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8461. (Für das 4. und 5. Schuljahr) - S. 296

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
296 Zwei Melden Friedrichs des Großen. Leien und eines Rasttages bedürften. „Sollen wir warten, bis Daun dem Feinde noch Verstärkung zuführt?“ entgegnete der König, „nein, mein tapferer Feldmarschall, wir haben nicht Zeit zu rasten, heute noch schlagen wir die Schlacht!“ Da drückte der alte Held, wie es seine Gewohnheit war, den Hut fest in die Äugen und rief: „Soll und muß denn gerade heute eine Schlacht geliefert werden, so will ich die Österreicher gleich hier angreifen, wo ich sie sehe!“ und sprengte militärisch grüßend im Galopp zu seinen Truppen zurück, die unterdessen ihren Aufmarsch voll- endet hatten. Sein König sollte ihn lebend nicht mehr wieder- sehen. Die Schlacht entbrannte. Es war eine der blutigsten des ganzen Jahrhunderts. Auf beiden Seiten wurde mit größster Tapferkeit gekämpft. Bei den Österreichern war jedem Grenadier, der die Schlacht siegreich überleben würde, lebenslängliche dop- pelte Löhnung verheißen. Dazu standen sie auf sehr stark ver- schanzten Höhen, die genommen werden mußten, sollte der Sieg auf preußischer Seite sein. Namentlich sehr günstig war ihre Stellung bei dem Meierhof Sterbohol. Vergebens hatte Winter- feldt mit der preußischen Vorhut diesen zu nehmen gesucht. Schwer verwundet wurde er zu Schwerin gebracht, der inzwischen mit dem Haupttruppenkörper herangerückt war. Was dem wackern Winterfeldt nicht hatte gelingen können, wollte er wagen. Obwohl überall mit Kartätschenfeuer begrüßt, rückten die Preußen hurtig, gelassen wie auf dem Paradefelde vor, die entstandenen Lücken schnell wieder ausfüllend. Auf dem Hinmarsch nach Sterbohol kam man aber auf moorige Flächen, auf Schlammteiche, die von einer dünnen Grasnarbe überzogen waren. Ganze Regimenter ver- sanken bis in die Knie, andere bis an den Leib. Trotzdem gings vorwärts ohne Aufenthalt. Sogar die Kanonen der meisten Re- gimenter wurden mitgeschleift. Schwerins Preußen litten furchtbar; dennoch dachte niemand an ein Zurückweichen. Endlich war das Wagestück vollbracht, und nun erhob sich ein mächtiges Ringen, Wogen und Schwanken um Sterbohol. Da sah der dreiundsieben- zigjährige Greis mit tiefem Unmut, wie sein eigenes Regiment, das aus lauter Pommern bestand, zurückwich. Das vermochte er nicht mit anzusehen. Er eilte hinzu, ergriff aus den Händen des Stabs- hauptmanns Rohr die Fahne und rief den Seinen zu: „Heran, meine Kinder, nur heran!“ Wie das die Pommern sahen, kehrten sie um und wieder gings vorwärts. Da schwankte plötzlich der

