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799251. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 89

1912 - Halle a.S. : Schroedel
89 plagt, mit großen Gnaden niesen; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn' der schönsten Freud'." 4. Nur noch ein Jahr hatte er zu warten, da ward er als Pfarrer nach Lübben, mitten im Spreewalde, berufen und wirkte dort noch sieben Jahre lang. Wir wissen von diesen letzten Lebensjahren des lieben Sängers nicht viel Ausführliches. Gewiß ist, daß er auch hier dem Worte nachgelebt hat, welches er in seinem Weihnachtsliede an den Heiland richtet: „Ich will dich mit Fleiß bewahren; ich will dir leben hier, dir will ich abfahren." 5. Die Zeit der Heimfahrt kam. Seinem vierzehnjährigen Sohne hinterließ er statt vieler zeitlicher Güter ein köstliches Testament. Darin sagt er ihm unter anderm: „In deinem Leben folge nicht böser Gesellschaft, sondern dem Willen und Befehle deines Gottes. — Tue nichts Böses in der Hoffnung, es werde heimlich bleiben; denn es wird nichts so fein gesponnen, es kommt an die Sonnen. — Tue Leuten Gutes, ob sie dir es gleich nicht zu vergelten haben; denn was Menschen nicht vergelten können, das hat der Schöpfer Himmels und der Erden schon längst vergolten, da er dich ge- schaffen, da er dir seinen lieben Sohn geschenkt, und da er dich in der heiligen Taufe zu seinem Kinde angenommen hat. Summa: Bete fleißig, diene redlich und bleibe in deinem Glauben beständig, so wirst du einmal auch sterben und von dieser Welt abscheiden willig, fröhlich und seliglich. Amen!" 6. Nach und nach wurde der vielgeplagte Mann immer müder und sehnte sich immer mehr, bei seinem Heilande zu sein. Mit lauter Stimme sprach er einst in seiner Schwachheit: „Kann uns doch kein Tod nicht töten, sondern reißt unsern Geist aus viel tausend Nöten, schließt das Tor der bittern Leiden und macht Bahn, da man kann gehn zu Himmelsfreuden." Bald darauf schenkte ihm sein Herr einen sanften Tod und nahm ihn in die Himmelsfreuden auf. Anfang Juni 1676 starb er, und sein Leib liegt in der Hauptkirche zu Lübben nahe am Altare begraben. Koch. 63. Kugust Hermann Francke und seine Lüftungen. 1. Kommst du in Halle vom Bahnhof her die Franckestraße herab, dann siehst du zu deiner Linken eine hohe Mauer, die nimmer ein Ende nehmen will. Und über die Mauer hinweg ragen ebensolang hingezogne Gebäude mit vielen Stockwerken und zahllosen Fenstern. Bist du endlich an das Westende gekommen und biegst linksum, um an dem majestätischen Gebäude der Vorderfront vorüber in das Tor einzutreten, — wieder lange Häuserreihen und daran nach Süden sich schließend drei mächtige Gärten, zu deren Umwanderung man eine gute halbe Stunde braucht. Die große Häusermasse, eine kleine Stadt innerhalb der Stadt, das

