Vorwort.
Auf die allgemeinen Ausführungen über die Nachachtung des Lese-
buchserlasses vom 18. Februar 1902 und der Lehrplanbestimmungen vom
3. Februar 1910 im Vorwort zu Teil I wird hier kurz hingewiesen.
Die beiden ersten Gruppen des für das 4., 5. und 6. Schuljahr be-
rechneten zweiten Bandes: „Leben in der Familie", „Umgang mit dem
Nächsten", sowie Abschnitt V „Luft und Himmel", Abschnitt Vil „Vom
gesunden und kranken Menschen" und das letzte Lesekapitel „Der Mensch
und Gott" — decken sich nahezu mit den gleichen Abschnitten in der vor-
hergehenden Ausgabe. Auch in der Geschichts-, der erd- und naturkund-
lichen Gruppe kehren in der Hauptsache die realistischen Inhalte der Vor-
ausgabe wieder. Aber Erweiterungen und Ergänzungen, wie Kürzungen
und Streichungen, Ersatz schwererer Stücke durch leichtere und umgekehrt,
Änderungen in der Gruppierung machten sich vielfach nötig, um die den
Klassen der Mittelstufe geltenden Lehrausgaben möglichst wirksam unter-
stützen zu können.
Die im Lehrplan der Heimatkunde für Klasse Vi geforderten ge-
schichtlichen Lebensbilder (Friedrich Wilhelur Iii., die Königin Luise,
Friedrich der Große, Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst) dürften eine
willkommene Belebung finden in den Lesestücken Nr. 76, 75, 73, 72 - 71,
70, 66 - 60.
Die Gruppe der deutschen Geschichte enthält Lesestücke, die scheinbar
über die Eeschichtsaufgabe von Klasse Vi und auch von Klasse V hinaus-
gehen, und doch wird ihre Aufnahme durch eine Anmerkung der Lehr-
planbestimmung gerechtfertigt; es sind die Nummern 46—59, 63. Die
Anmerkung unter Heimatkunde lautet: „Wo Herrscher oder andere hervor-
ragende Männer für die Heimat besondere Bedeutung gewonnen haben,
werden auch diese behandelt."
Die bisherige Gruppe „Griechische und römische Heldensage" erfuhr
eine Ausgestaltung zur Gruppe „Bilder aus der griechischen und römischen
Heldensage und Geschichte" durch Herübernahme von Lesestücken aus dem
bisherigen Iii. Bande und Aufnahme neuer Stücke.
In der Formulierung der Deutsch-Aufgabe der Mittelstufe fordern
die Bestimmungen ein Überwiegen der epischen Dichtungen; dem Rech-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelur Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
158 —
Völker; glücklich aber kann ich dich nicht nennen, bevor ich nicht
erfahren, daß du dein Leben glücklich geendet. Bei jeglichem Dinge
muß man auf das Ende sehen, wie es hinausgeht; denn vielen hat Gott
das Glück vor Augen gehalten und sie dann gänzlich zugrunde ge-
richtet.“
Also sprach er zu Krösus, und, weil er ihm gar nicht zu Willen
redete, noch sich an ihn kehrte, ward er entlassen, und Krösus hielt ihn
für sehr unverständig, weil er die Güter der Gegenwart nicht achtete,
sondern sagte, man müsse das Ende eines jeden Dinges abwarten.
Nach Herodot, übersetzt von Lange.
101. Die Erziehung der Spartaner.
1. Der neugeborene Knabe ward dem Rate der Alten vorgezeigt.
Dem starken und gesunden Knabfen sprachen die Ältesten sogleich
das Bürgerrecht zu; das von ihnen als gebrechlich erklärte Kind da-
gegen ward in einen Abgrund des Taygetusgebirges geworfen. Sparta
wollte nur gesunde Kinder erziehen, kräftige und gesunde Jünglinge und
Männer haben. Bis zum siebenten Jahre gehörte der Knabe der Mutter,
dann übernahm der Staat seine Erziehung.