8462. (Für das 4. und 5. Schuljahr) - S. 331

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
vom alten Blücher. 331 ihm allein. Rber nicht lange, da brausten die Reiter zum zweiten Male vorüber, von den Unsern zurückgeworfen. Doch wieder waren sie wie mit Blindheit geschlagen. Die Unsern jagten hinter ihnen drein. Schnell hielt Nostiz einen Husaren an. Mit Mühe wurde der Feldmarschall unter dem toten Pferde hervorgezogen und aus das husarenpferd gesetzt. Es war die höchste Zeit,- denn schon drangen die feindlichen Reiter aufs neue vor. Unser Fußvolk, hinter £tgm) im Dunkel des Rbends überfallen, zog sich geordnet in geschlossenen Massen zurück. Rlle Rugriffe der feindlichen Reiterei schlug es kaltblütig mit Bajonett und Gewehrfeuer ab. Eine Viertel- stunde hinter dem Schlachtseide stellte sich unser Heer wieder auf. Der Feind wagte nicht, es zu verfolgen. Das Schlachtfeld war verloren, aber nicht die Ehre, nicht der Mut. Denn schon am folgenden Tage versprach der Feldmarschall dem englischen Befehls- haber Lord Wellington, daß er ihm am 18. mit seinem ganzen Heere zu Hilfe kommen wolle. Rm 17. ließ er die Rrmee in Parade an sich vorbeimarschieren, damit die Soldaten bei dem stolzen Paradezuge die gestrigen Un- fälle vergessen sollten. 5o neigte sich der Tag des 17. Juni. In- zwischen waren die Engländer im Rnmarsche, und Napoleon ging ihnen entgegen, um eine Verbindung mit den Preußen zu verhindern. Schon am folgenden Tage, am 18. Juni, stand er ihnen unweit Brüssel in Schlachtordnung gegenüber. Der Herzog von Wellington hatte seine englischen Truppen auf einem sanft ansteigenden Höhen- rücken aufgestellt. Napoleon schwelgte bereits im Siegesgefühl und glaubte sicher, sein Marschall Grouchp habe die Preußen in den Rhein gejagt. Die Engländer wurden aus ihren höhen heftig ange- griffen. Ganze Regimenter waren bereits gefallen. Wellington hatte kaum noch 40 000 Mann unter den Waffen. Rber er blieb kalt und ruhig wie immer. Fest war er inmitten des Schlachtgewühls, von Kugeln umsaust, unter seinem Baume geblieben. Er hatte, als die Gefahr am höchsten stieg, sich entschlossen auf die Erde niedergesetzt mit den Worten: ,,hier, Soldaten, bleibe ich und weiche keinen Fuß breit." Nur nach seinem Waffenbruder hatte er sehn- lichst ausgeschaut, hatte, als er seine besten Ztreitkräfte dahin- schwinden sah, seufzend gesprochen: ,,Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Und kaum hatte er das Wort ausge- redet, da vernahm er auch den Donner unserer Geschütze im Rücken des Feindes, und Tränen brachen aus seinen Rügen, und laut rief er aus: ,,Das ist der alte Blücher!"

8463. (Für das 4. und 5. Schuljahr) - S. 334

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
334 Aus Kaiser Wilhelms I. Jugendzeit. Da mußte er denn stillschweigend gehorchen, wie blutete ihm das herz, als sein Bruder, der Kronprinz, und sein gleichaltriger Vetter mit dem Könige zur Armee aufbrachen! Erst nach der ruhm- reichen aber blutigen Schlacht bei Leipzig, in welcher der ungestüme „Marschall vorwärts" der Franzosen Glück und Macht gebrochen hatte, kehrte der König nach Breslau zurück, wo sich Prinz Wilhelm mit seinen jüngeren Geschwistern aushielt. Ganz unverhofft eröffnete ihm hier der Vater: „Ich will dich jetzt mit ins Feld nehmen, aber nur auf sechs Wochen,- denn du bist noch zu schwächlich." wer war glücklicher als unser Prinz! von Breslau reiste er mit dem Könige über Berlin und Leipzig nach Frankfurt am Main, wo sich das Hauptquartier befand. Nach kurzem Waffenstillstände kam endlich der von den Truppen sehnsüchtig erwartete Befehl zum Weitermarsch. In der Neujahrsnacht 1814 setzte das Blüchersche Korps über den Nhein, um den Franzmann auch vom linken Nheinufer zu ver- jagen. Prinz Wilhelm folgte mit seinem Vater. Vas Kriegsleben bekam ihm ganz vorzüglich - von feiner Heimsendung verlautete nichts mehr- doch behielt ihn der König in seiner unmittelbaren Nähe. Ende Februar desselben Jahres setzte es Friedrich Wilhelm Iii. bei seinen Verbündeten durch, daß der Feind bei Bar sur Nube mit aller Macht angegriffen würde. Tin herrlicher Sieg belohnte seinen besonnenen Nat. hier sah er seinen Sohn Wilhelm zum ersten- mal in die Schlacht reiten. Ganz unbefangen versah dieser im Kugel- regen seinen Adjutantendienst. Mit dem russischen Infanterieregi- ment Kaluga stürmte er die steile höhe der dort befindlichen Wein- berge hinan und machte dann ruhig seine Meldung, wie wenn nichts geschehen wäre. Auch der König sagte kein Wort. Kaiser Alexander von Rußland aber verlieh dem unerschrockenen Jüngling für seine Bravheit den St. Georgsorden vierter Klaffe, und fein Vater über- reichte ihm am Geburtstage der unvergeßlichen Mutter das Eiserne Kreuz. Des Prinzen höchster Wunsch war damit erfüllt- denn das Eiserne Kreuz, gestiftet am lo. März 1813, galt als ganz besondere Auszeichnung. „Um die kühnen Heldengeister schlingt sich dieses Grdens Band, und der König ist sein Meister, der das alte Zeichen fand."