799252. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 58

1912 - Halle a.S. : Schroedel
58 Nase allezeit am Jackenärmel abzuputzen, der davon einen gewissen Spiegelglanz annahm. Der sechste war Hans, der Knöpfleschwab. Seinen Zunamen hatte er sich durch die bedeutende Fertigkeit erwor- den, mit der er es verstand, ganz vortreffliche Knöpfle oder Spätzle zu kochen und — zu essen. In Bayern nennt man diese Dinger Knödel, und im übrigen Deutschland heißen sie Klöße. Zuletzt folgte der siebente; das war der Veitli aus Bopfingen, überall der Gelbsüßler genannt. Die Bopfinger nämlich sollten einmal ihrem Herzog einen Wagen voll Eier als Abgabe bringen, und weil sie gute Landeskinder waren, wollten sie recht viele Eier aufladen. Also traten sie solche mit den Füßen fest, wie man Heu einstampft, davon denn eine Eiersuppe auf dem Wagen entstand, die die Füße der guten Bopfinger gelb färbte; daher werden die Bopfinger Gelbfüßler genannt, obgleich sie es frei- lich nicht hören wollen. 4. Nun zogen die sieben Schwaben kecken Mutes dahin und nah- men, als der Abend nicht mehr fern und die Dämmerung bereits an- gebrochen war, ihren Weg über eine grüne Wiese. Da erhob sich eine Hummel ganz in ihrer Nähe von einer Blüte in die Höhe und sang, wie es Hummeln tun, in tiefem Baß ihr Abendlied. Als die sieben Helden das Gesumme und Gebrumme vernahmen, erschraken sie mächtig, und dem Algäuer drang der Angstschweiß aus allen Poren, daß er aus Leibeskräften schrie: „Horcht! horcht! Der Feind trommelt schon!" — „Ja, ich riech' schon das Pulver," rief der Jackli. Und der Algäuer ließ den Spieß fahren, nahm Reißaus und sprang mit einem Satze über den Zaun, der am Wege war. Auf der andern Seite aber lag grade ein Rechen, der seine Zähne aufwärts gekehrt hatte; und als Herr Schulz darauf stieß, fuhr der Stiel in die Höhe und gab ihm einen derben Willkommen, so daß ihm fast Hören und Sehen verging. Der Schwab meinte nicht anders, als der Feind hau' auf ihn ein, und schrie: „Gnade, ich ergebe mich!" Die andern sechs aber hatten gedacht: wo der Algäuer bleibt, da bleiben wir auch, und waren rasch nachgesprungen. Sie schrien nun ebenfalls aus Leibes- kräften um Gnade; aber der Feind wollte sie nicht ¡erhören, und gleich- wohl nahm er sie auch nicht gefangen. Da ermannten sie sich und suchten ihre Besinnung wieder; als sie aber merkten, daß gar kein Feind da war, schämten sie sich nicht wenig, und sie gaben sich das Wort und die Hand darauf, diese ihre erste Heldentat keinem Menschen weiter auf der Welt zu erzählen. Ludwig Bechstein.

799253. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 59

1912 - Halle a.S. : Schroedel
Iii. Kuder aus der Geschichte A. Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 45. Siegfrieds Schwert. \. 3ung Siegfried war ein stolzer Rnab', ging von des Vaters Burg herab, 2. wollt' rasten nicht in Vaters Haus, wollt' wandern in alle Welt hinaus. 3. Begegnet' ihm manch Ritter wert mit festem Schild und breitem Schwert. Siegfried nur einen Stecken trug; das war ihm bitter und leid genug. 5. Und als er ging im finstern Wald, kam er zu einer Schmiede bald. 6. Da sah er Eisen und Stahl genug: ein lustig Feuer Flammen schlug. 7. „<D Meister, liebster Meister mein, laß du mich deinen Gesellen sein! 8. Und lehr du mich mit Fleiß und Acht, wie man die guten Schwerter macht!" 9- Siegfried den Kammer wohl schwingen kunnt, er schlug den Amboß in den Grund; so. er schlug, daß weit der Wald erklang und alles Eisen in Stücke sprang.