2. Das junge Geschlecht war als das edelste Staatsgut betrachtet,
und die Wahrheit fand allgemeine Anerkennung, daß von seinem Ge-
deihen das Wohl und der Bestand des Staates für die Folgezeit ab-
hänge. Darum wurden die notwendigen Mittel zur Erziehung von
Staats wegen gegeben, und es wurde nur gefragt, was notwendig sei
und nicht: was haben wir zur Erreichung des Erziehungszweckes für
Mittel übrig? Allen Knaben ward eine vollständig gleiche Erziehung
zuteil; auch die Königssöhne (mit alleiniger Ausnahme des Thron-
folgers) kamen in eines der Erziehungshäuser und standen mit sämt-
lichen übrigen spartanischen Knaben in jeder Beziehung auf vollständig
gleicher Stufe. Beim Eintritte in die Anstalt wurde den jungen Spar-
tanern das Haar kurz geschoren, ihr Lager war Heu und Stroh, Decken
erhielten sie nicht. Vom fünfzehnten Jahre an schliefen sie auf
trockenem Schilf, das sie sich selbst am Ufer des Eurötas ohne Messer
zu sammeln hatten. Sie gingen in leichten Kleidern, im Winter und
Sommer ohne Schuh. Um sie für die Mühseligkeiten des Krieges vor-
zubereiten, ward ihnen ihre Kost mager und sparsam zugemessen.
3. Ein Mittel der Abhärtung und der Gewöhnung, Schmerz zu
ertragen, bestand darin, daß die Knaben zum öftern mit Geißeln ge-
schlagen wurden. Es kam sogar von Zeit zu Zeit zu förmlichen Schau-
stellungen. An besondern Festtagen fand die Geißelung im Beisein
der Angehörigen statt, die stolz auf ihre Söhne waren, wenn diese die
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]
160
tarier ward erst mit dem dreißigsten Jahre Mann genannt, vom acht-
zehnten bis zum dreißigsten Jahre, bis zu welchem Jahre sich die
Erziehung ausdehnte, hieß er Jüngling. Nirgends ward das Alter
so geehrt wie in Sparta. Ein bejahrter Fremder rief, da ihm selbst
vielfache Zeichen der Ehrerbietung zuteil wurden, gerührt aus: „Nur
in Sparta ist es angenehm, alt zu werden!" Zwei junge Spartaner,
die sich als Gesandte nach Athen begeben hatten, besuchten daselbst
das Theater. Ein Greis, der eintrat, fand sämtliche Plätze besetzt.
Sogleich erhoben sich die Spartaner und boten dem Greise ihre Plätze
an. Als die Athener ihnen Beifall zuriefen, sagte der Greis: „0,
die Athener wissen auch, was schicklich ist; sie tun es nur nicht!" —
5. Der Staat brauchte aber auch kräftige und gesunde Mütter.
Deshalb ward die Erziehung der Mädchen ebenfalls von Staats wegen
überwacht und geleitet. Auf besondern, für sie eingerichteten Plätzen
wurden die Mädchen geübt im Hüpfen und Anfersen, im Laufen,
Ringen, Springen, im Wurf mit dem Diskus und dem Speer. Das gab
dem Lande ein Geschlecht von Heldenjungfrauen. Bei Aristophanes
ruft eine Athenerin einer jungen Spartanerin zu: „Wie schön bist du,
wie blühend, wie voll Kraft; du könntest einen Stier erwürgen!"
Solche Jungfrauen wurden die Mütter des jungen Geschlechts.
Ferdinand Schmidt.
102. Die hellenischen Nationalfeste.
1. Die Versammlungen zu den Festen der Götter bildeten mannig-
fache Vereinigungspunkte, bald für einzelne Landschaften, bald für
ganz Hellas. Unter diesen Nationalfesten, die besonders durch Kampf-
spiele verherrlicht wurden, waren vor allem die olympischen Fest-
versammlungen oder Spiele, welche in der Landschaft Elis begangen
wurden, berühmt und ausgezeichnet.
