881 die Erlaubnis zur Benutzung der preußischen Staatsakten, und auf Grund dieses Materials, das ihm aber nur bis 1866 zur Verfügung stand, veröffentlichte er sein Hauptwerk: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Nächst diesem ist seine „Geschichte derrevolutwnszeit 1789—95" zu nennen. Thiers, Louis Adolphe, 1797—1877, franz. Staatsmann, 1871—1873 Präsi- dent der Republik. Treitschke, Heinrich von, wurde 1834 in Dresden geboren. Wie sein Vater wollte er Offizier werden. Ein schlimmes Ohrenleiden, das später zu fast völliger Taubheit ausartete, zwang ihn jedoch, seinen Lieblingswunsch aufzugeben. Er betrieb staatswissenschaftliche Studien, habilitierte sich 1859 in Leipzig, ging 1863 an die Universität Freiburg i. B. und 1866, veranlaßt durch die politischen Ereignisse, nach Berlin. Noch in dem- selben Jahre erhielt er eine Professur für Geschichte in Kiel, 1867 eine solche in Heidelberg, und 1874 kehrte er nach Berlin zurück, wo er nach Rankes Tode Historiograph des preußischen Staates lster. 211 wurde. Auch Mitglied des Reichstags war er eine Zeitlang. Er starb 1896. Seine bekanntesten Werke sind: Zehn Jahre deutscher Kämpfe 1865—1874; Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert; Historische und politische Aufsätze. T. war auch Dichter; seine „Vaterländischen Gedichte" und seine „Studien" zeugen davon. Wenn man Niebuhr als den Lessing und Ranke als den Goethe unsrer historischen Muse bezeichnen darf, so ist T. der Schiller der deutschen Geschicht- schreibung, „eine vom edelsten vater- ländisch-Politischen Schwung ergriffene Seele", ein Mann von „hochherzig hin- reißender Beredsamkeit". Unruh, Hans Viktor von, 1896—1884, Techniker und Abgeordneter, war z. B. Mitglied der preußischen Nationalver- sammlung, des preußischen Abgeordneten- Hauses und auch später des Reichstages, nationalliberal. Vincke, Georg, Freiherr von, preuß. Politiker, 1811—1875, war zunächst Land rat, wurde Mitglied des Vereinigten Landtages von 1847, der deutschen Nationalversammlung, des preußischen Abgeordnetenhauses und 1867 des Reichs- tages. Vincke, Ludwig Friedrich Wilhelm, Frei- Herr von, 1774—1844, von 1815 an Oberpräsident von Westfalen, Vater von Georg V. Wangenheim, Freiherr von, württem- bergischer Kultusminister, Bundestags- gesandter, Vertreter des mittelstaa:lichen Liberalismus, gest. 1859 in Koburg. Zschokke, Heinrich, Schriftsteller, gest. 1848. Bekannt sind seine „Stunden der Andacht."

5. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 454

1904 - Breslau : Hirt
454 b. Rede des Reichskanzlers Grafen von Blow bei der in Gegen-wart des Kaiserpaars am 16. Juni 1901 vollzogenen Enthllung des Bismarckdenkmals vor dem Reichstagsgebude in Berlin. Deutscher Reichs- und Kgl. Preuischer Staatsanzeiger vom 17. Juni 1901. Nr. 141. Am Abend seines Lebens hat Fürst Bismarck geuert, er sei Gott dankbar dafr, da es ihm vergnnt gewesen sei, seinen Namen dauernd in die Rinde der deutschen Eiche einzuschneiden. Heute ist unter denen, die mich hier um-geben, ist im ganzen deutschen Volke niemand, der nicht fhlte und wte, da die Spur der Erdentage des groen Kanzlers nicht untergehen, da die Bewunderung und Dankbarkeit fr ihn nicht aufhren werden, so lange ein deutsches Herz schlagen, ein deutscher Mund reden, eine deutsche Faust sich ballen wird. Dies Bewutsein ist heute noch strker, lebendiger und klarer als in den Tagen, wo Fürst Bismarck unter uns weilte. Denn Fürst Bis-marck war nicht wie sein gleich unvergelicher Nebenmann, der Feldmarschall Moltke, der still im reinen ^ther unpersnlicher Betrachtung kreisende Aar. Er war eine Lwennatur, er stand auf der Erde im Staube des Kampfes, er hat bis zuletzt nicht aufgehrt, mit Leidenschast zu kmpfen, und der Kampf bringt berechtigte Gegnerschaft und ungerechte Berkeuuung, ehrliche Feindschaft und blinden Ha. Der Ha aber, hat vor zweitausend Jahren Perikles gesagt am Grabe der fr ihre Altre gefallenen Athener, ist von kurzer Dauer, unvergnglich jedoch der Ruhm. Nachdem sich der Staub des Kampfes verzogen hat, leuchtet uns nur die Erinnerung an unerreichte Taten und an eine un-vergleichliche Persnlichkeit. So wird der gigantische Schatten des Fürsten Bismarck wachsen, je weiter der Lebenstag des deutschen Volkes vorrckt und je mehr das nationale Urteil ausreift. Auf mrkischer Scholle, im Herzen Preuens geboren, ist Otto von Bis-marck in den Mauern Berlins aufgewachsen. Den Garten der Plamannfchen Erziehungsanftalt, einst dort am untern Ende der Wilhelmstrae gelegen, hat er nachmals die Geburtssttte seiner Luftschlsser genannt. Hinter dem Bretter-zun dieses Gartens zeigte dem Knaben die Phantasie die ganze bunte Erde mit ihren Wldern und Burgen und allen den Erlebnissen, die seiner warteten, die ganze weite Welt, die dieser Knabe einst umgestalten sollte, als er nach einem Menschenalter in die Wilhelmstrae zurckkehrte und die grte Epoche der deutschen Geschichte begann. Nachdem er unter und mit Kaiser Wilhelm dem Groen in gewaltiger Energie das Reich aufgerichtet hatte, sicherte er diesem und der Welt in ebenso seltener Migung und Selbstbeherrschung den Frieden. Er hat, um mit Fichte zu reden, das deutsche Volk aus dem Grbsten herausgehauen. Er hat, um mit seinen eigenen Worten zu reden, das deutsche Volk in den Sattel gehoben, was vor ihm keinem geglckt war. Er hat ausgefhrt und vollendet, was seit Jahrhunderten das Sehnen uusres Volkes und das Streben nnsrer edelsten Geister gewesen war, was die Ottonen und Salier und Hohenstaufen vergeblich angestrebt hatten, was 1813 den Kmpfenden als damals nicht erreichter Siegespreis vorschwebte, wofr eine lange Reihe Mrtyrer der deutschen Idee gekmpft und gelitten hatten. Und er ist gleichzeitig der Ausgangspunkt und Bahnbrecher einer neuen Zeit fr das deutsche Volk geworden. In jeder Hinsicht stehen wir auf seinen Schultern. Nicht in dem Sinne, als ob es vaterlndische Pflicht wre, alles zu billigen, was er gesagt und getan hat. Nur Toren oder Fanatiker werden behaupten wollen, da Fürst Bismarck niemals geirrt habe. Auch nicht in