8464. (Für das 4. und 5. Schuljahr) - S. 337

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Der Übergang nach ctlfen. 337 gelöst am Rande des Satruper Holzes, von dem Augenblick an, wo wir entdeckt waren, durch Schnellfeuer unsern Übergang decken sollte, knatterte jetzt über den Sund hin; — man war von hinten kaum sicherer als von vorn. Trotz aller Gefahr das großartigste Feuerwerk, das ich all mein Lebtag gesehen habe. Hurra, vorwärts, vorwärts! waren die ununterbrochenen Rufe. Es war zauberhaft. Die Kartätschen plätscherten um einen herum, daß das Wasser hoch aufspritzte. Eine Granate schlug einen Kahn unserer Kompagnie in Stücke; eine ganze Wand war weg- gerissen; im Moment gingen Boot und Mannschaften in die Tiefe. Alles schrie auf; die nächsten Boote wollten retten. „Vorwärts!“ donnerte eine Kommandostimme dazwischen. Es stand Größres auf dem Spiele. Drei ertranken; andre tüchtige Kerle schwammen glücklich dem Ufer zu. Hut ab vor diesen braven Musketieren! Die 5. Kompagnie war die erste am Ufer. Mit Hurra ging es die steile Uferwand hinauf, auf die Schützengräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht, andre gefangen ge- nommen. Noch andre wichen der Fohlenkoppel zu, wir hinter- drein, — es war wieder das reine Kesseltreiben. Am Rande hielten wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im selben Moment kam General Röder zu uns heran und rief uns schon von weitem und rückwärts deutend zu, die Strandbatterie zu nehmen, an der wir in unserm Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren, ohne ihrer zu achten. Nun also Kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben Uferstelle aus, an der wir gelandet, oder doch keine 200 Schritt von ihr entfernt, über den Alsensund hin, als ob wir noch alle auf dem Wasser schwämmen und nicht schon am Rande der Fohlenkoppel ständen. Aber es waren die letzten Schüsse aus dieser Schanze. In zehn Minuten war sie unser; drei schwere Geschütze, dazu zwei Offiziere und fünfzig Mann fielen in unsre Hände. Die Gefangenen wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rückkehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts, bis wir unter fortwährendem Gefecht, — der Feind floh südlich auf Kjär und Bagmose zu, — den Südrand der Fohlenkoppel erreicht hatten. Hier machten wir Halt: zur Reckten, dem Alsensunde zu, hatten wir das 1. Bataillon unsers Regiments, zur Linken, der Augustenburger Föhrde zu, die sechs Kompagnien vom 64 sten. In dieser Stellung warteten wir die Befehle zu weiterm Vorgehen ab. Es mochte 3 Uhr gewesen sein.“ Gesammelte Werke. 22 Tromnau, Lesebuch für Mittelschulen. Ii.