Ihre Stiftung wurde in eine ganz mythische Zeit hinaufgerückt,
bald diesem, bald jenem Heros, sogar dem obersten Gotte Zeus selbst,
am öftesten aber dem Herakles zugeschrieben; neugestaltet wurden
sie von Iphitus, König in Elis, in Gemeinschaft mit seinem Zeitgenossen,
dem Gesetzgeber Lykurg. Damit die Spiele so ungestört als möglich
stattfinden könnten, wurde von diesen Männern ein Gottesfrieden
daran geknüpft; das ganze Gebiet von Elis sollte beständig von Ein-
fällen und Verwüstungen frei bleiben, und während der Festzeit sollten
die Waffen auch im übrigen Peloponnes ruhen. Zur Teilnahme waren
alle Hellenen berechtigt, Barbaren aber ausgeschlossen.
2. Die eigentlichen Spiele waren zu Iphitus’ Zeiten noch sehr
einfach; sie bestanden bloß im Wettlauf zu Fuß, die andern Übungen
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Aristophanes Ferdinand_Schmidt Ferdinand Gotte_Zeus
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rechnet; die Fahrt so sicher wie über der Erde. Aber so gruselig interessant
sie auch sein mag, man begrüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks,
da der Berg uns wieder in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches er-
zählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch er-
wähnen : Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster Reihe
deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische Ingenieure, die
das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen, deutsche Gründ-
lichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster Stelle in der Welt —
nun, wie wär's? Wollt ihr einmal Ähnliches leisten?
Oswald Körte.
149. Die Pferde- und Rinderherden der ungarischen Pußta.
(Gekürzt.)
1. Der Pußta verdankt der Magyar seinen unvergleichlichen Viehstand,
von dem man sich bei uns schwer eine Vorstellung machen kann, sowohl was
den Umfang dieses Betriebes als auch was Schönheit und straft der
dort gezognen Viehrassen anbelangt.
Die Leistungsfähigkeit der ungarischen Pferde ist weltbekannt. Das
ungarische Pferd ist klein und anscheinend dürftig; es erinnert an das
kleinrussische, mit dem es wohl auch näher verwandt ist. Dieses Pferd
verdankt seine großartige Leistungsfähigkeit der Pußta, auf der es während
der ersten fünf Jahre seines Lebens die ganze wärmere Jahreszeit frei
und fessellos zubringt; auch die ältern Pferde werden, wo es irgend möglich
ist, immer wieder auf die Pußta gelassen. Dadurch wird das Tier nicht
nur in hohem Grade abgehärtet, sondern es kennt auch die Anlagen zu
den meisten Pferdekrankheiten nicht, die unsern Pferdebestand so unheil-
voll beeinflussen, oder ist diesen doch in weit geringerm Grade unterworfen.
Erst als fünfjähriges Tier wird es angespannt und ist dann natürlich
außerordentlich widerstandsfähig.
Die Pferdeherden sind es in erster Linie, die dem Magyaren ,die
Pußta so reizvoll erscheinen lassen. Und es ist nicht zu leugnen, daß es
einen herrlichen Anblick gewährt, wenn eine solche Herde von einem halben
Tausend feuriger, über die Maßen lebendiger Tiere, die eben noch ruhig
grasten, im Augenblick in Bewegung gerät und mit Windeseile über die
Pußta hinfliegt. Bewundernswert erscheint einem dabei die Gewandtheit
der Csikos, der berittenen Hirten, die die Tiere im Galopp, in Karriere
umkreisen, mit ihren langen Peitschen am Ausbrechen hindern und, so
unglaublich das scheint, die ganze wilde Schar in Ordnung halten. Wo
bloß einzelne Pferde ohne besondre Hirten weiden, werden immer zwei
so aneinander gefesselt, daß der rechte Vorderfuß des einen mit dem
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
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der Brustlatz etwas Heller. Die Alten beginnen vielleicht noch eine zweite
Brut. Auch diese ist gegen Ende Juli ausgezogen, und nun geht's mit
der ganzen Familie in die Sommerfrische.
Iii. Begabung des Stars.