799254. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 60

1912 - Halle a.S. : Schroedel
60 U. Und von der letzten Sisenstang' macht er ein Schwert so breit und lang: \2. „Nun hab' ich geschmiedet ein gutes Schwert, nun bin ich wie andre Ritter wert; \3. nun schlag' ich wie ein andrer Held die Riesen und Drachen in Wald und Feld." Ludwig llhland. 46. Karl der Große auf der Jagd. 1. Kaiser Karl der Große führte seine Gäste gern auf die Jagd; denn Weidwerk blieb ihm die liebste Erholung. Der Iagdgrund, zu dem er am häufigsten zog, war der Ardennerwald. Stattlich war der Auszug der kaiserlichen Jagd, wie ihn Angilbert, der Freund und Sänger Karls, beschreibt. 2. Wenn die erste Morgenröte auf die Berggipfel fiel, dann eilte die Schar der edlen Knaben vor das Schlafgemach des Königs und er- wartete ihn auf der untersten Stufe. In der Stadt wurde es laut; die Menge tummelte sich auf dem Platze; die Herren riefen ihren Dienern; Roß wieherte gegen Roß. Das Leibpferd des Königs wurde an die Stufen geführt; Zaum und Decke waren mit Gold geschmückt; stolz schüttelte es die Mähne und freute sich der Bergfahrt. Endlich trat Karl heraus; sein edles Haupt umschloß ein Goldreif; gewaltig war auch in der Jagd- lust seine Haltung und Gebärde. Der Schwarm umdrängte ihn; die Kna- den trugen die Iagdspieße mit spitzen Eisen, das leinene Netz mit vier- fachem Saume, sie führten die halsgesesselten Hunde. Das Stadttor öffnete sich; die Hörner tönten; lustig zogen die Klänge durch die Luft; der König fuhr mit seinem Iagdgefolge ins Freie. Länger säumte die Königin; endlich kam sie aus dem Schlafgemach, gefolgt von großer Schar. Die Locken hingen mit Purpurband durchwunden auf den hellen Hals; goldene Fransen umsäumten das dunkle Purpurgewand. An der Schulter glänzte ein kostbarer Beryll, auf der Stirn das goldene Diadem, am Halse ein Band von Edelsteinen. Die Königin bestieg ihr Roß, das feurig unter der Hand des Knaben aufbäumte, und folgte mit großer Begleitung dem Ge- mahl. Die übrige Jugend erwartete an der Tür die Kinder des Königs. Nach der Ehre ihres Alters treten sie einzeln hervor, Karl, der Älteste, das verjüngte Abbild des Vaters, dann der kriegstüchtige Pipin, der

799255. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 61

1912 - Halle a.S. : Schroedel
61 Liebling des Hofes, mit einer großen Schar der Begleiter; auch er die Schläfe mit goldnem Reife geschmückt. Mit der Schar der Edeln reiten sie in das Freie; groß ist Getön und Gedraug; laut schallen die Hörner, bellen die Hunde. Fetzt erst folgt die Reihe der Königstöchter; sie schwin- gen sich mit den Frauen ihres Gefolges auf die Rosse; sie jagen auf flüch- tigen Rossen den Männern nach in das Freie. 3. Das ganze Jagdheer ist am Waldessäume gesammelt. Die Ketten werden den Hunden abgelöst; sie stürzen in das Holz, das Wild zu suchen. Die Reiter umgeben das Dickicht; Gebell erschallt; ein Eber ist gefunden; den Hunden stürmen die Männer nach. Der Wald ertönt vom lauten Getöse. Der Eber stürzt vorwärts und hält sich auf der Höhe des Berges. Die Hunde erreichen ihn; er aber fällt sie an mit scharfem Zahn. Da sprengt der König selbst herzu, und als der Schnellste im Haufen stößt er ihm das Eisen in die borstige Brust und ruft laut dem Gefolge zu: „Gut Heil dem Tage, wie der Anfang war; wohlauf an Weidmanns Werk mit Gunst, Gesellen!" — Kaum war das Wort gesprochen, so stob der Haufe den Berg hinab, und jeder dachte der Beute; Karl aber flog allen voran, den Wurfspeer in der Hand. 4. Viel Wild ward erlegt bis zum Abend. Da teilte der König die Jagdbeute unter alle Edeln; dann ging der Zug nach der grünen Lichtung, wo ein Bach floß, Wohnsitz von vielen Vögeln, die dort hausten und badeten. Dort standen goldgeschmückte Zelte auf dem Grunde und hin und wieder die Jagdhütten der Edeln. Und Karl rüstete den Jagdgenossen ein frohes Mahl und setzte sie nach den Jahren gesellt, die würdigen Greise zusammen, die Männer bei vollen Jahren und wieder die flügge Jugend und gesondert die Jungfrauen. Er ließ den Wein auf die Tische setzen. Unterdes sank die Sonne; die Nacht stieg herauf; die Müden ruhten aus unter dem Zeltdache im grünen Walde. 5. Nicht ohne Gefahren war die Jagd im Bergwald; noch wurde der Bär und Auerochs verfolgt, und Karl selbst erlebte mit dem wilden Ge- tier Abenteuer. Einst, — es war in früheren Jahren, — verfolgte er einen Trupp Ure. Er fuhr an eins der Tiere heran und hob die Waffe, aber der Schlag mißlang; das greuliche Tier zerriß dem Könige die Strümpfe und die Bänder der Schuhe und traf mit der Spitze des Horns sein Bein. Jsambard aber, der Sohn des Warin, sprang gegen das Tier, bohrte den Speer zwischen Schulter und Hals bis in das Herz und wies das zuckende Ungeheuer dem Könige. Der König aber tat, als sähe er's nicht. Nun kamen alle und wollten zum Dienste des Königs ihre Strümpfe ausziehen; er aber hinderte sie und sprach: „So zugerichtet muß ich zu Hildegard kommen." Der König ritt zurück; er rief die Königin, zeigte ihr den zerrissenen Fuß und sprach: „Was verdient der, der mich von diesem Gegner befreit hat?" Und sie erwiderte: „Das Beste." Da er-