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 184

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
184 1857 ff. Die „industrielle Reservearmee". Schließliche Enteignung der wenigen Großkapita-listen durch die Masse. und nun nichts anderes zu erwarten haben als die — Gerberei. Wegen des übermäßigen Angebots von Arbeitskräften sinkt die menschliche Arbeitskraft selbst tief unter den Tauschwert ihres Erzeugnisses herab, und dadurch wird nun wieder der Gewinn des Kapitalisten erhöht. Das Kapital vermehrt sich also stetig. Sind manche Arbeiter mit den immer niedriger werdenden Löhnen nicht zufrieden, so entläßt sie der Unternehmer. Ihm stehen stets neue Arbeiter zur Verfügung, weil ihrer immer mehr durch die fortschreitende Maschinentechnik überflüssig werden. Das ist die „industrielle Reservearmee". Das Kapital vereint sich aber allmählich in einer immer kleiner werdenden Zahl von Händen. Denn die Güter werden ja nicht zur Befriedigung der Bedürfnisse, sondern nur als Ware für den Markt produziert. Jeder sucht also, um möglichst viel zu verdienen, seine Waren hoch im Preise zu halten, alle anderen Waren aber recht billig zu machen. Die Entwicklung der Maschinentechnik läßt nun zusammen mit der Macht des Geldes schließlich den Großbetrieb zur allein lebensfähigen Produktionsform werden. Aber immer größere Kapitalien gehören schließlich dazu, um als Unternehmer sich halten zu können. Der kleinere und mittlere Kapitalistenstand geht schließlich zu gründe. Auch die Zahl der Kapitalmagnaten nimmt stetig ab: sie leiden an Überfluß unverwendbaren Kapitals. Die unverwendbare Arbeitskraft dagegen häuft sich auf; Elend und Ausbeutung, infolgedessen aber auch Empörung der Massen wächst. Deshalb schlägt schließlich die Stunde des kapitalistischen Privateigentums. Die gewaltig angeschwollenen Massen berauben die wenigen Reichen ihres Kapitals. Die Enteigner sind nun selbst enteignet. Dann nimmt die organisierte Arbeiterschaft die Erzeugung und Verteilung der Güter selbst in die Hand, und zwar nur zur Befriedigung der wirklichen Bedürfnisse. In der neuen Gesellschaftsordnung kommt der technische Fortschritt dann allen völlig zu gute.

7. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. uncounted

1911 - Leipzig : Wunderlich
Verlag von Ernst Wunderlich in Leipzig. Zu weiteren Neueinführungen empfohlen: Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts aus Meisterwerken deutscher Geschichtschreibung, herausgegeben von Dr. phii. Z. Schmiede r. Das Buch enthält Abschnitte aus Werken von Meinecke, Treitschke, Sybel, Max Lenz, Erich Marcks, Ed. Äeyck, Wilhelm Maurenbrecher, Fürst von Bismarck, Georg Kaufmann, Karl Lamprecht. Preis": broschiert M. 1.80, gut gebunden M. 2.20. „Das Buch will einem doppelten Zwecke dienen: es will die Schüler der Oberstufe durch Proben deutscher Geschichtsschreibung in das Verständnis großer Historiker einführen und so in ihnen das Verlangen erwecken, deren Meisterwerke selbst zur Hand zu nehmen und zu studieren, es will aber auch den Grundsatz der Selbsttätigfeit der Schüler mehr und mehr zur Geltung bringen, indem diese lernen sollen, aus den dargebotenen Abschnitten historische Vorgänge, Zusammenhänge, Persönlichkeiten selbständig zu erfassen. Deshalb sind durchweg längere Stücke gewählt, die ein künstlerisches Ganze darstellen. Im ganzen enthält die Sammlung 17 Stücke von Meinecke, Treitschke, Sybel, Lenz, Marcks, Heyck, Maurenbrecher, Kaufmann und Lamprecht, dazu 2 Quellenstücke, .Nikole-burg' und ,Die Emser Depesche' aus Bismarcks Gedanken und (Erinnerungen. Das Buch ist wie geschaffen für die Schüler-Lesebibliothek der 9. R lasse, in der es in mehreren (Exemplaren vorhanden sein sollte. Insbesondere können die einzelnen Abschnitte als Grundlage dienen für mündliche, durch die Schüler zu erstattende kürzere Referate". Blätter f. d. batjr. Gymnasialschulwesen. 1910. Heft 7. „Das vorliegende Buch soll einesteils die Schüler der höheren Lehranstalten in das Verständnis großer Historiker einführen, andemteils soll es den Grundsatz der Selbsttätigkeit der Schüler auch im Geschichtsunterricht mehr zur Geltung bringen. Aus dem Inhaltsverzeichnis: ,Die Reformen des Freiherm vom Stein' (Meinecke). ,Das neue Deutschtum', ,Der Frühjahrsfeldzug von 1813', .Das Wartburgfest', ,Die ersten Eisenbahnen' (Treitschke). ,Die Märzrevolution' (Sybel). .Bismarcks Jugendjahre' (Lenz). ,Die soziale Bewegung' (Kaufmann). .Stellung der deutschen Kolonialpolitik innerhalb bet kolonialen Bestrebungen der übrigen Großmächte' (Lamprecht) usw. Das Buch wird vor allem zur Belebung des Geschichtsunterrichts beitragen und sei deshalb bestens empfohlen“. Allgem. Deutsche L ehrerzeitung. 1910. Nr. 19. Th. Schellhom. Möge das schöne Buch, das auch äußerlich ansprechend und im Verhältnis zu dem Gebotenen sehr billig ist, in die Hände vieler unserer Primaner kommen, namentlich aber in den Bibliotheken der oberen Klaffen feinen Platz finden". Zeitschrift für das Gymnasialwesen. 1910. S. 660. O. Genest. Durch alle Buchhandlungen, auch zur Ansicht, zu beziehen.

8. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 208

1910 - Leipzig : Wunderlich
208 Register. Fröbel, Jalius, Publizist, 1805—1893, Neffe des Pädagogen Friedrich Fröbel. Gablenz, österreichischer General, 1814 bis 1874. Gagern, Heinrich von, geb. 1799 in Bayreuth, gest. 1880 in Darmstadt, wurde im März 1818 an die Spitze des Hess. Ministeriums berufen, war dann Mitglied des Borparlaments und Präsident der deutschen Nationalversammlung. Gagern, Maximilian von, Bruder des vorigen, 1848 Mitglied der deutschen Nationalversammlung, trat zum Katholi- zismus über und ging später in öfter- reichischen Staatsdienst. Er starb 1889 in Wien. Gentz, Friedrich von, Publizist, 1764 bis 1832, erst Freund, dann Feind aller übe- raleninstitutionen, Vertrauter und Organ Metternichs. Gerlach, Ernst Ludwig von, preußischer Rechtsgelehrter, gründete 1818 mit anderen die „Neue preußische Zeitung" (Kreuz- zeitung). Gerlach, Leopold von, Bruder des vorigen, preußischer General, Generaladjutant und Vertrauter Friedrich Wilhelmsiv., Haupt einer reaktionären Kamarilla, 1790—1861. Gervinus, Georg Gottfried, 1805—1871, Historiker, besonders als Geschichtschreiber der deutschen Literatur hervorragend. Geselschap, Friedrich, Maler, 1835 bis 1898. Monumentale Wandgemälde alle- gorischen Inhalts im Zeughaus zu Berlin. Gibbon, Edward, engl. Geschichtschreiber, 1737—1794. Hauptwerk: Historyofthe decline and fall of the Roman Empire (Geschichte des Niederganges und Falles des römischen Reiches). Gichtel, Johann Georg, 1638—1710, Mystiker und Sektierer, schrieb: Theo- sophia practica. Gneist, Rudolf von, Rechtslehrer, 1816 bis 1895. G örres, Johannes Joseph von, Publizist, geb. 1776 in Koblenz, gab den deutsch- patriotischen„Rheinischenmerkur"heraus, floh, wegen seiner Schrift „Deutschland und die Revolution" (1819) von der Preuß. Re- gierung verfolgt, nach der Schweiz, kämpfte später fanatisch für die Interessen der katho- lischen Kirche, wurde 1827 Professor an der Universität München und starb 1818. Gortschakow, Fürst, 1798—1883, russ. Staatsmann. Gramont, 1870 Minister des Äußern- Haller, Karl Ludwig von, Enkel des Dichters Haller. eine Zeitlang Professor des Staatsrechts in Bern, trat zum Katholizismus über, schrieb: Restauration der Staatswissenschaft, starb 1854. Hanse mann, David, preuß. Staatsmann, 1790—1864, März 1848 Finanzminister. Harkort, Friedrich Wilhelm, 1793—1880, Industrieller und Politiker, westfälischer Volksmann. H ausser, Ludwig, Geschichtschreiber, 1818—1867, Vorkämpfer der deutsch- nationalen Sache. Hauptwerk: Deutsche Geschichte vomtode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des Deutschen Bundes; Geschichte des Zeitalters der Reformation. Hecker, Friedrich, geb. 1811 in Eichters- heim i. Baden, Mitglied der 2. badischen Kammer, versuchte 1848 von Konstanz aus eine erfolglose republikanische Schild- erhebung, siedelte in demselben Jahre nach Amerika über und starb 1881 in St. Louis. Hey ck, Eduard, 1862 in Doberan geboren, zurzeit in Berlin-Zehlendorf, hat u. a. ver- öffentlicht: Bismarck; Deutsche Geschichten- Johanna von Bismarck. H. ist Heraus- geber der rühmlich bekannten Mono- graphien zur Weltgeschichte. Jhering, Rudolf von, Rechtslehrer, 1818—1892. Kamptz, preuß. Staatsmann, 1769 bis 1849, 1817 Direktor des preuß. Polizei- Ministeriums, später Justizminister. Karolyi, Graf Aloys, österreichischer Diplomat. Kaufmann, Georg, 1842 in Münden geboren, ist Professor an der Universität Breslau. Sein Hauptwerk ist die „Poli- tische Geschichte Deutschlands im 19. Jahr- hundert." Kerner, Justinus, schwäbischer Dichter. Merkwürdig sind seine Erörterungen über die Geisterwelt: Die Seherin von Prevorst. Keudell, Robertson, preuß.staatsmann, eine Zeitlang Hilfsarbeiter im Ministerium des Auswärtigen und steter Begleiter des Fürsten Bismarck. Kleist-Retzow, Hanshugo von, 1814 bis 1892, preuß. Politiker, streng konservativ. Klenze, Leo von, 1784—1864, entfaltete unter Ludwig I. in München eine große Wirksamkeit. Unter anderem schuf er die Glyptothek, die alte Pinakothek, die Ruhmeshalle und die Walhalla.

9. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 176

1911 - Leipzig : Wunderlich
Erläuterungen. 176 in der er selbst „Das Zeitalter Friedrichs des Großen" (2 Bände), „Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befreiungskriege" (2 Bände) und „Das Zeitalter des Kaisers .Wilhelm" (2 Bände) verfaßte, patrimonial, ererbt, angestammt. Patrimonialgericht, ein erbherrliches oder grundherrliches Gericht, peccatis exigentibus, für begangene Sünden. Petersdorff, Hermann von, geb. 1864 in Stettin, König!. Archivrat daselbst. Hauptwerke u. a.: „Der erste Hohen-zollernkaiser"; „Kaiserinaugusta"; „König Friedrich Wilhelm Iv."; „Friedrich der Große"; „Königin Luise". Sein „Friedrich der Große", leicht verständlich und fesselnd geschrieben, ist, wie - der Verfasser in der Vorrede selbst sagt, „ein für die breiten Massen der Gebildeten bestimmtes Werk, das den Inhalt der monumentalen, alle einzelnen Ergebnisse kritischer Forschung vorlegenden und sich der Natur der Sache nach nur an einen gewählteren Kreis der gebildeten Welt wendenden Biographie Friedrichs aus der Feder von Reinhold Koser in kürzerer Fassung vorträgt und zur Veranschaulichung der Persönlichkeit des Königs und seiner Zeit einen reichen Bilderschmuck bringt". Peutinger, Konrad, Stadtschreiber in Augsburg, gest. 1547. Pfizer, Publizist, Verfasser des „Briefwechsels zweier Deutschen", gest. 1867. Plutarch, griech. Schriftsteller, um 50 bis 120 n. Chr. Hauptwerk: „Vitae parallelae“ (46 vergleichende Lebensbeschreibungen berühmter Griechen und Römer). prima calamitas, das erste, das schlimmste Unglück. Puls, v. pulsus, der Schlag; einer der Abschnitte, in denen das Läuten der Glocken erfolgt. Querulieren, klagen. Racine, franz. Dramatiker, gest. 1699 in Paris. Zu seinen besten Tragödien gehört „Phädra". Ranke, Leopold von, geb. 1795 zu Wiehe in Thüringen, besuchte nach trefflicher Vorbildung im Kloster Donndorf und in Schulpforte die Universität Leipzig, war danach Oberlehrer in Frankfurt a. d. Oder und wurde 1825 als Professor der Geschichte nach Berlin berufen. Eine heiße Sehnsucht nach den Archiven Italiens trieb ihn 1827 nach dem Süden, wo er bis zum Frühlinge 1831 unermüdlich in Bibliotheken und Archiven arbeitete. Auf die historischen Wanderjahre folgte die Meisterzeit. 1834—36 erschien sein großartigstes Werk: „Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrhundert", und 1839—1843 die „Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation", ein Werk, das jenem nur wenig nachsteht. Die 1831 wieder aufgenommenen Vorlesungen an der Berliner Universität setzte er bis 1871 fort. Der Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit lag jedoch in den historischen Übungen, durch die er sich eine Reihe von jungen Gelehrten zur Befolgung seiner 3 histo-rischen Gebote — Kritik, Präzision und Penetration — heranzog. 1858 begründete er die „Historische Kommission bei der Akademie der Wissenschaften", eine Vereinigung hervorragender Historiker ganz Deutschlands. 1879—1886 arbeitete er an seiner groß angelegten „Weltgeschichte". Er kam aber nur bis ans Ende des 11. Jahrhunderts; im Jahre 1886 setzte der Tod seinem rastlosen Schaffen ein Ende. Rankes „Sämtliche Werke" umfassen 54 Bände. „Sein gesamtes Tun ist von der universalistischen Idee durchleuchtet, selbst da, wo er lediglich mit der Klarlegung des einzelnen Momentes beschäftigt scheint. Die auch unausgesprochen stets vorhandene Rücksicht auf das Ganze des Menschengeschicks, die oft mit so wunderbarer Kunst hervorgehobene Wechselbeziehung des Besonderen und des Allgemeinen, vermöge deren uns fast auf keiner Seite seiner Schriften das Gefühl verläßt, uns in einer Welt zu befinden, ist das wichtigste Kennzeichen des Geistes Rankescher Geschichte. Auch deren vorwaltende Gemütseigen-schaft indes, ihre Objektivität, jene Freiheit der Stimmung von jeglicher Vorliebe, jedem Vorurteil, fei es konfessioneller, politischer, nationaler oder welcher Natur auch immer, hängt aufs innigste zusammen mit der universal-historischen Idee, mit dieser ästhetischen Begeisterung für das geschichtliche Menschendasein