Junge Stare lassen sich leicht zähmen und machen in der Ge-
fangenschaft durch ihr drolliges Wesen viel Vergnügen. Mit spaßhaftem
Ernst schreitet und wackelt er im Zimmer auf und ab. Wie einfältig
er sich auch stellt, er hat doch alles im Auge. Stimme und Miene seines
Brotherrn kennt er genau. Bekommt er Schelte, duckt er beschämt in
eine Ecke nieder. Sonst ist er dreist, fliegt der Hausfrau auf den Spinn-
rocken, dem lernenden Buben auf die Schulter, dem Hunde auf den Nucken,
und geht's zum Essen, sitzt er der erste bei der Schüssel. Auch stehlen kann
er. Was gleißt und glänzt, mag er gern. Den Fingerhut, die Steck-
nadel, den Messingknopf, die Perle und den Ring holt er zusammen
und strägt's beiseite. Dazu ist er sehr reinlich und fliegt nie aus dem
Neste, ohne zu fegen.
Aber am höchsten wird doch seine Gelehrsamkeit, zumal sein Sprach-
talent, geschäht. Aus eignem Antrieb treibt er Studien, er miaut wie
eine Katze, gackert wie eine Henne, flötet wie eine Amsel. Auch Menschen-
sprachen lernt er, Deutsch, Französisch, Latein — ein wahrer Vogel-
professor. Und das gibt dann ein buntes Schnattern und Durcheinander,
eben wie vielgereiste Leute ein Gemisch aus allerhand Sprachen zusammen-
zuwürfeln pflegen. Lange Lieder faßt er mit Leichtigkeit. Der eine singt:
„Üb immer Treu' und Redlichkeit" oder „Freut euch des Lebens", ein
andrer: „Heil dir im Siegerkranz", noch ein andrer sagt ein Vaterunser her.
Der Naturforscher Lenz besaß als Knabe einen Star, welcher zwei Liedchen
pfiff und das Wort Spitzbube ganz deutlich aussprach. Drängle man ihn
in eine Ecke und neckte ihn mit dem Finger, so wurde er ganz wütend, rich-
tete sich auf den Zehen hoch empor, biß nach allen Seiten um sich, pfiff
aus Leibeskräften und schrie immer dazwischen: „Spitzbube! Spitzbube!"
Nichts fällt dem Star schwer. Nur vergißt er wie mancher lebhafte
Knabe leicht wieder, was er gelernt hat, so daß es auch da heißt: Wie
gewonnen, sa zerronnen! Soll der Star sprechen lernen, so seht man ihn
in einem verhängten Kasten in ein vollständig ruhiges Zimmer, wo er
nur die Stimme seines Herrn hört, und spricht ihm deutlich vor. Er
lernt schnell. Die Zunge zu lösen, ist bei ihm ebenso wie bei dem Raben
eine nutzlose Quälerei.
Iv. Geselligkeit des Stars.
1. Wie alle fröhlichen Leute liebt der Star die Gesellschaft. In
Flügen von 300—500 Stück schwärmt er im Spätsommer über die Felder
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Bei Bestellungen auf die neue Ausgabe des Jahres 1912 wird
gebeten, stets »Ausgabe in drei Bänden" verlangen zu wollen.
Es wird hierzu bemerkt, daß der 3. Band in zwei Teilen erschienen
ist und daher unter 3 a und 3 b verlangt werden muß. Man
wolle also bei Bestellungen immer streng unterscheiden zwischen
der bisherigen Ausgabe in vier Bänden und der neuen Ausgabe
in drei Bänden.
Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Iv
nung zu tragen, fiel den Herausgebern nicht schwer: ging doch seit ihrem
ersten Eintreten in die Lesebuchsarbeit ihre Absicht auf Verstärkung des
epischen Zuges im Lesebuche überhaupt. Auch die Forderung in den Be-
stimmungen: „Der Inhalt der Lesestücke hat den fachkundlichen Unter-
richt zu beleben und zu vertiefen, das Gemüt des lindes in religiös-
sittlicher, nationaler und ästhetischer Hinsicht zu pflegen" entspricht der
Einsicht und Absicht der Herausgeber, und zwar nicht einer Überzeugung
erst von gestern und ehegestern. Gleichfalls älteren Datums ist die Über-
zeugung der Herausgeber, daß ein gut Teil der Realstoffe dieses Bandes
wie der noch folgenden nicht nur als Vegleitstoff des Realunterrichts,
sondern als dessen Ausgangs- und Grundstoff sich darbietet.