8465. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 410

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
410 Kommis, das, was man in diesem Lande mit „clerks" bezeichnet; es sind die eigentlichen unteren Mittelklassen. Ihre Oeschäftsstunden in der City sind meistens von 9 Uhr morgens bis 6 Uhr abends; in den Läden dagegen von 9 Uhr morgens bis 7 Uhr, beziehentlich 8 Uhr abends. Um 8 Uhr schließt jeder Laden in England, mit Ausnahme der Kolonialwarenhändler, die bis 9 Uhr offen halten. Die Konfektionsgeschäfte schließen dagegen schon um 7 Uhr, so daß die Ladenmädchen, die dort vornehmlich bedienen, wenigstens den Abend in ihrer Familie zubringen können. Am Sonnabend ist durchweg, in der City wie im Ladengeschäft, Schluß um 2 Uhr nachmittags, mit Ausnahme wieder der Kolonial- und Lebensmittel- geschäfte, welche an diesem Tage bis 11 Uhr abends offen halten, um den Sonntagsbedarf zu liefern. Sonntags ruht jedes Geschäft, mit Ausnahme gewisser Obstläden in den Vorstädten, welche be- sonderer Erlaubnis bedürfen, und der Zigarrenläden. Bei der Kennzeichnung der unteren Mittelklassen Englands drängt sich eine Beobachtung auf, welche sehr bedeutungsvoll für dieses Land ist. Von diesen Leuten möchte gern jedermann Gentleman oder Lady sein. Alles strebt über seine natürlichen Ver- hältnisse hinaus. Da nun die gewöhnlichen Berufe hierzu meistens nicht ausreichen, greift das Volk in all seinen Schichten zum Glücks- spiel. Die Pferderennen, Boatraces, Crickets, Footballs, Ringspiele (Wrestling-Matches) usw. erfreuten die Engländer ursprünglich ihrer selbst wegen; heute sind sie vornehmlich die Handhaben, schnelle und große Gewinne zu machen. In der Sucht, schnelle Gewinne zu erzielen, um als „Gentleman" den Tag zu verbringen, liegt die Hauptgefahr für das England von heute. Fremde Dienstboten, Hand- werker und Kommis müssen immer mehr den einheimischen Arbeiter ersetzen. Nicht, weil es an derartigen Bevölkerungsklassen hier fehlte, nein, weil der Engländer solche niedrigen Dienstleistungen nicht mehr tun mag. Er ist der Herr der Erde, er will auch Gentleman im eigenen Lande sein. Alles in allem ist das englische Volksleben in seinen meisten Äußerungen gesund. Wenn wir den Hang zum Glücksspiel und die Neigung zur Trunksucht, wie sie übrigens allen nordischen Völkern gemeinsam ist, ausnehmen, sind Laster, welche das Mark der Nation bedrohen, nicht erkennbar.