799256. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 62

1912 - Halle a.S. : Schroedel
62 zählte der Herr ihr alles der Reihe nach und legte ihr die ungeheuern Hörner als Zeichen hin; sie aber stöhnte und weinte und schlug sich die Brust. Und da Zsambard damals in Ungnade war und aller Würden beraubt, so warf sie sich dem Könige zu Füßen und erbat für Jsambard alles zurück, und sie selbst spendete ihm Gaben. Gustav Freytag. 47. wie Kaiser Karl Zchulvisitation hielt. tz Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind'. 3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, und wies sie mit erhobner Hand zur Linken, in die Ecke. Da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, manch ungezognes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben, ihr sollt' an mir den gnäd'gen Herrn, den güt'gen Vater haben; und ob ihr armer Leute Kind und Knechtesöhne seid, in meinem Reiche gilt der Rlann und nicht des Mannes Kleid." 5. Da blitzt' sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tadel: „Ihr Taugenichtse, bessert euch, ihr schändet euern Adel! Ihr seidnen Süppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht! Sch frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht." 6. Da sah man manches Kinderaug' in frohem Glanze'leuchten und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, wen heute Kaiser Karl belobt, und wen er ausgeschmält. 7. Und wie's der große Kaiser hielt, so soll man's allzeit halten im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: „Den j)latz nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstand!" So steht es in der Schule wohl und gut im Vaterland. Karl Gero!.

799257. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 94

1912 - Halle a.S. : Schroedel
94 noch ganz andre Leute in Schrecken; fasse Er sich, Er soll mir eine Stunde halten mit Seinen Jungen." „Wie Majestät befehlen." „Der Schul- besuch ist doch gut?" „Sehr gut, Majestät." Der König war in die Schulstube getreten; er musterte alles genau, Bänke, Tische, Geräte, Bücher; dann ließ er sich die Listen geben und sah die Schreibhefte nach. „Was bringt Er denn den Jungen bei?" — „Lesen, Schreiben, Rechnen, die Heilige Schrift, etliche Kenntnisse in der Geographie und Naturgeschichte." — „Gut, weiter ist nichts nötig. Nun leg' Er mal los." 4. Es bedurfte nicht großer Mühe, die Jungen herbeizurufen. Bald füllte sich die Schulstube mit Schülern. Sie waren alle gekommen, wie sie gingen und standen, einige mit Schürzen, wenige mit Jacken angetan, — die meisten in Hemdärmeln. Alle sahen neugierig und eifrig auf den König, der sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte und lächelnd die wohlgenährten, meist strammen Burschen betrachtete. Staunend gafften die Jungen die Uniform an, und leises Zittern überfiel sie denn doch. „Worin befehlen Majestät, daß ich prüfen soll?" fragte Wendroth. „Worin Er will, aber das Nützlichste zuerst." „Also dann? Biblische Geschichte?" „Gut," sagte der König. Die Prüfung begann; die Jungen bestanden gut. Ebenso ging das Lesen vor sich; die Schüler waren ordent- lich auf dem Posten, und der König nickte beifällig. 5. „Nun die Hauptsache fürs Leben," sagte der König, „Rechnen. Ich werde mal die Aufgabe erteilen." Die Tafeln waren schon in den Händen der Jungen, und diese standen, die Griffel bereit haltend, die Augen fest auf den König gerichtet, wie ein zum Angriff fertiges Bataillon. „Wenn ein Mensch," begann der König, „durchschnittlich jeden Tag vier Taler verdient, wieviel macht das am Ende des Jahres, also nach drei- hundertfünfundsechzig Tagen? — Wie wollt ihr das finden, durch welche Rechenart?" „Durch das Malnehmen," sagte eine Stimme. „Recht so," rief der König. „Das ist meine liebste Weise. Rechnet das also aus, und wenn ihr es ausgerechnet habt, dann zieht von der Summe zweihundertvierzig Taler. — schreibt's auf — zweihundertvierzig Taler, ab, und dann will ich wissen, was bleibt. Vorwärts!" Wendroth fürchtete, daß manche seiner Jungen schlecht bestehen würden. So leicht die Aufgabe war, so sehr er auch die vier Rechnungsarten ein- geübt hatte, die Anwesenheit des Königs machte ängstlich. Tiefe Stille trat ein, nur die Griffel quietschten auf den Tafeln; Wendroth lehnte an einem Tische, die Jungen rechneten, ohne zum Ziele zu kommen, sie waren eben ängstlich, der König beobachtete genau. Da rief eine Helle Stimme: „Ich bin fertig." Wer war es? Ha, der kleine Jochen Müller hielt die Tafel empor. „Na mal heraus," lachte der König. „Wie ist das nun? Was kommt heraus?" „Ich nshme

