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11. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 134

1911 - Erfurt : Keyser
— 134 — habt Ihr nicht gelesen in der Schrift, daß man Vater und Mutter ehren soll?" Bruder Martin und seine Freunde erschraken darüber und konnten fürs erste nicht antworten, dann aber wandten sie ein, daß in jenem Gewitter eine Himmelsstimme ihn gerusen habe. Doch Vater Hans entgegnete: „Wollt' nur Gott, daß es kein Teufelsgespenst wäre." Leelerrqual: Aber weder Mönchsgelübde noch Priesterweihe konnten Frieden in Bruder Martins geängstetes Herz bringen. „Ich habe wahrlich meine Ordensregel mit großem Fleiß und Eifer gehalten; ich habe mich öfters krank und beinahe zu Tode gefastet." „Ich war ein schändlicher Verfolger und Totschläger meines eigenen Lebens; denn ich saftete, betete, wachte, machte mich matt und müde über mein Vermögen." „Ich glaubte nicht an Christum, sondern hielt ihn für nichts anderes denn einen schrecklichen Richter, wie man ihn malte auf dem Regenbogen sitzend." Sein Körper wurde krank von all der grausamen Marter. Ost fanden ihn die Klosterbrüder ohnmächtig in der Zelle liegen. Sie mußten ihn dann aufheben und wieder zum Leben zurückrufen (Lntherbilder im Rathaus zu Erfurt, Nr. 5). In feiner Seelennot nahm er Zuflucht zu seiner geliebten Bibel. „Ich machte mich so vertraut mit ihr, daß ich von jedem Spruche wußte, auf welcher Seite er stand. Kein anderes Studium gefiel mir als das der heiligen Schrift; ich las eifrig darin, prägte sie meinem Gedächtnis ein. Manchmal lag mir ein einziger sinnreicher Spruch den ganzen Tag in Gedanken." Er studierte so eifrig in ihr (Lntherbilder, Nr. 6), daß man warnend zu ihm sagte: „Ei Bruder Martin, was ist die Bibel? Man soll die alten Lehrer lesen, die haben den Saft der Wahrheit aus der Bibel gesogen; die Bibel richtet alle Aufruhr an." Schweren Herzens trennte er sich von seinem geliebten Buch. Wem sollte er nun sein Leid klagen? Gott im Himmel, der ihm wegen seiner Sünden zürnte? „Die Angst mich zu verzweifeln trieb, Daß nichts denn Sterben bei mir blieb, Zur Hölle mußt ich sinken." Da schickte ihm Gott einen alten Klosterbruder; der tröstete ihn herzlich und wies ihn auf die gnädige Vergebung der Sünden. Dankbar ist Luther auch seinem Beichtvater gewesen, der seine trüben Gedanken sür Torheit erklärte und sagte: „Gott zürnt dir nicht, sondern du zürnst ihm." Sein bester Berater aber wurde Staupitz, der Ordensvikar, der auf seinen häufigen Klosterbesuchen den jungen Priester genau kennen und schätzen lernte. Luther sagt später selbst in einem Briefe an Stanpitz: „Du bist es gewesen, durch den zuerst das Licht des Evangeliums aus der Finsternis hervorzuleuchten begann in meinem Herzen." Oft hat Stanpitz lange und liebevoll mit Bruder Martin geredet, der ihm fein ge-

12. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 141

1911 - Erfurt : Keyser
— 141 — trümmert. Vom Roßplatz (jetzt Herrmannsplatz) dis zur Lauen-gaffe (am Fuße des Petersberges) bot alles das Bild entsetzlichster Zerstörung. Das war das berüchtigte „Pfaffenstürmen" vom 11.—13. Juni 1521. Es schien ansangs der Stadt erhebliche, geldwerle Vorteile gebracht zu haben; denn die Geistlichen mußten, um in Zukunst gegen Angriffe jeder Art gesichert zu sein, 10 000 Gulden Schutzgeld zahlen und von den Bürgerhäusern, die in ihrem Besitze waren, fortan Geschoß entrichten. Bald aber solgle der hinkende Bote nach. Der Erzbischof verklagte den Rat vor Kaiser und Reich, und der geschädigte Vorsteher des Marienstistes strengte eine Klage bei der päpstlichen Regierung an, durch welche Rechtshändel der Stadt bedeutende Kosten erwuchsen. Außerdem büßte die neue Lehre sehr an Ansehen ein. Den schlimmsten Schaden jedoch hatte die Universität; denn die Lehrer und Schüler, welche mit dem übermütigen und unruhigen Teile der studentischen Jugend nichts gemein haben wollten, verließen für immer die Stadt. Uebertritt der Geistlichen zur neuen Lehre: Durch den Aufruhr waren die Geistlichen, welche der alten Lehre anhingen, derart eingeschüchtert worden, daß sie die Verbreitung des neuen Glaubens nicht zu hindern wagten. Er erhielt in jenen Tagen sogar einen bedeutenden Zuwachs aus den Klöstern. Eine große Zahl von Mönchen trat aus und nahm Wohnung in den Bürgerhäusern. Den Anfang damit machte der Führer der ganzen evangelischen Bewegung in Erfurt, Dr. Johannes Lang. Er trat int März 1522 mit 14 Brüdern aus dem Augustinerkloster aus. Ihnen folgte eine Anzahl Barfüßer unter Vorantritt von Egidiit* Mechler. Auch die anderen Klöster begannen sich zu leeren. Selbst die Nonnen wurden von der Bewegung ergriffen. Scharenweise traten sie aus und widmeten sich weiblichen Bernsen. Auch die ausgetretenen Mönche mußten bürgerliche Berufe ergreifen, da der Rat der Stadt anfangs nur 4, später 6 Männern die Erlaubnis gab, das Wort Gottes lutherisch in den Kirchen zu verkündigen. Kanzelstreit: Die neuen Glaubensboten unterließen es nicht, heftige Ausfälle gegen die alte Geistlichkeit zu machen, die das Volt ausgebeutet und in greulicher Finsternis erhalten habe. Der Papst wurde als Antichrist (Widerchrist) hingestellt und die Kirche eine Werkstatt der Lüge genannt. Im übrigen waren die Predigten im biblischen Tone gehalten und verkündigten mit Begeisterung die Rechtfertigung durch den Glauben, sowie den Trost des Evangeliums. Mit übergroßer Freude hörte das Volk solchen Predigten zu, dagegen sanden die Messen, die hier und da noch gelesen wurden, keine Teilnahme. Doch in manchen Gemütern gewann die Macht der kirchlichen Ueberlieferung bald wieder die Oberhand, namentlich seit der Augustinermönch Dr. Bartholomäus Ar-noldi von Usingen das Wort ergriff. Nach feiner Predigt über die Heiligenverehrung cim 20. April 1522, dem 2. Osterseiertage,

13. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 142

1911 - Erfurt : Keyser
— 142 — in der Mcmenftistsfircfye (Dom) kam es zwischen ihm und den Geistlichen der neuen Lehre zu einem heftigen Kanzelstreit. Auf jede Predigt Usingens folgte eine ganze Reihe von Gegenpredigten. Auch fehlte es nicht an Störungen im Gottesdienste, indem die Predigten teils durch Geräusch unterbrochen, teils sofort mit gegnerischen Bemerkungen widerlegt wurden. Außerdem erschien eine Flut von Flugschriften aus beiden Lagern. Luther, der schon das „Pfaffenstürmen" mißbilligt hatte, verfolgte den Kamps mit der größten Aufmerksamkeit und mahnte wiederholt zur Mäßigung. Sogar ein Sendschreiben „An alle Christen zu Erfurt samt den Predigern und Dienern" erließ er. Es hatte aber keinen Erfolg, und so erschien er im Oktober 1522 selbst in Erfurts Mauern. Um jeglichen Empfang zu vermeiden, verließ er den Wagen, der ihn von Weimar herüberbrachte, schon vor dem Tore. Er war von Melanchthon und einigen anderen Freunden begleitet und nahm im Psarrhause der Michaelisgemeinde Wohnung. Am 21. Oktober predigte er in der Michaeliskirche über den Glauben und die guten Werke und am folgenden Tage in der Kaufmannskirche über Kreuz und Leiden, wie es ein rechter Christ tragen soll. Beide Male waren die Kirchen gestillt. Auch sonst fehlte es nicht an freudigen Begrüßungen und festlichen Veranstaltungen, doch den Frieden vermochte auch Luther nicht herzustellen. So kehrte er denn unverrichteter Sache noch am 22. mit seinen Freunden nach Weimar zurück. Wichtige Aenderungen: Das nächste Jahr brachte die neue Lehre ein tüchtiges Stück vorwärts. Dem Beispiele Wittenbergs solgend, führte man allmählich eine evangelische Gottesdienstordnung ein und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Enel-samer, der Psarrherr der Michaelisgemeinde, machte damit den Anfang (am 15. Juli 1523), und bald schloffen sich die anderen Geistlichen seinem Tun an. Und noch ein wichtiger Schritt wurde getan. Egidins Mechler, der neugewählte Pfarrer der Bartholo mäusgemeinde (Bartholomäusturm auf dem Anger), führte mit Genehmigung des Rates der Stadt die Tochter eines Töpfers vor den Graden als sein fromm Gemahl in das Pfarrhaus am Anger. Ihm folgte ein Jahr später Dr. Johannes Lang nach, der die kinderlose und reiche Witwe des Ratsherrn und Weißgerbers Heinrich Mattern zu seinem trauten Eheweib erkor. Nach Verlaus eines weiteren Jahres vermählte sich als dritter Enel-samer. — In dieser Zeit (1524) waren von den 24 Pfarrkirchen der Stadt 7 in den Händen der Evangelischen. Es waren dies die Michaelis-, Moritz-, Bartholomäus-, Viti- (Rheinischer Hof). St Wigberti-, St. Pauli- (Paulsturm) und St. Martini (intra)=Kirche (cm der Schlösserbrücke). Außerdem verfügten sie noch über die Kirche des Schottenklosters, dessen Abt bet neuen Lehre günstig gesinnt war Gleiche Verhältnisse herrschten auf dem Lanbe. In fast allen ersurtischen Dörfern waren die alten Pfarrherren, wenn sie nicht

14. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 185

1911 - Erfurt : Keyser
— 185 — regen, der die ermüdeten Kinder aufeinander trieb, nur die auf der sparsam erleuchteten Treppe der Statthalterei hielten aus. Begrüßung der Königin: Endlich verkündeten einige 30 Kanonenschüsse' die Ankunft. Als die hohe Landesmutter aus dem Wagen stieg und die Treppe hinaufging, streuten die Mädchen Blumen, über die sie frohlächelnd hinschritt. Jetzt trat die Tochter des Diakonus Lossius (Predigerkirche) vor und hielt eine kurze Ansprache. In ihr empfahl sie die Erfurter Landeskinder der Königin Huld und Gnade. Dann überreichte ein anderes Mädchen ein Gedicht, welches die Königin gnädig annahm; auch dankte sie liebevollen Tones für die ihr erwiesene Aufmerksamkeit (f. Aulabild der Königin Luise-Schule „Empfang der Königin im Regierungsgebäude"). Als die Fürstin die Stiege verließ, um in den Saal zu treten, riefen ihr die Knaben ein lautes Lebehoch nach, in welches die übrigen Kinder freudig einstimmten. Aufenthalt in Erfurt: An einem der folgenden Tage war mittags offene Tafel, bei der auch die Herzöge von Weimar und Gotha zugegen waren. Während derselben führten die Böttcher auf dem freien Platze vor der Statthalterei den berühmten ^chäff-lertanz, einen Reifentanz, auf. Nach aufgehobener Tafel besichtigten die hohen Herrschaften die Merkwürdigkeiten der Stadt. Sie lenkten ihre Schritte nach dem Petersberge und besahen dort die schöne Kirche des Petersklosters und in ihr das Grabmal des der Sage nach zweibeweibten Grasen Ludwig (Ernst) von Gleichen. Auf dem Dom stiegen sie bis zur berühmten Maria Gloriosa empor und bewunderten von der Zinne des mittleren Turmes die herrliche Aussicht über Stadt und Land. Die Nonnen des Klosters zum Neuenwerk ließen der Königin Luise ein zierlich geflochtenes Körbchen mit allerlei felbstgefertigten Arbeiten überreichen. Die Königin nahm es gnädig an und übersandte als Gegengeschenk zwei Friedrichsdor. Auch die Erziehungsanstalt der Urfulinen genoß die hohe Ehre, von dem Königspaare besucht zu werden. Beim Besuche des evangelischen Waisenhauses wurde der König mit seiner Gemahlin von den in zwei Reihen aufgestellten Zöglingen mit einem herzlichen Lebehoch begrüßt. Die hohen Herrschaften schrieben ihre Namen in das ausgelegte Fremdenbuch und beschenkten das Waisenhaus reichlich. Der König allein stiftete 100 Friedrichsdor, welcher Summe die Königin 10 Goldstücke aus eigener Börse hinzufügte. Auch betraten beide die auf dem Saale des Waisenhauses liegende kleine Zelle, in der einst der große Gottesmann Luther eine Zeitlang gewohnt' hatte. Festlichkeiten zu Ehren des hohen Paares: Am Abend dieses Tages war die Stadt herrlich erleuchtet. In besonders hellem Glanze erstrahlte der Hirschgarten, welcher vom Balkon der Statthalterei gut in Augenschein genommen werden konnte. Mitten im Garten war ein offener Tempel errichtet. Er stand auf acht Säulen und aus seiner durchscheinenden Kuppel thronte die Kriegs-

15. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 126

1909 - Leipzig : Hirt
126 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. eingeschritten, und die Glaubensboten können ihre segensreiche Tätigkeit zur Ausbreitung des Christentums frei entfalten. Dem religiösen Bedürfnisse wird durch den Bau vieler Kirchen, besonders in der Reichshauptstadt, Rechnung getragen. Große Verdienste um den Bau der Kirchen, um die Pflege des religiösen Lebens, um die Anstalten zur Linderung menschlichen Elends erwirbt sich des Kaisers edle Gemahlin Auguste Viktoria. Glückliche Mutter von sechs hoffnungsvollen Söhnen und einer Prinzessin, steht sie dem Kaiser als treue Lebensgefährtin zur Seite. Geboren am 22. Oktober 1858 als Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, trat sie am 27. Februar 1881 mit dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen an den Altar, um den Bund für das Leben zu schließen. Am 27. Februar 1906 feierte das Kaiserpaar die Silberne Hochzeit. An dem nämlichen Tage vermählte sich Prinz Eitel Friedrich mit der Prinzessin Charlotte von Oldenburg; im Jahre 1905 hatte sich Kronprinz Wilhelm mit der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin vermählt. Im Juli 1906 wurde das Kaiserpaar durch die Geburt des ersten Enkels erfreut. Wenn heute allenthalben in deutschen Landen Männerarbeitsstätten für Arbeits- und Obdachlose sowie für entlassene Gefangene, Fürsorge-anstalten und Walderholungsheime für Kranke und Sieche sich befinden, Frauenstationen zur Verwundeten- und Krankenpflege entstanden sind, so ist dies nicht am wenigsten der unermüdlichen Tätigkeit unsrer Kaiserin zu verdanken. Sie hat im vollsten Sinne des Wortes das Gelöbnis gehalten, das sie einst abgelegt: „Nach Kräften werde ich bemüht sein, der Arbeit des Glaubens und der Liebe, die in unserm Volke zur Linderung des äußern und innern Elends bereits geschieht, mich dienend und anregend anzuschließen, um meine Pflicht gegen Gott und die Menschen zu erfüllen." Die Gesetzgebung zum Wohle der arbeitenden Klassen schreitet fort. Auf Veranlassung des Kaisers trat in Berlin die Internationale Arbeiterschutzkonferenz zusammen, an der Vertreter von Österreich, Italien, England und Frankreich teilnahmen. Auch in das Schulwesen hat der Kaiser neuordnend eingegriffen. Neben die Universitäten sind die Technischen Hochschulen mit gleichen Rechten getreten, die Städte Cöln und Frankfurt a. M. haben Handelshochschulen errichtet, die Akademie zu Münster wurde zur Universität erweitert, Danzig erhielt eine Technische Hochschule, Posen eine Akademie. Die Gymnasien wurden zeitgemäß umgestaltet; die drei Arten Höherer Lehranstalten: Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen, wurden als gleichwertig anerkannt und ihre Abiturienten ohne Unterschied zum Universität^ und technischen Hochschulstudium zugelassen. Das Höhere Mädchenschulwesen wurde 1908 neu geordnet. Der erfolgreiche Besuch der zehnklassigen Höhern Mädchenschule berechtigt zum Eintritt in das Höhere Lehrerinnenseminar