8466. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 494

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
494 290. Mein Ururqrotzvater und der alle Fritz. 1. Allgemein bekannt ist wohl die Geschichte: „Der alte Fritz und der Müller von Sanssouci." Aber gänzlich unbekannt ist, glaube ich, die Geschichte, die meinem Ururgroßvater, deni Oderbruchmüller, mit dem alten Fritz Passiert ist. Und doch ist es eine wahre Begebenheit, deren Hergang sich mündlich in unserer Familie fortgeerbt hat. Unter den vielen Kolonisten, die aus dem außerpreußischen Deutsch- land dem Nus des großen Friedrich in das von ihm urbar gemachte Oder- bruch folgten, befand sich auch mein Ururgroßvater. Er muß ein leb- hafter, tatkräftiger und unternehmender Mann gewesen sein, den eine gewisse unruhige Tatenlust zu immer neuen Unternehmungen anreizte. Zunächst ließ er sich im Ober-Oderbruch im Dorfe Manschnow bei Frankfurt an der Oder nieder, wo er auf einem Sandberge die ersten drei Windmühlen, die das Oderbruch sah, erbaute. Bon diesen Windmühlen erhielt er den Namen Bruchmüller, so daß sein alter Name über diesem neuen voll- kommen in Vergessenheit geraten ist. Nur einige Jahre jedoch hielt er es in Manschnow aus. Als auch das Mittel-Oderbruch durch Dämme trocken gelegt worden war, ging er nach seiner alten Heimat, ins An- haltinische, zurück, führte von dort eine Schar Kolonisten ins Mittel- Oderbrnch und begründete dort mit ihnen in der Nähe von Wrietzen das Dorf Neurüdnitz, wofür er das erbliche Lehnschulzenamt daselbst erhielt. Kaum, daß die Kolonisten angefangen hatten, in der neuen Heimat etwas warm zu werden, da erschienen russische Agenten im Oderbruch, um im geheimen Auftrag ihrer Kaiserin, die ja bekanntlich eine anhaltinische Prinzessin war, deutsche Auswanderer nach Rußland in die Wolga- niederungen zu locken. Auch der Lehnschulz von Neurüdnitz ließ sich gewinnen. Er soll, so erzählt man sich bei uns, die Kaiserin in ihrer Jugend persönlich gekannt haben, da sie als Prinzessin bei ihren Aus- fahrten öfters in dem Gehöft seines Vaters sich ein Glas Milch hatte reichen lassen. Wegen dieser Jugendbekanntschaft soll er sich goldene Berge und hohe Ehren in Rußland versprochen haben. 2. Sei dem, wie es wolle, der Lehnschulze wollte wandern, und dem bewährten Führer schloß sich das ganze Dorf an. Überall wurde in der Stille gepackt und das Bündel geschnürt, und die eben erst eingenommene, neue Heimat sollte wieder verlassen werden. Da kam plötzlich, wenige Tage vor dem zum Aufbruch festgesetzten Termin, ein Kommando Husaren ins Dorf gesprengt, umstellte den Schulzenhof, hob meinen Ururgroßvater auf und schleppte ihn nach der Festung Spandau. Die Behörden hatten nämlich von den möglichst geheim betriebenen Wanderzurichtungen doch Wind bekommen und beschlossen, ohne viel Lärm zu machen, nur den als Führer bekannten Bruchmüller aufheben zu lassen. Der Zweck war erreicht,