Einige Stücke auch dieses Bandes werden eine Neueinführung in die
Lesebuchsliteratur darstellen, so die Lesebuchsgaben von Sohnrey, Anders
Krüger, Wilhelm Raabe, Friedrich Ratzel, Adolf Schmitthenner, Emil
Frommel, Heinrich Hansjakob, Hans Hoffmann, die Stücke aus den
„Hohenzollernjahrbüchern".
Wir hoffen, daß auch dieses Reue sich als Gutes erweisen wird.
Halle a. S. und Jena, im Februar 1912.
Die Herausgeber.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Sohnrey Anders
Krüger Wilhelm_Raabe Wilhelm Friedrich_Ratzel Friedrich Adolf_Schmitthenner Adolf Emil
Frommel Heinrich_Hansjakob Heinrich Hans_Hoffmann
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noch ganz andre Leute in Schrecken; fasse Er sich, Er soll mir eine Stunde
halten mit Seinen Jungen." „Wie Majestät befehlen." „Der Schul-
besuch ist doch gut?" „Sehr gut, Majestät." Der König war in die
Schulstube getreten; er musterte alles genau, Bänke, Tische, Geräte, Bücher;
dann ließ er sich die Listen geben und sah die Schreibhefte nach. „Was
bringt Er denn den Jungen bei?" — „Lesen, Schreiben, Rechnen, die
Heilige Schrift, etliche Kenntnisse in der Geographie und Naturgeschichte."
— „Gut, weiter ist nichts nötig. Nun leg' Er mal los."
4. Es bedurfte nicht großer Mühe, die Jungen herbeizurufen. Bald
füllte sich die Schulstube mit Schülern. Sie waren alle gekommen, wie
sie gingen und standen, einige mit Schürzen, wenige mit Jacken angetan,
— die meisten in Hemdärmeln. Alle sahen neugierig und eifrig auf den
König, der sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte und lächelnd die
wohlgenährten, meist strammen Burschen betrachtete. Staunend gafften
die Jungen die Uniform an, und leises Zittern überfiel sie denn doch.
„Worin befehlen Majestät, daß ich prüfen soll?" fragte Wendroth.
„Worin Er will, aber das Nützlichste zuerst." „Also dann? Biblische
Geschichte?" „Gut," sagte der König. Die Prüfung begann; die Jungen
bestanden gut. Ebenso ging das Lesen vor sich; die Schüler waren ordent-
lich auf dem Posten, und der König nickte beifällig.
5. „Nun die Hauptsache fürs Leben," sagte der König, „Rechnen.
Ich werde mal die Aufgabe erteilen." Die Tafeln waren schon in den
Händen der Jungen, und diese standen, die Griffel bereit haltend, die
Augen fest auf den König gerichtet, wie ein zum Angriff fertiges Bataillon.
„Wenn ein Mensch," begann der König, „durchschnittlich jeden Tag vier
Taler verdient, wieviel macht das am Ende des Jahres, also nach drei-
hundertfünfundsechzig Tagen? — Wie wollt ihr das finden, durch welche
Rechenart?"
„Durch das Malnehmen," sagte eine Stimme. „Recht so," rief der
König. „Das ist meine liebste Weise. Rechnet das also aus, und wenn
ihr es ausgerechnet habt, dann zieht von der Summe zweihundertvierzig
Taler. — schreibt's auf — zweihundertvierzig Taler, ab, und dann will
ich wissen, was bleibt. Vorwärts!"
Wendroth fürchtete, daß manche seiner Jungen schlecht bestehen würden.
So leicht die Aufgabe war, so sehr er auch die vier Rechnungsarten ein-
geübt hatte, die Anwesenheit des Königs machte ängstlich. Tiefe Stille
trat ein, nur die Griffel quietschten auf den Tafeln; Wendroth lehnte an
einem Tische, die Jungen rechneten, ohne zum Ziele zu kommen, sie waren
eben ängstlich, der König beobachtete genau.
Da rief eine Helle Stimme: „Ich bin fertig." Wer war es? Ha,
der kleine Jochen Müller hielt die Tafel empor. „Na mal heraus," lachte
der König. „Wie ist das nun? Was kommt heraus?" „Ich nshme
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]