16. Deutsche Geschichte - S. 50

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
50 Tie deutsche Kalserzeit 919-1250. zog mit, wohl aber hohe Adlige, zumeist französischer Herkunft, doch auch ein deutscher Fürst, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Auf griechischen Schiffen setzten die Kreuzfahrer über den Bosporus nach Kleinasien hinüber, wo sie viele Kämpfe mit den Türken zu bestehen und viele Mühseligkeiten auf dem öden, wasserlosen Hochland zu erdulden hatten. Noch schlimmere Nöte warteten ihrer, als sie Anti-o ch i a in Syrien acht Monate lang belagerten. Aber sie nahmen die Stadt endlich durch Verrat und schlugen darauf, begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze, mit der einst der Kriegsknecht dem Herrn am Kreuz die Seite durchstochen haben sollte, ein übermächtiges feindliches Heer in die Flucht. Dann näherte sich der Rest des Kreuzheeres der heiligen Stadt Jerusalem. Sie wurde im Juli 1099 unter furchtbarem Blutvergießen erstürmt und zur Hauptstadt eines christlichen Staates gemacht, dessen erstes Haupt, Gottfried von Bouillon, sich in seiner Demut nur Beschützer des heiligen Grabes nennen wollte; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an. Der Kreuz- §53. Der Kreuzfahrerstaat. Der neue Christen st aat reichte Mmftaai. ^ Norden bis über den Euphrat und umfaßte außer dem Königreiche Jerusalem mehrere Vasallenstaaten. Die königliche Gewalt war freilich schwach; weder die Vasallen noch die Kirche waren immer bereit, sich dem Machtworte des Königs unterzuordnen. Und doch wäre Eintracht und Gehorsam nötig gewesen; denn der neue Staat stand auf der Spitze des Schwerts, und in stetem Kampfe mußte der erworbene Besitz gegen die Mohammedaner verteidigt werden. Nur dadurch konnten sich die Christen im Morgenlande behaupten, daß immer neue Scharen bewaffneter, kampfbereiter Pilger aus dem Abendlande nachzogen; und in der Tat fehlte es lange Zeit hindurch keineswegs an Zuzug frommer oder Abenteuer aufsuchender Ritter. Eine besondere Bedeutung für die Kriegführung mit den Ungläubigen Der Ritter-hatten die geistlichen Ritterorden, die hier entstanden, zunächst die Orden der Tempelritter und der Johanniter, zu denen später kurz nach dem dritten Kreuzzuge der Orden der Deutschritter trat. Die Mitglieder dieser Orden zerfielen in Geistliche, Ritter und dienende Brüder; die letzteren hatten besonders die zur Pflege der Pilger errichteten Krankenhäuser zu versorgen. Sie vereinigten in eigenartiger Weise mönchisches und ritterliches Wesen, indem sie die Mönchsgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams mit dem Gelübde des Kampfes gegen die Ungläubigen verbanden.

17. Deutsche Geschichte - S. 63

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 63 Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in seiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minne-dichtung. Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und seiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein; auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrasen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg. Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab. Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasser-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie aus Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die