8467. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 505

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
505 Rose und steckte sie ins Knopfloch. Er fragte nach dem Namen des sinnigen Spenders, dankte herzlich für den zarten Gruß, wünschte baldige Genesung und fuhr weiter. Nach langem Krankenlager genas der Hauptmann. Zum Dienst war er jedoch nicht mehr tauglich, und deshalb übertrug man ihm, als Anerkennung seiner Verdienste um das Vaterland, die Stelle eines Bezirkskommandeurs in Halber- stadt. 2. Herr von Zedtwitz hatte die Rose von Gorze, diese Schmerzens- gabe, wohl längst vergessen, und es durfte angenommen werden, daß sie auch dem König Wilhelm aus dem Gedächtnis entschwunden sei. Doch der edle Monarch hatte für verdienstvolle Männer seines Heeres und des Vaterlandes ein dankbares Herz und ein treues Gedächtnis; dies sollte auch der Hauptmann von Zedtwitz erfahren. Am 23. De- zember 1871 empfing derselbe aus dem königlichen Kabinett eine Kiste, welche ein prachtvolles Bild von zweieinhalb Fuß Breite und zwei Fuß Höhe enthielt. In dem Bilde erhebt sich ein Gedenkstein, auf dem die Worte stehn: „Gorze 19. August 1870.“ Eine schwarz- weiß-rote Fahne bedeckt diesen Gedenkstein zur Hälfte, während über die andre Hälfte die schwarz-silberne Fahnentroddel herabhängt. In der Mitte des Bildes steht ein Infanteriehelm, geschmückt mit dem eisernen Kreuze und bekränzt mit einem reichen Lorbeerkranze, an dessen Blättern Tränen glänzen. Oben an dem breiten, pracht- voll vergoldeten Rahmen schimmert eine massiv silberne Rose. Diesem sinnigen Weihnachtsgeschenke lag folgendes Schreiben von der Hand Kaiser Wilhelms bei: ,,In dankbarer Erinnerung an den Mir unver- geßlichen Augenblick, wo Sie, schwer verwundet, in Gorze am 19. August 1870 Mir eine Rose nachsandten, und Ich, Sie nicht kennend, an Ihrem Schmerzenslager vorübergefahren war, sende Ich das bei- kommende Bild, damit noch in spätern Zeiten man wisse, wie Sie in solchem Augenblicke Ihres Königs gedachten, und wie dankbar er Ihnen bleibt. ,X7.,, i n Vv llnelm Rex Weihnachten 1871. 22 1271 “ So bezeugte Kaiser Wilhelm den Helden des Vaterlandes seine königliche Treue und seinen Dank. August Wolter. 299. Die Trompete von Vionville. L Sie Haben Tod und Berderben gespien; wir Haben es nicht gelitten. Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, wir Haben sie niedergeritten.

8468. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 118

1912 - Halle a.S. : Schroedel
118 81. Der Übergang nach Klsen. (29. Juni 1864.) Ein Mitkämpfer erzählt in einem Briefe: 1. Am 28. abends halb zehn Uhr marschierten wir nach dreimaligem Hoch auf den König aus der Büffelkoppel. Um l1/2 Uhr morgens machten wir Halt dicht hinter einer am Strande gelegnen Ziegelei. Von hier aus sollten wir übergehen. .Die Pioniere und die zu ihrer Hilfeleistung befeh- ligten Schiffer waren eben damit beschäftigt, die Boote ins Wasser zu bringen; — eine mühevolle und nicht ganz geräuschlose Arbeit. Dennoch blieb am jenseitigen Ufer, welches man auf 800 Schritt in der Dämme- rung erkennen konnte, alles in geheimnisvoller Stille. Nun, — macht euch fertig! Zwei Uhr. Es kam der Befehl zum Einsteigen. Die Leute mutzten, da viele unsrer Boote auf den Kiel gebaut und die Ufer sehr flach waren, bis an den Leib ins Wasser. Ein angenehmes Morgen- bad! Die Patronen waren im Brotbeutel um den Hals gebunden. Un- geachtet aller dieser Hindernisse ging das Einsteigen rasch vonstatten ... 2. Drei Minuten nach 2 Uhr schwammen wir auf dem Alsensund. Die 5. Kompagnie und ein Teil der 6. hatten die Spitze. Unser Boot war unter den vordersten. Wenn wir nach links hinblickten, nordwärts, nach Arnkiel-Öre zu, sah es in der Morgendämmerung aus, als schwämmen Züge wilder Enten über den Sund. Alles still. Peinlichste Erwartung. Die Ruderer griffen rascher ein; da mit einem Male brach ein Donner- wetter über unsern Köpfen los. Granaten-, Kartätsch- und Gewehrfeuer begrüßten uns vom andern Ufer; Fanale brannten auf der ganzen Insel. Das 1. Bataillon vom 60. Regiment, das, vollständig aufgelöst am Rande des Satruper Holzes, von dem Augenblick an, wo wir entdeckt waren, durch Schnellfeuer unsern Übergang decken sollte, knatterte jetzt über den Sund hin; — man war von hinten kaum sicherer als von vorn. Trotz aller Gefahr das großartigste Feuerwerk, das ich all mein Lebtag gesehen habe. Hurra, vorwärts, vorwärts! waren die ununterbrochnen Rufe. Es war zauberhaft. Die Kartätschen plätscherten um einen herum, daß das Wasser hoch aufspritzte. Eine Granate schlug einen Kahn unsrer Kompagnie in Stücke; eine ganze Wand war weggerissen; im Moment gingen Boot und Mannschaften in die Tiefe. Alles schrie aus; die nächsten Boote wollten retten. „Vorwärts!" donnerte eine Kommandostimme da- zwischen. Es stand Grötzres auf dem Spiele. Drei ertranken; andre tüchtige Kerle schwammen glücklich dem Ufer zu. Hut ab vor diesen braven Musketieren! 3. Die 5. Kompagnie war die erste am Ufer. Mit Hurra ging es die steile Uferwand hinauf, auf die Schützengräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht, andre gefangen genommen. Roch andre wichen der

