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3. Gewichen war das Übel
wie Nacht vor Sonnenglanz;
stand schmuck mit seinem Kranz.
im Städtchen jeder Giebel
„Staub, der wir sind, wir mögen
nur danken mit Gebet!
Gott schütte seinen Segen
auf Eure Majestät!"
Sie kamen reichbeladen
mit Dank und Gotteslohn;
das nenn' ich Ambassaden
zu einem Königsthron!
5. Da stand er mit der Krücke
so hager und gebückt;
was hat in seinem Blicke
so demanthell gezückt?
Lr sprach — es klang wie Zanken
das kurze Wort beinah:
„Ihr habt mir nicht zu danken;
denn davor bin ich da!"
Ls führt zum alten König
sie ein der Lubhusar,
sie neigten untertänig
ihr ksaupt und Herz, fürwahr:
Hugo v. Blomberg.
70. Inein Ururgroßvater und der alte Fritz.
Allgemein bekannt ist wohl die Geschichte: „Der alte Fritz und der
Müller von Sanssouci." Aber gänzlich unbekannt ist, glaube ich, die
Geschichte, die meinem Ururgroßvater, dem Oderbruchmüller, mit dem alten
Fritz passiert ist. Und doch ist es eine wahre Begebenheit, deren Hergang
sich mündlich in unserer Familie fortgeerbt hat.
1. Unter den vielen Kolonisten, die aus dem außerpreußischen Deutsch-
land dem Ruf des großen Friedrich in das von ihm urbar gemachte Oder-
bruch folgten, befand sich auch mein Ururgroßvater. Er muß ein lebhafter,
tatkräftiger und unternehmender Mann gewesen sein, den eine gewisse
unruhige Tatenlust zu immer neuen Unternehmungen anreizte. Zunächst
ließ er sich im Ober-Oderbruch im Dorfe Manschnow bei Frankfurt an der
Oder nieder, wo er auf einem Sandberge die ersten drei Windmühlen, die
das Oderbruch sah, erbaute. Von diesen Windmühlen erhielt er den
Namen Vruchmüller, so daß sein alter Name über diesem neuen vollkommen
in Vergessenheit geraten ist. Nur einige Jahre jedoch hielt er es in Mansch-
now aus. Als auch das Mittel-Oderbruch durch Dämme trocken gelegt
worden war, ging er nach seiner alten Heimat, ins Anhaltische, zurück, führte
von dort eine Schar Kolonisten ins Mittel-Oderbruch und begründete dort
mit ihnen in der Nähe von Wrietzen das Dorf Neurüdnitz, wofür er das
erbliche Lehnschulzenamt daselbst erhielt. Kaum, daß die Kolonisten an-
gefangen hatten, in der neuen Heimat etwas warm zu werden, da er-
schienen russische Agenten im Oderbruch, um im geheimen Auftrag ihrer
Kaiserin, die ja bekanntlich eine anhaltinische Prinzessin war, deutsche Aus-
wandrer nach Rußland in die Wolganiederungen zu locken. Auch der
Lehnschulz von Neurüdnitz ließ sich gewinnen. Er soll, so erzählt man sich
bei uns, die Kaiserin in ihrer Jugend persönlich gekannt haben, da sie
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hugo_v Blomberg Fritz Fritz Friedrich Friedrich
Yi. Kudee ans dem Tiee- und
Mamenleben.
1. Im Garten und auf dem Felde.
173. Frühlingseinzug.
Die Fenster auf, die Kerzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Der alte Winter will heraus,
er trippelt ängstlich durch das k^aus,
er windet bang sich in der Brust
und kramt zusammen seinen Wust
geschwinde, geschwinde.
2. Die Fenster auf, die Kerzen aus!
Geschwinde! Geschwinde!
<£r spürt den Frühling vor dem Tor,
der will ihn zupfen bei dem Ghr,
ihn zausen an dem weißen Bart
nach solcher wilden Buben Art
geschwinde, geschwinde.
3. Die Fenster aus, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Der Frühling pocht und klopft ja schon —
horcht, horcht, es ist sein lieber Ton!
Gr pocht und klopfet, was er kann,
mit kleinen Blumenknospen an
geschwinde, geschwinde.
ch Die Fenster auf, die Kerzen aus!
Geschwinde! Geschwinde!
Und wenn ihr noch nicht öffnen wollt,
er hat viel Dienerschaft im Sold,
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die ruft er sich zur Hilfe her
und pocht und klopfet immer mehr
geschwinde, geschwinde.