18. Deutsche Geschichte - S. 24

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staat- 919. Äibfter. Besondere Bedeutung für die weitere Verbreitung des Christentums, überhaupt aber für die Erziehung der Germanen zu höherer Kultur gewannen die Klöster. Wie die ersten Einsiedler (Eremiten), so hat es auch die ersten Mönche in Ägypten gegeben. Im Abendlande gründete der heilige Benediktus im sechsten Jahrhundert ein Kloster auf dem Monte Cassino nördlich von Neapel; nach ihm trägt der Orden der Benediktiner seinen Namen. Die Mönche verpflichteten sich auf die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams. Nunmehr erwuchsen auch in Deutschland Männer - und Frauenklöster in großer Zahl. Jedes war eine kleine Stadt. Den Mittelpunkt bildete die Kirche; eine Mauer umschloß die Zellen der Klosterinsassen, den Speisesaal (Refektorium), die Bibliothek und die Klosterschule. Daneben stand die Wohnung des Abts oder der Äbtissin. Dann gab es Häuser für Kranke, für Gäste, für die unfreien Leute, z. B. die Klosterhandwerker. Viele Klöster haben lange einen segenspendenden Einfluß ausgeübt. Hier wurde Gott in einem stillen, der Andacht und der Demut geweihten Leben verehrt; hier wurden die Wissenschaften gepflegt, die Schriftsteller des Altertums abgeschrieben und so der Nachwelt ausbewahrt, hier die Jugend in den Wissenschaften unterrichtet; Mönche waren es damals, welche die Baukunst ausübten, die Handschriften mit Malereien (Miniaturen) ausschmückten, die heiligen Geräte für den Gottesdienst anfertigten; Mönche endlich wurden durch eifrige Pflege des Ackerbaus und der Gärtnerei, durch Anpflanzung von Wein und Obst, durch Rodung des Waldes und Austrocknung von Sümpfen die Erzieher der Germanen zu einer besseren Bodennutzung. Karl der Grofte. 768 - 814. Die Gründung des Reiches. Auf Pippin, den ersten fränkischen König aus dem Haufe der Karolinger, folgte fein Sohn Karl, dem die Nachwelt den Beinamen der Große gegeben hat. Er herrschte anfangs gemeinsam mit seinem Bruder Karl-mann; als dieser aber nach wenigen Jahren starb, machte er sich, ohne auf feines Bruders unmündige Söhne Rücksicht zu nehmen, zum Alleinherrscher. Er ist eine der mächtigsten und für alle Folgezeit bedeutsamsten Gestalten der deutschen Geschichte, gleich groß als Kriegsmann und als Regent, als Reichsgründer und als Förderer höherer Bildung. »Äw § 24. Kriege mit den Langobarden und Sachsen. Schon 772 773-774. begann Karl einen Krieg gegen die Sachsen. Aber er wurde genötigt

19. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 258

1902 - Karlsruhe : Lang
adeligen Frauen ein sichtbares Andenken zu hinterlassen, lies; er alle goldenen Fingerringe, die man vorfand, zusammenkaufen. Aber man fand nur einhnndertnndfünfzig, und die reichten nicht. Der Kaiser versprach, die fehlenden nachzusenden. Er tat es, und noch später gedachte er mit Freuden an die fröhlich verlebten Stunden in Straßburg.*) Vii. Information und Wauernkrieg. Wie die Reformation in Wittenberg ihren Anfang nahm, ist schon früher erzählt worden. Die Schriften Luthers wurden rasch verbreitet und waren bald nach ihrem Erscheinen in Straß-burg bekannt. Der Erste, der hier in Luthers Sinne predigte, war Matthias Zell aus Kahsersberg. Er wollte im Straßburger Münster die Kanzel besteigen, um die vor Zeiten Geiler von Kahsersberg seine Zuhörer versammelt hatte. Als ihm das verweigert wurde, verfertigten Schreiner eine tragbare Kanzel aus Holz, die sie jedesmal aufschlugen, wenn Zell predigen wollte. Bald fand er die Unterstützung gleichgesinnter Männer, von denen Capito aus Hagenau, der Sohn eines Schmiedemeisters, Hedio aus Ettlingen im Badischen und Butzer, der Sohn eines Küfers in Schlettstadt, die namhaftesten waren. In einer Ratsversammlung vom 20. Februar 1529 wurde die Messe abgeschafft; an Stelle des katholischen Gottesdienstes trat in den sieben Pfarrkirchen der Stadt der evangelische. Der Bischof verließ Straßburg und nahm Wohnung in Zabern. In dieser Zeit war der hervorragendste Straßburger Bürger Jakob Sturm von Sturmeck. In seinen jungen Jahren studierte er Theologie und Rechtswissenschaft; dann begab er sich auf Reisen, um Welt und Menschen kennen zu lernen, und wurde, 35 Jahre alt, zum erstenmal in den Rat der Stadt gewählt. Dreizehnmal war er Stätte- oder Bürgermeister, eiuundnennzigmal zum Wohle seiner Vaterstadt als Gesandter tätig. Ihm verdankt das Gymnasium seine Gründung, und zum Rektor berief er den ausgezeichneten Schulmann Johannes Sturm, der aus Schleiden in der Eifel stammte. Unter ihm erlangte das Gymnasium einen europäischen Ruf; nach Tausenden zählten die Schüler; ans dieser Anstalt entwickelte sich die Hochschule oder Universität Straßbnrgs. Auch in Mülhausen und Münster wurde die jieue Lehre eingeführt. in andern Orten, wie Colmar und Weißenburg, drang sie teilweise durch. Im Ober-Elsaß, das unter der Herrschaft der Habsburger meist katholisch blieb, hielt der Adel zu der alten Kirche, während die unterelsässischen Adeligen sich meistens der neuen Lehre anschlossen. *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Kaiser Sigismund in Straßburg-

20. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1902 - Karlsruhe : Lang
— 73 — Zur besseren Erhaltung des Landfriedens wurde das Reichsgebiet in zehn Kreise eingeteilt?) Xvii. Die Kirchentrennung. Martin Luther war der Sohn eines Landmannes aus Möhra in Thüringen. Sein Vater verließ seine Heimat und nahm seinen Wohnsitz in Eisleben und später iu Mausfeld, wo er sich durch Bergmauusarbeit ernährte. In Eisleben wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren. Er hatte eine harte Jugend; denn seine Eltern waren arm und hielten ihn strenge. Wegen seiner guten Anlagen wurde er zum Studieren bestimmt und in die lateinische Schule nach Magdeburg und später nach Eisenach gebracht. Hier mußte er sich seinen Lebensunterhalt zum Teil dadurch erwerben, daß er, wie dies damals gebräuchlich war, mit andern Schülern vor den Häusern reicher Leute geistliche Lieder saug. In seinem achtzehnten Jahre begab er sich nach Erfurt auf die hohe Schule, um sich zum Rechtsgelehrten auszubilden. Er war in jener Zeit ein lebensfroher Jüngling und eben fo fehr wegen seines Eifers für das Studium, als wegen seiner heiteren Gemütlichkeit und seiner Neigung zu Musik und Gesang bei den übrigen Studenten geachtet und beliebt. Der Tod seines besten Freundes erfüllte ihn mit tiefer Betrübnis, und als er bald darauf durch ein schweres Gewitter in Lebensgefahr kam, legte er das Gelübde ab, dem weltlichen Leben zu entsagen und Mönch zu werden. Obgleich sein Vater diesen Entschluß nicht billigte, trat Martin Luther doch in das Kloster der Augustiner zu Erfurt ein. Mit größtem Eifer erfüllte er die Pflichten, die das Klosterleben ihm auferlegte, und betrieb das Studium der Gottesgelehrtheit mit solchem Erfolge, daß der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihn als Professor an die hohe Schule zu Wittenberg berief. Hier hielt er Vorträge über die Briefe des Apostels Paulus, über die Psalmen und über die Schriften des Kirchenvaters Augustinus *) Zwischen den Alpen und dein Thüringer Wald der schwäbische, bayerische, österreichische und der fränkische Kreis, nördlich davon zwischen Weser und Ostsee im Gebiete der Elbe und Oder der obersächsische und der niedersächsische Kreis, zwischen Weser, Ems und Niederrhein der westfälische Kreis; der oberrheinische umsaßt Elsaß-Lothringen, einen großen Teil der bayerischen Pfalz, das heutige Großherzogtum Hessen und die preußische Provinz Hessen-Nassau, der niederrheinische oder kurrheinische die Gebiete des Psalzgrasen bei Rhein und der drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier; der burgundische Kreis begriff in sich Holland, Belgien, Luxemburg und die Freigrafschaft Burgund, westlich vom Jura. Böhmen, Mähren, Schlesien und die Schweiz waren keinem Kreise zugeteilt.
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