8469. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 120

1912 - Halle a.S. : Schroedel
120 anrücken sollte. Plötzlich nahm Bismarck sein Feldglas vom Auge und lenkte die Aufmerksamkeit der ihm zunächst Stehenden auf gewisse Linien in weiter Ferne. Alle Gläser waren dorthin gerichtet; allein man war der Ansicht, die Linien seien Ackerstücke. Nun folgte ein tiefes, banges Schweigen, bis auf einmal Bismarck wieder sein Feldglas senkte und im Tone größter Entschiedenheit ausrief: „Das sind keine Ackerfurchen, die Zwischenräume bleiben sich nicht gleich, es sind marschierende Linien!" Bismarck war der erste, der das Nahen der zweiten Armee wahrgenommen hatte. Gleichzeitig sprengte aber auch schon der schweigsame Moltke heran und brachte die Meldung: „Majestät, der Kronprinz ist da!" Und daß er da war, merkte man bald an dem heftigen Geschützfeuer, das von Chlum her eröffnet wurde. Eine Träne fiel aus König Wilhelms Augen, als er die Helme der zweiten Armee im Sonnenlichte funkeln sah. Moltkes starre Züge glätteten sich, „'s ist wirklich gerade zwei," und ein feines Lächeln umspielte seinen Mund. 3. Gegen zwei Uhr nachmittags konnte der Kronprinz mit dem Garde- korps und dem sechsten Armeekorps in die Schlacht eingreifen, um den bis dahin schwankenden Sieg an die preußischen Fahnen zu fesseln. In der Nähe von Chlum fand die erste Begegnung des Kronprinzen mit dem Prinzen. Friedrich Karl statt. Es war ein erhebender Anblick von weltgeschichtlicher Bedeutung, als die beiden prinzlichen Feldherren sich hier zum erstenmal, seit dem Abschied von Berlin, beide als ruhmgekrönte Sieger, die Hand reichen durften, während die Trümmer des geschlagnen österreichischen Heeres in wilder Flucht der Elbe zueilten, um in der Festung Königgrätz Schutz zu suchen. Den königlichen Vater traf der Kronprinz erst, als die Strahlen der sinkenden Sonne das Schlachtfeld friedlich be- leuchteten. In seinem Briefe an die Königin über den Verlauf der Schlacht schreibt der König über das Wiedersehen auf dem Schlachtfelde: „Endlich begegne ich noch spät, acht Uhr, Fritz mit seinem Stabe. Welch ein Augenblick nach allem Erlebten und am Abend dieses Tages! Ich übergab ihm selbst den Orden „Pour le mérite"; die Tränen stürzten ihm herab; denn er hatte mein Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten; also völlige Überraschung!" Tief ergriffen küßte der Kronprinz die Hand des Vaters. v. Bernhard Nogge. 83. Die Wacht am Rhein. Ss braust ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und kvogenprall: „Zum Rhein, zum Rhein, zuin deutschen Rhein, wer will des Stromes Hüter fein!" Lieb Vaterland, magst ruhig fein, fest steht und treu die bvacht am Rhein!
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