799258. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 96

1912 - Halle a.S. : Schroedel
96 Der König hielt: „He, Unteroffizier! Sind ihrer zwanzig, was machen wir?" 5. „Majestät, Sie bleiben in Deckung hie. Den Säbel heraus! wir schlagen sie!" 6. wie ein Wetter über die Aue bricht, jagten sie durch das graue Licht. 7. Die tapfern Sieben hieben drein — die Säbel sangen im Sonnenschein. 8. Ihrer sieben ritten aus gut Glück. Fünfe ritten nur zurück. 9- Der Unteroffizier trabt blutend heran: „Majestät, aus dem Felde kein feindlicher Mann!" \0. Da nahm der König den Hut in die Hand und sagte: „Ich danke, Herr Leutnant." Max Geißler. (Vom Dichter handschriftlich überwiesen.) 66. Die Prager Schlacht. {. Als die Preußen marschierten vor Prag, vor Prag, die schone Stadt, sie haben ein Lager geschlagen, mit Pulver und mit Blei ward's betragen, Kanonen wurden aufgeführt, Schwerin hat sie da komman- diert. 3. Drauf schickten sie einen Trom- peter hinein, ob sie Prag wollten geben ein, oder ob sie's sollten einschießen? Die Bürger ließen sich's nicht verdrießen, sie wollten die Stadt nicht geben ein, essollte und müßte geschossen sein. 2. Daraus rückte Prinz Heinrich heran wohl mit achtzigtausend Mann: „Meine ganze Armee wollt' ich drum geben, wenn mein Schwerin noch wär' am Leben!" O, ist das nicht eine große Not, Schwerin ist geschossen tot! wer hat dies Liedlein denn erdacht? Ls haben's drei Husaren ge- macht, unter Seydlitz sind sie gewesen, sind auch bei Prag selbst mit- gewesen, Viktoria, Viktoria, Viktoria, König von Preußen ist schon da! Volkslied. 67. Die Schlacht bei Roßbach. 1. Seitwärts vom Dorfe Roßbach steht das Herrenhaus. Es ist ein hohes Haus. Ringsherum geht ein Hof mit einem Zaun von Busch und Ziegelmauer. Der Schloßherr war abwesend. In diesem Schlosse über-