10. Deutscher Aufstieg 1750 - 1914 - S. 3

1914 - Gotha : Perthes
— 3 — Jedes Volk, das aus frühen Keimen seiner Entwicklung zu Zeiten höchster Kultur aufsteigt, durchläuft eine Anzahl Einige von Kulturzeitaltern. Diese Kulturzeitalter folgen immer inäg|i(^r der gleichen Reihenfolge aufeinander; sie erscheinen durch e Jjjg; einen Entwicklungstrieb, der immer denselben Verlauf nimmt, miteinander verbunden. Dieser Entwicklungstrieb führt von wickiungs-einer ursprünglich sehr wenig gegliederten und geteilten Kultur in steigendem Maße zu Erscheinungen, die eine immer stärkere Gliederung aufweisen: das Seelenleben des Volkes wird zunehmend reicher, von seinem stets verzweigteren Verlaufe tritt immer mehr ins Bewußtsein^ mit steigender Kultur wachsen Selbsterkenntnis, Selbsterziehung, Gefühl der menschlichen 2bürde. Von den deutschen Kulturzeitaltern kennen wir vornehmlich drei, die wir als Neuzeit, Mittelalter und Urzeit zu bezeichnen pflegen (von x bis zirka 500 n. Chr., von 500 bis etwa 1450, und von 1450 bis zur Gegenwart). Von der Urzeit ist uns aber nur der Ausgang genauer bekannt. Ihre früheren Teile und die noch vor der Urzeit liegenden Kultur-zeitalter kennen wir nur aus spärlichen Resten der Überlieferung in Grabfunden u. dgl. Man pflegt die sich unabsehbar rückwärts dehnenden Jahrhunderte dieser Zeitalter als Vorgeschichte zu Bezeichnen. Als Geschichte im engeren Sinne des Wortes erscheint dann die Zeit, aus der wir eine schriftliche Überlieferung besitzen. Diese Zeit stellt sich bei den meisten Völkern erst mit Abschluß der Urzeit oder bei Beginn des Mittelalters ein: so spät entwickeln sie die Fähigkeit eigener, übrigens anfangs auf ganz wenige Gegenstände begrenzter Mitteilung in, den leisen.. Anfängen von Bilderschrift und verwandten Schriftformen. Bei den Germanen sind Bilderschriften ausgedehnter Art aus späterer Zeit in Skandinavien erhalten; die Südgermanen, die späteren Deutschen, erhielten früh (um 250) vom Römischen Reiche her l*

11. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. VIII

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Verzeichnis der Schriftsteller. Seite Arndt, Ernst Moritz, geb. Zu Schoritz auf Rügen 1769, gest. 1860 als Geschichtsprofessor in Bonn. (Ge- sammelte Werke. Berlin.) Nr. 39. Vaterlandslied............109 „ 40. Die Leipziger Schlacht. . 111 „ 41. Von Vaterland und Freiheit 112 Arnim, Bettina (Elisabeth) von, geb. 1785 in Frankfurt a. M., gest. 1859 in Berlin. (Deutsche Humo- risten. Vi. Band. Leipzig.) Nr. 21. Die Reise nach Darmstadt 53 Avenarius, Ferdinand, geb. 1856 zu Berlin, lebt als Dichter und Schrift- steller in Blasewitz bei Dresden. (Stimmen u. Bilder. München.) Nr. 95. Vogelmette................184 Avd-Lalleinant, Robert, geb. 1812 zu Lübeck, Naturforscher und Arzt, gest. 1884 in Lübeck. (Wan- derungen durch die Pflanzenwelt der Tropen. Breslau.) Nr. 185. Der Kautschukbaum ... 462 Biedermann, Karl, geb. 1812 zu Leipzig, Redakteur, Honorarpro- fessor inleipzig, gest. daselbst 1901. (Geschichte Deutschlands vom Wie- ner Kongreß bis zur Aufrichtung eines deutschen Kaisertums. Bres- lau.) Nr. 120. Derpreußisch-deutschezoll- verein....................261 Bierbaum, Otto Julius, geb. 1865 zu Grünberg in Schlesien, gest. 1909 in Dresden. (Irrgarten der Liebe. Leipzig.) Nr. 94. Lied.......................184 Bismarck,Otto, Fürst von, geb. I.april 1815 auf Gut Schönhausen in der Altmark, gest. 30. Juli 1898 auf Sette Bismarck, Otto, Fürst von (Forts.). Schloßfriedrichsruh.(Alfred Dove, Fürst Bismarck als Redner. Stutt- gart.) Nr. 132. Aus einer Reichstagsrede Bismarcks.................307 Bronfart von Schellendorf, Fritz. (Tierbeobachtungen und Jagdge- schichten aus Ostafrika. Berlin.) Nr. 149. Tierleben in Deutsch-Ost- afrika ..............................355 Budde, Emil, geb. 1842 zu Geldern, Professor, Direktor der Siemens undhalskeakt.-Ges.in Charlotten- burg. (Naturwissenschaftliche Plau- dereien. Berlin.) Nr. 180. Der Kampf der Blätter ums Licht...................444 „ 187. Die Geschichte eines Torf- moores .............................465 Bürger, Gottfried August, geb. 1747 zu Molmerswerde bei Halber- stadt; Amtmann in Altengleichen, gest. 1794 als Professor der Philo- sophie in Göttingen. (Sämtliche Werke. Leipzig.) Nr. 16. Das Lied vom braven Mann....................37 Busse, Karl, geb. 1872 zu Lindenstadt in Posen, lebt in Friedrichshagen bei Berlin. (Gedichte. Stuttgart.) Nr. 93. In der Reife.............183 Chamisso, Adelbert von, geb. 1781 auf Schloß Boncourt in der Cham- pagne, Naturforscher, Reisender u. Dichter, gest. 1838 in Berlin. (Poetische Werke. Berlin.) Nr. 47. Sehloß Boncourt .... 118 „ 48. Die Kreuzschau..........H9

12. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 324

1906 - Leipzig : Dürr
324 Das Neunzehnte Jahrhundert erster Linie auf die Volksausgabe seiner Gedanken und Erinnerungen" verwiesen (Stuttgart, Cotta) und deren leider noch zu teuere Anhnge (I. Kaiser Wilhelm und Bismarck; Ii. Aus Bismarcks Brief-Wechsel); man ziehe bei der Lektre H. Kohl, Wegweiser durch B.s Ge-danken zu Rate. Der kstlichen Briefe an seine Braut und Gattin, der Kriegsbriese braucht nur gedacht zu werden. Die Reden haben Stein (bei Reclam) und Krmer (bei Hendel) herausgegeben. Einen kurzen und wertvollen Auszug bieten Limans Bismarckdenkwrdigkeiten (Berlin, Gronssiliers), Dehn, Bismarck als Erzieher. Die Flut der Memoirenliteratur ist unerschpflich. Zur Einsicht in sie und zu ihrer Verwertung seien einige Wochen- und Monatsschriften genannt, die auer regelmiger Besprechung der wichtigsten geschichtlichen Erscheinungen auch beraus wertvolle historische Aufstze bringen, die Preuischen Jahrbcher (herausgegeben von Hans Delbrck, Berlin, Reimer), die Grenzboten (herausgegeben von Joh. Grunow, Leipzig), die Deutsche Monatsschrift fr das gesamte Leben der Gegenwart (begrndet von Lohmeyer, herausgegeben von Otto Htzsch, Berlin, Duucker), fr den tiefer Grabenden auch Sybels Historische Zeitschrift (herausgegeben von Meinecke, Mnchen, Oldenbourg). Eine Zusammenfassung der politischen Jahresergebnisse bietet Schumann in seinen Jahrbchern Deutschland und die Groe Politik". Aus der Flle der Quellenschriften seien hervorgehoben die Denkwrdigkeiten von Moltke, Blumenthal, v.stofch, v. Hohenlohe-Jngelfingen, Keudell (Fürst und Frstin Bismarck), Kleins Frschweiler Chronik, die Kriegsberichte von Hiltl, Putsch, Chuquet und Sarcey, die Krschner-Sammlnng der China (Leipzig, Zieger) und den China-seldzug, die vom Groen General st ab herausgegebenen Hefte der den Kolonialkrieg in Sdwestafrika. In die geistigen Strmungen führen auer den in 62 genannten Memoirenwerken ein des hochver-dienten Kultusministers Bosse und seines Geheimrats K. Schneider Erinnerungen. Fr die Persnlichkeit Bismarcks und die an sie sich knpfenden Kmpfe sind wichtig die beraus interessanten Tagebuchbltter von Busch, das Bismarckjahrbuch von Horst Kohl. Ii. Die trefflichste Biographie Kaiser Wilhelms I. hat uns1) * Erich Marcks geschenkt. Oncken in seinem Zeitalter Kaiser Wilhelms" bringt eine Flle von Stoff und reiches, aber wenig verarbeitetes Akten-Material; sein Buch Unser Heldenkaiser" ist mehr volkstmlich. Die Grndung des neuen Deutschen Reiches behandelt knapp und geistvoll-tief das immer noch in erster Linie zu empfehlende Werk von *) Die zur Fortbildung wichtigsten Werke sind durch einen Stern gekennzeichnet.

13. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 210

1910 - Leipzig : Wunderlich
210 R. Maurenbrecher, Wilhelm, geb. 1838 in Bonn, studierte in Bonn, Berlin und München Geschichte, führte dann die Redaktionsgeschäfte von Sybels „Histo- rischer Zeitschrift", habilitierte sich 1862 in Bonn, war dann Professor der Ge- schichte in Dorpat, in Königsberg, in Bonn und 1884 in Leipzig, wo er 1892 starb. Sein bekanntestes Werk ist die „Gründung des Deutschen Reiches 1859 bis 1871." Maybach, Albert von, preuß. Staats- mann. Meding, Oskar, Schriftsteller. Werke: Zwei Kaiserkronen; Memoiren zur Zeit- geschichte. Meinecke, Friedrich, 1862 in Salzwedel geb., ist zurzeit Universitätsprofessor in Freiburg i. B. H.mptweike: Das Zeit- alter der nationalen Erhebung: Gen.- Feld Marschall H. v. Boyen; Weltbürger- tum und Nationalstaat; Von Stein zu Bismarck. Mesmer, Begründer der Lehre vom tierischen Magnetismus, lebte als Arzt in Wien, später in Paris, starb 1815. Moser, Justus, 1729 1794, in Osnabrück, Schriftsteller für das Volk und Geschicht- schreiber, erfüllt vom reinsten Patnotis- mus. Hauptwerke: Osnabrückische Ge- schichte; Palriotische Phania ien. Müller,Aoamheinrich, Publizist, 1779bis 1829, trat zum Katholizismus über, Freund von Gentz, heftiger Feind Preußens. Natzmer, von, preuß. General, 1782 bis 1861, 1814 Begleiter des Prinzen Wil- Helm, des späteren Kaisers, in Frankreich. O'connel, Daniel, irischer Agitator, gest. 1847 in Genua. Ollivier, franz. Staatsmann, 2. Jan. 1879 Chef des neuen Ministeriums, ließ sich zur Kriegserklärung verleiten, 9. August gestürzt. Peel, Sir Robert, engl. Staatsmann, 1783—1850, führte die Katholikenemanzi- pation durch und gründete die freihänd- lerische Mittelpartei der Peeliten. Pfizer, Paul, 1891 -1867, ein Württem- berger, fchrieo den „Briefwechsel zweier Deuischen" (1831), empfahl den Anschluß an Preußen als einzige Rettung Deutsch- lands. Prim, spanischer Ministerpräsident und Kriegsminister, Marschall, gest. 1870 in- folge eines Attentats. Radowitz, Joseph von, preuß. Staats- mann, dem König Friedrich Wilhelm Iv. eng befreundet. 1797—1853. Rouher, franz.staatsmann, 1863—1870 Ministerpräsident. Sand, Karl Ludwig, Studeut der Theo- logie in Jena, erstach 1819 den Dichter Kotzebue in Mannheim, 1820 hingerichtet. Savigny, Friedrich Karl von, geb. 1779 in Frankfurt a. M, gest. 1861, berühmter Romanist, Vertreter der historischen Schule, eine Zeitlang preußischer Justizminister. Schmalz, Jurist, 1760—1831, erster Rektor der Universität Berlin (1810), denunzierte 1815 in einer Flugschrift den Tugendbund und andere Geheimbünde wegen Demagogie. Schubert. Gotthilf Heinrich von, Natur- Philosoph und erbaulicher Schriftsteller, gest. 1860. Schneider, Louis, 1805—1878, Schrift- steller, von König Wilhelm I. zum Privat- bibliothekar und Geheimen Hofrat er- nannt. Simson, Martin Evuard von, Rechts- gelehrter, Mitglied und später Präsident des Frantsurter Parlamentes, 1867—74 Präsident des norddeutschen und deut- schen Reichstages, 1879—91 Präsident des Reichsgerichts zu Leipzig. Sömmering, Auatom und Physiolog, konstruierte 1809 den ersten elektrischen Telegraphen. Stephenson, George, 1781—1848, baute 1825 die erste Personen befördernde Eisenbahn zwischen Stockton und Dar- lington und 1829 die Eisenbahn Liverpool —Manchester. Stosch, Albrecht von, 1870 Chef der Generalintendantur im Hauptquartier, dann Generalstabschef des Großherzogs von Mecklenburg. Struve, Gustav, geb. 1805 in München, gest. 1870 in Wien, republikanischer Agitator, beteiligte sich 1848 an dem bewaffneten Aufstande in Baden. Suckow, Freiherr von, württembergischer General, 1870—74 Kriegsminister. Swedenborg, Emanuel von, Theosoph, geb. 1688 in Stockholm, gest. 1772 in London. Er rühmte sich göttlicher Offen- barungen und gründete darauf einen phantastischen Rationalismus. Sybel, Heinrich von, geb. 1817 zu Düsseldorf, studierte in Berlin unter

14. Geschichtliches Lesebuch - S. 152

1909 - Hamburg : Boysen
— 152 — Lassalle. Besonders früh traten diese Übelstände in England und Frankreich zu Tage, und daher haben auch zuerst dort die Arbeiter versucht, ihre Lage zu bessern. In Deutschland, wo die Industrie sich langsamer entwickelte, erwachten ähnliche Versuche erst späterst im Jahre 1863 gründete Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. Ferdinand Lassalle ist in Breslau als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers geboren, studierte auf den Universitäten Breslau und Berlin Sprachen und Weltweisheit und schrieb zwei wissenschaftliche Werke, durch welche er die Augen der gelehrten Welt auf sich lenkte. Aber sein maßloser Ehrgeiz wurde durch den Beifall, welchen diese Werke ihm brachten, nicht befriedigt. Er wollte auf größere Massen einwirken, wollte Erster, Führer sein, und darum blieb für ihn nur die Politik ein geeignetes Arbeitsfeld! In Preußen herrschte gerade der Zwiespalt zwischen der Regierung und der Volksvertretung über die Neuordnung des Heerwesens. Dieser Kampf erfüllte damals alle Gemüter. Darum fand Lassalle, der ein aufrichtiges Mitgefühl mit den Unterdrückten besaß und große Pläne hatte, die Lage der Arbeiterbevölkerung zu verbessern, weder bei Bismarck, noch bei Bismarcks Gegnern Verständnis und 1 eilnahme. Beide wollten nichts von ihm wissen, und Lassalle machte sich nun daran, eine eigene Partei, eine Arbeiterpartei, zu gründen. Über die Lage der Arbeiter sprach er sich folgendermaßen aus: Die Arbeiter können nicht aus eigener Kraft emporkommen. Nur der Staat kann ihnen durch Überweisung von Geldmitteln helfen. Die Arbeiter müssen dieses Geld benutzen, um Erwerbsgenossenschaften zu gründen, in denen sie selber Unternehmer sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie sich zusammentun und versuchen, auf friedlichem Wege sich in den Besitz der Staatsgewalt zu setzen, d. h. das allgemeine Stimmrecht zu gewinnen. Lassalle bereiste Deutschland, um für seine Sache zu werben; eine kühne und feurige Beredsamkeit kam ihm zu statten, und im Mai 1863 gründete er zu Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. Unermüdlich ist er bis zu seinem Tode im Herbst 1864 in Wort und Schrift für den Arbeiterverein tätig gewesen. Aber bei aller Tatkraft und Beredsamkeit und Geistestiefe konnte es Lassalle nicht gelingen, die armen, unwissenden und schwerfälligen Arbeitermassen zu einer vorherrschenden Macht im Staatsleben zusammenzuschließen. Bei seinem T.ode zählte der Verein nicht ganz 5000 Mitglieder. Marx. Einen viel größeren Einfluß als Lassalle übte Karl Marx auf die soziale Bewegung aus. Auch Marx war jüdischer Abstammung und in Deutschland geboren. Er studierte in Bonn Weltweisheit und Geschichte und wollte Lehrer an einer preußischen Hochschule werden. Aber seine Anschauungen sagten der Regierung nicht zu;