5. Die Lenster auf, die Kerzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Ls kommt der Junker Morgenwind,
ein pausebackig rotes Rind,
und bläst, daß alles klingt und klirrt,
bis seinem Herrn geöffnet wird
geschwinde, geschwinde.
6. Die Lenster auf, die Kerzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Ls kommt der Ritter Sonnenschein,
der bricht mit goldnen Lanzen ein;
der sanfte Schmeichler Blütenhauch
schleicht durch die engsten Ritzen auch
geschwinde, geschwinde.
7. Die Lenster auf, die Kerzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Zum Angriff schlägt die Nachtigall,
und horch und horch, ein Widerhall,
ein Widerhall aus meiner Brust!
herein, herein, du Lrühlingslust,
geschwinde, geschwinde.
Wilhelm Müller.
174. Morgenlied.
\. wer schlägt so rasch an die Lenster mir
mit schwanken, grünen Zweigen?
Der junge Morgenwind ist hier
und will sich lustig zeigen.
2. „Heraus, heraus, du Menschensohn,"
so ruft der kecke Geselle,
„es schwärmt von Lrühlingswonnen schon
vor deiner Rammerschwelle.
3. Hörst du die Räfer summen nicht?
Hörst du das Glas nicht klirren,
wenn sie, betäubt von Duft und Licht,
hart an die Scheiben schwirren?
% Die Sonnenstrahlen stehlen sich
behende durch Blätter und Ranken
und necken auf deinem Lager dich
mit blendendem Schweden und Schwanken.
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Iv
nung zu tragen, fiel den Herausgebern nicht schwer: ging doch seit ihrem
ersten Eintreten in die Lesebuchsarbeit ihre Absicht auf Verstärkung des
epischen Zuges im Lesebuche überhaupt. Auch die Forderung in den Be-
stimmungen: „Der Inhalt der Lesestücke hat den fachkundlichen Unter-
richt zu beleben und zu vertiefen, das Gemüt des lindes in religiös-
sittlicher, nationaler und ästhetischer Hinsicht zu pflegen" entspricht der
Einsicht und Absicht der Herausgeber, und zwar nicht einer Überzeugung
erst von gestern und ehegestern. Gleichfalls älteren Datums ist die Über-
zeugung der Herausgeber, daß ein gut Teil der Realstoffe dieses Bandes
wie der noch folgenden nicht nur als Vegleitstoff des Realunterrichts,
sondern als dessen Ausgangs- und Grundstoff sich darbietet.
Einige Stücke auch dieses Bandes werden eine Neueinführung in die
Lesebuchsliteratur darstellen, so die Lesebuchsgaben von Sohnrey, Anders
Krüger, Wilhelm Raabe, Friedrich Ratzel, Adolf Schmitthenner, Emil
Frommel, Heinrich Hansjakob, Hans Hoffmann, die Stücke aus den
„Hohenzollernjahrbüchern".
Wir hoffen, daß auch dieses Reue sich als Gutes erweisen wird.
Halle a. S. und Jena, im Februar 1912.
Die Herausgeber.
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Extrahierte Personennamen: Sohnrey Anders
Krüger Wilhelm_Raabe Wilhelm Friedrich_Ratzel Friedrich Adolf_Schmitthenner Adolf Emil
Frommel Heinrich_Hansjakob Heinrich Hans_Hoffmann
Iii. Kuder aus der Geschichte
A. Bilder aus der vaterländischen Geschichte.
45. Siegfrieds Schwert.
\. 3ung Siegfried war ein stolzer Rnab',
ging von des Vaters Burg herab,
2. wollt' rasten nicht in Vaters Haus,
wollt' wandern in alle Welt hinaus.
3. Begegnet' ihm manch Ritter wert
mit festem Schild und breitem Schwert.
Siegfried nur einen Stecken trug;
das war ihm bitter und leid genug.
5. Und als er ging im finstern Wald,
kam er zu einer Schmiede bald.
6. Da sah er Eisen und Stahl genug:
ein lustig Feuer Flammen schlug.
7. „<D Meister, liebster Meister mein,
laß du mich deinen Gesellen sein!
8. Und lehr du mich mit Fleiß und Acht,
wie man die guten Schwerter macht!"
9- Siegfried den Kammer wohl schwingen kunnt,
er schlug den Amboß in den Grund;
so. er schlug, daß weit der Wald erklang
und alles Eisen in Stücke sprang.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]