799259. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 66

1912 - Halle a.S. : Schroedel
66 7. Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich! Hoch des Sachsenlandes Stern!" 8. Dies rufend, knien sie vor ihm hin und huldigen ihm still und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" 9- Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie dir's gefällt!" Joh. Nepomuk Vogl. 50. Heinrichs I. Sieg über die Ungarn. 1. Es erschienen die Gesandten der Ungarn vor dem Könige und for- derten den gewohnten Zins. Aber mit Hohn wurden sie zurückgewiesen und kehrten mit leeren Händen heim. Als die Ungarn solches hörten, sammelten sie unverweilt ein großes Heer und zogen eilends nach Sachsen. Sie nahmen ihren Weg durch das Land der Dalemincier und forderten hier von ihren alten Bundesgenossen Unterstützung. Jene aber wußten wohl, daß die Ungarn nach Sachsen zögen und die Sachsen zum Kampfe wohl gerüstet seien, und warfen ihnen daher statt des Tributs einen fetten Hund hin. Da es jedoch nicht Zeit war, die Unbill zu rächen und man zu einem andern Kampfe eilen mußte, konnten die Dalemincier noch lange ihre ehemaligen Genossen unter Spott und Hohn verfolgen. Nun drangen die Ungarn so schnell als möglich in das Gebiet der Thüringer ein und durchzogen das ganze Land unter Sengen und Brennen. Hier teilten sich ihre Scharen. Ein Teil wandte sich westlich und suchte von Westen und Süden her in Sachsen einzudringen. Aber Sachsen und Thüringer scharten sich zusammen und griffen sie an. In einem Kampfe wurden die Führer des Feindes getötet und das ganze Heer, welches von Abend her einfallen wollte, nach allen Seiten auseinandergesprengt. Die einen starben vor Hunger, andere kamen im Winterfroste um, andere wurden nieder- gehauen oder gerieten in Gefangenschaft und fanden hier einen jammer- vollen Tod, wie sie es wert waren. Der andere Teil des Ungarnheeres, der im Osten zurückgeblieben war, hatte Kunde erhalten, daß eine Schwester des Königs, dem Thüringer Wido vermählt, in der Nähe eine Burg be- wohne, und daß sich hier eine große Menge von Gold und Silber befinde. Darum bestürmten sie mit solcher Heftigkeit die Burg, daß sie ihnen, wenn

799260. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 98

1912 - Halle a.S. : Schroedel
98 \. Joachim Hans von Zieten, Husaren-General, dein Feind die Stirne bieten, er tat's wohl hundertmal. Sie haben's all' erfahren, wie er die jdelze wusch mit seinen Leibhusaren, der Zieten aus dem Busch. 2. Hei, wie den Feind sie bleuten bei Lowositz und H>rag, bei Liegnitz und bei Leuthen und weiter Schlag auf Schlag. Bei Torgau, Tag der Lhre, ritt selbst der Fritz nach Haus; doch Zieten sprach: „Zch kehre erst noch mein Schlachtfeld aus!" 3. Sie kamen nie alleine, der Zieten und der Fritz; der Donner war der eine, der andre war der Blitz. Ls wies sich keiner träge, drum schlug's auch immer ein, ob warm', ob kalte Schläge, sie pflegten gut zu sein. Der Friede war geschlossen; doch Krieges Lust und Anal die alten Schlachtgenossen durchlebten's noch einmal, wie Marschall Daun gezaudert und Fritz und Zieten nie, es ward fetzt durchgeplaudert bei Tisch in Sanssouci. 5. Linst möcht' es ihm nicht schmecken, und sieh, der Zieten schlief. Lin Höfling wollt' ihn wecken; der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten! Lr hat in mancher Nacht für uns sich wach gehalten; der hat genug gewacht!" 6. Und als die Zeit erfüllet des alten Helden war, lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Zieten, der Husar: wie selber er genommen die Feinde stets im Husch, so war der Tod gekommen wie Zieten aus dem Busch. Theodor Fontane. 68. Der alte Zieten. 69. Ein Königstüort.*) Sie stiegen die Terrassen empor nach Sanssouci; sie suchten sich zu fassen und wußten doch nicht wie! Zu eng dem vollen Herzen war eines jeden Brust, doch war es nicht vor Schmerzen, es war vor Dank und Lust. 2. Jüngst hatten Feuerflammen ihr Städtlein ausgeraubt, und alle Not zusammen schlug um ihr armes Haupt. Lr hatt' es bald vernommen - was wüßt' er nicht im Land! -- und Hilfe war gekommen von seiner milden Hand. *) Als die Stadt Greiffenberg in Schlesien im Jahre 1783 abgebrannt war, gab Friedrich ansehnliche Baugelder, so daß die unglückliche Stadt schnell wieder aufgebaut werden konnte.
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