15. Geschichte - S. 186

1904 - Leipzig : Dürr
Namentlich bei dem zuletztgenannten Buche darf man nicht auer Acht lassen, da D. mit seinem Lehrer Hegel meint, da Gott jedem Volke eine gewisse Ausgabe zugewiesen hat. Die Ausgabe Preuens ist, Deutsch-land mit Ausschlu sterreichs, zu einigen. Die Herrscher nun, die diese Aufgabe zu er-kennen scheinen, werden den anderen gegen-ber sehr gelobt: ein Fehler, der D. dazu veranlat, die Tatsachen der Idee unter-zuordnen, die Geschichte als logischen Proze zu betrachten. Dnncker, Max (geb. 1811 in Berlin, gest. 18su aus einer Reise in Ansbach [33at)ern]). Studierte Geschichte, lehrte in Halle und Tbingen. 1859 kam er als Geheimer Regierungsrat nach Berlin, wurde 1861 vortragender Rat fr Politik beim Krn-Prinzen Friedrich Wilhelm, dann Direktor der preuischen Staatsarchive bis 1874. Er trat 1875 in bcn Ruhestand. Sein Hauptwerk ist die Geschichte des Altertums". Eigenregie Verwaltung auf eigene Ver-antwortung. Emanzipation ursprnglich Freilassung eines Kindes aus der vterlichen Gewalt, dann das Streben nach Befreiung aus einem I Zustande der Abhngigkeit berhaupt. Emporium Handelsstadt, Zentrum fr den Handel. Erdmannsdrffer, Bernhard (geb. 1833 in Alten brg, gest. 1901 in Heidelberg), Seine Hauptwerke sind: Urkunden und Aktenstcke zur Geschichte Friedr. Wilhelms von Branden-brg" und Deutsche Geschichte vom Westsl. Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Groen". Etappe Rast- und Verpflegungsort der Soldaten. Eucharistie = Danksagung im Gebet, be-zeichnet in der Liturgie der alten Kirche den danksagenden Wechselgesang vor der Konsekration des Brotes und Weines bei der Abendmahlsseier, wird daher auch fr Abendmahlslehre gebraucht. Extraordinarium, Teil des Budgets, fr unvorhergesehene, auergewhnliche Ausgaben. Faktion Partei. Fossa Carolina Graben (Kanal) Karls (vergl. Seite 53). Fraktion ^Brechung, Parteiabteilung. > Frankfurt, Die Germanistenversammlung zu siehe im Bande Reden" die Rede < von Grimm. Gabelle = Steuer bei Erbschaften, wird < aber auch aus dem Lateinischen hergeleitet. Gelehrtenscharfsinn. (. 52). Die neuen Werke der die Stdteentstehung sind: R i e t s ch e l, Markt und Stadt in ihrem rechtlichen Verhltnis. Leipzig 1897. Kent-gen, Urkunden zur stdtischen Verfassungs- i geschichte. Berlin 1901. Boos, Geschichte der rheinischen Stdtekultur. 18971901. Eine populre Darstellung ist die von B e l o w , Das ltere deutsche Stdtewesen und das Brgertum. Monographie zur Weltgeschichte. 1898. Gutes bringt auch Schrder, Deutsche Rechtsgeschichte 1902 und Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte mit genauer Bi'iographie der lteren Arbeiten. Genien Schutzg ier. Giesebrecht, Wilhelm von (geb. 1814 in Berlin, gest. 188u in Mnchen). Studierte unter Ranke Geschichte, war J 837- 1857 Lehrer am Joachimsthaler Gymnasium. Durch seine Jahrbcher des Deutsche Reiches unter Otto 11." wurde Minister Eichhorn aufmerksam auf ihn. So erhielt er die Mittel zu einer wissenschaftlichen Reise nach Italien 18431845, auf der er den Stoff zur Geschichte der deutschen Kaiser-zeit" sammelte, der von der Berliner Aka-demie der groe, von Friedrich Wilhelm Iv. ausgesetzte Preis fr ausgezeichnete Leistungen auf dem Gebiete der Geschichte zuer-kaunt wurde. Im selben Jahr erhielt G. eine Professur fr Geschichte in Knigsberg 1862 folgte er einem Rufe als Professor und Direktor des historischen Seminars I nach Mnchen. G. schlo sich in seiner Geschichte der deutschen Kaiserzeit" sehr genau, oft fast wrtlich an seine Quellen an, da er glaubte, dadurch seiner Darstellung den hchsten Grad von Objektivitt zu geben. Es ist aber da-gegen einzuwenden, da die Darstellung z. B. eines mittelalterlich.n Mnches keines-wegs objektiv, sondern im hchsten Grade subjektiv ist. Kritik wandte G. freilich auch an und immer wird die Gesch. d. deutsch. Kaiserzeit" zu den klassischen Werken deutschen Fleies gehren. Giovio (sprich dschwoji) (14831552), ursprnglich Arzt, dann ans Verlangen nach Ruhm Geschichtschreiber seiner Zeit, lebte er am Hose Leos X. Wir haben auer Biographien und Lnderbeschreibungen von thnt: Geschichte seiner Zeit, 45 Bcher von 14941547. Glossatoren sogenannt nach den glossae-Zun gen, Anmerkungen juristischen und gram-matischen Inhalts, die sie zum rmischen Recht machten. Gratialgut, ein Gut, das der-Frst aus Gunst verleiht. Griechen der grte Gelehrte der ist Aristoteles. Guieeiardini (sprich guitschardini) (1482 bis 1540). Jurist, trat in ppstliche Dienste. Auer einer slorentinischen Geschichte und autobiographischen Nachrichten haben wir von ihm: Geschichte Italiens, die die Ereig-Nisse von 1492 -1531 > behandelt. Hanse heit so viel wie Bund. In der Bibel-bersetzung Ulfilas bedeutet es eine Kamerad-schast von' Kriegern. Die Aufnahme in den

16. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 177

1911 - Leipzig : Wunderlich
Erläuterungen. 177 schlechthin, das in jedemjahrhundert, jedem Volk, jedem Lager, jeder Einzelgestalt von historischer Bedeutung für ihn gleich anziehend zutage tritt." „Im Zusammenhang der großen Geschichte glaubt Ranke am sichersten das Göttliche anzutreffen, der Gang der Begebenheiten und Entwicklungen erscheint ihm als eigentlicher Inhalt, Mitte und Wesen der Weltgeschichte. Ganz in diesem Sinne hat er zu allen Zeiten den Verlauf der historischen Bewegung von Ereignis zu Ereignis, das Geschehen als solches, dessen Nerv in der handelnden Kraft des Menschen liegt, zum Hauptziel seiner Aufmerksamkeit erkoren; dem Gefüge der Einrichtungen schenkt er geringere Teilnahme, die Breite der Zustände tritt beträchtlich dagegen zurück. Die unmittelbaren Träger der entscheidenden Handlung, nicht die Helden allein, sondern die Fürsten und Häupter, die Führer und Leiter jeder Art stehen ihm im hellsten Vordergründe, indes die meist nur leidende Menge minder sichtbar die Tiefe seiner Bühne füllt. Sein lebelang bleibt er so ein reiner Historiker im älteren Stil des Thucydides und Tacitus, während ihn von den Tendenzen jener in weiterer Bedeutung geschichtlichen Wissenschaft, die, aus verschiedenen Disziplinen zusammenwachsend, die allseitige Ergründung und Beschreibung des Volkslebens im Wechsel seiner inneren und äußeren Lage anstrebt, unverkennbar ein geistiger Abstand trennt." (Nach Alfred Dove, Leopold v. Ranke. Allgemeine deutsche Biographie, Bandxxvii.) Regie, die Verwaltung, des der Zehroder Bedarfssteuer. Retraktation, v. retrahere, Zurücknahme, Widerruf. reverende pater, ehrwürdiger Vater. Rigveda, ein Teil der Vedas, der kanonischen Religionsurkunde der Brahmanen. Ritus, Gebrauch, Form der Religionsübung. rocher de bronze, eherner Fels. Ruotger, Biograph des Erzbischofs Brun. Sanktuarium, Heiligtum, heiliger Ort, Allerheiligstes. Schäfer, Dietrich, geb. 1845 in Bremen, Professor der Geschichte in Jena, Breslau, Tübingen, Heidelberg, gegenwärtig Schmied er, Lektüre. I. Teil. in Berlin. Hauptwerke u. a.: „Die Hansa und ihre Handelspolitik"; „Die Hansa"; „Weltgeschichte der Neuzeit" in 2 Bänden. Schmollet, Gustav, geb. 1838, lebt in Berlin; Nationalökonom. Hauptwerk u. a.: „Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre" (2 Bde.). Schrägen v. schräg; Gerüst oder Gestell. Schrannen v. schräg; Bank; Brot-, Fleischschranne. Schwertbrüder, geiftl.ritterorden, 1202 zur Verbreitung des Christentums im Norden gestiftet, schlossen sich 1237 den Deutschen Rittern an. Sidonius Apollinaris, röm.-chriftl. Dichter, Bischof von Lyon, gest. 480. Sodt, v. sieden, das Wallen und Brausen eines Wassers. Soulagement, Erleichterung. Spalatin, eigentl. Burkhardt, geb. in Spalt, Magister in Wittenberg, Erzieher des sächs. Kurprinzen Johann Friedrich, Superintendent in Altenburg, gest. 1545. species faoti, Darstellung eines Tatbestandes. Steinhausen, Georg, geb. 1866 in Brandenburg, Direktor der Stadtbibliothek in Cassel. Herausgeber der „Denkmäler der deutschen Kulturgeschichte" und der „Monographien zur deutschen Kulturgeschichte". Hauptwerk: „Geschichte der deutschen Kultur". Suantewit, slaw. Sonnengott, vierköpfig dargestellt, des. auf Arkona verehrt. Territorium, Landesgebiet im Gegensatz zum (frühern) Reichsgebiet. Tiepolo, Niecolo, einer alten Patrizier-familie Venedigs entstammend, Staatsmann und nebenher Humanist und Dichter, wohnte 1538 den Verhandlungen zwischen Papst Paul Iii. und Karl V. bei. Transit, lat. transire, hinübergehen, ital. Transits, der Durchgang der Waren durch ein Land oder durch eine Stadt. Treitschke, Heinrich von, geb. 1834 in Dresden, zuletzt Professor der Geschichte in Berlin, gest. 1896. Hauptwerke u. ct.: „Deutschegeschichte im 19. Jahrhundert"; „Historische und politische Aufsätze". Näheres siehe im Register der Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts. Vellejus Paterculus, röm. Historiker, war Praefectus equitum des Tiberius in Germanien und Pannonien. 12

17. Geschichte des Altertums - S. 3

1910 - Hannover : Manz & Lange
§ 1. Was ist Geschichte? Nach seiner Ableitung (von geschehen) bezeichnet das Wort Geschichte alles, was im Laufe der Zeiten geschehen ist. Unter Weltgeschichte, oder richtiger Geschichte der Menschheit, versteht man jedoch nicht diese Geschehnisse selbst, sondern die Wissenschaft, welche uns die Kunde davon vermittelt. Nicht alle Vorgänge, die sich auf der Erde vollzieh en? fallen in den Bereich der Geschichte; wie der Name „Geschichte -der Menschheit“ schon sagt, zieht sie nur das in den Kreis ihrer Betrachtung, was den Herrn der Erde, den Menschen, angeht. Aber auch hier schließt sie Erscheinungen aus, welche den Kreis des Gewöhnlichen nicht überschreiten. Vielmehr handelt sie nur von denjenigen Ereignissen, von den Taten und Meinungen einzelner oder mehrerer, die nicht alltäglich, nicht bloß von Bedeutung für engere Kreise waren, sondern auf die menschliche Gesellschaft einwirkten und für sie da oder dort in irgend welcher Richtung Anregung gaben. Mit anderen Worten: Die Geschichte hat zum Gegenstand die Entwicklung der Menschen, insofern sie sich als gesellschaftliche Wesen betätigen. In ihrer' höchsten Ausbildung begnügt sich die Geschichtswissenschaft nicht damit, die Tatsachen, welche für die menschliche Gesellschaft von Wichtigkeit waren, festzustellen und aneinanderzureihen — referierende oder erzählende Geschichte — und bestimmte Nutzanwendungen, Lehren, aus der Betrachtung des Tatbestandes zu ziehen — pragmatische oder» belehrende Geschichte —, sondern sie bemüht sich, den Zusammenhang der geschichtlichen 1*

18. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. VIII

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Verzeichnis der Schriftsteller Seite Ambrassat, August. Nr. 161. Die Entstehung der Boden- oberfläche im Ostseegebiet 376 Arndt, Ernst Moritz, geb. zu Schoritz auf Rügen 1769, gest. 1860 als Geschichtsprofessor in Bonn. (Ge- sammelte Werte. Berlin.) Nr. 43. Vaterlandslied.........101 „ 44. Die Leipziger Schlacht. . 102 ,, 45. Von Vaterland und Freiheit 103 Avenarius, Ferdinand, geb. 1856 zu Berlin, lebt als Dichter und Schrift- steller in Blasewitz bei Dresden. (Stimmen u. Bilder. München.) Nr. 97. Gebet..................186 ,, 98. Vogelmette.............187 Avd-Lallemant, Robert, geb. 1812 s zu Lübeck, Naturforscher und Arzt, gest. 1884 in Lübeck. (Wan- derungen durch die Pflanzenwelt der Tropen. Breslau.) f Nr. 185. Der Kautschukbaum . . . 461 Biedermann, Karl, geb. 1812 zu Leipzig, Redakteur, Honorarpro- fessor inleipzig, gest. daselbst 1901. (Geschichte Deutschlands v. Wiener Kongreß bis zur Aufrichtung eines deutschen Kaisertums. Breslau.) Nr. 127. Derpreußisch-deutschezoll- verein....................267 Bierbaum, Otto Julius, geb. 1865 zu Grünberg in Schlesien, gest. 1909 in Dresden. (Irrgarten der Liebe. Leipzig.) Nr. 96. Lied......................186 Bismarck, Otto, Fürst von, geb. 1.April 1815 auf Gut Schönhausen in der Altmart, gest. 30. Juli 1898 auf Schloßfriedrichsruh.(Alfred Dove, Fürst Bismarck als Redner. Stutt- gart.) Nr. 135. Aus einer Reichstagsrede Bismarcks.................296 Seite Böhner, August Nathanael. (Leben und Weben der Natur. Hannover.) Nr. 181. Die Moose.............499 Braun, Fritz. Nr. 171. Die Waldungen der Weich- selkämpen ......................412 Bremen, W. von. Nr. 102. Die Artushöfe in Preußen 195 Bronfart von Schellendorf, Fritz. (Tierbeobachtungen und Jagdge- schichten aus Ostafrika. Berlin.) Nr. 148. Tierleben in Deutsch-Ost- afrita.....................332 Budde, Emil, geb. 1842 zu Geldern, Professor, Direktor der Siemens- und Halske-Akt.-Ees. in Charlotten- burg. (Naturwissenschaftliche Plau- dereien. Berlin.) Nr. 179. Der Kampf der Blätter ums Licht..................442 „ 188. Die Geschichte eines Dorf- moores ....................467 Bürger, Gottfried August, geb. 1747 zu Molmerswende bei Halber- stadt; Amtmann in Altengleichen, gest. 1794 als Professor der Philo- sophie in Göttingen. (Sämtliche Werke. Leipzig.) Nr. 21. Da8 Lied vom braven Mann.................43 Busse, Karl, geb. 1872 zu Lindenstadt in Posen, lebt in Friedrichshagen bei Berlin. (Gedichte. Stuttgart.) Nr. 94. In der Reife........185 „ 95. An mein Kind ..... 185 Chamisso, Adelbert von, geb. 178l auf Schloß Boncourt in der Cham- pagne, Naturforscher, Reisender ,u. Dichter, gest. 1838 in Berlin. (Poetische Werke. Berlin.) Nr. 52. Sehloß Boncourt .... 111

19. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 181

1910 - Leipzig : Wunderlich
Die soziale Bewegung. 181 was sie für recht hielten, die schwersten Opfer gebracht und in diesem Kampfe eine Summe von Begabung und Arbeitskraft eingesetzt,' die Freund und Feind bewundern. Auch gehört die Art, wie sie einander ergänzten und unterstützten, zu den erfreulichsten Bildern in der an Zank und Neid so überreichen Geschichte literarischer und politischer Wirksamkeit. Von ihren Anhängern werden sie wie Heroen verehrt, und ihr Kultus ist ein lebendiger Protest gegen die materialistische Ge- schichtsauffassung mit ihrer Unterschätzung der Persönlichkeit, die in diesen Kreisen als Dogma gilt: ebenso wie ihre und tausend anderer tüchtiger Männer hingebende Arbeit für eine Klasse, der sie nicht an- gehören, ein lebendiger Protest ist gegen ihre Lehre, daß das Klassen- interesse das einzige Motiv politischer Tätigkeit sei. Beide haben die wichtigsten Arbeiten im Auslande — zeitweise in Belgien und Frank- reich, vorzugsweise aber in England — geschaffen, aber beide waren Deutsche. Ihre Art und Wirksamkeit ist nur aus der Entwicklung der deutschen Verhältnisse heraus zu verstehen, und auf die deutschen So- zialisten haben sie die stärkste Wirkung gehabt. Die englischen und französischen Sozialisten haben sich den internationalen Tendenzen nie- mals so stark hingegeben wie die deutschen, haben sie neuerdings geradezu als „Dusel" abgefertigt. Marx und Engels sind in Deutschland aufgewachsen, als Deutsch- laud ein geographischer Begriff war und als es kein Vaterland für den Deutschen gab, sondern nur Vaterländer. Engels hat Marx stets als den eigentlichen Führer verehrt, und Marx hat auch den Charakter der Bewegung bestimmt. Er war seinem Wesen nach Gelehrter. Aus Homer, Dante und Shakespeare holte er sich am liebsten neue Frische und Fülle, und Hegels Philosophie war seine Schule. Frei- lich warf er sich dann mit ungeheurem Eifer auf das Studium der Tatsachen, vor allem der wirtschaftlichen Tatsachen, aber die Schule wurde er nicht los und auch die Schulsprache nicht ganz. Er war eine dogmatisch gerichtete Natur und hat sich immer wieder dazu verirrt, die Wirklichkeit mit Begriffen zu meistern. Über den wissenschaftlichen Wert der in seinem Hauptwerke „Das Kapital", dessen erster Band 1867 erschien, vereinigten Einzeluntersuchungen geht das Urteil der Fachleute auseinander, aber es ist nebensächlich, ob diese Einzeluntersuchungen mehr oder weniger fehlerfrei und wert- voll sind oder nicht. Darauf allein kommt es an, was wir von den beiden Lehren zu halten haben, die ihm vorzugsweise als Säulen seines Systems und als Hebel für feine Beweisführung dienen, nämlich von der Wertlehre und von der materialistischen Geschichtsauffassung. Über die Wertlehre streiten sich die Anhänger, wie sie aufzufassen sei, die übrigen Fachleute halten sie für eine Modifikation einer älteren Lehre, die aber auch nur einen der vielen Versuche zur Lösung des Problems darstelle.aüber die materialistische Geschichtsauffassung ist Ähnliches zu

20. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 384

1911 - Leipzig : Dürr
384 Prosaheft Vii. Aber in welche Fülle neuer erschütternder Konflikte wurde der neue Herrscher alsbald durch den ausbrechenden Streit über die von ihm ge- schaffene Militärreorganisation gerissen. In unauflösbaren Widerspruch miteinander traten hier das anerkannte verfassungsmäßige Recht der Volksvertretung, dort die heilige Pflicht für die neugestaltete Armee, die Krone seines Lebenswerkes bis dahin und sein eigenstes Werk, von dessen Bestand oder Verfall er die Zukunft des Vaterlandes abhängig wußte. Es gab keine friedliche Lösung des Zwiespaltes. Man kann sich diese neue Periode ernster äußerer und innerer Bedrängnisse König Wilhelms nicht schwer genug vorstellen, und menschlich begreiflich, man möchte fast sagen menschlich anmutend erscheint es uns, wenn in den harten Gewissenskämpfen jener Jahre des Konfliktes dem Fünfund- sechzigjührigen bisweilen die Kraft wohl zu versagen drohte. Er hat an Abdankung gedacht; und als die österreichische Politik die vermeint- liche innere Zerrüttung des preußischen Staates damals im Sommer 1863 benutzte zu dem verwegenen Attentat des Frankfurter Fürstentages, so hat er wohl in kurzen Momenten zweifelnder Beklemmung jenes im Grunde doch hohle und knochenlose Gespenst für eine Gestalt von Fleisch und Bein halten können. Aber schon hatte sich das größte Schicksal seines Lebens vollzogen — an die Seite des erfahrungsreichen, arbeitsvollen, in sich selbst ge- festigten, pflichtgetreuen Fürsten war der Genius getreten. Mit der sicheren Fühlung seiner fast untrüglichen Menschenkenntnis hatte er ihn erkannt und die rettende Gewalt seines Wesens verstanden. Es gab auch hierbei innere Widerstände des Herzens zu überwinden; in der Armeefrage war das Einverständnis zwischen König Wilhelm und Bis- marck von vornherein gegeben, aber erst als der König sich den Ge- danken einer anderen Führung der deutschen Politik, hinweg über Tra- dition und Gewohnheit, über persönliche und dynastische Sympathien, erschloß, wurde das welthistorische Bündnis möglich, aus dem das Werk der großen Jahreswoche von 1864—1871 entsprang. Mit dem Pro- gramm: „Moralische Eroberungen in Deutschland" hatte König Wilhelm seine Regierung angetreten; die schöne Täuschung zerrann, die gebiete- rische Wirklichkeit forderte „Blut und Eisen", und leicht ist seinem Herzen weder die allein heilvolle Lösung der schleswig-holsteinischen Frage, noch der Entschluß zum Kriege gegen Österreich und seine deut- schen Bundesgenossen geworden. — Solange die Deutschen sich der ruhmreichsten Zeiten ihrer neueren Geschichte erinnern wollen und dürfen, solange wird der Bund Wilhelms I. und Bismarcks ihnen ein Gegenstand bewundernder Betrachtung bleiben. In neidloser Hoheit vertraut der Herrscher sich der genialen Führung und den gewaltigen Impulsen seines großen Staatsmannes an, dem er